Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    Beim Ausziehen küsste er sie sanft auf den Nacken. Als sie sich dann hinlegte und ihn fragte ob er nun komme, war er erstmal verdattert.


    "Schatz, so gerne ich bei dir liegen würde, mit diesen Wunden wäre es sehr unklug wenn wir im gleichen Bett schlafen würden. Bei jeder Bewegung von einem von uns beiden hättest du sicher starke Schmerzen. Du brauchst aber einen guten Schlaf, damit die Wunden besser heilen. Ich schlaf auf dem Boden, das schadet mir gar nicht."


    Dann beugte er sich zu ihr hinab und küsste sie zärtlich.

    Anthi holte eine Ollämpe und entzündete sie und schloss die Tür hinter ihnen.. "Warte, ich helf dir gleich beim Ausziehen.". und lächelte dabei anzüglich.


    Dann öffnete er seinen Schrank und fischte ein Kissen und eine kratzige Wolldecke hervor, die er vor dem Bett auf dem Boden drapierte. Anschließend schüttelte er die Decke und die Kissen im Bett aus und legte die Decke beiseite, damit sich Pelo einfach hinlegen und er sie dann zudecken konnte.
    "So, das hätten wir," meinte er zufrieden, "dann wollen wir uns mal nackig machen."

    "Ach ich habe bereits einige Bekanntschaften geschlossen. Zuerst natürlich mein Chef Mithirdates Castor. Er ist ein sehr guter Vorgesetzter muss ich sagen. Ich bin mir sicher, er hätte auch bei der Legion eine gute Figur gemacht. Er ist ein Mann der Tat, schnell, präzise...da habe ich wirklich Glück gehabt. Ebenso hab ich schon viele Leute bei meiner Arbeit kennen gelernt, wie zum Beispiel Euklidos hier." Als hätte er auf sein Stichwort gewartet kam dieser gerade und brachte den Wein.
    "Wohl bekomms." Meinte er und verschwand relativ zügig wieder.


    "Eine sehr interessante Bekanntschaft ist ein gewisser Marcus Achilleos, der im Museion fremdländische Schriften übersetzt. Mit ihm trainiere ich Diskus-und Speerwurf. Leider habe ich noch keinen Trainingspartner fürs Ringen, den Faustkampf un den Pankration gefunden." Berichtete er.


    "Und meine wichtigste Bekanntschaft ist meine zukünftige Frau, denn ich habe mich gerade vor kurzem verlobt und werde wohl schon bald heiraten." Schloss er dann zufrieden.

    Der Weg aus Rhakotis dauerte lange, weil Penelope ja nur langsam gehen könnte. Aber zum Glück blieb der Weg ereignislos, so dass es aber schon einige Zeit dunkel war, als sie zu Hause ankam. Nun war es ihrer beide zu Hause und Anthi war darüber glücklich. Er öffnete leise die Türe und hielt dabei deinen Zeigefinger vor seinen Mund, um Penelope zu signalisieren, sie solle leise sein, schließlich wollte er Ilias nicht wecken, falls dieser schon schlief.


    Er winkte Pelo hinein, und schloss hinter ihr vorsichtig die Tür. Die Feuerstelle war an, so dass man zumindest einigermaßen sehen konnte. Auf der Liege lag Ilias und schlief friedlich wie ein Baby.


    Plötzlich zuckte Anthi zusammen, da er ein merkwürdiges Geräusch vernahm. Es klang wie ein ersticktes Stöhnen und kam aus dem Zimmer seines Bruders. Sofort drückte er sein ohr an dessen Türe um zu lauschen, was sich dort abspielte. Die Geräusche waren eindeutig: Timos hatte sich offenbar irgendein Mädchen oder eine Dirne angelacht. Er ging zu Pelo und flüsterte mit einem breiten Grinsen: "Timos ist beschäftigt, wir werden bis morgen warten um mit ihm zu reden. Lass uns in mein Zimmer gehen." Erneutes lautes Stöhnen drang aus dem Raum seines Bruders...

