Beiträge von Marcus Decimus Flavus

    "Ich verstehe. Ich werde mich darauf vorbereiten Senator."


    Marcus lachte kurz auf und nickte dann dankend. Sie waren nur noch wenige Schritte vom Forum entfernt und vermutlich würden sich dort auch ihre Wege wieder trennen. Das Gespräch neigte sich aus Sicht den jungen Decimers ohnehin bereits dem Ende zu und so war es ihm nicht sonderlich unrecht.


    "Dann danke ich dir Senator. Sowohl mein Patron als auch ich werden sich bei passender Gelegenheit bestimmt dankbar für deine Unterstützung zeigen."


    "Du musst dich bei mir doch nicht Entschuldigen. Wenn es jemanden Peinlich sein sollte, dann ja wohl mir. Immerhin ist es mein Onkel, um den es sich handelt und ich habe ebenso nicht gewusst, dass er diese Kurse abhält. Also mach dir nichts daraus.


    Und zu einer Schale Honigwasser sag ich nicht nein. Vielen Dank."


    Marcus erwiderte ihr Lächeln und sah sie fröhlich an. Irgendwie war es schon witzig, welche Wege einem das Schicksal oft vorbestimmt. Hätte er gewusst, das sein Onkel den Kurs abhielt, wäre er gar nicht erst hier vorbei gekommen um nachzufragen und hätte dann die Gelegenheit verpasst, diese bezaubernde junge Dame kennen zu lernen. So sollte sie das auch sehen, daher sagte er es ihr auch mit einem neckischen Zwinkern.


    "Außerdem. Hätte ich gleich gewusst wo ich hin muss, dann würden wir nun wohl nicht gemeinsam hier sitzen und uns unterhalten."

    Das bezaubernde Gesicht seines Gegenübers änderte sich alle Augenblicke und es war unmöglich zu versuchen, darin etwas lesen zu können. War es nun Verwunderung, Panik oder Verlegenheit, die dieses Mädchen gerade verspürte? Marcus lächelte sie freundlich an und versuchte damit zu zeigen, dass wirklich alles in Ordnung war und sie sich keine Sorgen machen musste. Dennoch war es einfach entzückend zu beobachten. Der junge Decimer folgte ihr mit seinen Blicken, als sie einer Frau aus wich, die ihr Kind auf den Armen trug und an den beiden vorüber ging. Schließlich antwortete sie erneut und stellte ebenso klar, dass sie sich nicht gekränkt fühlte. Welch ein Glück für Marcus. Etwas anderes hätte er sich einfach nicht verzeihen können und hätte selbstverständlich auch die junge Dame um Verzeihung gebeten. Dann sah sie plötzlich an seinen Augen vorbei. Zuerst wusste Marcus nicht was los war, bis sie ihm schließlich auf einen übergebliebenen Schaumfleck hinwies.


    "Ohh. Danke!"


    Er lachte verlegen und versuchte die Stelle mit seiner Hand ausfindig zu machen, um ihn weg zu wischen.

    Sein Patron fügte zwar nichts mehr zur Rede den jungen Decimers hinzu, schenkte ihm aber ein wohlwollendes Lächeln, dass aufmerksame Beobachter als ebenso eindeutig positives Zeichen auslegen konnten. Es dauerte nicht lange, da kam auch schon die erste Frage eines Senators, den Marcus nicht kannte. Er wandte sich dem Mann zu und folgte Aufmerksam der Frage. Schließlich nickte er und versuchte eine passende Antwort zu formulieren.


    "Nun Senator. Ich habe vor kurzem den Cursus Iuris abgelegt und hege neben meinen Ambitionen für den Cursus Honorum auch großes Interesse als Anwalt vor Gericht tätig zu sein. Grundsätzlich ist es Richtig, das daher beides für mich interessant ist. Allerdings möchte ich mich vor allem in Richtung Strafrecht spezialisieren und könnte durch einen Dienst bei den Tresviri capitales bestimmt weitere wertvolle Erfahrungen in diesem Bereich sammeln."

