Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Nun sie wollte die beiden Jungs trotzdem noch arbeiten schicken? Das verstand er zwar nicht, aber das war ja ihre Sache...


    "Kennst du Cleonymus? Der ist ebenfalls Ägypter und ist Strategos. Also kann es daran sicher nicht liegen. Wie gesagt, das ist ein Angebot und ich denke gerade auch deinem jüngsten Sohn wird das sicher viel Spaß machen. Das ist es ja: kinder wollen lernen, du wirst schon sehen. Er ist ungefähr im gleichen Alter wie ich, als ich angefangen habe diese Sachen zu lernen."

    Alexandria war wirklich ein kleines Dorf. Aber er verstand Inhapys Situation voll. Allerdings war sie da auch ein wenig kurzsichtig: Wenn eines oder zwei ihrer Kinder bei ihm und Pelo lernten, könnte das bald die ganze Familie versorgen.
    "Sag mal Inhapy, was verdienen deine Söhne denn so in der Woche? Ich verdiene als Scriba 30 Drachmen die Woche, und das eigentlich nur damit, dass ich schreiben kann. Überlege mal, was das bedeuten würde, wenn deine Söhne das auch schaffen würden. Findest du immernoch es ist blöd lesen und schreiben zu lernen? Ich mache dir ein Angebot: Dafür dass du mich lehrst und dich um Penelope kümmerst, bezahle ich dir 10 Drachmen die Woche. Im Gegenzug werden ich und Penelope deine drei Jungs zwei bis drei mal pro Woche im Lesen und Schreiben unterrichten. Ob sie sonst noch arbeiten gehen, ist natürlich deine Entscheidung. Wenn du sagst, dass nur dein jüngster Sohn lesen und schreiben lernen soll, bin ich damit auch einverstanden. So können wir alle von der Sache profitieren. Ihr habt mehr Geld und deine Söhne eine bessere Aussicht für die Zukunft und ich werde ganz sicher sehr von deinem Wissen profitieren." Dann hob er abwehrend die Hände. "Und fang jetzt bitte nicht damit an, dass du keine Almosen annehmen willst. Ich stehe tief in deiner Schuld, denn du hast Pelo geholfen als es ihr schlecht ging. Und bei diesem Geschäft können beide Seiten nur profitieren, also ist das auf gar keinen Fall als Geschenk oder gar Almosen zu sehen. Also was sagst du?"

    Nun sie schien ihm nur teilweise zugehört zu haben. Er wollte ja auch gar nicht bei einer Geburt dabei sein. Er war ja nicht verrückt! Es gab einfach Sachen, die wollte man(n) nicht wissen... Aber ihre restlichen Antworten stellten ihn voll zufrieden.
    "Nein, das ist keine Sache die mir einfach nur so eingefallen ist." Er erhob sich ebenfalls. "Ich bin Athlet, und daher kenne ich den Körper sehr genau. Ich kenne die Muskeln und was sie bewirken und ich kenne schon einige Behandlungsmethoden bei Verwundungen. Gerade was die Schwerathletik betrifft, kommt man damit zwangsläufig in Berührung. Augerenkte Finger, Platzwunden oder blaue Augen gibt es da ja ständig. Gerade aber was die Kräuterkunde und die Behandlung von Krankheiten betrifft kann ich sicher viel von dir lernen. Also ich versichere dir, dass es keine verschwendete Zeit sein wird, wenn du mich lehrst. Dass du nicht schreiben kannst ist kein Problem, ich kann das. Wenn du magst kann ich es dir beibringen, oder deinen Söhnen. Du musst mir auch nicht jetzt sofort eine Antwort geben. Ich will dich ja nicht überfahren."

    Anthi musste grinsen. Inhapy hatte wirklich einen ungewöhnlichen Ton Männern gegenüber. Aber sie war es die Penelope behandelte und der sie ihr gemeinsames Kind anvertrauten-sie durfte das.


    "Ich würde sie nie wegen der Schwangerschaft ins Museion bringen. Im Gegenteil, ich bin sehr glücklich, dass du sie behandelst, obwohl sie keine Ägypterin ist. Ich frage eigentlich wegen mir. Ich möchte am Museion studieren. Aber vorher würde ich gerne einiges Wissen sammeln im Gebiet der Medizin. Vor allem auch wegen Pelo, damit ich ihr vielleicht helfen kann, wenn du nicht da bist...Du kannst dir jetzt sicher schon denken was ich möchte: Würdest du mich in der Heil-und Kräuterkunde lehren? Aber nicht das du mich falsch verstehst: Ich habe nicht vor dich bei Geburten zu begleiten! Da würde mir ein theoretischer Ansatz schon vollauf reichen. Ich würde dich natürlich auch dafür bezahlen, wenn du das möchtest."


    Anthi rutschte ein bisschen verlegen auf seinem Hintern herum.

    Das war ja dann die perfekte Überleitung zu dem Thema, dass ihm ebenfalls unter den Nägeln brannte. Allerdings wusste er trotzdem nicht so ganz wie er sie fragen sollte, also versuchte er es durch die Hintertür.


