Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Ànthimos nickte und überlegte kurz. Bei der Säftelehre kannte er sich besonders gut aus, weil auch die meisten ägyptischen Heilmethoden darauf beruhten. Allerdings würde er dieses Wissen außen vor lassen müssen, denn die anderen Iatroi schätzen die Heilkunst der Ägypter sehr gering. So brauchte er einige Augenblicke bis er antwortete.



    "Die Säftelehre geht zurück auf Empedokles und Hippokrates. Sie geht davon aus, dass unser Körper aus vier Säften besteht: Gelbe Galle, Schwarze Galle, Blut und Schleim. Normalerweise herrscht ein Gleichgewicht zwischen diesen Säften vor und dann ist der Körper gesund. Diesen Zustand nennt man Eukrasie. Liegt nun ein Ungleichgewicht, mann nennt diesen Zustand Dyskrasie, dieser Säfte in unserem Körper oder in Teilen des Körpers vor, dann empfinden wir Schmerzen oder werden krank. Meist ist es dann ratsam den Patienten mittels einer auf ihn abgestimmten Nahrung, also Diätik, zu kurieren, mittel Chirurgie, entsprechenden Heilmitteln oder einer Therapie, die auf die Zustandsformen dieser Stoffe zugeschnitten ist zu behandeln.


    Dies können wir daher sehr gut,weil wir die Säfte einem bestimmten Zustand zuordnen können. So ist die Gelbe Galle trocken und heiß, die Schwarze Galle trocken und kalt, das Blut nass und heiß und der Schleim nass und kalt. Diese Zustände muss man bei der Behandlung beachten. Leidet der Patient nun an einem Überschuss an Gelber Galle welche trocken und heiß ist, behandelt man am Besten durch Kühlung und mit Nässe.


    Bei der Therapie durch Nahrung kann man sich am Geschmack der entsprechenden Säfte orientieren. Blut ist süß, Gelbe Galle bitter, Schwarze Galle scharf und Schleim salzig. Dies muss auch bei der Auswahl entsprechender Medizin berücksichtigt werden. Die wohl letzte, weil gefährlichste Methode, ist dann die Chirurgie über die man versuchen kann die überflüssigen Safte abzulassen und so die Eukrasie wieder herzustellen."


    Anthi hoffte, dass er nicht gleich zu viel seines Wissens preisgegeben, und so Doros seiner nächsten Fragen beraubt hatte.

    Ànthimos freute sich, dass Cleonymus seine offenen Worte nicht als Drohung auffasste, denn so waren sie ganz sicher nicht gemeint gewesen.


    "Sehr schön. Ich freue mich, dass wir da zusammenarbeiten können. Du hast aber Recht: Wir haben hier sehr gute Athleten, und wir müssen das nutzen. Das Angebot für das training nehme ich sehr gerne an. Mein Trainingspartner Lysimachus ist zwar ein echter Bär von einem Manne, aber leider sehr ungelenk und kein wahrer Gegner für mich. Beim Hoplidenlauf werde ich den beiden sicher nicht das Wasser reichen können, denn das ist keine meiner Disziplinen, aber beim Ringkampf und dem Pankration freue ich mich auf harte Trainigskämpfe. Sind die beiden Athleten hier, oder wollen wir uns ein anderes Mal treffen?"

    Ein wenig war es Ànthimos unbehaglich, wie Nikolaos ihn anschaute. Normalerweise machte es ihm nichts aus, denn es war im Prinzip nichts anderes als zwei Athleten die sich belauerten, aber der Gymnasiarchos hatte etwas in seinem Blick, was sein Körper nicht hergab: Stärke. Äußerlich ließ sich Anthi nicht beeindrucken, doch innerlich war er es durchaus. Doch dann schien sich der Blick des Gymnasiarchos irgendwie zu trüben, und Anthi konnte sich von ihm, er war ein wenig wie der Blick der Medusa gewesen, lösen.