    "Man sollte natürlich nichts ausschließen Senator. Andernfalls blockiert man sich und seine Zukunft nur selbst. Und vielleicht erreiche auch ich einmal den Zeitpunkt wie du, Meridius oder auch mein Vater, wo der Kaiser über meine zukünftigen Wege entscheiden wird. Doch bis dahin habe ich vermutlich noch genug Zeit um mich meinen eigenen Wegen zu widmen."


    Marcus lachte herzhaft und versprühte damit richtige Euphorie für die Dinge, die da kommen würden. Das Purgitius Macer sein Interesse an seiner weiteren Karriere bekundet hatte, gab ihm weiteren Auftrieb, in die richtige Richtung zu gehen.


    "Ich kann also mit deiner Unterstützung rechnen Senator?"

    Das liebevolle Lächeln des jungen Mannes wurde breiter. Seine Schwester war wohl aufgeregter über diese wundervollen Nachrichten als er selbst. Er strich ihr mit seine Hand liebevoll über den Kopf.


    "Keine Sorge Schwesterherz. Ich werde heute Nachmittag eine Toga besorgen. Einen passenden Schneider habe ich mir bereits auf den Trajansmärkten ausgewählt. Ich bin mir sicher er wird eine hervorragende Toga Candida für mich anfertigen. Ich werde vermutlich wie ein Triumphator damit aussehen, aber für meine Zwecke wird sie bestimmt perfekt sein.


    Und natürlich werde ich mich vorher von dir genauestens Begutachten lassen. Schließlich kannst du am besten beurteilen was mir steht und was nicht."


    Wenn Flava wo ein sicheres Händchen hatte, dann in Sachen Kleidung und Mode. Bereits in Britannia sah sie immer bezaubernd aus und wusste genau, wie sie ihre weiblichen Reize zur Geltung brachte, ohne es dabei zu übertreiben oder gar gegen irgendwelche Sitten zu verstoßen. Wer konnte also ein besserer Berater sein als sie.

    Zitat

    Original von Kaeso Annaeus Modestus
    Modestus nickte. Das üblichen Argumente also. Schon eher interessierten ihn die aufgezählten Senatoren. Er kannte alle der Namen, denn über den einen oder anderen Weg kannte er auch alle der Senatoren. Die Germanici waren in seinem Verein, Macer war sein Patron und auch Durus war für ihn kein Fremder. Doch interessant war, dass es fast ausschließlich Plebejer waren. Eine interessante Tatsache, wenn man genauer darüber nachdachte. Schließlich war Aelius Quarto Consul und Bruder des Kaisers.


    >Überschätze deinen Bekanntheitsgrad nach und während deiner Amtszeit als Vigintivir nicht. Du kannst dich glücklich schätzen, wenn sich die wichtigsten Männer überhaubt an deinen Namen erinnern. Doch davon abgesehen, denke ich schon, dass ich ich dich unterstützen werde. Du hast eine Chance verdient und so einem einflussreichen Mann, wie Aelius Quarto, tut man gerne einen Gefallen. Außerdem ist es ratsam, dass du dich dem einen oder anderen Verein anschließt, um verschiedene Leute kennen zu lernen. Nicht nur Beziehungen zu Senatoren sind wichtig. Zufällig bin ich der Promagister eines Vereins.<


    meinte Modestus ernst, denn er sprach aus Erfahrung. Er selbst war vor wenigen Jahren, wenn man von dem aelischen Patron und Senator als Vater, an ähnlicher Stelle gestanden. Bei dem letzten Satz musste er jedoch schmunzeln. Natürlich sah er es nicht als Vorraussetung für seine Hilfe an, dass der Decimer seinem Verein beitrat, aber ihn für die Sache zu gewinnen lag durchaus in seinem Interesse.


