Beiträge von Prudentia Callista

    Sie lachten. Callista lukte vorsichtig zu den Germanen und wünschte sich, sie hätte den Schleier noch vorm Gesicht. Dann hätte sie nicht soviel Energie dafür verwenden müssen weiterhin zu lächeln und glücklich auszusehen. Wieso lachten sie? In einem Anflug von Unsicherheit dachte sie erst, man lache sie aus und sie überlegte, ob und wenn ja was schief gelaufen war. Noch etwas, dass die Germanen falsch auffassten? Allerdings sah sie schnell, dass man eher ausgelassen lachte und das verwunderte sie noch mehr. Das fascinum war eigentlich nichts, worüber man in schallendes Lachen ausbrach. Ihr Blick streifte dann Witjon, der im Gegensatz zum Rest seiner Familie, die bald auch die ihre wäre, nicht ausgelassen aussah, sondern eher etwas ... ja ... was denn? ... skeptisch. Skeptisch traf es eigentlich ganz gut und Callista seufzte innerlich. Wie froh sie war, dass nun bald dieser Spießrutenlauf ein Ende haben würde. Dann waren sie nicht mehr im Mittelpunkt und sie musste nicht mehr minütlich fürchten, etwas dummes zu tun oder zu sagen oder sich sonst wie dämliches anzustellen.


    Witjon ergriff das Wort und verabschiedete sie und sich selbst von den Gästen. Was ihre Frage beantwortete, ob er noch Feiern gehen wollte. Anscheinend nicht. Sie wußte nicht ob sie das nun schmeichelhaft oder einschüchternd finden sollte und plötzlich wurde ihr erst wirklich bewußt, welches Ritual nun anstand. Eigentlich das Wichtigste von allen. Sie lief rot an, für Außenstehende wohl völlig überraschend und blickte zu Boden. Oh Iuno, steh mir bei! betete sie in Gedanken, während sie ganz plötzlich von Witjon umfasst und geküsst wurde. Sie war in Gedanken gewesen und hatte nicht damit gerechnet, weshalb er sie ziemlich damit überraschte, doch ihn schien das nicht zu stören. Es fühlte sich gut an, nicht so förmlich wie noch am Vormittag und es schien ihr, als wäre ihr Mann nun auch etwas euphorischer. Ihr Mann. In Gedanken grinste sie - sie konnte noch gar nicht richtig glauben, dass sie jetzt verheiratet war. Der Kuss endete und der Beifall wurde weniger laut, doch hielt immer noch an, während sie gemeinsam zu der Treppe gingen, die sie schlußendlich zu Witjons Zimmer bringen würde.


    Die Rothaarige war sich sicher, dass die meisten jetzt noch feiern gehen würde und wunderte sich, warum ihnen ein paar Leute folgten. Vielleicht sollten sie noch zum Zimmer begleitet werden? Dort ging es nun auf jeden Fall für sie beide weiter...

    "Oh" sagte Callista zunächst und dann ein lauteres "OH!" als sie begriff, was er ihr sagte. Der Brautraub war eine Straftat bei den Germanen? Ein Verbrechen, so hatte es Witjon genannt, der sie nun tröstend umarmte. Kein Wunder, dass seine Familie so negativ reagierte, einige weinten, andere sahen böse aus und allen stand die Ablehnung ins Gesicht geschrieben - nur zeigten sie es nicht alle gleich stark. Callista nickte verstehend und legte von sich aus ihren Arm um Witjon, so wie er es bei ihr tat. Vielleicht würde das ja die Familie beruhigen? Wenn sie sah, dass es Callista nichts ausmachte und sie nicht wirklich geraubt wurde, sondern es einfach dazugehörte. Sahen sie denn nicht wie ruhig und besonnen Balbus war? Wäre das hier ein richtiger Raub gewesen hätte ihr Onkel sicherlich anders reagiert.


    "Es tut mir auch leid. Ich hatte nicht daran gedacht, dass man manches falsch auffassen könnte. Aber wir können es ihnen ja morgen oder übermorgen noch einmal in Ruhe erklären, oder? Vielleicht verfliegt dann die Aufregung etwas." Callista lächelte zuversichtlich und versuchte auch Witjon damit etwas aufzuheitern. Sie hielten sich immer noch eng umschlungen und die junge Braut sah einen Moment lang weg, ehe sie den Mut aufgebracht hatte wieder das Wort zu ergreifen. Allerdings waren ihre nächsten Worte ganz leise und nur für die Ohren ihres Ehemannes bestimmt. "Ich freu mich jedenfalls, dass du mich geraubt hast." Im Fackelschein mochte es vielleicht nicht so auffallen, aber ein wenig rot lief sie schon an. Schließlich war es für die Römerin noch nie leicht gewesen solche Dinge zu sagen oder überhaupt mal was zu sagen und sie wußte auch nicht, ob Witjon sich darüber freuen oder es als weibische Gefühlsduselei antun würde.

