Beiträge von Prudentia Callista

    Falsch gedacht. Anscheinend. Denn er sprach tatsächlich vom Olymp und Callist hörte aufmerksam zu. An manchen Stellen, die ihr eindeutig erschienen, nickte sie. Dann, als sein kleiner Monolog zu ende war, blickte sie ihn scheu an.


    "Ja, gespürt habe ich die Götter schon mal. Einmal ganz besonders intensiv, das war, als meine Mutter starb. Der ganze Raum war auf einmal ... ich weiß nicht recht ... schwer zu beschreiben. Aber es fühlte sich einfach so an, als wäre da noch jemand, jemand sehr großes und liebevolles. Später habe ich nicht mehr viel darüber nachgedacht, weil die Trauer keinen Platz dafür ließ."


    Callista durchlebte diesen Augenblick noch einmal, direkt nachdem unumstößlich klar war, dass ihre Mutter sie verlassen hatte und gestorben war. Sie erinnerte sich an ihren Schmerz, an den Schock und an die heißen Tränen, die sie geweint hatte - aber auch daran, dass sie sich gut aufgehoben gefühlt hatte. Fast so als hätte irgendjemand sie trösten wollen. Komisch, dass sie sich erst jetzt wieder daran erinnern konnte, wo Verus sie daran erinnert hatte.

    Callista kämpfte unter dem Schleier mit den Freudentränen, die ihr am liebsten über die Wangen gerollt wären. Doch sie wollte nicht riskieren, dass er in ein verheultes Gesicht blickte, wenn der Schleier endlich gelüftet wurde und biss sich daher fest auf die Lippe, kein Mucks kam unter dem Schleier hervor. Dennoch geschah eine Menge in Callista, deren Herz immer schneller schlug je mehr Versprechen Marsus machte. Und sie galten ihr! Nicht den Göttern, nicht den Familien, die ihr ganz eigenes Interesse an dieser Verbindung hatten, nein, ihr persönlich. Ihr ganz allein! Am Anfang, als sie ihn kennenlernte, hatte sie Zweifel gehabt, ob er ebenso zu dieser Ehe gezwungen wurde wie sie. Sie hatte sich viele Gedanken darüber gemacht, ob er sie wirklich heiraten wollte. Ob er sie mochte, ob er sie hübsch fand, ob er sich darauf freute mit ihr den Rest seines Lebens zu verbringen. Alle diese Gedanken und Zweifel wurden nun aber nebensächlich, so sehr beeindruckte der Germane den prudentischen Rotschopf. Sie war solche Liebesbekundungen nicht gewöhnt und war froh, dass der Schleier noch etwas Schutz bot. Ihre Hände wechselten von kalt nach heiß nach kalt, von klamm nach schwitzig und wieder zurück und sie drückte jedesmal seine Hände, wenn er die ihren drückte. Ganz unwillkürlich trat sie einen kleinen Schritt näher zu ihm und sah in seine wachen, braunen Augen. Er liebte sie! Ja, das tat er. Callistas Herz setzte aus, sie fühlte das genau, und schlug dann mit doppelter Geschwindigkeit weiter, während ein heiss-kalter Schauer durch ihren Körper rieselte. Wie Gänsehaut. Nur schlimmer. Er liebte sie!


    Und dann war es plötzlich an ihr etwas zu sagen. Er blickte sie erwartungsvoll an und auch etwas besorgt, hatte er denn Angst, sie würde nicht so empfinden? Sie hatte in der vergangenen Nacht noch lange überlegt, hatte sich Notizen gemacht, hatte versucht ihre kleine Rede auswendig zu lernen. Und nun erinnerte sie sich an gar nichts. Kein Wort! Kein Versprechen! Keine germanischen Floskeln, mit denen sie ihn und seine Familie beeindrucken wollte. Langsam ließ sie ihre Lippe los, in der das Blut schnell die weiße Druckstelle überdeckte und räusperte sich leise. Jetzt würde sie improvisieren müssen…


    "Hier und jetzt stehe ich vor dir, Witjon Evaxson, aus dem Geschlecht der Duccier. Ein Mann von Ehre, Kraft und Weisheit, der mir zum Mann gegeben wird. Ich bin Prudentia Callista, einzige Tochter von Marcus Prudentius Felix und Patuleia Pulchra."


