Beiträge von Aedituus

    Numerius Fecenius Camelius


    Numerius ließ sich Zeit, in aller Ruhe begutachtete er die Eingeweide, suchte nach verdächtigen Schatten. Lunge, Galle, Leber, Herz, es war kein schwarzer Fleck zu finden.
    Er kam zu dem Schluss, das beide Opfertiere durch und durch makellos waren. Noch war der Friede mit den Göttern nicht wieder hergestellt, aber gegen diese Spiele hatten sie nichts einzuwenden.


    „LITATIO!“ verkündete er zufrieden. Er hatte nicht einmal Lügen müssen. Die Menge hätte ihn sicherlich in der Luft zerrissen, wenn das Ergebnis ein anderes gewesen wäre. So aber brauchte er sich keine Gedanken über ein weiteres Opfer machen. Die Menge hatte was es wollte, zufriedene Götter und es würden nun spektakuläre Spiele folgen.
    Das Fleisch der Opfertiere würde man hinter den Kulissen kochen und dann an die Armen der Stadt verteilen. Die Vitalia hingegen wurde mit dem mola salsa bestrichen und anschließend noch verbrannt. Numerius wusch sich die Hände und verließ dann das Rund der Arena. Seine Arbeit war getan.


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    Numerius Fecenius Camelius


    Unzählige aufmerksame Blicke ruhten auf ihm und schauten ihm auf die Finger. Angespannte Erwartung lag in der Luft, als das scharfe Messer kurz einmal im winterlichen Sonnenlicht aufblitzte, ehe es dann mühelos die Kehle des Widders durchtrennte. Ein roter Blutschwall ergoss sich über seine Hände, hinein in die Schüssel und auf den sandigen Boden. Während der Widder noch einmal kurz zuckte und jegliches Leben aus seinem Blick wich, trat er an den Schwan heran. Ein letztes Mal gab es einen laut von sich, ehe auch hier der Priester ihm die Kehle durchschnitt. Der metallische Geruch von warmem Blut stieg ihm in die Nase. Es brauchte nicht lange, dann war auch schon der Strom des Blutes versiegt und man öffnete beiden Tieren geschickt und routiniert den Bauch. Die vielen weichen Organe quollen aus den Körpern und wurden dann in unterschiedliche patera gelegt.
    Mit großer Geste begann er nun in den Eingeweiden herum zu wühlen. Er drückte mal hier, roch einmal dort und betrachtete die Organe genau. Das Herz, die Nieren, die Leber. Alles wurde sorgfältig untersucht, auf der Suche nach Fehlern und Makeln. Würden die Götter das Opfer annehmen?


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    Numerius Fecenius Camelius


    Der junge Claudier stellte sich als überraschend engagiert heraus. Kurz stellte er sich die Frage, warum sich der Ädil an den Cultus Deorum gewandt hatte, wenn sein Enkel doch anscheinend das Opfer gänzlich selbst durchführen wollte. Jeder Römer war in der Lage den Göttern zu Opfern. Der Götterkult beherrschte das Handeln und Denken eines jeden Römers. Die Beziehung zwischen den Göttern und den Menschen war schließlich eine Staatsangelegenheit.
    Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf seine Züge. Quintus Claudius Felix schien seine Hilfe nicht zu brauchen, dennoch beobachtete er jeden Handgriff des jungen Mannes genau. Zischend und knackend verbrannte das körnige Harz, der weiße Rauch kringelte sich gen Himmel und wurde dann durch einen leichten Windhauch in alle Himmelsrichtungen zerstreut.
    Wein, Obst und ein Kranz aus Eichenblättern wurde den Göttern als Gaben dargebracht und vor den aufgebauten Kultbildern gestellt. Ganz leicht nickte Numerius dem Claudier zu, das Voropfer war gelungen und er hatte nichts auszusetzen.


    Mit einer kleinen Handbewegung bedeutete er den Helfern, dass sie dem Widder den Schmuck abnehmen sollten. Die vergoldeten Hörner und Hufe glitzerten im Sonnenlicht, als das Tier zum Altar geführt wurde. Während dessen erklang der leise Klang von Flöten und Trommeln. Das Opfertier wurde mit mola salsa eingerieben, danach reichte man ihm das scharfe Messer. Mit einer eleganten Bewegung strich er einmal mit dem Messer vom Kopf bis zum Schwanz. Er konnte spüren, wie das Tier ganz leicht zitterte, so als ahnte es, dass sein Leben nun nur noch wenige Augenblicke währen würde.


