Beiträge von Galeo Caecilius Paulinus

    Calena hatte etwas gefragt, was Paulinus sich selbst noch nicht genau beantworten konnte. Was tun wir nur? Auf einmal war es geschehen, die Logik und der Verstand hatten wieder die Oberhand. Er leerte den restlichen Inhalt des Bechers in einem Zug und stellte ihn neben das Bett. „Calena, wir werden jetzt zu Bett gehen. Alles wird wieder gut werden. Ich verspreche Dir das. Niemand wird hiervon erfahren.“ Alles zärtliche war aus seiner Stimme verschwunden und obwohl sie nicht ärgerlich oder wütend klang, hallte ein bestimmender Ton mit. Er schaute sie an und nickte ihr aufmunternd zu. „Du hast nichts falsch gemacht. Genau so wenig wie ich. Es ist nichts passiert.“ Er schaute ihr tief und bestimmend in die Augen. Er musste es hier und jetzt beenden. Es gab keine Zukunft für sie und Calena war noch jung. Sie würde viele andere Männer kennen lernen und später einen heiraten. Kinder bekommen und Großmutter werden. Ein langes und erfülltes Leben führen. Jene Sachen die Paulinus ihr einfach nicht bieten konnte. Und obwohl sämtliche Gefühle seines Herzens dagegen sprachen, konnte er einfach nicht anders. Für sie gab es keine Zukunft, warum sich also quälen?


    „Ich bring Dich jetzt in Dein Zimmer, Calena.“ Der Unterton seiner Stimme war absolut neutral. Keine Gefühle mehr, keine Angst. Er griff sanft nach ihrem Handgelenk und führte sie zu seiner Tür. Er hoffte sie würden folgen, keine weiteren fragen stellen. Vielleicht würde sie ihn eines Tages auch dafür danken. Praktisch gesehen waren die beiden noch fast Kinder. Und so wie jedes Kind, mussten sie erst etwas falsches tun um zu lernen, dass es falsch war. War dies ihre Lektion gewesen? Wer kann das schon sagen. Paulinus hoffte es lediglich

    Paulinus merkte wie Phila kurz inne hielt, aber er ließ sich nichts anmerken und schloss wieder die Augen. „Ach?“ Fragte er seufzend und ließ seine beiden Arme vom Tisch herunter hängen. Er holte tief Luft. „Sklaven... ja... sie sind nur Gegenstände...“ meinte er belehrend, aber nicht unfreundlich. „Aber man sollte sie gut behandeln. Ich achte ja auch darauf, dass mein neuer Schrank keine Schrammen bekommt.“ Wie abwertend dies für Phila klingen musste, war ihm nicht bewusst. Das Opium war Herr seiner Sinne und Paulinus redete einfach weiter. „Phila die arme kleine Sklavin..." äffte er sie amüsiert nach... „wer behandelt dich wie Dreck? Saaaag mir... einen Namen... und ich kümmre mich um die anderen Sklaven...“Und obwohl er unter dem Einfluss von Drogen stand, meinte er dies ernst. Sicherlich gab es einige Sklaven die sie schlecht behandelten. Das es vielleicht jemand aus der Familie war oder Crassus persönlich, konnte er nicht glauben.

    Großartig und überwältigend! Das waren die Worte die Paulinus laut ausgerufen hätte. Das ganze Haus hätte er vor Freude und Erregung wecken können. Calena lag in seinen Armen und sie küssten sich. Er wollte sie nicht mehr los lassen. Er belegte seine Lippen ganz sanft auf den ihren und die Leidenschaft kontrollierte seinen Körper. Nun hatte er es verstanden. Die vielen unzähligen Liebesgedichte von griechischen Dichtern. Sie schrieben über die Liebe, damals konnte Paulinus noch nichts damit anfangen. Aber jetzt ging er darin auf. Alle Regeln und Gesetzte hatten für diese Nacht ihre Gültigkeit verloren.


    Paulinus erschrak, Calena löste sich aus der Umarmung und schritt zurück. Wie erschlagen starrte er sie an und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht. "Calena...“ sagte er mit dumpfer Stimme und bemerkte das zittern ihrer Hände. Er versuchte beruhigend auf sie einzuwirken und ging vorsichtig auf sie zu. Er hielt etwas Abstand und ergriff sanft ihre Hände. „Beruhige dich, Calena. Es ist nicht deine Schuld. Ich allein trage die Schuld an der ganzen Sache. Ich allein... nicht Du...“ Er strich ganz vorsichtig über ihre Hände und versuchte mit einem lächeln sie wieder zu beruhigen. Völlig aufgelöst stand sie vor ihm und Paulinus befürchtete das schlimmste. "Warte hier." Er ging an sein Bett und füllte zwei Becher mit Wein. Danach ging er zurück und reichte ihr einen der Becher. „Trink das. Danach bring ich dich in dein Zimmer und wir reden morgen über die ganze Sache.“ Paulinus nahm den ersten Schluck und musterte sie über den Becherrand. Der Wein würde ihr bestimmt helfen. Aber auch Paulinus ertränkte seine Probleme und Ängste nur allzu gerne mit dem roten Saft. Morgen würde die ganze Welt schon wieder anders aussehen. Da war er sich ganz sicher.