    Das war der erste Teil, sozusagen die Einleitung. Wo man kurz sagte, wer man war und woher man kam. Obwohl das ja eigentlich eh alle wußten. Callista hoffte er würde bemerken, dass sie seinen germanischen Namen und nicht seinen römischen benutzt hatte. Erst auf Landos und Elfledas Hochzeit hatte ihr Arbjon, Duccius Eburnus, erklärt, dass sie alle noch einen germanischen Namen hatten und diesen auch viel mehr verwendeten als den römischen. Und diese Sitte wollte sie nun auch übernehmen.


    "Hier und jetzt willige ich in diese Ehe mit Freuden ein, nicht nur als Symbol der Eintracht unserer Familien, als Unterpfand der Freundschaft zwischen ihnen. Ich willige mit Freuden ein in die Ehe mit dir, Witjon, dessen aufrichtige Liebe mich ehrt und glücklich macht. Eine gute Ehefrau werde ich sein, dich lieben und unterstützen, die Mutter deiner Kinder sein, die Frau an deiner Seite. Ich schwöre hier vor allen und vor dir, dir auf ewig die Treue zu halten. Weder Krankheit, noch Armut, noch Schmerz oder ein anderer Mann werden mich weichen lassen und ich will dir unablässig eine starke Frau sein, dir helfen, dich unterstützen, dich umsorgen und pflegen, dein Leben mit dir teilen."


    Callista machte eine kurze Pause und stockte. Sie hatte alles Wichtige gesagt. Hatte sie doch, oder? Ja, hatte sie. Obwohl es viel kürzer war als das, was Marsus gesagt hatte. Sie drückte seine warmen Hände und dachte daran, wie sie nach diesen gegriffen hatte um ihn zu trösten. Damals, bei ihrem ersten Treffen, als er ihr von Aquilia berichtet hatte. Es kam ihr vor, als läge diese Begegnung schon Jahrzehnte zurück. Soviel war passiert, soviel hatte sie gesehen und gelernt. Und sie glaubte nicht, dass die nächste Zeit ruhiger werden würde.


    Bedenken hatte die junge Römerin keine, auch keine Angst vor den kleinen und großen Kulturunterschieden, von denen sie mit der Zeit wohl noch mehr kennenlernen würde. Auch dachte sie nicht an ihr Junggesellenleben, trauerte nicht einer Freiheit nach, die sie eh nicht gehabt hatte. Nur kurz, ganz kurz, dachte sie daran wie traurig sie war, dass ihre Eltern nicht hier waren.


    "Das schwöre ich, Prudentia Callista, unter Zeugnis der Götter, der Ahnen und der um uns versammelten Menschen, ich liebe Dich und es gibt auf der ganzen Welt keinen Mann, den ich lieber heiraten würde, Witjon."


    Mochte das von ihr gesagte für germanische Verhältnisse vielleicht kurz sein oder schnörkellos, vielleicht sogar einfallslos, sie selbst empfand es als weltbewegend. Als groß und wahr und rein und wichtig. Sie mochte Marsus, hatte ihn vom ersten Augenblick an gerne um sich gehabt und wollte ihn wirklich gerne heiraten. Und das sollten auch alle wissen. Vor allem er sollte es wissen.

    Es war still und Callista meinte jeder der hier Anwesenden könne ihr Herz laut pochen hören. Sie war aufgeregt, wenn auch nicht mehr die nervöse, beängstigte Aufgeregtheit, diese hatte sich gelegt. Stattdessen war eine Art Vorfreude aufgetreten, die sich in ihr ausbreitete und sie hoffen ließ, dass die Götter ihnen wohlgesonnen waren. Ob nun römische oder germanische war im im Grunde fast schon egal, beides war wichtig, beides war notwendig. Mit einem sanften Lächeln im Gesicht beobachtete sie Marsus, der nicht mehr so suverän aussah wie noch am Anfang. Ob er Zweifel hatte? Oder war er nervös?Jedenfalls erkannte sie seinen erleichternden Blick auch durch das Rot ihres Schleiers und hätte beinahe verstehend genickt. Irgendwie musste er ja erkennen, dass sie ihn ansah, das sah er doch sonst nicht! Wahrscheinlich war er einfach froh mit Gebeten an ihm völlig fremden Gottheiten fertig zu sein. Zumal auch Phelan diesmal bezeugte, dass die Götter die Opfer angenommen hatten. Somit war sie dran, sie griff nach dem Getreide und trat vor.


