"Komm, ich küss den Traum weg."
Mit diesen Worten gab sie ihm einen ganz sanften Kuss auf die Stirn, als sein Magen sich lauthals meldete. Bei seinen folgenden Worten zuckte sie dann beinahe verschreckt zusammen und schaute aus dem Fenster. Er hatte recht! Wie lange waren sie hier? Ihr Großvater würde sich fürchterlich aufregen, weil er so lange nichts von ihr gehört hatte. Und ob sie Ánthimos noch in die Taverne begleiten konnte, wussten wahrscheinlich noch nicht einmal die Sterne.
Sie fühlte sich etwas wackelig auf den Beinen, als sie aufstand und ihre Kleider zu suchen anfing. Das war nicht gut, sie waren zu unvorsichtig gewesen. Wahrscheinlich hätten sie sich schon verspätet, wenn sie direkt nach dem ersten Mal gegangen wären. Aber jetzt mussten sie sich um mehrere Stunden verspätet haben.
"Was meinst du, wie spät es ist?"
Beiträge von Penelope Bantotakis
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Auch Penelope war eingeschlafen. Ruhig gingen ihre Atemzüge, immer wieder schmiegte sie sich ein wenig dichter an Ánthimos, als würde sie im Schlaf prüfen, ob er noch da war. Und jedes Mal kam nur ein kleines, wohliges "hmmmmm" im Schlaf, und sie atmete ruhig weiter.
Von Anthis Traum bekam sie nichts mit. Als er anfing zu murmeln, wachte sie langsam auf, erst sein deutliches „Penelope bleib bei mir“ verstand der Teil, der schon wacher war als ihr Körper. Verschlafen blinzelte sie und sah zu Ánthimos hoch. Noch halb im Traum gefangen lächelte sie ihn an. Sie musste das alles geträumt haben, den ganzen Tag, und auch jetzt träumte sie noch. So musste es bestimmt sein.
Erst als sie merkte, dass sie Durst hatte, wusste Penelope, dass es kein Traum war, und zu ihrem Lächeln kam eine sanfte Röte auf ihren Wangen. Ánthimos war wirklich wirklich. Liebevoll sah sie zu ihm hoch. Irgendwas war in seinen Augen, aber sie konnte es nicht genau deuten. Der Satz, der sie geweckt hatte, schwang noch im Halbbewußtsein nach.
"Ich bin wohl eingeschlafen."
Penelope streckte sich ein wenig. Sie wusste nicht, wann sie das letzte Mal so entspannt eingeschlafen war. Ihr Körper fühlte sich irgendwie ganz komisch an. Sie blinzelte noch die restliche Müdigkeit weg und sah zu ihrem Mann. Irgendwas war mit ihm, aber Penelope konnte nicht sagen, was es war.
"Alles in Ordnung?" -
"Hmmmhmmm."
Zu mehr war Penelope momentan nicht imstande. Sie war so glücklich erschöpft, so wohlig müde. Sie fühlte sich so sicher und geborgen in seinen Armen, und ihr Körper kribbelte noch immer leicht. Sein Körper war so warm, und obwohl er verschwitzt war, kuschelte sich Penelope an Ánthimos.
Das Streicheln an ihrem Rücken kitzelte und wohlige Laute kamen aus ihrer Kehle. Penelope schloss leicht die Augen. Dass sie noch weiter mussten war für den Augenblick vergessen. Zu gern würde sie jetzt einfach in seiner Umarmung einschlafen und sich über nichts mehr Gedanken machen. -
Ein Blick unter die Decke und ein prüfender Griff ließen Penelope verschwörerisch grinsen. Sie küsste Ánthimos noch einmal lang und innig. Mit ihren Händen fuhr sie seine Brust entlang und dann weiter zu seinen Schultern, um ihm mit sanftem Druck auf sie zu ziehen. Als er schließlich über ihr war, löste sie den Kuss.
"Ich liebe dich so sehr."
