Beiträge von Marcus Decimus Flavus

    Wenn Marcus eines hasste, dann wenn jemand nicht den nötigen Respekt zeigte. Vor allem, wenn es sich dabei um einen Sklaven oder einen Peregrinus handelte. Warum bei allen Göttern war der Alte auf die Idee gekommen einen Peregrinus anzustellen? Ach. Eigentlich vollkommen egal. Er hatte Hunger. Nun verschränkte auch er seine Arme vor der Brust und sah die Scriba überheblich an.


    "Und bist du als Scriba meines Vaters auch für das Essen verantwortlich oder warum hältst du sonst die Sklaven von ihrer Arbeit ab?"


    Sein kühler Blick traf dabei auch die Sklavin hinter Alaina, die er bereits kannte und die auch ihn ausgesprochen gut kannte. Ein hübsches Ding, dass er sich bereits einmal vor längerer Zeit in sein Zimmer kommen ließ. Dann fixierte er jedoch wieder die Scriba.

    Da Marcus mit keinem Widerwort gerechnet hatte, konnte er seine Verwunderung im ersten Moment nicht verbergen. Er hörte der jungen Frau aufmerksam zu und musterte sie dabei. Keine neue Sklavin also. Zu schade. Man hätte noch viel mit ihr anfangen können. Das es sich bei ihr jedoch um die neue Scriba das Alten handelte, verwunderte den jungen Decimer umso mehr. Warum hatte sich der große Senator ausgerechnet eine Frau als seine Scriba eingestellt? Nunja. Man brauchte sie nur anzusehen, dann wurde einem das weitaus klarer. Doch der Alte? Nein. So war er nicht. Doch warum dann?


    Mit einem abfälligen Blick betrachtete er noch einmal die Scriba, deren Stimme ein wenig provokant war. Zu provokant für den Geschmack des jungen Decimus – vor allem für eine Untergebene seines Vaters.


    "So ist es. Und du? Alaina? Eine Perigrini?"

    Sein Eindruck von vorhin hatte sich nicht geändert. Die Iunia war tatsächlich eine ausgesprochen hübsche und anziehende junge Frau. Ihr Anspielung, dass sie warten wollte, um ihn zu heiraten, nahm er als Scherz auf – so wie es vermutlich auch gemeint war – und schmunzelte. Nein. Der Alte würde ihm bestimmt nicht einen solchen Gefallen machen und dieses bezaubernde Wesen zu seiner Frau machen. Vermutlich hatte er in solchen Angelegenheiten eher Serapio im Auge, der gerade hoch in der Gunst des Senators stand. Er antwortete daher nicht auf die Anspielung. Doch die Zeit würde er sich liebend gern mit dieser jungen Frau vertreiben, wenn sie ihn schon so herzallerliebst darauf einlud. Er nickte daher.


    "Ich bin dabei. Wie kann ich dir dabei helfen die Zeit zu vertreiben? Einem schlimmen Mädchen wie dir fällt da bestimmt etwas Gutes ein."


    Sein lächeln wurde verschmitzter, seine Augen zogen sich dabei etwas zusammen und die Lachgrübchen an seinen Backen traten deutlich hervor.

    Die genagelten Militärstiefel klackten über den Marmorboden der Casa Decima, als Marcus, der eben von seinem Dienst heimgekommen war, in Richtung Küche marschierte. Der Tag war anstrengend gewesen und er freute sich bereits auf ein wenig Erholung und auf etwas Schmackhaftes zu Essen. Der Hunger ließ ihn heute jedoch nicht darauf warten, dass ein Sklave zu ihm kam, sondern er begab sich heute selbst in die Küche, in der man ihn sonst äußerst selten zu Gesicht bekam. Die Türe flog schwungvoll auf, und Marcus schritt auf die erste Sklavin zu, die ihn unter die Augen kam. Eine Rothaarige, die anscheinend gerade tratschte, statt sich um die Küchenarbeit zu kümmern.


    "Hey du, Sklavin! Ich habe Hunger!"

    Nun war es endlich der junge Decimer, der etwas mehr über die neue Mitbewohnerin erfuhr und dabei auch gleich einiges Interessantes. Während sie sprach, war er bei seinem Bett angekommen und fing nun endlich damit an, sich seinen Lendenschurz umzubinden und zu verknoten. Kaum hatte er diesen Vorgang beendet, wandte er sich zu ihr und sah sie zum ersten Mal direkt an. Seine tiefen blauen Augen musterten dabei zuerst von oben bis unten ihren Körper und fixierten schließlich ihre Augen. Er lächelte breit.


