Beiträge von Prudentia Callista

    Auch Callista wollte den Nachmittag eher alleine verbringen, obwohl alleine wohl nicht das richtige Wort war. Sie war bereits einige Wochen hier und machte große Fortschritte, wie ihr Ragin und auch Witon immer wieder sagten, was das germanische anging. Auch ihre Ausbildung bei Verus ging in großen Schritten voran und manchmal hatte Callista Angst, Angst weil die zeit so schnell verging, Angst nicht mitzukommen bei all den Neuerungen die immer wieder passierten. In der Casa, die nun ihr zu Hause war, gab es kaum einen ruhigen Moment, man war selten wirklich allein und konnte in Ruhe seine Vokabeln lernen oder weben oder sonst etwas machen. Eigentlich genoß Callista das, die große FAmilie war ihr schon ans Herz gewachsen, aber gelegentlich kam ihre Schüchternheit noch durch, die Panik, die sie befiel wenn sie zuviel mit Menschen zu tun hatte.


    Die rotbraunhaarige Römerin trat hinaus und nahm einen tiefen Atemzug, schloß die Augen und lauschte einen Moment dem Vogelgezwitscher, dass sich liebevoll mit dem Rauschen der Baumblätter mischte. Sontje nahm sie erst wahr, nachdem sie sich umgeblickt hatte um einen Sitzplatz zu entdecken. Eine Decke hatte sie nicht dabei, sie war in einen leichten Mantel gehüllt, der die Kälte abhielt. Wobei Callista sowieso schon fror, wo richtige Germanen noch mit leichter Gewandung herumliefen. Ein wenig hatte sie sogar Angst vor dem kommenden Winter.


    "Heilsa Sontje." sagte sie leise, um die junge Germanin nicht zu stören oder gar zu erschrecken. "Kann ich setzen?" Sie deutete neben Sontje, damit die Blondine ein Stückchen rücken würde. "Geht es gut dir?" Es war unüberhörbar, dass ihr germanisch sich immer noch reichlich seltsam anhörte und nebenbei einige Fehler enthielt, allerdings konnte sie sich mittlerweile schon unterhalten. Die anderen verstanden was sie wollte und sie verstand, wenn diese ihr antworteten - jedenfalls meistens.

    Oh je. Das klang gar nicht gut. Enttäuscht ließ Callista ihr Shreibzeug sinken und blickte Ragin einen Moment peinlich berührt an. "Also ... ich ... in Rom ... dein Vetter Eburnus." Callista seufzte, jetzt wurde sie nervös, fing an zu stammeln was sie noch nervöser machte und da war es das Beste einfach den Mund zu zulassen. Sie atmete einmal tief durch und versuchte so den Kloß in ihrem Hals wegzuzaubern. "In Rom hat mich Arbjon besucht, Balbus hatte das so arrangiert, wir haben einen ganzen Nachmittag geredet. Ich habe da das erste Mal so richtig was über Germanen erfahren." Gab sie kleinlaut zu und zuckte mit den Schultern. So wie er sagte, dass Wein etwas römisches sei, klang es, als wäre das etwas schlechtes. Er trennte viel genauer zwischen Germanen und Römern, genauer als Witjon es tat und das verunsicherte Callista. Sie wurde das Gefühl nicht los, es wäre etwas schlechtes, dass sie Römerin war und dass sie dumm war, weil sie anscheinend nicht mal die grundlegensten Dinge über die Germanen wußte. Dabei lebte sie nun hier.


    Für einen klitzekleinen Moment wünschte sie sich zurück nach Rom, in die Casa, in die Nähe ihres Onkels. Aber sie versuchte trotzdem tapfer zu lächeln und blickte Ragin fragend an. Es sah ganz so aus, als würde sie nicht nur die Sprache lernen heute.

    Uff, Callista kam gar nicht so schnell mit wie Sontje ihr die germanischen Sätze aufsagte. Für einen Moment sah sie sicherlich reichlich überfordert aus, dann versuchte sie zu lächeln. Am liebsten hätte sie jetzt ihre Schreibunterlagen dabei gehabt, denn sie konnte sich unmöglich alles merken, was ihr die Germanin gerade beibrachte. Vor allem fiel es ihr schwer die teilweise nur kleinen Unterschiede und Abstufungen zu erkennen, zwischen mögenund lieben konnte ja manchmal ein himmelweiter Unterschied sein.


    Mhhhh, wie war das noch? Callista dachte einen Moment nach und Griff nach dem Krug mit Milch, um sich nachzuschütten. Da kam ihr eine Idee. "Ik Callista ... uzbeuidan ... Sontje ... penas?" Obwohl eigentlich als Aussage formuliert, klang es eher wie eine Frage, denn Callista war sich ganz und gar nicht sicher, ob sie es richtig verstanden hatte. Wie dem auch sei, sie hielt den Blondine auf jeden Fall den Milchkrug hin und machte ein fragendes Gesicht. So konnte sie ihr nachschenken und gleichzeitig verdeutlichen, was sie hatte sagen wollen, falls es komplett falsch war.

