Beiträge von Prudentia Callista

    Ja, sie hatte sich wirklich viel Wissen angelesen und sie war wirklich glücklich, dass sie es nun auch so ohne weiteres abrufen und vortragen konnte. Dann aber sprach er etwas an, worüber sie nur wenig gelesen hatte und sie lief natürlich direkt rot an. Sowas dummes aber auch, sie hätte doch damit rechnen müssen, dass er das fragte. Schließlich waren sie hier in einer römischen Provinz und er (und nun auch sie selbst) Teil des Provinzkollegiums. Enttäuscht und etwas sauer auf sich selbst schüttelte sie ganz zaghaft mit dem Kopf.

    Callista bemerkte gar nicht, dass sie sich hier in einer kleinen Fragerunde befand. Denn sie gingen ja ein Stück über den Vorplatz und es kam ihr mehr vor, dass sie plauderten. es war ihr natürlich bewusst, dass Verus gerne ihren Wissenstand ausloten wollte, aber das war ja schließlich sein gutes Recht. er war sicherlich froh, nicht mehr alleine in Mogontiacum zu sein und jemanden an seiner Seite zu haben, der auch etwas Ahnung hatte. Ob sie später auch mal jemanden ausbilden würde?


    "Zu einzelnen Priestern, wie du es bist, gibt es noch Priesterkollegien und Kultvereine. Diese haben vor allem im staatlichen Kultbereich grosse Bedeutung. Im Gegensatz zu Griechenland, wo sich Männer und Frauen bei den Priesterämtern die Waage halten, sind in Rom die Priester vorwiegend männlich. Nur einige Kulte, wie der der Bona Dea oder die Vestalinnen, waren Frauen vorbehalten. Und hier in Mogontiacum wird es bald ausgeglichen sein."


    Diesen kleinen Scherz konnte sie sich nicht verkneifen und sie hoffte, er würde ihn ihr nicht übel nehmen.


    "Priesterkollegien stellen für Rom die wichtigste religiöse Organisationsform dar. In ihnen wurden gleiche Preister im selben Kultbereich zusammengefasst. Weitaus mehr als die Kultvereine sind sie für administrative Belange und die Deutung von Vorzeichen zuständig. So kann man die Kollegien in drei Gruppen einteilen. Zum Ersten die Pontifices, ein Gremium in dem sämtliche wichtigen und tradierten Einzelpriester der Hauptstadt Rom zusammengefasst sind; zum Zweiten die Auguren und Haruspices, deren Wirkungskreis im Bereich der Deutung von Vorzeichen liegt und schliesslich die Quindecimviri und Septemviri, die vor allem in der religiösen Verwaltung und Interpretation tätig sind."


    Hier machte Callista eine kurze Pause, denn sie musste nachdenken und wollte nichts falsches sagen.


    "Wie bei den Kultvereinen handelt es sich meist um sehr alte Vereinigungen, die schon zur Königszeit bestanden haben. Die lange Tradition bewirkt zahlreiche religiöse Vorschriften, die peinlich genau eingehalten werden müssen. Daraus resultiert ein geschriebenes Sakralrecht, das in den einzelnen Archiven der Kollegien verwaltet wird und auf das man im Notfall zurückgreifen kann."

    Natürlich hatte sie das. Vor allem durch Pergamente hatte sie sich gewälzt und viel gelesen, damit sie Verus beeindrucken konnte und kein schlechtes Licht auf ihren Onkel viel. Also begann sie ihr Wissen aufzuzählen.


    "Nun ja, jeder römische Bürger kann zum Priester gewählt oder ernannt werden, wenn er Vollbürger, nicht als Sklave geboren, nicht vorbestraft und ohne körperliche oder geistige Gebrechen ist. Früher musste jeder Priester von Geburt an Patrizier sein, doch durch die lex Ogulnia wurde um 300 v.Chr. bestimmt, dass auch Plebeijer die priesterlichen Ämter bekleiden können." Soviel dazu. Aber es ging direkt weiter. "Sacerdos leitet sich von "sacer" (heilig) und "dhe" ab, was soviel wie tun oder machen bedeutet. Damit meint man also den Tätigkeitsbereich der Priester: Verrichtung der heiligen Handlungen und der Opferungen. Zusätzlich sind die Priester für das gute Verhältnis von Menschen und Göttern zuständig und haben die Aufgabe, den Willen der Götter zu ermitteln und zu vermitteln."


