Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    "Ich finds gut wenn du eifersüchtig bist. Das zeigt mir, dass du mich liebst. Aber du drafst dich da nicht im Stillen grämen. Sonst hab ich ja gar keine Chance mich mit dir zu versöhnen." Er zwinkerte ihr zu und lies seine Hand von ihrem Rücken ein wenig tiefer sinken. "Hab keine Angst. Du bist meine Frau und nur du kannst mir geben was ich will und was ich brauche. Du trägst unser Kind in dir und seitdem strahlst du noch schöner als vorher schon."

    So liefen sie eine Weile nebeneinader her. Sie wollte wohl nichts sagen, und Anthi wusste nicht, was er sagen sollte. "Ach Schatz, was ist denn? Es ist doch nicht schlimm, dass sie mich kurz nackt gesehen hat. Ich empfinde ja nichts für sie. Sie ist ja noch ein Kind, also von ihrem Verhalten. Und außerdem liebe ich ja dich und zwar nur dich. Es ist doch egal ob ihr gefallen hat, was sie gesehen hat. Für mich würde sie eh nie in Frage kommen." Das stimmte alles: Axilla war sicher nichts für Anthi. Er konnte ja nichts für die Situation, und das musste sie doch einsehen. Er wusste schon ganz gut, warum er nichts davon erzählen wollte. In diesem Moment hoffte er, die nächste Betriebsprüfung im Porneion würde noch ewig auf sich warten lassen...

    Jetzt half nur noch die Flucht nach vorne. "Natürlich war ich nackt. Ein Hellene macht doch nicht in Kleidung Sport. Wo kommen wir denn da hin. Was denkst du denn was ich anhatte als ich Modell für eine Statue gestanden habe? Ich hab mir natürlich schnell etwas um die Hüften gewickelt. Aber ich denke das war ihr sicher peinlicher als mir. Die Rhomäer sind bei sowas ja etwas komisch. Und es ist ja nicht so, dass ich unansehnlich bin."


    Jetzt war er gespannt, ob ihm das den Kopf rettete, oder ob er jetzt gleich eine gescheuert bekam...

    Ach so lief der Hase-oder in diesem Falle eher die Axilla. Sie wollte wissen ob er sie nackt gesehen hatte! Nun das hatte er nicht. Nicht das er nicht hingeschaut hätte. Liebe hin oder her, ein Mann war eben ein Mann, da war auch Anthi nicht anders.


    "Keine Angst, sie war nicht nackt. Sie hatte eine kurze Tunika an. Übrigens hat sie ihre andere Tunika dann im Stadion vergessen. Ich hab sie dann mitgenommen. Falls sie vorbeikommt und fragt: Sie liegt im Schrank in der Küche."

    Anthi kapiert nicht worauf Penelope hinauswollte.


    "Nein, das war kein richtiges Training. Ich hab einfach nur den Diskus so fest ich konnte von mir weggeschleudert. Technisch gesehen war das wohl ein Kataklysmus! Wenn das jemand gesehen hätte, der sich damit auskennt, der hätte mich wohl ausgelacht." Anthi lachte. "Ich kann dir sagen, danach hatte ich ganz schön schwere Arme und am nächsten Tag hab ich es dann in der Schreibstube heimgezahlt bekommen."

    Mit einem einfachen "wegen Timos" wäre das Thema wohl sofort erledigt, aber das wäre nunmal leider eine Lüge gewesen. Allerdings wusste Anthi ja selber nicht viel mehr.

    "Ich weis es nicht genau warum sie so durch den Wind ist. Sie meinte es ist nicht wegen Timos. Mehr hat sie mir nicht verraten. Aber irgendwie tut sie mir leid, wenn ich bedenke was ihr die zwei Holzköpfe angetan haben. Ich glaube sie hat wohl Probleme in der Familie. Sie hat so komische Andeutungen gemacht, aber dann immer gleich das Thema gewechselt bevor ich nachaken konnte. Ich denke sie war aus dem gleichen Grund hier wie ich: Um ihren Frust abzubauen. Allerdings wusste ich was ich tat, und sie rannte bis sie geschnauft hat wie ein alter Rhomäer im Dampfbad."

