Beiträge von Titus Decimus Vestinus

    "Hospitius Numerius ist im valetudenarium, centurio." meldete sich einer meiner Kameraden zu Wort. Er erklärte Licinus, der Arzt habe gesagt, dass er einen Mann mit dermaßen viel Schleim in den Atemwegen nicht auf den campus lassen würde. "In ein paar Tagen soll er wieder gesund sein." fügte er noch hinzu, bevor er wieder verstummte.


    Nachdem die verwaltungstechnischen Maßnahmen ein Ende gefunden hatten, lenkte Licinus unsere Aufmerksamkeit auf realere Objekte. Ich erblickte einige pila, die dicht aneinander standen und wohl darauf warteten, von uns ergriffen zu werden.
    Während ich so grübelte und darüber nachdachte, ob wir hier einen Platz schaffen konnten, der verhinderte, dass bei möglichen Wurfübungen jemand verletzt wurde, hörte ich meinen Namen erklingen. Das kam mir etwas ungelegen, denn über pila wusste ich nicht viel, dennoch versuchte ich, zusammenzukratzen, was mir bereits bekannt war. "Die pila werden in einer Schlacht fürs Werfen verwendet." sagte ich laut und deutlich. "Sie sind gut, um die gegnerische Formation zu brechen und die Bewegung des Gegners einzschränken, indem man ihn schon von weitem damit trifft."


    Sim-Off:

    Habe ich nicht. :) Bau ruhig aus wie es dir beliebt. Das würde ich ja auch so machen.

    Munter plaudernd spazierte ich auf den campus. Ich war nun schon eine ganze Weile im Lager stationiert und so langsam gewöhnte ich mich daran, früh aufstehen zu müssen. Die Sonne schien schwach durch die dichte Wolkendecke hindurch und hier und da bedeckten einige Schneeflocken den Boden.
    Es war kalt, aber nicht so kalt, dass ich nicht durch ein paar lockere Runden hätte warm werden können.


    Aus der Ferne sah ich, wie einer der beiden Kameraden, die den Verletzten tags zuvor zum medicus getragen hatten, dem centurio Bericht erstattete. Ich wusste, was er ihm sagen würde, denn die Information hatte sich schon gestern Abend in der ganzen Baracke herumgesprochen. Der Kamerad würde zwei Wochen ausfallen, hatte Glück im Unglück gehabt und nach Ablauf der Genesungszeit wieder so beweglich sein wie ein junger Leopard. Wir waren alle beruhigt, besonders der, der den Zwischenfall verschuldete.


    Ein paar Minuten später standen wir, wie üblich, in Reihen vor dem centurio und warteten auf den ersten Befehl. Zwei Leute fehlten, der Verletzte und ein anderer, der sich über Nacht eine üble Erkältung geholt hatte. Die anderen waren fit und standen, teils bibbernd, teils kalten Atem in die Luft außstoßend, erwartungsvoll auf dem campus.

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    "Saufeius Simplex." überlegte ich. "Simplex. .... Von dem habe ich noch nie was gehört. Ich seh zwar immer wieder einige schlecht gelaunte Leute in der castra, aber aufgefallen ist der mir noch nicht." Vielleicht war es auch mein Glück, denn was Serapio da erzählte, klang wie etwas, auf das ich verzichten konnte.
    "Aber es freut mich, dass du meinen centurio kennst und anscheinend ist er dir sogar sympathisch." Ich grinste und dachte an die glorreiche Heldentat, die mein lieber Cousin in dem Zusammenhang erwähnt hatte. Von seiner Ironie ließ ich mich jedenfalls nicht täuschen. Mir war klar, dass er am liebsten sofort davon erzählt hätte.


    Noch einmal ertönte die laute Stimme des Ausrufers. Er gratulierte Serapio zum Sieg, gefolgt von tosendem Beifall und rief die Teilnehmer der nächsten Disziplin aus.
    Gern hätte ich mich noch etwas länger unterhalten, aber ich wollte rechtzeitig zum Start am Platz des Geschehens sein und so verabschiedete ich mich, nahm die Erfolgswünsche meines Cousins entgegen und drehte mich um.