    So jedenfalls hatte sie das verstanden und hoffte nun, damit auch richtig zu liegen. Sie war gespannt was Verus sagen würde.

    Verus hörte sich sehr erstaunt an, war er etwa enttäuscht? Oder gar sauer? Über sie? Hatte sie etwas falsch gemacht? Sofort beschleunigte sich ihr Herz und sie schaute ihn etwas zaghaft an, doch konnte sie keinen Gram in seinem Gesicht erkennen. Erleichtert atmete sie auf und nickte dann. Sie würden ihren Eid direkt heute ablegen, wie schön! Dann war das schon mal erledigt.


    "Ja, das habe ich. Iuno hat mich als Göttin immer am meisten angesprochen, das ist schon so, seit ich Kind bin. Meine Mutter, die sehr krank war, hat viel zu Minerva und Iuno gebetet und so bin ich sozusagen damit aufgewachsen. Für den Dienst habe ich mich entschieden, weil ... nun ja, aus mehreren Gründen. Zum einen, weil ich mich in den Tempeln der Göttin sehr wohl und heimisch fühle. Zum anderen, weil ich das Nichts-tun nicht mag und gerne eine Aufgabe habe. Früher hab ich meine Mutter gepflegt, bis sie dann gestorben ist und als ich bei Balbus gelebt habe, kam ich mir etwas unnütz vor. Außerdem gibt es in meiner Familie nicht viele Priesterinnen, da dachte ich mir, dass es eine gute Idee wäre. Balbus hat sich darüber gefreut."

    "Ja, er hat sich ein wenig um micht gekümmert. Allerdings nicht viel, er fand nicht mal Zeit für mich, so dass ich meinen Eid stattdessen hier ablegen soll."


    Wie Callista etwas geknickt zu gab, sie hätte gerne schon mehr Ergebnisse präsentiert. Aber im Grunde hatte sie sich nicht viel auf ihre Ausbildung vorbereiten können.

    Mit einer skeptischen Miene las die Carcia den Brief, prüfte das Siegel und nickte dann. Die kurze Nachricht stammte aus der Feder ihrer neuen Herrin und so bat sie den Mann ins Triclinium. "Warte einen Augenblick, Herr, Prudentia Callista wird dich sogleich empfangen." sagte sie und verschwand, während ein anderer Sklave unaufgefordert ein Tablett mit Getränke vor dem Centurio abstellte. Wenn er denn durstig war, standen nun verdünnter Wein, Apfelsaft oder auch nur schlichtes Wasser bereit.


    Nur wenige Minuten später stand dann auch schon Callista im Raum, mit einem freundlichen und neugierigen Lächeln auf den Lippen. Sie musterte den Römer vor sich und rief sich in Erinnerung, was Valerian über ihn gesagt hatte. Den Beutel mit den 200 Sesterzen trug Carcia hinter ihr her.


    "Salve Iulius Drusus, es freut mich sehr, deine Bekanntschaft zu machen. Bitte, nimm doch Platz."


    In der Rolle der Hausherrin gefiel sich Callista eigentlich nicht, in Rom war sie froh gewesen, dass Balbus solche Aufgaben übernommen hatte. Aber hier ging es nicht anders und so lernte sie diese Rolle kennen und schlug sich sogar ganz gut, wie sie selber fand.

    Die Sklaven, in Abwesenheit von Prudentia Aquilia, völlig ohne Aufsicht und sich selbst überlassen hatten sich schon an das gemütliche Leben gewöhnt und wurden jetzt wieder mehr gefordert. Denn durch Callistas Anwesenheit häuften sich auch und nicht nur die Besucherzahlen und so hatte die ältere Sklavin den Türendienst übernommen. Demnach wurde Iulius Drusus von einer sichtlich alten und im Gesicht doch recht runzligen Frau empfangen, die man seit sie in prudentischem Besitz war Carcia nannte.


