Na, ob das so eine gute Idee war, dass sie mit dem Händler sprechen sollte? Penelope war sich da nicht so sicher. Mit Ánthimos im Rücken würde der Händler sich zwar bestimmt nicht trauen, sie allzu sehr über den Tisch zu ziehen, aber ihr wäre eigentlich dennoch lieber, er würde das Handeln übernehmen. Immerhin war er ihr Mann. Aber er schien da sehr bestimmt zu sein, was das anging.
Und bevor sie so richtig Einspruch erheben konnte, waren sie auch schon an einem Stand mit großen und kleinen Zaubern angelangt. Penelope schaute über die unzähligen Amulette, Steine, Tiegel, Töpfe, Fellfetzen, Pfoten und Gefäße. So richtig wusste sie auch nicht, was sie brauchte. Das machte die Sache natürlich nicht unbedingt einfacher.
"Chaire. Wir suchen ein Amulett für unser ungeborenes Kind. Einen Schutzzauber, bis es auf der Welt ist. Was hast du dafür?"
Sollte der Händler ruhig mal zeigen, was er anzubieten hatte. Entschieden konnten sie und Anthi sich ja danach.
Beiträge von Penelope Bantotakis
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Der Weg von Rhakotis zum Markt am Hafen war zwar weit, aber Penelope und Ánthimos hatten ja Zeit. Und für ihr Kind würden sie sich auch selbst dann welche nehmen, wenn sie keine hätten. Noch immer erschien es Penelope ein wenig wie ein Traum, dass sie tatsächlich Mutter werden sollte. Und damit dieser Traum auch Wirklichkeit werden würde, wollten sie nur alles Menschenmögliche dafür tun.
"Willst du zuerst nach der Katze, dem Weihrauch für Pan oder dem Amulett schauen? Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, wo man dafür am besten hingeht. Aber als Helfer des Agoranomos müsstest du dich hier doch schon mittlerweile blendend auskennen."
Kurz strahlte sie ihn verschmitzt an, dann ließ sie ihren Blick wieder über die Vielzahl der Stände schweifen. -
Für eine Katze etwas zu zahlen kam Penelope ein bisschen wie Verschwendung vor. Es liefen so viele dieser Tiere durch die Strassen, dass die eine oder andere mitunter im Kochtopf landete. Aber das schutzamulett sollten sie allemal besorgen, und vielleicht noch einmal etwas Weihrauch für Pan. Wie sie Hera hier am besten opfern sollten, wusste Penelope noch nicht. Vielleicht kamen sie an einem kleinen Schrein vorbei? Von einem großen Tempel wusste sie nämlich nichts.
Sie ließ sich gerne von Anthi aufhelfen, auch wenn es eigentlich unnötig war. Aber seine Hand zu halten war einfach schön, und so konnte sie sich gleich bei ihm einhaken. -
"Als ob du dich dagegen wehren würdest."
Sie küsste ihn leicht und sanft und drückte ihn dabei ganz leicht nach hinten. Natürlich nicht genug, dass er sich wirklich hier auf die Treppe legen musste, aber genug für eine Andeutung.
"Und hauen würd ich dich auch nie. Höchstens ein bisschen kratzen."
Penelope merkte, wie ihr Gespräch in eine Richtung abglitt. Aber dafür war hier definitiv nicht der richtige Ort, und bis nach Hause war es ein gutes Stück.
"Was meinst du, gibt es hier wohl irgendwo junge Katzen, die man einfach mitnehmen kann? Ich habe keine Ahnung, wann die groß genug sind, oder wie man das überhaupt mit ihnen macht. Ich hatte noch nie eine." -
"Du kannst einem Mädchen doch nicht Boxen beibringen", lachte Penelope los. Manchmal kam Ánthimos auch auf die herrlichsten Ideen. Sie würde einem Jungen doch auch nicht beibringen, Wolle zu spinnen. Der Gedanke war schon irgendwie witzig.
"Als nächstes bringst du es mir dann auch noch bei. Wobei, wenn ich so an heute morgen denke. So ein kleiner Ringkampf…"
Sie neckte ihn leicht mit ihren Fingern und kitzelte ihn leicht am Bauch. Das machte sie gern, auch heute morgen. -
"Ich glaube, das ist das erste, was ich dir beibringe: Syrinx."
Penelope schmiegte sich in seine Umarmung und genoss einfach seine Nähe. Inhapys drei kleinsten spielten keine zehn Schritt vor ihnen fangen mit ein paar Kindern aus der Nachbarschaft. Penelope fragte sich, wann wohl ihre Kinder ebenso spielen würden, mit aufgeschürften Knien, und sich gegenseitig jagten, bis ihr Lachen durch die Straßen hallte.