    Eigentlich hätte sie beide schon längst wieder im Bett liegen sollen. Sie hätten die letzte Stunde für immer vergessen sollen. Sie hatten sich gegenseitig geschworen nie wieder auch nur ein Wort über diese Angelegenheit zu verlieren. Aber der Mensch ist von Natur aus nicht vollkommen Logisch veranlagt. Ob dies sein Glück oder sein Verderben ist? Eine der vielen Fragen, welche wohl nie beantwortete werden kann, oder sollte...
    Logisch wäre es gewesen ins Bett zu gehen. Zu schlafen, nie wieder an diesen Moment zu denken. Aber eine stärkere Macht hatte Besitz von den beiden ergriffen. Die Macht der Gefühle. Obwohl der Verstand meistens über die Gefühle siegte, so hat sie doch ihren Nimbus der Unbesiegbarkeit längst schon verloren. Genau wie Calena und Paulinus.


    „Nein...“ schaffte Paulinus noch kurz und abgehackt von sich zu geben. Dann war es passiert. Die guten Vorsetzte waren über Bord geschwemmt worden. Von der riesigen und unaufhaltsamen Welle der Gefühle. Calena hatte das getan, was Paulinus sich gewünscht hatte. Doch fehlte ihm der Mut dazu. Dieses kleine Mädchen hatte ihm gezeigt, was es heißt Mutig und Tapfer zu sein. Seinen Gefühlen zu folgen. Es war, als würden tausend kleine Explosionen Paulinus seinen Körper zerreißen. Er konnte nicht mehr an sich halten und erwiderte den Kuss. Er schloss die Augen, verstärkte den Druck auf ihre Lippen und hielt sie fest. Nie wieder wollte er sie gehen lassen. Und obwohl Paulinus äußerst Unerfahren war, fühlte es sich für ihn so an, als hätte er in seinem ganzen Leben nie etwas anderes getan. Sein Arm fuhr um ihre Hüfte herum und er drückte ihren Körper sanft an den seinen. Die wärme der beiden Körper verschmolz zu einer Einheit, als wären sie ein organisches Leben. Ein organisches Leben, bestehend aus zwei Zellen. Würde eine der Zellen sterben, so würde die andere Zelle dem Schicksal der anderen bedingungslos folgen. Minutenlang schon standen sie einfach nur da, hielten sich und tauschten Zärtlichkeiten aus.


    Aber warum war es Calena? Es gab tausende Frauen in Rom, sein Onkel hätte schon eine gute Partie für ihn ausgehandelt. Er hätte eine große Auswahl gehabt, genau wie Calena selbst. Aber sie hatten sich für einander entschieden. Lag es doch am Mond? War es das böse Spiel der Götter? Von all den Schicksalen auf der Welt, musste eines der schlimmsten sie treffen. Welche Zukunft hätte ihre Beziehung? Rom würde dies nie Tolerieren. Crassus seine Familie wäre entehrt und Calena würde eingesperrt werden, Paulinus vielleicht sogar getötet oder Verbannt. Und obwohl es keinen Ausweg für sie gab, gingen sie gemeinsam diesen dunklen Pfad. Aber wie lange noch? Wie lange...

    Paulinus hörte ihr aufmerksam zu. Zum Glück dachte sie genau wie Paulinus und er war furchtbar froh darüber. Als sie näher kam um ihn zu umarmen, wollte er anfangs erst wieder ausbrechen, aber als sich die Wärme ihres Körpers auf seinen übertrug, war er wie gefesselt. Zaghaft drückte er seinen Oberkörper gegen ihren und umfasste ihren Kopf. „Ja... ich bin auch froh dich endlich zu kennen. Nichts! Das schwöre ich Dir! Nichts soll jemals zwischen uns kommen.“ Mit der Hand fuhr er über ihr Haar und streichelte sanft ihren Kopf. Da Calena kleiner war als Paulinus, musste er seinen Kopf etwas beugen. Seine Wange berührte ihre und er atmete tief ihren lieblichen Duft ein. Wenn es etwas gab was Paulinus besonders mochte an Frauen, dann war es ihr sauberer, frischer und lieblicher Duft. Er fühlte sich zu tiefst geborgen. „Ich werde bleiben, aber höre bitte auf zu weinen. Ich möchte dich nicht weinen sehen, hörst Du Calena?“ Er lächelte und strich mit dem Daumen sanft eine Träne aus ihrem Gesicht. Immer noch hielten sie sich fest. Anscheinend war keiner der beiden in der Lage los zu lassen. Soweit es Paulinus dabei anging, wollte er einfach nicht. Er wollte diesen unschuldigen Moment so lange auskosten wie möglich. „Wenn Du möchtest, können wir morgen zusammen frühstücken. Ich habe noch ein paar Tage Urlaub.“ Paulinus war noch immer Dienstunfähig geschrieben, jetzt war er endlich einmal Glücklich darüber. „Und danach könnten wir auf den Markt gehen oder etwas anderes Unternehmen. Nur wir zwei.“ Er schaute ihr erneut ins verweinte Gesicht und versuchte sie wieder etwas aufzubauen. Er hatte sich vorhin nicht richtig benommen, die Kontrolle verloren und durchgedreht.


    Das Licht des Mondes war verschwunden. Eine dicke Wolke hat sich davor gestellt. Im Zimmer war es nun Dunkel und nichts war mehr zu erkennen. Nur die wärme von Calena ihren Körper und ihr Atem waren noch Indizien dafür, dass er nicht allein war. Wie gern er sie jetzt noch einmal geküsst hätte, jetzt wo die Dunkelheit alles verbarg. „Wir sollten wieder zu Bett gehen, der Abend war aufregend genug. Soll ich dich noch in dein Zimmer bringen?“ Erneut lehnte er seinen Kopf gegen ihren und strich sanft über ihren Rücken. Ein Kuss, nur ein einziger Kuss... Es hätte die Sonne in seinen Herzen scheinen lassen, aber er war verdammt weiter in der Finsternis zu stehen. Wenn auch nicht allein.

