Beiträge von Thimótheos Bantotakis

    Timos nickte einige Male und hörte sich Achilleos' Ausführungen und Vermutungen interessiert an. Der Mann wollte also ernsthaft den Rhakotiskindern Bildung bringen! Eine Mischung aus Amüsemant und Skepsis ließ Timos' rechte Augenbraue hochzucken, während er denkerhaft seinen Ellebogen auf den anderen Arm stützte und sich am Kinn kratzte.
    "Nun, ich schlage vor ich schaue mir das ganze morgen einmal persönlich an. Außerdem werde ich Nachforschungen anstellen lassen, vielleicht finden wir ja den Verantwortlichen für den Angriff.


    Ich werde außerdem dafür sorgen, dass eine Patrouille vorerst während des Schulbetriebs dort stationiert wird, alles weitere entscheide ich in den nächsten Tagen. Ich möchte mir vorerst ein Bild von der Situation machen, wenn du verstehst. Ich hoffe das genügt dir für den Moment, um die Akademie nicht sofort aufzugeben, denn das halte ich für einen sehr drastischen Schritt."



    Sim-Off:

    Entschuldige die Lange Wartezeit, hatte den Thread ganz vergessen. :(

    Familie Bantotakis: Kennzeichen


    Familienwappen Delfin (griech: delfini)


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    Zeichen des Thimótheos: Hoplon


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    Zeichen des Ánthimos: Kerberos


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    Zeichen des Ilías: Totenkopfhelm


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    Schutzgötter: Aphrodite (Venus) und Poseidon (Neptun)


    Wahlspruch: Dei tui honora, matrona tua ama polis tuum defende! - Ehre deine Götter, Liebe deine Frau, Verteidige deine Polis!


    Familienfeiertage:
    1. April: Tag der Venus (Aphrodite)
    23. Juli: Neptunalia (Poseidon)
    28.Oktober -03. November: Isiaca

    ~ Ptahshepses ~


    Die Laune des Offiziers der Stadtwache hatte sich nicht gebessert. Jetzt mussten sie mit diesen rhomäischen Soldaten sprechen, auch noch auf Latein. Warum lernten diese Proleten nicht eine schöne Sprache wie das Koiné? So höflich wie gerade möglich begrüßte Ptahschepses die Legionarii nach knappem Salut und sprach sie in seinem gebrochenen Latein an.


    "Salvete Legionarii. Wir haben diesen Rhomäer hier beim Xenai Agorai aufgefunden, er scheint Opfer eines Raubüberfalls geworden zu sein. Ist er zufälligerweise in der Basileia als Bewohner oder Gast gemeldet?"


    Die Stadtwächter hieften die Decke nach vorn zum Tor, um den Legionären einen Blick auf den Bewusstlosen zu ermöglichen.




    OFFIZIER DER STADTWACHE

    Natürlich war sie solch schmeichelhafte Worte nicht gewöhnt, denn diese Seite zeigte der junge Grieche erst seit einiger Zeit, warum auch immer. Und besonders ihr gegenüber wollte er nun doch ausdrücken, wie wichtig sie ihm eigentlich war.


    "Jawohl, die Kithara. Wir haben hier ein Zimmer, alleinig zum musizieren. Vielleicht kann sie dir ja etwas beibringen, wäre das nicht fabelhaft?"
    Timos wusste sehr wohl, wie gern Pasiphaë den Klängen von Instrumenten lauschte und erinnerte sich mit einer Mischung aus Freude und Schwermut an die einen Tag, der schon lange zurück lag. Er hatte sie damals zu einer Vorführung im Theatron in Memphis eingeladen. Dort gab es weit weniger Sitzplätze, als hier in Alexandria und es war auch nicht annähernd so prunkvoll wie das Theatron Alexandrias es einst war, doch die Vorführung war wundervoll gewesen. An die Vorstellung selbst konnte er sich nicht mehr so genau erinnern, aber die Nähe zu Pasiphaë, ihr helles Lachen, ihr Duft und ihre Freude, als sie das Theatron wieder verließen waren ihm immer im Gedächtnis geblieben. Der Rest des Tages verlief irgendwie in schwammigen Erinnerungen an eine Cena im Haus eines Freundes, doch mehr wollte Timos auf Anhieb nicht mehr einfallen.