Ganz verliebt streichelte sie einmal über seine Wange, ehe sie ihn wieder zu sich zog und ihr Becken ihm entgegenbog. -
"Dass Männer das haben wusste ich. Ich wusste nur nicht, dass auch Frauen das dabei empfinden können. Weißt du, Großvater ist da sehr konservativ, und die Diener früher waren auch keine besonders gute Informationsquelle."
Bevor sie Ánthimos kennen gelernt hatte, hatte sie geglaubt, Sex sei nur eine lästige Pflicht, die eine Frau über sich ergehen lassen musste. Dass es so schön sein konnte, dass sie davon nicht genug bekam, hätte sie sich nicht vorgestellt.
Penelope hob den Kopf und küsste Anthi wieder, lang und leidenschaftlich. Er war so süß, so lieb, so verständnisvoll. Nie wieder wollte sie ohne ihn sein.
" Ja, es hat mir sehr gefallen. Am liebsten würde ich so mit dir auf ewig liegen bleiben und nichts anderes mehr machen. Höchstens zwischendurch einen Schluck süßen Wein, aber sonst nur dich." -
Penelope musste lächeln, als Ánthimos sagte, er finde ihre Unkenntnis süß. Verlegen spielten ihre Finger auf seiner Brust, als würde sie darauf Musik spielen, nur sanfter, während sie versuchte, es zu beschreiben.
"Na, ich meine vorhin. Da war so ein Moment, wo ich… mich angespannt habe und ich habe geglaubt, ich werde gleich ohnmächtig vor Glück… aber bin ich nicht geworden. Und danach war ich so… entspannt. Das hast du doch gemerkt, oder?"
Sie hoffte, dass das in Ordnung war. Sie hatte sich einfach ihren Gefühlen völlig hingegeben, und sie hatte auch gemeint, dass Ánthimos darüber nicht unglücklich gewesen sei. Aber jetzt so im Nachhinein hätte sie noch einmal gerne Gewissheit, ob es auch wirklich in Ordnung war. -
"Nicht, dass du dich umdrehst und einschläfst. Obwohl du es dir verdient hättest."
Penelope neckte ihn ein wenig. Vorhin noch wollte er ja schließlich die Worte ihrer Nachbarin Lügen strafen. Aber im Moment war sie selbst so entspannt und erschöpft, dass sie wahrscheinlich auch zufrieden einschlafen könnte.
Penelope drehte sich leicht und stützte sich auf ihren Ellbogen, so dass ihr Gesicht über seinem war. Ganz sanft küsste sie ihn einmal, einfach, weil sie es in dem Moment wollte. Danach legte sie sich wieder hin und kuschelte sich an seine Brust. Zufrieden atmete sie einmal tief durch und schloss etwas schläfrig leicht die Augen.
"Wenn wir so weiter machen, müssen wir wirklich bald heiraten. Wenn wir das hier öfter machen finden wir sonst heraus, ob meine Nachbarin recht hatte und ich zu schmale Hüften zum Kinderkriegen habe."
Im Moment hätte Penelope aber nichts dagegen, von Ánthimos einen ganzen Stall voller Kinder zu bekommen. Ihre Gedanken kreisten noch um das Geschehene. Ein bisschen schüchtern war sie vor ihrer nächsten Frage, denn sie wusste es wirklich nicht.
"Anthi? Vorhin, als ich so… weißt du, dieser eine Augenblick, als ich… ist das gut? Darf ich als Frau das?"
Ihr war nur gesagt worden, sie solle ihrem Ehemann soviel Freude wie möglich nach der Hochzeit bereiten. Ob sie selbst dabei Freude hatte sei nebensächlich. Aber in einem Moment vorhin, als ihr ganzer Körper sich anzuspannen schien, da hatte sie mehr als nur bloße Freude empfunden. -
Irgendwo zwischen Küssen und Fühlen verlor sich Penelope. Raum und Zeit hatten keine Bedeutung mehr, es gab nur noch Ánthimos und die wunderbaren Dinge, die er mit ihr tat. Nur zu gerne ließ sie sich von ihm führen. Als sie sich vereinten, stellte sie sich schon auf erneuten Schmerz ein. Aber dieses Mal kam keiner, es war einfach nur wundervoll. Sie überließ sich völlig ihren Instinkten und seiner sanften Führung.