    „Iuppiter Optimus Maximus, oberster aller Götter, Herrscher über Himmel und Erde, Wahrer des Rechts unter Menschen und Götter! Dieser Widder soll Dir allein gehören. Herius Claudius Menecrates veranstaltet diese Spiele Dir zu Ehren! Er bittet Dich Deine Hände schützend über Rom zu halten. Er bittet Dich, die Fehler der Menschen zu vergeben und einen Neuanfang zu gewähren. Er bittet dich um Frieden und die Annahme der Sühneopfer.“


    Die Stimme des Priesters war deutlich zu hören, bis in die letzten Ränge. Lange hatte er mit dem Ädil zusammen gesessen um die richtigen Worte für dieses Ereignis zu finden.
    Nach diesen Worten wurde der Schwan zu ihm getragen. Auch dieses Tier wurde mit mola salsa eingerieben, anschließend fuhr er auch diesem mit dem Messer von Kopf bis Bürzel.


    „Carmenta, Göttin der Geburt, er bittet Dich, DFeine Hände schützend über Rom zu halten. Er sieht das heutige Rom als Mutter, diese Spiele als Geburtsstunde und die Chance auf einen Neuanfang als verletzliches Neugeborenes an. Er bittet Dich, schenke Rom eine gute Geburt.“


    Fragend sah er dann zum Claudier hinüber. „Agone?“ Auf seinen Wink hin würde das Blut der Tiere vergossen.


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    Numerius Fecenius Camelius


    Es gab eine winzige Änderung. Sie kam überraschend, ein wenig unerwartet. Marginal hob Numerius eine Braue an, als der Claudier verkündete, dass sein Enkel den Platz des Opferherrn annehmen würde. Seine Überraschung konnte er recht gut verbergen. Es änderte nichts am Ablauf, es änderte sich nichts am Opfer. Sollte die Jugend ruhig die Möglichkeit bekommen sich im Ruhm und des Glanzes zu sonnen. Die Claudier wussten sich zu inszenieren. Die Menge jedenfalls liebte es. Nun mussten die Götter nur noch dieses Opfer annehmen. Gelassen wartete er darauf, dass der Claudier nun zu ihm kam, damit er beginnen konnte. Es stand bereits alles bereit, Weihrauch, Obst, ein Kranz aus Eichenblättern und dann die Opfertiere, welche zum Glück völlig unbeteiligt drein blickten. Sie wirkten sogar ein wenig apathisch. Um sie ruhig zu stellen, hatte man sie betäubt. Durchaus üblich, denn die Tiere sollten die Zeremonie nicht stören.
    Ein Opfertier das Unruhe brachte konnte die Götter verärgern und wenn die Götter verärgert waren, dann nahmen sie das Opfer nicht an. Und in einem solchen Fall, wo so viele Blicke auf ihm ruhten, log man meistens schamlos und würde das Opfer zu einem späteren Zeitpunkt wiederholen. Aber zu so einem Vorfall sollte es nicht kommen und würde es auch nicht. Die Sklaven wussten die Tiere still zu halten.


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    Numerius Fecenius Camelius


    Es war ein beeindruckendes Spektakel welches der Aedilis Curulis Herius Claudius Menecrates stattfinden ließ. Scheinbar wollte ganz Rom sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen. Die Menschen strömten ins Amphitheater, sie wollten ihren Alltag und die Mühsal für einige Stunden hinter sich lassen.
    Numerius ließ den Blick über die gefüllten Ränge gleiten, er sollte das Opfer leiten, etwas das ihm ins Fleisch und Blut übergegangen war. Er blieb zunächst am Rande stehen, im Schatten der Mauern und beobachtete wie der Claudier seinen großen Auftritt hatte. Mit Pomp und Prunk zog er ein, umgeben von den Abbildern der Götter. Tosender Jubel begleitete den Einzug, welcher verstummte, als der Claudier das Wort ergriff. Auf die Rede folgte das Auspicium. Der Iulier machte einen guten Job, die Anzeichen sprachen für die Spiele. Die Götter waren dem Claudier wohlgesonnen.