    Und dann riss Pasiphaës Frage nach seinen Erlebnissen ihn aus seinem Tagtraum. "Öhm..."
    Er setzte sich aufrecht auf die Cline und kratzte sich am Hinterkopf. Als er seine Gedanken gesammelt hatte, begann er ein bisschen aus seiner jüngsten Vergangenheit zu erzählen.
    "Nun, du weißt von den Geschehnissen damals auf unserem Hof...wir, also Ilías, Ánthimos und ich waren von Tyche begünstigt worden und überlebten. Aber das weißt du ja. Nachdem wir also am Strand angespült worden waren, haben wir hier in Alexandria einen Neuanfang versucht. Und wie du siehst, waren wir durchaus erfolgreich." Verschmitzt lächelte er und deutete um sich. "Das alles hier haben wir erst seit kurzer Zeit. Früher mussten wir mit einer Mietwohnung in einem nicht halb so guten Viertel wie diesem hier auskommen, teilten uns das Haus mit einer lärmenden, ägyptischen Großfamilie und einem mürrischen Vermieter. Wir drei begannen als Schreiber bei Prytanen und traten bald nach Erlangung der Ephebia selbst zu Ämtern an.
    So wurde ich Strategos und Ánthimos Agoranomos. Ilías ist da noch ein Spezialfall, der kommt nicht so zurecht wie ich es mir wünschte."

    Resignation schwankte in Timos' Stimme mit, als er von seinem jüngsten Bruder sprach. Der Kleine hatte Mist gebaut und das würde Konsequenzen haben. Doch darüber wollte er jetzt lieber nicht reden, denn das musste er ohnehin noch genauer mit dem Jungen klären. Timos schaute Pasiphaë durchdringend an, als er fortfuhr.
    "Aber nach all dem Leid, der Verzweiflung nach dem Desaster, der Trauer um unsere Eltern und verlassenen Freunde und dem überstandenen Neuanfang..." Er lächelte leicht und fuhr sich mit der Hand durch's Haar, während er eine kleine Pause machte.
    "...muss ich sagen, dass ich mich verdammt nochmal freue, dich hier wohlbehalten vor mir sitzen zu haben! Du sollst wissen, dass ich oft mit Freude an unsere gemeinsame Zeit zurückdenke und diese nicht missen möchte."
    Jetzt grinste er verlegen und nestelte an seinem Weinglas herum, bevor er einen großen Schluck nahm und Pasiphaë einfach nur fröhlich anlächelte.

    Genießerisch brummte der junge Kunde, während die unwiderstehliche iberische Schönheit sich an ihm zuschaffen machte. So ließ er sie etwas gewähren, lehnte sich zurück und spürte ihre Zärtlichkeiten, die seine Haut verwöhnten und seine Männlichkeit anstachelten. Seine Hände erfreuten sich an Harmonias babypopoweicher Haut und erkundeten ihren Körper, während sie sich aneinander schmiegten und Thimótheos das Spiel umdrehte. Seine Lippen fanden ihren Weg zum Mund der Hetäre und wanderten von dort bald über ihren ansehnlichen Hals. Von dort aus führte der Weg in aufheizendere Gegenden. Harmonias perfekt geformte Brüste verlassend arbeitete die geübte Zunge des jungen Griechen sich wieder den Hals entlang zu den achso weichen Lippen, um zu leidenschaftlichem Küssen überzugehen.