    "Dann bin ich schon gespannt, welchen senatorischen Bürokratenarsch aus edlem Geschlecht der Alte für dich auswählen wird. Hier in Rom laufen genügend davon herum."


    Zum ersten Mal seit seiner Ankunft in Rom, verwendete Marcus diese Anrede für seinen Vater vollkommen unverblümt vor jemand anderen. Irgendwie war da etwas an Narcissa, dass ihm gefiel und das er anziehend fand. Sie hatte…… Sie hatte irgendwie eine gewisse Ähnlichkeit mit ihm selbst und anscheinend verachtete sie Männer wie den Alten ebenso, wie Marcus es tat. Das verriet zumindest teilweise ihre kurze Geschichte. Dann griff er zu seiner Tunika, die ordentlich zusammengelegt auf seinem Bett lag und streifte sie über. Sein kurzer Nacktauftritt vor Narcissa war damit vorüber und er tat immer noch, als wäre nie etwas geschehen.


    "Und bis dahin wohnst du hier in unserer Casa?"

    Marcus war bei weitem kein Zuchthängst oder Nubier, von denen Mann oft hörte, dass sie über ziemlich große Geschlechtsmerkmale verfügten, aber für einen römischen Mann auch nicht schlecht bestückt. Bisher hatte sich zumindest keine Frau beschwert und so bot er Narcissa, sofern es ihr Blickwinkel erlaubte, trotz eines unerigierten Zustands, durchaus einen spannenden Ausblick. Ihre Reaktion konnte er jedoch nur erahnen, da er nach wie vor nicht in ihre Richtung sah. Doch eigentlich war es ihm auch ziemlich egal, was sie sich gerade dachte oder wohin sie starrte. Die Anspielung mit dem schlimmen Mädchen, nahm er dabei mit einem leichten Lächeln zur Kenntnis.


    "Es ist nicht der spannendste Posten den man in Rom bekommen kann, aber für den Moment bin ich zufrieden. Ich habe mein Vigintivirat im Cursus Honorum letztes Jahr hinter mich gebracht und das ist mein senatorisches Tribunat, dass ich abzuleisten habe, bevor ich als Quaestor kandidieren darf.


    Du bist ein schlimmes Mädchen sagst du? Wieso hat man eine solche Meinung von dir?"

    Nun wo Marcus seinen Lendenschutz ausgerollt hatte, viel ihm auf, dass die Sklaven seine restliche Kleidung, also seine Tunika und die Sandalen wo anders hingelegt hatten. Natürlich, er hatte sie vorhin auf seinem Bett gesehen, dass auf der anderen Seite des Raumes stand. Wo sich Narcissa aufhielt, konnte er anhand ihrer Stimme gut ausmachen. Sie stand an einer Position, vor der aus sie wunderbar den Raum überblicken konnte. Marcus wusste, dass er einen gutgebauten und trainierten Körper hatte, für den er sich alles andere als schämen musste und er wusste diesen auch, ähnlich einer Frau, einzusetzen, wenn es ihm Gelegen kam.


    "Tja. Er hat gerne alles unter Kontrolle, wenn du verstehst…… daher ist dieses Verbot auch nicht verwunderlich. Aber keine Sorge. Ich bin mir sicher das du ihn recht schnell um den Finger wickeln wirst. Er ist sehr…… nachgibig, wenn man es richtig anstellt."


    Der junge Decimer strahlte immer noch vollkommene Ruhe aus und sprach fast völlig gleichgültig und monoton über den Alten. Das Narcissa ebenso eine eher abwertende Bemerkung über den Senator gemacht hatte, ließ ihm auch etwas mehr aus sich herauskommen und für einen kurzen Moment zeigen, dass er nicht der liebevolle Sohn war, den er sonst der ganzen Welt vorspielte. Plötzlich drehte er sich und marschierte, den Lendenschurz nach wie vor in seiner Hand, in Richtung Bett. Er beachtete Narcissa dabei nach wie vor nicht, war sich aber vollkommen bewusst, dass sie nun, wenn auch nur teilweise von der Seite, wesentlich mehr sehen konnte, als nur seine Rückenansicht.


    "Ich verbringe sehr selten Zeit in der Casa. Ich bin Tribun bei der Cohortes Urbanae. Die meiste Zeit verbringe ich also in der Castra Praetoria oder unterwegs."

