Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Nur mit Hilfe ihres Zuspruchs konnte er sich überwinden weiter zu reden.


    "Wir machten uns also auf den Weg und Tyche war uns erneut hold, denn eines Nachts trafen wir ausgerechnet auf eben diesen Ptah-Priester und seine fünfköpfige Leibgarde." Seine Stimme zitterte und er erzählte noch leiser weiter als davor: "Wir haben sie alle getötet, alle, es war wie ein einziger Blutrausch. Zwei habe ich mit meinem Bogen getötet und den Priester haben wir gemeinsam hingerichtet." Er schaute ihr in die Augen: "Ich bin ein Mörder, Penelope! Ich bin ein Mörder... Die Männer seiner Leibgarde hatten nichts damit zu tun, aber wir haben sie ebenso getötet. Einen nach dem anderen..." Seine Stimme brach.

    Bei den Göttern, jetzt brach die Kleine auch noch in Tränen aus! Das war zuviel, jetzt war auch Anthi überfordert. Aber ihm kam eine Idee: Hier konnte nur noch eine Frau helfen. Mit einem "Wehe einer von euch beiden rührt sich!" zu seinen Brüdern, stürmte er in sein Zimmer um Penelope zu holen.


    Diese hatte sich gerade angezogen und war wohl gerade auf dem Weg zur Tür gewesen. Zum Glück hatte Anti die Tür nicht zu schnell aufgestoßen.
    "Schatz, ein Glück das du wach bist. Wir brauchen jetzt unbedingt etwas weibliches Einfühlungsvermögen. Da draußen sitzt Timos...äh Betgenossin von gestern Abend und weint bitterlich. Die zwei Holzköpfe da draußen haben sich ziemlich daneben benommen." Sagte er so leise zu ihr, dass es nach draußen nicht hörbar war. Er war schon wieder auf dem Weg nach draußen, als er sich auf dem Absatz umdrehte, Penelope sanft in den Arm nahm, ihr einen Kuss aufdrückte und ihr ein "Entschuldige, dass ich dich schon am frühen Morgen mit so etwas belaste. Ich versprechs, ich machs nachher wieder gut.", ins Ohr hauchte.

    "Die Geschichte geht noch weiter..." Er stockte wieder. Die Erinnerunge überwältigte ihn fast. Das Geschehene peinigte ihn noch häufig in seinen Träumen, und jetzt darüber zu sprechen fiel ihm schwer.


    "Mein Vater ahnte was geschehen würde und verbarg einige Erbstücke von uns in einem Altar der Tyche und der Aphrodite, in der Nähe der Oase Moeris. Meines hast du ja bereits gesehen, es ist der Bogen, den mir mein Vater mir hinterlassen hat. Danch machten wir uns auf um Rache zu üben und unsere Mutter zu befreien..."


    Plötzlich hatte er einen Klos im Hals, und konnte nicht weitersprechen.

    Penelope stand ihm bei und das gab ihm die Kraft ihr noch mehr zu erzählen.


    "Meine Brüder und ich wurden auf ein Sklavenschiff geschafft, man wollte uns wohl in den Norden verkaufen. Meine Mutter hingegen kam nicht mit uns, der Ptah-Priester wollte sie für sich behalten um meinen Vater noch nach dessen Tod zu verhöhnen."


    Er musste schlucken. Der Gedanke, dass dieser Bastard seine Mutter anfasst haben könnte, machte ihn fast wahnsinnig vor Zorn.


    "Unser Schiff kam in einen furchtbaren Sturm und wir wären wohl alle drei ertrunken, wenn uns nicht einer der Aufseher losgekettet hätte. So wurden wir dann in der Nähe von Nikopolis angeschwemmt. Offenbar waren wir drei die einzigen Überlebenden."


    Er brach ab und schaute in die Ferne. Als nächstes würden die schlimmeren Dinge kommen...

    "Ach Leute die schreiben können gibt es doch genug. Such dir jemanden der für dich schreibt, und erzähle ihm deine Geschichte. Ich bin sicher, dass könnte interessant werden. Vor allem auch fürs Museion. Ich denke nicht, dass es schon viele Reiseberichte zu diesem Han gibt."


    Dann hatte er aber noch eine Frage.


    "Wie bist du denn auf die Idee gekommen überhaupt dorthin zu gehen? Ich meine die bekannte Welt ist doch auch schon groß genug. Es muss doch sehr gefährlich sein, alleine in ein fremdes Land zu gehen, weit weg von daheim, und ohne die Sprache dort zu kennen."

    "Auf dein Wohl. Mögen die Götter dir deine Hilfsbereitschaft vergüten." Anthi nahm ebenfalls einen Schluck. "Ja, wir haben die Zustimmung meines Bruders und ihres Großvaters. Sobald der Brautpreis ausgehandelt ist, können wir heiraten. Ich kann es kaum erwarten. Seitdem ich nach Alexandria gekommen bin ist Tyche mir wirklich hold. Aber sag, wie ist es dir so ergangen seit unserem Treffen am Strand?"