    "Naja, "Furcht" würde ich es nicht nennen. Eher...Respekt. Sie ist eine gute Ehefrau und eine ebenso gute Haushälterin. Ich bin froh, dass sie so pflichtbewusst ist."
    Er grinste leicht, denn er wusste, dass Pasiphaë's Worte nicht ganz ernst gemeint gewesen waren und so fügte er hinzu:
    "Aber dir serviere ich selbstverständlich solch prächtigen Früchte hauptsächlich deshalb, weil ich mich so sehr freue dich nach so langer Zeit endlich wiederzusehen. Einem so wunderbaren Gast sollte man das Beste anbieten, das man auf Lager hat."
    Er warf Pasiphaë einen schelmischen Blick zu und trank noch einen Schluck. Ja, er freute sich wirklich sie hier zu haben. Die Zeit mit ihr in Memphis war doch zu schön gewesen!
    "Nun, du wirst nicht lange warten müssen um sie auch persönlich kennen zu lernen. Penelope arbeitet am Museion als Lehrerin der Kithara und Ánthimos als Agoranomos. Sie werden wohl im Laufe des Nachmittags oder Abends hier aufkreuzen. Bis dahin werden wir uns einen angenehmen Tag machen. Wenn du möchtest, kannst du dich gleich erst einmal im Bad entspannen oder dich eine Weile auf dem Zimmer ausruhen, ganz wie dir beliebt."
    Er lächelte sie aufrichtig an, denn er wollte in diesem Moment wirklich nur das Beste für sie. Womöglich war Timos' höfliche und noch etwas distanzierte, gar sittsame Art etwas merkwürdig für seine Jugendliebe, die ihn doch ganz anders in Erinnerung hatte. Damals war er noch wesentlich unbesonnener, unbesorgter und weniger achtsam gewesen. Aber nach den Geschehnissen damals auf dem Hof seiner Eltern, nach der Versklavung, dem Schiffsunglück und dem Neuanfang in Alexandria hatte Timos sich zum Teil merklich verändert. Er war jetzt ein richtiger Mann geworden, der Verantwortung für seine Familie und für die Stadtwache trug und der nicht alles dem Zufall überließ. Timos schaute Pasiphaë noch einmal durchdringend an, war doch kurz eine unangenehme Stille entstanden. Irgendwie wurde Timos ganz flau im Magen, jetzt wo er doch endlich realisierte, dass sie hier vor ihm auf der Cline saß. Hoffentlich zwickte ihn gleich niemand und er wachte auf.

    "Menas heißt der Mann? Nun, es gäbe da einige Möglichkeiten ihm eins auszuwischen..." dachte Timos laut und malte sich bereits einige unschöne Dinge aus, die man mit dem Kerl anstellen konnte.


    "Für das Opfer würde ich vorschlagen, einen der vielen Tempel Alexandrias aufzusuchen. Tyche hat uns bereits so viel Wohlwollen entgegengebracht, das müssen wir ihr angemessen danken," entschied Timos schlichtweg. "Ein Stier wäre allerdings etwas übertrieben, meinst du nicht? Ich halte ein Lamm und ein Füllhorn mit Obst für angebracht." Er lächelte seinen Bruder an und überschlug schon einmal, was die ganze Aktion so kosten würde, doch das spielte keine Rolle. Immerhin hatten die Bantotaken mittlerweile einen Teil ihrer einstigen Größe und des Wohlstandes, die sie in Memphis genießen durften, zurückerlangt und mussten nicht mehr auf jede ausgegebene Drachme achten.

    "Nun gut. Entschuldigung angenommen. Ich nehme es euch nicht mehr übel, aber ich erwarte, dass die Dinge in Zukunft anders laufen."
    Langsam ließ er seine Finger auf den Schläfen kreisen und überlegte, ob er sich gleich lieber etwas Opium, oder doch lieber mehr Wein zuführen sollte, wenn sein Bruder den Raum verlassen hatte.
    "Und jetzt geh' runter zu deiner Frau und der neuen Sklavin. Ich denke ihr habt da sicherlich auch noch etwas zu klären, oder?"

    Pasiphaës Art wie sie von dem Toten sprach gefiel Timos irgendwie. Er hatte sie nicht so abgeklärt in Erinnerung und schenkte ihr nun ein breites Grinsen, als sie auf seine herrische Art anspielte.
    "Nunja, solang es nicht dein Dolch war..."


    So folgten sie dem Meson Pedion und passierten zuerst wie beschrieben das Theatron. Dann kamen sie an der Agora vorbei, die Timos seiner Freundin jedoch nicht sofort genauer zeigen wollte, des Zeitaufwandes halber. Dann kamen sie noch am Gymnasion vorbei und erhaschten ebenfalls einen Blick auf das Museion, das mit seiner Pracht die Agora und das Gymnasion noch um Welten übertraf.
    "Schön, nicht wahr? Dies ist das Zentrum Alexandrias und Alexandria ist das Zentrum der südlichen bekannten Welt. Alles was aus Africa kommt, läuft hier zusammen, im Schmelztiegel der Südlande!"
    Noch immer war der Stolz in Timos' Stimme unverkennbar.
    "Ich verzichte erst einmal darauf, dir Details zu erzählen, sonst kommen wir heute nie nach Hause," grinste er weiter und führte Pasiphaë links ab auf eine Nebenstraße, in der die Megaro Bantotakia lag. Nicht einmal zwei Stadien schlenderten sie noch die Straße entlang, dann standen sie vor der prächtigen Porta.
    Mit einem fröhlichen "Darf ich bitten?" gewährte Timos der ansehnlichen Jugendfreundin Vortritt, nachdem der Ianitor geöffnet hatte. Das Triclinium sollte als Empfangsort dienen.

