Beiträge von Penelope Bantotakis

    “Nun, wenn er wirklich nur noch so wenig kann, wie er behauptet, werde ich das mit Vergnügen tun.“
    Penelope musste leicht lachen und hakte sich auch wieder bei ihrem Mann ein. Sie konnte ihm einfach nicht lange böse sein und schmollen, und nachdem sie nun wusste, was los war, konnte sie darauf auch eingehen.
    Allerdings bemerkte sie, dass er gar nichts zu Axilla gesagt hatte. Und das machte sie doch wieder ein klein wenig stutzig. Er hatte ihr ja schließlich auch alles erzählt, was Timos ihm über sie erzählt hatte. Warum machte er dann jetzt so ein Geheimnis daraus? Ein klein wenig regte sich die Eifersucht in Penelope, und sie zog fragend eine Augenbraue nach oben.
    “Und, magst du mir nun erzählen, warum die Rhomäerin so durch den Wind war?“

    Jetzt war Penelope hin und her gerissen. Natürlich war das eine großartige Chance für sie, und auch wie Anthi redete konnte sie ihm eigentlich nur zustimmen. Aber dass er tagelang vor sich hin gebrütet hatte, zeigte ihr, dass er das ganze doch nicht ganz so leicht nahm. Daher sah sie sich in einer moralischen Zwickmühle, denn er war ihr allemal wichtiger als irgendwelche Träumereien.
    “Ja, schon, aber… es würde mir wirklich nichts ausmachen. Ich meine, ich komme schon nach Delphi, und zwar aus eigener Kraft. Wenn ich das tun will, dann möchte ich es schaffen, weil ich gut genug bin, nicht weil mir irgendjemand dabei hilft.“
    Aber vermutlich war das nicht ganz das, was Ánthimos nun von ihr wollte. Zumindest sagte er etwas anderes. Penelope würde es sich eine Weile noch in Ruhe überlegen. Natürlich war die Sache mit dem Gymnasiarchos bestimmt vorteilhaft, vor allem im Bezug auf die Ephebia. Sie würde sich das gut überlegen müssen.
    “Und natürlich habe ich sein Angebot abgelehnt. Ich meine, ich kann ja nicht einfach zu ihm nach Hause gehen. Und dafür ist das Museion ja auch da, dass man dort etwas lernt, und nicht zuhause. Ich bin ja nicht eine Privatlehrerin wie bei den Rhomäern..“
    Das war auch der perfekte Übergang wieder zu Axilla. Und Pelo hatte das nicht vergessen, dass er sich mit der Frau unterhalten hatte.
    “Wo wir grade dabei sind, was war denn mit Axilla?“

    Ah, das also war der Kern des ganzen. Und das trug er die ganze Zeit mit sich herum und sagte keinen Ton? Und ärgerte sich stattdessen lieber still und leise vor sich hin und schmiss mit Sportgerät um sich?
    “Und warum sagst du mir nichts? Ich meine, wenn es dich so ärgert, dann findet sich doch sicher ein Weg, dass ich den Unterricht mit ihm abbreche? Ich meine, ja, es ist sicher für mich vorteilhafter, wenn jemand wie er mein Schüler ist. Und auch für die Ephebia. Aber… ich will doch nicht, dass du dich die ganze Zeit so ärgerst.“
    Jetzt machte sich Penelope Selbstvorwürfe, dass sie nicht von allein darauf gekommen war. Aber Ánthimos hatte an dem Tag im Museion bei dem Gespräch nur gelächelt und sich auch sonst nichts anmerken lassen.

    “Nikolaos?“, echote Penelope ein bisschen verwundert. “Der Gymnasiarchos?“


    Sie brauchte einige Sekunden, diese Information zu ordnen, und dann fielen ihr die Situationen auch wieder ein, die Ánthimos meinen könnte. Der Gymnasiarchos war wirklich ein wenig überheblich bei der Ephebia, oder er gab sich zumindest so. Sehr pingelig und sehr genau. Penelope versuchte daher, Anthimos gleich ein wenig zu beruhigen.
    “So lange dauert die Ephebia ja auch nicht mehr. Dann musst du dich nicht mehr über ihn ärgern.“

    “Ach, und wenn du um mich herumschleichst und ich merke, dass es dir schlecht geht und ich nicht weiß warum, geht es mir dann besser? Ach, Anthi, ich will doch nur wissen, was mit dir los ist. Ich mache mir Sorgen um dich. Und da ist es mir egal, ob ich an den Umständen etwas ändern kann oder nicht. Ich möchte einfach nur wissen, was dich bedrückt.“
    Selbst ihre ersten Worte waren nicht erzürnt, sondern eher traurig und fast schon resignierend gesprochen. Sie konnte ihn nicht zwingen, mit ihr darüber reden, aber sie wollte es einfach wissen. Es ging ihr schlecht, wenn es ihm schlecht ging, das musste er einfach einsehen. Egal, ob sie etwas dafür konnte oder nicht.