    Als sie eingetreten war, schloss Marcus die Türe hinter Narcissa und ging wieder Richtung Waschschale. Ein kurzer kontrollierender Blick in den Spiegel verriet ihm, dass er soweit fertig war und sich nur noch anziehen musste. Von Narcissas Neugierde, schien er keine Notizen zu nehmen und sah ihr auch nicht weiter hinterher, als sie sein Zimmer begutachtete. Er hatte der Iunia den Rücken zugewandt und als wäre sie nicht im Raum, ließ er seine Tunika wieder zu Boden gleiten. Es war ihm vollkommen Gleichgültig, ob sie in diesem Augenblick gerade zu ihm, oder sich im Zimmer umsah. Seelenruhig antwortete er ihr.


    "Jaja. Serapio. Er ist allerdings nur mein Adoptivbruder… und das auch erst seit kurzem. Ich habe noch eine Schwester, die allerdings bei unseren Großeltern in Britannia lebt. Wir sind die leiblichen Kinder des Senators."


    Ihre Anspielung auf die Attraktivität der beiden Adoptivbrüder gefiel dem jungen Decimer, auch wenn er sich nur ungern mit Serapio vergleichen wollte, und er war für einen kurzen Moment der Meinung, dass ihm diese junge Frau damit irgendwie herausfordern wollte. Auf einem kleinen Tischchen neben der Waschschale lag ein frischer Lendenschurz, den die Sklaven bereits sorgsam für ihren Herrn vorbereitet hatten. Marcus nahm das Stück Stoff zur Hand und entfaltete es.


    "Wer der Attraktivere ist, musst du selbst entscheiden."

    Eine Iunia also und sie genoss die Gastfreundschaft des Alten. Also wohnte sie hier. Vermutlich erst heute angekommen, daher hatte Marcus sie bisher noch nie gesehen. Der junge Decimer wusste, dass seine Familie einen engen Kontakt zu den Iuniern pflegte und eine von ihnen Klienten des Alten waren, doch warum er hier im Haus eine aufnahm, obwohl sie eine eigene Casa in Rom hatte, war ihm schleierhaft. Ihm entging nicht der Blick Narcissas, der für einen kurzen Moment seinen Oberkörper erforschte und der für ihn fast einer Herausforderung glich.


    "Es freut mich Iunia Narcissa. Ich bin Marcus Decimus Flavus, der Sohn des Senators."


    Damit waren die Formalitäten geklärt und Marcus Gedanken drehten sich nur noch um eine Sache - die junge hübsche Frau, die ab heute hier in der Casa wohnte.


    "Wenn du einen Augenblick wartest, dann kann ich dich gerne auch selbst zum Hausaltar führen."


    Dabei trat er fast auffordernd einen Schritt zur Seite und ließ genügend Platz, dass Narcissa in sein Zimmer eintreten konnte. Es wäre doch mehr als unhöflich gewesen, sie hier einfach auf dem Gang warten zu lassen. Von der Sklavin der neuen Hausbewohnerin nahm er bisher keinerlei Notiz bzw. war diese Einladung nur für ihre Herrin gedacht.

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    Damit hatte die Perigrina gleich zwei wunde Punkte getroffen. Zum einen hatte sie damit Recht, dass der Senator selbst die Entscheidung über ihre Einstellung treffen musste und zum anderen konnte er dem bezaubernden Lächeln einer jungen Frau nicht widerstehen. Er lächelte ebenfalls und nickte.


    "Also gut. Folge mir bitte in das Officium des Senators."

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    Eine Frau als Scriba? Und dann noch dazu ein Perigrinus?! Der Sklave sah die junge Frau im ersten Moment verwundert an. Das konnte sie doch nicht ernst meinen? Von der Stellenanzeige des Senators wusste der Ianitor natürlich und auch, dass sich bisher noch kein Bewerber gemeldet hatte. Doch ob der Senator tatsächlich eine Frau als Scriba aufnehmen würde?


    "Als Scirba…… aha….. Nunja. Die Stelle ist noch zu haben, aber ich weiß nicht so Recht?"


    Unsicher musterte der Sklave die Frau noch einmal. Ob er sie lieber gleich wegschicken sollte?

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    Der Ianitor öffnete die Türe und musterte die junge Frau, die davor stand. Als erstes viel ihm sofort das ungewöhnlich rotgoldene Haar auf, dass eindeutig darauf schließen ließ, dass es sich nicht um eine römische Dame handelte, auch wenn ihr Gewand nicht auf eine Bittstellerin oder Streunerin schließen ließ. Neugierig fragte er nach.


    "Salve. Was kann ich für euch tun?"

    "Schon gut."