    [Blockierte Grafik: http://img27.imageshack.us/img27/456/carcia.jpg"Salve Herr, was kann ich für dich tun?"

    Die freie Natur? Darüber hatte sich Callista noch gar keine Gedanken gemacht. Als in diesem Punkt ganz typische Römerin hatte sie eher die Gewohnheit, die bewzungene, in Gärten sauber gepflegte und begradete Natur als schön zu empfinden. Wälder kannte sie nur aus der Ferne, hatte viele hier in Germania gesehen, aber selber durch einen gestreift war sie noch nie. Auch in Mantua, wo sie ja schließlich aufgewachsen war, hatte es einen riesigen Garten gegeben, doch war der entweder nur zum angucken gewesen oder aber nützlich, sprich, der Kräutergarten den die Sklavinnen pflegten. Da hatte Callista nie eine Hand rühren dürfen, das gehörte sich nicht für eine junge Römerin, wie ihre Mutter immer wieder gesagt hatte. Aber Verus schien sehr verbunden, nicht nur mit der Natur, sondern auch mit seiner Heimat und das konnte Callista gut verstehen. Wenn er sich hier zu Hause fühlte, war das gut, sehr gut sogar. Sie hoffte nur, dass sie das irgendwann auch konnte. An Marsus Seite. Schließlich würde sie hier leben, ihre Kinder würden hier geboren werden und höchstwahrscheinlich hier aufwachsen. Ob ihre Kinder dann auch durch den Wald, die freie Natur, streunen würden? Sie würde sich dann sicherlich voll Sorgen machen... Aber bevor sie sich um Kindererziehung und Elternsorgen Gedanken machen konnte, musste sie erstmal heiraten. Und im Moment, in Verus Gesellschaft, dachte sie lieber an ihre Ausbildung.


    "Mein Onkel, der dich übrigens ganz herzlich grüßen lässt, hat mir einige bewaffnete Männer zur Seite gestellt und zusätzlich kamen einige Söhne seiner Klienten mit. Sie wollen sich hier bei der ALA II melden, aber mit ihnen hatte ich eigentlich kaum Kontakt. Im Reisewagen waren allerdings noch Tiberiana Crista, ihr Verlobter Tiberianus Cato und ein kleiner Junge namens Laris. Crista ist Schneiderin und sie hatte den gleichen Weg, daher sind wir zusammen gereist. Das war sehr angenehm und man hatte immer jemanden zum reden, wenn einem danach war. Ich habe sie auch eingeladen, erstmal bei mir in der Casa zu wohnen, denn sie will sich hier ein Geschäft aufbauen. Mir war aber nicht wohl bei dem Gedanken, dass sich die drei in einer Herberge einquartieren."


    Huch, sie geriet ja völlig ins Plaudern! Man konnte nur hoffen, dass sie Verus mit ihrem Geschwätz nicht nervte. Er schaute zwar interessiert, aber Callista wußte, dass ein Gesichtsausdruck nicht immer ehrlich widerspiegelte, was derjenige wirklich dachte. Daher wandte sie sich nun lieber der Ausbildung zu.


    "Ich hab soviele Fragen, dass mir jetzt keine mehr einfällt."

    Er war es tatsächlich! Callista lächelte ihm freundlich zu und nickte. Das hatte doch alles viel reibungsloser geklappt als sie angenommen hatte. Wenn sie nur daran dachte, was alles hätte schief gehen können, nein, sie war ehrlich froh, dass Verus sie angesprochen hatte. Er war in ihrem Alter, ungefähr, aber bei weitem nicht so schüchtern. Nun gut, sowas passte schließlich auch nicht zu einem Mann. Und schon gar nicht, wenn dieser seine Familie bereits verlassen hatte um sich in Rom ausbilden zu lassen. Was sie im grunde ja auch tat, ihre Familie verlassen und eine Ausbildung absolvieren, nur, dass sie danach nicht zurückkehrte, sondern hier blieb. Sie blickte unwillkürlich über den Tempelvorplatz, das hier war ihre neue Heimat.