    "Ja, Ilias arbeitet für die Rhomäer. Ich denke er hat sich nur so lange nicht bei dir blicken lassen, weil er ein wenig geknickt war, dass er die Ephebia nicht bestanden hat. Ich hoffe du kannst ihm das nachsehen, so wie ich ihm nachsehe, dass er auch an meinem Hochzeitstag einen Auftrag für den Cursus Publicus ausführt. Aber ich hoffe, dass er vielleicht doch noch rechtzeitig zurückkehren wird um an unserem Ehrentag mit uns feiern zu können, wo er schon das opfer verpasst hat."




    Edit: Hydra gegen Medusa getauscht

    Nun hob Anthi die Augenbraue, denn es war ganz sicher nicht nötig ihn an seine Pflichten als Ehemann und Vater zu erinnern. Wie kam sie nur auf den Gedanken, dass er das nicht tat?


    "Ich weis sehr genau was meine primären und meine sekundären Pflichten sind. Und du und unser Kind stehen für mich weit oben über allem anderen. Aber du hast Angst vor Dingen, vor denen du keine Angst haben brauchst. Ich bin Athlet und messe mich mit anderen Athleten. Da kann man mal etwas abbekommen, aber das kann mir überall geschehen. Ich bin ja kein Gladiator und kämpfe gegen Löwen und andere Ungeheuer. Nein, ich bin Athlet und bald auch ein Iatros, und ich weis wie ich auf meinen Körper und meine Gesundheit achte. Viele Menschen vertrauen mir ihre Gesundheit an, also solltest du mir vielleicht auch meine eigene anvertrauen. Wo ich jetzt sogar einen rhomäischen Senator behandeln werde."


    Aber sein Gesicht wurde gleich wieder weich, denn ihm war nicht entgangen wie sie ihn bezeichnet hatte.


    "Ich freue mich, dass du mich als deinen Mann bezeichnest und ich verspreche dir, dass ich nichts Unüberlegtes mache. Beim Kämpfen habe ich einen kühlen Kopf, ebenso wie bei der Arbeit. Aber wenn mir wirklich mal etwas passieren sollte, hast du eine Familie, die auf dich und unser Kind achten wird. Du bist Teil der der Bantotaken und Timos und Ilias sind jetzt auch deine Brüder."


    Und dann grinste er breit.



    "Ich werde alles tun was vernüftig ist, damit kein Rhomäer gewinnt. Schließlich sind wir Griechen die besten Athleten der Welt und es wäre schon peinlich, wenn sie mehrere Wettbewerbe gewinnen würden. Freundschaft hin oder her."

    Ànthimos schaute sich die Einrichtung genau an. Hatte er schon ihr Haus und ihre Einrichtung als beinahe unglaublich prunkvoll empfunden, war das hier noch einmal einige Stufen höher anzusiedeln.
    Der Senator war zwar schon etwas älter, schien aber auf den ersten Blick sehr gut beisammen. Der grieche freute sich, über die geste, dass sich der Staatsmann die Mühe machte, ihn in seiner Sprache zu begrüßen.


    "Salve. Ich bin Ànthimos Bantotakis, Heilkundiger des Museion in Alexandria. Allerdings darf ich mich erst bei meinem nächsten Besuch Iatros nennen. Heute bin ich noch ein Gnorimos, der kurz vor seiner Prüfung zum Iatros steht. Aber sei unbesorgt, ich behandle schon seit einiger Zeit Patienten und verstehe mein Handwerk ebensogut wie die älteren Iatroi am Museion."


    Natürlich wusste Anthi, dass es gewiss geschickter gewesen wäre, den Senator im Glauben zu lassen, er sei bereits ein Iatros, aber er war nunmal eine ehrliche Haut und gerade bei so etwas würde er sich nie zu einer Lüge hinreißen lassen. Zumal eine Lüge auch schwerwiegende Konsequenzen haben. Also würde er ehrlich sein, auch auf die Gefahr hin, dass der Senator seine Dienste nun ablehnen würde.