    Nach Ägypten? Wieso sollten sie denn nach Ägypten gehen? Und überhaupt, wieso sollte sie ihm das versprechen? Es war doch sowieso nicht an ihr sowas zu entscheiden. Callista schüttelte verwundert den Kopf und nickte dann doch so halb. Witjon konnte gelegentlich ganz schön seltsam sein, aber er war in seiner unbeschwerten Rat ansteckend und erschien ihr liebenswürdiger denn je. Sie aß weiter vom Fisch und lauschte den Gesprächen, wobei sie aber still blieb. Es war das erste Mal heute, dass sie so etwas wie Ruhe empfand und das wollte sie noch etwas auskosten bis der Brautzug anfing und somit eine weitere Reihe von Ritualen und Zeremonien vor sich gehen würde.

    Für die junge Römerin in der Mitte von den all den Germanen war es immer noch etwas unheimlich und einschüchternd, was wohl in erster Linie daran lag, dass sie selbst ein eher scheuer und schüchterner Mensch war und zum anderen, dass sie nicht viel verstand. In der Casa wurde eigentlich nur Germanisch gesprochen, außer Witjon sprach direkt mit ihr oder er oder jemand anderes wollte, dass sie verstand. Aber bei dem täglichen Abendessen, dass alle zusammen einnahmen, wurde nur germanisch gesprochen und so blieb auch Callista stumm.


    Sie saß neben Witjon, ihrem Mann, und trank Saft, dazu aß sie Brot mit Käse und Gemüse. Sie mochte es, dass hier alles frisch vom Garten auf den Tisch kam und fand es ganz und gar nicht karg oder fad. Da waren Äpfel, Karotten, Zwiebeln, frische Kräuter, Schmalz, Wurst und Käse, Brot und natürlich Fleisch, meistens Bratenreste oder Wild, Spansau, Schwein und auch mal Federvieh. Es gab natürlich auch eher römische Leckereien wie Oliven und Datteln und sie hätte auch Wein trinken können, wenn sie gewollt hätte. Außerdem war es gemütlich, alle saßen zusammen, auch die Bediensteten und sprachen miteinander. Soviel wie ihr Mann ihr erklärt hatte, besprachen sie den Tag, was sie erlebt hatten, wenn sich etwas Neues ergab oder auch einfach nur die Zukunftspläne einzelner Familienmitglieder.


    Es hatte sie irritiert, warum Sontje aufgestanden war und auch wenn sie das Gesprochene nicht verstand, machte es die Körpersprache deutlich, dass Lando ihr ihren Bruder hinterher schickte. Es war seltsam, ihren Lehrer nun als Untergebenen zu sehen, aber er kam schon bald mit seiner Schwester zurück und sie setzte sich wieder. War sie böse wegen irgendwas? Oder traurig? Callista lächelte ihr aufmunternd zu und schob ihr eine dicke Kirsche zu, deren dunkle Fäörbung verriet, dass sie ganz besonders süß schmeckte.

    "Ich gehe einfach mal davon aus, dass man es mir richtig übersetzt." Sagte die Frischvermählte etwas kleinlaut. Natürlich war sie nicht so blauäugig anzunehmen, dass sie immer alles genau verstand oder verstehen sollte und Ragin hatte ja auch Recht. Es war sehr einfach über sie zu reden, selbst wenn sie daneben stand. Aber sie hätte nie angenommen, dass jemand aus ihrer neuen Familie schlecht über sie redete. Callista war in dem Punkt wohl etwas zu gutgläubig, zu lieb wie manche sagen würden, aber Familie war Familie und da hielt man zusammen. Das war eben so.


    Dann aber lächelte sie und nickte, denn der junge Germane schlug direkt vor, wie man ihr das germanische beibringen konnte. Sie runzelte kurz die Stirn und sah ihn dann verwundert an. "Wieso in Latein? Hat das germanische denn keine eigenen Schriftzeichen? Das wäre doch viel einfacher, wenn ich beides gleichzeitig erlerne, oder?" Es kam ihr seltsam vor, dass eine Sprache keine dazugehörende Schrift haben konnte. Wie regelten die Germanen denn dann alles? Wie blieb man in Kontakt, wenn man keine Briefe schreiben konnte? Nutzten sie Boten? Und was, wenn mal einer was falsches übermittelte?

    Der Moment der Ruhe tat gut und Callista war beeindruckt von dem Spiel Sveijas. Auch Marsus schien es zu gefallen und für einen Moment war die Aufregung um den Brautraub vergessen und alle waren ruhig und andächtig. Dann allerdings ging es schon wieder weiter, die Rituale schienen kein Ende nehmen zu wollen. Ob es den anderen auch so lang vorkam? Vor allem schauten sie ja nur zu, ohne wirklich etwas zu tun zu haben. Callista dagegen musste nun die drei Münzen verteilen, die erste bekam ihr Bräutigam, die zweite legte sie in den Herd (wie gut, dass man ihr den Weg zeigte, denn sie kannte sich ja hier nicht aus) und dann die dritte und letzte kam für die Laren an die erste Wegkreuzung. Also hieß es wieder ein ganzes Stück zurückgehen, die Münze hinlegen und wieder zur Casa zurück. Hierbei brauchte sie nicht die komplette Festgesellschaft zu begleiten und Callista war froh darum. Das ganze Gerenne war ihr beinahe lästig, aber es gehörte dazu und sollte zu einer glücklichen Ehe führen, daher nahm sie es gerne auf sich.