    Timos hatte Pasiphaë ins Triclinium geführt und Isokrates direkt zu Penelope geschickt, um sie über den Gast zu informieren. Sie würde es sicherlich begrüßen, wenn sie über die Anwesenheit einer neuen Person im Haushalt bescheid wüsste und sich darauf einstellen konnte. Timos ließ außerdem stark verdünnten Wein bringen und ein Tablett mit etwas Obst - Trauben, Granatäpfel und Datteln. Er ließ sich auf einer Cline nieder und wusch sich in einer Schüssel mit Duftwasser die Hände.
    "Bitte, nimm doch Platz. Du wirst dich sicherlich etwas ausruhen wollen nach deiner Reise hierher. Und eine Erfrischung wird dir sicherlich auch gut tun."
    Es wurden zwei Gläser gefüllt und den beiden gereicht, woraufhin Timos sein Glas erhob und Pasiphaë lächelnd zuprostete.
    "Auf deine gute Ankunft!"
    Nachdem er einen Tropfen für Dionysos zu Boden hatte fallen lassen, trank er selbst einen guten Schluck um seine vom Straßenstaub und von der Hitze trockene Kehle zu verwöhnen. Er nahm sich ein paar Trauben und bot Pasiphaë ebenfalls etwas zu essen an.
    "Bitte bedien dich. Penelope wird mir sonst noch böse, wenn ich die Gäste unseres Hauses nicht angemessen verpflege."
    Er grinste breit und ergänzte dann: "Penelope ist meine Schwägerin, also Ánthimos Gattin. Ich habe dir glaube ich von der Hochzeit geschrieben."

    ~ Ptahshepses ~


    Ptahshepses war genervt. Er war mit der Ausbildung einiger neuer Rekruten der Stadtwache betraut worden und führte diese nun auf ihrer ersten Patrouille durch die Straßen der Stadt. Insgesamt waren sie zu sechst, wobei zwei dieser Jungspunde immer noch viel zu viele Flausen im Kopf hatten. Einer der vier anderen war ein vielversprechender Offiziersanwärter, die restlichen drei vermutlich gerade gut genug für den alltäglichen Dienst am Tor oder auf der Agora. Mit einer schlechten Laune ohnegleichen marschierte Ptahshepses seiner Patrouille vorneweg in Richtung Xenai Agorai. Mal sehen wie die Jungspunde sich im Getümmel des Riesenmarktes machen würden.


    Als sie an einer der unzähligen dunklen Gassen vorbeimarschierten, schien einer seiner Leute etwas bemerkt zu haben.
    "Ptahshepses! Sieh nur, dort liegt jemand!"
    Ankhu, Ptahshepses' Neffe, hatte gerufen und sofort hielt die Patrouille. Der Junge, der nicht einmal achtzehn Sommer hinter sich gebracht hatte, deutete in eine der Gassen. Dort lag wirklich jemand am Boden!


    Vorsichtig führte der Offizier der Wache seine Jungspunde in die Gasse und besah sich die Gestalt. Verwunderung zeigte sich auf dem Gesicht des erfahrenen Ägypters. So einen hatte er ja noch nie gesehen! Der Kerl war ja ganz hellhäutig und auch noch blond!
    "Der ist ja merkwürdig. So blass..."
    In diesem Moment wachte der junge Bursche auf, der im übrigen eine ziemlich dicke Bäule inklusive kleiner Platzwunde am Kopf hatte, und murmelte irgendwelches merkwürdiges Zeug.
    Ptahshepses, der dem Lateinischen halbwegs mächtig war, verstand so etwas wie "Regia" und "Duccia".
    "Der Bursche scheint Rhomäer zu sein," maulte der Wachoffizier und grinste dann leicht böse. Geschieht dem Kerl recht.
    "Also los, wir bringen in zur Basileia, da wird man schon wissen wer das ist."
    Also konfiszierte man ein Sonnentuch von einem daraufhin schwer zeternden punischen Händler und schleppte das Fliegengewicht durch die Stadt - natürlich nicht ohne etliche verwunderte Blicke auf sich zu ziehen.





