"...noch eine lange Zeit."
Pasiphaës Worte ließen Timos' Herz höher schlagen und er schenkte ihr ein breites Lächeln. "Natürlich hat sie dir ein Zimmer herrichten lassen. Du glaubst doch nicht, ich hätte deine entzückende Anwesenheit vor der Herrin des Hauses geheim zu halten gewagt?" Er zwinkerte seiner Freundin zu und schenkte dann seiner Schwägerin ein Lächeln, während er auf eine der Clinen deutete und milde, aber bestimmt um ihre Gesellschaft bat.
"Bitte, leiste uns doch ein wenig Gesellschaft." Als Penelope es sich dann auf einer der Clinen bequem gemacht hatte, plauderte der junge Strategos ein wenig. "Ich habe Penelope bereits ein bisschen von dir erzählt, Pasiphaë. Von deinen Beweggründen hierher zu kommen und, dass wir uns schon aus Memphis kennen. Ich denke ihr beiden werdet euch sicherlich prächtig verstehen und es wird für dich ein Leichtes sein, dich in dieser gewaltigen Stadt zurechtzufinden. Du darfst immer auf die Unterstützung der Bantotaken zählen." Er warf Penelope einen fragenden und zugleich vielsagenden Blick zu, um dann seiner Freundin aufmunternd zuzulächeln. Ein leises Knurren ließ Timos' Blick an sich herunterwandern und auf Bauchnabelhöhe verharren.
"Nun...es ist bereits recht spät, wir sollten vielleicht bald die Cena abhalten. Pasiphaë, du kannst doch sicherlich auch etwas Warmes zu essen vertragen, nicht?"
Gastfreundschaft war Timos ein hohes Gut und ebenso die Höflichkeit, die er gerade an den Tag legte. An Penelope gerichtet fuhr er fort: "Wenn du erlaubst, werde ich bescheid geben, dass die Mahlzeit vorbereitet wird. Ánthimos wird sicherlich auch bald von der Agora heim kommen und hungrig sein. Ich werde dir außerdem etwas Saft aus der Küche holen lassen, ihr Frauen könnt euch ja schon einmal kennen lernen. Entschuldigt mich einen Moment."
Ohne Widerrede zuzulassen stand der älteste der Bantotaken auf verließ dann das Triclinium, um die wenigen Schritte bis hin zur Couzina (Küche) zurückzulegen. Während die beiden Damen also einen kurzen Moment allein miteinander waren, schritt Timos schnurstracks in den hinteren Bereich des Hauses, wo er bald Eilean antraf, der er auftrug Saft zu bringen und das Kochen der Cena bereits zu beginnen. Hoffentlich würde Penelope ihm nicht übel nehmen, dass er sie diese Dinge nicht erledigen ließ, doch eine Hochschwangere sollte wirklich nicht mehr so viel arbeiten. Solange sie also nicht genügend Sklaven besaßen, musste auch gelegentlich der Hausherr mit Botenfunktion durch das Haus spurten.
So kam er dann auch bald wieder zurück ins Atrium, gefolgt von Eilean mit einer Karaffe voll dunklem Traubensaft. Penelope wurde ein Becher bereitet und Timos ließ sich wieder auf seiner Cline nieder. "Da wäre ich dann schon wieder."
Beiträge von Thimótheos Bantotakis
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Der kleine Trupp der Stadtwache bestand mittlerweile nicht mehr nur aus seinen sechs Stadtwächtern und dem jungen Offizier, die die Männer mit dem Leichnam eskortieren. Es hatte sich eine ganze Meute an grölenden Menschen angeschlossen, die den toten Rhomäer bejubelten und reihenweise vor dem Leichnam ausspuckten und Verwünschungen ausspien. Ein Glück, dass Strategos Thimótheos bereits unterrichtet worden war und Ärger vorhergesehen hatte.