    Wieder in der Casa und bei ihrem Ehemann angekommen - wie das klingt, Ehemann! Ich habe einen Ehemann! - gab es ein weiteres Symbol, dass ihre Beachtung erforderte. Das hölzerne fascinum wurde hervorgeholt und Callista konnte ein gewisses Raunen durch die Menge gehen hören. Der große Phallos war natürlich ein Fruchtbarkeitssymbol und sie musste sich einmal darauf setzen, was sich als gar nicht so einfach erwies. Besonders das eigene Kleid war irgendwie immer im Weg und Callista wollte keinesfalls vermeiden, herunterzufallen und so ein böses Omen zu riskieren. Daher ging alles relativ langsam von statten, aber schließlich saß sie oben und war auch wieder herunter, ohne zu fallen, auszurutschen oder sich sonst wie dumm angestellt zu haben. Erleichtert lächelte sie und überhörte gekonnt die zotigen Witze, die manche Leute nun rissen.


    Damit war ein weiterer Teil der Hochzeitszeremonie abgeschlossen und Zeit, die beiden Brautleute ins Zimmer zu führen um die Hochzeit auch wirklich zu vollziehen. Callista war unschlüssig, ob die Germanen nun erst noch feiern wollten. Nun ja, die anderen sicherlich, aber ob Witjon auch erst noch was trinken wollte? Fragend sah sie ihn an und blickte auch zu ihrer Familie, die etwas abseits stand.

    "Heilsa." Callista grinste, das Wort kannte sie schon und das machte ihr auch keine Schwierigkeiten mehr. "Ja, danke. Es ist wirklich sehr nett von dir, dass du mir helfen möchtest."


    Callista setzte sich ebenfalls und legte ihre Sachen neben sich. IRgendwie war es komisch, dass Vodafonis nicht in der Nähe war. Aber zum einen war sie nun eine verheiratete Frau und zum anderen war die Sklavin mit ihrem Onkel wieder nach Rom gereist, denn die Duccier legten keinen gesteigerten Wert auf Sklaven im Haus. Soviel hatte man ihr erklärt und so hatte sie die Ägypterin ziehen lassen. Wahrscheinlich, dachte sie für einen kurzen Moment, trugen die Germaninnen deswegen eher einfache Frisuren, weil sie niemanden hatten der ihnen dabei half, die Haare aufzudrehen und hochzustecken. Sie jedenfalls hatte ebenso begonnen ihr Haar nur in einen dicken Zopf zu pflechten, das ging schnell und man konnte es selbst tun. Aber es war noch sehr ungewohnt und wenn sie sich nach vorn beugte, wie jetzt um ihre Schreibsachen abzulegen, fiel der Zopf über ihre Schultern nach vorne. Genervt warf sie ihn zurück und blickte wieder zu Rufus. Der ja eigentlich Ragin hieß. Ob er wohl den germanischen Namen bevorzugte?


    "Probleme wegen der Sprache? Nein, eigentlich nicht. Witjon spricht eigentlich nur Latein mit mir und wenn es etwas gibt, dass ich wirklich verstehen soll übersetzt jemand für mich. Aber es wäre schön, wenn ich darauf nicht mehr angewiesen wäre."

    "Den Brautraub nicht passend?" echote sie Witjons Worte und sah ihn einen Moment lang verwirrt an. Was konnten sie daran auszusetzen haben? Immerhin musste Witjon sie ja aus den Armen seiner Familie reißen, damit sie in seine Familie eintreten konnte. Callista selbst fiel nicht ein, dass hier das manchmal unscheinbare aber sich immer wieder bemerkbare Kulturenmischmasch griff. Der Gedanke, dass der Brautraub aus germanischer Sicht etwas schlimmes, sogar strafbares, sein konnte, kam ihr nicht - woher auch, sie kannte die germanischen Sitten ja nicht. Ihr Blick glitt zurück zu den Ducciern, die ihnen folgten. "Deine Mutter weint." sagte sie traurig und griff nach Witjons Hand. Sie war sich sicher, irgendetwas falsch gemacht zu haben.

    Es waren einige Tage vergangen, seitdem sie hier eingeheiratet hatte und Callista fand sich in dem großen Haus immer noch nicht wirklich zurecht. Die Eingewöhnung fiel ihr schwerer als sie erwartet hätte und obwohl man sich wirklich nett um sie kümmerte, merkte sie selbst, dass es an einer ganz entscheidenden Sache fehlte. Germanisch! Alle hier sprachen es und sie war immer darauf angewiesen, dass jemand so nett war ihr zu übersetzen. Damit musste schnellstmöglich Schluß sein. Sie wollte nicht nur gern alles verstehen, aber sie wollte vor allem auch mit den anderen Frauen freier reden können. Bisher schienen es eher die Männer zu sein, die fließend Latein beherrschen, was es notwendig machte, dass einer von ihnen dabei war, wenn sie mit Elfleda sprach. Und das empfand Callista als frustrierend, so frustrierend, dass sie den Schritt selbst gewagt und Rufus gefragt hatte, ob er bereit wäre ihr zu helfen. Der junge Duccier war sehr nett und witzig, außerdem sprach er auch griechisch, wie sie ja schon festgestellt hatten. Er jedenfalls erklärte sich gerne bereit und so wartete Callista zur verabredeten Zeit mit Schreibutensilien ausgestattet auf ihn.

