Als sich die Blicke der beiden jungen Männer für einen kurzen Augenblick trafen, funkelte Marcus seinen neuen Adoptivbruder verbittert an. Die Jubelrufe, die nun durch die Basilica halten, taten ihren Rest, um den Sohn des Senators zur Gänze zu verärgern. Wie er diesen Serapio hasste. Er hätte es sein müssen, der im Mittelpunkt der Familie stehen sollte. Er war der leibliche Sohn des Alten. Ihn allein sollte man fördern und nur er sollte von der gesellschaftlichen Stellung des Senators profitieren können. Irgendwann würde der Tag kommen, wo er sich für alles revanchieren konnte. Das schwor er sich, während Serapio den Alten umarmte. Marcus wollte von all dem nichts mehr sehen und verließ ebenso unauffällig wie er gekommen war die Halle der Basilica.
Beiträge von Marcus Decimus Flavus
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In der Zwischenzeit hatte sich der junge Decimer an der Waschschale, die in der Ecke seines Raumes stand, frisch gemacht und gewaschen. Im selben Moment als er zu einem, von den Sklaven vorbereiteten Tuch griff, klopfte es an der Türe und er schrak erneut ein wenig auf, da es nicht gerade ein zaghaftes Klopfen war.
Was war denn jetzt schon wieder? Leicht verärgert griff Marcus erneut zur Tunika, die er erst vorhin auf den Boden geworfen hatte und wickelte sie sich um die Hüfte. Wenn das nun ein Sklave war, dann konnte dieser was erleben, dachte er noch, während er zur Türe stapfte. Mit einer Hand hielt er die Tunika zusammen, mit der anderen öffnete er Schwungvoll die Türe.
"Was ist denn?"
Seine unfreundliche Frage blieb ihm fast im Hals stecken, als er eine fremde junge Frau erblickte, die vor seinem Cubiculum stand. Erschrocken musterte er die Fremde einen kurzen Moment, ehe er sich seiner Unhöflichkeit bewusst wurde und sich sofort entschuldigen wollte.
"Ohh…. Ähm…. Verzeihung. Ich war gerade dabei….. ähm….. Was kann ich für dich tun?"
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Leicht erschrocken drehte Marcus seinen Kopf zur Türe, die jedoch nach wie vor geschlossen schien. Doch er war sich sicher, dass er sich das Geräusch der ins Schloss fallenden Türe nicht eingebildet hatte. Hastig griff der Decimus nach einer Tunika und wickelte sie halbherzig um seine Hüfte. Dann schritt er zur Türe und riss sie auf. Nichts?! Er streckte seinen Kopf hinaus und sah zuerst links, dann rechts den Gang entlang. Auch nichts. Hatte er sich das Geräusch wirklich nur eingebildet? Verwundert zuckte er mit den Achseln, sah noch einmal nach Links und nach Rechts und verschwand dann wieder in sein Zimmer, um sich weiter umzuziehen.
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Hinter der Türe, nahe seinem Bett, stand Marcus, der eben erst von seinem Dienst bei der Cohortes Urbanae Heim gekommen war und sich in aller Ruhe umzog. Er machte einen Müden und geschafften Eindruck und war froh, endlich der Hitze Roms entflohen und in seinem halbwegs kühlen Zimmer zu sein. Sein Tribunat erwies sich bisher als anstrengender, wie er es sich erwartet hatte. Der Praefectus Urbi hatte wohl etwas gegen Stabsoffiziere, die ihre meiste Zeit in den kühlen Büros der Castra verbrachten und ließ daher keine Gelegenheit aus, den jungen Decimer mit den durch Rom marschierenden Patrouillen mitzuschicken.
Marcus hatte der Türe gerade seinen Rücken zugewandt und präsentierte der Iunia, ohne es zu wissen, seinen blanken Hintern. Seine Rüstung und die Soldatentunika hatte er bereits zuvor abgelegt und sein Lendenschurz war wohl im gleichen Augenblick zu Boden gefallen, als Narcissa durch den Türspalt gelugt hatte.