    Nun ließ auch Marcus gespielt seinen Kopf hängen, beobachtete aus den Augenwinkel jedoch gleichzeitig die Reaktion der jungen Frau, der die ganze Sache anscheinend wirklich zu Herzen ging. Nach einem kurzen Moment, der ihr Leiden etwas in die Länge ziehen sollte, hob Marcus wieder den Kopf. Er lächelte wieder ein wenig, so als wollte er sich dadurch selbst wieder aufbauen und die Situation für Calvena etwas leichter machen.


    "Er ist bestimmt ein glücklicher Mann, mit einer so bezaubernden und hübschen jungen Frau wie dir an seiner Seite.......... Lass uns zu den Anderen gehen."


    Erneut streckte er der Germanica seinen Arm entgegen, als Aufforderung, dass sie sich wieder einhacken möge.

    Nun war die Katze aus dem Sack - ein Anderer war im Spiel. Wie hätte es denn auch anders sein können! Grundsätzlich waren vergebene Frauen noch interessanter für Marcus und diese Tatsache störte ihn keineswegs, da ihn ihre Eroberung mehr abverlangte. Doch hatte Calvena zuvor ein wahres Wort gesprochen. Der Ort und der Zeitpunkt war alles andere als passend, um die junge Germanica ausreichend und in aller Ruhe betören zu können. Marcus spielte daher den enttäuschten und nickte verständnisvoll. Seine Stimme war ebenso leise wie die Calvenas und seine gute Laune schien wie weggefegt.


    "Ich verstehe. Das tut mir sehr leid. Ich wollte nicht......"


    Seine trauriger Hundeblick traf Calvena, die immer noch vor ihm stand. Er beendete den Satz nicht mehr und machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach.


    "Dann sollten wir wirklich wieder zurück zu den anderen gehen."

    Es hatte ihr also gefallen und trotzdem wollte sie nicht weitermachen? Diese Schüchternheit – sollte sie diese Einstellung nicht ändern, so würde Calvena noch so manche äußerst nette Erfahrung an sich vorübergehen lassen. Ein großer Verlust für die Männerwelt, bei einer so bezaubernden und hübschen jungen Frau. Noch ehe Marcus etwas erwidern oder sie doch noch überreden konnte weiter zu machen, trat sie wieder einen Schritt zur Seite und entzog sich damit einem erneuten Kuss. Doch so schnell wollte Marcus sie nicht ziehen lassen. Nicht ohne ein vermutlich letztes Mal diese wundervollen Lippen geküsst zu haben.


    Ihre Hand, an der er sie zuvor hinter die Säule führte, hatte er dir ganze Zeit über nicht losgelassen und so zog er sie ehe sie gänzlich außer Reichweite war erneut an sich heran. Ein kräftiger Ruck, der ihr zwar keine Schmerzen bereiteten konnte, aber sie wieder dicht an seinen Körper brachte. Leidenschaftlich presste er seine Lippen an die ihren und ließ dabei ihre Hand los, sodass sie diesen letzten Kuss jederzeit wieder lösen konnte. Ein Abschiedsgeschenk sozusagen, dass er ihr noch stahl, bevor die beiden wieder zurück zu den übrigen Anwesenden gehen würden.

    Der Decimer genoss den zärtlichen Kuss in vollen Zügen und schloss sogar für einen kurzen Moment seine Augen. Die Umgebung und der eigentliche Grund seiner Anwesenheit waren vollkommen vergessen. Es hatte ihm ohnehin nicht viel bedeutet, bei dieser Zeremonie dabei zu sein. Die vollen und zarten Lippen Calvenas fühlten sich besser an, als er es vermutet hatte und auch wenn man merkte, dass ihr etwas die Erfahrung beim Küssen fehlte, so fand der Kuss durchaus großen Anklang bei dem jungen Mann.


    Da Marcus auch nicht gerade für seine Zurückhaltung bei Frauen bekannt war, bewegte sich seine Hand bereits seitlich Calvenas Körper entlang und wollte gerade damit beginnen ihre wohlgeformten Rundungen zu inspizieren, als sie plötzlich ihre Lippen wieder von den seinen löste und ihm zögerlich Einhalt gebot. Seine Hand stoppte im selben Moment, ließ von ihr ab und stemmte sich gegen die Säule. Er brachte wieder den nötigen Abstand zwischen die beiden, um ihr in die Augen sehen zu können. Sein Blick war einfühlsam und ein kleines Lächeln war auf seinen Lippen zu sehen.


