Beiträge von Prudentia Callista

    Iuno sei Dank hatte der Duccier genug Feingefühl über ihr Gestottere hinweg zu sehen und er begann das Gespräch auf ein neues. Callista hoffte allerdings, er hielt sie jetzt nicht für einfältig und versuchte den Gedanken abzuschütteln, damit sie auch das Stottern sein lassen würde. Schließlich sollte er ja auch eine Antwort erhalten.


    "Nicht allzu viel aber schon viel mehr als heute morgen. Valerian hat bereits ausführlich über Mogontiacum berichtet und somit habe ich einen ersten Eindruck von der Stadt erhalten." In Gedanken üebrschlug sie nochmal alle Informationen und da fiel ihr etwas auf, dass Valerian ihr nicht hatte beantworten können. "Kennst du einen Duccius Verus? Er wird mein Ausbilder sein und ich bin sehr gespannt ihn kennen zu lernen. Vielleicht wäre es hilfreich, wenn du mir einige germanische Sätze beibringst. Begrüßen kann ich schon auf germanisch." Hier lächelte sie kurz zu Valerian, der ihr das erste germanische Wort ihres Lebens beigebracht hatte. "Und es wäre mir äußerst peinlich, wenn ich aus Unwissenheit heraus einen Fehler mache. Gibt es Dinge im alltäglichen Umgang, die es zu beachten gibt? Muß ich einen mir gereichten Becher Met austrinken, damit ich nicht als unhöflich gelte?"

    Ganz wie Callista es angenommen hatte, begrüßten sich die drei erstmal und es wurden einleitende Höflichkeiten ausgetauscht. Das kannte sie schon und so nahm sie sich erstmal zurück - was ihr ja sowieso nicht sonderlich schwer fiel. Die junge Frau als sanft zu bezeichnen wäre zwar passend aber vielleicht sogar noch etwas zu hoch gegriffen, scheu war da angemessener und auch wenn sie eben diese Scheu bereits etwas abgelegt hatte, kam sie immer wieder zu Tage. So auch jetzt als der Duccier mit seiner ungezwungen und zugegebenermaßen unkonventionellen Art Callista völlig aus dem Konzept brachte. Er zog sich einfach so vor ihnen aus! Nun gut, er war nicht nackt, aber Callista konnte gar nicht verhindern, dass sie ihn erstaunt aus rehbraunen Augen anstierte, bis ihr Anstand sie zum weggucken bewegte. Zögerlich griff sie nach ihrem Becher und nippte an ihrem Saft, sie wurde immer nervöser, je mehr sie darüber nachdachte, dass sie nervös war und sie fand auch, dass ihr Onkel eine reichlich unpassende Wortwahl wählte. Ihn kennenlernen. Sie wollte den Duccier kennenlernen? Nein, eigentlich nicht. Also, klar, wollte sie. Aber doch nur weil er ihr Informationen geben konnte. Callista seufzte heimlich, was sie aber hinter ihrem Becher verstecken konnte. Hoffte sie zumindestens.


    "Salve Duccius Eburnus." Na also, das war doch wenigstens ein Anfang. "Ich ... also ... es ist so, dass ..." und so schön der Anfang auch war es half trotzdem nicht. Sie begann zu stottern und brach dann einfach ab. Stattdessen lief sie rot an und warf einen hilfesuchenden Blick zu ihrem Onkel. Hatte er dem Germanen denn nicht gesagt, was sie wollte!? Und überhaupt, war das nicht sowieso seine Idee gewesen!?

    Für einen Moment glaubte sie noch sie hätte sich verhört, doch dem war nicht so. Schon allein wie Balbus dort saß machte deutlich wie schwer er sich mit dem Thema tat und das war wohl auf beiden Seiten so. Nicht, dass Callista nicht bereit war. Ganz im Gegenteil, sie war immerhin schon achtzehn und das war ein durchaus akzeptables Alter. Dennoch hatte sie irgendwie gehofft, ihr wäre mehr Zeit gegönnt, hier in der Casa bei ihrem Onkel, ihrer neuen Tante und auch in Gesellschaft von Thalna. Eine Hochzeit bedeutete einen Umzug und um den hätte sie sich gerne noch eine Weile gedrückt. Für einen Moment blickte sie auf ihre Hände, die auf ihren Knien ruhten und überlegte was sie sagen konnte.