    "O Pilumnus und Picumnus, einige Brüder,
    Spender der Fruchtbarkeit, Lehrer der Menschheit,
    wacht über das Wachstum der Kinder, erhaltet ihre Gesundheit, erfreut deren Eltern.


    Vor euch stehe ich,
    die ich stets die Götter geehrt und geachtet,
    euer Andenken geheiligt und euch Opfer dargebracht habe.


    Ich bitte euch, segnet meine Ehe mit dem mir gegebenen.
    Schenkt uns Kinder und Erben und lasst sie wachsen und gedeihen.
    Auf dass sie euch einst dankbar seien und euch preisen durch gute Gaben."


    Ihr Stimme klang viel ruhiger, als sie jemals angenommen hätte und sie dankte Iuno dafür. Sie wollte, dass Marsus hörte, dass sie sich wirklich freute und ihn heiraten wollte und genau so klang ihre Stimme auch. In diesem einen Moment jedenfalls wuchs sie etwas über sich hinaus und war nicht das scheue Reh, dass sie sonst war. Mit einer energischen Bewegung warf sie das Getreide in die Opferschale, wo beinahe augenblicklich dichter Rauch herausstieg. Es qualte und eien dicke, graue Wolenmasse schob sich langsam nach oben, dann erlösten die beiden Priester Callista von der Warterei. Auch bei diesem Opfer waren die Götter gnädig, erwiesen den Brautleuten ihre Gunst, nahmen die Opfer an und Callista trat zurück. Wieder neben Marsus. Der jetzt fast ihr Ehemann war, viel fehlte nicht mehr. Jedenfalls nicht mehr vom offiziellem Teil, der ihm so gar nicht zu liegen schien.




    Dann war auch schon Vespa bei ihnen, die ihnen die Hände verbinden würde, als rituelles Zeichen ihrer Ehe. Darauf würden beide ihre Ehegelöbnisse sagen, denn hier band man wieder verstärkt die germanischen Traditionen ein. Wo eigentlich laut römischen Recht die beidseitige Einverständniserklärung gereicht hätte, hatte Verus vorgeschlagen richtige Gelöbnisse zu machen. Und nachdem Callista verstanden hatte, was das bedeutete, hatte sie gerne eingewilligt. Irgendjemand hatte ihr bei dieser Gelegenheit auch übersetzt, was sich Lando und Elfleda gesagt hatten und sie war sehr beeindruckt gewesen. Und jetzt fragte sie sich, ob auch Marsus etwas so romantisches sagen würde...


    Callista trat vor und streckte ihre klammen Hände zu Marsus. Sie lächelte unter dem Schleier, den er bald - endlich - lüften würde.

    Gespannt lauschte die junge Rothaarige ihrer neugewonnen Tante und nickte, auch wenn sie es nicht wirklich nachvollziehen konnte. Das Gefühl, dass Vespa gefühlt haben musste, das kannte sie. Sie konnte Marsus ganz sicher vertrauen. Und sie hoffte damit keine Enttäuschung zu erleben. Aber sie hätte viel eher ein paar "handwerklichere" Tricks gekannt, etwas, dass sie tun konnte. Nicht einfach nur daliegen. Sanfte Berührungen? In der Körpermitte? Callista nickte noch einmal und biss sich in die Unterlippe. Sie kaute etwas darauf rum und seufzte. "Ich bin nervös." gab sie unumwunden zu und lächelte etwas entschuldigend. Sie kam sich kindisch vor. Aber dagegen konnte sie nichts tun, sie war nun mal nervös. "Aber ich mag ihn. Und ich möchte Marsus wirklich gern heiraten."

    "Litatio" hallte es in Callistas Kopf und das Wort hatte ein ganz eigenes Echo. Verzückt lächelte sie, Iuno hatte das Opfer angenommen, die Ehe stand also unter guten Voraussetzungen. Verus, nun in der Rolle als römischer Priester, hatte die Eingeweide sehr sorgfältig angesehen, doch Callistas Interesse war im Moment die einer werdenden Ehefrau und nicht die einer Priesterschülerin. Sie war einfach froh, dass es gut ging, Verus Stocken hatte sie nicht wahrgenommen, genausowenig wie das Nicken ihres Onkels. Durch den Schleier konnte es niemand sehen, aber ihr Lächeln war sehr breit und glücklich, sie freute sich darüber, dass ihre gewählte Göttin der Ehe zustimmte. Sie mochte Marsus und war froh, dass er derjenige war den man ausgesucht hatte. Schnell griff sie nach seiner Hand und drückte sie, erst jetzt bemerkte sie, wie kalt ihre Finger waren. Obwohl sie sich eigentlich ganz warm fühlte, ein untrügliches Zeichen, dass sie aufgeregt. Sich warm fühlen aber kalte Hände haben. Schrecklich. Hoffentlich würde er es nicht bemerken.