    Verzweiflung, Angst und Unwohlsein hatten sich in die Augen von Paulinus gebrannt. Er hatte seine Cousine geküsst, sie verführt. Sie lagen gemeinsam im Bett, wie ein Liebespaar. Aber dies war nicht akzeptabel. Ganz und gar nicht. Paulinus hatte sich nun endlich angekleidet, er wurde endlich wieder etwas ruhiger und hatte die Kontrolle über sich zurück erlangt. „Liebste Calena, es ist besser wenn ich gehe. Für uns beide, ich stürze uns ins Unglück. Denk nur über die Konsequenzen nach...“ Mit seinen zittrigen Händen fuhr er sich durch seine Haare und holte tief Luft. Er japste, als wäre er kilometerweit gerannt. Als seine Cousine aufstand und sich ihm langsam nährte, fasste er wieder Mut. Er konnte ihr wieder in die Augen sehen. Auf ihren schönen Augen lag nun ein feuchter Schimmer und Paulinus schämte sich deshalb. Er wollte sie nicht zum weinen bringen.


    „Calena...“ sagte er wieder leise und ruhig. Er schaute sie an und war voller Wut über sich selbst. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er wusste doch genau was mit Frauen passierte, die sich mit Blutsverwandten einließen. Und sie war doch so jung, viel zu jung. „Du trägst keine Schuld an der ganzen Sache. Wirklich nicht, hörst Du?“ Er wollte sie einfach umarmen, aber dies würde die Situation nur noch mehr verkomplizieren. Calena war sicherlich schon so genug verwirrt, genau wir Paulinus. „Ich habe einfach nicht nachgedacht. Ich bin übermütig geworden und habe mir falsche Hoffnungen gemacht. Dies darf nie wieder passieren. Niemand... wirklich niemand darf hier von je erfahren, es wäre unser beider Ruin. Verstehst Du?“ Was letztlich aus Paulinus werden würde, war ihm egal. Aber das Schicksal, die Zukunft seiner Cousine war ihm nicht egal. Er hatte ihr Leben gehörig durcheinander gebracht und es fast zerstört. Und obwohl er gerne noch einmal ihre Lippen gespürte hatte, durfte dies nicht mehr geschehen. Es war nur ein Kuss, die Zeit könnte diese Erinnerung vielleicht tilgen. Aber wollte Paulinus das überhaupt? Es heißt, den ersten Kuss vergisst man nie. Und genau davor fürchtete er sich.

    Vor wenigen Wochen war die Welt noch in Ordnung gewesen. Paulinus schlief lange, lebte von seinem Erbe und Frauen, diese komplizierten Wesen, spielten in seinem Leben keine nennenswerte Rolle. Doch innerhalb von wenigen Tagen hatte sich sein ganzes Leben verändert. Er ging zur CU und lernte Calena kennen. Seine Cousine... seine Blutsverwandtschaft. Die Tochter seines Oheims. Sie verkomplizierte alles und nun musste Paulinus das tun, was er nie tun wollte. Wichtige Entscheidungen treffen. Bis dato waren seine wichtigsten Entscheidungen doch sehr simpel gewesen. Was wollte er zum Abendbrot? Welches Buch würde er als nächstes lesen? Sollte er den nervenden Nachbarhund heimlich verschwinden lassen? Doch nun brachen Fragen über Fragen über ihn ein. Jene Fragen sollten nicht alleine sein Schicksal verändern.


    Er öffnete seine Augenlider und dort lag sie. Und zusammen mit diesem schönen Mädchen, jede menge Probleme. Wie unter Drogeneinfluss lauschte er ihr und schaute ihrer Hand hinterher, die seine Wangen streiften. Noch nie wurde er so berührt, noch nie hatte er solche Glücksgefühle, so ein verlangen. Er verzerrte sich nach ihr. „Danke...“ meinte er fast nebensächlich und beugte sich hinab zu ihrem Mund. Ohne auf ihr Einverständnis zu warten, küsste er sie. Es war sein erster Kuss. Oft hatte er über die Liebe gelesen, aber es nicht verstanden. Seine Lippen berührten ganz vorsichtig ihre Lippen. PAULINUS! DU WAHNSINNIGER! SIE IST DEINE COUSINE! Schlagartig ließ er von ihr ab, schaute sie entsetzt an und stand auf. Er schaute sich panisch um, sein Körper zitterte, wie von der Grippe befallen, er wusste nicht was er tun sollte. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Die Dunkelheit drohte ihn zu ersticken. Er holte immer wieder tief Luft. Brachte aber keinen Satz hervor. Dann stürzte er zum Stuhl, riss ihn dabei um, sammelte seine Kleidungsstücke völlig aufgelöst auf und murmelte etwas vor sich hin. Während er sich anzog, sprach er zu Calena, schaute sie aber noch immer nicht an. „Verzeih, es ist mit mir durchgegangen. Ich weiß auch nicht... der Mond...ja... es liegt am Mond... ich muss zurück zur Kaserne.... ich weiß auch nicht... Entschuldige bitte...bei den Göttern!“


    Er hatte eine Grenze überschritten. Seinen Verstand ausgeblendet und nur auf seine Gefühle gehört. Davor hatte sein älterer Bruder ihn immer gewarnt gehabt. Und nun war es dennoch passiert. Und keine Macht der Welt könnte dies je wieder verändern. Aber er war Glücklich gewesen, wenn auch nur für eine kurze Nacht. Für diese Nacht war er ein Mensch gewesen. Aber sollte dies wirklich alles gewesen sein? Hatte er so wenig vom Leben zu erwarten? Aber was redete er da!?! Es war falsch! Er konnte Calena nicht haben, nicht er. Niemals. Sein Verstand war im Kampf mit seinem Herzen. Aber wer würde letztlich siegen?

