Beiträge von Aedituus

    Duilius Verius stutzte kurz. “Ritterschaft? Natürlich ist sie auch eine Zugangsmöglichkeit, und was heißt dabei 'nur Ritterschaft'? Die meisten Ritter haben in ihrem Leben weit mehr geleistet für das Imperium, als ein ganzes Bündel Senatoren es jemals tun wird, und noch dazu haben sie sich ihren Stand erarbeitet und nicht ererbt!“ Naja, die meisten von ihnen. Einige wurden auch zu Rittern erhoben, eben weil der Vater auch schon Ritter war und den Ritterring mit seinem Tod gern übergeben wollte. Oder weil ein Verwandter beim Kaiser dafür gebettelt hatte, um irgendwelche Familientraditionen aufrecht zu erhalten. So oder so wurde aber der Ritterstand nicht so vererbt wie der Ordo Senatorius, und nur Sohn oder Enkel eines Ritters zu sein brachte einem absolut nichts, nur die Erhebung in den Ritterstand durch den Kaiser brachte den passenden Zugang zu Ämtern.
    “Aber als Patrizier steht dir das sowieso nicht wirklich offen. Der Ordo Equestris ist aus dem Plebejerstand erwachsen durch die Ständekämpfe, eben um ein Gegengewicht zum Patriziat zu bilden. Ein Patricius als Ritter... nein, so ein Kuriosum wäre mir neu. Ich wüsste nicht, wann der Kaiser da zuletzt einen Patrizier in diesen Stand erhoben hätte, oder ob überhaupt.“
    Wenn Duilius Verius darüber nachdachte, konnte er sich das gar nicht so recht vorstellen. Es gab ja durchaus gewichtige Gründe, warum Angehörige des Ordo Senatorius und Patrizier dieselben Einschränkungen hinzunehmen hatten, was ihre Vermögensgenerierung anging. Im Grunde war der Ordo Senatorius da den alten Sitten und Gebräuchen der Patrizier angepasst worden, so dass auch Nicht-Patrizier sich wie solche zu verhalten hatten, indem sie Erträge nur aus ihren Ländereien und den Dingen, die darauf wuchsen, zogen, und nicht aus irgendwelchen Handelsgeschäften. Jetzt einen Patrizier zum Ritter zu machen – die eben diese Lücke füllten und handelten und reisten und eben nicht auf die Erträge des Landes beschränkt waren – das würde diese Sitten ad absurdum führen und mit jahrhundertealten Traditionen brechen. Und wenn die Römer eines beachteten, dann eben diese Traditionen, sinnig oder unsinnig.
    “Aber ja, Rittern stehen auch die meisten collegialen Ämter zu, so sie sich um jene bemühen, ausgenommen die der drei großen Flamines.“


    Duilius betrachtete den Tiberier noch einmal etwas skeptischer. War das mit dem Ritterstand nun eine ernste Frage gewesen, oder hatte er ihn nur testen wollen? Oder fragte der Bursche für einen Freund und war nur treudoof vorausgelaufen? Duilius wusste es nicht. “Also, soll ich dich dann zum Aedituus ernennen? Der Tempel des Apollo könnte ein wenig mehr Zuwendung sicher vertragen.“