    "Marga, ja, das stimmt wohl. Ich habe bisher noch kein Wort mit ihr gewechselt, also so direkt. Aber sie macht einen ... robusten Eindruck. Irgendwie einschüchternd... " sagte Callista leicht geknickt, nachdem sie die Wörter aufgeschrieben hatte und zwar auf latein, ungefähr so wie sie meinte, dass sie klingen sollten. Die Übersetzungen schrieb sie natürlich auch gleich hin, das war immerhin das Wichtigste. "Wäre Marga denn sehr böse auf mich, wenn mir ihr Essen nicht schmeckt?" fragte die junge Frau etwas unschlüssig. Sie hatte nicht vor es sich mit der Köchin zu verscherzen.


    "Wenn ich also sagen will, Ich mag keinen Wein. heißt das..." Callista überlegte einen Augenblick. Was hieß denn eigentlich ich? Und was Wein? Ach, das war alles wirklich nicht leicht. "Wie sind die Wörter für ich, du, er, sie, es und ihr?" fragte sie und schrieb bereits tabellenartig die Wörter auf, dabei Platz lassend für die germanischen Entsprechungen. "Und Wein, das Wort kenne ich auch noch nicht."

    Sontje sprach zwar langsam, aber Callista runzelte verwirrt die Stirn, denn sie verstand nicht alles auf Anhieb. Sie schüttelte langsam den Kopf und sagte dann ebenso langsam auf Latein. "Ich mag Käse." Dann versuchte sie es ebenso wie die Blonde mit einer anderen Variante. "Ich esse gern Käse." Wenn ihr das Sontje nun wörtlich ins Germanische übersetzen würde, wäre ihr damit schon mal sehr geholfen.


    Gespannt sah sie die junge Germanin an, die sowas wie das Nesthäkchen der Familie war und lächelte. Es war aufregend, wenn auch ermüdend, germanisch zu lernen. Vor allem, wenn die Andere nicht fließend Latein beherrschte.

    Erleichtert lächelte die Römerin und grinste kurz zu Witjon, dessen Blick sie zu spüren geglaubt hatte. Er sah zu ihr und lächelte, wandte sich dann aber wieder anderen Gesprächsthemen zu und in diesem Moment sprach Sontje weiter. Somit richtete sich Callistas Aufmerksamkeit wieder komplett ihr zu und sie versuchte sich die germanischen Wörter einzuprägen. Zaghaft versuchte sie die Wörter zu wiederholen und legte dabei vor allem Wert auf ihre Aussprache, obwohl man wohl hören würde, dass sie keine gebürtige Germanin war.


    "Brauda." Brot. "Juusta." Käse. "Olivia." Oliven. "Morha." Möhren. "Swin." Schwein. Und "Penas." Milch und "Huna." Honig.


    Callista blickte einen Moment auf die Sachen, die sie nun schon auf Germanisch betiteln konnte, allerdings fehlte ihr immer noch die Möglichkeit eine Relation darzustellen. Wie sagte man, dass man etwas mochte? Oder nicht mochte? Sie runzelte die Stirn und dachte nach, dann blickte sie Sontje eindringlich an. Wieviel Latein sprach die junge Frau? Konnte sie sie direkt fragen? In diesem Moment kam sich Callista unheimlich dumm vor, weil ja die ganze Familie zuguckte und zuhörte.


    "Käse lecker. Ich ... Käse." Mögen, was hieß mögen auf germanisch? Fragend sah sie zu der Blondine. Falls sie die Pause in ihrem Satz nicht richtig deuten würde, könnte sie es nochmal auf Latein versuchen. So würde auch Sontje noch etwas lernen.

    "Mhh, vielleicht mit ganz alltäglichen Dingen, wie man sich begrüßt oder jemanden nach dem Befinden fragt. Oder wie man sagt, dass es einem schmeckt oder eben nicht schmeckt." Callista verzog den Mund, ja, das war wahrscheinlich das Wichtigste jetzt am Anfang. "Außerdem wäre es schön, wenn ich ein wenig mehr mit den anderen Frauen reden könnte." Denn die konnten alle fast nur bruchstückhaft Latein, wenn überhaupt. Sie überlegte noch etwas und grinste dann etwas hilflos. "Und, wie man jemanden sagt, dass man ihn liebt." Wobei die Frischvermählte nicht verhindern konnte leicht rot anzulaufen, bestimmt konnte sich Ragin denken für wen dieser Satz gemeint war.


    Dann kam sie auf ihren früheren Gedankengang zurück. "Also hat das germanische gar keine alltägliche Schrift? Aber wie könnt ihr dann lange zurückliegende Dinge behalten? Und schickt ihr keine Briefe zu euern Verwandten, die weit entfernt sind?" Sie beäugte Ragin mit einer Mischung aus Neugier und Verwunderung und war sehr gespannt auf seine Antwort.