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Senator Sedulus waren sie erstmal wieder los, als der Alte ihn erneut zu sich rief. Nun war er wieder mit Calvena alleine, die immer noch ihren Arm bei ihm eingehackt hatte und mit ihren Blicken die Geschehnisse vor dem Altar verfolgte. Die beiden blieben wieder etwas abseits hinter der germanischen Klientenschaft stehen, jedoch mit einigermaßen guter Sicht auf den Tempel.
"Dort haben sie schon das Opfertier vorbereitet, siehst du."
Mit einer Kopfbewegung, deutete der junge Decimus in die Richtung der Ziege, die vielleicht in Vorahnung bereits lauthals gegen ihr Schicksal protestierte. Die Herrn Senatoren schienen sich jedoch noch uneins zu sein, wie es nun weiterging, was wieder eine kleine Pause in den Ablauf brachte. Marcus wollte die Zeit nicht ungenutzt lassen und wandte sich der jungen Germanica zu.
"Du scheinst dich mit Senator Sedulus gut zu verstehen."
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Etwas verlegen trottete Marcus neben Calvena und Senator Sedulus her und nickte lediglich bejahend, als der Senator feststellte, dass die beiden sich von den Wahlen im Cursus Honorum und der Germanitas eher flüchtig kannten. Musste der Senator ausgerechnet jetzt zu ihnen stoßen, wo es recht gut gelaufen war? Was sich der Germanicer nun denken würde? Vorallem wo die junge Germanica ihren Arm bei Marcus eingehackt hatte. Naja. Marcus hoffte, dass er nicht all zu großes Aufsehen daraus machte und war froh, dass der Umzug sein Ziel bald erreichen würde und er dann hoffentlich wieder allein mit Calvena sein konnte. Bis dahin hielt er sich zurück und lauschte nur mit einem Ohr dem Gespräch zwischen Calvena und ihrem Verwandten.
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Welch illustres Schauspiel sich dem Zuseher hier bot. Nahe beim Eingang, abseits der Familie und der Klientenschaft, stand Marcus an eine Säule gelehnt und beobachtete das Spektakel aus sicherer Entfernung. Der Alte verstand es hier in seinem derzeitigen Reich groß aufzutrumpfen und auch Serapio spielte brav mit. Warum er diesen Möchtegernhelden zu seinem Sohn gemacht hatte, obwohl er bereits Vater zweier leiblicher Kinder war, konnte der junge Decimer immer noch nicht nachvollziehen. Vor allem hatte er nichts gesagt, nichts abgesprochen sondern Marcus einfach vor vollendete Tatsachen gestellt. Ihm kam das Kotzen, wenn er daran dachte, dass dieser obergescheite und selbstherrliche Serapio nun sein Bruder war – auch wenn nur adoptiert.
Doch es war die Entscheidung des Alten und Marcus hatte zu seinem Bedauern keinerlei Einfluss darauf. Ach was – sollten die beiden doch machen was sie wollten. Er ging ohnehin seinen Weg und es war ihm im Grund genommen egal ob der Senator Serapio nun adoptieren oder heiraten wollte. Abfällig schüttelte er den Kopf und beobachtete weiter, wie die beiden Hauptprotagonisten dieser Aufführung um die Wette strahlten, während die Anwesenden bereits damit begannen in Freudentaumel auszubrechen.
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Original von Tiberius Decimus Crassus
"Und du bist...?", begrüßte Tiberius seinen Verwandten etwas unhöflich. Immerhin besaß dieser die Unhöflichkeit mitten im Gespräch hineinzuplatzen und ihn dann nicht einmal mehr anzuschauen. Gespannt wartete Crassus auf eine Antwort des Flavus, natürlich mit der Ambition ihn möglichst schnell wieder loszuwerden."Ich bin Flavus, Marcus Decimus Flavus, der Sohn des Senators."
Er antwortete zwar auf die Frage seines Verwandten, richtete seinen Blick dabei aber ausschließlich auf die junge hübsche Frau. Mit seiner Hand deutete er auf den Alten, der gerade mit dem anderen Mann hinter einer Hecke verschwunden war.
"Und mit wem habe ich das Vergnügen?"