    Marcus war kein Narr. Er wusste, das dieses Einstiegsamt in den Cursus Honorum nicht das Konsulat bedeutete und man sich kaum in den Reihen der Hohen Herren für einen Vigintivir interessierte. Doch das die wichtigsten Männer seinen Namen kannte, wollte er nicht dem Amt oder der Wahl überlassen – dafür würde er schon selbst sorgen. Als der Senator auf die Vorzüge eines Vereins zu sprechen kam, wurde der junge Decimer hellhörig. Ein Verein? Er hatte davon gehört, aber noch nie näher damit zu tun gehabt. Es war gewiss eine interessante und so wie es sich anhörte auch durchaus empfehlenswerte Möglichkeit, sich Freunde zu machen. Er neigte sich daher interessiert nach vorne.


    "Ein Verein sagst du? Und du bist dort Promagister? Nun Senator. Um welchen Verein handelt es sich, womit beschäftigt ihr euch und wem könnte ich dort kennen lernen?"

    Der junge Mann nickte dankend, als der Senator noch einmal dezidiert seine Unterstützung zusicherte. Auch dieses Gespräch hatte sich gelohnt und Quarto hatte einmal mehr sein Geschick als politischer Stratege unter Beweis gestellt. Natürlich war es hier vermutlich ein wenig einfacher, da es sich um seinen Schwager handelte, aber nichtsdestotrotz wäre Marcus von alleine wohl nie auf die Idee gekommen diesen Senator aufzusuchen. Dazu kannte er sich in der politischen Gesellschaft viel zu wenig aus. Ein Umstand, der sich mit der Zeit hoffentlich ändern würde.


    "Natürlich Senator. Es wäre mir eine Freude. Ich danke dir für deine Unterstützung und deine Zeit, die du bereits heute für mich geopfert hast. Ich habe dir als kleine Aufmerksamkeit vier Amphoren eines erlesenen Felaner-Weins aus der Heimat meiner Gens Hispania mitgebracht und bei deinen Ianitor hinterlegt. Ich hoffe du bist ein Freund solch erlesener Tropfen."


    Sim-Off:

    natürlich auch als WISIM Angebot

    In seiner strahlend weißen und eigens für diesen Anlass gekauften Toga Candida trat Marcus vor das Plenum des römischen Senats. Er war nervös. Sehr sogar. Vor einer solchen Ansammlung an Leuten hatte er noch nie gesprochen – schon gar nicht so hochkarätiger und wichtiger Leute – und der Senatssaal war heute zum bersten gefüllt. Doch außer an einem ernsten Blick und seinen leicht verschwitzten Handflächen konnte man dem jungen Decimer nichts anmerken. Er gab sich Mühe jegliche Nervosität abzustreifen, als er seinen Namen hörte und vor trat. Zuerst wandte er sich an die beiden Consuln und nickte ihnen für Ihre Aufforderung dankend zu. Für Aelius Quarto rang er sich trotz der Anspannung ein kurzes zuversichtliches Lächeln ab. Dann trat er in die Mitte des Senatssaals und räusperte sich. Zufällig traf sein erster Blick nach vorne auf Tiberius Durus, der ihm vor wenigen Tagen zugesagt hatte, die patrizische Wählerschaft zu mobilisieren und ihm somit weitere wichtige Stimmen für diese Wahl zu sichern. Heute würde sich zeigen, ob dies auch so war. Der junge Decimer atmete tief durch und begann seine Rede.


    "Ehrenwerte Consuln, ehrenwerte Mitglieder des Senats,


    ich danke euch in aller Bescheidenheit, dass ihr mir euer Gehör schenkt und trete heute Demutsvoll vor euch, um für ein Amt bei den Vigintiviri zu kandidieren. Wie viele andere junge Männer vor mir, trete ich vor diese ehrenwerte Versammlung, um meinen ersten Schritt auf den wohl erstrebenswertesten und ehrenhaftesten aller Wege in der langen und glorreichen Geschichte Roms zu wagen.