    "Und nur weil du gut darin bist, hast du die Chance am Museion erhalten. Wenn du dich mit einem dere mächtigsten Männer Alexandrias anlegst, kann er dich sicher genug Steine in den Weg legen, die wir vielleicht nicht beiseite räumen können. Und ich würde nie zulassen, dass dein Traum in Gefahr gerät. Sicher würdest du das bei mir auch nicht tun, wenn es um die Olympischen Spiele gehen würde. Wie gesagt, ich ärgere mich über ihn, nicht darüber, dass du ihn unterrichtest. Vielleicht kannst du ihn ja ein bisschen für mich quälen." Er zwinkerte ihr zu. Auf die zweite Frage ging er erstmal nicht näher ein. Er wollte einfach nicht darüber reden, und anlügen wollte er sie auch nicht.

    Hätte er ihr nur nichts gesagt, denn das wollte er nicht. Bloß weil er nicht darüber stand, wollte er nicht, dass sie sich schadete. Es war eigentlich eine tolle Sache, dass der Gymnasiarchos bei ihr Unterricht nahm, und das wollte er ihr auf gar keinen Fall schlecht machen.


    "Das kommt gar nicht in Frage! Es ist eine tolle Sache, dass du das machen darfst. Genau deswegen wollte ich es dir ja nicht sagen. Wenn du mit Nikolaos gut stehst kann dir das nur helfen, vielleicht auch bei deinem Traum von Delphi. Ich könnte das nie auf mir sitzen lassen, dir so etwas verbaut zu haben, bloß weil ich meine Gefühle nicht im Griff habe. Und außerdem vertraue ich dir da voll: Ich fand es toll, wie du ihm die Stirn geboten hast. Ich war da richtig stolz!"

    Die Ephebia...ihn ärgerte der Vorfall in ihrem Büro viel mehr.


    "Das er mich bei der Ephebia wie einen ungehobelten Barbaren behandelt ist mir egal. Nein, es ist mir natürlich nicht egal, aber das kann ich ertragen. Das er es aber wagt, genau vor mir meine zukünftige Frau zu sich nach Hause einzuladen ärgert mich viel mehr! Am Liebsten hätte ich ihm die Vase mit den Blumen über seinen hässlichen Kopf gezogen! Ich konnte mich nur zurückhalten, weil man als Athlet auch seine Gefühle im Griff haben muss und ich ihm diesen Triumph nicht gönne. Diese Überhebliche Art und Weise macht mich so unglaublich wütend!" Sein Gesicht nahm eine leicht rötliche Färbung an, und die Ader an seinem Hals pochte auffällig.

    Penelope setzte diesen traurigen Hundeblick auf. Wie gemein! Dagegen war kein Kraut gewachsen, da war sich Anthi sicher. Nichtmal Inhapy würde eines kennen, dass ihn davor schützen könnte. Also stieß er nur ein Wort aus, dass seine ganze Prämisse beschrieb: "Nikolaos!", ätzte er und hoffte sie wäre damit zufrieden, wobei er jetzt schon wusste, dass sie sicher noch nachbohren würde...

    Fast hatte er erwartet, dass sie genau das sagen würde... Alles was er da noch sagen konnte um aus diese Lage wieder herauszukommen wäre gemein und das wollte er nicht. "Ach Schatz!", meinte er brummelig dazu und machte ein Gesicht als hätte er in etwas sehr Saures gebissen. "Klar weis ich, dass ich dir alles sagen kann. Aber ich möchte nicht, dass du dich schlecht fühlst deswegen, wo du ja gar nichts dafür kannst."

    Nein, verdammt! jetzt hatte er ja doch gesagt, dass er schlecht drauf war. Wie konnte er das jetzt wieder geradebiegen? Wahrscheinlich gar nicht. Also unternahm er noch einen letzten Versuch zu entkommen:


    "Weil du daran gar nichts ändern kannst. Es ist ein Problem das ich persönlich mit einer Sache habe, und ich möchte dich damit nicht belasten. Du hast auf jeden Fall alles richtig gemacht."


    Eigentlich konnte sie auch selbst darauf kommen, schließlich war der Axilla-Vorfall direkt nach dem Museion-Vorfall gewesen.

    O, da hatte er sich offenbar ein wenig vertan, schließlich hatte er sie ja nur beinahe getroffen...also mit dem Diskus.