    Ganz scharf beobachtete Duilius Verius sein Gegenüber und versuchte, den Wahrheitsgehalt dieser Aussage abzuschätzen. Er hatte nur leider keine Ahnung, ob sie denn tatsächlich wahr war, dazu kannte er die tiberische Familiengeschichte schlicht zu wenig, und auch die Erkundigungen, die er im Vorfeld dieser Besprechung eingezogen hatte, waren bestenfalls uninformativ gewesen.
    Andererseits... dem Mann vor ihm fehlte ohnehin der entsprechende Ordo für die höheren Kollegien, und da er offenbar auch keinen einflussreichen Patron hatte, dem Duilius auf den Togasaum mit seinen Entscheidungen treten könnte, war er hier in einer sehr bequemen Position. Dass der Tiberier ihn auch nicht zu bestechen versuchte, sondern brav alles über sich ergehen ließ, ohne Einwände vorzubringen, machte die Sache im Grunde sogar sehr einfach.
    “Nun, da dir der nötige Ordo fehlt, kann ich dich wirklich in keines der Kollegien berufen, denn diese stehen wirklich nur jenen Männern offen, die den entsprechenden Einfluss für sich gelten machen können und die aus einer ansprechenden Familie kommen. Einzig die Pontifices minores stünden noch allen anderen Bürgern offen, allerdings werden diese Plätze ausschließlich an lang verdiente Mitglieder aus den Reihen der Aeditui vergeben, als besondere Würdigung ihrer bisherigen Verdienste.“
    Duilius Verius machte eine bedauernde Geste mit seinen Händen, als könne er da rein gar nichts daran ändern. “Von daher kann ich dir tatsächlich nur den Posten eines Aedituus anbieten, wobei ich hierbei natürlich auch deinem Wunsch, Apollo zu dienen, entsprechen kann. Sollte sich dein Ordo ändern, kann man das natürlich auch ändern und dich in eins der Kollegien dann später berufen, aber im Moment, fürchte ich, sind dir alle anderen Möglichkeiten verwehrt.“
    Ein wenig Selbstzufriedenheit konnte Duilius wohl nicht verheimlichen. Es war eine perfekte Lösung, die sicher auch Vescularius Salinator gefallen würde: Ein Patrizier auf einem kleinen Posten, noch dazu ein Tiberier! Und keiner konnte von ihm behaupten, er hätte den Mann nicht dennoch fair behandelt. Allerdings war hier die Gesetzeslage doch sehr eindeutig.

    Der kleine Hinweis war vielleicht doch zu subtil gewesen. Oder aber der Tiberier wollte nicht auf das kleine Bestechungsspielchen eingehen. Oder er hatte kein Geld, was durchaus auch sein konnte. “Sag, inwieweit bist du mit Tiberius Durus verwandt?“ lag bei diesem Gedankengang die Frage nicht fern. Dessen Besitz war schließlich beschlagnahmt worden, immerhin hatte der Mann den geliebten Kaiser Valerianus heimtückisch ermordet! Da konnte es gut möglich sein, dass deshalb das nötige Geld und auch der nötige Einfluss für den Ordo Senatorius fehlte.
    Abgesehen davon musste Duilius diese Frage ohnehin stellen. Er wollte nicht unbedingt den verschollenen Sohn des Tiberiers hier vor sich sitzen haben und ihm in ein Amt verhelfen, was dann sein Gönner ihm negativ auslegen könnte. Seine Position war zwar gefestigt, aber noch nicht so lange, als dass nicht jemand mit ein bisschen Sagen seinen Stuhl zum wackeln bringen könnte. Und Duilius wollte vor dem neuen Kaiser möglichst gut dastehen.

    Jetzt kam man dem Kern der Sache schon näher. Dem Mann fehlte also der Ordo, um sich für die Collegia zu qualifizieren. Das war in der Tat ein Hindernis, vor allem gekoppelt mit dem Namen Tiberius.
    “Da hast du recht. Heutzutage muss man sich auch als Patrizier seine Würde erst noch verdienen“, gab Duilius ein wenig frostig zum besten. Er teilte diesbezüglich durchaus die Haltung seines großen Gönners, des jetzigen Kaisers, dass den Patriziern ohnehin schon viel zu viel zugestanden worden war über die Jahrhunderte, und das faule Pack sich durchaus mal etwas verdienen könnte. “Und ich nehme an, dein Patron hat bereits vergeblich versucht, dir denselben durch Bittgesuche oder ein paar wohlplatzierte Geschenke zu besorgen?“ Nur, weil er Patrizier nicht mochte, hieß das ja nicht, dass er deren Geld nicht annehmen würde. Ebenso wie Vescularius Salinator, der nach wie vor besser zuhörte, je mehr man ihm sein Zuhören vergoldete.