Die neue Position brachte wieder neue Erfahrungen mit sich, und nur zu gerne ließ sie sich von einer Welle zur nächsten tragen, bis ihr ganzer Körper sich in süßer Verzückung aufbäumte.Penelope hatte keine Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Sie lag mit dem Kopf auf Ánthimos Brust und streichelte sanft darüber. Ihr ganzer Körper war erfüllt von einem Glücksgefühl, dass es beinahe sichtbar sein musste. Sie liebte ihn. Sie wollte nur bei ihm liegen, für immer. Und dieses Mal gab es auch keinen Grund, den jetzigen Zustand zu ändern. Sie konnten hier noch Stunden liegen bleiben. Noch nie hatte sich Penelope so glücklich gefühlt. Verträumt sog sie tief seinen Duft ein und streichelte ihm weiter über die Brust.
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Vorhin war zuviel Aufregung im Spiel gewesen, als dass Penelope ihren Mann wirklich anschauen hätte können. Aber wie er nun vor ihr stand, ließ sie ihren Blick über seinen wundervollen Körper gleiten. Sie kniete sich auf das Bett, so dass sie nun fast wieder so hoch war, als würde sie vor ihm stehen, und fing an, seine Brust mit heißen Küssen zu überziehen. Seine Haut schmeckte leicht salzig.
Während ihre Hände damit beschäftigt waren, den Gürtel wieder möglichst rasch zu öffnen, hatten seine bereits die Spangen an den Schultern entfernt. Der Stoff fiel ihr daraufhin bis zur Hüfte hinab. Endlich gab auch der Gürtel nach und mit Effet pfefferte Penelope ihn in Richtung Brot.
Ihre Küsse wanderten hoch zu seinen Lippen. Als sie diese erreichten, ließ sie sich wieder nach hinten sinken und legte sich auf das Bett. -
Es war zwar weniger als eine Halbwahrheit, aber „meine Frau und ich“, das klang so gut in Penelopes Ohren. Sie bemühte sich darum, müde auszusehen, als sie Ánthimos nach oben folgte, aber ihre Augen konnten ihre Gefühle kaum verbergen. Als sie schließlich endlich im Zimmer angekommen waren und Anthi die Tür hinter ihr schloss, war die Ungeduld und die Begierde zu groß, um auch nur eine Sekunde länger zu warten. Das Brot, das sie immer noch trug, wanderte wenig beachtet auf den Boden ein paar Schritte seitlich von ihnen. Harmonia War auch schnell beiseite geschoben und Penelope drängte Ánthimos so stürmisch mit ihrem Kuss an die Wand, dass es ein dumpfes Geräusch gab, als er dagegen kam.
Sie unterbrach den Kuss und lächelte ihn ganz entschuldigend an. "Ich hoffe, ich bin dir nicht zu stürmisch."
Ihre Hände hatten unterdessen schon angefangen, wieder über seine wundervolle Brust zu streichen. -
Nach seinen lieben Worten war es für Penelope noch viel schwerer, solange durchzuhalten und ihn nicht gleich irgendwo in eine dunkle Ecke mit sich zu ziehen. Wenn sie so weiter machten, kamen sie nie bei ihr zuhause geschweige denn wieder in der Taverne an. Das war wahrhaftiger Wahnsinn.
So oft hatte Penelope die verschiedensten Liebeslieder und sagen vorgetragen und insgeheim die darin beteiligten Personen für völlig verrückt gehalten. Und nun war sie selber so eine Figur geworden, von Eros Pfeil getroffen, vor Liebe blind und nur noch an den Liebsten denkend. Sie würde nie wieder über diese Lieder spöttisch lächeln!