    Das konnte doch nicht wahr sein? Das war seine Sache, mit der er selber fertig werden musste? Und weil sie nicht daran schuld war, ging es sie nichts an, oder was? Penelope für sich war viel zu ruhig veranlagt, um richtig wütend zu werden, aber ihr gefiel der Inhalt seiner Aussage deshalb noch lange nicht.
    “Ich dachte, wir könnten uns alles sagen, was uns auf dem Herzen liegt.“
    Pelo löste sich leicht von Ánthimos, denn seine Verschwiegenheit verletzte sie ein wenig. Sie dachte, er wolle sie gleichberechtigt behandeln, aber in diesem Fall verhielt er sich so schlimm wie jeder andere Mann auch. Nur nicht über Gefühle sprechen…

    “Also hast du zur Zeit doch Ärger?“
    Und warum redete er nicht mit ihr darüber, sondern schmiss stattdessen lieber mit Disken nach Rhomäerinnen? Penelope sah Ánthimos fragend an. Auf die Sache mit Axilla, warum diese durch den wind war, würde sie gleich noch zu sprechen kommen, sie hatte das nicht vergessen und der Teil von ihr, der unendliches Mitgefühl mit allem, was litt, besaß, wollte das schon noch wissen. Aber erst einmal galt es zu klären, was mit ihrem Mann gerade los war.
    “Meinst du nicht, als deine Frau sollte ich wissen, was dich bedrückt?“

    Im ersten Moment machte Penelope nur einmal kurz “Aha.“ Sie hatte zwar nichts gegen die kleine Rhomäerin, aber nachdem Anthi ihr erzählt hatte, dass diese wohl nicht so ganz keusch war – was nach der Sache mit Timos wohl auch ziemlich offensichtlich war – war es ihr nicht unbedingt recht, dass Anthi sich mit dieser traf. Timos hatte sich erst von ihr getrennt, und Penelope konnte nicht die Gedanken von frisch verlassenen Rhomäerinnen lesen. Und für sie war ihr Ánthimos ja ohnehin der tollste Mann der Welt, aber sie war nicht blind und wusste, dass auch andere Frauen ihn zumindest für sehr gutaussehend hielten. Da mochte sie sich nicht Gedanken um junge, hübsche Dinger machen, die schon einen Bantotakis verführt hatten.
    Hach, nein, da tat sie Axilla sicher unrecht, und Penelope schämte sich auch gleich für diesen bösen Gedanken. Aber dennoch… nein, so ganz recht war es ihr nicht. Aber dann fiel ihr etwas anderes bei Anthis Aussage auf.
    “Du hast sie mit einem Diskus getroffen? Richtig getroffen? Und ihr musstet nicht gleich einen Arzt rufen?“
    Penelope wunderte sich, dass jemand so einen Treffer überhaupt überlebte. Ein Diskus war ein tödliches Geschoss, wenn die schwere Platte einen Menschen voll traf.

    Pelo wollte ihm sehr gerne einfach glauben, aber irgendwas war da. Vielleicht hatte sie schon einen sechsten Sinn für ihren Mann entwickelt, aber sie fühlte einfach, dass da noch etwas war. Und wo er das Training ansprach, fiel ihr auch noch eine andere Sache ein.
    “Wo du das Training grade anspricht, was war da eigentlich das letzte Mal? Du warst beim Abendessen ein wenig durch den Wind.“
    Nun, das war vielleicht eine Übertreibung, aber doch hatte Penelope sehr wohl gemerkt, dass etwas nicht gestimmt hatte. Allerdings waren Timos und Ilias grade gut gelaunt gewesen, so dass sie Anthi am Tisch nicht darauf ansprechen wollte. Und da sie selbst gerade ebenfalls viel Arbeit hatte – die sie zwar sehr gerne machte und sich auch über jedes bisschen mehr im Moment noch freute – hatte sie es dann später beim Zubettgehen einfach vergessen, weil sie zu müde gewesen war. Die letzten paar Tage war sie häufiger abends mal sehr müde. Sie hatte auch schon mit Inhapy darüber gesprochen, aber die meinte, das sei normal, auch zu Beginn einer Schwangerschaft.