    Ziemlich genau wurde der Tiberier taxiert, als er sich setzte und zu sprechen anfing. “Sicher, sicher doch. Ich habe deinem Schreiben auch entnommen, dass du gerne einfacher Aedituus für Apollo werden möchtest. Das wundert mich ein wenig.“ Duilius Verius legte ein wenig den Kopf schief und gab sich betont freundlich, als er den Tiberier leicht anlächelte. “Wenn ich sonst ein Schreiben von einem Patrizier in Händen halte, bittet er üblicherweise um die Berufung in ein Collegium. Beispielsweise die Septemviri. Wie kommt es, dass deine Wünsche da so viel bescheidener sind?“
    Natürlich konnte sich herumgesprochen haben, dass Duilius ebenfalls auf der Liste von Salinators Günstlingen zu finden war. Er war Plebejer und hatte in den letzten Jahren schon häufig im Sinne des jetzigen Imperators die Diskussionen im Collegium gelenkt. Und nun, nachdem fast alle Patrizier aus dem Collegium auf die ein oder andere Art entfernt waren, hatte seine Stimme sehr viel Gewicht im Gremium. Da lag der Schluss nicht allzu fern, dass ein junger Patrizier da lieber tief stapelte, noch dazu bei diesem Familiennamen.

    Man geleitete den Tiberier durch die Gänge der Regia bis zu den Räumen, die den Pontifices vorbehalten waren. An einem Tisch, der eindeutig für mehrere Personen gedacht war, saß Duilius Verius und wartete bereits auf ihn. Nachdem der Bote den Mann zum Termin angemeldet hatte, lächelte der Duilier leicht und bot Tiberius Lepidus mit einer Handbewegung einen Platz an.
    “Salve, Tiberius. Setz dich doch.“ Er wartete, bis der Mann seiner Aufforderung nachgekommen war. Platzauswahl herrschte ja reichlich. Selbst wenn das Collegium momentan zusammentrat, blieben erschreckend viele Plätze leer. Ein Großteil der Sitze war ehemals mit Patriziern besetzt gewesen, die nun entweder verbannt, geflohen (oder beides) oder tot waren, und auch, wenn sie versucht hatten, das Collegium durch Cooptation wieder aufzufüllen, gab es einfach nicht genug Männer, die auch bereit waren, sich kooptieren zu lassen angesichts der jetzigen Umstände, und die, die es waren, waren großteils nicht geeignet oder hatten nicht ausreichend Vorbildung und Kenntnisse.
    “Du möchtest dich also in den Dienst der Götter stellen?“ begann der Mann die Fragerunde auch sehr offen, um dem Tiberier die Gelegenheit zu geben, ein wenig mehr zu Beginn zu erzählen, so er denn wollte.

    Ein Bote brachte nach wenigen Tagen bereits Antwort vom Collegium Pontificum. Auch wenn ihm anzusehen war, dass er sich nicht gern der Villa Tiberia näherte. Immerhin hatte hier ein stadtbekannter Verräter gehaust, wenn man den Gerüchten glauben durfte! Dennoch gab er artig das Sendschreiben seines Auftraggebers ab, verzichtete aber darauf, das Haus länger als nur irgend nötig zu betreten.



    Duilius Verius Tiberio Lepido s.d.


    Mit großem Interesse habe ich deine Zeilen dem Collegium Pontificum vorgetragen und nach unserer Beratung würde ich dich gerne zu einem persönlichen Zwiegespräch einladen, in welchem wir deine genauen Einsatzmöglichkeiten besprechen können.


    Komme in mein Officium in der Regia PRIDIE KAL SEP DCCCLXII A.U.C. (31.8.2012/109 n.Chr.) um die achte Stunde des Tages.
    Zeige hierzu dieses Schreiben am Tor der Regia vor, damit man dich vorlässt.