    Anscheinend machte sie alles richtig, Witjon sah zufrieden drein, brummte zustimmend und streichelte sie wieder. Er küsste ihren Hals, ihre Ohren, ihre Arme, ihre Brüste, ihren Bauch und sogar ihre Beine. Callista ließ es ohne Gegenwehr geschehen und wartete einfach gespannt darauf, wie ihr Körper reagierte, doch je mehr Eindrücke auf sie eintrömten, desto weniger konnte sie darüber nachdenken. Es war fast als würde sie davongetragen und sie suchte nach seinen Armen um sich daran festzuhalten. Je länger die Zärtlichkeiten dauerten, desto deutlicher verspürte sie ein rythmisches Ziepen in sich, dass sie zuerst nicht einordnen konnte. Aber es war deutlich zu verstehen, dass Witjon der Auslöser davon war und die Hitze und Feuchte zu verantworten hatte. Noch nie hatte ihr Körper so reagiert - aber es gefiel ihr irgendwie. An ihren Onkel und die Anderen dachte sie nicht mehr, als ihr Atem immer schwerer wurde und sie kleine Stöhner ausstieß, die ihrer Lust Ausdruck verliehen.


    Nach einer gefühlten Ewigkeit veränderte Witjon seine Position und Callista öffnete die Augen, es war soweit. Obwohl sie noch Stunden so hätte weitermachen können, nickte sie. Es war wie ein Reflex, weil er sie fragend angesehen hatte, aber ihr wurde erst wenige Sekunden hinterher klar, zu was sie eingewilligt hatte. Zuerst tat es weh, nicht so weh dass sie es hätte beenden wollen, aber weh genug dass ihr der Spaß daran zu vergehen drohte. Besonders schlimm war es, als er ihre Barriere durchbrach und sie einen tonlosen Schrei ausstieß. Eine Welle von Hitze und Schmerz flammte durch ihren Körper und sie wäre beinahe instinktiv ein Stück von ihm weggerückt, aber das ging nicht weil er über ihr war und so versuchte sie einfach nur sich zu entspannen. Wie man ihr gesagt hatte. Was nicht einfach war. Wieder einmal beeindruckte er sie mit seiner Sanftheit, denn während er ihr Haar streichelte und sie küsste, entspannte sie sich tatsächlich. Spaß machte es zwar nicht mehr soviel wie vorher, aber ihr Mann sah wirklich sehr zufrieden aus. Mit geöffneten Augen beobachtete sie ihn und sah den Schweiß auf seiner Stirn, das Zittern seiner Lippen, das schwere Heben und Senken seines Brustkorbes. Er erhöhte das Tempo und trieb sie vor sich her, was Callista dazu veranlasste seinen Bewegungen zu folgen und da fing es plötzlich wieder an, die eigene Lust, das innere Feuer. Sie stöhnte auf und hielt sich mit einer Hand an seiner Schulter fest, während sie sich auf die Lippe biss. Auch ihr brach langsam aber sicher der Schweiß aus und sie bog ihren Körper durch um ihn besser empfangen zu können.


    Dann veränderte sich wieder etwas und Callista öffnete die Augen und beobachtete neugierig ihren Mann bei seinem Höhepunkt. Sie spürte das sanfte Pumpen in sich und verstand, warum Witjon aufhörte. Er sah so zufrieden aus, dass sie automatisch lächelte. Und auch seinen Kuss erwiderte sie sorgsam und rückte etwas zur Seite, damit er Platz hatte. Wie er musste sie ein paar Mal tief Luft holen, bis der Ansturm von Gefühlen sich legte, die Kälte des Raumes spürte sie dabei nicht, denn sie schwitzte noch. Allerdings tat ihr die Unterlippe weh, anscheinend hatte sie etwas zu fest zugebissen, sanft fühlte sie darüber und entdeckte eine kleine, blutende Stelle, die sogar etwas anschwoll. Nichts, worüber man sich Sorgen machen brauchte. Stattdessen blickte sie lieber zu ihrem Mann und lächelte ihn an.

    Fleisch! Das Festmahl nahm noch lange kein Ende und Callista reduzierte die Menge der von ihr ausgewählten Speisen noch einmal. Dafür nahm sie sich von allem etwas und häufte so Kaninchen, junges Wildschwein und Schweinefleisch an, die sie hingebungsvoll mit fünf ihrer favorisierten Soßen dekorierte. Mit Muße und einem zufriedenen Lächeln auf dem Gesicht ließ sie es sich schmecken und beobachtete die Menschen um sich herum. Bald würde sie Balbus und Vespa und Thalna verlassen und stattdessen in die Casa Duccier umziehen, würde eine verheiratete Frau sein und ganz andere Pflichten und Rechte haben als bisher. Sie trank einen Schluck Saft, denn der Wein machte sie nur träge und brach ein Stück Brot ab, dass sie in eine eher grünliche Soße tunkte.