    Nun folgte sein Auftritt. Ein letztes Mal strich er sich über seine Kleider, dann bedeutete er den Sklaven, welche die Opfertiere mit sich führten, ihm zu folgen. Während er auf den vorbereiteten Altar und die glühenden Kohlebecken zu Schritt zog er sich einen Zipfel seiner Toga über den Kopf. Nun fehlte nur noch der Opferherr persönlich. Er schob die Hände in die Ärmel seiner Tunika und wartete darauf, dass der Claudier wieder zurück kam.



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    Tatsächlich hatte der Ianitor die Worte des Aedils verstanden, wobei er es doch etwas unhöflich empfand, dass der Claudier nicht gewillt war, persönlich mit ihm zu sprechen. "Der Leiter des Collegium Pontificium ist der ehrenwerte Manius Tiberius Durus. Am besten, du sprichst mit ihm oder sendest eine Anfrage an das gesamte Collegium, das sich dann darum kümmern wird." antwortete er daher, noch ehe der Sklave übersetzen konnte.

    Der zuständige Sekretär hörte sich die Erklärung an und nickte. "In Ordnung, wird eingetragen!" Da der Aurelier nicht gerade aussah, als wollte er noch viele Worte verlieren, verabschiedete man sich rasch und der Sekretär konnte sich wieder seiner Arbeit zuwenden. Dann aber fragte er doch noch: "Sine manu, nehme ich an?"
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    Die Geschichte, die der Jüngling nun auftischte, war allerdings erschreckend und überraschend zugleich. Dementsprechend wusste der Aedituus anfangs auch gar nicht, was er antworten sollte. Ein Mann, der nie in seinem Leben geopfert hatte? Wie hatten die Götter so etwas durchgehen lassen? Und eine Familie, die ihre Ahnen nicht ehrte? Die Larven und Lemuren mussten sie ja tagein tagaus peinigen!


    "Ähm, das...ist ungewöhnlich."


    stellte er daher erst einmal etwas verdattert fest. So etwas war ihm wirklich noch nicht passiert...


    "Wenn du...kein Lararium hast, dann...kannst du auch einen Altar improvisieren. Wichtig ist, dass er oben mit einer Rasensode bedeckt ist."


    begann er schließlich mit praktischen Tipps.


    "Aber...hast du denn keine anderen Verwandten, die dir bei dieser Angelegenheit helfen können?"


    Irgendwie war es doch etwas kompliziert, einem absoluten Neuling theoretisch zu erklären, wie man seinen Manen opferte. Wenn nichts half, würde er eben bei öffentlichen Zeremonien zusehen müssen, bis er das Wesentliche abgeschaut hatte.
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    Der Ianitor saß natürlich an seinem Platz in unmittelbarer Nähe zur Porta, allerdings stand er natürlich nicht ständig in derselben, um alle Besucher zu begrüßen, ehe sie ihn bemerkt hatten. Dementsprechend dauerte es eine Weile, bis er öffnete und überrascht feststellte, dass der Aedilis Curulis sich hierher begeben hatte. "Gern, gern! Was verschafft uns die Ehre?" fragte er daher überrascht. Was wollte ein Magistrat wohl hier? Die Archive der Pontifices besichtigen?
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    Ein seltsamer Jüngling war das: Völlig ziellos, völlig deplatziert und scheinbar auch völlig desinformiert! Wer brachte denn seinem Vater Opfer in den städtischen Tempeln (wenn er nicht der Kaiser, ein Divi Filius war)? So sah der Aedituus den Artorier etwas verwundert an und meinte beruhigend


    "Sei unbesorgt, die Manen deines Vaters werden sich über jede Opfergabe freuen, die du ihnen darbringst! Wenn du allerdings an eine größere Gabe denkst, dann solltest du eine Ziege wählen, am besten eine schwarze!"


    gab er dennoch einen kleinen Ratschlag. Und um auch den anderen Fehler zu berichtigen, führte er gleich noch an:


    "Und du solltest sie am besten zu Hause, vor deinem Lararium darbringen! Dort wird dir dein Vater besonders nahe sein!"


    Vielleicht stand ja auch noch die Genius-Statue des alten Herrn auf dem Hausaltar! Andererseits: Wer nicht einmal wusste, was man seinen Ahnen opferte, der konnte aus keinem besonders pietätvollen Elternhaus stammen!