    Ich war schon einige Schritte gegangen, da fiel mir ein, dass ich ja noch etwas erwähnen wollte. "Ach Serapio." sagte ich, gefolgt von einem breiten Grinsen. "Von deiner Heldentat musst du mir später noch berichten." Ich lächelte und ging von dannen.

    "Gebt weiterhin acht." wiederholte ich die Worte des Centurio im Flüsterton, so, dass nur ich sie hören konnte. "Hoffentlich passiert nicht noch etwas." fügte ich, ebenso leise, hinzu.


    Ich hatte nicht viel Zeit, zu denken. Um mich herum setzte bereits der Trubel ein und als ich nach links schaute, sah ich auch schon wieder meinen Partner, der angriffsfertig neben mir stand. Wir einigten uns darauf, dass diesmal er stechen und ich mich verteidigen würde.
    "Also. Los!" sagte ich - und wich seinem ersten Stich galant aus. Ich hatte keine Zeit, nach den anderen zu sehen, aber mein Gehör informierte mich darüber, dass es dieses Mal leiser war, als zuvor. Anscheinend hatten auch die wildesten meiner Kameraden die Überraschung noch in den Knochen stecken und führten die Übung diesmal mit größerer Konzentration aus.


    Sim-Off:

    Keine Einwände. ;)

    Ich vertrat mir gerade etwas die Beine, als ich einen Fremden erblickte, der gegen eine Tür klopfte, von der ich wusste, dass niemand sie öffnen würde.


    Er sah etwas verloren aus, deshalb ging ich zu ihm, um nachzusehen, ob ich ihm helfen konnte. "Salve!" grüßte ich. "Die Kameraden, die hinter der Tür wohnen, sind gerade unterwegs."
    Mein Blick fiel auf eine Rüstung, die auf dem Boden neben ihm lag und ich schloss daraus und aus der Tatsache, dass ich ihn nie vorher gesehen hatte, dass er ein neuer probatus sein musste.


    "Kann ich dir helfen?" fragte ich. "Suchst du jemanden?"

    Ich konnte den verletzten Kameraden gleichzeitig wimmern, als auch sich bedanken hören, als Licinus ihm sein Halstuch um die Wunde band. Ich wusste nicht wie stark die Verletzung war, aber selbst von hier sah sie übel aus. Die Worte Licinus sprachen dafür, dass etwas wirklich Schlimmes geschehen war. Zuerst sprach er nur zu dem Verursacher des Zwischenfalls und dann zu uns allen.
    Halblaut versicherten wir ihm, dass wir verstanden hatten, viele auch nur durch ein Nicken.


    In einiger Entfernung sah ich wie meine beiden Kameraden den Verletzen auf einem Schild vom campus trugen. In Gedanken drückte ich ihm die Daumen, dafür, dass er sich bald von seiner Verletzung erholen und nicht stark darunter leiden würde.

    Zitat

    Original von Faustus Decimus Serapio


    "Sag mal?" fragte ich und schaute, mit einem spöttischem, aber auch grinsenden Zug um den Mund auf das, was Serapio da mit seinen Augen tat. "Versuchst du gerade, herauszufinden, ob du noch größer bist, als ich?"
    Ich musst fast lachen. Nie war mir aufgefallen, dass ihn das irgendwie interessiert hätte, aber jetzt war soviel neu an ihm, dass vielleicht auch das irgendwann dazu gekommen war.
    Nach einigen Sekunden schien er festzustellen, dass wir ungefähr gleich groß waren und damit war die Sache erledigt.


    Langsam aber sicher kehrte an dem Platz, an dem wir standen, Leben ein. Von hier und da kamen die Teilnehmer, mit denen ich eben noch um den ersten Platz gekämpft hatte. Sie kamen, um meinem Cousin zu gratulieren. Auch die, die nicht zu seiner Einheit gehörten. Während er die Glückwünsche entgegennahm, übte ich mich in Geduld und betrachtete die Zuschauerränge. Auch dort hatten die Unterhaltungen begonnen. "Klar." dachte ich mir. "Momentan gibt es ja nichts zu sehen." Bis zum Speerwurf dauerte es noch eine Weile und wie konnte man die Zeit besser überbrücken, als durch ein nettes Gespräch? Außerdem war ich ja nicht auf den Kopf gefallen und mir war klar, dass irgendwo da oben auch einige Leute saßen, die die Pausen nutzen, um neue Kontakte aller Art zu knüpfen.