    Die Tür ging auf und ein heller Lichtstrahl fiel in den Raum. Paulinus, der noch immer über Calena gebeugt war, schaute ins Licht. Seine Augen, die noch immer an die Dunkelheit gewöhnt waren, schmerzten fürchterlich. Es dauerte kurz bis er die erste schemenhaften Umrisse eines Mannes erkennen konnte, der aussah wie Crassus. „PAULINUS, ICH SCHLAG DICH EIGENHÄNDIG AN EIN KREUZ!!!!“ Crassus tobte wie ein Berserker und holte mit dem Arm weit aus. Was hatte er nur in der Hand? Paulinus konnte es nicht erkennen, wie ein Tier welches vom Licht gelähmt wird, verharrte er noch immer in der gleichen Position. Doch schon bald sollte er wissen, was Crassus in der Hand hielt. Es war ein Speer. Crassus war Soldat und natürlich äußerst geübt im Umgang mit solchen Werkzeugen. Er schmiss den Speer und in weniger als einer Sekunde hatte er den Torsos von Paulinus durchbohrt. Unfähig überhaupt noch etwas sagen, schaute er auf Calena. Das Blut tropfte aus seinem Mund er fiel einfach um...


    Zum Glück war dies nur ein kurzer Gedanke von Paulinus, den er aber gleich wieder verwarf. Immerhin war Crassus älter geworden. Und alte Männer schliefen den Schlaf der Gerechten. Paulinus aber war hellwach, er hielt inne und schaute in die traurigen Augen von Calena. Seine Lippen bebten und er verzog leicht seinen Mund. „Entschuldige...“ murmelte er ganz leise, als ob er noch immer in seinen skurrilen Gedanken vertieft war. „Ich wollte dich nicht....“ er bliebt stumm. Legte seine Hand auf ihren Arm und erwiderte noch immer standhaft ihren Blick. „Wenn ich nicht dein Cousin wäre, würdest du mich dennoch mögen?“ Warum er diese Frage gestellt hatte, blieb ihn verborgen. Er wusste nicht ob er es richtig oder falsch machte. Er wusste gar nichts mehr. Sein Kopf, voll gestopft mit Büchern, war leer. Kein Buch aus der großen Bibliothek seines Vaters, hätte ihm in dieser Situation helfen können. Seine Hand begann ihren Arm sanft zu streicheln, immer wieder fuhr er mit seinen Fingern auf und ab. Ihre Körper glühte, wie der von Paulinus. Diese Unsägliche Hitze, sie würde einmal sein Ende sein. Er schloss die Augen und bewegte sich nicht. Vor seinem geistigen Auge sah er das gleiche, wie wenn er sie öffnen würde. Calena. Nur Calena. Er wollte sich von ihr lösen, es wäre ganz einfach. Er müsste ihr nur sagen er hätte Kopfschmerzen oder wäre müde. Aber er konnte einfach nicht.

    Paulinus beobachtete seine Cousine wie sie unter der Decke verschwand. Er atmete tief durch, obwohl er keine Sekunde verschwenden durfte. Sofort stand er auf und verbarg mit der Hand den kleinen neugierigen Paulinus. Er kämpfte sich durch den dunklen Raum und stieß mit dem Fuß gegen den Stuhl. Der Schmerz raste durch seinen großen Zeh und Paulinus musste sich auf die Hand beißen um nicht zu schreien. Er hüpfte leise auf der Stelle, um den Schmerz damit irgendwie zu lindern. Nachdem er sich mit der freien Hand durch seine Klamotten gewühlt hatte, fand er auch endlich seine Unterhose. Rasch zog er sie über und warf einen Blick aufs Bett. Er beobachtete liebevoll die Decke die sich auf und ab bewegte. Darunter war Calena.


    Leise wie eine kleine Maus ging er auf das Bett zu. Es war eine totenstille. Er legte sich zurück auf sein Bett und versuchte sein Gewicht so zu verlagern, dass Calena es vielleicht nicht mit bekommen würde. Dann lehnte er sich mit dem Kopf über sie. Er hörte sie atmen, ganz leise. Der letzte Hauch ihres getragenen Parfüms lag in der Luft. Es roch nach Blumen und hatte einen süßen Geschmack. Einige blonde Haare von Calena hatten es nicht mehr unter die Decke geschafft und verrieten sie. „Calena...“ flüsterte er mit einer stark verstellten Stimme... „ich bin gekommenen um dich ins Moor zu holen...“ Noch ehe sie sich vom ersten Schock erholten konnte lehnte er sich leicht über sie und fuhr mit seiner Hand direkt in ihre Hüfte um sie zu kitzeln. Er verzog sein Gesicht zu einer Grimasse und versuchte die Decke wegzuziehen, um vielleicht einen Blick auf ihr Gesicht zu erhaschen. „Komm mit mir ins Moor und teile mein Leid... CALENA! Deinen Cousin habe ich bereits...“ Paulinus musste kichern, es machte ihn Spaß seine Cousine zu ärgern, sicherlich zeugte dies nicht von guten Benehmen, aber Paulinus wusste es besser. Die kleine hatte es faustdick hinter den Ohren und würde sich eh rächen, also könnte er seinen vermeintlichen Sieg auch jetzt einfach ausnutzten. Sein Kopf war nun nur noch wenige Zentimeter von ihren entfernt gewesen. Er spürte ihren Atem. So sehr er sich auch bemühte, im seinen Kopf war nie ganz allein für sie Platz gewesen. Crassus strafender Blick verfolgte ihn bei jeder weiteren Berührung. Aber auch Crassus war nur ein Mensch, kein Gott oder Hellseher. Wobei man ihn letzteres durchaus nach sagte. Zumindest behauptete man dies hinter vorgehaltener Hand.