    "Vielen Dank für deine Nachricht, Verus. So sehe ich direkt auch etwas von Mogontiacum. Ich kenne es ja bisher nur aus Erzählungen." sagte sie Anfang, dann beantwortete sie seine Fragen. "Wir sind über die Via Mala gekommen, das war sehr aufregend. Eine recht lange Reise, muß ich zugeben, aber ich hatte nette Gesellschaft. Und außerdem war der landschaftliche Wechsel sehr interessant zu beobachten, die Via Mala selbst, also die Schlucht, war natürlich auch sehr beeindruckend."

    "Ja, das bin ich." Antwortete sie etwas schüchtern. Sie war es nicht gewöhnt, dass man sie einfach so ansprach, Fremde machten sie immer nervös. Obwohl, eigentlich wurde sie immer nervös. Aber das hatte sich schon gebessert, wie sie fand, denn nicht zuletzt ihre bekanntschaft zu der blinden Schneiderin Tiberiana Crista hatte sie etwas aufblühen lassen. Daher nahm sie ihren Mut zusammen und blickte den Mann vor sich an, er war blond! Und hatte längeres Haar! Endlich! Ein blonder Germane, Callista musste lächeln. "Bist du Duccius Verus?"

    Callista hatte sie Nachricht umgehend erhalten, nachdem sie in der Casa abgegeben worden war und hatte sich sogleich fertig gemacht. Da sie eh nicht viel anderes zu tun hatte, kam der Vorschlag von Phelan zwar kurzfristig, aber nicht unpassend. Schnell kleidete sich Callista in ein hübsches Kleid, schnallte die Sandalen an und machte sich in Begleitung von zwei der Haussklaven auf den Weg. Die beiden kannten die Stadt gut und führten die junge Frau zielsicher zu den Tempeln. Doch da fiel Callista etwas siedend heiß an, sie hatte doch keine Ahnung wer Verus war! Wie sollten sie sich denn jetzt erkennen? Was, wenn er sie nicht sah und dachte, sie wäre nicht gekommen? Oh nein, das würde ja einen miserablen Eindruck machen. Hektisch blickte sich Callista um und versuchte abzuschätzen, wer ihr neuer Lehrer sein würde.



    Vielleicht hatte sie aber auch Glück und er sah sie und sprach sie an...

    Auch eine andere Person in diesem Haus hatte über weiche Knie zu klagen, Callista. Seit klar war, wer der Besucher war hatte sie einen Kloß im Hals, der sich zu der vorangegangenen Nervösität paarte. Ihr war mulmig zumute, wobei sie nicht sicher war, ob eher im postiven oder im negativen Sinne - eigentlich sollte sie ja glücklich sein. Andererseits konnte soviel schief gehen, was, wenn sie etwas dummes sagte oder tat? Oder vor lauter Angst erst gar kein Wort rausbekam? Was sollte Marsus denn dann von ihr denken, nein, so einen Schnitzer konnte sie sich gar nicht erlauben... Dann wäre Balbus sicherlich enttäuscht von ihr!


