Beiträge von Ánthimos Bantotakis

    "Da täuschst du dich leider schon wieder und zwar doppelt. Aber bevor wir das weiter vertiefen, überleg dir mal eines: Was hast du zu verlieren? Ich verspreche dir, dass es dir bei uns gut gehen wird. Wir werden für dich sorgen. Du darfst nicht denken, dass wir so ein Gesindel aus Rhakotis sind wie dieser Ashur. Ich stamme aus einer guten griechischen Familie und wir werden bald eine gute Rolle in dieser Stadt spielen. Du könntest einen ruhigen und zufriedenen Lebensabend bei uns verbringen und miterleben wie deine Urenkel aufwachsen. Deine Enkelin liebt dich, und weder dir noch ihr wird es an etwas fehlen, das schwöre ich bei den Göttern. Und ich weis, dass du deine Enkelin auch lieben musst, selbst wenn du jetzt ein alter verbitterter Mann bist. Sie wird bei mir glücklich sein, auch das schwöre ich dir. Das wären keine Almosen die du bekommst, sondern ein Geschäft von dem wir beide profitieren würden." Nun konnte er ihm die Alternative vor den Latz knallen, aber er hoffte auf die Einsicht des Alten. .

    "Du hast recht, das hättest du tun können. Aber euer Verhältniss hat sich gedreht. Jetzt bist du es, der von ihr abhängig. Und das weist du auch ganz genau. Du bist blind...du bist alt...und du bist süchtig nach Opium und Alkohol. Das Einzige, was dich noch am Leben erhält ist deine Enkelin und die misshandelst du. Und genau das werde ich nicht zulassen, weil ich Penelope liebe." Er hasste es den Alten so in die Mangel nehmen zu müssen, aber es musste sein.


    "Du hast damals ehrenhaft gehandelt, als du sie zu dir annahmst. Aber nun misshandelst du sie und das negiert deine früheren Taten. Und trotzdem ist sie noch an deimem Wohlergehen interessiert und das ist der einzige Grund warum ich dir anbiete bei uns zu leben."

    Anthi blieb völlig ruhig. Er fuhr ebenso freundlich fort wie vorher.


    "Mach dich nicht lächerlich alter Mann. Selbst in jungen Jahren wärest du kein Gegner für mich gewesen. Deine Worte sind nichts als das Gekläffe eines tollwütigen Hundes. Würde deiner Enkelin nicht doch noch etwas an deinem Wohlergehen liegen, würde ich dich auch wie einen solchen erschlagen! Also setzt dich wieder hin und hör mir lieber zu, denn ich will nur dein Bestes."


    Er machte eine Pause um seine Worte wirken zu lassen. Der Alte schien sich von seiner Ruhe beeindrucken zu lassen und stzte sich tatsächlich wieder hin.


    "Ich glaube du schätzt deine Situation falsch ein. Den großen Kitharisten Philolaos gibt es nicht mehr. Ohne deine Enkelin wärest du schon längst verhungert. Und wie dankst du es ihr? Du verprügelst sie wie eine ungehorsame Sklavin. Du kannst froh sein, dass Penelope ein Herz aus Gold hat und dich nicht schon längst deinem armseeligen Schicksal überlassen hat."

    Anthis Stimme wurde eisig und gefährlich freundlich:


    "Du mein lieber Freund wirst keine Hand mehr an Penelope legen, das kann ich dir versprechen. Was du ihr heute und in den letzten Jahren angetan hast, war mehr als genug." Er machte eine kurze Pause.
    "Natürlich bin ich aber bereit dir etwas zu bieten. Mein Angebot ist ausgesprochen großzügig und du wirst mir zustimmen müssen, dass du es kaum ablehnen können wirst." Er beugte sich etwas nach vorne und sprach leise und eindringlich weiter: "Ich bin zwar nicht reich, aber ich verdiene genug um für Penelope und für dich sorgen zu können, so dass es euch an nichts mangeln wird. Also biete ich dir an, dich in unsere Familie aufzunehmen und für dich zu sorgen." Seine Stimme klang sehr selbstbewusst, als könnte er sich wirklich nicht vorstellen das der Alte sein Angebot würde ablehnen können.

    Anthi lachte freudlos. "Mein Name ist Ànthimos. Keine Angst, ich bin nicht hier um dir ein Leid anzutun. Im Gegenteil, mein Kommen ist ein freudiger Anlass, denn ich bin hier um dich um die Hand deiner Enkeltochter zu bitten." Meinte er freundlich aber auch selbstsicher und bestimmt. Eigentlich hatte der Alte keine Wahl, aber Anthi hoffte das Ganze im guten regeln zu können. Einen Versuch war es wert.