    Fortuna war offensichtlich auf Celers Seite, selbst wenn er wenig zur Aufrechterhaltung der Pax Deorum beigetragen hatte. Denn einer der Aeditui (genaugenommen der des städtischen Capitols) spazierte just in diesem Augenblick über den Platz mit den meisten Tempeln und bemerkte den ratlosen Genossen.


    "Suchst du etwas?"


    sprach er den Artorier an, nicht ahnend, dass dies ein längeres Unterfangen werden würde.




    Quintus Atilianus Privatus


    Privatus kratzte sich nachdenklich am Kinn, als der Aedil ihm so freiheraus Hilfe anbot. Für einen Aedituus war solche Aufmerksamkeit natürlich immer gut - demnach musste er sich auch Verbesserungsvorschläge überlegen, selbst wenn es dem Tempel des Iuppiter im allgemeinen ganz gut ging.


    "Hm...die Nebengebäude könnten wieder einmal runderneuert werden. Ich glaube, das Gebälk der Tempelküche könnte teilweise etwas erneuert werden. Und die Goldschindeln auf dem Haupttempel zu polieren wäre sicherlich auch keine schlechte Sache.


    Außerdem wäre ein wenig mehr Personal gut! Wir haben Unmengen an Weihegeschenken! Die sauber zu halten bindet ständig viele Kräfte!"

    Als hätten sie sich abgesprochen in ihrem Tun oder würden einem unmerklichen Zeichen folgen, richteten die Haruspices sich auf und teilten den Pontifices unhörbar für das Publikum die Ergebnisse der Eingeweideschau mit - zumindest schien dies so. Daraufhin trat Cornelius Scapula vor den Altar des Iuppiter und verkündete laut über den Platz hinweg:
    "Litatio! In seiner grenzenlosen Güte hat der göttliche Iuppiter das Opfer akzeptiert und wird weiter unserem Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus sein Wohlwollen zuteilwerden lassen!"
    Nach ihm trat Sestius Gallius vor.
    "Litatio! In ihrer grenzenlosen Güte hat die göttliche Iuno das Opfer akzeptiert und wird weiter unserem Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus ihr Wohlwollen zuteilwerden lassen!"
    Zuguterletzt komplettierte Flavius Gracchus vor dem Altar der Minerva den Ritus.
    "Litatio! In ihrer grenzenlosen Güte hat die göttliche Minerva das Opfer akzeptiert und wird weiter unserem Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus ihr Wohl..wollen zuteilwerden lassen!"
    Damit war das Opfer vollzogen, die vitalia wurden in den Hintergrund hinfort getragen, um dort gekocht zu werden, so dass sie nach der sich anschließenden Vereidigung den Göttern durch das Feuer würden übergeben werden können. Auch der Rest der Opfertiere wurde von einigen Sklaven des Cultus Deorum beiseite getragen, dass auch dies gekocht und im Zuge der anschließenden Feier an das Volk ausgegeben werden konnte. Die Senatoren indes waren noch nicht entlassen, folgte nun doch die Erneuerung ihres Treueeides auf den Imperator Caesar Augustus.



    MFG

    Quintus Atilianus Privatus


    Aus dem Nebengebäude des Tempels trat ein älterer Herr, gefolgt von zwei jüngeren Männern. Offensichtlich war er der Aedituus des Templum Iovis Capitolini, denn an seinem Gürtel trug er die Tempelschlüssel. Eilig kam er auf den Aedil zu und begrüßte ihn mit einer tiefen Verneigung.


    "Salve, Aedilis!


    Ich bin der oberste Aedituus des hiesigen Tempels. Was verschafft uns die Ehre Deines Besuches?"

    Nachdem Pontifex Cornelius seine Hände gereinigt und mit dem weichen mallium latum getrocknet hatte, tunkte er die Fingerspitzen des Zeige- und Mittelfingers der rechten Hand in eine Schale voll mola salsa und strich die weißfarbene Paste über Nasenwurzel und Stirn des dem Iuppiter geweihten Ochsen, rieb kurz seine Finger noch einmal sauber, ehedem er sein Opfermesser zog und dem Tier über die wollene Decke auf seinem Rücken strich und diese entfernte.
    "Iupiter Optimus Maximus, Höchster und Größter,
    Quell der Fülle, allmächtiger Herrscher!
    Zu Deinen Ehren geben wir diesen Ochsen, Iove, Dir zur Freude,
    dass Dein Glanz herabscheine auf unseren geliebten Imperator,
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus,
    dass Dein Wohl und Heil ihm gilt, unserem Kaiser!
    Darum Iuppiter, Glückverheißender, höre unser Gebet,
    nimm diesen Ochsen Dir zur Ehre, Iuppiter,
    und gib wohlwollendes Heil dem Imperator Caesar Augustus
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus,
    mit Frieden Göttlicher, und notwendigem Wohlstand."