Schließlich kamen sie an dem Haus an. Ein Schild verhieß, dass es eine Taberna war und ein gemaltes Bild ließ auf Übernachtungsmöglichkeiten schließen. Sie hatte aber keine Ahnung, ob sie da nun wirklich hineingehen sollten, so Arm in Arm und sich verlangend anschauend.
"Da wären wir."
Fragend schaute sie zu Ánthimos hoch. Er war immer so selbstsicher, bestimmt würde er auch hier die Antwort wissen. -
Wieder musste Penelope lachen, ehe sie sich mit Ánthimos auf den Weg machte. Die ersten paar hundert Schritte lief sie nur neben ihm, ohne sich einzuhaken. Immer wieder schaute sie begehrend und neckisch zu ihm herüber. Diesen Abstand zu wahren war sehr schwer für sie. Und als sie den Park hinter sich gelassen hatten und auf bestem Weg Richtung Rhakotis waren – und damit zu billigen Unterkünften – hielt sie es auch nicht mehr aus und hakte sich doch wieder bei ihm ein.
Sie versuchte, ihr Verlangen nach ihm soweit zu bremsen, wie es ging. Das war vollkommen wahnsinnig! Als hätte sie von ihrer gesamten Erziehung rein gar nichts behalten, als wären das bloße Worte gewesen. Nie hätte sie gedacht, dass sie sich einmal so benehmen könnte und es ihr schwer fallen könnte, stoische Ruhe zu bewahren.
"In vier Querstraßen müsste ein Gasthaus kommen. Aber ich hab keine Ahnung, wie es da drinnen aussieht, ich war da noch nie."
Vor allem, da anständige Mädchen dort auch normalerweise nicht hineingingen. -
Es könnte peinlich werden, weil…? Oh! Offenbar war auch Penelope nicht mehr ganz so flink mit ihren Gedanken, aber als die Erkenntnis durchdämmerte, musste sie grinsen und rückte etwas von Ánthimos ab, damit dieser sich beruhigen konnte. Es war gar nicht so einfach, ihre Finger von ihm zu lassen. Er hatte einen so herrlichen Körper! Penelope konnte immer noch nicht fassen, dass er nun ihr gehören sollte. Er hätte sich doch sicher jede Frau in Alexandria mit seinem Charme und seinem Aussehen aussuchen können.
Als Anthi dann aber kurzerhand die Kithara packte und vor sich hielt, musste Penelope kichern. Das sah aber auch zu komisch aus. Wie er mit der eingepackten Harmonia dastand und sie vor seinen Schoß hielt.
"Es sieht zwar etwas komisch aus, aber es sollte gehen."
Im Aufstehen gab sie ihm einen sanften Kuss. "Du bist so süß." Das wollte sie ihm schon seit er ihr das Brot gekauft hatte sagen.Fieberhaft überlegte Penelope, wohin sie gehen könnten. Allzu weit sollt es nicht sein, aber sie waren hier mit in der teuersten Gegend von Alexandria. Und sie wollte ja nicht Ánthimos das letzte Geld aus der Tasche ziehen, nur, damit sie sich noch einmal Vergnügen konnten. Auch wenn ihr Körper sich sehr nach seinem sehnte.
"Meinst du, du kannst mich eine viertel Stunde davon abhalten, dich an die nächstbeste Hauswand zu drängen? So lange müssen wir wohl laufen." -
Penelope wollte gerade antworten, als ihre Lippen sich schon wieder trafen und jede Antwort in einem leisen, wohligen Seufzen unterging. Auch wenn ihre Zunge gerade eine schönere Beschäftigung als das Sprechen entdeckt hatte, löste sich Penelope noch einmal ganz kurz von seinen süßen Lippen.
"Den Versuch ist es auf alle Fälle wert. Aber dann sollten wir uns beeilen. Wenn du so weiter machst, kommen wir dort nie an."