Ein Lächeln und eine angedeutete Verbeugung folgten - wieder in Richtung der jungen Dame. Schließlich wollte er den Eindruck eines wohlerzogenen Senatorensohnes machen.
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Original von Germanica Calvena
Auch sie warf einen kurzen Blick in Richtung ihres Onkel und der übrigen Anwesenden. Noch waren diese in andere Gespräche vertieft, als das sie wirklich aufbrechen würden.
Als sie sich dann ihrem Gesprächspartner zuwandte musterte dieser sie mit einem prüfenden Blick und einer ernsten Miene. IM ersten Moment dachte sie, sie hätte etwas falsches gesagt, aber als sie dnan ein schlemischen Funkeln in seinen Augen erblickte, wurde ihr bewusst, dass er ihr kurz etwas vorspielen wollte.Ein geheimnisvolles Lächeln umspielte ihre Lippen. "Ich fürchte... das muss ein Geheimnis bleiben!" meinte sie mit Unschuldsmiene. "Aber ich versichere dir, dass ich nicht vor habe gegen das Gesetz zu verstoßen!" fügte sie enrst zu. Immer mehr zuckten seine Mundwinkel während imme rnoch versuchte sie streng zu betrachten. Wirklich überzeugend war er jedoch nicht.
Nun konnte Marcus nicht mehr an sich halten und begann breit zu grinsen. Diese junge Germanica hatte etwas Bezauberndes an sich und sie hatte Humor. Zwei sehr anziehende Eigenschaften. Gerade als der junge Decimer etwas erwidern konnte, schien es weiter zu gehen. Onkel Mattiacus führte die ganze Prozession vom Forum weg, vermutlich zu einem der zahlreichen Tempel. Welchen Gott man ausgewählt hatte, um diesen ein Opfer darzubringen, entzog sich der Kenntnis des jungen Mannes und eigentlich interessierte es ihn auch nicht wirklich. Viel interessanter war im Moment Calvena und er dachte keinen Moment daran sich wieder zurück zu den Anhängern des Alten einzureihen. Stattdessen blieb er bei der jungen Frau und streckte ihr seinen Arm entgegen. Es zeigte von Anstand und Erziehung diesen einer Dame anzubieten und ihr so ein Einhängen zu ermöglichen."Es scheint weiter zu gehen. Wollen wir?"
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Nun klärte sich auch auf, warum Clara die ganze Zeit so wartend in Richtung der Büsche sah. Marcus war im ersten Moment zwar irritiert, hielt dann jedoch ebenfalls angestrengt Ausschau nach einer Sklavin samt kleinem Hund. Es blieb dem jungen Decimer wohl nichts anderes über, als nun selbst in den Busch zu kriechen und nach den Beiden zu suchen. Clara nun hier so stehen zu lassen, wäre wohl alles andere als nett gewesen.
"Also gut. Kommst du mit?" fragte er lachend. Irgendwie war es zu komisch, diese ganze Situation. Vorsichtig drückte er einen Ast beiseite, der einen engen Weg frei gab. -
"Ich danke dir."
Nach Brundisium? Warum gerade Brundisium? Clara bekam anscheinend mit, dass Marcus sie einen Moment lang anstarrte und sah an sich hinunter. Sofort ließ der junge Decimer seinen Blick wieder nach oben schweifen. Doch zu spät. Sie fragte, warum er sie ansah.
"Ach nichts, nichts. Tut mir leid."
Er setzte schnell ein Lächeln auf und versuchte das Gespräch wieder in Gang zu bringen bzw. dem Fauxpas zu entgehen. Doch was sagen? Er dachte kurz nach. Genau!
"Ich habe nur gerade überlegt…… mein Vater sucht einen Scriba. Vielleicht könnte ich dich ihm vorstellen. Es ist eine sehr gut bezahlte Stelle. Also wenn du Interesse hast."