    Interessiert beobachtete die neue Frau in der duccischen Familie, was Sontje tat und nahm dann den Becher höflich dankend entgegen. Sie sagte etwas, wovon Callista aber nur ein Wert glaubte wieder zu erkennen. Schmecken. Das hatte sie schon gelernt, ja. Aber das machte ihr den Sinn des Satzes nicht wirklich verständlich, erklärte ihr Sontje gerade wie es schmeckte, dass es gut schmeckte oder wünschte sie ihr einen guten Appetit. Callista runzelte die Stirn entschuldigend und trank erst mal einen Schluck. Es schmeckte gut, obwohl es wohl nicht zu ihren Lieblingsgetränken zählen würde. Dennoch nickte sie und schaute aufmerksam zu Sontje, die nun ins Latein wechselte. Allerdings war das mehr als holprig und Callista zog überrascht eine Augenbraue hoch, sie hatte geglaubt, die junge Germanin könne es besser. "Lecker" sagte sie daher, erst auf Germanisch, dann auf Latein und rieb sich ebenfalls den Bauch.


    "Ich esse gern Brot … Käse … Oliven … Karotten … und Schweinefleisch." Sie zeigte genau auf alles, was sie betitelte und sah dann Sontje fragend an. "Was heißt das auf germanisch?" fragte sie zaghaft und hoffte, dass sie es verstehen würde. Dann könnte sie direkt ein paar neue Wörter lernen. Kurz blickte sie sich zögerlich um, doch die anderen schienen sich nicht daran zu stören und so konzentrierte sie sich wieder auf die junge Frau und lächelte ihr aufmunternd zu.

    Ach, so einfach ging das also. Er brauchte sich nicht hinsetzen und die Schuhe aufschnüren, er streifte sie einfach so ab. Praktisch, fand Callista und lächelte. Witjon trat an sie heran und sie grinste, ja, sie trug den Schleier noch, aber es tat gut ihn nun abzulegen. Die Blumen waren mittlerweile zusammengesackt und doch etwas schwer, außerdem wusste sie ja auch schon, dass Germanen langes, offenes Haar schön fanden. Daher nahm sie an, dass sie ihrem Mann so besser gefallen würde anstatt die sechs abgetrennten und umwickelten Zöpfe. Mit geübten Handgriffen löste sie also ihre Frisur, wobei sie ihm half, denn auch Witjon fuselte in ihrem Haar. Sie schüttelte den Kopf, damit sich die sanften Wellen etwas lockerten, allerdings unterbrach ihr Mann diese Bewegung, denn er begann bereits wieder sie zu küssen. Die kurze Entfernung zwischen ihnen war schnell überbrückt und er nahm sie fest in seine Arme, während sie sich wieder streckte, damit dass mit dem Küssen etwas einfacher gelang. Ihre Hände legte sie auf seine Schultern und so wie er ihre Brüste spüren konnte begann sie wieder sein bestes Stück zu fühlen. So nah wie sie beieinander standen war das wohl auch kein Wunder, aber es war schon weitaus weniger bedrohlich. Seine Streicheleinheiten taten ihr übriges, sie spürte ganz genau wo sich seine Hände befanden, wie sie ihren Rücken hinab wanderten und an ihrem kleinen Hintern anhielten.


    Er dirigierte sie sanft zum Bett und bald schon fand sich Callista dort völlig nackt wieder, er hatte ihr die Schuhe ausgezogen und so war auch das letzte an Kleidung verschwunden. Callista konnte sie Felle unter sich spüren, rau und weich zugleich, die ihren eigenen Geruch verströmten, der sich unterschwellig mit dem Duft von den verteilten Rosenblättern mischte. Hier am Bett standen weniger Lampen und die Rothaarige beobachtete fasziniert wie Witjon aufs Bett krabbelte. Einen Moment erinnerte er sie an ein Raubtier, das sich an seine Beute heranpirschte und sie grinste. Auf sie wirkte er nicht bedrohlich, dazu machte er einen zu lieben Eindruck. Aber die Leidenschaft in seinen Augen war unverkennbar und nicht nur dort deutlich zu erkennen. Sie lehnte sich zurück, als er sich über sie beugte und begann ihren Hals zu liebkosen, Callista schloss die Augen und sperrte so auch die Zeugen aus, die hier noch irgendwo im Zimmer waren. Aber an die wollte sie nicht denken, sie wollte viel lieber genießen, was er da mit ihr anstellte. Sein Atem war auf ihrer Haut spürbar und kitzelte sie sanft, während seine rauen Hände ihren Körper streichelten. Er verharrte an ihren Brüsten und Callista stellte verwundert fest wie sie selbst darauf reagierte. Sie selbst hatte sich noch nie so angefasst und so wurde sie von den ausgelösten Gefühlen völlig überrumpelt, sanfte Schauer überfielen ihren Körper und sie quietschte auf, als er sie am Rippenbogen berührte. Anscheinend war sie kitzelig oder sie reagierte nur etwas übertrieben.


