Beiträge von Penelope Bantotakis

    Sich zu verstellen fiel Penelope normalerweise nicht sehr schwer. Sie machte es andauernd. Bei ihrem Großvater, um ihn nicht fühlen zu lassen, dass sie sich vor ihm fürchtete und ekelte, wenn er getrunken hatte. Vor den Nachbarn um so zu tun, als sei alles bestens. Vor den Kerlen in Rhakotis, die bei einem Anzeichen von Schwäche sie wohl nicht so einfach in Ruhe lassen würden. Wenn sie spielte und sich nur noch auf die Musik konzentrierte.
    Aber das hier war etwas anderes. Ihr Herz tanzte und hüpfte, wenn sie Ánthimos nur ansah. Vielleicht wäre das bis nachher besser, so dass es sie nicht mehr verraten würde. Ebenso wie ihr Blick, denn sie konnte Ànthimos nicht anders anschauen als verliebt.


    Dass seine Brüder noch schneller sein könnten, konnte sich Penelope nicht vorstellen. Wenn sie überlegte, wie schnell bei ihr jeder Widerstand gefallen war, schämte sie sich ja beinahe. Sie hatte sich selbst immer für tugendhaft gehalten, aber heute hatte sie alle Sitte über Bord geworfen, nur um bei Ánthimos sein zu können. Allein schon seinen Antrag so gleich anzunehmen war logisch betrachtet Wahnsinn. Aber seit wann handelten verliebte Menschen logisch?
    "Keine Sorge, mich gibt es nur einmal, und ich bin bereits glücklich vergeben."
    Sie schenkte ihm wieder ein verliebtes Lächeln. Bis sie zur Taverne kamen würde sie wirklich noch viel üben müssen, das zu unterdrücken.

    "Dann hoffe ich, dass die Zeit schnell vergeht. Weil ich weiß nicht, wie lange es meine Lippen aushalten, von deinen getrennt zu sein."
    Von anderen Körperteilen ganz zu schweigen. Und das Paneion war als Ort dafür nicht wirklich geeignet. Penelope wartete ja fast noch darauf, dass der Gott sie beide doch noch in irgendwelche Tiere verwandeln würde. Pan war zwar ein sehr, sehr freizügiger Gott, aber Tempel war immerhin Tempel.
    "Dich zu sehen und nicht zu berühren, ich weiß nicht, ob ich das lange Zeit kann."

    Penelope war ein bisschen hin und hergerissen. Einerseits wollte sie ja, dass ihr Großvater und Ánthimos sich möglichst schnell kennen lernten und sie am besten seinen Segen zur Hochzeit bekam. Andererseits war es vielleicht wirklich besser, damit zu warten, bis er zumindest eine Arbeitsstelle und geregeltes Einkommen hatte. Dann konnte ihr Großvater auch nichts dagegen sagen. Zumindest nicht, wenn er nüchtern war.
    "Ich weiß nicht. Vielleicht wäre es wirklich besser, bis du eine Arbeit hast. Dann kannst du auch richtig um mich werben. Das wäre vielleicht wirklich besser."

    "Und mir erst. Ich meine, du brauchst keine Angst haben, dass ich so anhänglich bin, aber im Moment würde ich lieber jeden Moment mit dir zusammen verbringen. Und auch jede Nacht."
    Das Erlebte war noch zu frisch, als dass sie es verleugnen konnte, so zu empfinden. Ihr ganzer Körper fühlte sich bei der bloßen Erinnerung noch ganz kribbelig an. Penelope musste wieder an seine Bemerkung denken, dass zuhause ja ein Bett stand, wenn sie sich beim nächsten Mal ein Bett wünsche. Bei diesem Gedanken kam sie sich richtig verwegen und unsittlich vor.
    Einzig ein kleiner Wehrmutstropfen blieb. Ihr Großvater würde sie sicher nach Ánthimos ausfragen, wenn sie alleine wären. Und sie war nicht unbedingt eine begnadete Lügnerin, er kannte sie dafür zu gut. Sie hatte keine Ahnung, was sie ihm sagen sollte.
    "Ich bin ein bisschen nervös wegen meinem Großvater. Ich weiß nicht, wie er nachher sein wird, wenn wir ankommen."