    Eine Frage von Seiten meines Cousins holte mich aus meiner Gedankenwelt zurück. "Ich habe mich noch für den Speerwurf angemeldet." antwortete ich ihm. "Das Ringen hätte mich auch interessiert, aber es ist mein erster Wettkampf dieser Art und ich wollte mir nicht gleich zuviel zumuten."
    Zu dem gigantischen Classis-Soldaten sagte ich nichts weiter, denn ich kannte ihn nicht näher und wollte mir kein Urteil über jemanden erlauben, mit dem ich noch kein einziges Wort gewechselt hatte.
    Lieber lauschte ich weiter Serapios Ausführungen, denn gerade jetzt wurden sie so richtig interessant.


    Er erzählte viel und als er fertig war, war ich fröhlich. Ich sah ihn und irgendetwas brannte in ihm. So wie damals, als er mir erzählte, wie er gedachte, die Welt zu ändern. Doch diesmal war es anders. Es war ernster und mit Erlebnissen untersetzt. Es schien mir vollständig nachvollziehbar und das schönste an der ganzen Sache war, dass er heute, anders als damals, in seinen Vorstellungen und Ansichten lebte und nicht erst darauf warten musste, dass irgendwann, viel später, eintrat, wovon er träumte. Das freute mich wahnsinnig für ihn, denn ich hatte es ihm gegenüber zwar nie erwähnt, aber irgendwie hatte ich immer befürchtet, dass nicht nur seine Träume zerbrechen könnten, sondern er auf ewig mit ihnen.
    Ich versuchte, meine Empfindungen in Worte zu fassen und erzählte ihm das alles, so gut ich konnte.


    Wenig später gingen wir auf mein beginnendes Legionärsdasein ein. "Ich fühle mich wohl." antwortete ich wahrheitsgemäß. "Das frühe Aufstehen will mir manchmal nicht so gefallen." fügte ich grinsend hinzu. "Aber dafür hab ich den ganzen Tag Bewegung und das liebe ich."
    Danach erzählte ich von meinem Ausbilder. "Kennst du Marcus Iulius Licinus?" fragte ich ihn. Er ist mein Centurio und bildet uns aus. "Wenn du auch in der Prima warst, dann bist du ihm vielleicht schon einmal begegnet."
    Unwillkürlich schaute ich mich um. Ich sah ihn in der Nähe meines Optios Tallius Priscus und damit außer Hörweite. Egal, ob ich etwas Gutes oder Schlechtes zu sagen hatte, solange ich jemanden noch nicht wirklich persönlich kannte, mochte ich es nicht, wenn er mitbekam, was ich zu erzählen hatte. "Ich bin zufrieden mit ihm." sagte ich. "Natürlich schreit er auch mal, aber das tun sicher alle Centurios. Dafür macht er aber selbst mit, wenn er etwas von uns verlangt, beim Laufen zum Beispiel und ich sehe ihn immer in Sorge, dass sich niemand verletzt, das finde ich beachtenswert." Ich machte eine kurze Pause. "Um ehrlich zu sein, hatte ich mir alles etwas schlimmer vorgestellt. Aber in meiner Vorstellung waren alle Ausbilder bei den Legionen riesige, blutrünstige Monster, die es nur darauf anlegten, ihre Soldaten zu ärgern." Ich sagte das zwar halb lächelnd, wusste aber, dass es stimmte und ich wusste auch, dass Serapio wusste, dass ich das damals dachte. Ein paar Jungs in Tarraco hatten das immer erzählt und in meiner naiven Weltanschauung als Kind hatte ich das so aufgesogen und seitdem daran geglaubt.

