Es war ein wahres Vergnügen die junge Frau zu beobachten. Es kam Marcus sogar so vor, als wäre es für sie ein großes Abenteuer hier durch die engen Marktgassen zu schlendern und die Angebote aus aller Welt zu begutachten. Einen solch sorglosen und glücklichen Eindruck sah der junge Decimer meist nur im Gesicht seiner Schwester Flava, doch dieses Mädchen hier vor ihm hatte noch irgendetwas anderes an sich, dass er im Moment noch nicht richtig einzuordnen wusste. Als sie schließlich wie ein neugieriges Kind vor dem Geschäft des Barbiers zum stehen kam und völlig fasziniert die Vorgänge in dem Laden beobachtete musste Marcus leicht schmunzeln. Der Barbier setzte sofort sein Messer ab und machte einen weniger erfreuten Eindruck über die ständigen Gesichtsbewegungen seines Kunden. Marcus versuchte sofort wieder einen ernsten Ausdruck aufzusetzen und sich nichts anmerken zu lassen, beobachtete jedoch weiter die großen Augen der junge Frau, die allem Anschein gerade dabei waren, ihn selbst zu mustern.
Es war wohl unbewusst passiert, denn als sich ihre Blicke trafen, war ein leichter Anflug von Röte auf dem sonst makellosen und wunderschönen Gesicht der jungen Frau zu erkennen. Dann wandte sie ihren Blick vermutlich leicht beschämt ab. Hatte sie bemerkt, dass er sie die ganze Zeit über beobachtet hatte? Nun wechselte auch sein Gesicht leicht die Farbe. Es war ihm ausgesprochen peinlich, dass er dadurch eine solche Situation ausgelöst und das Mädchen damit vielleicht sogar beschämt hatte. Nervös ließ Marcus seinen Blick hinunter auf sein Gesicht wandern. War den dieser verdammte Barbier immer noch nicht fertig? Derart an dem Stuhl gefesselt blieb ihm nichts anderes über, als darauf zu hoffen, dass sie nicht einfach weiterging und in den Menschenmassen verschwand, sondern zumindest noch eine Weile in der Nähe blieb, oder sogar noch einmal zu ihm herüber sah. Der Barbier musste mit seiner Behandlung jeden Moment fertig werden und dann hätte Marcus die Gelegenheit, die junge Frau anzusprechen und sich für seine unangebrachten Blicke zu entschuldigen.