    Das man sein Leben in den Händen hatte stimmte vielleicht als Mann. Aber Penelope hatte in ihrem Leben nicht viel selbst entscheiden oder beeinflussen können. Sie war beim Großvater geblieben, weil es so entschieden worden war, hatte Kithara spielen gelernt, weil es so entschieden worden war und war jetzt arm, weil ihr Großvater das ganze Geld vertan hatte. Aber sie wollte Ánthimos einfach glauben, dass er alles so richten konnte, wie er es wollte. Und sie glaubte es ihm auch. Ein einziger Blick in seine zuversichtlichen Augen reichte.
    "Wenn wir verheiratet sind… das klingt wundervoll."
    Schwärmerisch legte sie den Kopf leicht schief.

    Penelope war beruhigt und schmiegte sich kurz dichter an Ánthimos.
    "Ich weiß nicht. Ich finde Kinder auch wundervoll. Es ist nur… ach, meine dumme Nachbarin redet dummes Zeug und ich mach mir wahrscheinlich viel zu viele Sorgen. Ich frage mich, welcher Gott so wohlwollend auf mich herablächelt, dass ich dieses Glück verdient habe."
    Wieder sah sie verliebt zu Ánthimos hinüber. Er schien sich über gar nichts Sorgen zu machen, als wüsste er ganz bestimmt, was er tun musste. Penelope ließ sich von so viel Zuversicht nur zu gerne führen.

    "Whu!" Penelope machte einen kleinen Hüpfer, als Anthi ihr in den Po kniff.
    "Die ganze Zeit? Schon als ich ins Gasthaus gekommen bin? Soso. Und ich hatte schon Angst, ich hätte dich verführt."
    Lachend machte sie sich mit ihm wieder an den Abstieg. Was er über ihren Körper sagte, ließ sie verlegen lächeln.
    "Meinst du wirklich? Meine Nachbarin, also, sie ist Hebamme. Sie meint immer, meine Hüften wären zu schmal, und ich wäre zu mager für Kinder."
    Wörtlich hatte sie eigentlich gesagt, dass wenn man Penelope die Haare schneiden und die Brust noch vollends mit Bandagen platt binden würde, sie jederzeit als junger Mann Geld verdienen gehen könnte. Die „reichen Pinkel“ würden den Unterschied nicht merken. Und dass sie bei einer Geburt wahrscheinlich leiden würde müssen. Sie hoffte, dass das Ánthimos nicht davon abhielt, sie zu heiraten.
    "Willst du das eigentlich? Kinder, meine ich."

    "Dasselbe hab ich auch gerade gedacht. Und irgendwie kann ich es immer noch nicht ganz glauben. Ich glaube, du musst mich doch auch einmal kneifen, ob ich auch wirklich nicht träume. Wenn mir das Orakel von Apollo gestern persönlich gesagt hätte, dass das heute passieren würde, ich hätte es nicht für möglich gehalten. Aber ich bin froh, dass es passiert ist."
    Sie wandte sich um und gab ihm noch einmal einen zärtlichen Kuss. Allein die Vorstellung, ihn den restlichen Abend nicht mehr küssen zu können, war furchtbar. Ganz zu schweigen davon, dass er die ganze Nacht weit weg von ihr im Gasthaus sein würde. Sie war ja normalerweise nicht anhänglich, aber in diesem Moment wollte sie lieber noch weiter mit ihm schmusen und ihn liebkosen, als irgendwohin zu gehen.
    Aber es musste sein. Also löste sie sich aus seinen armen und hakte sich wieder bei ihm ein, damit sie sich auf den Weg nach unten machen konnten.
    "Jetzt verstehst du vielleicht auch, warum ich so gutes Lauftraining habe. Wenn man von einem Punkt zum anderen will und es schnell gehen soll, muss man manchmal schon ganz schön laufen."

    Er machte ihr schon wieder Komplimente, aber jetzt konnte sie sie endlich freudig annehmen, ohne jedes Mal rot zu werden. Sie lächelte nur und schmiegte sich etwas mehr in seine Arme.
    "Die Taverne ist da vorne ungefähr. Sieht man jetzt wegen der Häuser nicht ganz, aber da müsste sie sein. Wir sind vorhin also nur dieses Stück zwischen den Häusern hindurch geschlendert, dann die Meson Pedion entlang, und schon waren wir am Gymnasion."
    Irgendwie erschien es ihr, als wär das ganze schon Tage her und nicht nur wenige Stunden. Gerne würde sie mit ihm hier auch noch lange stehen und die Aussicht genießen, aber die Zeit schritt leider unaufhaltsam voran.
    "Wenn wir pünktlich wieder bei deinem Bruder sein wollen, sollten wir uns aber auf den Weg machen. Es ist ein ganzes Stück bis nach Hause, und wir müssen ja auch wieder zurück."

