Beiträge von Titus Decimus Vestinus

    "Bei Jupiter! Jetzt fragt er mich." sagte der überraschte Decimer in Gedanken zu sich selbst, als er seinen Namen in Verbindung mit einer Frage vernahm.


    Nun, zumindest durfte er sich spätestens jetzt als munter bezeichnen.


    "Der Gladius." begann er - und war gleichzeitig froh, schonmal so ein Ding in den Händen gehalten zu haben - "ist ein kurzes Schwert, mit einer etwa 50 cm langen Klinge, bis zu 9 cm breit." - Nein, Beschreiben war irgendwie so gar nicht seine Sache. - "mit dem man im Gefecht Hiebe oder Stiche erteilen kann."
    "Er wird meist an der rechten Hüfte getragen." fügte er hinzu. "und der Griff ist meist aus Holz."

    "Jaja, schneller, jaja." murmelte Titus monoton vor sich hin. "Immer diese Hetzerei am frühen Morgen." Dann musste er grinsen. "Aber naja, wir haben es uns ja so ausgesucht, nicht wahr?" sagte er halb lachend zu einem seiner Kameraden, der gerade neben ihm lief und ihm nach einem gespielten leidvollen Seufzer grinsend zustimmte.


    "Fünfundzwanzig." rief er laut, als die Abzähleprozedur bei ihm angelangt war und schaute dann nach hinten, um zu prüfen, ob er einige inzwischen bekannte Gesichter erkannte. "Wo ist denn mein Partner vom Schildtraining?" fragte er sich. "Ach, da hinten steht er ja." Überhaupt kamen ihm die Kameraden nun gar nicht mehr so fremd vor wie zu Beginn. Auch wenn er mit den meisten noch kein Wort gewechselt hatte, so kannte er sie immerhin vom Sehen und das brachte meistens auch schon was.


    "Scheint keiner zu fehlen." dachte er sich, als auch der letzte seine Zahl hatte verlauten lassen.

    Da kamen sie auch schon, wie jeden Morgen - einige munter, einige andere - naja - noch nicht so munter. Aber inzwischen hatten sie gelernt, dass Licinus auch die etwas schläfrigeren unter den probati aus ihren Tagträumen würde reißen können. Schneller, als ihnen lieb war.


    Beim Betreten des campus bemerkte Titus, dass sein Centurio heute "in Begleitung" einiger Säcke erschienen war, die schon neben ihm auf dem Boden standen. Vermutlich hatten andere ihm beim Hertragen geholfen.


    Leider konnte er nicht erkennen, was sich in ihnen befand, war aber zuversichtlich, dies sogleich herauszufinden.

    Titus war ein wenig erfreut, als der Befehl zum Innehalten erklang. Auch wenn ihm der Tag mehr Spaß gemacht hatte, als der letzte, an dem es noch nicht so wirklich zur Sache ging, war er doch erschöpft und gedachte, sich nun eines heißen Bades zu erfreuen.
    "Thermen." dachte er immer wieder. "Thermen. Zum Glück gibt es euch auch hier."


    Auch wenn seine Gedanken schon im warmen Wasser lagen, gelang es ihm doch, noch aufmerksam zuzuhören.
    "Zwei Runden noch. Gut." dachte er sich und rannte los. Eher gemächlich aber, denn intensiv betätigt hatte er sich nun den ganzen Tag.


    Als er dann endlich fertig war, wartete er noch auf seinen Trainingspartner, um gemeinsam mit ihm zu den Unterkünften zurückzukehren. Auf dem Weg dorthin gingen sie den Tag noch einmal gemeinsam durch.

    Kaum war der Startschuss gefallen, sprintete der Decimer los, als ginge es um sein Leben. Er atmete ganz regelmäßig und versuchte nicht nur, sein Tempo permanent so flott zu halten, sondern auch den Jubel der Zuschauer rings um ihn herum nur wenig wahrzunehmen.
    Zu seiner Freude ging diese Taktik voll auf und sorgte dafür, dass er von Beginn an unter den ersten war.


    Doch plötzlich passierte etwas Ungeahntes.