    Sie hatte die Lüge durchschaut und Paulinus nickte. „Vielleicht habe ich nicht ganz die Wahrheit gesagt...“ sagte er mit unschuldiger Miene. „Aber wenn es welche geben würde, könnten sie Dir nichts tun. Die Germanen sagen, sie kommen nicht in Häuser. Man muss nur die Götter ehren.“ Er lächelte und bahnte sich mit dem Finger einen Weg zur ihrer Hand. Ganz vorsichtig, fast unabsichtlich, berührte er sie kurz. Er konnte nicht an sich halten, er wollte ihre Haut spüren. Ein Feuerwerk von Emotionen ging durch sein Körper und sein Atem wurde schwerer. Es schien als würde etwas seinen Hals zudrücken. Er bekam kaum noch richtig Luft, die ja so lebensnotwendig war.


    „Hätte ich gewusst das ich so eine kleine Nervensäge als Cousine habe, wäre ich natürlich länger in Germanien geblieben. Dann müsste ich mir nicht auch noch den heißen Sommer antun.“ Ein leises kichern erfüllte den Raum. Paulinus fixierte mit seinem Blick das zarte Gesicht seiner Cousine. „Also eigentlich...“ meinte nun etwas ernsthafter... „hätte ich schon viel früher nach Rom kommen sollen...“ Was er damit letztlich meinte, sprach er nicht aus. Er biss sich auf die Zunge und senkte seinen Blick.


    „Ein weibliches Ungeheuer? Ach Unsinn...“ meinte er höhnisch und fuhr sich über den Bauch. „Du willst mich ja nur ablenken damit es mich schnappen kann, gibt es zu.“ Paulinus versuchte sich zu erinnern, aber es gab nichts, worauf sein Gedächtnis zurück greifen konnte. Noch nie in seinem ganzen Leben hatte er sich so lebendig gefühlt. Oder auch nur so herzlich und offen gelacht. Immer war er der zurückhaltende gewesen, der Eigenbrötler. Der Stubenhocker, wie sein Bruder ihn immer nannte. Aber endlich Verstand er, wie es sich anfühlte ein Mensch zu sein. Nicht ständig alleine in einem Raum zu sitzen und zu lesen. Sondern sein Leben und seine Gedanken mit jemanden zu teilen. Jemand der für einen da war und einen so mochte, wie man war. Ohne sich ständig verstellen zu müssen, wie Paulus es oft tat in der Öffentlichkeit. Und wer gab ihn dieses Gefühl? Es war dieses wunderschöne Mädchen. Sie hatte es geschafft, sie hatte eine Breche in Paulinus seine Verteidigung geschlagen und belagerte nun die letzten Reste seines alten Lebens. Aber schneller als gewollt holte ihn die Realität wieder ein. Er durfte sich nicht ergeben, sie war nicht irgend jemand. Sie war seine Cousine. Auch nur der Gedanke daran, Calena einfach zu küssen, müsste von den Göttern bestraft werden. Egal was er auch tun würde, er könnte diese Tatsache nicht aus dem Weg räumen. Und wenn er etwas nicht wollte, dann war es seine Cousine ins Unglück zu stürzen. Ihm wurde bewusst das am Ende des Weges nicht das Glück, sondern nur der absolute Untergang wartete. Paulinus musste diesen Pfad verlassen, egal wie süß und lieblich er roch.


    Ihr forscher Blick verriet nichts gutes. Und ehe Paulinus die Situation deuten konnte, war es zu spät. Seine Cousine lag auf einmal neben ihn im Bett und versuchte ihn zu kitzeln. Anfangs setzte er sich noch zu Wehr und versuchte einen Stelle an ihren Körper zu finden, an der sie empfindlich war. Sie lachten, waren unbekümmert. Doch schon im nächsten Augenblick spürte Paulinus einen kalten Windzug. Dieser glitt über eine Stelle, die ihn äußerst peinlich berührte. Die Decke, die ihn so lange geschützt hatte, war nicht mehr in seiner Hand. Er lief erneut rot an und hoffte, dass seine Cousine noch nichts mitbekommen hatte. Während sie sich noch kabelten, ließ er sich geschickt vom Bett fallen. Es tat einen lauten Knall. Eventuell könnte dieser Ablenkung erfolgreich sein. Noch ehe seine Cousine zu ihn hinunter sehen konnte, ließ er seinen Unterkörper unter dem Bett verschwinden und schaute sie schreckhaft an. Er wusste ihren Blick nicht genau zu deuten und überspielte seine Scham mit einem ernsthaften Blick. „Ich glaube ich habe jemanden gehört!“ Er flüsterte und hoffte noch immer, dass sie nichts mitbekommen hatte. „Versteck dich unter der Decke, schnell!“ Seine letzte Hoffnung war es, dass sie es tun würde. So könnte er die Gunst der Stunde nutzten und schnell zum Stuhl eilen, um zu mindestens seine Männlichkeit zu verbergen.