    "Natürlich kann ich singen! Wie ein Vögelchen, nur leider für die großen Epen viel zu hoch. Wie sollte ich denn sonst als Kitharist arbeiten?"
    Sie erwiderte seinen Kuss, während er sie absetzte, und gab ihm wieder Harmonia. Aber ans hinunter gehen dachte sie noch nicht. Sie konnte ja nicht mit ihm zum Paneion hinauf rennen, und ihm dann nicht den Ausblick zeigen. Wobei sie glaubte, dass sein Ausblick ihm ohnehin besser gefallen hatte. So zog sie ihn noch auf die andere Seite des Hügels und nicht zum Weg, und mit einer ausholenden Geste stellte sie schlicht vor: "Alexandria."
    Von hier oben konnte man bis zum Meer blicken. Die bunten Stände der Agora waren nicht viel mehr als Kinderspielzeuge aus der Entfernung, die Menschen nicht größer als Ameisen. Penelope lächelte und schmiegte sich in Ánthimos’ Arme, um ihm so Kopf an Kopf alles zeigen zu können.
    "Die große Straße da, die hier auch vor dem Park entlang geht, das ist die Meson Pedion. Da drüben ist das Tetragon Alexadris. Das ist ein… naja, großer, quadratischer Platz. Dann da hinten am Hafen siehst du den Leuchtturm. Und auf dem anderen Arm, da wohnt der Basileus. Und an dem kleinen Zipfel in der Mitte ist das Timeion und der Tempel für Poseidon.
    Hmm, was haben wir noch. Ahja, das große, das ist das Museion, und schräg davor, neben der Agora, das Gymnasion.
    "
    Penelope zeigte immer auf die einzelnen Bauwerke, wenn sie auch kaum zu übersehen waren.

    Instinktiv hielt sich Penelope an Ánthimos fest, als dieser sie hoch nahm. Er war wirklich stark, denn er hob sie, als wöge sie nicht mehr als eine Feder. Penelope hatte nicht einmal einen Herzschlag lang Angst, er könne sie fallen lassen, so sicher hielt er sie.
    "Ach, Ánthimos, am liebsten möchte ich es singend der ganzen Welt verkünden. Aber, weißt du… ich meine, wir hätten eigentlich noch warten müssen, bis wir richtig verheiratet sind. Ich will nicht, dass deine Brüder denken… naja, dass ich ein solches Mädchen bin. Bin ich nämlich eigentlich nicht."
    Wenn Ánthimos sie wirklich heiraten würde, wäre sie dann ein Teil seiner Familie. Da wollte sie einen möglichst guten Eindruck auf die neuen Verwandten machen. Wenn diese glaubten, sie sei ein leichtlebiges, dummes Ding, war das sicher nicht gut.
    "Wenn du mich runter lässt, kann ich dir noch die Stadt zeigen. Oder willst du mich nun die ganze Zeit tragen? Nicht, dass ich da was dagegen hätte…"
    Er bekam einen kleinen Kuss auf die Nasenspitze.

    "Anthi!"
    Penelope bedachte ihn mit einem halb neckischen, halb vorwurfsvollen Blick.
    "Mein Großvater ist blind, nicht taub. Und ich dachte, Männer wären danach müde und hätten kein Interesse mehr?"
    Ihre Nachbarin behauptete das zumindest steif und fest von ihrem Mann. Angeblich drehte er sich um und schlief sofort ein, sobald er fertig war. Penelope aber hoffte, es da bei Ánthimos besser getroffen zu haben.
    Sie sammelte noch das Brot auf und auch Harmonia, bis ihr Mann sich angezogen hatte. Das war ein seltsamer Gedanke: Ihr Mann. Sie dachte es ein paar Mal, bis es sich in ihrem Kopf irgendwie richtig anhörte. Ein seltsames Gefühl.
    "Aber es wäre vermutlich besser, wenn wir zuhause vorbeigehen und ich mich umziehen kann. Ist es schlimm für dich, wenn ich nicht gleich möchte, dass deine Brüder oder mein Großvater davon erfahren? Also, was wir getan haben, nicht der Antrag."
    Allein bei dem Wort "Antrag" stahl sich ein Lächeln wieder auf ihr Gesicht.