    "Wir lasten der Armen aber auch ganz schon was auf." Meinte er ein wenig verlegen.


    "Mit ihr hast du eine ganz besondere Freundin. War das die die dir erzählt haben, dass Männer bereits nach einem Mal nicht mehr zu gebrauchen sind?" Flüsterte er belustigt, wären Pelo sich mit seiner Hilfe ankleidete.

    "Mach dir keine Sorgen um mich, ich werde das alles sorgfältig planen. Und ich tue das auch nicht wegen dem Kerl, sondern wegen deinem Großvater. Wenn es deinen Großvater nicht geben würde, könnte Ashur gerne machen, was er wollte. Ich beschütze nur meine Familie, und er greift uns an."


    Nun den zweiten Einwand wischte er schnell beiseite:


    "Ich werde ihm erzählen was passiert ist, und er wird es verstehen. Keiner von uns dreien würde je zusehen wie eine Frau misshandelt wird. Nicht nachdem was...ach ist ja auch egal. Es wird keine Probleme geben." Eigentlich wollte er sagen: Nicht nachdem was mit unserer Mutter passiert ist, überlegte sich es aber noch einmal anders. "Außerdem meinte er, er wollte deinen Großvater vor der Hochzeit kennenlernen, und das kann er ja immernoch."

    "Ach mach dich nicht lächerlich. Demkst du Ashur wird zu den Rhomäern gehen? Niemand wird sich für eine solche Ratte aus Rhakotis interessieren! Außerdem habe ich nicht vor ihn zu töten oder das es irgendwelche Zeugen geben wird. Er bekommt eine letzte, eine allerletzte, Warnung. Versteh doch: Wenn wir Ashur dazu bringen das er versteht, dass es Ärger bringt deinen Großvater auszunehmen wird er es lassen, wenn er nicht völlig schwachsinnig ist. Und wenn er diese letzte Warnung nicht kapiert, hat er sein Schicksal besiegelt."
    Anthi hatte sich das ganze gut überlegt. Rhakotis war zwar kein völlig rechtsfreier Raum, aber hier gab es jeden Tag so viele Überfälle und Morde, dass es den Wachen unmöglich war diese aufzuklären. Und selbst wenn Ashur zu den Rhomäern gehen sollte, hätte er keine Beweise und es würde ihn schon sehr wundern, wenn dessen Wort mehr zählen sollte als seines.


    Eigentlich sollte er ihn gleich töten, denn ein verwundeter Gegenr war am gefährlichsten. Aber davor schreckte er zurück, denn wenn Ashur weg war würde der nächste dessen Platz einnehmen und der Spaß ging von vorne los. Ihn zu "überzeugen" war die beste Möglichkeit.

    "Ich weis, dass es schwer für dich ist. Aber man kann nicht immer den einfachen Weg gehen. In diesem Fall ist der einfache Weg einfach der Falsche und wird deinen Großvater ohne die Chance auf Besserung so weiter machen lassen, wie bisher."


    Dann drehte er sich zu Inhapy: "Hier hast du Zehn Drachmen, das müsste erstmal für eine Weile reichen. Ich werde ab und an vorbeikommen um zu fragen ob das Geld noch reicht. Bitte nimm dir soviel davon für deine Heilkünste wie du für angemessen hältst." Er griff in seinen Beutel und reichte ihr die Münzen. "Wenn du mal Probleme haben solltest, zögere nicht mich aufzusuchen. Eine Freundin meiner Frau ist auch meine Freundin."


    Dann drehte er sich wieder zu Pelo um die letzte unangenehmste Frage zu beantworten: "Ashur wird deinen Großvater zugrunde richten. Das werde ich nicht zulassen. Außerdem hat er dich gewürgt und angegriffen, obwohl ich ihn gewarnt habe." Meinte er völlig ruhig. "Ich denke ich muss meiner Warnung noch ein letztes Mal Nachdruck verleihen."

