Ànthimos nickte und überlegte kurz. Bei der Säftelehre kannte er sich besonders gut aus, weil auch die meisten ägyptischen Heilmethoden darauf beruhten. Allerdings würde er dieses Wissen außen vor lassen müssen, denn die anderen Iatroi schätzen die Heilkunst der Ägypter sehr gering. So brauchte er einige Augenblicke bis er antwortete.
"Die Säftelehre geht zurück auf Empedokles und Hippokrates. Sie geht davon aus, dass unser Körper aus vier Säften besteht: Gelbe Galle, Schwarze Galle, Blut und Schleim. Normalerweise herrscht ein Gleichgewicht zwischen diesen Säften vor und dann ist der Körper gesund. Diesen Zustand nennt man Eukrasie. Liegt nun ein Ungleichgewicht, mann nennt diesen Zustand Dyskrasie, dieser Säfte in unserem Körper oder in Teilen des Körpers vor, dann empfinden wir Schmerzen oder werden krank. Meist ist es dann ratsam den Patienten mittels einer auf ihn abgestimmten Nahrung, also Diätik, zu kurieren, mittel Chirurgie, entsprechenden Heilmitteln oder einer Therapie, die auf die Zustandsformen dieser Stoffe zugeschnitten ist zu behandeln.
Dies können wir daher sehr gut,weil wir die Säfte einem bestimmten Zustand zuordnen können. So ist die Gelbe Galle trocken und heiß, die Schwarze Galle trocken und kalt, das Blut nass und heiß und der Schleim nass und kalt. Diese Zustände muss man bei der Behandlung beachten. Leidet der Patient nun an einem Überschuss an Gelber Galle welche trocken und heiß ist, behandelt man am Besten durch Kühlung und mit Nässe.
Bei der Therapie durch Nahrung kann man sich am Geschmack der entsprechenden Säfte orientieren. Blut ist süß, Gelbe Galle bitter, Schwarze Galle scharf und Schleim salzig. Dies muss auch bei der Auswahl entsprechender Medizin berücksichtigt werden. Die wohl letzte, weil gefährlichste Methode, ist dann die Chirurgie über die man versuchen kann die überflüssigen Safte abzulassen und so die Eukrasie wieder herzustellen."
Anthi hoffte, dass er nicht gleich zu viel seines Wissens preisgegeben, und so Doros seiner nächsten Fragen beraubt hatte.