    Paulinus seine Worte hatten anscheinend seine Wirkung nicht verfehlt. Er grinste und nickte. „Ich hoffe auch das ich schlafen kann. Ansonsten hole ich mir den großen Hofhund von Crassus ins Zimmer.“ Er lächelte und beobachtete, wie sie ihre Beine auf sein Bett gelegt hatte. Sie schien nicht daran interessiert, bald wieder ins eigene Bett zu gehen. Und so musste Paulinus noch etwas länger aushalten. Aber die ganze Sache war ihm eine Lehre, er würde von nun an nur noch mit Unterwäsche schlafen. „Ob es sie wirklich gibt?“ Amüsiert musterte er seine Cousine und konnte sich ein, lieb gemeinten, spöttischen Gesichtsausdruck nicht verkneifen. „Einige sagen ja, die anderen nein.“ Paulinus glaubte nicht an solche Dinge. Es waren Geschichten um die Bauern und Kinder zu ängstigen. Aber in diesem Falle könnte sie äußerst nützlich sein! Nämlich um seine Cousine etwas mehr zu necken. „Also ich habe gehört in Rom soll es sie auch geben. Vor wenigen Wochen erst, hat die CU angeblich einen gejagt... und dabei drei Soldaten verloren...“ Er versuchte noch etwas Glaubwürdigkeit zu vermitteln, was ihn aber sehr schwer fiel.


    Als er ihre Strähne entlang fuhr, bemerkte er wie schüchtern sie eigentlich war. Das freche und spritzige Mädchen hatte sich in der Dunkelheit verloren. Aber auch der ernste und meistens stillere Cousin war nicht mehr zu finden. Es war, als wären zwei vollkommen andere Menschen in ihre Körper gefahren. Ob es am Mond lag? „Die wenigen Mädchen die ich kenne haben nicht so schöne Haare wie du, ergo hast du die schönsten die ich kenne.“ Und obwohl sich dieses Komplement eher nach einen griechischen Philosophen anhörte, war es aufrichtig gemeint.


    „Wirklich?“ Er seufzte und ließ sich zurück aufs Bett fallen. „Das kann hier noch heißer werden?“ Er stöhnte, er war sein ganzes Leben lang in Germania gewesen, dort war es nur im Sommer ab und an heiß. Manchmal hatte er das Gefühl, er sei kein richtiger Römer. Zumindest sprach seine Haarfarbe und sein Wetterempfinden absolut dagegen.


    Er legte seine Handinnenflächen hinter seinen Kopf und schaute im liegen zu Calena hoch. Immer wenn er sie sah, machte sein Herz Freudensprünge. Er grübelte über die Situation nach und eines war sicher, dies durfte einfach nicht sein. Egal was es war, es durfte nicht sein! Calena war seine Cousine und unerreichbar. Aber lange befasste er sich mit solchen Gedankengängen nicht, er tat sein seltsames Gefühl als dummes und vernarrtes Kinderzeugs ab. „So? Und wer sollte hier auf mich aufpassen? Meine Cousine, der Hasenfuß der Familie?“ Konterte Paulinus und stieß sanft mit seinem Fuß gegen ihren um sie ebenfalls etwas zu necken. „Du meinst unter dem Bett könnte bereits ein Wiedergänger oder ein Monster lauern?“ Fast hätte er nachgesehen, aber dann erinnerte er sich an seine etwas peinliche Situation. „Zum Glück holen sich die Ungeheuer immer die hübschen Mädchen zu erst...“ er ließ sich von ihren lachen anstecken und schon bald tränten seine Augen „Wenn also wirklich ein Ungeheuer unter dem Bett liegt, solltest du dich besser verstecken. Mich lässt das Monster bestimmt in Ruhe. Ich schmecke nicht so gut.“ Er grinste erneut und steckte seiner Cousine die Zunge heraus, wie ein kleiner Junge, der ein noch kleineres Mädchen aufzieht.

    Sein Blut kochte und zirkulierte in seinem Körper, die Massage wurde immer angenehmer. Wenn er einmal alt wäre, wie sein Vetter Crassus, würde er sich auch einen Sklaven zu legen und sich jeden Tag massieren lassen. Vielleicht würde er sogar seinem Vetter Phila abkaufen. Obwohl deren Hände und Begabung mit Gold nicht aufzuwiegen waren. Dies wusste sicherlich auch Crassus, der alte Sack. „Calena... ja...“ murmelte er, als hätte Phila ihn an etwas wichtiges erinnert. „Sie ist.... sehr nett.... und hübsssssch..... ist sie aaaauch..... stimmt.“ Ein Seufzer ging über seine Lippen. Die Müdigkeit kamen über ihn und seine Denkprozesse wurden immer seltener. Die ganze Nacht hätte er hier liegen können, so viel war sicher. „Aber weißt du waaaas.... du bist... aaauch sehr hübsch.“ Sagte er absolut ausgelaugt und ehrlich. Obwohl er sich dafür gern selbst geohrfeigt hätte. Zwar hatte er die Wahrheit gesprochen, aber Paulinus war Römer der alten Schule. Für ihn war ein Sklave nicht mehr als ein Gegenstand. Und diesen schaute man lediglich an und bewunderte ihn für seine Schönheit. Aber man sagte dem Gegenstand nicht das er hübsch war. So etwas tat man einfach nicht.