    Ich möchte damit in meiner Familie mit einer altehrwürdigen Tradition unserer Gesellschaft fortfahren. Einer Tradition, die sich bereits über jahrhunderte quer durch alle Ordines und alle Berufsstände unseres Reiches zieht und bis heute den Weg vieler junger Männer vorbestimmt. Ob es sich dabei nun um den Sohn des einfachen Bauern im Umland von Rom handelt, für den irgendwann der Tag kommt, wo er den Hof seines Vaters übernimmt, oder um den Sohn eines geschäftstüchtigen Eques, der eines Tages den Laden seines Vaters übernimmt, den Sohn eines Centurios, der sich wie sein Vater dem Dienst im Exercitus Romanus verschreibt, oder eben auch den jungen Sohn eines Senators, der durch seine Herkunft das Recht und die Pflicht bereits in die Wiege gelegt bekommen hat, diesem Hohen Haus eines Tages als Senator zu dienen.


    Auch ich möchte diese Traditionen ehren und in die Fußstapfen meines Vaters, Marcus Decimus Livianus treten, der dieser Versammlung seit vielen Jahren als Senator dient und sein Leben dem Wohle und vor allem der Verteidigung Roms gewidmet hat."


    Der Blick des jungen Decimers, der bisher stets aufmerksam durch die Reihen der Senatoren gewandert war, hielt bei diesem letzten Satz für einen kurzen Moment auf Purgitius Macer fest, der ebenso wie sein Vater sowohl in den Reihen der Senatoren diente, als auch mehr als sein halbes Leben das römische Reich als Soldat verteidigt und Flavus seine Unterstützung bei dieser Wahl zugesagt hatte. Dann wanderten seine Augen wieder weiter und er setzte seine Rede fort.


    "Wie vielen anderen jungen Männern, vielen anderen Söhnen, ist auch mir bewusst, dass diese Fußstapfen oftmals sehr groß sind und mir auf den Weg dorthin viel Disziplin, Entbehrungen und auch Mut abverlangen werden. Doch ich bin nicht nur der Überzeugung, sondern auch entschlossen genug, diesen Weg zielstrebig zu verfolgen. Denn das ist wie vorhin erwähnt nicht nur das Recht, sondern auch eine heilige Pflicht, der ich als Angehöriger des Ordo Senatorius mit großer Freude nachkommen möchte.


    Auch wenn es sich beim Vigintivirat erst um das Einstiegsamt in den Cursus Honorum handelt, werde ich nicht minder die herausragende Möglichkeit dieser Aufgabe erkennen und das Amt mit Ernsthaftigkeit und vor allem auch mit Pflichtbewusstsein und Ergeiz antreten. Alles um letzten Endes dem Kaiser, dem Volk von Rom und auch dieser ehrenwerten Versammlung, die Richtigkeit ihrer Wahl und des in mich gesetzten Vertrauens zu beweisen. Wie in den langen Traditionen des Senats vorgesehen, möchte auch ich die Gelegenheit und das Recht des Kandidaten nutzen, einen Wunschposten zu benennen. Aufgrund meiner juristischen Kenntnisse möchte ich den Senat bitten, mich im Falle einer erfolgreichen Wahl, in den Dienst der Tresviri capitales zu stellen. Ich denke dem Volk und dem Senat in diesem Amt am besten Dienen zu können."


    Nach diesen Worten unterbrach er erneut für einen kurzen Moment seine Rede und sah kurz zu Germanicus Sedulus, von dem er in ihrem gemeinsamen Gespräch vor einigen Tagen erfahren hatte, dass er während seines Vigintivirat ebenso bei den Tresviri capitales gedient hatte. Auch dieser Senator hatte ihm bei der Gelegenheit seine Unterstützung zugesichert.


    "Ich hoffe mit großer Zuversicht, von euch ehrenwerte Senatoren, als Würdig für dieses Amt erachtet zu werden und die damit verbundene Möglichkeit zu erhalten, meinen Teil zum Wohle Roms und zum Wohle des Senats beitragen zu können. Ich danke euch."


