Beiträge von Prudentia Callista

    "Salve, ich würde gerne mit Marcus Aurelius Corvinus sprechen. Es ist dringend. Mein Name ist Prudentia Callista."


    War das jetzt zu frech gewesen, zu sagen, es sei dringend? Sie zweifelte etwas und hoffte, dass man so kurzfristig Zeit für sie hatte. Aber es war wirklich wichtig. Wie sollte sie sonst nach Germanien reisen ohne den Eid abgelegt zu haben?

    "Die genaue Planung meiner Reise hat mein Onkel übernommen, aber ich habe mich informiert. Wir werden die Route über die Via Mala nehmen." Callista war kurz still und überlegte, was sie alles über den "schlechten Weg" wußte. "Es dürfte ungefährlicher sein, als direkt an der Reichsgrenze entlang zu reisen und wir brauchen, für den gesamten Weg, wahrscheinlich neun oder zehn Tage. An der Via Mala hat sich mittlerweile ein Umschlagsplatz gebildet, weil dort viele Reisende und Händler zusammen kommen. Es kann gut sein, dass wir dort eine etwas längere Rast machen und unseren Proviant auffüllen." Auch hier machte Callista noch einmal eine Pause, aber sie wußte noch mehr. "Der Weg führt durch eine gefährliche, wilde Schlucht die sehr lang und tief, aber nicht sehr breit ist. Es gibt einen Weg, den man zu Fuß oder mit Eselskarawanen beschreiten kann, aber wir fahren drumherum. Das ist sicherer, auch wenns länger dauert. Der Weg ist im tonigen Kalkschiefer eingeschnitten und soll sehr steil sein."


    Dann aber wurde sie still und beobachtete das verlobte Pärchen dort vor sich. Zum einen lauschte sie, was Cato zu erzählen hatte, zum anderen wollten beobachtete sie die vertrauten, liebevollen Gesten zwischen den beiden. Ob Marsus und sie auch so werden würden? Aber wenn Crista eine ehemalige Sklavin war, dann heiratete Cato sie ja sicherlich aus Liebe. Liebe, wie sich das wohl anfühlte? Sie hätte Crista gerne gefragt, aber erstens war ihr das peinlich vor ihrem Verlobten und zweitens kannte sie die Blinde noch gar nicht so lange. Sie hätte wohl besser Vespa fragen sollen, die war schließlich frisch verheiratet und konnte ihr erklären, was genau auf sie zu kam.


    Wenn sie doch nur schon endlich da wären.

    Herzlichst nahm sie ihren Onkel in den Arm und drückte ihn leicht. Eine kleine Träne sammelte sich in ihrem Auge, dagegen konnte sie gar nichts tun. Sie hätte so gerne noch mehr Zeit in Rom verbracht, aber das ging nun leider nicht mehr. Nach dem Umarmung überreichte sie Balbus noch das Papyrus, dass sie morgens noch schnell geschrieben hatte. Sie war aber auch vergesslich heute! Musste wohl die Aufregung sein.


    Ich, Prudentia Callista, bestätigte hiermit meine Einwilligung in die Schließung einer Verlobung mit Numerius Duccius Marsus. Ich befähige meinen Onkel Tiberius Prudentius Balbus dazu, die Verlobung in meinem Namen eintragen zu lassen.
    Prudentia Callista


    Nachdem das auch erledigt war, wurde Thalna einfach noch einmal gedrückt. Vespa war leider nicht anwesend, da konnte man nichts machen.

    So wie Crista sich nicht mit den germanischen Gents auskannte, so kannte Callista niemanden in Rom. Von einem gewissen Decimer mal abgesehen, der seine Zusage zu einem gemeinsamen Spaziergang nie wahrgemacht hatte. Was sie immer noch schade fand, irgendwie. Aber diese Art Energie würde sie ja bald an Marsus auslassen können, wenn sie sich nur traute. Daher sagte ihr Annaer auch nichts und sie lächelte nur.


    Dankbar nahm die Rothaarige den Trinkbeutel entgegen. "Danke, ja." Sie trank einen großen Schluck und reichte den Beutel zurück. Ihre Leibsklavin Vodafonis hatte einen eigenen und sie wollte den Beutel der Schneiderin nicht einfach weiterreichen. Nicht jeder trank mit einem Sklaven aus dem gleichen Trinkbeutel, wie sie wußte. Die Reise ging voran, das Tempo war angenehm und die Gesellschaft ebenso.