"Außer natürlich, du willst das nicht lernen. Ich will dich ja nicht zwingen. Aber unsere Tochter wird da weniger Glück haben." -
"Ja, da hab ich auch schon ein bisschen Angst davor.“
Als Penelope den fragenden Blick ihres Mannes bemerkte, musste sie verlegen lächeln.
"Also, ich meinte die Gelehrten. Versteh mich nicht falsch. Ich bin sehr froh, wenn ich bei dir wohne, und wenn wir vielleicht genug Geld haben um richtig in Brucheion zu leben, weit weg von dem ganzen hier.“
Mit einer Handbewegung schloss sie ganz Rhakotis ein.
"Aber ich will mich immer daran erinnern, wie es hier war. Nicht nur das schlechte. Ich möchte nicht mehr so blind sein wie früher. Ich glaube, ich habe viel gelernt, was ich nie gelernt hätte, wäre Großvater nicht geworden, wie er ist. Ich wäre ins Museion gegangen und hätte mein Leben unter Gelehrten verbracht, bin ich ganz sicher. Ich hätte Inhapy wohl nie kennen gelernt. Oder auch die ganzen anderen Leute, wie Kenamon von der Garküche.“
Penelope atmete einmal tief durch, als müsse sie ihre Gedanken ordnen.
"Pan sollten wir auch noch opfern. Ich verdanke ihm so viel, mehr als ich je geglaubt hätte. Er ist auch kein Gott für Gelehrte, scheint mir aber manchmal der weiseste der Götter zu sein.“ -
Penelope war sich nicht ganz sicher, ob Hera und Isis nicht dieselbe Gottheit waren. Hera war immerhin die Frau von Zeus. Dieser war hier vereint mit Serapis. Und der wiederum war der Mann von Isis. Ein wenig verwirrend, wenn man es genau betrachtete, aber wer war sie, die göttliche Ordnung in Frage zu stellen? Und man konnte gar nicht zuviel opfern, wenn man etwas wünschte.
"Ja, dann kannst du wirklich mal im Museion vorbeischauen. Oder auch Inhapy fragen. Oder beides. Das wäre doch sehr schön, wenn du dann eines Tages Gelehrter, Kosmetes und Gewinner bei Olympia bist. Was wir dann eines Tages alles unseren Enkeln erzählen können?"
Penelope musste lächeln und lehnte sich dabei an Anthis Schulter an. -
Penelope nickte.
"Ja, muss sie als Hebamme ja auch wissen. Es geht ja nicht nur um die Geburt, sondern auch das ganze drum herum. Und wenn es Schwierigkeiten gibt, muss sie das ja auch wissen, was sie dann tun muss.
Interessiert dich das denn? Also, wie man heilt und so? Ich glaube, ich könnte das nicht. Das klingt vielleicht zimperlich, aber ich mag kein Blut. Ich schlachte noch nichtmal gerne eine Ente, ich glaube, bei einer offenen Wunde müsste ich mich ein wenig überwinden." -
"Wir könnten uns natürlich auch eine Katze beschaffen. Die sind ja auch so gut gegen Mäuse und Ratten. Vielleicht hilft das ja auch?"
Wenn Bastet selber eine Katze war und ihr Katzen heilig waren, dann war es doch sicher nicht schlecht, eine zu besitzen? Penelope sah darin zumindest keinen Nachteil. Ab und an ein bisschen eine Katze zu füttern, damit sie bei einem blieb, konnte so schwer nicht sein. Und ihr hatte noch nie eine Katze etwas getan.
Bei der Frage mit Inhapy musste sie aber die Stirne kurz runzeln. Warum wollte Ánthimos denn wissen, welche Kräuter man bei einer Geburt verwendete?
"Nun, ich weiß nicht. Du kannst sie natürlich fragen. Aber bei einer Geburt haben Männer eigentlich nichts zu suchen. Ich weiß nicht, ob sie dir da dann Einblick in die Mysterien gewährt. Und ich hoffe mal, dass ich bis zur Geburt keine Kräuter mehr brauche.
Aber wenn du einfach nur so lernen willst, was die Kräuter so machen, da hat sie sicher nichts dagegen. Nur bei der Geburt ist denke ich mit ihrer Freigiebigkeit Schluss, immerhin bist du ein Mann." -
"Bastet?"