    "Gut dann machen wir das so. Aber ich habe noch eine andere Frage: Was hältst du vom Museion, also auf dem medizinischen Gebiet?"


    Das war jetzt wohl doch ein etwas überraschender Übergang geworden...

    Inhapy schien ihren Mann ja ganz schön unter Kontrolle zu haben. Aber diesem das zu gefallen, also hatte Anthi kein Problem damit. Und bei fünf Kindern konnte es dem Kerl sicher nicht so schlecht mit ihr gehen.
    "Das macht die Sache natürlich schwierig. Eine Tür mit Eisenbeschlägen...da werde ich Werkzeug brauchen. Wie gut ist die Tür denn einsehbar? Sitze ich dort auf dem Präsentierteller, oder ist es etwas verwinkelter oder abgeschiedener?

    Anthi wackelte mit seinem Kopf und seinen Händen. Das machte er öfter wenn er in Gedanken das Für und Wieder erörterte.


    "Besser wäre es gewesen, wenn er erst bei Dunkelheit heimkommen würde. Aber es wird auch so gehen. Was hindert deine Bekannte eigentlich daran, abzuhauen während ihr Mann arbeiten ist? Hat er irgendwelche besonderen Vorkehrungen getroffen, oder sie vielleicht sogar angekettet?"


    Seitdem es ihm so ergangen war, hatte er eine Abneigung gegen Ketten entwickelt. Wenn dieser Kerl seine Frau wirklich so halten sollte, würde ihm das sicher ein paar Extrahiebe bringen.

    Dann dürfte die Sache ja nicht allzu schwer sein. Jetzt galt es noch die Gewohnheiten von neferus Mann herauszufinden. "Und wie sieht es mit ihm aus? Geht er arbeiten, und vor allem wo arbeitet er? Dann kann ich sie herausholen, wenn er weg ist und dann kann ich gemütlich auf seine Rückkehr warten." Das klang nach einem guten Plan.

    Das war sicherlich eine schwierige Sache. Aber wie sollte Anthi das wissen? Er kannte ja nicht die Gewohnheiten der Familie oder auch nur die Örtlichkeiten.
    "Hält er sie im Haus gefangen? Darf sie gar nicht raus? Ich kenne sie ja nicht. Hast du gar keine Idee, wie wir sie und das Kinmd da rausbekommen?"

    Offenbar störte er. Er wolte gar nicht wissen, bei was er sie gerade gesört hatte, aber dafür musste man wohl kein Hellseher sein.
    "Entschuldige die Störung. Soll ich später oder morgen nochmal kommen?"


    Wenn er sie wirklich bei dem gestört hatte, was er dachte, dann war es jetzt wohl eher schlecht sie zu fragen, ob sie ihn lehren würde...

    Anthi freute sich, dass er Marcus weitergeholfen hatte. Wäre ja auch zu komisch gewesen: Eine Lehre die Gefühle verbietet...


    "Das ist ja schön, dass ich dir da helfen konnte. Manchmal muss man einfach Aussenstehende fragen, die von so etwas keine Ahnung haben. Die sehen manchmal die leichtesten Fehler, die man selber aus Stallblindheit nicht sehen würde. Wenn ich ein Bild male frage ich auch meistens meine Brüder wie sie die verschiedenen Striche finden. Manchmal sehen die einfach Dinge die ich schon dutzende Male übersehen habe."

    Bisher hatte er Inhapys Kinder immer nur aus der Ferne gesehen, aber diesen hier kannte er noch gar nicht. "Chaire. Ich bin Anthimos, der Verlobte von Penelope." Sie hatte ja gesagt, dass sie öfter auf die Kinder aufgepasst hatte, also kannte er Kleine sie sicher. "Ist deine Mutter da?" Hoffentlich war nun nicht umsonst hierher gekommen.

    Unentgeltlich? Das war sehr nobel.
    "Penelope geht es gut, danke der Nachfrage. Ja, sie hat die Stelle bekommen und ist jetzt Philologos am Museion. Ihr seid also eigendlich Kollegen. Sicherlich hast du sie schon einmal gesehen. Sie ist die hübscheste Lehrerin von allen."


    Anthi lachte. So groß war das Museion ja nicht, er hatte sie sicher schon einmal gesehen. Auf die Schule von Marcus' ging er lieber nicht ein. Er wusste davon ja schon von seinem Gespräch mit Iunia Axilla und hatte für sich entschieden, dass ihm diese Lehre suspekt war. Wobei er es allerdings grundsätzlich begrüßte, dass sich außer ihm noch jemand um das Armenviertel kümmerte, wenn auch auf eine andere Art und Weise.


    "Ich möchte mich der Medizin und der Anatomie widmen. Als Athlet befasse ich mich viel mit dem Körper und wie er funktioniert. Ich kenne die verschiedenen Muskeln und wie sie wirken. Und da ich ja auch viel zeichne, passt das eigentlich perfekt zusammen. Zumal das Museion ja im ganzen Imperium dafür bekannt ist das Beste zu sein, was es an medizinischen und-anatomischen Studien gibt."