    "Ja, das ist es wohl. Ich gehe davon aus du hast schon einen bestimmten Mann ausgesucht?" Sie wollte noch mehr sagen, schloß den Mund aber wieder. Es gab da etwas, dass sie ihn unbedingt fragen wollte, aber sie wollte nicht undankbar oder unhöflich erscheinen. Dennoch ließ es ihr keine Ruhe und sie kratzte ihren Mut zusammen und hob sogar den Kopf wieder. "Werde ich denn Gelegenheit haben meine Ausbildung zur Priesterin zu absolvieren?"

    Es überraschte Callista ihren Onkel so abwesend zu wissen und sie fragte sich bereits insgeheim, was das zu bedeuten hatte. Von einer Prudentia Aquilia wußte sie nichts und somit konnte sie die Sorgen ihres Onkels nicht nachvollziehen. Sie sah nur, dasser mit seinen Gedanken woanders war, was er ja dann auch selbst zugab. Sie wollte gerade antworten, als der ägyptische Türöffner einen weiteren Soldaten ins Haus brachte. Die Toga konnte die Rüstung nur schwerlich verstecken und Callista sah mit einem geübten Auge, dass der Neuankömmling wohl noch etwas Übung brauchen würde, bis er die Toga formvollendet anlegen konnte. Doch das war weder ihre Aufgabe noch ihr besonderes Augenmerk. Vielmehr dachte sie darüber nach, dass er schwarze Haare hatte. Eigentlich keine Seltenheit, doch er stellte sich als einer der Duccier vor. Die germanische Familie, bei der sie ihre Ausbildung absolvieren würde. Da sah man mal wieder, dass eben doch nicht alle Germanen blond waren.


    Sie lächelte schüchtern und nickte. Seine Begrüßung war herzlich und sie merkte schon wie sie sich wieder versteifte. Schließlich wollte sie einen guten Eindruck machen. Und ein wenig Angst hatte sie vor ihm auch. Daher wartete sie erstmal, bis die Männer ihre Begrüßungen vollenden würde, bevor sie das Wort ergriff - wenn sie es überhaupt ergreifen würde.

    "Ja, natürlich." meinte sie und wies auf einen Stuhl, der in der Nähe ihres Fensters stand. Ihren eigenen rückte sie etwas zurecht, so dass sich die beiden gegenüber sitzen würden. Sie war gespannt um was es ging und sie hatte auch noch einige Fragen, wie würde sie reisen? Wann? Mit wem? Wobei das wann irgendwie das Wichtigste war, beim Rest vertraute sie da vollends auf das planerische Talent ihres Onkels.

    "Balbus, komm herein!" sagte Callista erfreut als ihr Onkel ihr Cubiculum betrat. Es wunderte sie zwar etwas, dass er nicht jemanden geschickt hatte um sie zu holen, sondern er zu ihr kam. Irgendwie war das seltsam, doch in ihrer freundlichen und zuweilen reichlich unbedarften Art dachte sie sich nichts weiter dabei. Sie legte die Bürste weg, mit der sie ihre langen, rotbraunen Haare gekämmt hatte und schaute ihn neugierig an. "Was gibt es denn zu besprechen?"

    "Darüber hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht. Wahrscheinlich ist wohl, dass ich einige Bücher mitnehme und Texte, zur Unterhaltung aber auch informatives. Und dann hoffe ich natürlich auf nette Reisebegleitung, aber genaueres weiß ich leider noch nicht."


    Callista blickte wieder zu Balbus, der sich ausschwieg. Nein, über sowas hatten sie wirklich noch nicht gesprochen. Dann lächelte sie Valerian nochmal an und bemerkte somit seine Bemühungen, das Gespräch nicht einschlafen zu lassen.