    Schnell war Anthi von Inhapy zur Tür von Philolaos Haus gelaufen. Wie er gehofft hatte war die Tür nur angelehnt. Er öffnete sie leise und besah sich den dahinter liegenden Raum genau. Dort lag der alte Mann auf der Kline, offenbar schlief er. Das kam Anthi gerade recht. Er legte leise den Riegel vor, und setzte sich ihm gegenüber in eine der Sessel und beobachtet ihn erstmal. Anthi wusste nicht, ob er diesen Mann hassen oder bemitleiden sollte-aber eigentlich war beides gleich schlimm...


    "Wach auf alter Mann." Sagte er laut.

    Er gab ihr einen sanften Kuss auf den Kopf und stand dann auf. Sie so weinen zu sehen wühlte ihn auf, mehr als er sich eingestehen wollte, und er brauchte jetzt einen klaren Kopf, sonst könnte das Ganze in einer Katastrophe enden.


    Er warf Inhapy einen Blick zu und er wusste, dass sich die Ägypterin um Penelope kümmern würde. Außerdem nickte sie ihm aufmunternd zu und das stärkte ihn. Also ging er rüber in das Haus des Philolaos.

    Er kniete sich nochmal zu ihr: "Und das ehrt dich. Aber deswegen brauchst du auch meine Hilfe um da rauszukommen. Solange er das was du fü ihn tust als selbstverständlich erachtet wird er dich weiter wie eine Sklavin behandeln."
    Er legte seine Hand auf ihre Wange. "Ich werde ihn nicht körperlich verletzten, aber ich werde nich herum kommen ihm zu drohen und ihn unter Druck zu setzten. Ich muss ihm das sprichwörtliche Schwert an die Kehle halten, und das kann ich nicht, wenn du dabei bist. Ich weis, dass du das nicht durchhalten könntest... und dann könnte ich es auch nicht. Wen er so weitermacht, wird er nicht mehr lange leben und ich will nicht, dass er dich mit sich nimmt. Wenn ich es schaffe ihm jetzt zu zeigen, wie weit unten er schon ist, hat er noch eine Chance. Du hast es jahrelang mit Liebe versucht, jetzt hilf nur noch Härte." Dann fügte er noch hinzu: "Ich möchte dass du das verstehst, denn ich will nicht, dass du denkst ich wolle mich an deinem Großvater rächen oder ihm schaden."

    "Nein, du bleibst hier. Ich werde ihm einige Dinge sagen, die du nicht hören möchtest, und die dich nur wieder in einen Konflikt zwischen uns bringen würden." Er wusste, dass der mit dem Alten sicher nicht zimperlich umgehen würde, und wenn sie dabei war konnte er sicher nicht so hart bleiben, wie es wohl nötig sein würde.


    "Wir werden schon eine Möglichkeit finden ihn zu versorgen. Allerdings musst du mir zugestehen, dass meine Sorge hauptsächlich dir gilt. Aber du hast für ihn gesorgt, und er hat es dir mit Schlägen gedankt, offenbar sogar mehrmals. Selbst Hunde sind schlau genug nicht in die Hand zu beißen, die sie füttert.", ätzte er.
    "Er kann froh sein, dass ich mit ihm rede und wäre er nicht mit der Frau die ich über alles liebe verwandt, könnte er damit nicht rechnen." Meinte er kalt und hart.


    Dann erhob er sich.


    "Also, was soll ich dir mitbringen?"

    Er schaute sich die Striemen genau an. Sie schienen wirklich nicht allzu tief zu sein, mussten aber furchtbare Schmerzen bereiten. Ein wenig erinnerte es hn an einen ausgepeitschten Sklaven, den er einmal gesehen hatte.


    "Ich schlage keine Frauen,", antwortete er ihr kalt um dann gleich freundlicher zuzufügen "und Schutzgeister habe ich auch nicht. Ich möchte mich nochmal bei dir bedanken, wenn ich dir einmal irgendwie helfen könnte, zögere nicht mich aufzusuchen."


    Anthi ging neben Pelo in die Hocke damit er ihr direkt in die Augen blicken konnte: "Ich werde jetzt zu deinem Großvater gehen und mit ihm reden. Momentan sehe ich zwei Möglichkeiten: Entweder er willigt hier und heute in eine Hochzeit ein, oder wir verlassen Alexandria sobald es dir wieder besser geht! Wenn ich zurückkomme, wirst du mit zu mir nach Hause kommen, wo ich dich pflegen kann. Zudem kann ich nicht zulassen, dass du in diesem Zustand alleine mit diesem Trunkenbold bleibst." Er sagte das alles völlig sachlich und beinahe emotionslos.
    "Welche Sachen soll ich dir mitbringen?"

    Frauen robuster als Männer? Die Dame hatte wohl noch nie bei einem Faustkampf oder dem Pankration zugeschaut. Nun war auch die letzte Chance vergeben, dass sie seinen verbrühten Finger zu Gesicht. bekam...


    "Denkst du sie wird längerfristige Schäden davontragen, und welche weitere Behandlung schlägst du vor?"