    Nachdem auch der letzte Rockzipfel dezent richtig gezupft war und die letzte Strähne an ihrem Platz, machte sich die junge Prudentia mit wackeligen Beinen auf den Weg, wobei Vodafonis nicht verhindern konnte, dass Callista sich auf die Lippe biss. Sie war nervös und dann tat sie das immer. Außerdem hatte sie Ägypterin schon längst begriffen, dass ihre Lippen dadurch noch noch roter und voller aussehen würden, etwas, dass dem Germanen vielleicht gefallen konnte. Und so kam das Zweiergespann dann im Triclinum an und Callista lächelte nervös, während sie ihren Blick kurz über den Mann da vor sich schweifen ließ. Ihren Bald-Ehemann, wenn man so wollte. Zu allererst fiel ihr natürlich die Zusammenstellung der Kleidung auf, wobei sie das als gutes Exempel ansah, wahrscheinlich war er in seinem Inneren genauso zweigeteilt wie seine Mode. Eigentlich Germane, aber doch Römer. Genau wie seine Familie. Er hatte auch keine blonden Haare, wie sie feststellte, das hatte er als mit seinem Bruder gemeinsam. Allerdings hatte Eburnus recht, er war nicht so soldatisch, er war ja schließlich auch in der Verwaltung. Allerdings war er keinesfalls dicklich und das gefiel Callista, das zeugte von gutem Charakter wie sie fand. Außerdem war er sehr gepflegt, frisch rasiert und seine Haare waren nach römischer Tradition sehr kurz. Alles in allem machte er einen sympathischen Eindruck, auch wenn Callista sich noch nicht recht traute, ihm in die Augen zu sehen, sondern eher seine Erscheinung musterte.


    Plötzlich wurde sie nervös, weil sie merkte, dass sie ihn vielleicht eine Sekunde zu lange angeguckt hatte... hoffentlich war ihm das nicht unangenehm. Es reicht ja völlig, wenn sie jetzt rot anlief - was sie auch tat. Sie biss sich wieder auf die Lippe, doch ein strenger Blick von Vodafonis reichte aus, dass sie damit aufhörte.


    "Heilsa Marsus." sagte sie schließlich und blickte ihm kurz ins Gesicht, bevor sie dann doch wieder weg sah. Zu doof aber auch... Sollte sie ihm etwas zu trinken anbieten? Vielleicht wollte er sich ja setzen? Wenn sie doch nur etwas zu tun gehabt hätte, dann wär es nicht so schlimm gewesen.

    Callista glaubte felsenfest, dass es in ganz Mogontiacum keine nervösere Römerin geben würde, als sie heute. Marsus hatte sich mit einem kurzen Brief angekündigt und sie hatte die Nachricht immer und immer wieder gelesen. Vor allem seine Handschrift wurde eingehend von ihr studiert, irgendwer hatte ihr mal gesagt, dass man dadurch Rückschlüsse auf den Charakter des Schreibers ziehen konnte. Aber leider fiel es ihr sehr schwer und daher konzentrierte sie sich auf den Inhalt, er würde sie besuchen und er freute sich - anscheinend - darauf. Nichts deutete darauf hin, wie nervös er war und ob er es überhaupt war. Doch Callista hatte den ganzen Tag schon ein mulmiges Gefühl gehabt und nur durch Vodafonis nicht die Fassung verloren. Die ältere, ägyptische Sklavin hatte getan, was sie immer tat; ruhig und still ihre Arbeit.


    Die heute daraus bestanden hatte die junge Prudentia einer allumfassenden und Stunden andauernden Schönheitskur zu unterziehen, angefangen vom Entfernen störender Haare, einem ausgiebigen Bad, Hautpflege, Nägel schneiden und pfeilen, Haare waschen und dann zu einer kunstvollen, aber klassischen Hochsteckfrisur zu frisieren. Abgeschlossen wurde dann alles dadurch die richtige Kleidung für Callista herauszusuchen, wobei es sich die Rothaarige nicht hatte nehmen lassen ein neues Kleid zu nehmen, welches sie mit Crista auf der Reise hierhin gefertigt hatte. Es hatte einen braunen Grundton und war mit gestickten Verzierungen in goldgelb verziert. Natürlich hatte sie dazu die Kette angezogen, die Marsus ihr geschickt hatte. Auf weiteren Schmuck verzichtete Callista, gegen das Drängen der weiblichen Sklaven, da sie das Geschenk ihres Verlobten hervorheben wollte. Wenigstens in dem Punkt konnte sie sich durchsetzen, wobei der Rest eher über sie hereinbrach und sie es mit sich machen ließ, weil sie es nicht besser wußte. Ihre Gedanken drehten sich eher darum, was sie sagen sollte, ob sie etwas sagen sollte, was er sagen könnte, was er sie fragen würde, was sie machen würden. Wie er aussah, wie er redete, ob er nett war oder ein dünner Hering... Es gab soviel was sie wissen und fragen wollte, obwohl sie ganz genau wußte, dass sie dazu den Mut niemals aufbringen würde.