    Ein kleiner Schritt für Witjon, ein großer für die Festgesellschaft, die sich nun ebenfalls in die Casa drängte. Er hatte es geschafft sie über die Schwelle zutragen, ohne dass dabei irgendetwas schlimmes passiert wäre, kein Stolpern, kein Asurutschen oder gar hinfallen. Und er hatte sie sanft und wohlbehalten wieder abgesetzt, so dass Callista glücklich strahlte. Je länger die ganzen Rituale dauerten, desto mehr Sicherheit konnte die Braut an den Tag legen. Denn es waren römische Rituale, denen sie hier Rechnung trugen und bei denen kannte sie sich gut aus, was man von ihr erwartete und was sie zu tun hatte. Allerdings war jetzt nochmal Witjon dran, der ihr Feuer und Wasser reichen musste. Das galt als Symbol des Haushaltes, in dem sie nun ein Mitglied war. Eigentlich hätte es auch bedeutet, dass sie nun die Macht über die Küche hatte, aber das war wohl eher Elfledas Bereich. Sie war schließlich die Frau des Familienoberhauptes und so reihte sie Callista auch über sich selbst ein.

    Da war er! Witjon stand plötzlich vor ihr und sie sah wie er ihrem Onkel und dessen Frau zunickte, die den Part der Brautmutter übernommen hatte und sie schützend festhielt. Ob Vespa sie tatsächlich nicht hergeben wollte? Oder es als symbolischen Akt noch etwas herauszögerte? Damit Witjon sie tatsächlich raubte und sie ihm nicht einfach so folgte? Sie lächelte ihm zu, etwas zaghaft zwar, aber durchaus bestätigend. Er griff nach ihren Armen und sie, obwohl sie das gerne gewollt hätte, reichte sie ihm nicht entgegen. Es ging schließlich um einen Raub! Doch er zog sanft an ihr und Vespa ließ los, so dass Callista mit ihm ging. Erst nur einige Schritte, dann aber machte sich der komplette Zug auf den Weg. Zur Verwirrung von bösen Geistern würde man nun nicht direkt zur Casa gehen, sondern den ein oder anderen kleinen Umweg. Wie aus dem ncihts tauchten drei jugendliche Flötenspieler auf, die sich immer in der Nähe des Bräutigams hielten und die den Gesang der Festgesellschaft noch unterstrichen. Insgesamt sagen die Leute laut und riefen unterschiedliche Spottverse und natürlich ertönte immer und immer wieder der Ruf "Talassio".


    Callista brauchte sich nicht umzudrehen um zu wissen, dass man Rocken und Spindel hinter ihr hertrug, denn sie waren das Zeichen ihrer hausfräulichen Tätigkeit. Dennoch wandte sich ihr Blick von vorna - wo man Nüsse auf ihren Weg warf, die Fruchtbarkeit bringen sollten - nach hinten und sah die Verwirrung in den Blicken der Duccier. Hatte sie was falsches getan? Gesagt hatte sie schon länger nichts mehr, daran konnte es nicht liegen? Hatte sie sich zu sehr gesträubt? Oder hatte sie sich zuwenig gesträubt? Unsicher blickte sie zu Witjon, der irgendwie auch nicht mehr ganz so fröhlich aussah. Was war denn los? Sie machte gerade ihren Mund auf und wollte ihn fragen, schloß ihn aber. Durften sie reden? Hier auf dem Brautzug? Die junge Bruat beschloss, dass es in den allgemeinen Rufen und Singen nicht weiter auffallen würden und hielt sich noch etwas näher an Witjon.


    "Ist ... mhhh ... alles in Ordnung? Bist du ... also ... glücklich?" Sie schaute zaghaft an ihm hoch und biss sich vor lauter Unsicherheit auf die Unterlippe, es kam ihr dumm vor so direkt nachzufragen, als wenn er es sagen würde, wenn es nicht so wäre. Er hatte bisher immer den Eindruck gemacht, sie gerne heiraten zu wollen. Es machte Callista traurig, sollte sie sich darin getäuscht haben. Aber auch er war von seinem pater familias zu dieser Ehe vorgesehen worden, vielleicht nicht gezwungen, aber eine Wahl hatte er auch nicht gehabt. Vielleicht bereute er es jetzt? Callista versuchte in seinem Gesicht zu lesen und hoffte inständig, sie würde sich nur wieder mal zu viele Gedanken machen.