    Irgendwie fühlte sich Ànthimos richtig ertappt, obwohl er gar keinen Grund dazu hatte und sie nicht mal seinen vollen Namen gebraucht hatte. Aber was sollte er denn machen, schließlich war er ja die Hoffnung Alexandrias und wenn er zu den Olaympischen Spielen wollte, würde er sich in diesen Disziplinen bei großen Wettkämpfen beweisen müssen.


    "Aber wenn ich zu den Olympischen Spielen möchte, dann muss ich mich in allen Disziplinen beweisen in denen ich eine Chance habe. Zumal wir ja wohl auch Rhomäer mitmachen lassen. Daher wird die Konkurenz da wohl sowieso etwas verwässert. Und ich werde mir schon nichts brechen. Ich trainiere ja fleißig und bis auf das blaue Auge und ein paar blaue Flecken, hast du da schon mal eine Verletzung gesehen?"


    Ein paar Mal hatte er schon ordentlich was abbekommen, gerade an den Gelenken, aber er hatte sich nie was anmerken lassen, um sie nicht zu besorgen und sich keinen Rüffel abzuholen. Besonders als diser elende Dardaner damals beim Pankration sein Knie bearbeitet hatte, hatte er starke Schmerzen gehabt. Ein Hoch auf seine eigene Therapie, aber die ersten beiden Tage hatte er übel gelitten, besonders auch bei der Verrichtung seiner ehelichen Pflichten. Aber wirklich schlimme Verletzungen wie Brüche hatte er zum Glück noch nicht gehabt.


    "Außerdem ist es ja auch meine Pflicht als Bürger dieser Polis zu tun was ich kann, um den Ruhm der Polis zu mehren. Und ich bin nun mal einer der besten Athleten Alexandrias. Aber ich verspreche dir: Wenn ich beim einer Disziplin so viel abbekomme, dass ich keine Chance mehr bei der nächsten habe, werde ich nicht antreten."

    Das war wirklich eine große Menge, aber das war sicher zu machen. Damit war das Geschäft sogar noch deutlich lukrativer als gedacht.


    "Das ist viel, aber es sollte kein Problem sein dir so viele Töpfe zu liefern. Das Mischen der Farben kostet natürlich nichts. Was es so teuer macht, ist das Haltbarmachen der Malerfarbe. Würdest du nämlich einfache Farbe aus einer Farbmischerei nehmen, wären die Farben spätestens nach dem ersten Regen abgewaschen. Was genau wir da machen, kann ich dir natürlich nicht sagen, aber Wachs ist ein wichtiger Bestandteil unserer Malerfarbe."

    "Eigentlich dürfte ich dir ja noch gar nichts erzählen, schließlich hättest du dann ja einen Vorteil gegenüber den anderen Teilnehmern an den musischen Wettkämpfen. Aber da ich sowieso glaube, dass du gewinnen wirst, kann ich es dir auch gleich sagen. Nun man wird wohl eine Hymne auf Hermes, eine Ode auf Herakles und eine freie Dichtung vortragen können. Preise wird es dann wohl für den besten Sänger, den bestern Kitharöde und den Urheber des besten Gedichts geben. Aber darum wird sich Nikolaos kümmern. Cleonymus wird sich um den sportlichen Teil kümmern, und ich versuche ihm so gut wie möglich zu helfen."


    Beinahe hätte er bei Pelos Frage lachen müssen. Nur Bogenschießen? Das war sicher die Disziplin bei der Anthi die geringsten Chancen auf den Sieg hatte.