    Und während man den letzten Schliff an Callista anlegte, klopfte es an der Tür, was die Schar der Frauen nur zu noch mehr Hektik antrieb. Derweil ging eine gewisse ältere Sklavin, die Marsus schon kannte und er sie auch ( ;) ), an die Tür und man konnte ganz leise bis zum Cubiculum der noch Unverheirateten hören, wie sie Witjon begrüßte.


    "Salve Herr, du wirst erwartet, tritt doch ein." Mit einem Lächeln öffnete sie die Türe und führte ihn ein Stück herein, obwohl er die Räume ja schon kannte. "Die junge Herrin wird gleich soweit sein."

    Der prudentisch-mogontische Sklave, den Callista mit dem Überbringen ihrer Nachrichten beauftragt hatte, war sogleich losgegangen und wußte auch, wo man den Centurio finden konnte. Im Castellum natürlich! Dort angekommen betonte er mehrmals, dass der Brief persönlich und das Siegel nur von Iulius Drusus selbst zu öffnen sei. Nachdem er sicher war, dass dies auch so geschehen würde, überreichte er die Pergamentrolle und machte sich wieder auf den Weg in die Casa Prudentia.



    Salve Centurio Iulius Drusus,
    mein Name ist Prudentia Callista und ich kontaktiere dich im Auftrage von Lucius Quintilius Valerian, der mich bat dir etwas von ihm auszuhändigen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du in nächster Zeit hier bei mir in der Casa Prudentia erscheinst, damit ich dich persönlich mit seinen Grüßen und dem Paket bedenken kann.
    Vale,
    Prudentia Callista

    Callista konnte nicht umhin, aus ihrem reisewagen herauszuschauen. Sie war zwar schüchtern, aber dennoch neugierig genug, außerdem wollte sie so viel es ging von Mogontiacum sehen. Dazu gehörte dann eben in diesem Fall auch das Stadttor. Zumal sie ja nur zugucken brauchte und nicht mal etwas zu sagen hatte, das machte alles sehr viel entspannter.


    Einer der Klientensöhne nahm sich also dem wachhabenden Soldaten an.
    "Prudentia Callista, in der Begleitung von Tiberiana Crista und Quintus Tiberianus Cato, geschützt durch meine Wenigkeit Sextus Livius Strabo und weitere, bewaffnete Leibwächter." Er wies hinter sich auf die anderen Männer, die dem Soldaten einmal kurz zunickten. "Wir erbitten Einlass im Namen der Gents Prudentia, um die Casa zu beziehen." Callista bewunderte ihn schon fast dafür, wie ruhig er sprach. Sie hätte das so niemals hinbekommen.

    Callista hatte gedacht, dass ihre Abreise in Rom schon mit viel Hektik verbunden gewesen war, doch sie hatte nicht mehr der Welle germanischer Ausgelassenheit gerechnet, die ihre Ankunft hier auslöste. Bereits gestern war jemand vorausgeritten, um auszurichten, dass sie nun schon vor der Stadt war und bald kommen würde, das gab den hauseigenen Sklaven genug Zeit die Räume vorzubereiten und das Haus auf Hochglanz zu putzen. Was sie auch getan hatte, wie Callista wohlwollend sah. Sie würde aber so oder so nicht allzu lange hier wohnen, denn wenn sie erstmal verheiratet war, würde sie mit Marsus leben. Davon ging sie aus und ihr kam die Idee gar nicht, dass es vielleicht anders sein könnte.


    Während man also ihr Hab und Gut auslud, spazierte sie durchs Haus und begrüßte jeden einzelnen Sklaven, tapfer begleitet von der müden Vodafonis. Danach ließ sie sich im triclinum nieder und wartete, bis man ihr das mitgebrachte Schreibzeug brachte. Mit langsamer Hand schrieb sie in ihrer schönsten Schrift drei wertvolle Nachrichten.