    Ihre rehbraunen Augen suchten seinen Blick, doch er war mit ihrem Hals beschäftigt und so strich sie ihm sanft durch Haar und über die Wange, bis er hochblickte. Sie beugte sie vor und gab ihm, zum ersten Mal von sich aus, einen langen Kuss und versuchte darin etwas von den Gefühlen widerzuspiegeln, mit denen sie grade kämpfte. Sie ließ ihre Hand an seinen Kopf, wuschelte durch sein Haar und strich über das pieksige Haar seines Bartes, den er sich hatte wachsen lassen. Ihre andere Hand ging nach einigem Zögern ebenfalls auf Wanderschaft, strich über seinen Arm, dann seine Schulter, wanderte zu seinem Brustkorb und hielt kurz über seinem Herzen an, dessen regelmäßiges Schlagen sie fühlen konnte. Dann rutschte sie etwas weiter runter, zu seinem Bauch, fühlte die Muskeln unter seiner Haut und fühlten kurz über das dunkle Haar. Hier allerdings drehte sie um und fuhr die gleiche Strecke wieder hoch, während ihre Zungenspitze sanft mit seiner spielte.

    Es dauerte eine Weile, bis sich Callista an das Zungenspiel gewöhnt hatte. Von Gefallen ganz zu schweigen. Erst fühlte es sich einfach nur seltsam an, nicht schlecht, aber reichlich seltsam. Was wollte er denn da drinnen überhaupt!? Es war ihr erster Zungenkuss überhaupt und sie überließ, scheu wie immer, ihm die Führung, zumal sie auch den Eindruck hatte er wußte was er tat. Und das gefiel ihr, weil er sie so nicht in Zugzwang brachte, Eifersüchtig war sie ganz und gar nicht auf die anderen Mädchen, die er anscheinend schon einmal so nahe kennengelernt hatte. Weil sie ein ganzes Stück kleiner war als er, musste sich Witjon herunterbeugen um sie küssen zu können und Callista ihren Kopf in den Nacken legen. Für einen kleinen Augenblick stellte sie sich auf die Zehenspitzen und hielt sich mit einer Hand an seinem Nacken fest, doch da war etwas, dass ihre Aufmerksamkeit erregte. Sie wußte bereits, was es war, bevor sie noch wirklich darüber nachgedacht hatte. Sie war ja schließlich nicht komplett unvorbereitet. Aber irgendwie hatte sie sich nichts unter den Beschreibungen vorstellen können, je mehr man ihr erzählt hatte, desto kryptischer wurde das Ganze. Sie keuchte kurz erschrocken auf, als es sich mit fordernder Härte gegn die drückte. Callista hatte nicht geglaubt, dass ein männliches Geschlecht so ... groß ... und ... hart ... werden konnte. Und das sollte in sie hinein? Beängstigende Vorstellung. Aber Witjon lächelte aufmunternd. Er schien dahingehend keine Bedenken zu haben.


    Stattdessen zog der braunhaarige Germane sie weiter aus, was durch die zwei einfachen Schnallen schnell erledigt war. Er trat zurück und sah sie an, wodurch Callista natürlich rot anlief. Sie hoffte nur, er würde das in dem dämmrigen Licht nicht sehen und biss sich leicht auf die Unterlippe. er fand sie schön. Wunderschön sogar. Und er liebte sie, das hatte er ihr gesagt. Mehrmals. Callista schluckte und ließ sich bereitwillig von ihm küssen. Es kam ihr schon viel weniger seltsam vor und sie erlaubte sich nun auch selbst etwas forscher zu sein. Sie tat einfach ziemlich genau das, was er tat. Wenn es ihr gefiel - und das tat es - gefiel es ihm auch, so einfach war ihre Rechnung und sie hoffte, ja betete fast, damit nicht falsch zu liegen. Viele der verheirateten Frauen, die sie kannte, hatten ihr gesagt, es würde völlig reichen zu tun was der Mann wolle. Allerdings kam ihr das ungerecht vor. Witjon gab sich viel Mühe, das spürte sie und sie wollte ihm ja auch irgendwie zeigen, dass es ihr gefiel.


    Ihre Gedanken wurden allerdings unterbrochen, denn er nahm ihre Hand und legte sie auf seine Schulter. Zuerst verstand sie nicht, was er von ihr wollte, doch dann erfühlte sie eine Schnalle. Sollte sie ihn ausziehen? Zaghaft griff sie in seine Kleidung, doch von ihm kam kein Protest, während er ihren Körper streichelte und sie weiterhin küsste. Also versuchte sie ihn ebenfalls auszuziehen, was mit einer Hand zwar nicht einfach war, aber irgendwann gelang und so stand er bald mit freiem Oberkörper vor ihr. Die Tunika hielt noch an seinem Bauch, weil er einen Gürtel trug, doch den öffnete Callista auch indem sie dann irgendwann auch ihre zweite Hand zu Hilfe nahm. Im Gegensatz zu den Römern enthaarten sich Germanen nicht, wie Callista nun mit einem halb entsetzten und halb belustigten Schmunzeln feststellte. Ihr war schon aufgefallen, dass Witjon recht viele Haare an den Armen hatte, aber er hatte auch welche am Bauch, an den Beinen und an einer gewissen, markanten Stelle, von der Callista für Sekunden die Augen nicht abwenden konnte. Sie lief rot an, als sie bemerkte, dass sie starrte und hoffte wieder einmal, er würde es nicht bemerken. Sie konnte doch nicht einfach ihren Mann anstarren!