    "Nein, ich hab das falsch formuliert ich hätte sie beinahe getroffen. Sie ist zum Glück noch zur Seite gesprungen. Aber hätte sie nicht reagiert, wäre sie jetzt wohl ernstlich verletzt. Na ja, ich war da ein wenig wütend und hab eben einfach so geschmissen um ein wenig Ärger abzubauen."

    Das war an dem Tag, an dem er Iunia Axilla getroffen hatte. Bisher hatte er ihr noch nichts davon erzählt. Er wollte ja nicht, dass sich Pelo noch Sorgen machte, schließlich hatte Axilla nicht unbedingt den besten Ruf, was ihre Keuschheit betraf, und Penelope war ab und schon richtig eifersüchtig. Eigentlich gefiel das Anthi ja, denn ihm ging es ebenso, aber heute freute er sich nicht darüber...


    "Ich habe beim Training Iunia Axilla getroffen. Na eigentlich hab ich sie sogar wortwörtlich getroffen...mit einem Diskus. Ich hab ganz übersehen, dass sie im Stadion Runden lief. Das hat mir schon einen ganz schönen Schrecken eingejagt. Und dann hab ich mich natürlich auch ein wenig mit ihr unterhalten. Die Arme ist ganz schön durch den Wind."

    Es war schön mal wieder mit Pelo durch die Straßen Alexandrias zu schlendern. Sie hatte viel Arbeit und Anthi ebenfalls. Gerade waren einige Betriebsprüfungen angefallen bei denen er als Scriba des Agoranomos natürlich anwesend sein musste. Jetzt waren diese aber abgearbeitet, so dass er heute früher frei bekommen hatte als gewöhnlich. Und als Penelope ihn dann fragte ob er Lust auf einen Spaziergang hatte, war er sofort Feur und Flamme gewesen.


    Kaum waren sie unterwegs und hatten sich ein wenig unterhalten stellte sie ihm diese Frage. "Ich, nachdenklich? Nein, bei mir ist alles in Ordnung. ich hatte nur viel Arbeit in letzter Zeit. Wahrscheinlich hat mir einfach mehr gemeinsame Zeit mit dir gefehlt...oder etwas Training."


    Eigentlich nagte die Sache mit Nikolaos noch an ihm, aber Pelo hatte sich genau so verhalten wie man sich das als Verlobter eigentlich nur wünschen konnte, also wollte er ihr wegen seines Problems kein schlechtes Gewissen machen.

    Zuerst war Anthi über den Ausbruch Axillas überrascht, aber dann doch eigentlich nicht. Es wwar die Reaktion eines wütenden Kindes und nichts weiteres hatte er erwartet. Also ließ er sie davonstürmen.


    Irgendwie schienen die Begnungen zwischen ihr und den Bantotakis' nie wirklich harmonsich zu verlaufen. Immer diese Rhomäerinnen! Anthi war froh, dass seine zukünftige Frau nicht so verrückt war.


    Anthi sammelte seine Sachen ein. Da fiel ihm auf, dass er Diskus, der beinahe Axilla getroffen hatte, ja noch weiter hinten rumlag. Also lief er dorthin um ihn zu holen. Dabei sah er auf einer der Stufen eine feine Tunika liegen. Er betrachtete sie genauer: Größe und Schnitt ließen auf eine Frau schließen und so war er sich eigentlich sicher, dass sie Axilla gehörte. Also nahm er sie einfach mit. Er würde sie ihr dann an einem der nächsten Tage zurückbringen. Heute hätte das wohl wenig Sinn in der Casa Iunia aufzutauchen.

    Das Angebot klang gut. "Eine Massage? Warum eigentlich nicht. Da kommt aber einige Arbeit auf denjenigen zu. Von dem ständigen sitzen und schreiben sind meine Schultern und mein Nacken total verspannt."


    Also stieg Anthi aus dem Becken und schlang sich ein Handtuch um die Hüften. Dann überlegte er kurz. "Aber nur eine Massage!", zinkerte er Timos zu.