Kurz vor dem Tor zur Basileia hielt die Patrouille mit dem Leichnam und der Offizier der Stadtwache ging auf die Legionäre am Tor zu. "Salve Rrhomäerr. I'h von Stadtwa'he bin. Haben gefunden toten Rrhomäerr in Rrhakotis. Hierr schauen." Der Ägypter deutete auf den in Tuch gewickelten Körper und trat dann unsicher zurück.
Gleichzeitig waren aus Richtung der Agora bereits weitere Tumulte zu hören, denn von hier rückte gerade eine ganze Abteilung der Stadtwache an. Thimótheos hatte sofort seine Amtsstube verlassen und an die dreißig Mann zusammengetrommelt, um einen Aufruhr direkt im Keim zu ersticken. Jetzt stürmten die Männer aufs Tor der Basileia zu und begannen sofort, die Menschenmasse zu zerstreuen.
Der Strategos hingegen marschierte straffen Schrittes auf die Torwache zu. Im Schlepptau hatte er seinen Grammateos und Ptahshepses, seinen besten Offizier. In nahezu akzentfreiem Latein mischte er sich augenblicklich in das Gespräch ein.
"Salve Legionarii. Mir wurde Meldung über einen getöteten Rhomäer gemacht. Was ist hier los?"
Der Patrouillenführer salutierte und deutete dann stumm auf den in Tuch gewickelten Leichnam. Timos nickte und fuhr fort.
"Ich schlage vor, den Toten erst einmal hier von der Straße zu holen und in die Basileia zu bringen. Wo ist dein Vorgesetzter, Legionarius?" -
Timos nickte und lächelte breit, als Cleonymus die Feier so überschwänglich lobte. Sein Scherz brachte ihn zwar kurz aus dem Konzept, doch ließ er sich die Verlegenheit nicht anmerken und sagte "Danke, aber meine zukünftige Ehefrau werde ich mir schon selbst aussuchen, keine Sorge." Er grinste breit, vermied es jedoch Axilla länger als einen Lidschlag anzusehen. Sie wäre wohl rot angelaufen und er hätte sich noch verplappert oder so etwas peinliches und das wäre ganz gewiss nicht vorteilhaft gewesen.
"Ja, die rhomäischen Hochzeiten unterscheiden sich allerdings von den unsrigen. Ich bin in dieser Hinsicht leider nicht so versiert. Aber solange euch die Musik gefällt und...zumindest dir, Cleonymus, der Wein schmeckt, ist es ja ein Erfolg."
Er grinste breit und nahm selbst erst einmal einen großen Schluck Wein. Hui! Heiraten, Rhomäer, Wein, blah blah blah...Timos' Hirn suchte krampfhaft nach einem anderen Gesprächsthema...und fand ein hoffentlich passendes.
"Sag, Axilla: Ich hörte du bist nun Scriba unseres hochverehrlichen Gymnasiarchos Kerykes. Wie lässt es sich bei ihm denn arbeiten?" -
Die ganze Zeit über hatte Timos nur da gesessen und zugehört. Er hatte hier und da verstehend genickt oder die Augenbrauen rauf und runter wandern lassen, doch ließ er keinerlei Gefühlsregung erkennen. Er bedauerte Nike und fühlte mit ihr, denn Verlust war ihm bekannt. Er musste an seine Eltern denken, wie er es so oft tat und ertränkte den Kloß im Hals mit etwas Wein. Als seine Cousine geendet hatte, lehnte er sich nach vorn und stützte seine Ellbogen auf die Knie.
"Und...was ist dann geschehen?" fragte er vorsichtig und ruhig nach. Ein Jammer, dass ihre Ehe so den Bach 'runter gegangen war. -
Bald schon hatte man eine Patrouille der Stadtwächter aufgetrieben, die sich den Toten genauer ansahen. Der Anführer des Grüppchens war ein Ägypter mittleren Alters, der einige junge Rekruten mit sich führte. Der Mann, der die Leiche gefunden hatte, und seine Hure standen bei dem Patrouillenführer und palaverten lauthals. Es wurde festgestellt, dass der Tote offensichtlich Rhomäer war und, dass er offenbar beraubt wurde, denn Geld trug er keines bei sich - kein Wunder in Rhakotis, wer weiß wie lange der schon vor der Tür lag. Man entschloß sich also, den Leichnam in ein Tuch zu wickeln und von einigen arbeitslosen Nachbarn der Patrouille hinterhertragen zu lassen. Und wohin? Richtig: Zur Basileia, denn der Tote war ja immerhin Rhomäer gewesen!