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Auch Marcus würde es freuen – und wie! Ihr sanftes Lächeln zog seinen Blick wieder für einen kurzen Augeblick auf ihre vollen Lippen. Auf ihre Aussage, dass er Karriere machen wollte, ging er gar nicht mehr ein. Sie war im selben Moment vergessen, indem sie von Freundschaft schließen sprach und das es sie freuen würde, ihn kennen zu lernen. Diesen Wunsch wollte er ihr nur all zu gerne erfüllen. Sie durfte alles an ihm kennen lernen, wenn sie das wollte. Doch soweit war es noch nicht. Zuerst musste er diese lahme Zeremonie überstehen und danach konnte man sich verabreden. Wieder blickte er kurz nach vorne, um nachzusehen, ob es endlich weiterging. Doch bisher machte keiner der beiden Hauptakteure den Anschein, als wolle er als Erster in Richtung des Tempels aufbrechen. Marcus war es nur recht und so widmete er sich wieder ganz der jungen Germanica. Er setzte von einem Moment auf den anderen eine ziemlich schlecht gespielte ernste Mine auf.
"Nun, bevor wir Freundschaft schließen können, muss ich jedoch vorher wissen, warum du nicht so harmlos bist, wie es den Anschein hat? Es wird doch nichts Bedrohliches sein? Schließlich bin ich für die Sicherheit Roms und seiner Bürger verantwortlich und es wäre schade, wenn ich dich irgendwann verhaften müsste."
Er versuchte ein Grinsen so gut es ging zurück zu halten.
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Das sie ihn als Soldat bezeichnete, amüsierte Marcus mehr als alles andere. Wenn sie wüsste. Eigentlich hasste er diesen ganzen Aufzug und vor allem das Militär. Den einzigen Vorteil den er darin sah diese Rüstung zu tragen lag darin, dass sie hin und wieder anziehend auf Frauen wirkte. Und der Alte? Der war der Wahre Soldat. Feldherr, Statthalter, seit Jugend an im Dienste der Armee. Marcus konnte kotzen wenn er daran dachte. Doch diese Gedanken waren nur von kurzer Dauer und nach wie vor hinter einem liebenvollen Lächeln verborgen.
"Oh! Ich interessiere mich für Politik, sonst hätte ich nicht das Vigintivirat hinter mich gebracht und würde nun das senatorische Tribunat abdienen, um danach vielleicht als Quaestor kandidieren zu können, aber ich bin eben der Meinung, dass Politik im Senat stattfinden muss. Da sollte eigentlich keine Zeit für solche Zwistigkeiten bleiben."
Irgendwie war sie nicht nur hübsch, sondern irgendwie auch süß, wie sie hier stand und versuchte zu politisieren und ihm die positiven Auswirkungen dieses Theaters verständlich zu machen. Man merkte, dass sie bestimmt eine gute Erziehung genossen hatte. Sie war intelligent – ganz nach dem Geschmack des jungen Decimers. Dumme Mädchen waren an jeder Ecke zu haben und es dauerte nicht sonderliche lange, sie um den Finger zu wickeln. Marcus ließ sich nur dazu herab, wenn sie wirklich eine unvergleichbare Schönheit war oder mit anderen wohlgeformten weiblichen Vorzügen glänzen konnte. Marcus versuchte ihren letzten Satz zu nutzen um das Thema wieder in eine andere Richtung zu lenken. Er wollte doch viel lieber über Calvena sprechen, als über Politik oder gar den Alten.
"Stimmt. Ich kenne dich nicht. Da hast du wohl leider Recht……. aber ich hoffe, dass wir das ändern können und ich mich dabei nicht vor dir fürchten muss."
Er schenkte Calvena ein verführerisches Lächeln und zwinkerte ihr zu.
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Marcus nickte lächelnd und dachte daran, dass er bestimmt nichts dagegen einzuwenden hatte auf den Weg zum Tempel eine Freundin von ihr zu treffen, vor allem wenn diese so jung und hübsch war wie Calvena war. Als sie sprach hing er fast auf ihren wohlgeformten Lippen. Langsam schob er dabei einen Daumen durch den Schulterriemen seiner Rüstung und ließ seine Hand bequem von dort herunterhängen. Diese weibliche Neugierde, die Calvena ansprach… ja, die kannte Marcus bereits und war bisher immer äußerst positiv davon angetan gewesen.