    Callista nickte traurig, sie mochte Abschiede auch nicht. Die lebenslustige Art ihrer Verwandten würde ihr sehr fehlen. Man konnte nur hoffen, dass sie bald eine neue Freundin fand, auch wenn sie natürlich nicht annahm, dass jemand Thalna einfach so ersetzen konnte. Vielleicht ließe es sich einrichten, dass die zwei sich gelegentlich besuchten, im Sommer, wenn der Weg frei und weniger gefährlich war. In einer schnellen, vielleicht etwas überrumpelnden Art beugte sie sich vor und gab Thalna eine dicke Umarmung. Sie dauerte zwar nicht lang, war dafür aber umso herzlicher.


    "Aber natürlich! Sobald ich eingerichtet bin und einen Tisch zum Schreiben habe, verfasse ich einen Brief für dich und berichte über alle Neuigkeiten!"


    Callista machte große Augen, Thalna brauchte ihr doch nicht drohen. Sie hatte sich doch schon längst vorgenommen ihr zu schreiben und ihrem Onkel sowieso. Regelmäßig und lange Briefe, damit beide an ihrem Leben teilhaben konnten.


    Aus dem Augenwinkel sah sie, dass alles verstaut war und Vodafonis sich bereits in den Wagen setzte. Sie seufzte und ließ die Schultern hängen, dann blickte sie traurig zu ihren Verwandten.


    "Ich glaube es ist Zeit zu gehen."

    Callista war ja eigentlich schon längst auf dem Weg die blinde Schneiderin und deren Verlobten abzuholen, doch sie hatte etwas entscheidendes vergessen und musste dies unbedingt erledigen bevor sie ihre Reise antreten konnte. Daher wandte sie sich direkt an Marcus Aurelius Corvinus und besuchte ihn daheim . Vodafonis, die Leibsklavin der jungen Prudentia, klopfte bestimmt an und die beiden Frauen warteten, bis man ihnen öffnen würde.

    Etwas skeptisch hörte Callista Cato zu, der eine bedeutend negativere Meinung hatte als sie angenommen hatte. Ob er sich in Germanien überhaupt wohl fühlen würde? Warum war er dorthin unterwegs, wenn er so wenig von diesem Land hielt? Es klang jedenfalls so, als wäre er schon mal dagewesen. Aber Callista war keine gute Rednerin und Streitgespräche lagen ihr gar nicht, daher lächelte sie einfach nur höflich und nickte.


    "Mein Leben ist von nun an stark mit dem der Gents Duccier vreknüpft, sie leben diesseits des Rhenus und haben sowohl Soldaten als auch Beamte hervorgebracht. Ich traf einen von ihnen, Duccius Eburnus, und er machte einen wirklich netten Eindruck. Er war etwas ... lockerer ... als man das von einem römischen Mann gewohnt sein mag, aber nett."


    Sie freute sich jedenfalls, das würde ihr auch Cato nicht ausreden. Sie hatte keine wirkliche Angst mehr, es war natürlich durchaus möglich, dass ihnen auf der Reise etwas zustieß. Das war immer möglich, aber sie wählten ja die Via Mala und nicht den Weg nah an den Grenzübergängen.

    "Ich war auch noch nicht in Germanien. Eigentlich stamme ich aus Mantua, dort bin ich geboren worden und aufgewachsen. In Rom habe ich etwas über ein halbes Jahr gelebt. Mein Onkel hatte dafür gesorgt, dass ich einige Informationen über Germanien und Mogontiacum erhalte, auch aus erster Hand und es macht alles in allem einen guten Eindruck. Ich bin schon sehr gespannt."


    Gespannt war sie wirklich, auf ihre Ausbildung, ihren Mann, das Eheleben als solches und das Leben in als germanische Ehefrau im Besonderen. Sie strich wiederum über die schöne Kette, die Marsus ihr hatte schicken lassen und fragte sich, ob er bereits über ihre Haarfarbe bescheid wußte. Die Kette passte so gut dazu. Ob sie sie wohl bei der Hochzeit anziehen sollte?