Nebenbei wurde dann noch ein Bote zum Strategos geschickt, der diesen von dem Vorfall unterrichten sollte und ihn zum Tor der Basileia führen sollte, wo die Patrouille ihn erwarten würde.
PHYLAKE TES ALEXANDRIAS - STADTWACHE ALEXANDRIAS -
"Wer kennt sich denn schon mit rhomäischen Sitten aus?" platzte Timos lachend ins Gespräch der beiden, als eine kleine Pause entstanden war. Er klopfte Cleonymus freundschaftlich auf die Schulter und schenkte Axilla ein breites Lächeln. Er hatte einen mittlerweile zum wiederholten Male gefüllten Becher Weines in der Hand und hatte gerade erst einen Teller verschiedenster Köstlichkeiten verdrückt und war wunderbarster Laune.
"Wie gefällt euch die Feier? Fühlt ihr euch wohl in unserer bescheidenen Wohnstatt?" -
Verschwörerisch grinste Timos sein Gegenüber an, als er sagte: "Wer hat denn von den Gesetzen der Polis gesprochen?" Er verschränkte genüsslich die Arme vor der Brust und überlegte bereits, was er alles in diesem vermaledeiten Viertel würde anstellen müssen, um ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erhalten.
"Und die Rhomäer will ich in diese Sache auf keinen Fall hineinziehen. Das ist eine Angelegenheit, die nur uns Alexandriner etwas angeht." Dass er diese Worte als Hinzugezogener sagte, quittierte er mit einem fast unmerklichen Schmunzeln. -
Timos schenkte seiner Cousine etwas Wein ein und reichte ihr den Becher. Dann ging er auf ihre Frage ein.
"Wie? Nein, fang doch erst einmal an. Ich werde Ánthimos hinzuholen, wenn ich es für nötig halte. Wir werden sowieso mit ihm über das weitere Vorgehen sprechen müssen, wenn ich mir ein genaueres Bild von der Situation machen kann." -
"Verstehe," erwiderte Timos schlicht, während er mit gerümpfter Nase beobachtete wie der Wiedehopf vom Dach herunter mitten auf das Mosaik im Atrium schiss.
"Einen Ort ohne Gesetz kann ich als Strategos natürlich nicht tolerieren. Aber wie Abhilfe schaffen? Nun, ich werde mir wohl persönlich einen Eindruck verschaffen müssen. Rechne in den nächsten Tagen mit meinem Erscheinen in der Akademie."
Er lächelte freundlich und fuhr sich mit einer Hand nachdenklich über seine Wange, die schon wieder etwas kratzig war. Verfluchter Bartwuchs. -
Oh. Ein ernstes Gesicht. Und ein ernstes Gespräch noch dazu. Timos setzte sich aufrecht hin und deutete auf einen zweite Sessel, der gemütlich gepolstert war. "Chaire Berenike. Bitte setz dich doch. Möchtest du etwas trinken?"
Als die Cousine es sich dann so bequem gemacht hatte wie es in ihrem momentanen Zustand ging, lehnte Timos sich etwas zurück und spitzte seine Ohren.
"Ich bin allerdings in gespannter Erwartung, was dich zu uns geführt hat und insbesondere, wie du in diese Lage gekommen bist." Er lächelte aufmunternd und wartete darauf, dass sie zu erzählen begann. -
"Ja bitte!" rief Timos, als es klopfte. Er saß in seinem Korbsessel und brütete über allerlei Dinge, während er aus dem Fenster starrte und etwas verdünnten Wein trank.
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"Hier." Timos reichte seinem Bruder ein Schreiben.