    Der junge Mann deutete mit seinem Kopf eine demutsvolle Verbeugung an, ließ seinen Blick noch einmal durch die Runde der anwesenden Senatoren schweifen und wandte sich dann an seinen Patronus Aelius Quarto. Vielleicht wollte dieser noch die Kandidatur seines Klienten mit einigen Worten unterstützen oder aber würde den Senatoren nun die Möglichkeit geben, Marcus etwaige Fragen zu stellen.

    Das lächeln des Senators zeigte Marcus, dass er damit wohl einen weiteren Gutpunkt in diesem Gespräch gemacht hatte. Als Sedulus schließlich anmerkte, dass er selbst bei den Tresviri capitales seine Amtszeit abgedient hatte, war dies nun noch eine weitere Bestätigung für seine Vermutung. Wie es aussah, kam das Gespräch auch bereits dem Ende entgegen, da der Senator keine weiteren Fragen stellte. Er hatte dem jungen Mann zwar bereits mehr oder weniger seine Unterstützung zugesagt, doch Marcus wollte sicherheitshalber noch einmal nachfragen.


    "Also darf ich davon ausgehen, dass ich die Unterstützung von dir und deinen senatorischen Klienten und Weggefährten bei den kommenden Wahlen bekommen werde Senator?"

    "So ist es. Wenn du so willst, dann kann man durchaus sagen, dass ich in die Fußstapfen der beiden Decimer treten möchte. Allerdings hast du den Unterschied zu beiden gerade angesprochen Senator. Ich sehe mich nicht als Mann des Militärs und möchte mich daher eher auf die politische Seite des Cursus Honorum konzentrieren. Was jedoch nicht heißen soll, dass ich dem obligatorischen Tribunat negativ gegenüber stehen werde. Was ich vermeiden möchte ist, dass so wie bei meinem Vater, als auch bei Meridius, der Cursus Honorum hinter eine militärische Karriere tritt. Beide haben dem Kaiser und dem Reich als Feldherren gut gedient, aber es bisher verabsäumt die Praetur anzustreben. Für Männer mit ihrer Bekanntheit und ihrem Ruf eine nicht besonders durchdachte Strategie, wenn man mich fragt. Jedoch ist mir auch klar, dass es mir unmöglich ist jetzt schon zu sagen, was die Zukunft für mich bereithält."


    Marcus lächelte seinen Gesprächspartner freundlich an und hoffte, dass diese ehrliche Antwort erklärend war. Er wusste, dass auch Macer bis vor kurzem eher ein Militär als ein Politiker war und das auch er es bisher verabsäumt hatte, als Praetor zu kandidieren, doch warum sollte er es nicht sagen, wie es war – er wollte Politiker werden und seine Schlachten im Senat schlagen.

    Das junge Mädchen wirkte irgendwie verwirrt, was wiederum einen äußerst süßen Eindruck auf Marcus machte. Er lächelte zwar sanftmütig, ärgerte sich in diesem Moment allerdings ein wenig über sich selbst. Sie hatte seine Blicke allem Anschein nach gar nicht mitbekommen und er hatte sich nun selbst verraten. Kurz überlegte Marcus, ob er sich noch irgendwie herausreden konnte, aber dafür war es nun bereits zu spät.


    "Nun ich nehme an du entschuldigst dich dafür, dass du so interessiert zu mir herübergesehen hast…. Naja….. Es ist nicht so, als hätte ich dich nicht auch bemerkt und ein wenig bei deinen Einkäufen beobachtet."


    Das Wort angestarrt nahm er dabei mit Absicht nicht in den Mund. Zum einen wäre es unangenehm für sie, wenn ihr von einem Fremden unterstellt würde, dass sie ihn angestarrt hatte und zum anderen ließ es auch ihn nicht besonders gut dastehen, dass er fremden Frauen hinterher gaffte.


    "Und daher muss ich mich wohl auch bei dir entschuldigen. Also sagen wir, dass keiner von uns beiden gekränkt sein sollte. Ich bin es jedenfalls nicht."