    Also senkte sie schnell den Blick und blickte zum Boden. Dann musste sie grinsen. "Du hast deine Schuhe noch an." sagte sie und lächelte ihn an. Hoffentlich würde dieser Kommentar nicht die Stimmung ruinieren, aber sie wußte nicht recht, was sie sonst hätte sagen oder machen sollen. Und die Schuhe mussten ja sowieso aus. Wer ging schon mit Schuhen ins Bett?

    Die vier Zeugen zogen sich zurück und Calista blickte ihnen einen Moment zu. Sie begriff nun, dass sie nicht tatsächlich ihr Bett umkreisen und ihnen zusehen würden, was sie sehr erleichterte. Es war eher so, dass sie anwesend waren, sie fingen ja sogar an zu spielen! Vespa allerdings sah immer noch sehr sauer aus und Balbus eher niedergeschlagen, Lando und Arbjon machten eher einen genervten Eindruck. Alles in allem nicht die beste Atmosphäre um sich zu entspannen, aber es half, zu wissen, dass man ihr nicht auf die Finger starren würde. Sowas machte sie immer nervös und sie wünschte sich plötzlich, doch etwas mehr Wein getrunken zu haben. Aber hier im Zimmer war keiner und jetzt war es dafür eh zu spät. Sie wollte ja nicht den Eindruck machen sich Mut antrinken zu müssen. Witjon zog an der gereichten Hand und sie somit immer näher, bis sie wieder seine Hand an ihrer Hüfte spüren konnte. Ihr Herz klopfte augenblicklich schneller und sie schluckte einmal, bevor sich ihre Lippen trafen und sie begannen sich zu küssen. Er hatte sie heute schon mehrmals geküsst, aber es fühlte sich immer noch seltsam an. Außerdem wußte Callista ganz und gar nicht wohin mit ihren Armen. Sie hingen schlaff herab und ihre Hände waren regungslos. Irgendwie kam sie sich dumm vor und da war es ihr nur Recht, dass Witjon das Geküsse kurz unterbrach.


    Er öffnete den nodus herculis, den besonderen Knoten im Wollgürtel, den ihr Vespa am Vorabend angelegt hatte, was nicht ganz einfach war. Doch dabei konnte ihm Callista nicht helfen, die sich währenddessen lieber eine vorwitzige Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Er blickte sie wieder an und sie lächelte kurz unbestimmt, ihre Aufregung nahm zu als sie seinen durchdringenden Blick wahrnahm. Er küsste sie, zaghaft, leidenschaftlich, zögerlich, fordernd, alles gleichzeitig und sie legte ihre Hände auf seinem Brustkorb ab. Wenn sie sich darauf konzentrierte, konnte sie tatsächlich seinen Herzschlag spüren! Allerdings stürmten genug andere Eindrücke auf sie ein, so dass es mit dem konzentrieren schon gar nicht mehr so leicht fiel. Sie spürte seine Hand in ihrem Nacken, der ja durch die spezielle Hochzeitsfrisur frei lag und wie er sie gleichzeitig zu sich zog und sich daran festzuhalten schien. Er hatte so große Hände, fast meinte sie, er könne damit ihren kompletten Hals umfassen. Ihr blieb nichts anderes übrig als ihm noch näher zu kommen und sich gegen ihn zu lehnen. Dann rückte er etwas an ihrem Kopf, so dass sie ihn leicht schief hielt und sie begannen ein zögerliches Spiel mit den Zungen. Callista schnaufte kurz und bemerkte fasziniert, wie sie eine Gänsehaut bekam. Die bekam sie sonst eigentlich nur selten und sie fragte sich erschrocken, ob das ein eher gutes oder schlechtes Zeichen war. Es fühlte sich an als riesele ein kalter Hauch von ihrem Nacken ihre Wirbelsäule hinab und an den Armen stellten sich sogar einige Härchen auf. Unwillkürlich übte sie etwas mehr Druck mit ihren Fingern aus, die zwischen den beiden beinahe eingeklemmt waren, sie hielt sich zwar nicht fest oder krallte sich gar an ihm, aber sie musste irgendwie und irgendwo etwas von den Gefühlen zeigen, die nun auf sie einstürmten.

    Callista beruhigte sich tatsächlich, der erste Schock war verflogen und besonders die Worte ihres Onkels erlaubten der nervösen Braut sich etwas zu entspannen. So wie er es formulierte klang es irgendwie einleuchtend und nicht mehr so angsteinflößend. Der Gedanke, dass es den anderen ebenso unangenehm sein könnte, war ihr bisher nicht gekommen. Aber es war Balbus anzusehen wie viel er von der Idee hielt, allerdings machte er gute Miene. Er wollte die Freundschaft zu den Germanen. Vielleicht brauchte er sie auch, soviel hatte er mit Callista darüber nicht gesprochen. Aber das war im Grunde auch nebensächlich, wichtig war für Callista in erster Linie, dass er das wollte. Er nahm dabei auch das Auftauchen von Bräuchen in Kauf, deren Sinn sich nicht sofort offenbarte, jedenfalls nicht aus römischer Sichtweise. Bei nur einem einzigen Beischlaf unter Zeugen musste es ja noch lange nicht heißen, dass alle Nachkommen dieser Verbindung tatsächlich legitime Nachfahren des Mannes waren. Nicht, dass Callista vorhatte untreu zu sein, aber wenn dieser Brauch eine Absicherung sein sollte, dann war es höchstens symbolisch gemeint. Sie war die Mutter des Nachwuchses. Soweit klar. Wie sollte das auch anders sein?


