Sich zu verstellen fiel Penelope normalerweise nicht sehr schwer. Sie machte es andauernd. Bei ihrem Großvater, um ihn nicht fühlen zu lassen, dass sie sich vor ihm fürchtete und ekelte, wenn er getrunken hatte. Vor den Nachbarn um so zu tun, als sei alles bestens. Vor den Kerlen in Rhakotis, die bei einem Anzeichen von Schwäche sie wohl nicht so einfach in Ruhe lassen würden. Wenn sie spielte und sich nur noch auf die Musik konzentrierte.
Aber das hier war etwas anderes. Ihr Herz tanzte und hüpfte, wenn sie Ánthimos nur ansah. Vielleicht wäre das bis nachher besser, so dass es sie nicht mehr verraten würde. Ebenso wie ihr Blick, denn sie konnte Ànthimos nicht anders anschauen als verliebt.
Dass seine Brüder noch schneller sein könnten, konnte sich Penelope nicht vorstellen. Wenn sie überlegte, wie schnell bei ihr jeder Widerstand gefallen war, schämte sie sich ja beinahe. Sie hatte sich selbst immer für tugendhaft gehalten, aber heute hatte sie alle Sitte über Bord geworfen, nur um bei Ánthimos sein zu können. Allein schon seinen Antrag so gleich anzunehmen war logisch betrachtet Wahnsinn. Aber seit wann handelten verliebte Menschen logisch?
"Keine Sorge, mich gibt es nur einmal, und ich bin bereits glücklich vergeben."
Sie schenkte ihm wieder ein verliebtes Lächeln. Bis sie zur Taverne kamen würde sie wirklich noch viel üben müssen, das zu unterdrücken.