    Bei der duccischen Casa angekommen lächelte Callista nervös. Noch war nicht alles geschafft, obwohl der Tag schon geschäftigt genug gewesen war. Angefangen hatte alles am Morgen mit den richtigen Opfern, Gebeten und bevor es dann ein Festessen gegeben hatte, galt es noch die Ehegelübde zu sprechen. Das alles war gut verlaufen und dann bei Einbruch der Dunkelheit hatte Marsus, der sich ja eigentlich Witjon nannte, sie aus den Armen ihrer Familie geraubt und war mit ihr hierher gegangen. Der Brautzug selber war auch mit einigen kleinen Ritualen verbunden worden und auch hier gab es einiges zu tun. Zu allererste beobachtete Callista wie die Fackeln verteilt wurden, einige der Gäste legten großen Wert darauf, galten sie doch als von Ceres gesegnet und brachten Glück. Danach reichte ihr eine helfende Hand etwas Öl und damit bestrich Callista den Türpfosten sehr sorgsam, genauso sorgsam, wie sie ihn dann mit Wolle umwickelte. Bei diesen beiden Sachen hatte Callista keine genau Ahnung warum man sie dazu anhielt, es gehörte einfach zum Hochzeitsritus dazu und sollte sicherlich Glück bringen oder Fruchtbarkeit oder beides.


    Ihre Hände zitterten und sie machte ihre Aufgaben langsam, dafür aber sehr sorgfältig, was den ganzen Vorgang noch verlangsamte. Ihre Gedanken schweiften um Witjon, dem sie hin und wieder einen verliebten Blick zu warf. Die Aufmerksamkeit, die man ihr heute zu teil werden ließ, war für das scheue Mädchen fast zu viel und sie war froh, dass es bald ein Ende haben würde. Doch zuerst würde Witjon sie über die Schwelle tragen müssen, denn es wäre ein sehr schlechtes Zeichen, sollte sie über die Schwelle stolpern. Sie stellte sich also dezent neben ihn, während ihr wiederum einige helfende Hände die Schüsseln und restliche Wolle abnahmen. Dann grinste sie ihn an und wartete darauf, dass er seinen Teil an dem Prozedere erledigen würde.

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    Hier endet die Vermählung von Prudentia Callista und Duccius Marsus.


    Nach römischem Brauch begann der Hochzeitstag im Haus des Brautvaters (in diesem Fall des Brautonkels) um sich später mit dem Brautzug zum Haus des Bräutigams fortzusetzen und hier nun mit einer weiteren Feier zu enden.



    Sim-Off:

    Auch hier empfiehlt sich die Baumansicht, danke.

    Callista beobachtete Witjon wie er ernst und gewissenhaft prüfte, ob er das essen konnte, was sie ihm gereicht hatte. Es war herrlich zu beobachten, wie er um Fassung rang, nachdem ihm sein Mund mitteilte wie scharf die Soße wirklich war. Callista konnte nicht anders als schadenfroh grinsen, nur ein bisschen, schließlich sollte er nicht denken sie hätte ihn vorgeführt. Aber es sah einfach zu ulkig aus, wie er das Bier hinunterstürzte. Sie lächelte sowieso durchgehend, vielleicht fiel es also nicht weiter auf. Wobei sie aber sowieso das Gefühl hatte, er hätte es ihr nicht wirklich übel genommen. Schließlich biss er sogar noch mal ab und auch sie schob sie etwas von dem Eibrot in den Mund, allerdings nur eine kleine Ecke, so dass sie schnell kauen und runterschlucken konnte bevor sie ihm antwortete.


    "Ja, eigentlich schon. Es ist üblich die allabendliche cena mit dem Servieren von hartgekochten Eiern zu eröffnen, am häufigsten natürlich Hühner, aber auch Gänse- und Enteneier. Die großen dort sind Straußeneier, manchmal gibt es auch Pfaueneier, aber das ist in erster Linie Ausdruck von Luxus, denn sie sind selten und teuer. Dazu gibt es immer Brot und verschiedene Soßen." Callista nippte an ihrem Wein. "Aber man kann die Eier natürlich auch nur weich kochen oder als Spiegelei oder Omelett zubereiten." Erklärte sie weiter, völlig wertungsfrei und blickte dann zu Marsus. Aßen sie denn abends nicht zusammen? Anscheinend nicht. Oder aber sie aßen nicht auf römische Art, also ohne unterschiedliche Gänge die aufeinander folgten. Das würde noch interessant werden, dachte sie und grinste. "Ist das dein erstes römisches Hochzeitsgelage? Du warst doch bestimmt schon mal bei irgendwem eingeladen? Also, zur Hochzeit [SIZE=7]mein ich. Eingeladen bist du ja [/SIZE][SIZE=6]bestimmt schon mal gewesen. Also..."[/SIZE] Mist. Verhaspelt. Callista blickte beschämt nach unten und sprach immer leiser und leiser. Wie dumm sie sich manchmal anstellen konnte. Dabei dachte sie eigentlich sie würde nicht mehr stottern, jedenfalls nicht in seiner Nähe, in der sie sich doch wohl fühlte.

    es blieb ihr nicht viel anderes übrig als zu grinsen, als Witjon sie ansprach. Er schien überrumpelt von der zwar mannigfaltigen, aber dennoch sehr begrenzten Auswahl an Essen, es gab nur Eier und Eier und Eier. Eigentlich eine ganz typische und häufige Speise für die Römer, schien allein die Masse die meisten Germanen hier zu überraschen. Ein Seitenblick verriet der neuvermählten Braut, dass viele ihrer duccischen Verwandtschaft verwundert waren oder aber scherzten. Sie alle hatten unheimlich gute Laune, genau wie Witjon, der grinste und strahlte und Witze machte und ihr immer wieder ein Küsschen auf die Wange drückte oder nach ihrer Hand griff. Callista lächelte ebenso, war ebenso glücklich und fröhlich, allerdings zeigte sie das wohl weitaus zurückhaltender als eine germanische Braut dies getan hätte.