    Hätte die junge Frau mit den auffallenden rotbraunen Haare noch letzte Bedenken gehabt so wären sie nun durch die überzeugenden Worte Valerians hinweggewischt worden. Sie lächelte ihn freundlich an und nickte noch einmal bekräftigend. Fragen hatte sie erstmal keine und ließ noch auf sich wirken, was sie in der vergangenen Zeit gelernt hatte. Sie nippte an ihrem Saft und dachte angetrengt über die germanische Begrüßung nach. Heilsa wiederholte sie in Gedanken, um es sich einzuprägen und bloß nicht zu vergessen. Einen Moment schaute sie dann auf ihre Hände. Sie wollte keinesfalls, dass eine peinliche Stille entschied, aber ihr fiel einfach nichts mehr ein. Ob Balbus sich nun auch wieder am Gespräch beteiligen würde?

    Fade Küche? Na da hatte sie sich ja auf etwas eingelassen. Bisher machte Germanien einen wirklich gelungenen Eindruck auf sie, aber auf fade Küche hatte sie wenig Lust. Es schien, man aß dort eher ... ländlich. Sehr bodenständig und nicht viel römisch. Aber sie konnte nur hoffen, dass sie genug Möglichkeiten hatte sich mit dem altbekannten römischen Essen einzudecken. Nicht, dass sie nicht bereit wäre die germanische Küche zu testen, ganz im Gegenteil, das würde sie durchaus. Aber sie liebte Gewürze und eien etwas schärfere Anrichtungsart einfach gern. Da konnte sie nur hoffen. Den germanischen Schinken allerdings kannte sie und der schmeckte ihr auch.


    "Ich gehe davon aus, dass die germanische Küche der Lebensweise gut angepasst wurde. Ein deftiger Eintopf ist wahrscheinlich das Beste um der Kälte dort zu begegnen. Ich bin schon sehr gespannt, was die Duccier für mich auftischen werden. Aber es ist ja nicht s, als wäre man von Rom abgeschnitten. Wenn ich Heimweh bekomme, kann ich altbekannte Dinge einkaufen." Sie lächelte und trank auch noch etwas von ihrem trüben Apfelsaft. "Ich bin selber keine großartige Weintrinkerin, aber ich kann mir dennoch nciht vorstellen, dass die Germanen gar keinen Wein kannten. Man sieht aber, dass ein kultureller Austausch zu beiden Seiten funktioniertu nd die Germanen römische Dinge annehmen. Wo man doch manchmal erzählt bekommt, wie barbarisch die Völker sein können. Das macht mir aber ganz und gar nicht den Eindruck."

    Kam ihr das nur so vor oder war es nun Valerian, der nervöser wurde? Er schaute mehrmals zu ihrem Onkel und nur mit Mühe konnte Callista dem Reiz widerstehen, auch zu ihm zu sehen. War irgendwas nicht in Ordnung? War ihre Frage unangebracht? Callista senkte den Blick und betrachtete einen Moment ihre auf ihren Schoß gefalteten Hände. Sie konnte zwar keinen Fehler bei ihrer Frage erkennen, beschloß aber dennoch wieder zum eigentlichen Gesprächsthema zurückzukehren. Sie wollte weder den jungen Optio noch ihren Onkel in Verlegenheit bringen, nur um ihre Neugier zu stillen.


    "Freut mich sehr, dass es dir gefällt. Es muß eine große Genugtuung für dich sein." sie hob ihren Kopf wieder und blickte ihn freundlich lächelnd an. "Aber mir fiel gerade noch etwas ein, nachdem ich gefragt habe was man in Germanien so trinkt. Gibt es auch spezielle Speisen, etwas typisches aus der Region, dass es hier in Rom nicht gibt?" Es war schwer anzunehmen, dass es irgendetwas in Rom nicht geben sollte. Aber es mochte immerhin sein, dass man in Germanien etwas aß was dem Geschmack der römischen Bevölkerung nicht mundete und somit nicht gehandelt wurde.

    "Nein, es geht nicht zu schnell, alles ist genau richtig. Wahrscheinlich ist es meine Vorfreude, dass meine Gedanken so abschweifen, so ich dir doch eigentlich meine Aufmerksamkeit schenken sollte." Sie lächelte einmal schüchtern und dachte dann kurz darüber nach, was er zu dem Weg gesagt hatte. Drei Wochen war eine lange und vor allem langweilige Zeit, wenn man nur herumsaß und darauf wartete, irgendwo anzukommen. Vor allem konnten die Männer sich immer noch irgendwie beschäftigen, aber für sie wäre das ganz und gar nicht schicklich. Und sie hatte auch noch keine Ahnung, wie genau sie reisen würde weil ihr Onkel dazu noch gar nichts gesagt hatte. Sie nahm an, dass er sie auch mit einem Händler schicken würde und - so hoffte sie - den ein oder anderen Leibwächter. Am liebsten hätte sie dann auch jemanden wie Vodafonis dabei, die ihr Gesellschaft leisten könnte. Oder auch Calvina, die so umgänglich war. Ob es wohl zu vermessen war Balbus zu fragen, ob sie Vodafonis mit nehmen könnte?