    Sie kaute zwar immer noch auf ihrer Unterlippe, aber ihr Blick schweifte wieder etwas freier und die Hände lösten sich, nassgeschwitzt, vom Kleid. Ihr Blick glitt durch den Raum und landete schließlich bei Marsus, der mehr als nur schuldbewusst aussah. Richtig gehend geknickt sah er aus und anscheinend hatte er ein schlechtes Gewissen. Zu Recht! Dachte Callista erst, aber gleichzeitig tat er ihr ein bisschen leid. Die Seitenhiebe hatte sie sehr wohl mitbekommen und er würde sich sicherlich noch eine Weile sowas anhören dürfen, bis man etwas anderes gefunden hatte, worüber man sich unterhalten konnte. Natürlich hätte sie sich gewünscht, es gäbe diesen Brauch nicht, aber er war da und sie konnte sich nicht drücken. Das einzige, was sie tun konnte war sich weigern oder es hinzunehmen und über sich ergehen zu lassen. Weigern war aber im Grunde auch keine Option, das würde sie nicht fertig bringen und gleich beide Familien vor den Kopf stoßen. Also griff sie nach seiner Hand, die für einen sekundenbruchteil zitternd in der Luft hing und versuchte ein zuversichtliches Schmunzeln. Sie nahm seine Entschuldigung an, das sollte es ausdrücken, obwohl es wohl immer noch widerspiegelte, welchen gedanklichen Kampf sie hinter sich hatte. Ihr war ja bewusst, dass ihr Lächeln nicht fröhlich aussehen würde, aber sie hoffte, dass er und die anderen daraus erkennen würden, dass sie es ernst meinte. Sie hatte zugestimmt, als ihr Onkel die Hochzeit geplant hatte und jetzt musste sie da durch. Allerdings sandte sie ein Stoßgebet zu Iuno, dass solche Versäumnisse nicht ein ständiger Begleiter ihrer Ehe sein würden. Viele der kulturellen Probleme ließen sich nämlich eigentlich schon vorher aus dem Weg schaffen, wenn man nur ausführlich genug darüber sprach. Was ja beim Brautraub auch einiges an Spannung genommen hätte.


    Sie räusperte sich und hielt dem Blick ihres Ehemannes kaum stand, soviel Flehen lag darin, soviel Angst sie könnte ihn abweisen. Sowas hatte ihr bisher noch niemand entgegengebracht, solche Gefühle. Und schon wieder hatte er gesagt, er liebe sie. Sie betete inständig, dass er es nicht nur sagte, um sie milde zu stimmen. Dann trat sie noch einen Schritt auf ihn zu, einen kleinen nur, aber er war sowieso eher symbolischen Charakters. "Ich verzeihe dir, Witjon." Sagte sie leise, so leise, dass wahrscheinlich nur er es gehört hatte. Der Lärm der Feiernden drang zwar nur gedämpft hier hoch, doch hatte Callista geflüstert, aus Angst ihre Stimme könnte brechen. Sie lächelte zaghaft, ein wenig aufmunternd und ein wenig hilflos. Wie er wünschte sie sich eigentlich nur noch, dass das Ganze schnell vorbei sein würde.

    Sim-Off:

    an die duccier: wärt ihr so nett hier immer aufzuschreiben ob ihr latein oder germanisch redet? sonst weiß ich nicht was calli versteht und was nicht. ich geh jetzt einfach mal davon aus, dass ihr bis hierhin alle latein gesprochen habt, außer arbjon und lando untereinander. sollte dem nicht so sein, korrigiere ich den post natürlich.



    Panik war so ziemlich der passendste Ausdruck den man nun im Zusammenhang mit Callista verwenden konnte. Äußerlich anzusehen durch die weit aufgerissenen Augen und das merkliche Erblassen, innerlich unterstützt durch Magengrummeln, beschleunigtem Puls und rasenden Hitzewellen, die durch ihren Körper jagten und dafür sorgten, dass sich die Haare an ihren Armen aufstellten. Was? WAS!? Was hatte er ihr nicht gesagt? Wieso schauten alle sie so an als müsste sie wissen, was hier vor sich ging!? Sie hatte aber doch keine Ahnung...!