    "Natürlich werde ich auch noch in meinen richtigen Disziplinen antreten. Ich will ja schließlich auch etwas gewinnen. Zuerst natürlich der Pentathlon, schließlich ist das der wichtigste Wettkampf. Bei den hippischen Wettkämpfen werde ich auch mitmachen, aber da rechne ich mir keine Chancen aus. Ich kann zwar Reiten, aber nicht so gut, und ein Pferd habe ich ja auch nicht. Vielleicht kann ich mir eins leihen, oder ich lasse es doch. Dann kommt natürlich noch der Faustkampf und der Pankration dazu. Endlich habe ich wieder etwas auf das ich hintrainieren kann, wo ja die nächsten Olympischen Spiele noch so weit weg sind."

    "Es ist uns immer eine Ehre für uns den Gymnasiarchos begrüßen zu dürfen und es freut mich ganz besonders dass dir das Fest gefällt. Ich hoffe auch die Speisen treffen deinen Geschmack. Natürlich werden meine Brüder auch hier wohnen. Thimótheos ist als ältester unser Familienoberhaupt und somit nominell auch der Hausherr. Und mein Bruder Ilias ist ja durch seine Arbeit beim Cursus Publicus viel unterwegs. Dieses Haus ist der neue Stammsitz unserer Familie, und hier werden wir alle wohnen: Wir, unsere Kinder und deren Kindeskinder hoffentlich auch, wenn wir dann noch genug Platz für alle haben."


    Ànthimos war stolz auf das was seine Brüder, seine Frau und er erreicht hatten. Sie hatten ihrer Familie nun wieder einen Ort gegeben, den man ein Zuhause nennen konnte. Dass das auch Penelopes altes Heim war, machte die Sache noch viel schöner. Nun hatten sie alle eine Heimat.

    Anthi freute sich wie immer, wenn er Penelope sah. Im Moment sah er sie viel zu selten für seinen Geschmack, und das würde auch sicher noch ein paar Wochen so sein. Gerade jetzt wo seine Prüfung zum Iatros bevorstand und er von den Wettkämpfen erfahren hatte. Hinzu kam nun auch noch der kranke Senator, zu dem er morgen gehen würde. Über diese Sachen hatte er mit seiner Frau noch gar nicht reden können. Wenn er Abends nach Hause kam, wollte er sich auch einfach nicht mehr über solche Dinge unterhalten. Aber jetzt war sicher ein guter Zeitpunkt dafür. Aber uerst legte er noch einmal einen Pfeil auf und schoss ein zweites Mal. Dieses Mal traf der Pfeil eine Handbreit näher an der Mitte. Noch immer nicht wirklich gut, aber immerhin.
    Er drehte sich zu ihr um.


    "Na dann werde ich das nicht riskieren", antwortete er breit grinsend. Dann strich er sanft beinahe zärtlich über den Bogen und wurde ernst. "Ich habe viel zu lange nicht mehr mit ihm geschossen. Es war lange Zeit mit sehr viel Schmerz verbunden ihn zu sehen. Alles an ihm erinnert mich an meinen Vater. Hier im Elfenbein sind die ganzen Geschichten über Herakles eingearbeitet, die er mir als Kind erzählt hat, und die mich zu dem gemacht haben, was ich heute bin. Er hat ihn mir immr gespannt, weil ich dazu nicht in der Lage war, bis vor zwei Jahren. So vieles von ihm sehe ich in diesem Bogen."


    Er nickte kurz als wolte er sich selbst zustimmen.


    "Nun denke ich aber ist an der Zeit wieder öfter zu trainieren. Zum Einen um das Andenken an ihn zu ehren und zum anderen habe ich von Cleonymus erfahren, dass es bald endlich mal wieder richtige Wettkämpfe im Gymnasion geben soll. Sowohl sportliche als auch musische. Zwar ist noch nichts fest beschlossen, aber ich denke es dürfte klappen. Cleonymus tut dem Museion sichtlich gut. Und da ich auch vorhabe beim Bogenschießen anzutreten und meinem Vater keine Schande machen möchte, habe ich mich entschlossen meine Bogenschusskünste wieder etwas aufzufrischen."