    Sie nahm den Gürtel und legte ihn sich wieder um. Ihr Chiton hatte irgendwie ein paar Grasflecken abbekommen. Am besten sollte sie sich umziehen, ehe sie in die Taverne zurückgingen. Es mussten ja nicht alle gleich wissen, was sie getan hatten, und wie sonst sollte sie die Flecken erklären?


    Ánthimos Frage ließ sie kurz etwas ernster werden.
    "Ich weiß es nicht. Kommt vermutlich darauf an, wie nüchtern er ist. Wenn er betrunken ist, wird er vermutlich versuchen, dich zu erwürgen."
    Sie zuckte mit den Schultern. Sie wusste es wirklich nicht. Aber solange Ánthimos nichts vorzuweisen hatte außer seinen aufrichtigen Gefühlen, würde ihr Großvater vermutlich nicht einverstanden sein. Da war es schon wahrscheinlicher, dass er sie an einen seiner Saufkumpanen eher gab. Oder es versuchte, Penelope würde jeden dieser schleimigen Kerle im Schlaf ersticken. Und jetzt erst recht.
    "Ich glaube, ich brauche etwas anderes zum anziehen. Das nächste Mal sollten wir uns besser ein Bett suchen."

    "Natürlich will ich."
    Und wieder bedachte sie ihn mit einem zärtlichen Kuss. Sie bekam einfach nicht genug von seinen Lippen.
    Aber so gerne sie hier nackt mit ihm in süßer Umarmung lag, sie mussten sich beide anziehen. Also setzte sich Penelope auf und schüttelte das große Tuch ihres Chitons einmal aus, ehe sie es sich umschlug und mit den Spangen an den Schultern wieder befestigte. Nur ihren Gürtel fand sie irgendwie nicht wieder.
    "Hast du irgendwo den Gürtel gesehen?"
    Der konnte doch nicht weg sein.


    Während sie so langsam wieder in die wirkliche Welt zurückfand, fiel ihr noch etwas anderes ein. Wenn er sie wirklich heiraten wollte, musste er ihren Großvater überzeugen. Das könnte… schwierig werden. Zur Not würde sie sich auch von Ánthimos entführen lassen und ohne seine Zustimmung heiraten. Diese war nicht zwingend erforderlich, aber es wäre in jedem Fall schöner.
    "Was werden deine Brüder dazu sagen, so schnell eine Schwägerin zu bekommen?"

    Penelope drehte sich ihm zu, so dass sie nun seitlich und fast auf seiner Schulter war. Sie schmiegte sich noch einmal an seinen warmen Körper und gab ihm einen zärtlichen Kuss. Ihre Haut fühlte sich immer noch so empfindlich an, dass jeder Lufthauch darauf sanft kitzelte.
    "Nein, nur am Anfang ein bisschen. Aber sonst war es sehr schön."
    Sie merkte, wie ihre Wangen bei diesen Worten wieder zu glühen anfingen, und lächelnd schmiegte sie sich noch dichter an ihn. Gerne würde sie bis in alle Ewigkeit einfach so bei ihm liegen bleiben. Im Moment war sie einfach nur glücklich und fühlte sich geborgen.
    "Und meinst du das wirklich, dass ich jetzt deine Frau bin?"
    So ganz konnte sie das noch nicht fassen. Es war zu schön, um wirklich wahr zu sein.

    Er hatte recht, es tat ein wenig weg, und es verging gleich. Zurück blieb nur die lustvolle Erregung und das Glücksgefühl, gänzlich mit ihm vereinigt zu sein. Zitternd umarmte sie ihn, küsste ihn, überließ ihm ganz die Kontrolle. Instinktiv bewegte sie sich ihm entgegen und genoss seine Bewegungen und Berührungen. Ihre Angst und Unsicherheit wich nach und nach einem Gefühl des Fallens und Penelope versuchte, jedes Stöhnen mit einem Kuss zu ersticken, um nicht doch noch erwischt zu werden.
    Immer wieder flüsterte sie ihm ihre Liebe zu, sie konnte es gar nicht oft genug sagen.