    Als ich an diesem Abend vom campus zurückkam, tat ich dies rennenderweise. Der Himmel hatte sich verdunkelt und es schüttete wie aus Kübeln. Tief in meinem Innern fühlte ich, dass es sich nur um einen kurzen Schauer handelte. Im Moment jedoch fühlte es sich an, als würde Neptun persönlich seine Ozeane über unserem Lager ausgießen.
    Ich hatte meine caligae abgestreift und trug sie in den Händen, damit es mir wenigstens erspart blieb, später den Schlamm davon abkratzen zu müssen. Ich war da manchmal etwas nachlässig und wusste, dass ich sie sonst vergessen und am nächsten Morgen verkrustet vorfinden würde.


    Völlig durchnässt trat ich durch die Tür zu meinen contubernium, in dem schon einige meiner Kameraden saßen. Ich grüßte sie und wühlte dann in einer Kiste, in der ich meine Kleidungsstücke gelagert hatte. Als ich fand, was ich suchte, trocknete ich meinen nassen Körper und zog mich schnell um, denn eine Krankheit war so ziemlich das letzte, mit dem ich mich rumschlagen wollte.
    Die durchnässten Sachen hängte ich nach draußen, auf eine Leine, die einer der anderen schon gespannt hatte und dorthin stellte ich auch meine Schuhe.
    Dann ging ich nach drinnen. Es war warm, viel wärmer, als draußen und irgendwie gemütlich, auch wenn der Schweiß des Tages in der Luft zu kleben schien. Nach und nach kamen auch die anderen nach drinnen und binnen weniger Minuten war der kleine Raum, überhaupt die ganze Baracke, von Stimmen und Gerüchen erfüllt.

    Wir hatten schon einige Sekunden eher aufgehört, deshalb konnten wir dem Befehl des Centurio natürlich sofort Folge leisten. Auch sonst stellte sich binnen weniger Sekunden Ruhe ein.


    Ich sah wie Licinus auf den Verletzten zulief und konnte es mir nicht verkneifen, meinen Kopf besonders weit nach oben zu recken, um über die anderen hinweg zum Mittelpunkt des Geschehens zu blicken. Ich hörte nur sehr leise, was gesprochen wurde, da das Paar, welches nun alle Blicke auf sich zog, sich etwas weiter entfernt von mir befand.
    "Wir haben geübt, Centurio. Lucullus ist mir sehr schnell ausgewichen und als ich eine ganze Weile nicht mal in seine nähe kam, bin ich immer schneller geworden." Er schluckte und starrte auf seinen Kameraden. "Und dann ist er plötzlich gestolpert und ich habe ihm das Schwert mitten in den Oberschenkel gerammt." Mit zitternden Fingern zeigte er auf die blutende Stelle. "Ich weiß nicht, wie das passieren konnte. So scharf ...." Er zeigte auf sein Holzschwert. "So scharf sind die doch nicht."


    In solchen Momenten war ich froh, dass ich nicht zu denen gehörte, die kein Blut sehen konnten, denn selbst von meinem Platz aus sah ich die rote Flüssigkeit deutlich hervorquellen. Ich hörte nun nicht mehr, was gesprochen wurde, denn die Stimme meines Kameraden war nur mehr ein Wispern. Langsam drehte ich mich herum, denn auch in meinen Reihen begannen die gedämpften Gespräche, da jeder darauf brannte, zu erfahren, was außerhalb der eigenen Sichtweite vorgefallen war.

    Welch ein Empfang! Er war es also wirklich. Hocherfreut erwiderte ich Serapios festen Händedruck und strahlte wie ein kleines Kind.
    "Jahre müssen es sein, Cousin." sagte ich, noch voller Freude. Nun war es ja fast nicht mehr schlimm, die Ziellinie nicht als Erster überquert zu haben. "Ich hab aber keine Ahnung wie viele."