"Du wirst nach Corinth gehen, zu unserem Onkel Fílippos gehen, dir eine Arbeit suchen, die Ephebia abschließen und eine vernünftige Erziehung genießen. Keine Weiber, kein Wein, keine Fehltritte! Dein Geld bleibt hier, ebenso wie das Familienschwert. Du wirst in Achaia dein eigenes Geld verdienen müssen und das Schwert wirst du dort erst recht nicht benötigen." Er war mittlerweile aufgestanden und hatte seinem Bruder die Tür geöffnet.
"Du wirst mit einem Händler in zwei Tagen abreisen, sein Schiff liegt momentan im Hafen. Fang schonmal an zu packen."
Und mit einer harschen Geste schickte Timos den kleinen Bruder hinaus. Raus aus seinem Zimmer und gleichzeitig raus in die Welt, um seinen Weg zu finden. -
Timos war stinkwütend. Er hatte vor wenigen Stunden einen Aushang am Gebäude des Cursus Publicus gelesen, dass Ilías entlassen wurde. Eine daraufhin erfolgende Suche nach dem Taugenichts offenbarte, dass der junge Bantotake seine Zeit offenbar lieber mit Glücksspiel und Frauen in einer Spelunke am Hafen verbracht hatte - wochenlang!
Jetzt standen die beiden hier in Timos' Zimmer. Er selbst stand am Fenster, die Hände hinter dem Rücken zusammengelegt und tief in Gedanken versunken, während Ilías mitten im Raum stand und aussah, als wollte er im Boden versinken.
Irgendwann drehte Timos sich schwer seufzend um und schaute seinen Bruder schwermütig an. Er hatte lange überlegt, doch keine andere Möglichkeit war ihm eingefallen. "Du wirst verreisen," sagte er tonlos, während er sich an seinen Schreibtisch setzte und einen Brief auf einer Wachstafel aufsetzte.
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~ Ptahshepses ~
"Namen? Ich weiß nicht, er redete wirr als wir ihn gefunden haben. Er sagte etwas von Duccia und äh...wie nennt man das hier? Ja, Basileia, mehr konnte ich nicht verstehen. Hatte einen merkwürdigen Akzent, der Junge."
Skeptisch beäugte der Ägypter den Legionarius, der den hellhäutigen Pimpf zu untersuchen schien.
"Der kleine hat ne Platzwunde am Kopf abgekriegt, kein Grund zur Sorge. Nun, kann ich ihn hier jetzt irgendwo abliefern? Immerhin scheint er Rhomäer zu sein."
OFFIZIER DER STADTWACHE -
"Jap, sie ist schwanger und sie steht kurz vor der Geburt. Also...es dauert noch höchstens ein paar Wochen, das weiß ich nicht so genau." Timos lächelte verschmitzt und versuchte seine Ahnungslosigkeit halbwegs zu überspielen.
"Das Geschlecht vorher wissen? Hm...wo wäre dann die Spannung? Wo wäre das Bangen darum, ob das erste Kind auch ein erstgeborener Erbe sein würde?" Natürlich dachte Thimótheos in diesem Fall strikt männlich. So würde er immerhin schon vor der Geburt wissen, ob ihn in den nächsten Wochen ein ruhiger Schlaf oder eher das Gegenteil erwartete. Aber über solche Dinge machte er sich im Grunde genommen noch keine konkreten Gedanken, denn er hatte ja noch nicht einmal die richtige Frau dafür gefunden...oder doch?"Oh ja, meine Cousinen kenne ich schon seit längerem. Ich habe wohl nur versäumt, dir von ihnen zu erzählen. Emilía ist von ihrem Vater hierher geschickt worden, um eine angemessene Ausbildung genießen zu können und Berenike...nun..." Kurz musste er schlucken. Sein Mund war plötzlich spürbar trocken geworden und etwas verdünnter Wein half. "Naja, sie hat einiges durchgemacht und ist jetzt zum Glück zu uns gestoßen. Die beiden Schwestern werden auf jeden Fall wohl etwas länger bei uns bleiben."