    Es standen noch weitere Opfer an und Callista bereitete sich innerlich darauf vor. Die Rituale hatten gerade erst begonnen und sie verfolgte sie aufmerksam, auch wenn sie wußte, dass der Tag lang werden würde und ihr irgendwann die Konzentration ausgehen würde.

    Es ging weiter, immer weiter, einfach weiter und Callista stand inmitten ihrer Familie und neben Marsus und beobachtete das Spektakel um sich herum. Sie war aufgeregt, abern icht mehr so nervös wie noch am Anfang, die Riten waren ihr bekannt und die Worte vertraut. Es war seltsam, irgendwie, als Phelan gesprochen hatte und das auf germanisch, war Marsus sehr viel ruhiger gewesen. Doch nun, wo er das Schaf opfern sollte, schien er nervöser. Noch immer war die Braut froh ihren Schleier zu tragen, sie beobachtete, ohne beobachtete zu werden und Callista fragte sich verwundert, warum sie nicht öfter einen Schleier trug.


    Gerne hätte sie auch Marsus Familie mehr beobachtet, doch sie standen etwas abseits, hinter ihr und Callista konnte sich nicht einfach umdrehen. Stattdessen beobachtete mit welcher Routine Marsus das Schaf tötete, ein glatter, geübter Schnitt und schon quoll das Blut hervor. Das hatte er auf jeden Fall schon öfter gemacht. Callista dachte an ihre erste Begegnung, wo sie angenommen hatte, dass er im Freien Germanien einen Mann getötet hatte. Was er allerdings abgestritten hatte. Schnell wischte sie ihre Gedanken beiseite. Sie hatte keine Angst vor ihm! Und außerdem war es wohl weitaus wichtiger, dass sie sich nun konzentrierte. Leise, mit sich bewegenden Lippen sprach sie die Worte mit, auch wenn es wohl niemand hörte. Jetzt wartete sie gespannt, was Verus sagen würde. Stimmte Iuno zu, ihre geliebte Iuno, deren Priesterin sie werden wollte?

    Über die römischen rituale erzählte ihr Vespa nichts neues, wie jedes kleine Mädchen hatte man sie von ganz jungen Jahren an immer wieder erzählt und beigebracht was wichtig war. Eine Hochzeit und vor allem die erste war immer eine große Angelegenheit und jedes Mädchen träumte mehr oder minder begierig davon. Nur ein kleines Detail hatte ihre Mutter immer ausgelassen und so war sie sehr froh, dass ihre Tante es ansprach. Die Hochzeitsnacht. Soviel hatte sie darüber gehört. Soviel schreckliches und soviel schönes. Manchen gefiel es, manchen war es unangenehm, es tat weh und sie hatten Angst davor im Kindbett zu sterben, manche erfüllten es wie das Weben, als eine ihrer vielen Ehepflichten. Insgeheim hoffte Callista, dass Marsus wissen würde was zu tun war. Denn sie selbst wußte nichts, nun ja, vielleicht nicht "nichts" darüber, aber so wenig, dass sie unmöglich die Handlungen voran treiben könnte, wenn er stockte. Zumal sie sicherlich viel zu aufgeregt und nervös sein würde. Ob sie zu denen gehören würde, denen es Freude machte bei ihrem Mann zu liegen?


    "Wenn man ... mhhh ... also in der Hochzeitsnacht ... reicht es da wenn ich tue was Marsus sagt? Oder gibt es etwas, was nur ich tun kann oder wo ich ihm ... also ... eine Freude machen könnte oder sowas?" fragte Callista kleinlaut. In diesem Moment wünschte sie, sie wären schon beim Frühstück angekommen.