    OFFIZIER DER STADTWACHE

    "Verflucht Ánthimos, nicht in diesem Ton!"
    Timos' Faust krachte in Ermangelung eines geeigneten Tisches oder anderen Möbels gegen die Wand neben ihm.
    "Wenn eine Rhomäerin von mir schwanger wird, dann ist das ihr Problem! Außerdem geht es darum gar nicht!"
    Dann beruhigte er sich glücklicherweise wieder etwas und lehnte sich seufzend zurück.
    "Ich freue mich ja. Ich bin nur wütend, dass ich als Ältester von uns es nicht zuerst direkt von euch erfahren habe."
    Wieso machte Streiten nur immer so müde? Erschöpft hing er im Sessel und resignierte. Dieser dickköpfige Bruder hatte ihn wirklich ganz schön außer Atem gebracht...

    "Wonderbra!" rief Timos aus und grinste breit, während er sein Zeug wieder zusammenklaubte. "Ich werde meinen Grammateos noch einmal zu dir schicken, wenn ich Geld aus der Stadtkasse zu beantragen habe. Bis nachher beim Essen."
    Und mit einigem Gewurschtel und Balancieren schaffte der Strategos es auch wieder zur Tür der Arché heraus, um sein eigenes Arbeitszimmer aufzusuchen.

    Fast wäre Timos in einen Importwarenstand gerannt. "Was bitte?! Der Kapitän war tot? Und da besteigst du dieses Schiff noch? Bist du von Sinnen, es hätte verflucht sein können oder von einer Seuche befallen!"
    Und dann grinste er leicht, während er sich beim dem phönizischen Händler für den beinahe-Unfall entschuldigte und dann etwas ruhiger fortfuhr:
    "Aber du bist ja gesund und munter hier angekommen...zu meiner großen Freude! Woran ist der Mann denn gestorben?"
    Langsam hatten sie die andere Seite des Marktes erreicht und passierten auch die Seitenstraße, in der der kleine Ramschwarenladen lag, den Timos jedoch unbeachtet ließ. Pasiphaë würde nicht erfahren, in was für Geschäfte er hier verwickelt war. Die Menge wurde ein wenig lichter und man konnte sich ungehinderter bewegen und musste auch nicht mehr so sehr auf Hindernisse achten. Dann bogen sie auf die Hauptstraße ein, die direkt auf den Meson Pedion, die Hauptschlagader der Stadt, führte. Schon von weitem sah man den Trubel auf der breiten Allee, die von Brunnen und Grünstreifen gesäumt war, und die noch stärker frequentiert war als der Xenai Agorai, der Fremdenmarkt.


    "Wenn du erlaubst, spiele ich mal den Fremdenführer für dich," schmunzelte Timos. "Wir kommen gerade vom Megas Limen, wo du an Land gegangen bist. Den Xenai Agorai, der größte und vielfältigste Markt, der angeblich sogar das Forum Romanum übertrifft, haben wir gerade bezwungen und nun bewegen wir uns auf den Meson Pedion zu. Dieser ist eine der zwei großen Alleen, die Alexandria mit Leben füllen. Von den Stadttoren kommen täglich Unmengen an Menschen her, streben auf die Märkte oder ins Musion Alexandriae, und verlassen die Polis auf selbem Weg um die hier erstandenen Waren in die Welt hinaus zu befördern.
    Auf dem Weg zur Megaro Bantotakia werden wir sowohl das Theatron, als auch die Agora und das Gymnasion passieren, die den Mittelpunkt des Broucheions, des Bürgerviertels bilden. Hier entlang, bitte."

    Sie waren nun am Meson Pedion angekommen und bogen nach rechts ab, was ihnen den Blick auf die riesige Straße nun vollendes eröffnete. Stolz erfüllte Timos und eine leichte Gänsehaut machte sich bemerkbar.