    Ich fühlte mich noch etwas taumelig. Zum einen die hohe Geschwindigkeit, die eingesetzte Kraft und jetzt diese Überraschung. Trotzdem erinnerte ich mich nach eins, zwei Sekunden, dass er mir ja noch eine weitere Frage gestellt hatte. "Ja." begann ich. "Ich bin vor einiger Zeit der Legio I beigetreten. Vor nicht zu langer Zeit, ich befinde mich noch in der Ausbildung. Als dann vor einigen Wochen die Nachricht die Runde machte, dass ein Turnier stattfinden würde, habe ich natürlich die Chance ergriffen. Zumal es sich ja praktisch vor meiner Haustür ereignet."
    Ich schaute kurz hinter mich und sann der Strecke nach, die ich soeben zurückgelegt hatte. "Mit mäßigem Erfolg bisher." fügte ich etwas kleinlaut hinzu. "Aber wie ich sehe, hast du dir hier den Ruhm geholt."
    Ich gratulierte ihm herzlich und versicherte ihm, dass ich mich wirklich für ihn freute. Auch wenn nicht ich der Sieger war, die Tatsache, dass mein großer Cousin den Sieg davontragen konnte, machte die Sache nicht ganz so schmerzlich.


    "So, jetzt will ich aber auch wissen, was du hier machst. Wie ich sehe, hast du dich für den Weg des Soldaten entschieden und wenn ich das richtig beurteile, dann bist du auch kein einfacher miles mehr." Ich hielt kurz inne und betrachtete Serapio eingehend. " Ich muss sagen, dass ich ehrlich überrascht bin. Ich wusste nicht, ob ich dich jemals wiedersehe. Keiner von uns wusste das."

    Mein Partner und ich einigten uns schnell darauf, wer in der ersten Runde den aktiven und wer den passiven Part übernehmen sollte. Mir oblag es, zuerst zuzustechen und das tat ich dann auch - bestimmt, aber doch mit einer gewissen Vorsicht, denn ich hatte wirklich keine Lust, jemanden zu verletzen, zumindest nicht einen meiner Kameraden.


    Es vergingen keine paar Minuten, als um uns herum die ersten Wehklagen begannen. Wir hielten kurz inne, um uns umzuschauen. Ich sah, dass der Centurio durch die Reihen ging und hier und da ein paar Anmerkungen zu machen schien. Trotzdem schienen sich schon die ersten die Köpfe eingeschlagen zu haben. Dennoch geschah noch nichts wirklich Schlimmes.


    "Na komm, machen wir weiter, oder?" fragte mein Partner, an mich gewandt. "Oder möchtest du noch ein wenig in der Gegend rumstarren?"
    "Nein, nein." antwortete ich schnell. "Ich war nur etwas überrascht von den Schmerzensschreien. Lass uns weitermachen."


    Daraufhin begab ich mich wieder in Position und stach zu, so, wie ich es an den Holzpfählen geübt hatte. Es war gar nicht so leicht. Mein Kamerad war zwar ziemlich stämmig und hatte sehr breite Schultern und einen muskulösen Körperbau, trotzdem wich er mir geschwinder aus, als ich angenommen hatte. Einmal kratzte ich ihn aus Versehen mit dem Holzschwert. Er tat es aber ab, als wäre nichts geschehen.


    Doch plötzlich geschah etwas, das mich erneut innehalten hielt. Ich wollte gerade einen Stich zur rechten Seite führen, da schallte ein gewaltiger Schrei über den campus. Er schien so weit entfernt, dass ich erst gar nicht vernahm, dass er tatsächlich aus dem Munde einer meiner Kameraden kam.
    "Oh nein, Lucullus, Lucullus. Es tut mir leid." Einer der jungen Männer hatte sich zu seinem Partner heruntergebeugt und hockte nun hilflos neben ihm.
    "Centurio!" rief er. "Wir haben hier ein Problem!"
    Es schien ihm sichtlich unangenehm, wie ein kleines Kind nach Licinus rufen zu müssen, aber in seinem kleinen Schock das Beste, was er tun konnte.

    Ich freute mich, als ich hörte, dass wir nun paarweise Fechtübungen durchführten sollten. Zum einen der Fechtübungen wegen, zum anderen würde ich wohl wieder jemanden kennenlernen, der mir bis dato noch unbekannt war.
    "Oh, diesmal, ohne abzuzählen." dachte ich, als nur der Befehl kam, Paare zu bilden. Anscheinend hoffte der Centurio, dass wir inzwischen fähig sein würden, schnell Gruppen zu bilden. Vielleicht war es aber auch nur Zufall.