    Ein fröhliches Lächeln! Callista war erleichtert, dass man ihre ungewohnt lockere Art nicht böse auffasste und sie ebenso freundlich begrüßte. Die beiden jungen Römerinnen stellten sich sogleich vor und Callista wollte dem nicht nachstehen.


    "Prudentia Callista." sagte sie etwas hastig, da sie etwas nervös war. Doch dann rief sie sich zu Ruhe und etwas mehr Bedachtsamkeit auf und wiederholte, diesmal entspannter. "Ich bin Prudentia Callista und erst seit kurzem in Mogontiacum. Es freut mich außerordentlich eure Bekanntschaft zu machen." Was auch stimmte, junge Römerinnen waren ihr hier noch keine begegnet und da Thalna in Rom weilte hatte sie keine Freundin mehr in ihrem Alter. Sie fragte sich interessiert, ob sie sich vielleicht mit einer von diesen zweien näher bekannt machen würde. Der Name Terentia sagte ihr nicht viel, aber natürlich der lautmalerische der Gens Iulia. Sie hatte gelesen und zugehört, wenn auch selbst in Rom kaum Bekanntschaften gemacht - hier würde sich das hoffentlich ändern.

    Nach ihrem peinlichen und unsäglich schwachen Auftritt verließ Callista mehr oder minder panisch die Bühne, sie bestimmte niemanden neuen weil sie das erstens in der Afuregung vergaß und zweitens kannte sie sowieso keinen, der nicht schon gesungen hatte. Und Vespa wollte sie das nicht antun. Stattdessen schlich sie so unauffällig wie sie nur konnte wieder zu Marsus zurück - oder hatte dies jedenfalls vor. Er stand bei seiner Familie und lachte und trank mit ihnen, sie konnte lando und Elfleda erkennen, aber auch Eburnus und Vala und Rufus und wie sie alle hießen. Marsus sah sehr zufrieden aus, irgendwie und Callista fühlte sich fast wie ein Eindringling. Daher wechselte sie die Richtung und gesellte sich zu ihren eigenen Verwandten. Die Schmach, von der neuen Familie ob ihrer Gesangsdarbietung angesprochen zu werden, wollte sie gerne umgehen. Daher trank sie einfach nur ein Wasser und begnügte sich mit beobachten.

    Mich hat ne akute und sehr nervige Terminwelle erwischt, die eine Schreibblockade nach sich zieht. Spätestens Samstag hab ich wieder die Ruhe, die entsprechenden Postings auch mit der von mir gewünschten Qualität zu schreiben.


    Bin mit allen meinen drei Chars also wohl erst wieder Samstag postingtechnisch am Start, sorry für die, die warten.


    PS: Bei der duccischen Hochzeit kann einfach singen wer will, da Callista niemand kennt, den sie auffordern könnte. Sie geht einfach runter, könnt ihr ruhig so schreiben. Danke.

    "Ach so" Callista schmunzelte, Verus lenkte schnell von dem Versprecher ab und sie schüttelte den Kopf "nein, leider nicht." Sie verstand nicht ganz worauf er hinauswollte, denn im Gegensatz zur griechischen oder auch germanischen Götterwelt fehlten der römischen eine eigene komplexe Mythologie, ein anthropomorphes Pantheon, ein Jenseits und eine ewige göttliche Wirklichkeit. Römische Götter waren weder verheiratet noch verwandt untereinander und lebte nicht an einer bestimmten Stelle, wie dem griehischen Olymp.

    Auch Callista hatte den angenehmen Tagesanfang genutzt und sich entschlossen Mogontiacum auf eigene Faust zu erkunden. Die letzten Tage waren sehr ereignisreich gewesen und nach dem man Landos Hochzeit nun ausgiebig gefeiert hatte, stand ihre eigene kurz davor. Sie hatte mit Crista letzte Hand an ein paar Gewänder gelegt und war dann aufgebrochen einige Erledigungen zu tun, vor allem aber schlenderte sie mehr unwillkürlich durch die Stadt. Sie hatte daran gedacht ihren Verlobten in seinem Officium aufzusuchen, sich dann aber dagegen entschieden. Wahrscheinlich hatte er alle Hände voll zu tun und sie wollte nicht, dass etwas liegenblieb nur weil er sich verpflichtet fühlte, sie herumzuführen. Stattdessen waren Vodafonis bei ihr und einer der mogontiacischen Sklaven, der sich hier auskannte und auch zu ihrer Sicherheit dabei sein sollte.