    In der Nähe der 30 Fuß - Markierung geschah es, dass einer der anderen wie aus dem Nichts ins Stolpern kam und des Decimers Aufmerksamkeit für eins, zwei Sekunden mit sich riss. Er zuckte zusammen und verlor dadurch etwas an Tempo, versuchte aber, so schnell wie möglich wieder aufzuholen.


    Doch so schnell er auch rannte, die 50 Fuß - Markierung passierte er, sich über sich selbst ärgernd, nur als vierter.


    "Mist!" dachte er. "Das nächste Mal kümmere ich mich nicht um die Fehltritte der anderen."


    Energisch raste er weiter.

    "Ja." erwiderte er lächelnd. "Das stimmt wohl."


    Er hatte auch nicht damit gerechnet, dass sein Centurio ihm nicht erlauben würde, das Lager am Tag des Turnieres zu verlassen. Aber aus Höflichkeit wollte er lieber einmal zuviel fragen. Er hatte in seinem Leben schon Menschen kennengelernt, die hinter jeder Kleinigkeit ein Vergehen sahen und dagegen gedachte er sich soweit wie möglich abzusichern.


    Mit den Worten "Dann vielen Dank für alles." verabschiedete er sich.

    "Ja, centurio." antwortete er in einem Ton, der auf der einen Seite versuchen sollte, Licinus zu zeigen, dass er verstanden hatte, auf der anderen aber, den Stolz ob des Lobes nicht zu deutlich zu Tage treten zu lassen.
    Auch wenn er theoretisch tot gewesen wäre, freute er sich dennoch, dass wenigstens seine Reaktionsfähigkeit wohlwollende Erwähnung fand.
    Gleichzeitig aber hatte der Centurio die ohnehin schon wacklige Hoffnung des Decimers zerstört, die versuchte, ihm einzureden, dass vielleicht auch ein Feind innehalten würde.


    "Ich danke dir, dass du ebenfalls so schnell reagiert und den Angriff gestoppt hast." sagte er zu seinem Kameraden, der nicht minder überrascht gewesen und nun irgendwie erfreut war, dass es nicht ihn getroffen hatte.
    "Ich wäre wohl auch zurückgetreten." erwiderte der in gedämpften Ton. "Aber wer weiß, ob ich nicht vor Schreck weggerutscht wäre. - Das wär mir dann schon peinlich gewesen."


    Titus nickte verständnisvoll und brachte sich sogleich wieder in Stellung. "Na dann. Machen wir mal weiter."

    An der Startlinie ging es ziemlich schweigsam zu. Anscheinend hatte keiner der Wettkämpfer Lust, einen Plausch zu halten - oder sich am Ende noch kurz vorm Startschuss mit einem der fremden Kontrahenten anzufreunden.
    Titus entschloss sich, selbst auch nichts zu sagen. Letztendlich war er auch nicht der Typ, der aus dem Nichts eine Unterhaltung schaffen konnte.


    Da er sich nun, seiner Meinung nach, genügend aufgewärmt hatte, spähte er nach einem freien Platz direkt an der Startlinie, wo er auch sogleich einen ausfindig machen konnte. Etwas wackligen Schrittes begab er sich an den Platz und atmete auf dem Weg dorthin tief ein und aus, um die wiederkehrende Aufregung einzudämmen, die einmal mehr versuchte, sich ihren Weg zu bahnen.
    Testweise begab er sich schon einmal in Startposition, stand dann wieder gerade, versuchte es ein zweites Mal und fühlte sich danach etwas ruhiger.


    Nun konnte er nur noch auf den Startschuss warten und während er das tat, hielt er nach Teilnehmern aus seiner eigenen Einheit Ausschau, konnte aber keinen entdecken, nur am Rande der Arena erblickte er seinen Optio Priscus.

    Titus sah wie der signifer etwas auf die tabula kratzte, konnte aber nicht lesen, was, da der Mann sie in einem für ihn ungünstigen Winkel hielt.


    "Vermutlich seine Unterschrift und einen kurzen Vermerk." dachte er sich und dann nicht weiter darüber nach, da er ja nun wieder im Lager und die Sache für ihn erledigt war.