    Duilius Verius
    Collegium Pontificum


    [Blockierte Grafik: http://s7.directupload.net/images/120621/qhmjs93c.png| Titus Plennius Dasius


    Als der Imperator mit dem designierten Praefectus Praetoriae zu dem Auguren Plennius Dasius trat, war alles bereit für ein wohlgefälliges auspicium ex tripudiis. Die Hühner des Capitols stammten aus zwei verschiedenen Zuchtreihen: die einen vertrugen nur sehr weiches Korn und ignorierten Dinkelspelz gänzlich, weshalb bei entsprechender Anweisung versucht wurde diese Tiere mit einer Mischung aus Spelz und kleinen Steinen aus ihrem Käfig zu locken - was selbstredend in den meisten Fällen misslang; die anderen Hühner waren robuste Fressmaschinen, welche geradezu nimmersatt nach allem Essbaren pickten, das ihnen vor den Schnabel gelangte. Eben letztere waren für das auspicium zur Kommandoübergabe der kaiserlichen Garde nach eintägigem Fasten in einen kleinen Käfig gepackt worden, denn die Zuwendung des Decimus Serapio war durchaus überzeugend gewesen.


    Nach der Bitte des Kaisers Salinator öffnete der pullarius den Käfig, während Plennius Dasius mit großer Ruhe und Sorgfalt Getreidekörner davor streute und sodann die Tiere aufmerksam betrachtete. Die Hühner gackerten aufgeregt, liefen hektisch durcheinander bis das erste den Weg aus dem Käfig hinaus entdeckte. Es hatte wohl noch kaum den Duft dieser kurzen Freiheit gekostet, da suchte sein Schnabel bereits nach etwas Essbarem den Boden ab, verschlang das Tier die ersten Körner, während die übrigen Hühner ihm nachdrängten und sich gackernd dem Festmahl anschlossen.


    Wie ein Bauernjunge strahlte der Augur Plennius als er seinen Blick zu Vescularius Salinator erhob und laut genug, dass es auch noch die Umstehenden hören konnten, verkündete:
    "Dem Iuppiter Optimus Maximus gefällt die Weisheit deiner Entscheidung, Imperator Caesar Augustus!"



    MFG

    Viel war vom Collegium Haruspicum nicht mehr in Rom. Die Räumlichkeiten wirkten sehr leer, als die verbliebenen Haruspices sich hier zusammenfanden, um über die neuesten Wünsche des Kaisers zu debattieren.
    Der Älteste unter ihnen ergriff auch sogleich das Wort, als die neun in Rom verbliebenen Männer von ehemals dreißig sich gesetzt hatten. “Meine Brüder, der Imperator Vescularius hat bei seiner Inaugation darum gebeten, die aus Rom geflüchteten Männer ihren kultischen Ämtern zu entheben.“
    “Befohlen, trifft es wohl eher“, warf der erste ein.
    “Und wie stellt er sich das vor? Wir sind eine etruskische Institution, keine römische. Von uns ist die Hälfte beständig außerhalb Roms, wenn nicht mehr!“ gab der zweite noch zu bedenken.
    “Ja, aber sollten wir nicht den Wünschen des Imperators entsprechen? Er wird sicher sehr ärgerlich reagieren, wenn wir ihnen nicht nachkommen.“ Nichts tun war ja auch keine Option, auch wenn sie nicht unbedingt beschlussfähige Stärke hatten.
    “Ja, sicher wird er das, aber das ändert ja nichts! Er ist kein Mitglied des Ordo, und kann daher über die Mitglieder des Ordo auch gar nicht bestimmen. Er ist ja nicht mal Etrusker, und besonders götterfürchtig ist er auch nicht. Zeichen hat er von uns auch keine lesen lassen.“
    “Dennoch ist er der Kaiser, und als solcher berechtigt, über jeden Bürger des Reiches zu richten.“
    “Naja, das ist ja noch nicht letzten Endes bewiesen, dass er es ist. Er hat sich von den Auguren bestätigen lassen, aber die...“ Kurz ging ein abfälliges, raunendes Lachen durch die Männer.
    “Aber was schlagt ihr dann vor? Nichts tun können wir nicht, sein Wunsch war eindeutig, und selbst, wenn er nicht Kaiser bleiben sollte, sollten wir neun uns nicht unbedingt mit ihm anlegen.“
    “Lassen wir doch Tarquinia das erledigen? Dort ist ja ohnehin der Hauptsitz des Collegiums, sollen die sich mit dem Problem rumschlagen!“
    Kurz stockten die Männer und überlegten den Vorschlag, ehe sich zustimmendes Gemurmel unter ihnen breitmachte.