    Es war ein angenehmer Vormittag, nicht zu kalt und die Sonne tauchte auch gelegentlich zwischen den Wolken durch und tränkte den frühlinghaften Anblick in sattes Gelb. Anscheinend hatte wirklich niemand übertrieben, der die Schönheit eines germanischen Frühlings lobte und Callista blieb zeitweise begeistert steh um die Aussicht zu begegnen. Sie wurde aus ihren Gedanken geschreckt, als eine kleine Gruppe Kinder an ihr vorbeirannte und laut schrie, wahrscheinlich was germanisches, denn Callista verstand es mal wieder nicht. Mittlerweile nervte es sie sehr, dass sie die Sprache nicht beherrschte und sie nahm sich fest vor, Ragin um Unterricht zu bitten. Rufus, wie er ja eigentlich hieß, aber sie hatte angefangen alle mit ihrem germanischen Namen zu benennen, das machten sie alle untereinander so.


    Ihr Blick fiel auf zwei römische Frauen, ganz in ihrer Nähe, die lachten und den Kindern hinterher blickte. Ob sie auch hier wohnten? Bisher war Callista ihnen nicht begegnet, aber sie war ja auch noch keine Woche hier. Sie lächelte die beiden an und beschloß, sie einfach anzusprechen. "Salve" sagte sie schüchtern "ein herrlicher Tag, nicht wahr?"

    Hah! Alles richtig! Callista lächelte glücklich, als Verus sie lobte und nickte freudig. Sie würde sowieso sehr sorgfältig mit ihren Unterlagen umgehen, aber die Tatsache, dass er dieses Schriftstück für so gut hielt, machte sie Stolz. Anscheinend hatte sich das nachdenken, nachschlagen und sauber abschreiben gelohnt und sie nahm sie Rolle wieder an sich.


    "Meinst du das Recht der Götter?" fragte sie interessiert und blickte ihren blonden Lehrer an. Bald schon würde sie mit ihm verwandt sein.

    Das Fest dauerte an und auch wenn Callista den aufmerksamen Blick von Vodafonis im Nacken spüren konnte, versuchte sie mitzuhalten. Die junge Römerin verstand zwar immer nur die Hälfte - oder nicht mal soviel - von den Gesprächen um sie herum, aber das störte immer weniger. Sie stand händchenhaltend bei Marsus, lächelte und beobachtete die Menschen um sie herum, die bald ihre neue Familie darstellen würden. Dabei nippte sie am Met und ließ sich sogar noch einen Becher geben, wobei sie nun endgültig spürte, dass sie genug hatte. Der Alkohol rauschte durch ihren Körper und minderte das erste Entsetzen, das sie spürte, als Vala auf sie zeigte. Sie sollte was!?!? Singen!? Erschrocken weiteten sich ihre Augen, als diese Erkenntnis bei ihr angelangt war und dann blickte sie hilfesuchend zu Marsus. Vala hatte germanisch gesprochen und dabei wohl auch genuschelt, überhaupt schien er mehr betrunken als nüchtern und Callista hoffte, es war alles nur ein Missverständnis. Doch Marsus grinste und übersetzte ihr, was sein Vetter gesagt hatte und Callista schüttelte den Kopf. Sie kannte doch gar keine Lieder. Und singen konnte sie auch nicht. Nicht hier. Nicht jetzt. Oh ihr Götter!


    Doch alles wehren und sträuben und bitten und betteln half nicht, sie wurde auf die Bühne verfrachtet und stand nun, mit einem halbvollen Krug Bier in der Hand auf dem umfunktionierten Tisch. Irgendwo in der Ecke stand Marsus mit seiner Familie, bestimmt schaute er sie an. Callista konnte seinen Blick spüren, genau wie die Blicke der anderen - nicht nur germanischen Gäste. Spätestens jetzt realisierten viele, dass dort eine Römerin darauf wartete, ihren letzten Rest Mut zusammenzukratzen. Ihre Aufmachung verriet schließlich sehr eindeutig, dass sie keine Germanin war. Doch darüber konnte Callista jetzt nicht nachdenken, sie krallte sich an ihrem Krug fest, der eher ein Anker war, bis ihre Knöchel weiß hervortraten. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals und sie brachte kein Wort heraus. Wie ein scheues Reh blickte sie hin und her und die Spielleute begannen sich schon gegenseitig anzugucken. Das Mädchen da oben sagte ihnen nicht, was sie spielen sollten und römische Lieder kannten sie auch keine, daher nahmen sie sich erst mal einen Humpen Met und warteten. Je länger es dauerte, desto ruhiger wurde die feiernde Menge und desto nervöser wurde Callista. Etwas, dass man später einmal als Teufelskreis bezeichnen würde. Doch da entdeckte sie ihren Onkel, Balbus, der irgendwo bei Vespa stand und sie ebenfalls anblickte. Sie winkte ihm verstohlen und hoffte, er würde ihr beistehen. Hoffentlich kletterte er auch auf die Bühne und würde mit ihr singen. Wie sonst sollte sie das hier durchstehen?