    Auch Thalna hatte sich nun eingefunden und Callista begrüßte die Gleichaltrige mit einem Lächeln. Bei deren Entschuldigung schüttelte sie nur den Kopf. "Aber das macht doch nichts. ich freue mich sehr, dass wir uns noch einmal richtig verabschieden." Auch sie war traurig, ihre Freundin zu verlassen, denn die beiden hatten sich mit der Zeit gut aneinander gewöhnt. Der gemeinsame Griechisch Unterricht und die Stadtrundgänge hatten ihr immer viel Spaß gemacht und sie würde Thalna vermissen. Aber es bestand ja die Hoffnung, dass die beiden Frauen sich schon bald auf Callistas HOchzeit wiedersehen würden. Mit einer streichelnden Bewegung fuhr Callista über ihre neue Kette, die in einem Brief von Lando dabei gewesen war. Ein Geschenk ihres Verlobten, Marsus, über das sie sich sehr gefreut hatte. Eigentlich war es zu schade, die Kette jetzt schon zu tragen, aber Callista hatte darauf bestanden. Nicht aus Eitelkeit, nein, eher weil sie sich so gefreut hatte.


    "Und wehe du kommst nicht zu meiner Hochzeit." meinte sie noch an die junge Verwandte gewandt und lächelte.

    Endlich! dachte Callista nur und wandte sich nun Crista zu, deren Gedanken wild sprudelten und ebenso wild hervorschossen, was aber völlig in Ordnung war. Callista mochte die junge Schneiderin, trotz oder auch gerade wegen ihrer Erblindung und war in ihrer Gegenwart nicht sehr verspannt.


    "Den Stopp habe ich schon erledigt, bevor ich zu euch gekommen bin. Mein Onkel, Prudentius Balbus, hat mich heute morgen daran erinnert, dass ich noch den Eid leisten musste. In der ganzen Hochzeits- und Reisevorbereitungshektik hatte ich das glatt vergessen und ohne hätte ich meine Ausbildung zur Iuno Priesterin gar nicht beginnen können. Daher war ich schon in der Regia, ganz früh heute morgen, um das noch schnell zu machen. Warst du schon mal in der Regia?" fragte sie interessiert und begann dann doch einfach weiter zu erzählen. "Die Regia ist das administrative Zentrum des Cultus Deorum. Dort finden die Sitzungen des Collegium Pontificium und verschiedene Kulthandlungen statt. Außerdem führen die Pontifices hier das Archiv des Cultus Deorum. Der fünfseitige Bau erstreckt sich im Gebiet zwischen dem Atrium Vestae und der Via Sacra auf dem Forum Romanum. Es besteht gänzlich aus Marmor, der Hauptbau misst etwa vierzehn mal fünf Passus. An der Süd- und Westseite sind außen die Listen der Consuln angebracht. Sie beherbergt ein rundes Sacrarium Martis, ein Heiligtum des Mars. In ihm wird das Ancilium, der Schild des Mars, aufbewahrt. Aber es gibt auch elf exakte Repliken, um einen Diebstahl zu erschweren, eine gute Idee, findest du nicht? Weiterhin befindet sich in der Regia ein Heiligtum der Ops, das Sacellum Opis, das nur vom Pontifex Maximus und den Vestalinnen betreten werden darf."


    Jetzt war sie ja richtig ins Plaudern geraten, Callista schmunzelte. Eigentlich sah ihr sowas gar nicht ähnlich, aber sie hoffte Crista war ihr nicht böse, wenn sie einfach so daher redete. Vielleicht erzählte sie der jungen Frau ja auch gar nichts Neues über die Regia und die Blinde war selber gut informiert. Das wäre dann natürlich sehr peinlich.

    Vodafonis saß der jungen Herrin schräg gegenüber und blickte mehr oder weniger freundlich in die Runde, bevr sie dann wieder zu der immer kleiner werdenden Stadt blickte. So komisch das auch war, aber Rom wurde tatsächlich kleiner, wenn man sich von ihr entfernte, die ewige Stadt, diese riesige Metropole. Callista blickte auch zurück, aber nur kurz. Für sie war Rom anscheinend nur eine Zwischenstation gewesen, auch wenn immerhin die Aussicht bestand, dass sie zurückkehrte. Aber das war nur unter gewissen Umständen möglich und Callista wußte nicht, ob sie sich diese wünschte. Eine Scheidung wäre ein solcher Fall oder aber, dass sie eine Witwe würde, wo sie dann auf jeden Fall zu ihrer Familie zurückkehren würde. Nur lag Callista an beiden Dingen nicht wirklich viel, eine Scheidung bedeutete nämlich, dass etwas so fürchterlich falsch lief, dass Marsus sie nicht mehr haben wollte. Darauf wollte es die Prudentia aber keinesfalls ankommen lassen. Es dritte und erfreulichere Möglichkeit, warum sie Rom wiedersehen würde, wäre, wenn Marsus ein Amt anstrebte, dass seine Anwesenheit in der Hauptstadt erforderte. Dann wäre es sicherlich möglich, dass sie ihren Onkel, ihre Tante und auch Thalna traf. Hatten die Duccier eigentlich ein Anwesen in Rom? Sie glaubte fast nicht, die Familie schien sich ja sehr an ihre Heimat zu klammern.