    Als die Worte allmählich verklangen, vollzog Pontifex Sestius von den Senatoren aus gesehen zu Cornelius' Rechten ebenfalls die Weihe mit mola salsa und die rituelle Entkleidung der Iuno zugedachten Kuh.
    "Iuno, gütige Mutter, Höchste und Größte,
    Quell allen Lebens, allmächtige Herrscherin!
    Zu Deinen Ehren geben wir diese Kuh, Iuno, Dir zur Freude,
    dass Dein Glanz herabscheine auf unseren geliebten Imperator,
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus,
    dass Dein Wohl und Heil ihm gilt, unserem Kaiser!
    Darum Iuno, Allgestalterin, höre unser Gebet,
    nimm diese Kuh Dir zur Ehre, Iuno,
    und gib sorgsames Heil dem Imperator Caesar Augustus
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus,
    mit Frieden Göttliche, und notwendigem Wohlstand."


    Mit einem kurzen Blick zur Seite hin übergab er die Handlung des Ritus an Flavius Gracchus am Altar der Minerva.



    MFG

    Die gesamte Prozession erreichte die Kuppe des kapitolinischen Hügels und es dauerte eine geraume Weile, bis dass endlich alle Gruppen an den ihnen zugewiesenen Plätzen angelangt waren - jene, die kein namhaftes Amt oder eine angesehene Position in Rom inne hatten, mussten sich in die hinteren Reihen drängen oder auf der Straße vom Forum her ausharren. Fachkundig dirigierten die Opferhelfer den Ochsen, welcher dem Iuppiter bestimmt war, durch die Menschen hindurch bis vor den Aufgang zu dessen Tempelteil hin, die beiden Kühe je an die Seiten vor Iunos und Minervas Heim, um die Tiere dort mit den Führungsseilen an den in den Boden eingelassenen, ehernen Ringen zu befestigen. Unterdessen traten auch drei Pontifices aus der Gruppe des Collegium vor, um je ihren Platz an den Opferaltären einzunehmen - Cornelius Scapula neben den Ochsen, Sestius Gallius neben die Kuh für Iuno und Flavius Gracchus neben jenes Tier, das Minerva bestimmt war. Die symbolische Reinigung, die Pontifex Cornelius als Opferherr begann, indem er einen Pinsel aus Pferdehaar in eine Schale voll Wasser tunkte und damit die ihn Umstehenden besprengte, wurde von seinen Collegae über beinahe die gesamte Breite der Zuschauer vor dem Tempel fortgeführt. Sodann trat ein Herold einige Stufen zum Tempel empor, wandte sich der Menge zu und forderte mit lauter Stimme:
    "Favete linguis!"*
    Von weiteren, am Rande postierten Herolden wurde der Ruf weiter getragen, bis dass endgültig Ruhe in die Menge einkehrte und zu jeder Seite hin zwei tibicines mit ihrem leisen Flötenspiel begannen, um den Opferherren die Konzentration auf ihre Arbeit zu erleichtern.


    Cornelius, Sestius und Flavius zogen je eine Falte ihrer Toga über ihren Kopf und Cornelius Scapula vor dem Altar des Iuppiters begann den Ritus.
    "Iupiter Optimus Maximus, Höchster und Größter,
    Allschaffender und allwissender König!
    Deine Gunst, Iove, erbitten wir
    für das Wohl unseres geliebten Imperators,
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus,
    Iupiter Optimus Maximus, Glückverheißender!"

    Aus einer ihm dargereichten, goldenen Schale voll Weihrauch nahm der Pontifex eine Hand voll von diesem und streute sie auf die eherne Schale neben dem Altar, in welcher bereits die Kohlen für das Opferfeuer glommen. Sogleich erhob sich der graufarbene, nach Olibanum, Sternanis und Salbei duftende Rauch empor und verhüllte für einige Augenblicke den Blick auf Cornelius.