    Salve Centurio Iulius Drusus,
    mein Name ist Prudentia Callista und ich kontaktiere dich im Auftrage von Lucius Quintilius Valerian, der mich bat dir etwas von ihm auszuhändigen. Ich würde mich sehr freuen, wenn du in nächster Zeit hier bei mir in der Casa Prudentia erscheinst, damit ich dich persönlich mit seinen Grüßen und dem Paket bedenken kann.
    Vale,
    Prudentia Callista


    Ja, das klang gar nicht mal schlecht. Sie erwähnte absichtlich nichts von einem Geldbeutel, da sie keine Ahnung hatte wann und wie dieser Brief den Centurio erreichen würde. Selbstverständlich würde sie diesen nun, versiegelt, einem Sklaven übergeben, der sich dann auf den Weg machte, aber man konnte nicht vorsichtig genug sein. Nicht bei dieser Summe! Callista nickte und begann einen neuen Brief.


    Heilsa Duccius Verus,
    mit Freude kann ich dir mitteilen, dass ich am heutigen Tage in Mogontiacum angekommen bin. Ich schreibe dir diese wenigen Zeilen um dir vorzuschlagen, dass wir uns in den kommenden Tagen persönlich kennenlernen. Du wirst mich in der Casa Prudentia hier in der Stadt antreffen können. Wenn es dir lieber ist, kann ich natürlich auch zur Curia oder in den Tempelbezirk kommen. Lass mich wissen, was besser für dich ist.
    Vale,
    Prudentia Callista


    Auch dieser Brief war abgesegnet, sie las ihn noch einmal durch und nickte. Das Pergament wurde gerollt, versiegelt und außen mit Verus vollem Namen versehen. Der Sklave kannte die duccische Villa und würde kein Problem haben, diesen Brief zu überstellen. Probleme hatte allerdings Callista bei dem nächsten Brief, an Marsus, ihren Verlobten... Was sollte sie nur schreiben? Wie anfangen? Für einen Moment ließ sie ihre Hand sinken und starrte auf die helle Unterlage... Ein letzter Seufzer, dann begann sie.


    Heilsa Marsus,
    meine Reise ist am heutigen Tage beendet und ich schreibe diese Zeilen, während man das Haus für mich herrichtet. Bisher hat sich das frühlingshafte Mogontiacum von einer liebreizenden Seite gezeigt, das satte Grün und die bunten Blumen sind wie von deinem Bruder, Duccius Eburnus, beschrieben. Ich denke es wäre angemessen, dass wir uns in den kommenden Tagen treffen. Vielleicht kann ich dich zu einem Spaziergang durch die Stadt überreden? So sehe ich direkt einen Teil der Stadt, die nun mein neues zu Hause wird. Selbstverständlich kannst du mich hier in der Casa Prudentia aufsuchen oder ich suche dich in der Casa Duccier auf. Bitte lass mich wissen, was dir lieber ist.
    Vale,
    Callista


    Ihre rehbraunen Augen hafteten noch eine ganze Weile auf dem Geschriebenen, lasen und lasen es immer wieder, doch sie konnte sich nicht dagegen entscheiden. Es war vielleicht keine Meisterleistung, aber es erfüllte seinen Zweck. Sie hoffte nur, er konnte etwas mit Spaziergängen anfangen, sonst hätte sie einen komplett falschen Anfang gewählt. Aber das würde sie erst herausfinden, wenn sie das Pergament abgegeben hätte, was sie dann auch tat. natürlich versiegelt und beschriftet! Der Sklave machte sich sofort aus dem Haus und Vodafonis und Callista beaufsichtigten, wie alles ausgeladen und ausgepackt und wieder eingeräumt und eingepackt wurde...