    Ihr Gürtel war das erste, was verschwand, dicht gefolgt von den beiden Spangen, die an der Schulter ihren Chiton hielten. Nur noch lose verhüllte der Stoff Penelopes Körper, während Ánthimos ihn mit Küssen und Händen zu erforschen begann. Immer wieder schaute Penelope, ob auch wirklich niemand hier war, aber sie waren ganz alleine, und nach einer Weile mit seinen Küssen war auch das vergessen. Gerne überließ sie ihm die Führung und genoss seine Liebkosungen. Man konnte nicht in dem Stadtviertel mit den meisten Straßendirnen wohnen und nicht wissen, wie das funktionierte, aber Penelope wusste es eben nicht genau. Und so war sie froh, dass sie unter Ánthimos lag und nur genießen konnte. Sie fuhr mit ihren Händen über seine nackte Brust und den Rücken, bog sich seinen Berührungen entgegen und genoss seinen herrlichen Duft, während auch der Stoff schließlich weichen musste.

    Hatte sie das eben wirklich gehört? Hatte er tatsächlich davon gesprochen, sie zu ehelichen? Es dauerte eine ganze Weile, bis Penelope diese Worte wirklich verarbeitet hatte. Erst ging ein leichtes Zittern durch ihren Körper, dann ein erleichtertes Schluchzen, als sie sich an Ánthimos schmiegte. Sie umarmte ihn und zog sich ganz dicht an ihn. Sie weinte, aber nicht aus Traurigkeit. Sie wusste selbst nichtmal so genau, warum. Sie wollte ihm in diesem Moment einfach nur ganz nahe sein und fühlte sich so frei und sicher wie schon seit Äonen nicht mehr.
    Sie wollte gerne seine Frau sein. Ihr Großvater könnte ihr bestimmt keinen besseren aussuchen, und ihr Herz gehörte ihm bereits. Das hatte er wahrhaftig im Sturm erobert. Aphrodite musste ihn wirklich lieben.
    "Ich liebe dich", flüsterte sie leise an seiner Brust und begann damit, ihn wieder zu küssen.

    Bei den Göttern, ihr Wunsch! Sie wünschte sich im Moment nur eine Sache, die sie sich nicht wünschen sollte, und zwar mit einem brennenden Verlangen, dass sie sich der Ohnmacht nahe fühlte. Ihr ganzer Körper, jede einzelne Faser, wünschte sich nur eine Sache im Moment. Aber die durfte sie sich nicht wünschen.
    "Ich weiß nicht, wie… ich hab noch nie…"
    Nein, so durfte sie gar nicht erst anfangen. Um sich selbst zu widersprechen schüttelte sie den Kopf. Diese eine kleine Sache war das einzige, was sie als Frau wertvoll machte, sie durfte das nicht einfach so verschenken. Das war ihr tausendfach eingetrichtert worden, dass sie das nur ihrem Ehemann zu geben hatte.
    Sie blickte zu Ánthimos hinüber, der ebenso atemlos war wie sie. Auch in seinen Augen brannte dieses Verlangen, und ebenso wie sie hielt er sich nur noch mit letzter Kraft davon zurück. "Sag mir, dass alles gut wird. Dass ich keine Angst haben muss, nie wieder."
    Mit ihren Händen fuhr sie noch einmal ganz zärtlich dabei über seine Brust.

    Er legte Harmonia ab und legte sich neben sie ins Gras. Bereits da begann Penelopes Herz wie wild zu schlagen. Sie konnte in seinem Blick sehen, was er sich von ihr wünschte. Sie erwiderte seinen Kuss jetzt schon leidenschaftlicher als die beiden Küsse zuvor und ließ sich von ihm auf seinen Schoß ziehen. Sie fühlte seine Erregung, und seine Küsse an ihrem Hals und ihrem Ohr machten sie ganz schwindelig. Mit den Händen fuhr sie über seine Brust, und dann in sein Haar. Ihr ganzer Körper zitterte, und sie legte den Kopf in den Nacken und ließ ihn eine Weile gewähren. Zu berauschend war das Gefühl, von ihm so begehrt zu werden.
    Die ganze Welt schien sich zu drehen, und sie küsste Ánthimos wieder atemlos auf den Mund. Sie wollte ihn schmecken, ihn atmen, mit allen Sinnen genießen.


    Mit einem beinahe verzweifelten Aufstöhnen löste sie sich von ihm und ließ sich neben ihm ins Gras fallen. Verzweifelt fuhr sie sich mit einer Hand ins Haar, und ihr Brustkorb hob und senkte sich im Rhythmus ihrer schweren Atemzüge.
    "Mein Großvater erschlägt mich…", meinte sie noch atemlos als letzten Einwand. Aber sie wusste, sie würde ihn nicht abweisen.