    Da Ànthimos noch stand, holte er Axillas Tunika und reichte sie ihr. "Falls sie schmutzig ist, kannst du dir sicher gerne etwas von meiner Verlobten zum anziehen borgen.", meinte er sanft. Das arme Mädchen tat ihm unendlich leid.


    Da musste er an Penelope denken. Hoffentlich hatte sein Wutausbruch und der fliegende Topf sie nicht geweckt. Allerdings konnte er sich nicht vorstellen, dass sie bei diesem Krach nicht aufgewacht sein könnte.

    Ànthimos stand da und rührte sich nicht. Was er da aus den Mündern seiner beiden Brüder hörte konnte er kaum glauben. Timos erzählte brühwarm, dass Axilla wohl keine Jungfrau mehr gewesen war. Das arme Ding, sicher wollte sie jetzt im Boden versinken oder sofort tot umfallen. Er hätte Penelope niemals so der Peinlichkeit preisgegeben, wie Timos das gerade mit Axilla tat!


    Dazu kam noch Ilias unpassender Spruch, was zur Folge hatte, dass Anthi sich für seine Brüder schämte! Er nahm den Topf und schleuderte ihn in die Ecke, dass es nur so krachte."Abregen? Ich soll mich abregen!?" Brüllte er und fügte dann mit einem eiskalten und mit einem gefährlichem Unterton hinzu: "Ilias, wenn du dich jetzt nicht sofort auf deinen Hintern setzt und deine unverschämte Klappe hältst, vergesse ich mich!" Sein kleiner Bruder kannte ihn gut genug um zu sehen, dass Anthi kurz davor war vor Wut zu platzen.


    Ruhig Anthi, ruhig... Er atmete einige Male tief durch und wandte sich dann Axilla zu: "Ich muss mich für meine Brüder entschuldigen. Es beschämt mich zutiefst, was ich hier gerade gehört habe." Meinte er betreten. "Setz dich doch bitte, ich glaube wir haben jetzt alle etwas zu besprechen."

    "Was ich dir jetzt erzähle, darfst du niemandem erzählen. Am Besten sagst du nichtmal meinen Brüdern, dass ich dir das alles verraten habe."


    Er war sich sicher, dass Penelope ihn nie verraten würde.


    "Das meine Eltern tot sind stimmt. Mein Vater hieß Kyriákos und meine Mutter Leándra. Wir hatten einen großen Hof in der Nähe von Theben. Wir waren nicht wirklich reich aber wohlhabend. Meine Eltern waren sehr liebevolle Menschen. Sie liebten sich wirklich und das merkte man auch. Wir Jungs hatten eine schöne Kindheit."


    Er stockte und überlegte sich kurz seine nächsten Worte.


    "Ich weis nicht wie es kam, aber mein Vater hatte eine jahrelange Feindschaft mit einem Priester des Ptah. Dieser Streit eskalierte und der Priester ließ meinen Vater töten. Damit wir nichts tun konnten ließ er meine Mutter, meine Brüder und mich versklaven und unseren Hof niederbrennen."

    Anthi nahm ihre Hände in die seinigen und schaute ihr in die Augen. "Du hast sicher schon mitbekommen, dass meine Brüder und ich wenig über unsere Vergangenheit reden." Er machte eine Pause. "Aber ich kann dich nicht heiraten bevor ich dir alles erzählt habe, denn ich möchte keine Geheimnisse vor dir haben."

    "Ich glaube schon. Es gibt sicher nicht allzu viele hübsche Kitharistinen, die hier spazieren gehen." Irgendwie hatte er heute aber keinen Sinn für die Schönheit des Paneion. "Nun, unsere Verbindung steht ja irgendwie unter Pans Einfluss. Deswegen bin ich heute auch mit dir hierher gekommen."


    Sie kamen zu einer Bank, Anthi deutete mit der Hand auf sie und meinte: "Setzen wir uns doch."

    Anthi hatte Penelope einen Spaziergang zum Paneion vorgeschlagen. Allerdings hatte er dabei einen Hintergedanken: Er wollte endlich reinen Tisch machen, denn er konnte es einfach nicht länger ertragen solch wichtige Geheimnisse vor ihr zu haben. Der Gedanke eine Ehe mit ihr einzugehen, die auf Lügen aufgebaut war, wiederstrebte ihm zunehmend.


    So liefen sie nun durch die Gärten des Paneions und Anthi schlug das Herz bis zum Hals.