    Sim-Off:

    *weiß ich doch, ist doch net schlimm
    *² das sowieso, nur SimOn muss Pelo ja was wissen ;)


    Penelope musste sich eindeutig an ihre Rolle als Lehrerin noch gewöhnen. Es war vollkommen fremd für sie, dass sie über die Zeit eines anderen bestimmen konnte und damit eine gewisse Macht hatte. Sie hatte noch nie Macht über jemanden gehabt, nicht einmal ansatzweise. Da war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass ihre Schüler sich vielleicht nach ihr zu richten hatten und nicht umgekehrt. Ein wenig brachten sie die Worte des Gymnasiarchos daher in Verlegenheit.
    “Nun, da du mein erster Schüler bist, bin ich in meiner Zeit noch nicht eingeschränkt. Daher können wir den Unterricht gerne am letzten Tag der Woche halten.“
    Die Versuchung, einmal kurz ihre neu entdeckte Macht auszuprobieren, war groß, daher fügte sie nach einer kurzen Atempause ein bestimmt klingendes “Vormittags“ hinzu. Es war ein ungewohnt erhebendes Gefühl, dieses kleine bisschen Macht. Penelope fühlte sich fast schuldig deswegen. Aber nur fast.

    In den letzten paar Tagen war Ánthimos seltsam gewesen. Es war nichts, was Penelope wirklich greifen oder fassen konnte, es war mehr so ein Gefühl. Seit Penelope im Museion arbeitete ungefähr hatte er angefangen, etwas grüblerischer zu werden. Zwar sagte er, wie stolz er auf sie war und wie sehr es ihn freute und Penelope glaubte ihm da auch, aber da es ungefähr in denselben Zeitraum fiel, machte sich die junge Griechin ein wenig Sorgen. Vielleicht war es ihm ja unterbewusst doch nicht recht?
    Daher hatte sie heute ihrem Mann geschnappt, um mit ihm spazieren zu gehen. Sie waren beide schon am frühen Nachmittag zuhause gewesen, daher konnten sie einen schön ausgedehnten Spaziergang mal wieder unternehmen. Penelope machte das gern, und das nicht erst, seit sie Ánthimos bei einem Spaziergang kennen und lieben gelernt hatte. Und so hatten sie ein wenig Zeit für sich, wo sie ein wenig miteinander reden konnten.
    Penelope war bei ihrem Geliebten leicht im Arm eingehakt und schlenderte mit ihm durch die Straßen, als sie für sie eigentlich ungewohnt einmal direkt ansprach, was ihr im Kopf rumging.
    “Anthi? In letzter Zeit wirkst du ein wenig nachdenklich. Geht es dir nicht gut?“
    Vielleicht machte sie sich nur unnötig mal wieder Sorgen wegen nichts. Aber wenn es etwas gab, dann wollte sie als seine Frau es auch gerne wissen.

    Sie hatte ein Lob erhalten! Penelope versuchte, es so bescheiden wie möglich aufzunehmen und neigte daher nur kurz demütig und dankbar den Kopf in Richtung des Gymnasiarchos. Sie hätte nicht gedacht, dass er ihre Antwort gleich so stehen lassen würde, ohne sie zu verbessern, aber natürlich war sie sehr froh darüber. Sie fühlte sich sogar doppelt geehrt, da sie das einzige Mädchen in der Runde war und trotzdem die Antwort gewusst hatte.
    Aber die andere frage war wirklich sehr schwierig. Woher sollte sie denn wissen, wie es bei den Parthern war? Das waren Feinde, und damit in Penelopes einfacher, kleiner Welt Barbaren. Woher sollte sie wissen, wie sich die Untertanen des parthischen basileus benahmen? Sie kannte nur ein paar Parther aus Rhakotis, und bei diesen musste sie sagen, dass sie sie allesamt lieber nicht kennengelernt hätte. Und in Parthia war sie selbstverständlich auch nie gewesen. Woher also sollte sie solches Wissen haben? Und sie bezweifelte auch, dass ein normaler Grieche, der sich nicht speziell aus Wissensdrang mit fremdländischen Regierungsformen beschäftigte, das wissen würde. Pelo hatte eigentlich angenommen, die Ephebia wäre nicht ganz so speziell, aber nunja, sie war ja hier um zu lernen.
    Sie sah kurz zu Anthi, ob er vielleicht wusste, was Nikolaos da von ihnen wollte. Er hatte ja auch eine gute Bildung erhalten, wobei sie auch nicht so recht wusste, ob seine Lehrer ihn zum Diplomaten erziehen wollten und ihm daher so etwas beigebracht hatten. Aber vielleicht wusste er es ja? Sie zumindest hatte keine Ahnung.