    Ich drehte mich zu dem probati, der rechts von mir stand und fragte ihn, ob er mein Übungspartner sein wolle. So taten es auch die anderen und schell fanden sich alle zusammen.
    Nun standen wir uns gegenüber und während der Centurio einige Worte der Warnung aussprach, hatte ich schon einmal Zeit, den jungen Mann zu mustern. Der musste schon einiges erlebt haben, hatte der doch zwei riesige Narben auf dem Gesicht.
    "Also, wie du siehst, habe ich keine Angst um mein Gesicht." sagte er lachend. "Aber ich würde es trotzdem bevorzugen, wenn du etwas Vorsicht walten lässt, okay?"
    Ich nickte und erwiderte, dass ich ebensowenig wünschte, beim medicus zu landen.


    Wieder schien keiner eine Frage zu haben.

    Noch etwas erschöpft kam ich bei den sich freuenden Menschen vor mir an. Ich wollte sie gerade begrüßen, da verschlug es mir die Sprache, noch ehe ich ein Wort herausbrachte.
    "Ist das .... Serapio?" fragte ich mich. "Mein großer Cousin Serapio!" Ich glotze mit großen Augen auf den Mann vor mir. Hoffentlich war er es wirklich und nicht ein anderer, der mich nun für bekloppt hielt.
    "Den habe ich ja ewig nicht gesehen."


    Festen Schrittes steuerte ich auf ihn zu.

    Sim-Off:

    Oh. *grinst* Naja, wäre mir vielleicht gar nicht aufgefallen, wenn du es nicht erwähnt hättest. :D


    Standen wir also da wie Adonis. Das war mir nun wirklich nicht aufgefallen und ich hatte auch nicht das Gefühl, dass ich zu denen zählte, die möglichst gut aussehend kämpfen wollten. Effektivität zählte für mich mehr, als das Aussehen. - Nun ja .... zumindest auf dem Schlachtfeld.


    "Zustände, Zustände." murmelte einer meiner Kameraden aus der Reihe hinter mir. "Wozu lasse ich mir denn die Salben schicken? Tzzz ...."


    "Oh Gott, bloß schnell weghören." dachte ich mir. Und solche hatten dem imperator Treue geschworen. Der würde bestimmt vom Schlachtfeld rennen, wenn er sieht, dass sein Helm einen Kratzer hat. Ich musste grinsen, bei dem Gedanken, obgleich mir das im Ernstfall wohl vergehen würde.
    Aus den Augenwinkeln nahm ich einen jungen Mann wahr, der sich bei den Worten des probati hinter mir an den Kopf griff.
    "Gut." dachte ich. "Scheinbar noch ein paar mehr Normale."

    Ich sprintete wie ein Verrückter dem Ziel entgegen. "Hätte ich mich nicht ablenken lassen, nicht ablenken lassen ...." dachte ich immer wieder. "Was musste der auch stolpern? Aber naja, er konnte ja nicht wirklich viel dafür."


    Vor mir waren immer noch einige, nicht so viele, aber zu viele, um noch einen anständigen Platz zu belegen. Wer genau, das nahm ich nicht wahr, denn für den Rest der Strecke - das hatte ich mir an der 50 Fuß-Markierung vorgenommen - war ich nur auf mich selbst fixiert. Ich war mir sicher, dass mich jetzt nur noch ein mich plötzlich rammender Streitwagen hätte ablenken können.


    Wenig später erreichte ich dann auch mein Ziel. Halb japsend und die Luft stark außstoßend, beugte ich mich nach unten, um mich etwas zu entspannen. "Den wievielten Platz habe ich denn nun belegt?" fragte ich mich selbst. Ich schaute nach hinten, da rannten noch welche und vor mir standen .... hm ...."Da zwei und noch einer." zählte ich. "Also vierter." sagte ich zu mir selbst und versuchte, meine Enttäuschung runterzuschlucken. "Naja, immerhin bin ich in der ersten Hälfte gelandet."