    Der junge Strategos umarmte seine Freundin herzlich und küsste sie auf beide Wangen. Breit lächelnd hörte er Pasiphaës schneller Begrüßung und ihren Sorgen zu, die er dann mit einer laxen Handbewegung abtat. Stattdessen trat er einen Schritt zurück und musterte die hübsche Griechin mit schelmischem Grinsen.
    "Gut siehst du aus. Komm, ich zeige dir mein Heim. Darf ich?"
    Er deutete auf ihren Beutel, den Timos ihr gerne abnehmen würde und machte gleichzeitig mit einer Handbewegung deutlich in welche Richtung er zu gehen gedachte.


    Als die beiden dann über den Xenai Agorai durch's Gewühle marschierten, um auf der anderen Seite in Richtung Megaro Bantotakia zu gelangen, lächelte Timos zufrieden und genoss einen Moment lang wieder einfach nur Pasiphaës Anblick, bis er sich dabei selbst ertappte.
    "Nun, wie ist es dir ergangen? War deine Reise erträglich? Ich hoffe es gab keine Zwischenfälle."

    Ein weiteres Schiff durchquerte die Hafeneinfahrt und strebte auf den Kai zu. Die Sonne brannte immer noch unerbittlich auf Timos' Haupt. Ein leichtes Gähnen unterdrückend erstand er daher einen billigen Strohhut beim nächstbesten Händler seines Vertrauens und stellte sich mit verschränkten Armen zurück auf seine Beobachterposition. In seinem hellen Leinenchiton und seinen grünen Himation - ebenfalls aus der Flachsfaser hergestellt - war es glücklicherweise nicht unerträglich heiß und eine leichte Brise machte das Warten ebenfalls angenehmer.


    Angestrengt beobachtete er das neueste Schiff beim Anlegen und entdeckte unter den Passagieren einen ganz besonderen. Ein genauer Blick offenbarte Timos schwarze Haarpracht, gekoppelt mit einem schlanken Körper. Leider lag das Schiff einige hunderte Schritte von ihm entfernt, so dass er keine genauen Details erkennen konnte. Aufgeregt begann er sich durch das Getümmel auf das Schiff zuzukämpfen, wobei er fast seinen Hut verlor.


    Am Schiff angekommen, blieb er abrupt stehen und zupfte sich erstmal seine Kleidung zurecht. Sein Hut saß ebenfalls schief und Timos musste erst einmal tief durchatmen. Er war total aufgeregt und meinte, in seinem Magen trieb eine Horde Nilpferde ihr Unwesen, während in seinem Kopf gleichzeitig eine Unzahl von Erinnerungen auf ihn einstürzten.


    Gespannt starrte er die Passagiere an, die vom Schiff stiegen. Dann endlich sah er sie. Timos wollte es erst nicht wahr haben, dass Pasiphaë wirklich dort vor ihm stand. Er musterte sie, bewunderte ihre wunderschönen Gesichtszüge, das schwarz glänzende Haar, ihre von Aphrodite gesegneten Kurven. Schmunzelnd befreite er sich aus seiner Trance und ging langsam aus der wuselnden Menge auf die grazile Gestalt zu. Ein breites Lächeln auf dem Gesicht und mit ausgebreiteten Armen begrüßte er die lange erwartete Freundin.
    "Pasiphaë! Endlich bist du angekommen. Wie schön dich wiederzusehen!"

    Während sein Bruder Nike verarztete, hatte Timos sich neben die Cline begeben, sich jedoch erst einmal zurückgehalten und das ganze still beobachtet. Als Emilía ihn nun ansah, lächelte er mitfühlend und kniete sich neben sie, um ihr einen Arm um die Schulter zu legen. Die ganze Sache hatte er erst einmal verstehen und verdauen müssen, und jetzt machte er sich bereits eine ganze Menge Gedanken.
    "Willkommen in Alexandria, Nike." meinte er mit einem zynischen Lächeln, denn ein besonders herzliches Willkommen war es bisher ja nicht gewesen.
    "Lange haben wir uns nicht gesehen und ich freue mich, dich in unserem Haus versorgen zu können. Lass dir gesagt sein, dass ihr beiden hier so lange bleiben könnt wie euch beliebt, es ist für alles gesorgt. Ein Glück, dass mein Bruder und Emilía dich gefunden haben."
    Es war wohl einmal wieder an der Zeit, ein etwas umfangreicheres Opfer im Namen der Familie durchzuführen. Timos würde dem Tempel der Tyche sowie dem Tempel der Aphrodite, der Schutzgöttin der Familie, wohl mal einen Besuch abstatten müssen. Aufmunternd lächelte er die Schwestern an und versuchte, die Stimmung nicht ganz so gedrückt zu halten.