"Um ehrlich zu sein. Für mich ist das hier nicht wirklich von essentieller Bedeutung….."
Er Lächeln wurde zu einem breiten spitzbübischen Grinsen.
"Es bedeutet bestimmt dem A….. meinem Vater jede Menge, aber ich finde es eher erniedrigend. Sowohl für deinen Onkel als auch für meinen Vater, dass sie diesen Zwist hier in aller Öffentlichkeit breittreten müssen. Da nutze ich die Gelegenheit doch viel lieber zu einer angenehmen Unterhaltung mit einer jungen hübschen Frau.
Das zeigt mir, dass ihr Germanicer doch nicht so schlimm seit wie ich dachte…" witzelte der junge Decimer. Das er Sedulus bereits persönlich kennen gelernt hatte, ließ er dabei außen vor.
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"Da hast du nicht sonderlich viel verpasst. Hier siehst du ja nun das beste Beispiel, womit Senatoren ihre Zeit verplempern. Eine junge Frau wie du sollte sich darüber nicht den Kopf zerbrechen. Andererseits hätte ich dich ohne deine politische Neugierde wohl auch nicht kennen gelernt."
Ein kurzer Blick nach Vorne, um sicher zu gehen, dass weder der strafende Blick des Alten, noch der von Senator Sedulus das junge Paar traf und danach wieder zurück zu Calvena. Bei dieser Gelegenheit musterte sie der junge Decimer auch noch einmal kurz aus dieser Distanz und schwelgte dabei kurz in Gedanken daran, was Calvena einem Mann wohl alles zu bieten hatte.
"Nun werden wir wohl noch kurz einen Abstecher in den Tempelbezirk machen, und dann ist diese ganze Theatervorstellung auch schon wieder vorbei. Wirst du dem Opfer ebenfalls noch beiwohnen?"
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Also doch eine Germanica und noch dazu die Nichte von Sedulus. Da hatte Marcus wohl wieder in Volle gegriffen. Doch er ließ sich dadurch nicht beirren und vor allem ließ er sich nichts anmerken. Seine strahlenden Augen sahen nach wie vor freundlich zu Calvena. Sedulus wusste zudem anscheinend nicht einmal das sie hier war, was auch erklärte, warum sie sich als einzige Frau zwischen den Klienten aufhielt. Marcus wollte ihre Besorgnis gleich zerstreuen.
"Warum sollte es ihm nicht recht sein? Es ist doch bestimmt kein Nachteil für den Senator, dass man sieht, welche hübschen jungen Frauen es in der Gens Germanica gibt. Außerdem ist bei solchen Anlässen auch immer wichtig zu sehen, dass die Familie hinter einem steht. Aus diesem Grund bin auch ich hier."
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Nun, wo er sie direkt vor sich hatte und auch ihr Gesicht aus der Nähe betrachten konnte, trat ein breites Grinsen in sein Gesicht. Ihm entging nicht die Röte, die bei der fast erschrocken wirkenden Begrüßung auf die zarte Haut ihrer Wangen trat. Nun war es an ihm sich vorzustellen und vor allem herauszufinden, wen er hier vor sich hatte. Vielleicht war sie ja die Tochter eines Klienten oder eines treuen Anhänger der Germanicer. Ein Familienmitglied würde wohl weiter bei Sedulus stehen. Daher schloss er diese Vermutung einmal aus.
"Ich bin Decimus Flavus….. ich gehöre zu…. naja….. zur Gegenpartei, wenn man das so nennen möchte. Mein Vater ist der A……. Decimus Livianus.
Es freut mich dich kennen zu lernen."
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Aber Hallo! Wer war den das? Als Marcus wieder gelangweilt in die Richtung der germanicaischen Angehörigen blickte, sah er zwischen den Togen und Tuniken plötzlich eine weibliche Silhouette hervorblitzen. Gespannt verfolgte er den Schatten, der sich nach wenigen Schritten eindeutig als Frauengestalt ausmachen ließ. Schließlich kam eine junge und vor allem hübsche Frau zum Vorschein, die sich anscheinend eben erst unter Sedulus Klienten gemischt hatte. Andernfalls hätte Marcus sie bestimmt schon früher entdeckt.