    Nach einigen Sekunden entschied ich, mich zu den anderen Läufern zu begeben. Von hier konnte ich schon sehen, dass da nur welche standen, die ich nicht kannte. Von der prima waren die wohl leider nicht.

    Prompt fingen die probati an, auf die Pfähle einzustechen. Einige taten das stumm und ohne irgendeine Regung zu zeigen, andere waren der Meinung, einen Kampfschrei ausstoßen zu müssen und wieder andere hatten noch soviel Energie, dass es für einen kleinen Plausch reichte.


    "Nur gut, dass sich die Teile nicht bewegen, was?" fragte einer der Männer, der neben mir stand. "Ich glaube, ich würde die nicht so gut treffen."
    Ich hatte eigentlich keine große Lust, ihm zu antworten, aber was sollte ich machen? Ihn ignorieren? Sicher würde er mir das übel nehmen und meiner Meinung nach kannten wir uns nun noch nicht so gut, dass ich es mir leisten konnte, meine Launen in der Gruppe rauszulassen.


    "Ja, da hast du wohl recht." sagte ich und führte mein Schwert an der rechten Seite entlang.
    Hoffentlich hörte er nun auf, zu quatschen ... und er tat es.


    Nach einigen Stichen, die ich nur als sehr wenige in Erinnerung behalten werde, kam der Befehl zum Aufhören. In meinem Eifer gestoppt, stellte ich mein Schild zu Boden und wartete auf den nächsten Befehl. Doch zuerst wurde ich überrascht. Als Centurio Licinus von Abschürfungen sprach, fuhr mein Blick unwillkürlich auf meinen rechten Unterarm. Und Tatsächlich! Da waren mehrere Abschürfungen, deren Entstehen beim Üben an mir vorbeigegangen war. Noch spürte ich keinen Schmerz, aber solch eine Wunde hatte ich nicht zum ersten Mal.
    "Das wird noch brennen." dachte ich mir.


    Auch sonst war niemandem etwas weiter aufgefallen, nicht einmal mir, dabei bildete ich mir doch manchmal ein, ein guter Beobachter zu sein - oder zumindest wünschte ich mir das.
    Ich überlegte und kam nicht drauf. Was hätte mir auffallen sollen?


    Sim-Off:

    Verzeih mein langes Ausbleiben. Ich hatte eine Grippe.

    Titus wanderte los, um sich eines der gladii zu besorgen. Auf dem Weg zu einem der Säcke fragte er sich, ob diese auch schwerer waren, als die eigentlichen Waffen. So wie bei den scuta damals.


    "Hm .... scheint nicht ungewöhnlich schwer." dachte er, als er eines aufnahm. "Aber vielleicht kann ich mich auch nicht mehr richtig an deren Masse erinnern."


    Eilig ging er zu seinem Platz zurück.

    Oh, das war eine wohl überdeutliche Ansage. Die meisten probati fuhren so stark zusammen, dass es für einen Moment totenstill war. Niemand wollte atmen, so schien es, um die Aufmerksamkeit nicht auf sich selbst zu lenken.


    Titus war ebenfalls leicht geschockt. Er notierte in Gedanken, das gladius niemals als Hiebwaffe zu verwenden und damit war die Sache für ihn erledigt. Fehler gehörten zum Leben, auch wenn der etwas peinlich war. Zumindest redete er sich ein, dass er den Schnitzer ad acta legen und nicht allzusehr darüber grübeln sollte. Er war so schon nachdenklich genug.


    Als nun die nächste Frage kam, war es noch immer recht still und keiner der Anwesenden hatte das Bedürfnis, eine Antwort zu geben.
    "Naja, was solls." dachte er sich. "Vielleicht kann ich die letzte Antwort mit einer guten wieder wettmachen."
    Er gab sich einen Ruck und meldete sich. "An der rechten Seite, da es sich im engen Kampfgeschehen nicht gut ziehen lässt, wenn man es links trägt."


    "Hoffentlich hab ich diesmal keinen Mist erzählt." fügte er in Gedanken hinzu.