    "Du solltest unbedingt Straußeneier probieren, die schmecken wirklich gut. Mit etwas Brot und von der roten Soße da, die ist etwas schärfer als der Rest." Hatte sie ihm schon gesagt, dass sie gerne etwas schärfer aß? Ja, sie meinte sich erinnern zu können. Und wenn nicht, das würde er ja eh bald bemerken. Sie legte etwas Ei auf ein Stück Brot und kleckste Soße darüber, dann brach sie eine Ecke ab und hielt es ihm hin. Nicht zum füttern, sondern zum überreichen. Mal sehen, ob es ihm schmeckte.

    Callista sah auch durch das verschwommene rot des Schleiers, wie sich seine Finger auf sie zubewegten. Lag es an dem dicken, mit einigen Löchern versehenen Schleier oder zitterten seine Hände etwas. Die Braut konnte es nicht beurteilen, denn es ging alles viel zu schnell und im nächsten Augenblick hatte er den Schleier schon zurück geschlagen. Jetzt konnte sie wieder alles richtig sehen. Und jeder konnte sie sehen. Wahrscheinlich lagen jetzt alle Blicke auf ihr, allein der Gedanke machte sie nervös. Ob sie alles richtig machte? Ob Balbus Stolz war auf sie? Ob Marsus sich freute? Quatsch, natürlich freute er sich. Wie sonst hätte er ihr solche Dinge sagen können. Er liebte sie! Liebte sie wirklich. Er lächelte sie an und dann spürte sie plötzlich seine Hände an ihrer Hüfte, wie er sie langsam in seine Richtung zog. Unwillkürlich folgte sie seiner Handbewegung und trat dichter, obwohl seine Berührung sie stocken ließ. Er hatte sie schon einmal so berührt, beim Fest nach der Hochzeit von Lando und Elfleda, noch bevor sie nach ihrer Gesangsdarbietung einfach den Rücktritt in die Casa angetreten hatte. Das war noch gar nicht lange her und auch damals hatte sie sich total verkrampft. Genau wie jetzt. Doch war es früher mehr Unwohlsein, war es jetzt die Aufregung. Was wurde von ihr erwartet? Was sollte sie tun? Sollte sie was sagen?


    Allerdings kam Callista weder dazu was zu sagen oder zu tun, denn Witjon übernahm die Führung und beugte sich zu ihr, schloss die Augen und küsste sie. Es war der allererste Kuss, den sie erhielt und sie stand erst mal überrascht und stocksteif da. Eigentlich fühlte es sich gar nicht schlecht an, nur seltsam und entgegen ihres Ehemannes ließ sie die Augen offen. Sie konnte das Beben in seinem Körper spüren, seine Hingabe und auch etwas von der Leidenschaft, die er dann schließlich ausbremste und von ihr abließ. Genau so und doch ganz anders hatte sich Callista das vorgestellt, vielleicht wurde es noch anders, wenn sie erst alleine waren? Sie atmete tief durch, erst jetzt bemerkend, dass sie den Atem angehalten hatte und lächelte fröhlich. Sie konnte alles durchstehen, wenn sie nur lächelte, das gab ihr Halt und bald schon waren sie umringt von Gratulanten, die jeden weiteren Gedanken an die Küsserei sowieso unterbanden. Sie Rothaarige hoffte inständig, dass keiner ihr Zögern bemerkt hatte, es war ja nicht so, dass sie Witjon nicht attraktiv fand oder sich zu ihm hingezogen fühlte. Es war eher so, dass es sie schlicht weg überforderte. Sie war noch nie besonders gut darin gewesen Körpernähe zuzulassen und brauchte immer lange, bis sie sich daran gewöhnte. Besonders, da es etwas ganz Neues und aufregendes war, einen Mann so nah zu spüren.


    Aber Witjon jedenfalls strahlte, er grinste übers ganze Gesicht und sah überaus zufrieden und glücklich aus. Daher lächelte auch Callista und bedankte sich artig mit einem leise gesprochenen "Danke". Jetzt gehörte sie zu ihm und in seine Sippe. Es war offiziell!


    Nachdem ihre Anverwandtschaft gratuliert hatte, kamen Lando und Elfleda als nächstes dran und das duccische Familienoberhaupt kam ihr immer noch reserviert vor. Seine Frau dagegen umarmte sie herzlich und sprach sogar auf Latein mit ihr. Darüber freute sich Callista mehr und ließ sich gerne von der jungen Frau drücken. "Danke Elfleda" sagte sie fröhlich und lächelte in die Runde, ganz vergessend, dass sie das eigentlich schon auf germanisch sagen konnte. Es wurde noch mehr gesagt, auf germanisch diesmal, aber das verstand Callista noch nicht. Wobei sie sich fest vorgenommen hatte es so schnell wie möglich zu lernen. Immer wieder, wenn er nicht gerade jemanden umarmte, griff Witjon nach ihrer Hand und Callista ließ das gerne geschehen. Das war ihr schon vorher aufgefallen, vor allem bei der letzten Feier, dass er sie gerne um sich hatte und sie berührte. Und jedes Mal bekam sie wieder Herzklopfen.