    Zuerst sah Marcus verwundert auf den leeren Platz hinter dem Schreibtisch. Wo war sie denn? Sie würde doch nicht das Officium unabgeschlossen zurücklassen. Erst das Niesen lenkte seinen Blick zu einem Schrank, der in einer anderen Ecke des Raumes stand. Sein grinsen wurde breiter. Eine solch angenehme Begrüßung hatte er nicht erwartet. Die junge Scriba machte sich gerade an dem Schrank zu schaffen und streckte Marcus ihre wohlgeformten Rundungen entgegen. Ein wahrhaft netter Anblick, der für einen kurzen Moment sehr eindeutige Gedanken bei dem jungen Mann auslöste. Als sie sich schließlich zu ihm umdrehte, versuchte er diese jedoch schnell abzuschütteln und wieder auf das Niesen einzugehen.


    "Gesundheit!"


    Dann tat er wie ihm geheißen und betrat das Officium der Scriba, um auf dem angebotenen Stuhl Platz zu nehmen. Seine Blicke blieben dabei jedoch freudestrahlend an ihr haften und sein strahlten noch mehr, als sie ihm nach seinem Cursus fragte.


    "Ja ich danke dir. Das habe ich tatsächlich. Ein Scriba beim Rektor schickte mich weiter in das Officium für Rechtsfragen. Dort bin ich dann auf meinen Onkel Mattiacus getroffen. Ich wusste gar nicht, dass er den Cursus Iuris abhält. Jedenfalls habe ich den Cursus bestanden."

    Er überlegte krampfhaft an einer Entschuldigung doch ihm wollte einfach nichts auf die Schnelle einfallen. Was hätte er sagen sollen? Ich konnte meine Augen einfach nicht von deinem tollen Körper lassen, denn du siehst wahnsinnig gut aus? Es gab bestimmt Frauen die auf eine derartige Form von Komplimenten ansprachen, doch dieses Mädchen machte nicht unbedingt den Eindruck eine solche zu sein. Fast gleichzeitig mit ihr begann er daher zu sprechen


    „Es tut mir……"


    Doch verstummte bereits nach den ersten Worten, da auch sie begann sich zu entschuldigen. Zuerst sah er sie leicht verwirrt an. Sie entschuldigte sich bei ihm? Aber…. Dann verstand er was passiert war und begann herzhaft zu lachen.


    "Ich denke auch ich habe mich bei dir zu entschuldigen. Mir ging es eben nicht anders. Es tut mir also ebenso Leid."

    Marcus konnte nicht behaupten, dass er sich nicht wohl zwischen Flavas Brüsten fühlte. Sie war seine Schwester – natürlich! Aber sie war auch eine äußerst attraktive junge Frau, die in der römischen Männerwelt bestimmt noch für so manche Aufregung sorgen würde. Für ihren Bruder war natürlich auch klar – jeder der an sie rann wollte, musste zuvor an ihm vorbei. Und das konnte für die meisten nur beim Medicus oder vielleicht sogar in der städtischen Leichenhalle enden. Denn obwohl er Flava selbst anziehend fand, hütete er sie schon seit Kindheit an wie seinen Augapfel. Er erwiderte ihre kurze Umarmung diesmal nicht, sondern ließ sich einfach von ihr drücken. Gleich darauf zauberte Flavas Frage ein leicht verhöhnendes Lächeln in sein Gesicht und er zog eine Augenbraue nach oben.


    "Es ist ja nicht so, als ob man sich aussuchen könnte, was man dort anzieht Flava. Jeder Kandidat für die Wahl in den Cursus Honorum hat bei seiner Anhörung vor dem Senat die Toga Candida zu tragen. Sie hat gänzlich weiß zu sein und lässt daher nicht viel Spielraum für modische Spielereien und Schnickschnack, wie es bei euch Frauen üblich ist."