    “Gut, setzen wir einen Brief auf.“ Er winkte einem der Scribae, dass er mitschrieben sollte. “An das Collegium Pontificum in Tarquinia.
    Geehrte Brüder. Imperator Vescularius Salinator erbat, die aus Rom geflüchteten Mitglieder des Collegiums aus ihren kultischen Aufgaben zu entlassen. Dies betrifft aus unseren Reihen Sextus Aurelius Lupus, Tiberius Larcius Caecinae, Marcus Cilnius Gallus, Thucer Hanunia, Venel Tlesna....“
    Es folgten noch weitere Namen, bis schließlich 21 zusammengekommen waren.

    Menenius Lanatus nickte und versuchte nicht weiter zu zeigen, ob ihm diese Weisung missfiel. Die Entlassungen würden nun auch offiziell weitere Lücken in die Collegien reißen. Vermutlich stand der Hosidier schon mit einer Liste mit Namen von Günstlingen des Vescularius bereit, die kooptiert werden sollten, um diese Lücken zu füllen.
    "Natürlich, ich werde alles notwendige in die Wege leiten."

    Es dauerte nicht allzu lange bis der prächtige Seeadler sich mit einem Aufschrei des Protestes über seine Gefangenschaft über die Kuppe des Hügels erhob, einige Augenblicke wie zur Orientierung im Kreis über ihnen segelte und sich sodann mit kräftigen Flügelschlägen in Richtung Süden entfernte. Ein solches Zeichen in der Natur zu beobachten wäre zweifelsohne dem Willen der Götter gefolgt, denn selten verirrte sich ein Seeadler nach Rom, selten überhaupt kreisten derart große Raubvögel über der Stadt. Carisius Tibullus nahm seine Hand vom Kopf des Imperators und nickte dem Rex Sacrorum zu, denn er war nicht gewillt, noch auf ein wahrhaftiges Zeichen des obersten Gottes des Imperiums zu warten, welches im schlimmsten Falle derart missgünstig mochte ausfallen, dass jede Umdeutung ihm unmöglich wäre und so sein Amt kosten könnte.


    Menenius Lanatus blickte ein wenig wehmütig dem wundervollen Vogel hinterher - ein kleines Vermögen, welches am Horizont verschwand -, hatte jedoch nichts anderes erwartet und trat nun wieder vor die Liktoren.
    "Annuntio vobis gaudium magnum: habemus Pontificem Maximum. Eminentissimum ac reverendissimum dominum, Dominum Imperatorem Caesarem Augustum Potitum Vescularium Salinatorem, Filium Potiti Vescularii Salinatoris Maioris!*"
    Mit der Hand hin wies er zu Salinator, woraufhin die Liktoren pflichtbewusst klatschten.


    Auch der Rex Sacrorum rang sich ein schmales Lächeln ab als er sich wieder zu Vescularius wandte. "Willkommen im Collegium Pontificum, Pontifex Maximus. Hast du weitere Anweisungen an uns, abgesehen von der Cooptatio des Hosidius Pannonicus zum Pontifex?"


    [Sim-Off]* "Ich verkündige euch große Freude: Wir haben einen Pontifex Maximus! Den herausragendsten und hochwürdigsten Herrn Imperator Caesar Augustus Potitus Vescularius Salinator, Sohn des Potitus Vescularius Salinator Maior" [/simoff]


    MFG

    Während die meisten Pontifices sich ein Lächeln abringen mussten, gab es dennoch auch zwei oder drei, welche auf den Scherz des Kaisers hin mit ihm grinsten, unter anderem der Pontifex Duilius Verius, welcher durchaus begrüßte, dass ein Mann wie Vescularius Salinator nun das Sagen im Imperium und auch im Collegium Pontificum hatte, und nicht etwa ein solcher wie Cornelius Palma.