Penelope musste jetzt doch ein wenig lachen. Ánthimos schien dieses Kind wirklich sehr zu wollen, wenn er sogar den ägyptischen Göttern gleich mit opfern wollte.
"Das weiß ich nicht sicher. Auch nicht, ob sie dafür zuständig ist. Inhapy hat jede Menge Statuen von Nilpferden bei sich in der Wohnung dafür. Ich dachte, Bastet sei die Katze? Aber ich muss ehrlich sagen, ich weiß es nicht. Aber wir können ja mal rumfragen. Wenn es so einen Tempel gibt, ist er sicher hier irgendwo in Rhakotis. Hier sind ja sehr viele Ägypter."
Penelope hatte sich noch nie sehr viel aus den ägyptischen Göttern gemacht. Außer natürlich Isis und Serapis, die beiden konnte kein Grieche in Alexandria völlig außer acht lassen. Aber mit den hundert tiergesichtigen, kleinen Göttern und Göttinnen hatte sie sich so genau nie befasst. Auch wenn sie diese selbstverständlich nicht verärgern wollte.
"Wir könnten auch mal schauen, ob es einen Schutzzauber gibt, den man kaufen könnte. Ich weiß, Bernstein ist wahrscheinlich zu teuer, aber er ist ja auch ein sehr mächtiger Schutz. Vielleicht finden wir etwas ähnliches?" -
"Aber das bringt Unglück."
Penelope fuhr sich auf einmal sanft über den Bauch. Kinder erhielten ihren Namen erst drei Tage, nachdem sie geboren waren. Mindestens. Davor schon einen bestimmen brachte Unglück, denn wenn man einen Namen hatte, konnten böse Zauber auf einen wirken. Nicht, dass sie Angst hatte, jemand würde einen solchen gegen sie oder das Kind wirken, aber man musste es ja nicht heraufbeschwören.
Und natürlich gab es sehr viel, was passieren konnte. Wenn das Kind schon einen Namen hatte und sie es dann noch verlor, wäre der Schmerz doppelt schlimm. Dann hätte sie nicht nur ein Kind verloren, sondern eine Person mit Namen. Selbst wenn Kinder auf der Welt waren, konnte soviel passieren. Hier in Rhakotis starb jedes fünfte Kind, bevor es zehn Jahre alt war. Und Penelope hatte da zu viele Geschichten mitbekommen, um das Ganze sorgenfrei zu betrachten. -
Einerseits war Penelope verunsichert, dass es wohl doch mehrere Lehrer für Musik schon gab. Denn sie wusste nicht, ob ihr Wissen und ihr Talent ausreichen würden, wirklich mit ihnen zu konkurrieren. Aber andererseits war es auch tröstlich zu wissen, dass sie nicht die einzige wäre und sie sich vielleicht mit dem ein oder anderen sogar austauschen konnte. Mit ihrem Großvater ging das seit geraumer Zeit ja leider nicht mehr.
"Ja, so wurde er früher genannt. Das ist aber schon eine Weile her. Er ist krank und kann daher nicht mehr spielen. Schon einige Jahre, und es betrübt ihn sehr."
Das war zwar nicht die ganze Wahrheit und er war mehr süchtig denn krank, aber so etwas musste sie dem alten Mann hier ja auch nicht auf die Nase binden. Abgesehen davon glaubte das ohnehin keiner, der ihren Großvater nicht selbst gesehen hatte.
"Aber dies ist seine Kithara, die er mir zum spielen gegeben hat. Harmonia."
Penelope nahm die Kithara nun richtig in die Hände und schlang sich vorsichtig das Band um die Schultern, um den sicheren Halt zu gewährleisten. Erst dann stand sie auf, wie ein richtiger Kitharist, und ließ ihre Finger einmal sanft über die Saiten gleiten. Während die zwölf Saiten leise sangen, nahm sie das Plektron aus Horn in ihre Hand und fing also an, zu spielen. Sie hatte lange überlegt, welches Stück sie spielen könnte. Schließlich hatte sie sich für eine Melodie entschieden, die ihr Großvater vor langer Zeit als Beiwerk zu den Versen der Argonautica von Appolonios von Rhodos geschrieben hatte. Hell und klar erklang ihre Stimme, als sie die ersten beiden Strophen des Epos sang.