    Als er lachte grinste sie, sein Lachen war unbefangen und ansteckend und sie verlor ihre Scheu nach und nach. Er machte es aber auch einfach. "Wie gefällt es dir denn bei den Praetorianern?" fragte sie neugierig. Es gab ja immer viel Gerede und nun hatte sie die Möglichkeit, ihn auszufragen. Ihre Neugier trieb sie also an, auch wenn sie damit vom eigentlichen Gesprächsthema abwich.

    "Nun, ich hatte bisher noch nicht die Gelegenheit ein Theater hier in der Stadt zu besuchen. Allzu lange bin ich auch noch nicht in Rom und die ewige Stadt ist doch ob ihrer Größe und Erhabenheit eine längere Mission, wenn man sie erkunden will. Einen Besuch im Circus wäre ich durchaus nicht abgeneigt, vielleicht ein Wagenrennen. Daher kann ich meine späteren Ausflüge in Mogontiacum nicht mit etwas vergleichem und werde mich auf jeden Fall daran erfreuen." Es stimmte, obwohl sie jetzt schon einige Wochen in Rom war hatte sie es noch nicht geschafft alles zu sehen und zu erleben, was sie sich eigentlich vorgenommen hatte. Sie würde noch ein straffes Programm absolvieren müssen, bis sie dann nach Germanien aufbrach.


    "Nein, deine Ausführungen sind sehr schön. Es sind viele Informationen die auf mich einströmen und ich muß das ein oder andere erstmal sacken lassen. Aber du hast mir sehr weitergeholfen und ich habe bereits ein genaueres Bild von der Stadt, die mich beherbergen wird." Sie lächelte fröhlich, Valerian war ihr wirklich eine große Hilfe. Es war soviel angenehmer mit jemanden zu sprechen als sich das Wissen durch eine Schriftrolle anzueignen. Und die Ratschläge, die er ihr gab, nahm sie sich wirklich zu Hilfe. "Wir werden warten, bis in Germanien der Schnee geschmolzen ist, damit die Reise für mich ungefährlicher und schneller von statten geht." Mehr wußte sie zu diesem Thema leider auch nicht. "Wie lange braucht man denn von Rom nach Mogontiacum und was ist wohl die beste Reisemöglichkeit? Du bist ja sicherlich geritten, oder? Obwohl ich selbst auch etwas reiten kann, denke ich doch, dass ich einen Wagen vorziehe."

    Hach ja, so wie Valerian von Germanien sprach war es ein wirklich tolles Fleckchen Erde. Zwar nicht so pompös und möchtig wie Rom - aber das machte der jungen Prudentia nichts aus. Schließlich war sie so abgeschieden in Mantua aufgewachsen, dass Rom auf sie selbst auch eine ziemlich einschüchternde Wirkung hatte. Vielleicht war es daher angenehmer, in einem etwas überschaubarerem Umfeld zu sein, zumal der junge Optio die Familie der Duccier so lobte. Gastfreundlich und herzlich. Das war genau was sie als junge und schüchterne Frau brauchte um sich einzuleben und sich bestmöglich auf ihre Ausbildung konzentrieren zu können. Sie hatte ja noch keine Ahnung, was man über ihrem Kopf hinweg bereits plante.