    Das sie immer bei einer bestimmten Richtung das Thema wechselte wäre wohl selbst einem Stein aufgefallen. Anthi war es schon vor einer Weile aufgefallen und er fragte sich ob er da weiterhin mitmachen wollte. Als sie sich dann von ihm wegdrehte um ihre Augen zu verbergen, reichte ihm dieses Spielchen.
    "Weißt du ich bin eigentlich nicht besonders neugierig. Aber ich bin mir sicher, dass es dich nicht wirklich interessiert wie lange die Ephebia noch dauert. Aber ich beantworte dir gerne auch diese Frage: Ich weis es leider nicht. Ich hoffe aber es ist so schnell wie möglich vorbei. Aber ich möchte auch, dass du über eine Frage nachdenkst: Bringt es etwas Probleme zu verdrängen und nicht anzusprechen? Du musst mir darauf nicht antworten, es reicht wenn du dir gegenüber ehrlich bist. Man mag mich ja für einen ungehobelten Klotz halten, aber ich habe für so etwas ein feines Gespür. Wenn du also mal mit jemandem über ein Problem reden möchtest und es niemandem in deiner Familie anvertrauen willst, kannst du gerne jederzeit zu mir oder Penelope kommen. Mich kannst du hier finden, oder bei der Arbeit und meine Verlobte in ihrem Büro im Museion, wenn du nicht bei uns zu Hause vorbeikommen magst."


    Warum er das zu ihr sagte wusste er selber nicht so genau. War es noch das schlechte Gewissen, weil ihr seine Brüder so übel mitgespielt hatten? Oder war es einfach, weil sie so zerbrechlich und verloren, ja beinahe kindlich aussah? Sie war mehr ein Mädchen als eine erwachsene Frau. Er durfte den Gedanken gar nicht weiterdenken...

    Anthi runzelte die Stirn. Sollte er auf diese leise Frage wirklich eingehen? Das war eine gute Frage, auf die es aber sicherlich keine gemeingültige Antwort gab. "Wenn einem der Mut fehlt? Ich denke dann geht es einem einfach noch nicht schlecht genug umd solch einen drastischen Schritt zu gehen. Ich bin davon überzeugt, und das ist nur meine persönliche Meinung, dass wenn es einem so schlecht geht dass man nicht mehr weiterleben kann, dann hat man den Mut der Verzweiflung so etwas durchzuziehen. Wenn man sein Leben aber beenden möchte und sieht sich dazu nicht in der Lage, dann sollte man sein Leben wieder in die Hände nehmen, das Beste daraus machen und den Göttern für eine zweite Chance danken." Jetzt hatte er wieder das Bild vor Augen, als er im Wüstensand lag und einfach nicht mehr weiterleben wollte. Und seitdem er sich dort wieder aufgerappelt hatte, ging es mit ihm stätig bergauf.


    "Ich wollte auch einmal sterben, weil ich mich am Ende sah. Aber dann habe ich mich aufgerafft und seitdem sind mir die Götter, und somit auch das Glück, hold gewesen."

    Aha, sie hatten also einen gemeinsamen Bekannten. Auch Alexandria war in diesem Fall wohl nur ein Dorf.


    "Ach du kennst Marcus Achilleos? Der hat eine Schule in Rhakotis eröffnet? Interessant." Anthi überlegte kurz und ordnete Axillas Fragen.


    "Zuerst einmal muss ich sagen, dass ich ihn sehr sympathisch finde. Wir haben einmal hier trainiert und uns dabei unterhalten. Aber seiner Philosophie kann ich nichts abgewinnen. Eine Lehre die es ihren Schülern verbietet Gefühle zu haben? Also ich könnte damit nichts anfangen. Vielleicht musst du dazu wissen, dass er seine Frau und sein Kind verloren hat und ich bin mir sicher, dass er deswegen nichts mehr spüren möchte. Wenn Penelope etwas zustoßen würde, würde ich wohl auch nichts mehr fühlen wollen, aber dann würde ich meinem Leben ein Ende setzen." So wie es seine Mutter getan hatte. Anthis Trauer über ihren Verlust wandelte sich langsam in Stolz.


    "Ich würde dir eher raten die bekannten Philosophen im Museion zu studieren, denn wie gesagt, die Philosophie dieses Han scheint mir doch eine sehr merkwürdige Sache zu sein."


    Es war ihm unangenehm schlecht über Marcus' Glauben zu sprechen, aber schließlich hatte Axilla ihn nach seiner ehrlichen Meinung gefragt.