    Paulinus hob abwehrend seine Hände und schüttelte aufmunternd seinen Kopf. „Gräme dich nicht, lieber will ich von Dir geweckt werden als von der Sonne oder einem Sklaven.“ Er versuchte freundlich zu lächeln und fügte noch hinzu: „Ich erlaubte Dir mich zu wecken... egal welche Stunde...wann immer es Dir beliebt.“ Calena hatte ein schlechtes Gewissen, weil sie Paulinus geweckt hatte, aber das musste sie gar nicht. Er freute sich ganz ehrlich darüber. „Das Mondlicht, ja... daran könnte es liegen. In Colonia, so wurde mir einmal berichtet, trieb der Vollmond schon viele Menschen in den Wahnsinn... oder ließ sie die seltsamsten Dinge tun.“ Er räusperte sich, überlegte ob er es zur Sprache bringen sollte oder nicht. „Es heißt, wenn der Vollmond schwanger ist, steigen die Wiedergänger aus dem Moor und tyrannisieren die Sterblichen. Eine Berührung durch einen Wiedergänger... soll einen Menschen töten können.“ Natürlich war Paulinus kein abergläubischer Mensch, er glaubte nicht einmal wirklich an die Existenz der römischen Götter... Aber er wollte seine Cousine etwas ärgern und erzählte die Legende von den Wiedergängern mit einer furchteinflößenden Stimme und mit einer solchen Überzeugung, als hätte er selbst schon einen gesehen.


    Immer wieder fielen Calena ihre Blicke auf das Haar des Paulinus. Er war sich dessen bewusst und hielt inne. Es machte eh keinen Sinn dieses Haar in der Nacht zügeln zu wollen. „Mit diesem Haar hatte ich schon immer meine Probleme. Mein Bruder hat mich immer aufgezogen, weil sie rot waren. Er meinte, ich sehe aus wie der Sohn unseres germanischen Sklaven.“ Er lachte, er hatte diese alte Geschichte fast schon wieder vergessen gehabt. Sein Bruder war schon lange nicht mehr auf der Welt und die Erinnerungen verblassten von Tag zu Tag... immer ein Stück mehr. „Wäre ich als Frau geboren, so hätte ich gerne deine Haarpracht gehabt.“ Er grinste sie frech an und fuhr mit dem Finger sanft über eine ihrer Strähnen. Ihre Haare fühlten sich an wie Seide, der feine Duft stieg in seine Nase. Man merkte gleich, Calena war von edler Geburt. Ihre Haare waren äußerst gepflegt. „Ja... es liegt wohl an der Schwüle.“ Log er und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand. Die Decke noch immer fest im Griff. „Ich bin diese Hitze einfach nicht gewohnt, ich mag es lieber etwas kühler.“ Das er von Alpträumen geplagt wurde, verheimlichte er. Alpträume waren doch eher etwas für kleine Kinder, die nach Ausreden suchten, um bei ihren Eltern zu schlafen. „Aber das Zimmer gefällt mir wirklich gut, ich sollte Crassus noch dafür danken. Ich glaubte, so ein großer Zimmer hatte ich noch nie in meinem Leben. Ich fürchte mich jeden Tag aufs Neue, mich im Zimmer zu verlaufen.“ Er zwinkerte und schaute ihr direkt in die verträumten Augen, welche so herrlich funkelten wie Sterne.

    Nach wenigen Augenblicken hatte Paulinus sich gefangen und erkannte das Gesicht seiner Cousine für kurze Zeit, durch den einfallenden Lichtkegel des Mondes. Er musterte aufmerksam ihre zarten Gesichtszüge und das wellige Haar, welches elegant auf ihren dünnen Hausmantel fiel.
    „Albern? Aber nein, es freut mich dich zu sehen. Wenn auch zu einer etwas unpassenden Stunde...“ Sagte er mit verlegenem Ton in der Stimme. Er räusperte sich, zum Glück verbarg die Dunkelheit sein rotes Gesicht. Was seine Cousine zum Glück nicht wusste, Paulinus schlief meistens komplett unbekleidet. Seine Kleidung lag äußerst professionell gefaltet auf einem Stuhl... etwa vier Meter vom Bett entfernt.


    Als sie sich auf die Kante setzte schreckte er kurz zurück und rückte unauffällig auf die andere Seite des Bettes. Die Decke fest im Griff und eng an sich gezogen. So fest das die weisen Knochen sichtbar wurden. „Jaja....“ meinte er mit heißerer Stimme und holte tief Luft. „Ich versteh dich gut, die Nächte sind äußerst schwül, selbst zu dieser Jahreszeit. Ich kann auch nur sehr schlecht schlafen.“ Er fuhr sich durch sein zerzaustes Haar und versuchte es ein wenig zu bändigen. Er musste aussehen wie eine nordischer Barbar auf Plünderzug.


    Diese skurrile Situation kam ihn bekannt vor. Erst vor wenigen Tagen hatte ihn diese eine Sklavin im Bad überfallen, als er ebenfalls unbekleidet war. Und obwohl sie sehr schön war, hatte Paulinus nicht die Gelegenheit sich an ihrer Schönheit zu ergötzen. Das Opium hatte seine Sinne vernebelt. Aber nun war es anders. Seine Sinne waren Scharf wie ein Operationsmesser und er betrachtete seine junge Cousine. Sie war eine wunderschön Frau. Ihre leicht kindischen Züge, welches Paulinus äußerst schätzte, unterstrichen noch einmal mehr ihre Schönheit und Anziehungskraft.