    "Wir werden einen Weg finden ihn zu versorgen." Meinte er knapp. "Aber Penelope, wenn wir ihn jetzt nicht alleine lassen, wird er nie zu uns kommen. Es wird so weitergehen wie bisher und nichts wird sich ändern. Er muss für sich merken, dass er von dir abhängig ist. Er führt immer an, dass er dich als du ein hilfloses Kind warst, gerettet hat. Aber er will sich nicht eingestehen, dass er nun ebenso hilflos ist. Erst wenn er das verstanden hat, haben wir eine Chance ihn wieder auf die richtige Bahn zu bringen."


    Kalt fügte er hinzu.


    "Um Ashur wird sich gekümmert werden."

    "Meine Freunde? Achso, du meinst meine Brüder. Stimmt, ich glaube wir haben dir nie erzählt, dass wir verwandt sind. Das war aber auch eine komische Situation... Denen geht es gut. Timos arbeitet ebenfalls als Scriba Personalis. Du hast ja mitbekommen, dass er und mein anderer Bruder Ilias eigentlich Händler sind. Jetzt müssen sie halt erst einmal an Geld kommen um sich neue Waren kaufen zu können."


    Den Fakt das sie Brüder waren, erachtete Anthi nicht als weiter relevant.


    "Aber sag mir: Hast du wegen uns Ärger mit deinem Vorgesetzten bekommen?"

    "Vielleicht solltest du nicht nur irgendwelche Texte übersetzen, sondern die Geschichte deiner Reise und deine Eindrücke aufschreiben. Also ich würde das sehr gerne lesen. Wobei es natürlich interessanter ist von dir erzählt zu bekommen."


    Die Menschen mussten dort ja auch komisch aussehen. Momentan stellte Anthi sich ein Volk von schielenden Zwergen vor. Aber wenn sie den Griechen und Rhomäern so überlegen waren, wie konten sie nicht einmal richtiges Theater haben, und wie war Marcus Achilleos dort so schnell in eine Beamtenlaufbahn gekommen? Aber wenigstens war nun geklärt wo das Ende der Welt war.

    Wäre Anthi nicht so sehr mit Penelope und sinen Gedanken beschäftigt gewesen, hätte er das Mädchen aufgehalten, denn der Alte war sicher nicht in der Stimmung für so etwas, und das konnte gefährlich für das Kind werden.
    Aber stattdessen ging er auf Pelos Frage ein:


    "Körperlich geht es ihm gut. Aber ich musste ihm hart zusetzen, damit er kapiert hat, dass du nicht sein Eigentum bist."


    Er wollte nicht zuviel erzählen, um sie nicht zu bedrücken.


    "Ich denke er mag mich nicht besonders. Und momentan möchte er auch nicht bei uns leben. Aber ich denke das wird sich schon noch geben. Wir müssen ihm ein wenig Zeit zugestehen um das Ganze zu verarbeiten. Sobald Timos einen Preis ausgehandelt hat, werden wir heiraten und dann sehen wir weiter. Wenn er wirklich unbedingt in seinem Haus wohnen bleiben möchte, finden wir einen Weg ihn zu versorgen."

    "Ja, da hast du recht. Ich habe meinen Chef bei einer routinemäßigen Betriebsprüfung begleitet und bin so auf diese Taverna gestoßen. Es ist schon eine gute Sache, wenn man sieht wie es hinter den Kulissen so aussieht und sich sicher sein kann, dass man weder Hunde noch Katzen vorgesetzt bekommt, aber für gutes Fleisch bezahlt hat."


