Original von Lucius Flavius Furianus
Entweder war der Mann recht bescheiden und dahingehend zu bewundern. Auf der anderen Seite konnte natürlich auch sein Selbstbewusstsein nicht ausreichend für solch hohe Träume sein. Und die letzte Möglichkeit war einfach das Beschränkte, das Dumme. Aber da der Grieche neben seiner politischen Tätigkeit ebenso ein Sportler wie auch Iatros war, konnte dieser unmöglich so stupide angelegt sein.
"Warum solltest du hier versauern?", antwortete er sogleich überrascht.
"Es ist keine Nuance, welche einen Peregrinus vom Römer unterscheidet. Es ist eine Sache von unermesslicher Ehre, Geschichte, Identität, Kultur, Philosophie und Erhabenheit. Zudem rechtlicher sowie auch materieller Vorteil.", entgegnete er begeistert und schwang recht stolz die patriotische Flagge. Er selbst, erst in späten Jahren seiner Position gewahr, war geradezu fanatisch, wenn es um sein Vaterland und den Vergleich mit anderen großen Kulturen ging. Er bewunderte sie, mehr aber auch nicht. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Züge.
"Um es in der Sprache des Sports auszudrücken. Der Erste, der Beste - ist Römer. Die Zweiten und Dritten sind die, welche wir Peregrini nennen. Und zu diesen gehörst du derzeit, Iatros. Und als Sportler solltest du doch nach den Sternen greifen wollen, nicht wahr?"
Furianus hätte sich in einer anderen Situation, eine andere Person betreffend, wohl selbst ohrfeigen können. Er hasste es, wie leichtsinnig man heutzutage mit der römischen Staatsbürgerschaft umging. Jeder daher Gelaufene konnte sich seiner Meinung nach diesen Status sichern. Die Zeiten, in denen nur die Besten zu den Besten gehörten, waren längst vorbei. Und gerade weil er die Vielseitigkeit dieses Mannes insgeheim bewunderte - so etwas würde ein Römer nie vor einem Peregrinus zugeben -, wollte Furianus diesen zu den Besten gezählt wissen.
"Du hast Recht, ich habe die Abgeschiedenheit ja bewusst gewählt. Ich wollte mich erholen. Doch ich fühle mich gestärkt - und ich bin immer noch Politiker. Es ist nicht der gute Wille, der mich antreibt. Es ist das reinste Kalkül. Je mehr Kontakte ich knüpfe, je mehr kleine Gefallen ich hier tue, desto größer wird meine Macht. So war es schon immer, das ist unser Prinzip und ich finde es gut, denn jeder profitiert davon. Der Schwächere wie auch der Stärkere.
Aber gut, wann soll ich in den Thermen sein? Ich muss so schnell wie nur möglich wieder meine alte Stärke haben. Die Zeit rennt mir wortwörtlich davon."