    Zuerst war Anthi erstaunt vom Ausbruch Penelopes. Er aß jeden Tag für mindestens zwei Männer und hatte ihr essen immer sehr lecker gefunden, zumal sowieso nichts an die griechische Küche heranreichte. Natürlich aß er auch viel auf dem Xenai Agorai, aber das lag daran, dass er eben immer Hunger hatte. Gerade wollte er etwas darauf erwiedern, als sein Bruder Thimótheos hereingestürmt kam. Verdammt er hatte alles gehört und sofort lief es Anthi eiskalt den Rücken hinunter. Eigentlich hatte er ihm kurz vor der Hochzeit von Penelopes Schwangerschaft erzählen wollen, es aber dann vergessen. Seine Befürchtungen bewahrheiteten sich und er hatte seinen Bruder selten so wütend gesehen. So nickte er nur stumm, als er die Aufforderung vernahm. Sein Gesichtsausdruck war grimmig und ganz sicher würde er sich jetzt keine Blöße vor seiner Frau und der Sklavin geben und ihm hinterherrennen wie ein Hund. Gut, die Sklavin durfte eh nichts verstanden haben. Er ließ einige Augenblicke verstreichen, bevor er anfing zu sprechen. Man merkte ihm die Begegnung mit Timos eben nicht an.


    "Zuerst wandte er sich seiner Frau zu: "Du kochst hervorragend Schatz. Und ich habe noch nichts gegesen, was ich deinen Gerichten vorziehen würde." Er schaute ihr in die Augen. "Aber du wirst bald kürzertreten müssen um dich und unser Kind zu schonen. Du wirst nicht deine Arbeit am Museion und das Haus machen können." Er legte seine Hand auf ihren Bauch. "Und wenn unser Kind dann erstmal auf der Welt ist, kannst du das unmöglich alleine schaffen. Warum sollltest du dich denn dann im Haushalt abschuften, wenn du dich unserem Kind und deiner Musik widmen kannst? Glaube mir, sie wird dir sicher eine große Hilfe werden, auch wenn ich hoffe dass du trotzdem so oft wie möglich für deinen verfressenen Mann und seine nicht minder verfressenen Brüder kochst." Er nahm seine Frau in den Arm und küsste ihr aufs Haar.


    Dann wandte er sich Eilean zu und wechselte wieder in die Sprache der Rhomäer. "Das war mein älterer Bruder Thimótheos, er ist der Chef der Stadtwache Alexandrias. Keine Angst, er ist nicht wegen dir wütend gewesen." Er kniete sich vor die Sklavin und holte ein kleines bronzenes Messer aus der Tasche. "Ich werde dir jetzt die Fesseln abnehmen. Meine Frau wird dir dann helfen dich zu waschen und anschließend werde ich deine Wunden versorgen. Ich vertraue dir, dass du nicht versucht weg zu laufen. Und zwar weil du mir vertraust, wenn ich dir sage, dass jeder Ausgang Alexandrias von der Stadtwache bewacht wird. Du sprichst nicht unsere Sprache und hast so helle Haut, dass du überall auffallen wirst. Also wirst du nicht aus der Stadt gelangen können, denn Geld hast du auch keines. Du könntest höchstens ins Delta oder nach Rhakotis flüchten und in diesen Vierteln wirst du nicht lange überleben können, und wenn doch, wirst du es bedeutend schlechter haben als bei uns odergefangen und an jemanden anderen als Sklavin verkauft und da du unsere Sprache nicht sprichst, werden das sicherlich Römer sein." Er schaute sie direkt an. "Ich vertraue auf dich und deine Einsicht, und du vertraust mir, dass ich dir die Wahrheit sage." Mit diesen Worten durchschnitt er ihr die Handfesseln und nahm sie ihr ganz behutsam ab, schließlich wolte er ihr keine Schmerzen zufügen. Dann packte er sein Messer wieder in die Tasche und ging dann mit einem: "Ich hol Wasser" in Richtung Hof. Timos würde er noch ein wenig warten lassen, damit er sich ein wenig abregen konnte. Wahrscheinlich würde es zwischen ihnen dann sowieso ordentlich knallen, und das verschob er dann doch lieber auf später.