    Germanien! Callista seufzte und dachte zurück an die Erzählungen ihres Onkels, von Vespa, Valerian und Eburnus und alles fügte sich zu einem doch recht ansehnlichen Bild zusammen. Alle schwärmten vom germanischen Frühling und Callista war froh, dass sie noch für eine Weile vom Schnee verschont bleiben würde. Nicht, dass sie prinzipiell etws dagegen gehabt hätte, aber gleich meterhoch? Ob Marsus Schnee mochte? Vielleicht war er ihn auch so gewöhnt, dass er ihn nicht mehr störte. Es war ja schließlich etwas ganz anderes, wenn man in einer solchen Region geboren und aufgewachsen war. Apropo geboren, war Marsus das in Mogontiacum? Und lebten seine Eltern noch? Das alles hätte sie auch Eburnus fragen können, wenn sie nur damals schon gewußt hätte, dass er der große Bruder ihres Ehemannes war. Doch Balbus war erst ein paar Tage danach mit der Sprache rausgerückt.


    Callista löste ihren Blick nun endgültig von Rom und schaute stattdessen in den Wagen, zu ihrer Begleitung. Da war Tiberiana Crista mit ihrer Nanta, die ihre Herrin nicht aus den Augen ließ. Und natürlich Tiberianus Cato, der Verlobte der Schneiderin, der allerdings sehr still war. Und dann war da noch Laris, ebenso still. Callista fragte sich insgeheim, wer dieser Junge war und warum er dabei war. Ob er das Kind der beiden war? Vom Alter her würde es bei Crista sicherlich passen, vielleicht war sie bereits verheiratet gewesen? Hatte sie nicht erwähnt, dass sie mal Sklavin gewesen war? Konnte das Kind denn dann von Cato sein? Natürlich war die junge Frau mit den rotbraunen Haaren viel zu schüchtern und pietätsvoll, um ihre Fragen auch zu stellen, aber sie dachte einen Moment darüber nach. Sie hoffte die Stille würde bald gebrochen und jemand würde ein Gespräch anfangen, denn sie hatte keine Lust zehn Tage nur rumzusitzen. Dafür hatte sie die drei nun auch nicht mitgenommen.

    "Ja, das denke ich auch. es wird sicherlich gut gehn und dann wünsche ich euch allen noch einen angenehmen Tag!"


    Callista wartete im Gang, während der Iniator die Tür öffnete und die Gäste heraus ließ. Als sie gegangen waren, ging Callista wieder in ihr Cubiculum.

    "Der Dank ist auf meiner Seite. Zu schönen Kleidern kriege ich jetzt auch noch angenehme Reisebegleitung."


    Callista stand nun auch auf und begleitete die Gruppe zum Ausgang. Sie lächelte fortwährend, war aber gleichzeitig froh, dass der Trubel vorbei war. Soviel geredet hatte sie schon lange nicht mehr, vor allem nicht, wenn sie das Wort führen musste.

    "Das hoffe ich auch. Aber eigentlich dürfte ich nichts anderes vergessen haben. Ich habe alles eingepackt, die Geschenke dabei, das Paket von Valerian ist sicher verstaut." Sie ging nochmal durch, was sie alles vorbereitet hatte und sah dann fragend zu Balbus. Ob ihm noch etwas einfiel, dass ihr entfallen war? Gab es denn noch was, was sie hätte vergessen können? "Die Schneiderin Tiberiana Crista, ihr Verlobter und der Junge werden von mir abgeholt."

    Eigentlich war Callista schon auf dem Weg nach Mogontiacum, doch ihr Onkel hatte sie noch an etwas sehr, sehr wichtiges erinnert. Sie musste ihren Eid noch ablegen, das hätte sie beinahe vergessen!


    Daher suchte sie nun nach jemandem, der ihr weiterhelfen konnte und wo sie ihren Eid ablegen konnte, damit die Reise weitergehen konnte. Von ihrem letzten Besuch wußte sie, dass hier immer ein Scriba war, der den Besuchern half und Fragen beantwortete.