Nun wo der erste offizielle Teil beendet war und alles darauf wartete, dass man den Weg in Richtung Tempelbezirk fortsetzte, mischten sich auch teilweise die beiden Gruppen untereinander. Manche kannten sich ja bereits und nutzten diese kurze Pause zu einem kurzen Gespräch. Auch der junge Decimus wollte diese Chance nutzen und schritt unauffällig am Rand der Sedulusanhänger entlang, bis er in unmittelbarer Nähe der jungen Frau stand. Aus der nähe wirkte sie noch entzückender und liebreizender als aus der Entfernung. Ein kurzer Blick nach vorne verriet Marcus, dass es immer noch nicht weiterging. Also jetzt oder nie. Er setzte ein Lächeln auf und sprach die junge Frau von hinten an.
"Salve!"
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Marcus kam, wie es gleich auf den ersten Blick den Anschein hatte, zu spät. Ohne groß aufzufallen, soweit dies in seiner Tribunenrüstung möglich war, mischte er sich unter die restlichen Klienten des alten. Die Entschuldigung hatte er wohl verpasst, was ihm nicht sonderlich störte. Schlimm genug, dass er nun auch noch in den Tempel mit musste, doch wurde in der Casa klar gestellt, dass der große Senator die Anwesenheit des engsten Familienkreises erwartete. Um Streit mit dem Alten zu vermeiden entschied sich Marcus schließlich doch zu kommen.
Hier war er nun und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Neben dem Alten stand Germanicus Sedulus, der ihn im Senat zugesetzt und beleidigt hatte. Marcus kannte den Senator noch von seiner Kandidatur als Vigintivir und als Pro Magister der Germanitas Quadrivii, der auch der junge Decimer angehörte. Eine Schande war das hier. Eigentlich sollte man diesen Mann seinen Dank aussprechen oder ihn beglückwünschen, stattdessen musste sich der Arme hier in aller Öffentlichkeit entschuldigen. Doch es bewies Marcus auch, das man sich mit dem Alten besser nicht anlegte. Dann sah er auch Mattiacus, der das ganze eingefädelt hatte und auch Serapio. War doch klar, dass dieser kleine Schleimer am Rockzipfel des Alten hing und sich hier wieder beliebt machen wollte. Marcus schüttelte den Kopf.
Alle anderen waren ihm weitestgehend unbekannt und hübsche junge Frauen gab es auch nicht zu sehen. Gestohlene Zeit war das hier! Mehr nicht.
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Marcus war eben von seinem Dienst bei der Cohortes Urbanae heimgekommen und unterwegs zu seinem Cubiculum, als er im Garten Stimmen hörte. Neugierig steckte er seinen Kopf nach draußen und sah mehrere Personen. Den Alten, der sich ein wenig abseits mit einem anderen Mann unterhielt und seinen Verwandten Crassus, den er zwar vom sehen her kannte, aber bisher noch kein Wort mit ihm gewechselt hatte und…….. eine junges hübsches Mädchen, dass neben Crassus auf der Bank saß und sich angeregt mit ihm unterhielt. Marcus hielt für einen Moment den Atem an. Sie war bezaubernd, atemberaubend und viel genau in Marcus Beuteschema. Er musste sie einfach kennen lernen. Crassus würde er schon irgendwie loswerden. Der junge Decimer sah noch einmal an sich hinunter, zupfte seine Rüstung zurecht und Schritt dann stolzen Schrittes hinaus in den Garten, direkt auf das junge Paar zu. Seine nicht gerade leisen genagelten Caligulae erregten dabei vermutlich sofort die Aufmerksamkeit aller Anwesenden.
"Salvete!"
Ein breites und freundliches Grinsen, dass schon fast zu seinem Markenzeichen gehörte, trat in sein Gesicht, als er die junge Frau mit seinen blauen Augen anstrahlte. Auch wenn die Begrüßung beiden galt, so ignorierte er Crassus dabei vollständig und würdigte ihn keines Blickes. Seine Aufmerksamkeit galt ganz alleine dem Mädchen.