    Als sie dann drinnen waren richtete Anthi das Wort an Inhapy-auf ägyptisch:


    "Ich habe sehr großen Respekt vor dem Körper und besonders vor dem einer Frau. Deswegen bin ich hier. Ich möchte gerne wissen wie schlimm die Verletzungen sind, und ob Gefahr droht durch Wundbrand oder eine andere Entzündung. Außerdem möchte ich dir danken, dass du sie behandelt hast."

    Süße Kinder waren das. Aber es waren wirklich schon ziemlich viele. Sie musterten ihn misstrauisch-anscheinend waren sie gut erzogen.


    "Natürlich." Meinte er und klopfte mit seinen Pranken drei Mal fest gegen die Türe, trat dann hinter Pelo und legte ihr vorsichtig die Hände auf die Schultern. Er wollte ja die arme Hebamme nicht erschrecken, daher zog er es vor Penelope an vorderster Stelle zu stehen.

    Sie stand auf wie eine alte Frau. Wie hatte er das nur so lange übersehen können? Auch er lächelte sie gequält an, auch wenn es aufmunternd sein sollte.


    "Ja, das solltest du vielleicht. Aber ich verstehe, dass du dich in einer schwierigen Situation befindest." Und fuhr dann ein wenig verwundert fort: "Ich habe doch gar keinen Grund zu Inhapy nicht nett zu sein." "Schließlich scheint sie vorausschauend zu sein, und ich möchte ja Rat von ihr. Außerdem ist sie nett zu dir, und mit direkten Menschen habe ich sowieso in den seltensten Fällen Probleme."

    "Das mit dem Geld ist kein Argument. Was nützt mir alles Geld der Welt, wenn meine Frau an Wundbrand stirbt?!" Die Unterhaltung mit Marcus Achilleos hatte ihn bei so etwas sehr vorsichtig werden lassen. "Ich werde deinen Großvater nicht anfassen. Aber ich werde klare Worte mit ihm wechseln, die ihm wohl nicht gefallen werden."


    Dann schaute er sie ernst an.

    "Du darfst so etwas nicht machen. Überleg mal du wärst in Rhakotis ohnmächtig geworden? Es ist lieb von dir, dass du gekommen bist, aber wenn ich daran denke dass du wegen mir Schmerzen hast, wird mir ganz schlecht.""

    "Wenn du möchtest können wir auch zu einem anderen Heilkundigen gehen. Ich möchte diese Wunden sehen und ich möchte von jemandem der sich darauf versteht wissen, wie schlimm sie sind. Anschließend werde ich deinem Großvater einen Besuch abstatten, und mit ihm reden. Er weis von uns, also gibt es Redebedarf."
    Einkaufen? Wie konnte sie jetzt ans Einkaufen denken?


    "Außerdem möchte ich dich in deinem Zustand nicht stundenlang hier über den Markt schleppen. Es muss eine Qual für dich gewesen sein, hierher zu laufen und ich blinder Narr hab das noch nicht mal gleich gesehen."

    Anthi und Octavius Matrinius hatte es nicht weit. Zum Glück, denn zumindest ersterer hatte schon wieder einen ordentlichen Hunger.


    Die Taverna hieß "Zum hungrigen Minotaurus" und gehörte einem alten Griechen namens Euklidos und seiner Frau Herena. Sie war gemütlich und urig eingerichtet und besaß einen typisch griechischen Flair. Anthi hatte die Besitzer einmal bei einem Kontrollbesuch kennengelernt, und die beiden waren ihm gleich sympathisch gewesen.
    Was sie ebenfalls auzeichnete, war der relativ geringe Anteil an Seefahrern, trotz der Nähe zum Hafen.


    Also öffnete er schwungvoll die Tür und setzte sich mit Matrinius in eine gemütliche Ecke. Viel war momentan nicht los, und selbst Euklidos schien gerade dem Abort einen Besuch abzustatten, denn er war nirgends zu sehen.


    "Hier komme ich immer gerne her. Das Essen ist fabelhaft, die Preise sind in Ordnung, und der Wirt ist auch ein sehr netter Geselle." Erzählte er seinem Begleiter.

    Anthi empfand Mitleid mit seinem Gegenüber. Den Gedanken wenn Penelope etwas passieren würde, wollte er besser gar nicht weiterdenken. Ein anderes Thema musste her!


    "Was ist dieses Han eigentlich? Sehen die Menschen dort ebenso aus, wie in Indien? Und ist dort die Welt dann zu Ende? ich dachte immer weiter als Indien geht gar nicht."

    "Es war seine Schuld." Das war eine Feststellung und zwar in einem solchen Ton, dass sie keine Widerworte duldete. "Wie schwer und wo hat er dich verletzt?" Ihr Großvater hatte sie also geschlagen. Eigentlich war das sein gutes Recht, was Anthi aber nur ein wenig abkühlen ließ. Er würde sich mit dem alten Mann unterhalten müssen, und das nicht erst morgen...