    "Eine Therme, ein Bühnentheater und ein Circus, das klingt doch sehr gut für eine kleinere Stadt in der Provinz." Wiederholte sie fröhlich und ließ sich das viele gesagte nochmal durch den Kopf gehen. Valerian gab ihr so viele Informationen, dass sie befürchtete, sie würde sich schon gar nicht mehr an alle erinnern, wenn er erstmal gegangen war. Und bisher konnte sie ja doch einfach nur zuhören und fragen, denn sie hatte mit so vielem noch keine Erfahrungen gemacht, dass ein wirklicher Austausch gar nicht stattfinden konnte. Was sie schade fand. Am liebsten hätte sie sich schon gestern auf den Weg gemacht - trotz Schnee und Eis. Zumal das in ihrer Auffassung eh nur Wörter waren und sie noch keinen solchen Winter erlebt hatte und deswegen vielleicht etwas zu unbekümmert darüber dachte.

    "Heilsa." wiederholte sie sogleich leise für sich das Wort. Nicht sonderlich schwer, das würde sie sicherlich behalten können. Und auch wenn sie keine Gelegenheit mehr dazu haben würde mehr zu lernen, so war es ein Anfang und würde wahrscheinlich helfen ihre erste Nervösität zu brechen, wenn sie auf Verus und seine Familie stoßen würde. Sie fragte sich kurz, ob er ihren brief bereits erhalten und sich gefreut hatte, dann lenkte sie ihre Gedanken aber wieder zurück zum Hier und Jetzt. "Was trinkt man denn in Germanien am meisten? Wahrscheinlich nicht soviel Wein wie hier, oder?" Sie wußte nicht recht, ob sich Weintrauben bei dem kalten Wetter überhaupt wohl fühlten und entsprechenden Ertrag brachten. Obwohl sie sowieso nicht zu den Weintrinkern gehörte, war sie doch bereits nach zwei Gläsern beschwippst.


    "Nein, ich kenne noch niemanden in Mogontiacum. Daher bin ich doch etwas aufgeregt. Und was meinen Aufenthalt angeht, so vertraue ich darauf, dass mein Onkel etwas passendes arrangieren wird." Sie lächelte Balbus kurz zu. Darüber hatte sie sich tatsächlich noch keine Gedanken gemacht. Aber sie wußte, die Familie besaß dort ein Haus und sie war stillschweigend davon ausgegangen, dass sie dort einziehen würde. Alles andere hätte er ihr sicherlich schon mitgeteilt oder würde es jetzt erwähnen, wenn er wollte. "Hattest du viel mit den Ducciern zu tun? Ist es eine große Familie? Wenn man den Gerüchten traut, dürften sie ja alle blond, groß und blauäugig sein. Aber ich weiß nicht in wie weit man solchen Verallgemeinerungen trauen sollte." Germanen waren wahrscheinlich genausowenig alle blond wie alle Römer braunhaarig. Dann fiel ihr aber noch was ein, dass sie gerne fragen wollte. "Was gibt es denn alles in Mogontiavum? Ich weiß, dass es römische Tempel dort gibt, bei Iuno bin ich mir jedenfalls sicher. Aber wie sieht es auch mit öffentlichen Gebäuden wie Theater oder einer Therme?"

    Begeistert hörte Callista Valerian zu, er hatte eine amüsante und erfrischende Art an sich und sie konnte sich die Stadt schon beinahe vorstellen. So wie er davon erzählte. Sie nickte hier und da und blickte auch gelegentlich zu ihrem Onkel, welcher sich aber aus der Unterhaltung herauszuhalten schien. "Wenn du die Güte besitzt so bitte doch Duccius Eburnus gerne in meinem Namen darum sich etwas Zeit zu verschaffen und mich zu unterrichten. Das wäre mir ein großes Anliegen. Nichtsdestotrotz wäre ich auch dir sehr dankbar, wenn du mir die Begrüßungen beibringst. Vielleicht kann ich somit etwas Eindruck bei meinem Ausbilder schinden." Sie lächelte vergnügt und wenn sie den Optio etwas länger und besser gekannt hätte, hätte sie vielleicht gezwinkert. Aber noch war sie zu schüchtern ihm gegenüber, wie zu jedem anderen eigentlich auch, nur innerhalb der Familie legte es sich schon etwas.