    Währenddessen trat auch der Pontifex Sestius Gallius hervor, intonierte seinerseits die Bitte an Iuno.
    "Iuno, gütige Mutter, Höchste und Größte,
    Allgebärende und alliebende Königin!
    Deine Gunst, Iuno, erbitten wir
    für das Wohl unseres geliebten Imperators,
    Gaius Ulpius Aelianus Valerianus,
    Iuno, wohlwollende Schirmherrin Roms!"

    Auch dieser streute eine Räuchermischung - Süßholz, Ahornharz und getrocknete Feigenblätter - über das Kohlebecken neben dem Altar, aus welchem ebenso wohlduftende Rauchschwaden empor zum Himmel leckten.

    Den Abschluss der Voropfer für die Götter vollzog schlussendlich Flavius Gracchus am Altar der Minerva.


    MFG

    M' Tiberius Durus Pontifex pro Magistro - Roma




    Haruspex Primus A Tarquitius Caecina Pontifici pro Magistro M' Tiberio Duro s. p. d.


    Nach dem bedauerlichen Fortgang unseres geliebten Cilnius bedarf der Ordo Haruspicum LX einer neuerlichen Ergänzung. In Absprache mit meinen Collegae habe ich mich aus diesem Grund entschieden, den Vigintivir Sextus Aurelius Lupus zu kooptieren. Seine Lehrer konnten seine ausführliche Ausbildung in der Etrusca Disciplina nachweisen und es besteht Konsens innerhalb des Ordo, dass er dieses Amtes würdig ist.



    Appius Tarquitius Caecina


    [Blockierte Grafik: http://img687.imageshack.us/img687/5995/haruspex.jpgHaruspex Appius Tarquitius Caecina


    "Meine Gattin ist überaus bescheiden, also stürze dich bitte nicht in Unkosten!" gab Caecina noch einmal zu bedenken. Damit waren sämtliche Unklarheiten oberflächlich beseitigt und der Haruspex Primus entschied, dass er nicht gewillt war, weiteren Smalltalk mit einem Pontifex zu betreiben.


    Kurz sah er sich um, dann entdeckte er auch schon einen ihm bekannten Senator, dem er einstmals als persönlicher Haruspex gedient hatte. "Entschuldigt mich, ich würde gern noch ein paar Worte mit Corpulus Crassus wechseln. Wir sehen uns zweifelsohne wieder einmal!"
    Mit diesen Worten nickte er Gracchus und Lupus knapp zu, ehe er sich zu dem übergewichtigen Senator davonstahl.





    Nachdem die Haruspices die Innereien begutachtet hatten, begannen die Opferhelfer sofort damit, die ausgesuchten Teile in die Domus Augustana zu tragen, um sie dort auf dem Opferaltar vor dem Templum Divi Augusti zu verbrennen. Die Arvalbrüder und übrigen Prozessionsteilnehmer machten sich hingegen daran, die Prozession fortzusetzen:


    Die Priestercollegia machten wieder den Anfang, ihnen folgte nun die Statue des Genius Valeriani, geschultert von kräftigen Männern mit lorbeerbekränzten Häuptern. Auch die Divi Augusti wurden selbstverständlich mitgeführt, gefolgt von ihren jeweiligen Opferhelfern. Zusammen mit den übrigen Opfertieren marschierten auch die Opferhelfer für das Opfer an die capitolinische Trias, darunter Knaben, Staatssklaven und kaiserliche Freigelassene, die den Pontifices zu assistieren die Ehre hatten. Einige von ihnen trugen auch golden glänzende Standarten mit sich, die auch schriftlich das Wohl des Kaisers - besonders seine Gesundheit - erflehten, aber auch seine Wohltaten priesen und seinen besonderen göttlichen Schutz bezeugten.


    Erst danach schloss sich der Senat, dann die Equites und schließlich der Pöbel an, allesamt angeführt von Potitus Vescularius Salinator, der als Nicht-Priester nicht ganz den kaiserlichen Platz in der Prozession einnehmen durfte, allerdings zumindest gemeinsam mit den Consuln ganz vorn unter den Senatoren rangierte.


    Dieser prächtige Zug hatte nun allerdings nur noch einen kurzen Weg: Den Palatin hinab und auf die Via Sacra, die sich vorbei an den Tempeln der Venus und Roma, der Vesta, des göttlichen Iulius und der Concordia hinauf zum Capitolium schlängelte, vielleicht nicht zufällig dem Weg folgend, den auch siegreiche Feldherrn während des Triumphes beschritten.