    Nur eines wollte er noch wissen:
    "Für das Turnier." begann er. "Muss ich das Lager auch verlassen. Weißt du, ob ich dafür auch eine Ausgangserlaubnis brauche oder gehen wir gleich als komplette centurie?"*


    Sim-Off:

    * Titus steht zwar schon auf demTurnierplatz, da es bereits angefangen hat, aber der Ordnung halber muss das vielleicht noch gemacht werden.

    Erschrocken bäumte sich der Decimer nach oben auf. Irgendwas hatte ihn da in die Seite gepiekst und nun wusste er nicht gleich, ob er sich schnell in Richtung des Angreifers oder des Schildschiebers richten sollte. Nach blitzschnellem Überlegen, machte er einen Schritt zurück und rief "Stop!"


    Dann schaute er nach links und erblickte nun auch die Quelle des Übels: eine vitis mitsamt ihrem Träger.


    Ihm war schon klar, dass er das im Gefecht nicht mit Erfolg hätte betreiben können, doch hier und jetzt war sein Partner so erstaunt, dass er innehielt und sein Schild auf dem Boden abstellte. Aber Moment - vielleicht klappte es auch im Gefecht, wenn man nur laut genug schrie, resolut genug schaute und den Gegner überzeugend genug erstaunte? - "Obwohl, lieber nicht probieren." dachte er sich. "Es könnte der erste und letzte Versuch sein."


    Fragend schaute er den Centurio an.

    "In der principia, gut."
    Erst jetzt hatte es bei ihm Klick gemacht. Die principa war ja ganz woanders, als die habitatio. Lagerarchitektur .... aber schon bald würde er sie auswendig kennen.
    "Wenn es so möglich ist, dann nehme ich das Angebot, gern wahr." Er reichte ihm die tabula mit der Ausgangserlaubnis.
    "Vielen Dank dafür - und falls es mal Probleme gibt ..." fügte er in freundlichem Ton hinzu." .. dann weiß ich ja jetzt, wen ich ansprechen kann."

    Interessiert lauschte Titus der Eröffnungsrede und nahm mit Wohlwollen wahr, dass der Wettlauf und der Speerwurf, seine beiden Disziplinen, zuerst stattfanden. So hatte er die Gelegenheit, sich erst auszutoben und den Ringkampf im Anschluss entspannter zu verfolgen.


    Als er sich vor einiger Zeit zur curia in Mantua begab, um sich anzumelden, hatte er noch die Gewinnsumme im Hinterkopf gehabt, jetzt jedoch freute er sich einfach auf einen angenehmen, interessanten Tag. Natürlich war er etwas aufgeregt, schließlich vertrat er irgendwo auch die Prima und wollte diese auf keinen Fall blamieren, aber das Flair und die Stimmung, die die Zuschauer und überhaupt die Tatsache, einmal in einem Amphitheater das Beste zu geben, verbreitete, hob seine Gemütsverfassung gewaltig.


    Entsprechend gut gelaunt begab er sich dann auch zur Startlinie, sah nach rechts und links und begrüßte alle anderen bereits Anwesenden mit einem freundlichen "Salve, viel Erfolg euch allen."
    Er kannte leider gar keinen der jungen Männer, die da vor ihm standen, aber vielleicht würde sich das im Laufe des Tages noch ändern.
    Nur einen hatte er vor einigen Minuten schon gesehen und das war sein eigener Centurio - Iulius Licinus, der sich gefährlich nahe im Bereich der Sportler aufhielt. Da sein Name während der Aufzählung aller Teilnehmenden genannt wurde, zweifelte Titus nicht im Geringsten daran, dass da irgendeine Überraschung im Busche lauerte; nur hoffte er, dass sich diese auf den Ringkampf beschränkte.


    Um aber nicht tatenlos rumzustehen und sich im Grübeln zu verlieren, nahm er sich ein Beispiel an einem der anderen Teilnehmer, der eifrig seine Beine dehnte und tat es diesem gleich.

    Sie waren noch immer so in ihren Zweikampf versunken, dass sie gar nicht merkten, dass Licinus innehielt, um seine Aufmerksamkeit speziell ihnen zu widmen.