    Die Reisegesellschaft um die junge Prudentia Callista herum, bestehend aus ihrer neuen Leibsklavin Vodafonis und der blinden Schneiderin Tiberia Crista, deren Verlobten und dem jungen Laris, beschützt durch einige Bewaffnete und nicht zuletzt durch den Geleitschutz durch einige Söhne einiger Klienten ihres Onkels, war nach einer etwa zehn Tage langen Reise endlich in Mogontiacum angekommen. Die Rothaarige konnte es kaum erwarten, schließlich würde sie hier bald heiraten und ihre Ausbildung zur Iunopriesterin beginnen...


    ... dennoch hieß es erstmal warten und sich hier melden, damit man in die Stadt gelassen wurde.

    Nachdem man ihr mitgeteilt hatte, dass sie den Eid auch in Germanien selbst ablegen konnte, entschuldigte sich Callista sehr peinlich betreten für die Störung und machte sie darauf, endlich abzureisen.

    Die Reise vernahm ihren Verlauf und während die beiden Frauen sich dem Kleider nähen widmeten, unterstützt von Nanta und Vodafonis, flogen die Tage an ihnen vorbei. Man unterhielt sich, machte Pausen und aß zusammen, scherzte und lachte und Callista fühlte sich ausgesprochen wohl in der Gesellschaft der blinden Schneiderin, ihres Verlobten und auch vom kleinen Laris, der allerdings etwas stiller zu sein schien. Aber das störte die Prudentia nicht, schließlich war sie selbst eigentlich eher eine schüchterne, stille Person. Nur ließ sich das auf so engem Raum kaum bewerkstelligen und sie mußte notgedrungen etwas mehr mit ihrer Begleitung sprechen. Allerdings fand Callista, dass das nur die richtige Vorbereitung sein konnte auf ihr neues Leben in Mogontiacum.


    Bald war die Via Mala nicht nur erreicht, sondern auch überwunden und nach einer bedeutend längeren Rast an dem angesprochenen Rastplatz lag der letzte Rest ihrer Reise voor ihnen. Das Wetter war angenehm, die Pferde wieder ausgeruht und man hatte sich die Beine ausgiebig vertreten können. Trotzdem wurde Callista mit jedem Meter nervöser, den sie näher an ihr Ziel kam. Sie würde bald schon ihren Verlobten kennenlernen und seine Familie. Nicht zuletzt würde sie ihren Ausbilder kennenlernen, der ihr ganz kurz vor ihrer Abreise sogar noch geschrieben hatte. Immer wieder hatte sie die Zeilen überflogen und amüsiert festgestellt, dass auch ihr Verlobter, Marsus, eher spät ein Geschenk geschickt hatte. Ob das bei den Ducciern so üblich war?


    Und so war es bald geschafft, die Stadt Mogontiacum lag vor ihnen und sie würden sie in wenigen Augenblicken erreicht haben. Voller Vorfreude und mit einer gehörigen Portion Nervösität blickte Callista hinaus.


    "Wir sind fast da! Es ist wunderschön hier, überall grüne Wiesen und Blumen. Kannst du sie riechen, Crista? Wunderschön. Ich bin ja schon so gespannt, von hier kann ich sogar die Tempel erkennen." Berichtete die junge Prudentia erfreut und blickte dann etwas traurig zu der Schneiderin. "Wir werden uns schon bald trennen müssen."




    Sim-Off:

    Ich bitte euch vielleicht noch so einen oder zwei Beiträge zu schreiben, dann sollte die Reise abgeschlossen sein. Sorry für die Hektik, aber ich steh unter Zeitdruck.

    Noch bevor sie ihre Reise nach Mogontiacum antreten würde, hatte Callista die Zeit gefunden sich für diesen Kurs anzumelden. Balbus hatte ihr dazu geraten und sie wollte gerne alles beisammen haben, wenn sie dann verheiratet werden würde. Sie freute sich schon auf die Prüfung, auch wenn sie etwas Angst hatte, dass sie vielleicht nicht gut abschneiden würde. Mit etwas zittriger Hand schrieb sie ihren Namen aufs Pergament und verließ dann die Schola wieder.