    “Ach, Anthi. Na, vielleicht überlegst du es dir, wenn wir mal alt und grau sind, das doch zum Beruf zu machen. Ich finde das Bild wirklich wunderschön.“
    Penelope gestattete sich einen Moment, darüber nachzudenken, was Ánthimos alles brauchen würde, um als Maler zu arbeiten. Natürlich brauchte er dann ein Atelier und Farben und natürlich auch passendes Pergament oder Leinen, worauf er malen konnte. Aber mit ihrem Gehalt würden sie sich so einen Raum wohl leisten können. Allerdings würde Anthi wohl nicht die Zeit finden, diesen neben der Arbeit noch gut zu bewirtschaften, und der Unterhalt für das ganze würde dann vielleicht den Gewinn von den Bildern wieder auffressen. Aber dennoch behielt Pelo das ganze mal im Hinterkopf, vielleicht für spätere Zeiten. Denn sie hatte sehr wohl gemerkt, wie viel Spaß Ánthimos am Malen gehabt hatte.
    “Ich weiß gar nicht, wo wir das nur aufhängen sollen. Das sieht so edel aus.“ Und die Wohnung sah eher weniger edel aus, was Penelope aber unausgesprochen ließ. Über das eigene Zuhause sagte man nichts Schlechtes.
    Dennoch musste sie in diesem Moment an das Haus denken, das sie in ihrer Kindheit bewohnt hatte. An die schönen Gänge und den gepflegten Garten, die lichterfüllten Zimmer. Da hätte es viele Orte gegeben, an denen so ein Kunstwerk passend zur Geltung gekommen wäre.

    “Ja, ich hab es gesehen. Das ist wirklich wundervoll. Und du hast noch gesagt, dass wohl niemand deine Bilder kaufen würde! Und mich ermahnst du immer, ich würde mein Licht unter den Scheffel stellen!“
    Penelope gab ihrem Mann einen halb vorwurfsvollen Blick, ganz so, wie er es immer bei ihr tat. Das Bild war wirklich wunderschön, und wenn er es zum Verkauf anbieten würde, würde sich ganz sicher ein Käufer dafür finden. Es war wirklich großartig, und das dachte Pelo völlig unvoreingenommen.
    “Vielleicht sollten wir überlegen, ob du das nicht doch öfter machen willst und dann deine Bilder verkaufst? Ich meine, wenn du dafür Zeit finden würdest neben der Arbeit bei Castor. Das ist wirklich gut.“

    Gespannt wartete Penelope darauf, dass Anthimos alles aufgebaut hatte. Sie hatte wirklich die ganze Zeit über nicht geguckt, obwohl die Neugier natürlich groß war. Aber sie respektierte da selbstverständlich Anthis Einstellung. Sie selbst mochte ja auch nicht unfertige Werke vorspielen.
    Als er also dann soweit war und sie fragte, nickte Penelope eifrig. Ganz gebannt schaute sie zu der Staffelei, während Ánthimos das Tuch wegzog. Das Bild war wirklich wundervoll. Penelope schaute einen Moment vollkommen sprachlos darauf. Das war wirklich sie? Es sah so… so… schön aus! So schön war sie doch gar nicht? Sie betrachtete die Kithara spielende Schönheit auf dem Bild, trat sogar einen Schritt näher, um es genauer zu sehen. Sie sah die ganz feine Linienführung, vor allem bei dem gemalten Chiton. Es sah so zart alles aus, so fein, so sanft. Penelope war einen Augenblick völlig sprachlos.
    Sie sah zu Anthi hinüber, und wieder auf das Bild. Ja, das war wie sanfte Musik. Sie wollte es am liebsten berühren, traute es sich aber nicht. Es sah so wertvoll aus, so liebevoll, und die Frau darauf so zerbrechlich und doch schön.
    “Es ist wunderschön.“ Das war das einzige, was Penelope wirklich geistreiches einfiel. Sie war vollkommen gefangen von dem Anblick.
    “Und so siehst du mich? So schön?“
    Sie konnte gar nicht glauben, dass das wirklich sie sein sollte. Die Gestalt sah so edel aus.