Und jetzt küsste sie Ánthimos wieder und hinderte ihn so am Antworten. -
„Ja, sollten wir…“
Penelopes Atem ging bereits wieder schwerer, und bei seinem Biss krallte sie sich leicht in seinen Rücken. Wie gerne sie jetzt mit ihm wieder alleine wäre. Sie hatte nicht gewusst, dass sie so empfinden konnte, aber ihr Körper sehnte sich geradezu nach Liebkosung. Und wenn sie daran dachte, dass sie den ganzen Abend, während sie mit Ánthimos’ Brüdern aßen, ihn nicht mehr so berühren, ihn nicht mehr küssen konnte, dann steigerte das diese Sehnsucht noch viel mehr. Sie wollte ihn doch am Liebsten immer und immer küssen und liebkosen.
„Oder wir müssen uns ein Bett suchen.“
Mit einer Hand krallte sie sich leicht in sein Haar und zog seinen Kopf soweit zurück, ihn wieder küssen zu können. Sie wusste, sie mussten aufhören. Hier auf der Steinbank war es mehr als nur leichtsinnig, ihn so zu küssen. Aber Penelope liebte ihn so sehr, dass ihr der Anstand einen Moment egal war. -
Nur zu gerne ließ sich Penelope von Ánthimos mit auf die Steinbank ziehen. Nur mussten sie hier aufpassen, nicht wieder zu weit zu gehen, denn hier unten gab es im Gegensatz zu oben auf dem Hügel sehr wohl neugierige Augen. Aber im Moment kümmerten die Penelope noch nicht. Sie küsste Ánthimos, fuhr dabei mit einer Hand seinen Rücken entlang und genoss das schöne Gefühl. Bis in alle Ewigkeit würde sie so mit ihm sitzen können und glücklich sein.
Nach einer Weile merkte Penelope aber, wie ihr Körper wieder mehr zu wollen anfing. Nur widerwillig löste sie den Kuss und flüsterte ihrem Geliebten ins Ohr.
„Wir hätten vielleicht doch noch eine Weile oben bleiben sollen.“ -
Penelope liebte Ánthimos schon allein dafür, dass er Opium genauso wenig mochte wie sie. Sie erwiderte seinen ein wenig lüsternen Blick mit einem warmherzigen Lächeln und einem schüchternen Augenaufschlag.
Inzwischen waren sie wieder im Park unter dem Paneion angekommen und liefen auf den schönen Wegen durch die reichhaltige Pflanzenwelt. Der Duft von hundert Blumen stieg Penelope in die Nase. Träumerisch schloss sie die Augen beim Gehen, während sie in den Schatten einiger Bäume eintraten.
"Am liebsten würde ich hier mit dir im Schatten noch bleiben. Alles scheint hier so friedlich und frei."
Nicht wie in Rhakotis, wohin sie zu gehen beabsichtigten. Dort war alles irgendwie bedrückend, als wäre sie eingesperrt. Und ihre Armut Ánthimos zu gestehen oder wirklich vor Augen zu führen waren zweierlei Dinge. Sie schämte sich zwar nicht mehr vor ihm, diese Angst hatte er ihr genommen, aber die Traumwelt des Pans, in der sie sich noch befanden, gefiel ihr einfach besser. -
"Ach, so würde ich Nikolaos aber auch nicht beschreiben. Er ist nur…. Politiker." Ja, das war wahrscheinlich eine zutreffende Umschreibung.
Bei seiner Bemerkung mit dem schiff musste Penelope wieder an seine Geschichte denken. Wenn Poseidon ihr Schiff nicht in die Tiefe gerissen hätte, wäre ihr Liebster jetzt vermutlich schon in Athen, und sie hätte ihn nie kennen gelernt. Sie musste dem großen Gott wirklich danken, dass er die Reise verhindert hatte und Ánthimos wieder an Land gespült hatte, damit er seinen Weg zu ihr finden konnte. Sie hatte dem Gott viel zu wenig Beachtung geschenkt, wenn er ihr so ein wundervolles Geschenk zuteil werden ließ.