    Es traten noch zwei Männer zu ihnen, die sie nicht kannte und noch nie gesehen hatte. Die langen Haare sagten aber mehr als deutlich wo diese beiden einzuordnen waren und schon allein vom Alter her tippte Callista darauf, dass es Vater und Sohn waren. Der jüngere von beiden gratulierte sehr stürmisch und herzlich und obwohl das Callista noch immer etwas … zu überschwenglich … vorkam, freute sie sich. Die Germanen unterschieden sich in diesem Punkt sehr von den Römern, die sehr viel ruhiger waren. Und weniger umarmten. Soviel hatte sie schon gelernt. Ortwini war schneller verschwunden, als sie gucken konnte, sonst hätte sie seinen kleinen Kommentar vielleicht noch beantwortet, allerdings gab es noch genügend andere, die gratulieren wollten. Wo war denn Thalna? Und Crista? Die musste doch hier auch irgendwo sein.


    Vorher allerdings gab es noch eine kleine Gruppe von Menschen, die Witjon ganz besonders wichtig waren. Da war Arbjon, den Callista sofort erkannte, der mit drei Frauen auf sie zukam. Das eine war Witjons Mutter, soviel hatte die Braut schon herausgefunden, das andere waren seine Schwestern. Eine davon war hochschwanger und es war das erste Mal, dass sich die Gelegenheit bot sich mit ihnen bekannt zu machen. Es wunderte sie, dass Ildrun Latein sprach und nahm es als höfliche Geste an, die wahrscheinlich nur ihr galt. Damit sie verstand, was die Mutter dem Sohn sagte. Wie nett. Dann wurde auch sie gedrückt und geherzt und erwiderte es augenblicklich, Witjons Mutter machte es einfach sie zu mögen und ihre rührselige Art ließen Callista schmunzeln. "Vielen Dank. Das ist wirklich sehr lieb gesagt, ich fühle mich sehr geehrt." Ihre Stimme klang zwar leise, aber fest und sie blickte kurz zu allen drei Frauen und ihr Blick blieb einen Moment am dicken Bauch der einen hängen. Bald wäre sie vielleicht auch so kugelrund.

    "Danke." Callista lächelte etwas scheu, sie war es nicht gewohnt, dass man sie so frei heraus lobte. Vor allem weil Verus sie ja noch gar nicht lange kannte, wie wollte er da beurteilen können, ob sie wirklich so geeignet war? Allerdings war er schließlich ihr Lehrer und würde schon wissen, was er da sagte. Er machte es ihr jedenfalls einfach, sich ihm zu öffnen und er motivierte sie ungemein. Schließlich hatte sie den Vorsatz gefasst seine allerbeste Schülerin zu werden und da tat so ein Lob wirklich gut.


    "Ja, den Göttern will ich gerne dienen. Wenn man von sich heraus versucht den Göttern zu dienen, dann fällt es einem viel leichter alles zu lernen und zu begreifen. Anstatt nur eine vorgeschriebene Rangfolge von Handlungen abzuspulen. Ohne mit dem Herzen dabei zu sein, meine ich. Das merken doch auch die anderen, die, die zugucken. Und die Götter merken es selbstverständlich auch."

    Man führte sie fürs Festessen nach draußen in den Garten, den sich Callista in ihrer Zeit hier in der Casa nicht genau angeguckt hatte. Sie war einige Mal hier gewesen um sich die Zeit zu vertreiben oder hier draußen sitzend ihre Studiun zu erledigen und war daher sehr überrascht, wie wunderschön der Garten dekoriert war. Die Sklaven hatten ganz bezaubernde Arbeit erledigt und sie bewunderte ihn einige Augenblicke, bis sie Platz nahm. Neben Witjon natürlich, dem sie ein frohes Lächeln schenkte. Jetzt kam der angenehmere Teil des Tages und so wie sie ihn bisher einschätzte war er sicherlich froh sich etwas entspannen zu können.


    Balbus hatte bei der Planung sehr drauf geachtet, dass es keine rein römische Hochzeit gab und so auf Clinen verzichtet und einen großen Tisch aufstellen lassen. Und es würde sicherlich auch Met und Bier geben, nicht nur Wein. Doch Callista ließ sich den dunklen Traubensaft einschütten, daran konnte man viel besser nippen und er schmeckte auch besser zum ersten Gang, den Eiern. Sie war eigentlich überhaupt nicht hungrig, weil sie immer noch nervös war, aber sie konnte schließlich nicht nichts essen. Also begann sie, langsam und testete sich durch die vielen verschiedenen Eier und Soßen. Ab und zu aß sie ein Stück vom Brot, aber wohlweißlich nicht viel, denn das würde nur Platz wegnehmen. Es würden noch ein paar mehr Gänge aufgetischt werden, da hieß es durchhalten.