    Emilía kam zurück und reichte Timos ihr Geschenk und sprach gleichzeitig die Grüße ihrer Familie aus. Völlig erstaunt schaute er seine Cousine erst einmal nur an und besah sich dann das Armband.
    "Dankesehr..." nuschelte er und schnürte sich das Armband um den linken Arm. Er streckte den Arm von sich und betrachtete sein Geschenk um es für gut zu befinden. Doch noch bevor er sich richtig bedanken konnte, trat Penelope schon zu ihnen und wurde vorgestellt und Emi huschte schon wieder von dannen.
    "Komm Penelope, setz dich zu uns. Kann ich dir etwas zu trinken holen? Wasser, Saft?"
    Er lächelte sie freundlich an und deutete auf die Clinen. Dann hob er grinsend seinen Arm und meinte fröhlich:
    "Sieh mal, das hat Emilía mir geschenkt. Schau mal was da eingebrannt ist."
    Stolz präsentierte er das Geschenk und entschied, dass er es von nun an immer tragen würde. (:D)
    Dann lehnte er sich zurück und trank etwas von dem wirklich ausgezeichneten Wein, den seine Cousine mitgebracht hatte. Wo war dieses Energiebündel jetzt nur wieder hingerannt? Hatte sie etwa auch ein Geschenk für Ánthis Frau dabei?

    Es war ein sonniger Tag, als Timos zum Hafen hinunterschlenderte. Eine leichte Brise wehte Meeresluft durch die Straßen und versuchte den Gestank von Exkrementen und Abfall zu vertreiben. Wie viele Male hatte Timos bereits seine Mittagspause verängert, um die Hafeneinfahrt zu beobachten? Wie viele Male war der Tag verstrichen, ohne dass auch nur ein einziges Schiff über den Nil hergekommen war? Doch heute war es endlich soweit. Der Stadtwächter, den er extra zum Beobachten des Hafens abgestellt hatte, war zu ihm gekommen und berichtete von den ersten Schiffen, die von Memphis zu kommen schienen.


    Jetzt stand er am Kai und ließ seinen Blick über das große Hafenbecken schweifen. Etliche Handelsschiffe lagen vor Anker, die Ladung löschten oder aufnahmen. Tagelöhner, Matrosen, ein paar rhomäische Soldaten, Bettler und etliche Kaufleute wuselten zwischen Warenstapeln und Markständen umher. Dort sah man die unterschiedlichsten Gestalten. Ägyptische Edelleute, deren Familien schon seit langer Zeit keine Macht mehr besaßen, jedoch immer noch sehr wohlhabend waren. Jüdische Geldwechsler, die unter Sonnenschirmen ihren Stand beaufsichtigten. Phönizische Kaufleute, die zahllose Kisten voll exotischster Waren einkauften, um sie in den rhomäischen Metropolen jenseits des Meeres zu veräußern. Ja, Alexandria war der Schmelztiegel Afrikas.


    Bald legte das erste Schiff an, während Timos äußerlich völlig unbewegt, doch innerlich gänzlich ruhelos die Personen beobachtete, die von Bord gingen. Würde Pasiphaë darunter sein? Er versuchte sich an ihr Gesicht zu erinnern. Wie lange hatten sie sich schon nicht mehr gesehen? Es mochten bereits zwei Jahre oder länger sein und Timos stellte bestürzt fest, dass seine Erinnerungen an ihr schönes Antlitz langsam aber sicher zu verschwimmen begannen. Hoffentlich würde er Pasiphaë wiedererkennen, wenn sie vor ihm stand. Sehnsüchtig hielt er weiterhin Ausschau nach der Jugendfreundin, während die Sonne ihm allmählich auf den Kopf zu brennen begann.