"Ich habe bisher mehr Apollo und Pan verehrt, aber ich glaube, ich muss mich mehr Poseidon widmen. Ohne den großen Gott hätten wir uns vielleicht nie kennen gelernt."
Sie hoffte, Apollo und Pan – vor allem Pan, wenn sie an das eben geschehene dachte – waren über diese Aussage nicht erzürnt. -
Penelope lachte und schmiegte sich beim Gehen wieder kurz an ihn. "Morgen Abend schon? Ich sehe schon, du hast wahrscheinlich schneller alles für die Hochzeit vorbereitet, als ich ein neues Kleid dafür habe."
Oh, das wäre wirklich herrlich, wenn es so schnell schon gehen würde. Und wenn Ánthimos so schnell arbeit finden würde, dann könnte er wirklich bald schon bei ihrem Großvater um sie werben. Zwar würde Penelope so oder so zu ihm gehen, das wusste sie sicher, aber es wäre schon schön, wieder eine richtige Familie zu haben und sich um nichts sorgen zu müssen.Seine frage zu den beiden Männern war schon etwas schwieriger.
"Nun, ich kenne die beiden nicht persönlich, ich weiß nur, was man sich so erzählt. Mithridates Castor ist auf jeden Fall ein Mann der Tat. Agoranomos ist ja kein einfaches Amt mit den ganzen streitenden Händlern, und er macht das nun schon zum zweiten Mal. Auf der Agora gibt es nur sehr wenige Streitereien, seit er das macht. Er ist aber schon ein bisschen älter, bestimmt über 30. Und er ist ein bisschen untersetzt und trägt einen dichten, schwarzen Bart. Aber er hat etwas an sich… also, anlegen würde ich mich nicht mit ihm.
Nikolaos Kerykes ist da anders. Man sagt ihm viele Dinge nach, er soll aus seiner Heimat verstoßen worden sein, er soll in Rom gewesen sein… ich weiß nichts genaues, aber die Gerüchteküche um ihn brodelt. Er war schon Strategos und Exegetes, bevor er jetzt Gymnasiarchos wurde. Und er betreibt viele Geschäfte, darunter auch das Gasthaus. Eines der Gerüchte sagt, er würde Opium rauchen und würde nur zu seinem Vorteil handeln, aber du weißt ja, wie Gerüchte sind.
Nach diesen war Mithridates auch einmal Pirat und macht noch immer Geschäfte mit einigen Piratenfürsten. Von daher…"
Es war wirklich nicht einfach, über die beiden etwas zu erzählen, obwohl sie solche Persönlichkeiten waren. Wahrscheinlich musste man sie dazu einfach kennen lernen, und Penelope kannte keinen von beiden. -
"Auf der Agora gibt es so ein Anschlagbrett. Aber da gerade die neue Pyrtanie begonnen hat, kannst du auch direkt zu einem der Pyrtanen gehen. Gymnasiarchos ist Nikolaos Kerykes, aber ich weiß nicht, ob der schon einen Schreiber hat. Dann wurde noch eine Rhomäerin gewählt. Iunia Urgulania heißt sie glaub ich. Oder aber du könntest natürlich zu Mithridates Castor gehen. Der ist auch ein ordentlicher Alexandriner. Der wurde wieder zum Agoranomos gewählt, die Amtszeit davor war er es auch schon. Aber du solltest nur entweder zu Nikolaos oder Mithridates gehen. Die beiden mögen sich nicht besonders."
Natürlich war letzteres nur das, was man sich so zuraunte. Nach außen hin hatten die beiden Männer keine offene Fehde. Aber dass sie Konkurrenten waren ließ sich vor der Gerüchteküche in Rhakotis nicht gänzlich verbergen, und so entstanden natürlich die tollsten Geschichten.
"Das wäre wirklich wundervoll, wenn wir bald heiraten könnten."