    Er blickte auf, und da kam dann auch schon Euklidos wieder in seine Schankstube und huschte gleich zu ihnen herüber. Er war ein hagerer Mittfünfziger mit grauen, kurzen und dichten Haaren und einem sorgsam gestutzten Vollbart. Wie er bei den Kochkünsten seiner Frau nur so schlank bleiben konnte, stellte Anthi nach wie vor vor ein Rätsel. Dafür war sie allerdings mindestens doppelt so breit wie er.


    "Chaire. Ànthimos, schön dich wieder in meinen bescheidenen Wänden begrüßen zu dürfen." Meinte er freundlich. "Und natürlich auch dich Rhomäer. Was kann ich euch gutes tun?"



    "Chaire Euklidos. Bei den Kochkünsten deiner Frau ist es eher ein Wunder, dass ich nicht jeden Tag hier speise." Antwortete er fröhlich. "Also ich hätte gerne einen verdünnten Wein, und einmal den Spieß mit der Kräutersoße und diesem wundebaren Brot dazu."


    Anschließend schauet der Wirt Matrinius fragend an.

    Er lächelte abgekämpft. "Da hast du recht Inhapy, das habe ich vergessen." Ihre direkte Art tat Anthi jetzt irgendwie gut. Dann ging er zu Penelope, setzte sich neben sie auf den Boden und schaute sie an. "Timos wird dir deine Sachen mitbringen, wenn er den Brautpreis ausgehandelt hat." Er ließ die Worte einen Moment wirken. "Ich habe deinem Großvater die Zustimmung zur Hochzeit abgerungen, und es war ein harter und unschöner Kampf."

    "Dann soll es so sein. Mögen die Götter mit dir sein Philolaos."


    Mit diesen Worten verließ er den alten Mann. Die Auseinandersetzung hatte ihn doch stärker mitgenommen als er erwartet hätte. Wie sollte er Pelo nur beibringen, dass ihr Großvater sich weigerte bei ihnen zu leben? Als er die Tür hinter sich geschlossen hatte setzte er sich erst einmal auf die Treppe und atmete durch. Viel länger hätte er seine Selbstbeherrschung nicht mehr aufrecht erhalten können. Seine Beine fingen an zu zittern. Nachdem er dann einige Zeit dort gesessen war, beruhigte er sich wieder. Jetzt war es Zeit mit Penelope zu reden.

    "Du irrst dich, ich bin hier WEIL sie dich liebt. Aber du hast recht, sie ist mehr wert als vier Ziegen. Wenn es dir Recht ist, werde meinen Bruder Thimótheos, unser Familienoberhaupt, vorbeischicken um den Brautpreis auszuhandeln."


    Er atmete tief durch.


    "Mein anderes Angebot bleibt bestehen, du wirst in meinem Haus immer willkommen sein, und zwar als Familienmitglied und nicht als Bittsteller."

    Anthi ging zu dem alten Mann und nahm seine Hand, als würden sie ein Geschäft besiegeln. "Ich schwöre dir, dass es ihr bei mir gut gehen wird." Dann fuhr er fort. "Aber ich bitte dich darum bei uns zu wohnen, wenn wir verheiratet sind. Meine Eltern sind tot, und ich möchte Penelope nicht ihren einzigen Verwandten nehmen, der ihr geblieben ist. Sie liebt dich Philolaos." Meinte er sanft.

    Anthi überlegte kurz.


    "Dich hier einfach zurück zu lassen entspricht nicht meinem Sinn von Familie. Philolaos, hier gehst du kaputt. Als ich ein Kind war erzählte mir meine Mutter von einem großen Kitharisten namens Philolaos. Noch Jahre später nachdem sie dich hat spielen sehen erzählte sie mir von deiner Kunst und schwärmte von deinem Spiel. Aber Philolaos war nicht nur ein Musiker. Er war ein guter Mensch, der seine Enkelin aufnahm und für sie sorgte. Soll dieser große Mann hier enden? Im Drogenrausch in Rhakotis? Das kannst du nicht wollen, das will niemand, und am wenigsten Penelope."