    Sture Germanen, davon hatte sie gelesen, ja. Vor allem auch die Frauen mochten bisweilen einen Sturkopf haben und sie war gespannt darauf. Seine weiteren Ausführungen regten sie dann auch nochmal an. "Nun ja, ich werde im Frühling nach Germanien reisen, wenn die Wege passierbar sind und der Schnee vorüber. Ich glaube nicht, dass meine Ausbildung bis in den kommenden Winter andauert, so dass mir ein germanischer Winter vorenthalten wird. Oder erpart - ganz wie man es betrachten will." Als er dann seine Schwester erwähnte war die junge Prudentia ebenso interessiert. Warum war sie denn nicht bei ihrem Bruder? Ob sie schon verheiratet war? "Deine Schwester also, welch Zufall. Es wäre doch begrüßenswert, wenn ich dort auch einige andere Römerinnen treffe, vor allem wenn diese in Mogontiacum leben und mir bei der Eingewöhnung helfen. Ich hoffe sehr, dass ich deiner Schwester einmal begegnen werde."

    Ach, jetzt verstand Callista was der junge Soldat hier machte und wieso Balbus ihn ihr vorgestellt hatte. Vorfreude hellte ihr Gesicht auf und die Nervösität legte sich etwas, es war zwar nicht so, als hätte sie einen Fragekatalog vorbereitet, aber in einem Gespräch würde sich sicherlich einiges finden. Dinge, die sie noch nicht wußte und die ihr später helfen würden, wenn sie erst einmal in Mogontiacum war. Sie überlegte eine einfache Frage zu Beginn und wurde von Calvina in ihrem nachdenken unterbrochen. Sie blinzelte und blickte zur Sklavin.


    "Bring mir bitte etwas Saft, Calvina." sagte sie knapp, aber freundlich und wandte sich dann wieder an ihren Besuch. "Ich gehe davon aus, dass dir mein Onkel schon berichtete, warum ich bald nach Mogontiacum gehen werde. Und es wäre mir eine große hilfe, wenn du mir etwas über die Stadt und die Menschen darin erzählen könntest. Ich will nicht ganz unvorbereitet dort ankommen, dann sind die Chancen geringer, dass ich vielleicht durch meine Unwissenheit einen Fehler mache. Spricht du eigentlich auch germanisch? Vielleicht wäre es hilfreich einige Floskeln zu kennen." Sie blickte interessiert zu dem Römer vor sich. Wie alt er wohl sein mochte? Und wie lange war er schon ein Klient von Balbus? Fragen, die in diesem Gespräch wohl nicht gestellt werden würden. Aber ihr fielen noch andere ein. "Ist Mogontiacum eine große Stadt, mit befestigten Wegen und römischen Häusern? Oder ist es doch eher germanisch? Wie sind die Menschen der Stadt, ich habe gelesen, dass sie eher laut und auffällig sind, aber sehr nett. Stimmt das?" Jetzt hatte doch wieder ihre Vorfreude dafür gesorgt, dass sie alles mögliche auf einmal fragte und sie bremste sich schnell. Sie wollte schließlich einen gesitteten Eindruck hinterlassen.

    Callista schenkte ihrem Onkel ein liebevolles Lächeln, da er sie ob ihrer Schnelligkeit lobte. Es war anscheinend gut gewesen, dass sie sich nicht noch umgezogen hatte, ihre Haare neu aufgesteckt hatte oder sonst etwas, bis sie mit ihrer Schönheit zufrieden war. Nein, es war wirklich besser gewesen, die Männer nicht warten zu lassen. Dann aber hörte sie aufmerksam zu, wer ihr da vorgestellt wurde und nickte anerkennend. Optio und dann auch noch das Lob seines Patron, sie lächelte ihm freundlich zu und nickte.


    Ihr blieb dann beinahe die Spucke weg, als ihr Onkel sie so lobte und sie konnte nicht verhindern, dass sie rot anlief. Beschämt und verlegen blickte sie einen Moment ihre Fußspitzen an und hoffte, dass ihr Gesicht so etwas Zeit hatte sich wieder zu normalisieren. Sie hob vorsichtig den Kopf und lächelte, immer noch etwas schüchtern.


    "Es freut mich sehr deine Bekanntschaft zu machen, Quintilius Valerian." Sie ging noch einige Schritte auf die Männer zu, die sich sehr höflich erhoben hatten. Dann setzte sie sich zu ihrem Onkel und somit dem Optio gegenüber. Somit gab sich das Zeichen, dass sich auch die Männer wieder setzen konnten.