    Callista bekam ganz große Augen. "Ohoh, wie gut, dass du mich daran erinnerst. Das hätte ich beinahe vergessen. Muss die Aufregung sein, aber ein Glück, dass du in der Nähe bist. Nicht auszudenken, wenn ich das wirklich vergessen hätte."


    Die junge Frau mit den rotbraunen Haaren biss sich schuldbewußt auf die Unterlippe und wäre am liebsten im Boden versunken. Wie konnte sie nur so gedankenlos sein?

    "Ich schlage vor, ich werde euch in der Villa abholen und zwei Tage vorher einen Sklaven vorbeischicken, damit ihr informiert seid. Das wäre doch am einfachsten. Man könnte euer Gepäck auch schon einen Tag vorher abholen und im Wagen verstauen, dann geht es schneller voran."


    Dann kam Callista noch eine Idee.


    "Was deine Kleider angeht, so könnte man ja auch auf der Reise noch etwas nähen. Ich kann auch ein wenig nähen und einfache Kleidung verzieren. Dann haben wir eine Beschäftigung."

    Nachdem Cato hereingelassen und vorgestellt wurde, bekam auch er ein Getränk angeboten und das Gespräch ging weiter. Die Begeisterung der Schneiderin war ansteckend und auch Callista lächelte.


    "Aber natürlich geht es in Ordnung wenn Nanta die Kleider vorbeibringt. Ich brauche drei für den Alltag, eins für die Nacht der Nächte und vielleicht noch eins für den Hochzeitstag selber. Aber das müsste dann schon etwas besonderes sein, du hättest noch Zeit das erst in Mogontiacum fertig zu stellen."


    Die junge Prudentia ließ sich noch einmal Saft nachschenken.


    "Über die Kosten sollte dein Verlobter vielleicht mit meinem Onkel sprechen, denn darum kümmert er sich. Die Reise wird in der kommenden Woche stattfinden, denn ich stehe etwas unter Zeitdruck."

    "Ja, ein wenig schon. Die Reise dauert zwar ihre Zeit, aber das bedeutet, man hat viel Zeit nachzudenken und sich auszumalen, was einen erwartet. Ich bin sehr gespannt auf die Duccier, auf Marsus und Verus vor allem. Ist dir aufgefallen, dass ich noch gar nichts über die Frauen der Familie weiß? Ich hoffe sie sind nett."


    Callista lächelte zaghaft und beobachtete ihren Onkel. Sie war im Herbst hier angereist und hatten den milden Winter in Rom verbracht, doch jetzt, wo auch in Germanien der Frühling angekommen war ging ihre Reise weiter. Nicht mal ein Jahr war vergangen, seit ihre Mutter gestorben war, die letzte ihrer nahen Verwandten. Und bald schon würde sie neue Verwandte haben, selber Kinder kriegen, wenn sie erstmal verheiratet war. Sie sah zu, wie Vodafonis die zwei Kästchen verstaute, die sie als Geschenke mitnehmen würde. In dem einen war zusätzlich das Geld untergebracht, dass Valerian ihr anvertraut hatte. Darauf würde sie sehr achtgeben müssen und sie hatte auch niemandem gesagt, dass es dort versteckt war. Nicht mal ihre neue Leibsklavin wußte, welcher Schatz in der unscheinbaren Holzkiste verborgen war. Aber eine solche Aufgabe hatte man Callista noch nie anvertraut, schon gar nicht soviel Geld, daher ging sie kein einziges Risiko ein. Und wenn es noch so klein war.


    Sie blickte zu ihrem Onkel, der bedrückt wirkte. Ob er sie vermissen würde? Aber es gab ja noch Thalna, die ihn auf Trab halten würde, von seiner wundervollen Frau ganz zu schweigen. Eine Frau weniger im haus dürfte kaum ins Gewicht fallen. Dennoch wirkte er traurig und Callista wußte nicht recht, wie damit umgehen.


    "Die Reise wird sicher gut verlaufen und dann schreib ich dir sofort! Ich werde dich vermissen, auch wenn wir uns wahrscheinlich bald wiedersehen. Wenn ein Heiratstermin feststeht und wenn du die Zeit findest, zu mir nach Mogontiacum zu reisen. Ich hätte dich, Vespa und Thalna sehr gern dabei."