    Heute würde Anthi endlich geprüft werden, ob er von nun an würdig wäre sich einen Iatros nennen zu dürfen oder nicht. Eigentlich hatte er eine Abhandlung schreiben sollen, aber da er zur Zeit leider keine Möglichkeit hatte sich einige Wochen lang in die Schreibstube zu setzen, neben dem Amt des Agoranomos arbeitete er bereits wie ein vollwertiger Iatros im Ärztehaus und sein Training hatte er auch noch etwas angezogen, wurde ihm gestattet, seine Abhandlung in mündlciher Form vorzustellen. Penelope hatte sich schon beschwert er würde wohl nur noch zum Schlafen nach Hause kommen. Das stimmte natürlich nicht ganz, denn er sah sine Frau meist auch in seiner Mittagspause. Zumindest ab und an.


    Jetzt war es also endlich soweit und er würde seine hydro-fidi dilitirio-Therapie vorstellen können. Dazu hatte er auch extra den alten Athleten Norriades eingeladen und sogar einige Zeichnungen angefertigt, Umschläge präpariert und auch den Korb mit den Schlangen hatte er hier herüber geschafft, um es den Prüfern anschaulicher zu machen. Nun stand er da und wartete gespannt darauf, dass die Prüfer kommen würden. Man hatte ihn bis jetzt im Dunklen gelassen, welche Iatroi oder auch andere Mitabeiter des Museion das tun würden. Bislang waren nur er und Norriades im Raum und von Sekunde zu Sekunde steigerte sich Anthis Anspannung.

    Ànthimos war davon überascht, wie lange die Fahrt dauerte. Zum Glück hatte er nicht gesagt er würde zu Fuss kommen, denn Pferde hatten sie keine. Gut, Timos hatte eines, aber das gehörte der Stadtwache und war nicht für Privatzwecke gedacht. Und für Anthis schon zweimal nicht.


    Nun verließ er also die Reisekutsche und schaute sich dieses schöne Anwesen an. Da würden sie noch eine ganze Weile arbeiten müssen, bis sie sich sowas würden leisten können. So nickte Anthi den Wächtern und dem Kutscher freundlich zu und machte sich auf den Weg Richtung Porta.

    Der erwartete freudige Ansturm blieb aus. Irgendwie wirkte Penelope gar etwas irritiert. Freute sie sich denn etwa nicht? Anthi ging zu ihr, legte seinen Arm um sie und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
    "Schau Schatz, ich habe uns eine Sklavin gekauft. Eigentlich wollte ich dir Datteln holen, aber dann habe ich sie gesehen und dachte sie wäre sicher ein gutes Kindermädchen für uns. Sie ist aus Britannien und heißt Eilean. Weil sie kein Griechisch spricht habe ich sie für relativ wenig Geld bekommen. Und wir können ja alle sehr gut Latein. Aber ansonsten wäre sie sicher von einem Rhomäer gekauft worden und du weißt ja wie die ihre Sklaven behandeln sollen, wenn das stimmt was man so hört. Schau dir nur mal ihre Beine und ihre Handgelenke an. Die werde ich gleich mal versorgen müssen. Und bis unser Kind auf der Welt ist, haben wir ihr sicher das nötigste beigebracht. Und wo du jetzt ja immer schwangerer wirst, brauchst du auch mehr Hilfe im Haushalt."


    Er schaute sie genau an und zog ein wenig die Augenbrauen zusammen. "Freust du dich denn nicht?"
    Die Sklavin ließ er erstmal mehr oder weniger unbeachtet.

    Ànthimos freute sich über das Lob, auch wenn er nicht wusste ob Nikolaos es wirklich ernst meinte. Zumindest was ihn betraf. Aber an diesem Tag wollte er auch einfach keine Hinterlist und Falschheit wahrnehmen und so freute er sich einfach.