    Sanft lächelnd stand Callista bei den Männern und versuchte krampfhaft nicht aufzufallen. Alle tranken, sangen und lachten und sie hatte nicht die geringste Ahnung worum es eigentlich ging. Irgendwann kamen Lando und Elfleda dazu und sie schenkte der Braut ein freundliches Lächeln, auch wenn die Kommunikation schwer fiel, war es schön eine Frau dabei zu haben. Als dann Angestoßen wurde, begriff Callista zuerst nicht, dass auch sie ihren Humpen hochhalten und gegen die anderen hauen sollte, tat es dann aber. Und während sie verwundert zusah, wie alle Männer ihre Becher mindestens um die Hälfte leerten, trank sie auch. Es war süßer Met, der schmeckte ihr ja einigermaßen und sie stellte fest, je mehr man trank, desto besser schmeckte es. Sie lächelte und sagte erstmal nichts, auch wenn Arbjon so nett war und im Latein blieb, damit sie verstehen konnte.

    Ein germanischer Name! Aber natürlich! Wieso war sie denn nicht selbst darauf gekommen!? Callista blickte etwas beschämt zur Seite, manchmal konnte sie auch wirklich dumm sein. Doch Eburnus plapperte weiter und erklärte ihr die Bedeutungen, die wirklich sehr zu passen schienen. Der Pfiffige. Callista schmunzelte und ließ sich von einer Magd einen Becher geben, passte aber nicht auf und erwischte einen mit Met. Sie nippte zwar daran, hielt sich aber sehr zurück. Ihr war der Alkohol in solchen Mengen einfach etwas unheimlich und sie hoffte, die beiden Männer würden das wenigstens nicht sofort merken.


    "Danke für deine Erklärung, Arbjon. Eigentlich hätte ich da auch selbst ... "


    Sie unterbrach sich selber als ein weiterer Germane zu ihnen stieß und - wie sollte es auch anders sein - auf germanisch dazwischenredete. Er sagte etwas zu ihrem Verlobten und Callista beobachtete ihn einen Moment, bis er sich zu ihr wandte und sich vorstellte. Da er ganz richtig in seiner Annahme war, dass es sich bei ihr um eine Römerin handelte, sprach er seine Begrüßung auf Latein, wandte sich dann aber schon wieder Arbjon zu.


    "Salve Duccius Vala, es ist mir eine Freude dich kennenzulernen."


    Diese höfliche und doch etwas abgedroschen klingende Begrüßung bekam Vala als Antwort und Callista lächelte still vor sich hin. Den Becher in der einen Hand haltend hatte sie die andere frei um nach Marsus Fingern zu greifen, ihr wurde das hier alles etwas viel. Aber sie wollte ihm natürlich auch nicht zur Last fallen. Auf jeden Fall war sie froh, dass es somit keine Möglichkeit gab zum Tanzen aufgefordert zu werden.

    Sim-Off:

    Der Anfang ist getan, die Leute sind alle da (oder!?) und dann gehts weiter mit Punkt 3. (siehe PF)


    Als der Augur endlich eine Bewegung tat hielt Callista die Luft und blickte instinktiv hinauf, in ungefähr die Richtung in die er wohl gucken mochte. Der Schleier behinderte sie und sie wußte nun wirklich nicht, welches Zeichen er entdeckt haben mochte. Aber das spielte dann auch bald schon keine Rolle mehr, weil es nämlich ein positives war. Sie strahlte und grinste, was aber niemand sonst sah. Der Hochzeit stand nichts im Wege. Sanft drückte sie Marsus Hand, als Zeichen, dass sie sich freute. Zum Reden war sie im Moment zu aufgeregt.