    Menenius Lanatus, der Rex Sacrorum ging indes darüber hinweg, begrüßte den Imperator nur derart, wie es diesem angemessen war, ehedem er sich aller notwendiger Anwesender versicherte - Pontifices, Augures, sowie Liktoren -, um sodann Ruhe einzufordern, um die Inauguratio beginnen zu können.
    "Im Namen des Senates und der Bürgerschaft der Quiriten erkläre ich hiermit auf Geheiß des Collegium Pontificum, dass der Quirite Potitus Vescularius Salinator berufen werden möge zum Pontifex Maximus der Urbs Roma, aufdass er Aufsicht führe über den Cultus Deorum, zum Pater der Virgines Vestales werde und den Göttern diene."
    Mit einem Nicken deutete er dem Auguren Carisius Tibullus an, die Inauguratio vorzunehmen, wiewohl dies für die Helfer des Cultus Zeichen war, sich bereit zu halten und den Seeadler aus den hinter einem der Altäre verborgenen Käfig empor fliegen zu lassen, sobald der Augur positioniert war und mit seinen Beobachtungen des Himmels begann.


    Carisius trat - das Haupt bedeckt und seinen Augurenstab in der Hand - zur Linken des Vescularius Salinator und legte seine rechte Hand auf dessen blankes Haupt. Das Gemurmel, mit welchem er den Iuppiter Optimus Maximus bat, ihm ein Zeichen zu senden, dass dieser den Vescularier als neuen Pontifex Maximus sehen wollte, war kaum zu verstehen. Sodann wandte der Augur seinen Blick in den Himmel - bereit, so lange zu warten, bis ein positives Zeichen zu sehen sein würde.


    MFG

    Gezwungenermaßen hatte sich das Collegium Pontificum dazu entschlossen, dem Imperator Caesar Augustus Vescularius Salinator auch das ihm als Kaiser zustehende Amt des Pontifex Maximus angedeihen zu lassen.


    So versammelten die verbliebenen Pontifices und Auguren sich also vor der Curia Calabra auf dem Captiol, um dort den Pontifex Maximus zu inaugurieren - offiziell sofern die Götter dies gutheißen würden, inoffiziell würde es im Falle des Vescularius Salinator auch ohne den Willen der Götter gehen müssen. Da der Rex Sacrorum ein wenig Zweifel daran hegte, dass der Wille der Götter allzu positiv ausfallen würde, hatte er selbstredend einige Vorkehrungen treffen lassen, um nicht den Unmut des Kaiser auf sich zu ziehen.


    MFG

    Das traurige Häuflein, das sich in der Regia versammelt hatte, blickte recht trübselig drein, als einer der Pontifices Minores den Brief des Vesculariers verlas. Die Reihen waren weitgehend verwaist, die meisten Pontifices hatten sich davon gemacht, ehe Salinator sie demütigen konnte. Einige hatten aber gehofft gehofft, dass er sich einfach nicht für den Cultus Deorum interessierte - so wie er es als Praefectus Urbi auch getan hatte. Allerdings war das eine Missachtung der Realitäten gewesen, denn ein Kaiser, der nicht zugleich Pontifex Maximus war, war undenkbar. Dass nun auch noch ein gewisser Pannonicus dieses ehrwürdige Gremium leiten sollte, ein Aufsteiger aus der Provinz, war wohl erst ein Vorgeschmack darauf, was man der Priesterschaft alles antun würde. Ein Pontifex berichtete gleich über den Lebenslauf den jungen Mannes, der aus Sirmium stammte und dort zumindest dank seines Vaters rasch unter die städtischen Pontifices gewählt worden war. Nun war er aber nur Quaestorier - wo der Pontifex pro Magistro doch zumeist aus den Consularen gewählt wurde! Und dazu war er nur so alt wie die Kinder der meisten anderen Pontifices!