    "Vielen Dank für dein Lob und deine Wünsche, ehrenwerter Gymnasiarchos. Ich hoffe ich kann meinem Amt und meiner neuen Aufgabe als Ehemann so gerecht werden, wie du es beschreibst. Du warst uns ein guter Lehrer und in deinem Streben für die Polis bist du es noch immer. Wenn unsere Kinder und Kindeskinder von unseren Taten berichten werden, dann wird das ganz sicher auch dein Verdienst sein."


    Auch Anthi trank einen Schluck Wien, von dem er vorhn schon etwas verschüttet hatte, und prostete dem Gymnasiarchos freundlich zu.

    "Also eine Liste habe ich nicht. Ich kann dir aber gerne dann Farbproben zukommen lassen, oder sie je nachdem jedes mal nach deinen Wünschen anmischen. Das ist kein Problem. Ich habe für die Farben hier in Alexandria einen sehr guten Lieferanten, da sind die Wege kurz genug um auf alle Wünsche einzugehen."


    Ein Architekt also. Schön, das konnte sehr lukrativ werden. Eigentlich hatte er ja sein Geld mit Bildern verdienen wollen, aber wenn er es nun auch noch durch das Anmischen von Farben konnte, war das umso besser.


    "Die Lieferfähigkeit sollte auch kein Problem sein. Zur Not werde ich einen neuen Sklaven kaufen, der dem guten Xenocles unter die Arme greift."

    Hier hat sich Anthi einen kleinen Behandlungsraum eingerichtet. Eigentlich ist es eher eine Studierstube für seine medizinischen Studien, aber an der cline und den vielen Gerätschaften und Ingredenzien zum Zubereiten von Salben und sonstiger Medizin sieht man das hier auch richtig gearbeitet wird. Besonders auffällig ist das Regal mit den vielen Büchern, welches unter anderem die gesammelten Werke des Hippokrates beinhaltet, sowie viele Bücher und Schriften verschiedener medizinischer Autoren.


    Hier werden auch besondere Patienten empfangen, die nicht ins öffentliche Museion kommen möchten umd sich behandeln zu lassen.

    Seit dem Cleonymus ihm von den bevorstehenden Wettkämpfen erzählt hatte, trainierte Anthi wieder deutlich verbissener. Neben seinen normalen Disziplinen wollte er auch gut beim Bogenschießen abschneiden, denn damit wollte er seinem Vater und Herakles seine Ehrerbietung zeigen.


    So hatte er seinen Bogen geholt und eine Zielscheibe aufgestellt. Schon lange hatte er nicht mehr mit ihm geschossen. Er ließ seine Finger sanft über das Ebenholz und die Verzierungen aus Elfenbein, die die Heldentaten des Herakles darstellten. Anthi hatte sich extra eine neue Sehne holen müssen, denn die alte hätte der Spannkraft des Bogens nicht mehr standhalten können.


    Wie immer fiel es ihm schwer, den Bogen zu spannen und er brauchte drei Versuche-schließlich war er ja ein wenig aus der Übung. Nun legte er den ersten Pfeil auf, spannte den Bogen und zielte. Mit dem typischen Surren schnellte der Pfeil von der Sehne und traf die Scheibe: Leider aber nur an einem der äußeren Bereiche. Ein Meisterschuss war das sicher nicht, aber dafür das er schon so lange nicht mehr geschossen hatte, war es zumindest ein Anfang.

    Ànthimos war schon fertig und begleitete die schwer gerüsteten Wächter sogleich. Sie sahen doch sehr stattlich aus, doch Anthi hatte keine Angst. Warum auch? Schließlich wollte er dem Senator der Flavier ja nur helfen. Seine Arzttasche hatte er entsprechend der Symptome gepackt und so nickte er den Wachen nur aufbruchsbereit zu und so machten sie sich auf den Weg.