    Paulinus war bereits früh zu Bett gegangen. Normalerweiße war er ein äußerst nachtaktiver Mensch. Studierte Texte, machte Notitzen oder setzte sich an seine Arbeit. Aber die letzten Tage waren anders gewesen. Er war verwöhnt vom guten Essen und vom milderen Klima. Nach zwei Bechern Wein hatte er bereits eine Bettschwere entwickelt, die er so nicht von sich kannte.


    Nachdem er das Licht gelöscht hatte, dauerte es nicht lange bis er schlief. Obwohl sein Bett vom feinstem war, plagten ihm alte und neue
    Geister. Sie nahmen die Form von Alpträumen an und peinigten Paulinus oft bis in die frühen Morgenstunden.
    Meistens ging es dabei um Dinge die er bei der Cu gesehen und erlebt hatte. Die Arbeit tat ihm nicht gut.


    Schweißgebadet schreckte er auf, sah sich panisch um und überlegte wo er war. Er vernahm seine Stimme, konnte aber niemanden in der Dunkelheit klar ausmachen.


    "Wer ist da? Calena? Ist etwas passiert?" Fragte er müde und raffte seinen Oberkörper auf und hob eine Hand an die Brust. Mit der anderen Hand fuhr er über sein nasses Gesicht.

    Paulinus dachte sich nichts bei der Warnung der Sklavin und ließ sie gewähren. Aber fast zeitgleich wäre er am liebsten aufgesprungen und hätte protestiert. Es schmerzte. Zwar hatte er noch nie selber eine Massage erlebt, aber so schmerzen konnte es nun wirklich nicht. "Aaaaargh...." Ein leiser und dumpfer Schmerzensschrei verließ seinen Mund, er wollte abbrechen. Aber er wartete noch einige Augenblicke. Es war ein schönes Gefühl als der Schmerz nachließ und es schien, als wäre er hinter das Geheimnis einer guten Massage gekommen. Phila, die Sklavin, hatte recht behalten. Der Schmerz war genau richtig. Er verschloss die Augen, bekämpfe sein Unwohlsein und ließ die Sklavin, mit den geschickten Händen, ihre Arbeit verrichten.


    "Du verstehst dein Handwerk, Phila." Sprach Paulinus ganz unvermittelt und merkte wie sein Körper und seine Sinne immer langsamer wurden. Dies waren die Spuren des Opiums, die er sich in seinen Wein gemischt hatte. Er öffnete die Augen und schloss sie schnell wieder. Seine Welt drehte sich und er war mitten darin gefangen. "Uuuuund....Philaaaaa...." meinte er benebelt... "wie ist meineeee Cousine soooo als Mensch? Du kaaaaanst ganz offen sein! Bei der Mengeeee..... die ich mir reingehauenn habe, vergesse ich es in ein paaaaar Minuten..... eh wieder."


    Edit:

    Sim-Off:

    Hauptsache Du bist wieder da. Ich freu mich. :)

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio
    "Gib dein Bestes, Caecilius,"


    Argwöhnisch und befremdend musterte Paulinus die anderen Läufer, die so eben mit ihren Dehnübungen begonnen hatten. Man hätte ja fast meinen können, ein jeder wäre Pheidippides höchstpersönlich. Sein Blick fiel auf einen fremden Soldaten der sich ständig auf die Oberschenkel schlug und auf der Stelle hin und her hüpfte, als sei er ein Grashüpfer auf der Flucht. Als sein Centurio an ihn vorbei ging nickte Paulinus. "Viel Glück, Centurio...." Paulinus hoffte inständig, dass sein Vorgesetzter beim Speerwerfen nicht wieder seinem Kriegstrauma verfallen würde. Er stellte sich vor, wie sein Centurio die Zuschauer verwechseln könnte mit dem Feind und Speere nach ihnen wirft. "Sag mal...." er sprach seinen Nebenmann an... "hättest du etwas dagegen, wenn wir die Plätze tauschen?" Der andere Soldat willige ein und so war Paulinus etwas weiter von seinem Vorgesetzten entfernt. Falls etwas passieren würde, könnte er nun wesentlich schneller in Deckung gehen... :D

    Auch Paulinus wurde nun aufgerufen. Er ging zur Startaufstellung und schaute sich seine Konkurrenz an. Er war kein besonders guter Läufer, aber alles war besser als der langweilige Kasernendienst. Er wünschte seinen Nebenmann viel Glück und bereitete sich mental darauf vor, den anderen hinterher zu laufen.

    Endlich war der Brand unter Kontrolle, aber Paulinus konnte sich daran nicht erfreuen. Seine Lungen hatten zu viel Rauch inhaliert und er lag noch immer ohne Bewusstsein am Boden. Die Soldaten der Vigiles kümmerten sich um die Erstversorgung und auch Paulinus war unter ihnen. Wenn es Momente im Leben eines Menschen gab die ihn veränderten, dann war dieser jetzt für den Rekruten der CU gekommen. Sein Leben hatte er riskiert, ist seinem Offizier fast ins Verderben gefolgt... und wofür? Für zwei Staturen aus Marmor, deren Vorbilder längst in der Unterwelt waren. Erst jetzt, vor dem Abgrund, ist ihm etwas wichtiges klar geworden. Nämlich das sein Leben wertvoll und zerbrechlich ist. Man sollte Bedachter damit umgehen und es voll auskosten.