    Curiatius Fistus, der Flamen Quirinalis, stützte seinen Kopf auf die Faust und sagte nur: "Das ist der Anfang vom Ende. Tiberius würde sich im Grabe umdrehen, wenn man ihn ordentlich bestattet hätte." Beipflichtendes Gemurmel erhob sich. Auch, dass man dem alten Tiberier ein ehrenvolles Begräbnis verweigerte, war für die Priesterschaft ein Schlag ins Gesicht. "Und er führt den Titel ja bereits! Müssen wir das wirklich tun?" warf ein anderer ein.


    Schließlich beendete Menenius Lanatus, der als Rex Sacrorum die interimistische Leitung des Gremiums übernommen hatte, das Lamentieren."Wir haben keine Wahl. Ich beantrage die Cooptatio des Potitus Vescularius Salinator, Imperator Caesar Augustus, und des Marcus Hosidius Pannonicus. Gibt es Gegenstimmen?" Niemand wagte es, seine Hand zu heben - zu groß war die Angst vor der Rache des Imperators. Ebenso bei der Wahl des Pontifex Maximus: "Ich beantrage, den designierten Pontifex Potitus Vescularius Salinator zum Pontifex Maximus zu wählen und eine Inauguratio anzusetzen." Wieder gab es kein Zeichen. Also wurde ein Termin festgelegt und das Collegium trat auseinander. Die Motivation war ohnehin zu gering, um produktiv irgendwelche kultischen Belange zu bereden.

    Es dauerte eine ganze Zeit, bis der Haruspex alles ordentlich in Augenschein genommen hatte. Der gesamte Rand der Leber musste schließlich genauestens untersucht werden, die Oberfläche des Herzens und so weiter. Dann aber sah er zum Duumvir und verkündete mit bedeutungsschwangerer Stimme:


    "Die Manen akzeptieren das Opfer. Doch sie schicken uns zugleich eine Warnung: Es werden schwere Zeiten kommen! Nur in Eintracht können wir sie überstehen!"


    Das war nicht besonders konkret, aber so gefiel es den Göttern nun einmal - schwammige Aussagen, nichts Konkretes. Und den Magistraten und Decuriones konnte es ja nur zugute kommen, wenn das Volk zur Einheit gemahnt wurde.

    Die Ziege schrie noch einmal auf, dann brach das Geräusch abrupt ab und ging in ein Gurgeln über, als das Opfermesser die Kehle des Tieres durchtrennte. Der Schlächter und der Boden vor dem Tempel wurde vom Blut bespritzt, ehe das gelegentlich noch zuckende Tier über eine Schüssel gehalten wurde, die das Blut aufnahm.


    Die Tubae stimmten wieder eine finstere Melodie an, während das immer schwächer schlagende Herz die rote Flüssigkeit schwallartig in das Behältnis pumpte. Das dauerte allerdings eine Weile und erst danach konnte man die Ziege endlich auf den Boden legen und mit fachmännischen Bewegungen aufbrechen. Nacheinander holten die Opferhelfer mit ihrem blutigen Händen Leber, Lunge, Herz und weitere Innereien hervor.


    Nun war die Stunde des Haruspex, dem die streng riechenden Organe gereicht wurden, um sie einem geübten Blick zu untersuchen. Unterdessen wurde bereits die Blutschüssel gegen den Opferaltar geschüttet, der nun etwas aufgeschürt wurde.

    Nach dem Hauptopfergebet ging es relativ schnell - der Cultrarius trat vor und griff sich die Ziege. In seiner Hand lag das Culter, das der Duumvir ihm gereicht hatte. Dies alles schien dem schwarzen Tier nicht allzu sehr zu gefallen, denn es blökte und wehrte sich.


    "Agone?"


    fragte der Schlächter mit einem leichten Keuchen, da die Ziege stärker war, als er erwartet hatte. Hoffentlich antwortete der Duumvir schnell, dass er sein blutiges Handwerk verrichten konnte, ehe sie ausbüxte!