    Wie versprochen besuchte Anthi an diesem Tag wieder die Hebamme Inhapy. Heute wollten sie ihm nicht nur abschließend klären, wie sie dem Ägypter eine Abreibung verpassen wollten, der seine Frau so erbärmlich zugerichtet hatte. Anthi wollte sie zudem fragen, ob sie ihn in die Heilkunst und Pflanzenkunde einweihen würde. Nicht dass er vorhatte ein Hebame zu werden-dabei würde er ganz sicher ohnmächtig werden, dabei war er sich ziemlich sicher-aber da er vorhatte sich im Museion in die Medizin einweisen zu lassen, wäre es praktisch mit einem gewissen Grundwissen an die Sache heranzugehen. Außerdem, und das war der Hauptgrund gewesen der ihn auf die Idee gebracht hatte, wollte er Penelope helfen können, falls es ihr mal nicht gut ging. Anthi fühlte sich bei dieser Schwangerschafts-Sache so hilflos, und das konnte er gar nicht leiden. Er wollte es dem Schicksal schon so schwer wie möglich machen, sie ihm wegzunehmen-wenn das Schicksal das überhaupt wollte.


    So stand er nun vor Inhapys Türe und klopfte fest daran.

    "Sehr gut. Ich komme wieder in Form. Jedes Training bringt mich langsam wieder an meine Bestform, auch wenn ich leider noch nicht soviel trainieren wie ich eigentlich möchte, denn die Ephebia kostet mich doch einiges an Zeit. Aber ich denke ich werde sie zum Glück bald hinter mir haben."


    Dann fiel ihm noch etwas ein.


    "Ach ja, ich wollte dir noch zu deinem Lehrstuhl am Museion gratulieren. Ich hab gehört du unterrichtest Geographie? Ein sehr interessantes Fach, und wenn nicht du als Lehrer dafür geeignet bist, wer dann? Sobald ich die Ephebia hinter mir habe, werde ich wohl auch bei einem Philologos in Lehre gehen."

    Anthi ging gerade uns Stadion, als er einen Speer fliegen sah. Natürlich machte ihn das sofort neugierig wer das denn war. Natürlich erkannte er Marcus Achilleos sofort. Schließlich war er der einzige Grieche den er kannte, der in Kleidung trainierte. Also wartete bis er den nächsten Speer geschleudert hatte und ging zu ihm hin.


    "Aha, da hat wohl jemand geübt seit dem letzten Mal." Anthi schmunzelte. "Chaire Marcus, schön dich zu sehen."

    "Ich sagte zu ihr, dass sie mal darüber nachdenken solle, ob es etwas bringe seine Probleme nicht richtig anzusprechen, und dass sie jederzeit zu uns kommen kann, wenn sie jemanden zum Reden braucht." Er hob sofort abwehrend die Hände hoch. "Die Kleine tut mir einfach Leid, und ich habe ein schlechtes Gewissen. Du weist ja was Timos und Ilias sich geleistet haben. Und sowas fällt nunmal auf die gesamte Familie zurück. Außerdem kommt mir Axilla vor wie ein Kind, dem jemand fehlt der sie richtig leitet. Ich würd ja gerne mal mit Iunia Urgulania darüber reden, aber durch die Sache mit Timos ist mir das zu heiß. Und jetzt kann sie zu uns kommen, wenn sie möchte, oder es eben bleiben lassen. Es ist ja nicht so, dass ich darauf brennen würde die Familienprobleme einer römischen Gens zu beheben."

    "Sie scheint wirklich sehr traurig zu sein. Es sind ihr ein paar Mal Andeutungen herausgerutscht und dann hat sie aber immer das Thema gewechselt. Ich denke sie hatte es sogar in Erwägung gezogen ihrem Leben ein Ende zu bereiten. Aber natürlich kann ich da auch was falsch interpretieren. Ich hab ihr gesagt, dass es nichts bringt alles in sich hineinzufressen oder zu verdrängen. Da hatte sie es auf so eilig wegzukommen, dass sie ihre Tunika vergessen hat."


    Anthi zuckte mit seinen breiten Schultern und wirkte irgendiwe hilflos und wurde ungewohnt ernst.


    "Wir haben ja eigentlich über Marcus Achilleos und seine Lehre geredet und dann meinte ich, wenn dir und unserem Kind etwas passieren würde, würde ich meinem Leben ein Ende setzen und nicht wie er lehren man solle keine Gefühle haben. Du musst wissen, dass er seine Frau und sein Kind verloren hat. Und dann fragte sie, was denn wäre, wenn man nicht genug Mut hätte seinem Leben ein Ende zu setzen. Das hat mich berührt, denn auch ich wollte einmal sterben. Ich habe ihr geraten den Göttern für die zweite Chance zu danken und das Beste daraus zu machen. Bei mir hat es geklappt und ich bin jetzt so glücklich wie noch nie..."