"Und aus deinen Worten schließe ich, dass du ebenso vor hast, noch eine lange Zeit hier zu verweilen, ja?" Timos grinste schelmisch, doch noch bevor er weiter auf die Pläne seiner Freundin antworten konnte, erschien Penelope im Triclinium. Er schenkte ihr ein Lächeln und ließ ihr die Zeit sich vorzustellen und Pasiphaë in der Megaro willkommen zu heißen. Was seine Schwägerin da von dieser Ägypterin und ihren Erkenntnissen erzählte, wollte Timos nicht so recht wahrhaben, doch machte er sich darüber keine allzu ausschweifenden Gedanken, immerhin würde er bei der Geburt mitbekommen, ob es ein männlicher oder weiblicher Bantotakensäugling sein würde, der das Licht der Welt erblickte.
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Der heutige Tag war bereits von unvorstellbaren Anstrengungen und der Bewältigung unmenschlicher Arbeitsmengen geprägt gewesen und so hatte Timos sich in seiner Pause zwischen seinem Feierabend und der Sitzung des Koinons ein bisschen Pause gegönnt. Er hatte sich etwas Opium eingeworfen, ein Glas starken Weins getrunken und musste bald von seinem Grammateos geweckt werden, denn er war auf einer Cline in seinem Arbeitsraum eingedöst.
Jetzt kam er halbwegs pünktlich, aber nicht sonderlich fit aussehend in Tychaion an und setzte sich zu den bereits Anwesenden.
"Chairete..." murmelte er nur und lehnte sich erschöpft in seinem Stuhl zurück. -
"Das IST fabelhaft!" lachte Timos und winkte dann wie schon zuvor am Hafen ab, als Pasiphaë ihre Bedenken äußerte. "Keine Sorge, ich habe nicht vor, ihr während ihrer Schwangerschaft noch mehr Verpflichtungen aufzuhalsen. Denn ihre Arbeit nimmt sie momentan wirklich sehr in Anspruch und ich hoffe, dass sie bald erkennt, dass sie eine Auszeit nehmen muss um sich und das Kind zu schonen." Hatte er ihr eigentlich von der Schwangerschaft erzählt? Timos konnte sich nicht mehr so recht erinnern, denn seine Gedanken sprangen in diesem Gespräch so schnell von einem Thema zum nächsten, dass er sich ohnehin nur das Wichtigste merken konnte, nämlich die Dinge die seine lange vermisste Freundin über sich und ihn sagte. "Aber nach der Geburt wird Penelope sicherlich bald wieder in ihren Beruf einsteigen, der ihr so am Herzen liegt.
Und ja, für's Zuhören haben wir dann sicherlich auch ausreichend Zeit. Wir beherbergen seit neuestem außerdem noch zwei Cousinen aus Syrien hier, die denke ich auch ein Instrument beherrschen. Das habe ich die beiden noch gar nicht gefragt wie mir gerade auffällt, sollte ich auch mal tun." Er schmunzelte leicht und schnappte sich noch ein paar Trauben, die er der Reihe nach verspeiste.Während Pasiphaë von den Heiratsplänen ihres Vaters erzählte, merkte Timos wie sein Herz ganz langsam in die Hose rutschte. Zum Glück konnte er verhindern, dass seine Gesichtszüge entgleisten, denn wenig später ergriff ihn die Erleichterung über den Streit der alten Freunde und gleichzeitige Freude über Pasiphaës anschließende Worte, dass sie immer an ihn gedacht hatte. Hätte er von den Blumenkränzen gewusst, er hätte es nicht für möglich gehalten. Als sie geendet hatte und so ernst dreinschauend auf der Cline saß, lächelte Timos aufmunternd.