Penelope wusste, sie hatte eine schöne Singstimme, und die klaren Töne Harmonias taten ihr übriges, es einfach groß klingen zu lassen. Sie hoffte nur, dass es Soismos auch gefiel. So ganz sicher war sie sich ob ihrer Wahl nämlich nicht. Sie hätte ihm auch hundert andere Sagen vorsingen können, oder einfach nur Lieder spielen, völlig ohne Text. Aber sie kannte seinen Geschmack nicht. -
Ein bisschen tat Penelope der arme Gymnasiarchos ja schon leid. Es war bestimmt nicht alltäglich, dass gleich vier Menschen auf einmal hereinkamen und die Ephebia ablegen wollten, noch dazu, wo sie alle verwandt waren. Aber bei der Vorstellung musste Penelope doch kurz stutzen. Noch war sie ja gar nicht Timos’ Schwägerin. Aber als er es sagte, fühlte sie sich richtig in der Familie angenommen und konnte ein offenes Lächeln nicht unterdrücken.
Sie hoffte nur, dass der Gymnasiarchos mit so vielen Menschen auf einmal in seinem Arbeitsbereich fertig wurde. Sonst würde sie draußen solange warten, bis er die drei Brüder abgearbeitet hatte. -
Die vierte im Bunde bitte auch zur SimOn-Ephebia anmelden
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Man sah noch nicht einmal was. Penelope fühlte noch nicht einmal etwas von dem Kind, und Ánthimos sah so aus, als wolle er gleich losgehen, sich ein paar Bretter schnappen und daraus eine Wiege zimmern. Penelope musste lächeln.
"Da musst du dich aber noch eine ganze Weile gedulden. 35 Wochen ist eine lange Zeit. Über ein halbes Jahr."
Viel Zeit, um alles vorzubereiten, und doch so wenig Zeit. Sie würden in dieser Zeit heiraten, sie würden sich vielleicht eine größere Wohnung suchen, oder auch nicht. Vielleicht würde Großvater zu ihnen ziehen. Viele Dinge, die noch in der Schwebe waren. -
Oh, da war Penelope aber beruhigt, dass seine normale Tätigkeit als Sportler noch gefährlicher war…
Aber sie sagte nichts, sie wollte ihm glauben, dass sie eines Tages so wie jetzt auf einer Treppe saßen und die spielenden Kinder vor ihnen ihre Enkel wären.
"Ich bin glücklich. Ich war noch nie so glücklich wie in den letzten Wochen mit dir."
Sanft küsste sie Ánthimos einmal kurz und sanft, ehe sie sich ein wenig von ihm löste und wieder zum Haus ihres Großvaters hinüberblickte.
"Was meinst du, was werden deine Brüder dazu meinen, dass sie Onkel werden? Sie haben bestimmt nicht geglaubt, dass das so schnell sein würde." -
"Ich möchte einen Mann, der mit mir alt wird und dann mit mir auf der Treppe unseres Hauses sitzt, und den Enkeln beim Spielen zuschaut. Ich will nicht, dass du stirbst. Nicht, wo ich dich endlich gefunden habe."
Natürlich wollte Penelope auch einen Beschützer, und es ehrte Ánthimos, dass er das für seine Familie tat und seine Familie beschützte. Aber Penelope hatte einfach Angst um ihn.
"Ich will nicht eines Morgens aufwachen und du bist nicht mehr da."
Sie senkte ihren Kopf so, dass nun ihre Stirn an seiner lag, und schloss die Augen. Sie liebte ihn doch so sehr. Sie wollte nicht auch nur einen Tag mehr ohne ihn leben, und der Gedanke, er könnte sterben, krampfte sich wie eine eisige Kälte um ihr Herz.
"Versprich mir, dass dir nichts geschehen wird. Versprich es mir, und ich will dir glauben." -
"Wir? Geplant?"
Penelope saß einen Moment da und sah ihn an, als rede er in fremden Zungen. Erst nach einigen Augenblicken schüttelte sie ungläubig den Kopf.
"Anthi! Aber, du… wieso? Was, wenn man dich erwischt hätte? Dann wärst du jetzt im Carcer, und was wäre dann mit mir und dem Kind?"
Eigentlich wollte sie ihm ja gar keine Vorwürfe machen, aber seine Worte machten ihr einfach Angst. Es hätte nur eine Sache in seinem Plan – allein schon, dass er es geplant hatte! – schief gehen müssen. Was wäre dann gewesen? -
"Gehört, ja? Und wer soll das gewesen sein, der sich da mit ihm angelegt hat? Und warum sollte er deswegen meinen Großvater nicht mehr mögen?
Ánthimos Bantotakis, ich erwarte dein Kind und werde deine Frau sein. Meinst du nicht, dass du mir da die ganze Wahrheit sagen solltest?"