    Endlich! Der Barbier war mit seiner Arbeit fertig. Marcus hielt sich nicht lange damit auf sich im gereichten Spiegel zu betrachten sondern wischte sich mit einem ihm gereichten Tuch die Schaumreste aus dem Gesicht. Danach holte er hastig seinen Geldbeutel hervor und zählte dem Barbier die ausständigen Münzen in die Hand. Dieser bedankte sich mit einem freundlichen Lächeln und wünschte dem jungen Herrn alles Gute. Er möge bei Zeiten wieder vorbeischauen und seine Dienste in Anspruch nehmen. Marcus raunte nur ein genervtes ja und eilte aus dem Laden, als er durch diese Ablenkung das junge Mädchen aus den Augen verloren hatte. Dort wo sie eben noch gestanden hatte, war nun lediglich eine große Sänfte zu sehen, die sich ihren Weg durch die Menschenmassen bahnte.


    Verdammt! Hatte er sie wirklich verloren? Wo war sie nur hin. Suchend drehte der Decimer sich um seine eigene Achse und ließ den Blick über die restlichen Marktbesucher schweifen. Wo war sie hin verschwunden? Er hatte sie doch nur einen kurzen Augenblick aus den Augen gelassen. Langsam ging er einen Schritt zurück und wurde wieder auf die Sänfte aufmerksam, die nun dich hinter ihm war. Er hatte sie wohl tatsächlich verloren. Enttäuscht wandte er sich um und wollte bereits den Heimweg antreten, als ihm selben Moment die Sänfte vorüber gezogen war und das Mädchen direkt vor ihm zum Vorschein trat – nur zwei Schritte von ihm entfernt. Marcus starrte sie überrascht an und wusste im ersten Moment nicht was er sagen sollte. Darüber hatte er sich in der ganzen Aufregung keinerlei Gedanken gemacht.

    Wie versprochen wollte Marcus nach seinem bestandenen Test und dem Gespräch mit seinem Onkel Mattiacus bei der jungen hübschen Scriba vorbei schauen. Es hatte alles doch etwas länger gedauert, als ursprünglich geglaubt und so hoffte er, dass sie noch in ihrem Officium war. Man hörte ja schließlich immer wieder, dass Beamte und Magistrate die im öffentlichen Dienst standen, häufig nicht dieselbe Arbeitsauffassung hatte, wie der Normalrömer. Durch den Erfolg beim Cursus noch vollkommen aufgedreht, klopfte Marcus nur einmal kurz an und steckte dann sofort seinen Kopf mit einem triumphierend breiten Grinsen durch den Türspalt, nachdem er sie geöffnet hatte.


    "Ich bins wieder. Störe ich?"

    Über diese Frage hatte sich der junge Decimer bereits seine eigenen Gedanken gemacht. Er wusste, dass er eine solche Frage früher oder später beantworten musste und ging davon aus, bei seiner Kandidatur im Senat ebenso danach gefragt zu werden. Daher musste er nicht lange überlegen, um dem Senator eine passende Antwort zu geben.


    "Ich würde eine Amtszeit bei den Tresviri capitales bevorzugen. Ich denke das diese Ämter die interessantesten im 20-Männer-Kollegium sind. Dies werde ich auch bei meiner Kandidatur als Wunschposten bekannt geben."


    Nun hatte auch Marcus die Möglichkeit dem Senator eine Frage zu stellen und nutzte diese natürlich. Es konnte nie schaden wertvolle Ratschläge von jemand zu erhalten, der das Ziel des jungen Decimers bereits erreicht hatte.


    "Siehst du das ebenso Senator?"

    Marcus nickte dankend mit seinem Kopf und atmete tief ein. Er hatte allem Anschein nach also auch diesen Senator von seiner Kandidatur überzeugt und somit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Cursus Honorum geschafft. Das Gefühl, von diesem Tiberier noch einiges lernen zu können, hatte unterdessen nicht nachgelassen. Auch wenn er den eigentlichen Grund seines Kommens bereits abgehandelt hatte, wollte er die Gelegenheit dieses Gesprächs nutzen und den Senator um seinen Rat fragen.


    "Wenn du die Frage erlaubst Senator. Welchen Rat würdest du einem jungen Mann wie mir im Bezug auf die bevorstehende Kandidatur und auf den weiteren Weg durch den Cursus Honorum mit auf den Weg geben?"