    Plötzlich hörte sie hinter sich Stimmengewirr und blickte sich neugierig um. Da waren ja die Duccier! Und gleich so viele! Callista blickte neugierig und musterte die Germanen, die bald ihre Familie darstellen würden, so ein Schleier war durchaus praktisch, wie sie feststellte. Denn sie konnte alles sehen aber niemand konnte erkennen, wohin sie blickte. Sie erkannte eigentlich die meisten der Gesichter wieder, aber nicht alle. "Schau mal Witjon, da ist deine Familie." sagte sie fröhlich und wartete darauf, dass er sie begrüßen würde. Anscheinend hatte sich Calvina direkt um sie gekümmert.


    Dann, wenn alle begrüßt worden waren würde es mit der zeremonie weitergehen. Laut römischem Ritus kam nun der consensus an die Reihe, also das beide Brautleute ihren Heiratswillen bekundeten und dabei würde Vespa ihre Hände ineinander legen. Damit wäre die Ehe geschlossen. Aber sie war sich sicher, dass Verus vielleicht noch ein paar Worte sagen würde, schließlich war das hier auch eine halb germanische Hochzeit.

    Eburnus! Callista lächelte ihm zu und blickte dann von Marsus zu Eburnus und wieder zurück. Die beiden sahen sich nicht ähnlich, jedenfalls nicht genug, dass sie sie sofort als Brüder hätte identifizieren können. "Das halte ich für eine ausgezeichnete Idee und vielleicht kannst du mir noch etwas anderes erklären. Und zwar, warum nennt man dich manchmal Arbjon und Marsus manchmal Witjon?" Sie blickte den ihr schon bekannten, großen Soldaten an und lächelte immer noch. Sie erinnerte sich am Anfang sehr von seiner offenen und witzigen Art eingeschüchtert gewesen zu sein, aber das hatte sich gelegt. Im Grunde war wohl jeder der Duccier so, hatte sie den Eindruck bekommen.

    Auf einmal schwenkte das Fest um und während alle Germanen wie gebannt an Landos Lippen hingen, versuchte Callista durch Marsus Worte zu verstehen was vor sich ging. Ein Gesangswettbewerb? Jetzt? Sie schaute skeptisch und erst, als ihr eigener Verlobter ihr erklärte was Lando da von sich gab, summte sie die Melodie mit. Sie war kein besonders musikalischer Mensch und singen hatte sie noch nie großartig ausprobiert, aber germanischen Singen war sowieso nochmal ganz anders. Und dann, ja dann wurde ihr Verlobter aufgerufen. Lando guckte ganz eindeutig ihn an, auch wenn er ihn nicht Marsus nannte. Verwirrt wollte sie ihn danach fragen, doch er löste sich bereits von ihr um sich auch die provisorische Bühne zu stellen.


    Von da an ging alles furchtbar schnell und sie verstand nicht das geringste. Nun ja, sie hatte sehr wohl verstanden, was er auf Latein gesagt hatte und als alle Gesichter sich zu ihr umdrehten wäre sie am liebsten verschwunden, am besten so talentiert wie Sveija es konnte. Aber es schien, dass alle Spaß hatten und besonders Marsus, der erstaunlich gut singen konnte. Es klang wunderschön, irgendwie etwas romantisch, jedenfalls ging sie davon aus, weil er das Lied ja schließlich für sie sang.


    Erst als der nächste Sänger ebreit war, den Callista als den jungen Rufus weidererkannte, kam Marsus zu ihr zurück. Er war außer Atem und grinste fröhlich, überhaupt war er sehr ausgelassen und sie fragte sich im Stillen wieviel Met er schon getrunken hatte. Wenn er schüchtern war gefiel er ihr bedeutend besser, da fiel es ihr leichter mit ihm umzugehen. "Gut, denke ich doch. Da ich kein Wort verstanden habe hättest du auch Gesetzestexte singen können, ich hätte keinen Unterschied gemerkt." Eine interessante Mischung aus einem schelmischen Grinsen und einem leichten Vorwurf stahl sich auf ihr Gesicht und sie blickte ihn an. Für eine klitzekleine Sekunde wußte sie nicht, ob sie sich diesem Mann und seinem germanischen Hintergrund jemals gewachsen fühlen würde.