    Ach, dann war die junge Dame ein Kind? Das natürlich änderte alles, und nun fand Penelope das ganze süß. So wie Anthi redete, konnte sie sich das ganze richtig gut vorstellen und musste dabei leicht schmunzeln. Und wie seine Augen strahlten, als er an das kommende Leben dachte. Ganz verträumt legte Penelope den Kopf leicht schief und wie von selbst legte sich eine Hand bei ihr auf den Bauch.
    “Darf ich das Bild dann denn überhaupt schon anschauen, bevor das Mädchen kommt? Nicht, dass die kleine noch traurig ist, dass wir ohne sie angefangen haben?“
    Penelope liebte ja so schon Kinder über alles. Allein schon die von Inhapy hatte sie so in ihr Herz geschlossen, dass sie sie gar nicht mehr wegdenken konnte. Wie würde das dann wohl erst mit ihren eigenen Kindern sein? Sie streichelte leicht ihren Bauch, auch wenn dort die nächsten Monate noch nichts zu sehen oder zu spüren sein würde.

    “Eine andere junge Dame?“
    Penelope war überrascht. Sie würde sich selbst nicht als eifersüchtig beschreiben, aber so ganz passte es ihr doch nicht, dass eine andere Frau Ánthimos beim Malen zugeschaut hatte. Sie wusste, wie nett und naiv er war, und sie kannte auch die griechischen Frauen. Wo Anthi vielleicht nur ein harmloses Gespräch sah, sah bestimmt so manche Frau etwas anderes. Und natürlich wusste Penelope, wie Ánthimos aussah, und dass eine Frau schon vollkommen blind sein müsste, um ihn nicht gutaussehend zu finden. Und so eine Person, ja Rivalin im Haus zu haben, die dann das Bild ansehen durfte, das er doch eigentlich für sie gemalt hatte, das passte ihr nicht so wirklich.
    Natürlich hatte sie eigentlich kein Recht darauf, eifersüchtig zu sein, und Ánthimos hatte ihr dazu ja auch noch nie einen Grund gegeben. Aber dennoch konnte Penelope es nicht ganz verhehlen, dass sie einen kleinen Stich dabei fühlte. Sie glaubte zwar nicht, dass ihr Ánthimos untreu werden könnte, aber… es war einfach nicht richtig.

    “Und wenn wir beide nichts hätten als die Kleider, die wir tragen, würde ich dich trotzdem unendlich lieben.“
    Jetzt hatte sich Ánthimos aber wirklich einen Kuss verdient. So einen lieben Mann hatte sie doch gar nicht verdient. Pelo war einfach nur glücklich und schmiegte sich beim küssen noch einmal enger an ihn.
    “Ob ich eine Überraschung sehen will? Natürlich.“
    Jetzt war sie aber mal gespannt, was ihr Mann da nun für sie hatte. Da er sich dafür aber wahrscheinlich bewegen musste, ließ Penelope ihn erst einmal aus ihrer Umarmung frei.

    Da war ihr Mann wohl genauso platt wie sie gewesen war, als sie das Geld erhalten hatte. Penelope ging schnell wieder zu ihm herüber und schmiegte sich leicht in seine Umarmung.
    “Ich hoffe, das ist in Ordnung für dich? Ich meine, so können wir dann viel schneller heiraten und uns vielleicht hier und da ein bisschen was leisten, und wenn das Kind kommt ist es bestimmt auch gut, wenn wir etwas Geld im Haus haben oder?“
    Penelope war immer noch von seinem Scherz vorhin leicht verunsichert und wollte daher lieber sichergehen, dass es für ihn in Ordnung war. Er hatte recht, soviel verdiente ein Kosmetes, und das war ein hohes Amt. Und sie zupfte dagegen nur ein wenig auf ihren Instrumenten herum und komponierte hier und da eine Melodie zu einem Gedicht, was kaum vergleichbar war. Nunja, eigentlich war es schon ein wenig schwerer, aber da Penelope das ihr ganzes Leben schon machte, fiel ihr das nicht so schwer.

    Einen Moment schaute Penelope ganz verdutzt über sein lachen, dann schüttelte sie nur ernst den Kopf.
    “Nein, wirklich, schau her.“
    Sie hatte das Geld noch in ihrem Beutel gelassen, den sie jetzt hervorholte. Klirrend fielen die Münzen auf den Holztisch, als Penelope sie darauf auslehrte. Natürlich waren das nicht zweihundert einzelne Drachmen, sondern diverse mehrwertige Münzen wie die gängige Oktadrachme. Aber dennoch war erkennbar, dass es eine ganze Menge Geld auf einmal war.