    Nur leicht nahm Titus das Stöhnen seiner Kameraden wahr, hier und da einen Seufzer und ab und an das Scheppern der Schilde, deren Träger zu Boden fielen. Mit Sicherheit hätte er auch bemerkt, wenn plötzlich jemand auf sie zugestürmt wäre, womit auf dem campus, jetzt gerade, jedoch nicht unbedingt zu rechnen war.


    Es gab kein Vor und kein Zurück. Noch immer wurde nicht deutlich, wer den anderen zuerst weit zurückdrängen oder gar zu Boden stoßen würde. Langsam aber allmählich beschlich Titus das Gefühl, dass sie ewig so weiter machen könnten. "An den Griechischen Kalenden." dachte er verzweifelt. "Erst dann werde ich ihn zurückdrängen." Er seufzte leicht. "Nie." - und kämpfte weiter gegen die Kraft seines Gegenübers an.

    Und das taten sie auch. Sie zeigten, was sie konnten - oder was sie nicht konnten, aber darüber zu urteilen, das oblag allein dem Centurio.


    "Alles klar." sagte Titus zu seinem Trainingspartner. "Ich bin dann bereit, legen wir los?"
    "Ja." antwortet dieser knapp und begab sich in Stellung.


    Sie drückten ihre Schilde gegeneinander und versuchten, sich gegenseitig wegzuschieben. Keiner zeigte einen Punkt Schwäche und keiner war gewillt, es dem anderen auch nur im Geringsten leicht zu machen. Mal nett, so ein Wettkampf zwischendurch. Es war anders, als Formationen oder das Laufen zu üben. Hier konnte richtig viel Muskelkraft eingesetzt werden und wenn man einen gescheiten Trainingspartner hatte, dann machte das Ganze, bis zu einem gewissen Grade, auch noch Spaß.


    Titus fing nun an, die Zähne aufeinanderzubeißen. Ganz schön viel Kraft hatte er, der ihm da gegenüberstand. Doch auch an diesem gingen die Spuren der Anstrengungen nicht vorüber, ohne sich auf dem Gesicht abzuzeichnen. Verbissen drückte er sein Schild gegen das des jungen Decimers.
    Sie bewegten sich mal nach hier, mal nach da, mal gewann der eine die Oberhand, mal der andere, aber nie kamen sie weit vom Fleck, denn kaum spürte Titus, dass er zu sehr nach hinten gedrückt wurde, stemmte er sich noch energischer gegen sein scutum und andersrum war es genauso.


    Sie waren so vertieft bei der Sache, dass er nicht einmal Zeit hatt, zu schauen, wie sich die anderen anstellten und das war schon ein gutes Zeichen. Den Decimer so beschäftigen zu können, dass er sich ganz für seine Aufgabe interessierte, das gelang nicht alle Tage. Zumindest hatte sein Lehrer damit immer Probleme gehabt.

    Seinem Optio dicht auf den Fersen betrat Titus das Amphitheater. Auch er war auf dem Weg vom Lager hierher etwas schneller gegangen, um sich schon einmal aufzuwärmen.


    Er war relativ früh aufgebrochen, zumindest kam es dem Decimer so vor, doch war er trotdzem nicht mehr unter den ersten, die den Eingang passierten. Eigentlich hatte er fast damit gerechnet, schließlich wohnte er in der Stadt, in der der Wettkampf ausgetragen wurde, doch so konnte man sich eben irren.


    "Mal etwas anderes, als der campus." dachte er sich, als er sich so umsah, die Architektur betrachtete und die fremden Gesichter. "Das wird auf jeden Fall ein abwechslungsreicher Tag."


    Vergnügt stiefelte er von einem Punkt zum anderen und wieder zurück, vergaß dabei jedoch nie, sein Hauptaugenmerk auf die anderen Teilnehmer zu legen. Da waren einige von der Legio I, doch auch so mancher, den er noch nicht kannte. Er fragte sich, ob sie alle Soldaten waren oder ob sich auch einige Zivilisten unter die Schar der Teilnehmenden gemischt hatten, doch das würde er wohl erst später herausfinden.
    Als er des Umherwandelns schließlich überdrüssig wurde, stellte er sich in die Nähe der anderen Teilnehmer und schaute dem Amphitheater beim Vollwerden zu.