    Als Ànthimos Axilla ansichtig wurde, schaute er erstmal ob das leider recht kurze Tuch um seine Hüften noch richtig saß. Als er das getan hatte, nickte er Axilla zu und wandte sich wieder an Timos:


    "Du warst mit ihr doch nicht in so einer Opium Höhle?! Und dann hast du mit ihr geschlafen?! Du hast also wirklich Iunia Axilla, die Cousine deiner Chefin, unter Drogen gesetzt, sie betrunken gemacht und ihr ihre Unschuld geraubt!? Bist du denn völlig wahnsinnig geworden!?!?!? Wenn ihre Familie das herausbekommt, werden sie dir die Haut abziehen und dich vierteilen lassen!"


    Er war nichtmal richtig wütend. Zu abwegig schien ihm das ganze. Die Geschichte klang so verrückt, sie konnte einfach nicht stimmen.

    Anthi starrte seinen Bruder an, als hätte er eine Geistererscheinung. Dabei fiel im auch etwas von dem Gemüse aus der Hand und rollte über den Fußboden.
    "Wie heißt die Dame? Habe ich richtig verstanden: Axilla?!" Fragte er gepresst. Und bekam gar nicht mit, dass die Tür neben ihm geöffnet wurde.

    "Na hopp, dann lass dir nicht alles aus der Nase ziehen. Wo hast du sie kennengelernt? Wie heißt sie?" Fragte er, als er aufstand und zum Schrank ging. Da holte er einen Topf, das Brot und das Gemüse um für sie fünf ein ordentliches Frühstück zu bereiten. Als er den Topf dann mit der linken Hand griff, entfuhr im ein leiser Schmerzenlaut und ein "Mist!"-er hatte die Brandblase an seiner Hand völlig vergessen.

    "Das du nicht alleine warst war nicht zu überhören Bruderherz." Erwiederte er breit grinsend.


    "Ich warte mit dem Essen auf Penelope. Ihr geht es nicht so gut, sie wurde von ihrem Großvater misshandelt, daher habe ich sie noch schlafen lassen. Du kannst dann übrigens zu ihm gehen und den Brautpreis aushandeln. Ich habe seine Einwilligung bekommen..." Erzählte er tonlos.



    "Ist deine Bettgenossin noch da, oder hast du sie bezahlt und heimgeschickt?"

    Ànthimos schlief normal wie ein narkotisierter Bär. Aber für eines hatte er schon immer einen Riecher gehabt: Wenn es irgendo was zu Essen gab. So auch an diesem Morgen. Er erwachte, als er eine Schüssel auf dem Tisch klappern hörte, öffnete die Augen und schaute sich erst einmal um...ach ja Penelope lag an seiner Seite und schlummerte noch seelig vor sich hin. Behutsam zog er seinen Arm unter ihrem Kopf hervor und schob dabei ein Kissen an die Stelle seines Armes. So konnte sie noch ein wenig weiter schlafen, dass würde ihr sicher gut tun. Dann schnappte er sich ein Tuch und und wickelte es sich um die Hüfte. Auf einen Chiton oder eine Tunika hatte er heute Morgen keine Lust, das musste reichen. Er öffnete leise die Tür, trat heraus und schloss sie ebenso leise wieder. Am Tisch sah er Timos sitzen und etwas futtern. "Morgen" meinte er leise und trat hinter seinen Bruder und drückte ihm aufmunternd die Schultern. Dann setzte er sich ihm gegenüber. "Ist von dem Zeug noch was da? Ich hab seit gestern Mittag nichts mehr gefuttert. Aber seit wann essen wir denn jeder für sich? Oder hat dich die Nacht so geschafft, dass du nicht solange warten konntest bis wir wach sind?" Fragte er ihn schelmisch grinsend.

    Es dauerte nicht lange, dann war Penelope eingeschlafen. Eigentlich hatte er jetzt das Bett verlassen wollen, aber erstens wollte er sie nicht wecken und zudem fühlte es sich einfach so gut an. So lag er noch eine ganze Weile lang wach, lauschte ihrem ruhigen Atem und dachte darüber nach, was denn nun an den vielen Fronten zu tun war. Aber der Tag war so anstrengend gewesen, dass auch er trotz der vielen Gedanken irgendwann einschlief.

    Verliebt schaute er sie an. "Du weist schon ganz genau, dass ich dir so etwas nicht abschlagen kann, oder?" Er grinste und stand auf um sich zu entkleiden und löschte anschließend die Öllampe. Sann stieg er ganz vorsichtig zu Pelo ins Bett, und legte seinen Arm unter ihren Nacken. Nur so konnte er bei ihr liegen, ohne ihr Schmerzen zuzufügen. Sein Körper reagierte sofort auf die Berührung mit ihrer sanften Haut und ihrem Geruch. Er hoffte sie würde es nicht bemerken und flüsterte ihr ein "Ich liebe dich!" Und Ohr und küsste sie sanft auf die Stirn.