    "Danke, Balbus, hab vielen Dank." sagte Callista und drückte ihren Onkel ebenso herzlich. Er hatte sei aufgenommen, als sie Vollwaise wurde, hatte ihr Bildung und Ausbildung ermöglicht, hatte sein Einverständnis gegeben, dass sie Priesterin werden durfte und hatte ihr nun einen ganz vortrefflichen Ehemann gesucht. Natürlich war diese Ehe politisch motiviert, soviel verstand auch Callista, aber es machte ihr nichts aus. Sie hatte damit gerechnet im Sinne der Familie zu heiraten und sie hätte ebenso jeden akzeptiert, den ihr Balbus ausgesucht hätte. Aber sie war doch froh, dass es Witjon war. Mit dem sie sich so gut verstand. Vielleicht liebte sie ihn sogar. Und überhaupt, selbst wenn nicht, es hätte sie weitaus schlimmer treffen können, das wußte sie.


    Selbstverständlich drückte und herzte Callista auch Vespa, die ihr zwar bisher immer etwas reserviert vorgekommen war, aber im Aufruhr ihrer Gefühle dachte Callista nicht mehr daran. Vespa hatte sich ihrer am Vorabend so liebevoll angenommen, dass die junge Prudentia gar nicht anders konnte als sie heiß und innig zu lieben. Ihre Tante war nun mal ihre Tante und sie mochte sie sehr. Es war eine Ehre, dass sie ihre Brautmutter war.


    Callista trat einen Schritt zurück und sah zu wie auch Witjon gedrückt wurde und sie lächelte selig. Jetzt war es fast geschafft, sie waren eigentlich schon so gut wie verheiratet, auch wenn noch ein paar kleinere Rituale fehlten. Aber das Wichtigste war geschafft und nach den vielen Gratulanten würde es mit dem Festessen weitergehen.

    Das ausgiebige Festessen war geschafft und Callista wurde von Freude und Wehmut gleichzeitig gepackt. Sie wußte sehr wohl, was jetzt geschah und so begab sie sich mit ihrer kleinen Familie vors Haus. Die meisten Gästen folgten in einigem Abstand und irgendwo hinter ihr war auch Marsus, Witjon, mit seiner Familie. Der sie gleich rauben würde. Sie lächelte etwas und schaute zu, wie eingie Sklaven die aus Weißdornholz gefertigten Fackeln entzündeten und an die Gäste verteilten. Dieses Holz galt als glücksbringend und schützte gegen böse Zauber, weswegen man es vor dem Ehepaar trug. Wenn die Sklaven klug waren, gaben sie einige davon den Ducciern, denn die kannten den Weg und würden sicherlich gerne vorlaufen. Callista bemerkte auch schon die drei Knaben, die sich in ihrer Nähe herumdrückten, ohne wirklich auffallen zu wollen. Auch sie würden das Ehepaar begleiten und drückten mit ihrer Jugend die Vitalität aus, die man auch der Braut wünschte. Sie waren gut erzogen, sich nicht in den Vordergrund zu drängeln. Die rothaarige Prudentia drehte sich um und blickte kurz zu Witjon, den sie zwischen all den Feiernden erst auf den zweiten Blick ausmachen konnte. Sie lächelte ihm kurz zu und wandte sich dann an ihre Familie. Da war ihr Onkel Balbus, den sie eigentlich vom ersten Moment ins Herz geschlossen hatte, der für sie ein liebevoller Vater gewesen war in den Monaten in Rom und dem sie viel zu verdanken hatte. Und da war Vespa, seine Frau, Nichte des Kaisers und - viel wichtiger - ihre Brautmutter. Auch ihr brachte Callista den größten Dank entgegen, hatte sie doch auf ihrer Hochzeit schon soviel geholfen, auch am Vorabend und ihre GEspräche hatten der jungen Braut viel Hilfestellung gegeben. Und nicht zuletzt ihre Großtante Thalna, die Cousine von Balbus, aber in ihrem Alter. Sie waren Freundinnen geworden, seit diese in Rom ankam und die wenigen Wochen ohne sie waren recht trostlos für Callista gewesen, allerdings hatte sie genug Ablenkung gehabt. Noch wußte Calli nicht, dass Thalna hier in Mogontiacum bleiben und ebenfalls Priesterin werden würde, diese Überraschung konnte noch warten.


    Sie umarmte alle drei nacheinander, lang und liebevoll und flüsterte ihnen allen jeweils ein "Danke" ins Ohr. Sie war sehr glücklich eine solche Familie gefunden zu haben und dankte den Göttern für die aufopfernde Unterstützung die die drei ihr entgegenbrachten. Dann löste sie sich von ihnen, blieb aber dicht bei ihnen. Schließlich sollte Witjon sie rauben und sie nicht mit ihm gehen. Sollte er also ruhig den größten Teil des Weges zurücklegen, dachte sie und wartete. Je länger sie wartete und ihn ansah, desto nervöser wurde sie. Der Fackelschein zauberte warme Farbspiele auf ihr Gesicht und ließ ihre Augen funkeln, in denen sich unbemerkt kleine Tränen gesammelt hatten.