    "Gefällt es dir etwa nicht?"

    "Der Altar….. ja……. der ist da Vorne."


    Mit der noch freien Hand, die nicht damit beschäftigt war die Tunika zu halten, deutete Marcus den Gang hinunter. Dann musterte er die junge Frau und merkte nun, wo der erste kleine Schreck verdaut war, dass sie ausgesprochen hübsch war. Doch wer bei den Göttern war sie überhaupt? Nach einer Verwandten sah sich nicht aus und außerdem hätte er davon erfahren, wäre ein neues Familienmitglied nach Rom gekommen. Doch eine Fremde konnte sie auch nicht sein. Warum sollte sie sonst hier durch die Casa rennen und nach dem Ara suchen? Ein Sklave hätte sie schon längst aufgehalten und gemeldet und irgendjemand musste sie schließlich in die Casa gelassen haben. Marcus wurde neugierig und setzte sein bekanntes Lächeln auf. Das er immer noch halb nackt vor der Fremden stand, war dabei schon wieder fast vergessen.


    "Und du bist, wenn ich fragen darf?"

    Marcus schmunzelte. Es war richtig süß, wie sie danach fragte, was der Decimus nun vorhatte. Wirkte sie etwa aufgeregt, nun wo die beiden zur Gänze hinter der Säule verschwunden waren? Auch Marcus selbst spürte, wie sein Herz etwas schneller zu schlagen begann, immerhin wusste es bereits jetzt, was der junge Mann nun vorhatte. Ihre beiden Fragen ignorierte er einfach, lächelte sanftmütig und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich vermutlich bei den wenigen Schritten hier her aus ihrer Frisur gelöst hatte.


    "Hat dir schon einmal jemand gesagt, dass du wunderschön bist Calvena? Ich habe gehört dieser Tempel soll zu den Schönsten in ganz Rom zählen und trotzdem erblasst er in deiner Gegenwart."


    Marcus ging einen kleinen Schritt zur Seite und positionierte sich so, dass Calvena mit dem Rücken zur Säule und er direkt vor ihr stand.


    "Concordia hat mir heute wahrlich Glück gebracht, als sie uns zusammenführte."


    Das die Göttin der dieser Tempel geweiht war, nicht nur für Glück, sondern auch für römische Tugenden wie Keuschheit, Tugend oder Treue standen, hatte der junge Decimer in diesem Moment wohl vergessen. Sein sonst so strahlendes Lächeln war jedenfalls aus seinem Gesicht verschwunden und während er Calvena immer noch verliebt in die Augen sah, kamen seine Lippen immer näher an die ihren, vorbereitend auf eine Versöhnung zwischen Germanicer und Decimer der etwas anderen Art.

    "Gerne!"


    Der Decimer strahlte die junge Frau an und überlegte einen kurzen Moment, ob es klug wäre sich genau zwischen die beiden zu setzen und seinen Verwandten somit gleich aus den Rennen zu werfen. Die Aufmerksamkeit und vor allem der Blick der Caecilia wäre so mehr auf ihn gerichtet. Doch so machte es weniger Spaß und vielleicht konnte der Nebenbuhler ja noch etwas vom Marcus lernen – falls dieser überhaupt Buhlte. Marcus setzte sich daher auf die andere Seite von Calena.


    "Es freut mich dich kennen zu lernen Caecilia Calena. Du bist hier um meinen Vater zu besuchen?"


    Mit dieser Frage konnte er gleich ausschließen, dass die junge Caecilia wegen Decimus Crassus hier war und die beiden sich bereits vorher kannten.

    Ihr Onkel also, nahm Marcus interessiert zur Kenntnis. Das war zwar ziemlich nah verwandt, aber nicht nah genug, dass es den jungen Decimus von seinem Vorhaben abbringen konnte. Der mitleidsvolle Blick der jungen Germanica zeigte ihm, dass sie alles andere als ein Anhänger solcher Opferungen war und dieser nicht unbedingt beiwohnen musste. Er nahm daher Calvenas Hand, die bis dahin immer noch auf seinem Arm geweilt hatte und schaute ihr tief in die Augen.


    "Wir müssen uns das nicht ansehen Calvena. Komm."


    Dann begann er, sie behutsam in Richtung einer Säule zu ziehen, die nur wenige Schritte von den beiden entfernt die Dachkonstruktion des Tempels stütze und noch dazu breit genug war, um das junge Pärchen vor den Blicken der anderen Anwesenden zu schützen, die aber ohnehin alle darauf achteten, was sich vor ihnen tat.