"Tyche ist uns hold und dafür werde ich ihr danken. Du kannst nicht glauben wie glücklich es mich macht, dich bei mir haben zu können. Ich kann immer noch nicht glauben, dass du jetzt hier bist." Er hatte sein Glas abgestellt, um nicht mehr an ihm herumknibbeln zu können. "Genug von den alten Zeiten. Das ist alles viel zu ernst und ich möchte dich lieber lächeln sehen, das macht dich weitaus schöner. Was hast du nun vor, jetzt da du in Alexandria bist?" Der junge Strategos grinste leicht und bewegte mit seinen Zeigefingern seine Mundwinkel nach oben, was zwar albern war, aber bisher noch jede Frau zum lächeln gebracht hatte. (:D) -
"Hört sich für mich nach dem interessantesten Stadtviertel an," schmunzelte der Strategos verschwörerisch. "Wir werden sehen, was es mit diesem Bakhen auf sich hat. Hoffentlich macht der uns keine größeren Schwierigkeiten."
Timos benutzte wohlweislich das Wörten "wir", denn hier ging es sowohl um Cleonymus' Beziehungen zu den Verbrechern, als auch zu den mächtigen Bürgern der Stadt, und ebenso um ihre Gesamtheit als Prytaneion. All das konnte man unter "wir" zusammenfassen, denn gäbe es Probleme in Rhakotis, so beträfe das ganz Alexandria, dessen war Timos sich bewusst.
"Sag Clenoymus, wie steht es eigentlich um diese Wüstenräuber? Ich habe dem Kerker bereits einen Besuch abgestattet und mir wurde bestätigt, dass du die beiden Insassen bereits ausgiebig befragt hast. Was gibt es Wissenswertes zu dieser seltsamen Geschichte? Wurde der Überfall auf die Karawanen in der Wüste westlich von hier mittlerweile aufgeklärt?" -
Der Wiedehopf am Wasserbecken hatte dieses nun für langweilig befunden und sich auf das Dach des Hauses hinaufgeschwungen. Sein Flügelschlag sah so spielend leicht aus und doch wusste Timos, dass dies auch nur eine Bewegung war, genauso wie er Treppen emporstieg...oder zumindest so ähnlich.
"Ich halte es nicht für unmöglich deinen Einfluss in dieser Polis zu mehren. Du musst es nur richtig anstellen."
Er lächelte Achilleos aufmunternd zu. "Ich danke dir für deine Besorgtheit über das Ansehen unserer Familie. Doch sei dir versichert, dass wir zu unseren Freunden stehen. Wenn Ánthimos dich also als seinen Freund bezeichnet - und ich weiß, das tut er - so bist du mir selbstverständlich immer in diesem Haus willkommen."
Die letzten Sätze des Attikers quittierte der Strategos mit einem leichten Grinsen. "Ja, die Hochzeit hat sich wahrlich sehen lassen können. Ein Jammer, dass du nicht gekommen bist."
Insgeheim war Timos natürlich froh, dass der Mann, der insbesondere mit Penelope nicht sonderlich dicke war, gerade nicht erschienen war und so keinen Ärger machen konnte. Aber diesen Gedanken behielt er selbstredend für sich und setzte stattdessen wieder sein höfliches Lächeln auf. In diesem Moment kam ihm eine Idee, die zum einen vom Thema ablenken würde und zum anderen für Timos' Arbeit förderlich sein könnte.
"Entschuldige den abrupten Wechsel des Gesprächsthemas, doch möchte ich dich bitten, mir Genaueres von deinem Leben in Rhakotis zu erzählen. Du musst verstehen, dass ich als Strategos dort für Ordnung sorgen soll und dafür muss ich die Umstände besser kennen lernen. Du als direkter Bewohner des Viertels kannst mir sicherlich scharfe Umrisse geben für die groben Beschreibungen und Gerüchte, die man immer aufschnappt."
Dass der junge Grieche selbst schon einmal dort gewesen war - zwecks gewisser Vergeltungsaktionen - verschwieg er ebenso, wie den Umstand, dass seine Schwägerin von dort stammte. -
"Oh danke der Nachfrage. Meinen Brüdern geht es recht passabel, würde ich behaupten. Auch Penelope geht es gut, ihre Schwangerschaft läuft bisher ohne Bedenken und wir sind guter Hoffnung, dass das Kind gesund und kräftig zur Welt kommen wird. Aber das wirst du dann ja bald vielleicht selbst sehen können."