    Ihr Blick wanderte von Arbjon wieder zurück zu Witjon, der eine Menge seiner Selbstsicherheit eingebüßt hatte und anfing zu stammeln, als er ihr erklären wollte, um was es hier eigentlich ging. Zuerst verstand sie gar nicht, was er meinen könnte, erst als er es sehr klar und knapp formulierte, begriff sie. Ihre Tante und ihr Onkel, sowieso Lando und Arbjon sollten zusehen. Beim Ehevollzug! Sie schüttelte irritiert mit dem Kopf und blickte zu ihrer Verwandtschaft, die ebenso überrascht aussahen. Vespa hielt sich an Balbus fest, sie schien zu schwanken. Auch Callista war geschockt, versuchte aber irgendwie ein letztes bisschen Haltung zu bewahren. Ihre feinen, kleinen Hände ballten sich zu Fäusten, so fest, dass man das Weiße an ihren Knöcheln sehen konnte und sie krallte sich in ihr Hochzeitsgewand. Wie aus einem Reflex heraus trat sie einige Schritte zurück, bis sie bei Balbus stand, neben Vespa und so merklich Schutz und Beistand suchend. Sie sah verwirrt von Lando zu Arbjon und Witjon und wieder zurück. Lando sagte irgendwas auf germanisch und Callista verstand es natürlich nicht, was sie noch mehr verunsicherte. Er sah böse aus und schüchterte sie einmal mehr ein, war er böse auf sie? Stellte sie sich gerade an? Empfand er ihr Verhalten als kindisch?


    Dabei ging es viel weniger um die Scham ihren Körper zu zeigen, denn das war unter Römern durchaus üblich und wurde erst mit dem Aufkommen des Christentums verbreitet. Bei Callista war es schlicht und ergreifend Angst. Angst vor dem Akt als solches und nun die Angst sich dabei zu blamieren. Ihr ganzes Leben lang war es ihr sehr wichtig gewesen, was andere von ihr dachten und welchen Eindruck sie machte. Das hatte sich noch verstärkt, als sie nicht nur sich selbst sondern auch ihren Onkel repräsentierte und sie einfach von sich selbst erwartete, einen gewissen (guten) Eindruck zu hinterlassen. Die Vorstellung sich nun vor den Augen ihres Onkels begatten zu lassen war irritierend, vor den immer noch fremden Ducciern mal ganz abgesehen. Sie überlegte ob das bei Landos Hochzeit auch so gewesen war, aber sie war ja direkt nach ihrer Gesangsdarbietung gegangen. Oder geflohen, das traf es wohl eher. Als er also seine Ehe vollzogen hatte, war sie schon längst in der prudentischen Casa verschwunden.



    Einen Moment überlegte sie, was sie tun sollte. Sollte sie sich weigern? Und ihre Verwandtschaft rauswerfen? Nein, das konnte sie nicht. Sie brachte es ja nicht mal fertig einen Sklaven auszuschimpfen, wenn dieser etwas falsch machte! Wie sollte sie nun also die Courage aufbringen den pater familias hinauszuwerfen!? Aus seiner eigenen Casa! Undenkbar. Sie biss sich auf die Unterlippe, zuerst aus Nervösität, dann, weil sie damit die Tränen zurückhalten konnte, die sich langsam in ihren Augen bildeten. Sie musste das durchziehen. Wenn sie jetzt zicken würde, würden die Germanen schlecht von ihr denken. Und schlecht von Balbus. Alles, aber nicht das. Langsam erinnerte sie sich, was ihr Vespa am Vorabend erzählt hatte. "einfach locker und entspannt sein" ... "deinem Mann vertrauen" ... "leicht war es nicht" ... "gar nicht als schlimm" Gesprächsfetzen, die jetzt durch ihren Kopf waberten, während sie verängstigt dastand und fieberhaft überlegte, was sie tun sollte. Sie wußte es nicht und blieb erstmal still und stumm da stehen, wo sie nun war.

    Ja, da war es wieder. Das leidige Thema des Kulturenmischmaschs, nicht zuletzt gekrönt von der Tatsache, dass Callista kein Germanisch verstand. Sie wollte gerade entschuldigend den Kopf schütteln, als Sontje sie angesprochen hatte, als diese ihre Worte wiederholte und dazu passende Handbewegungen machte. Das "Danke" hatte sie ja verstanden und zusammen mit dem Lächeln auf dem Gesicht der jungen Germanin hatte Callista sehr wohl verstanden, dass sie Sontje damit aufgeheitert hatte. Das freute sie sehr, auch wenn sie nicht wußte, warum Sontje etwas traurig wirkte. Ihr erwartungsvolles Gesicht machte deutlich, dass sie von Callista eine Antwort erwartete und diese nickte. Dann, nach einigen Sekunden zögern, sagte sie auf wahrscheinlich sehr seltsam klingenden Germanisch "Ja, danke." und lächelte zaghaft. Sie hatte zwar noch nie Milch und Honig vermischt, aber probieren wollte sie es gerne.

    Nachdem nun alle Rituale getätigt waren und sich Marsus und Callista von der feierlaunigen Verwandtschaft und Gästeschar verabschiedet hatten, gingen sie händchenhaltend zu Witjons Zimmer. Mit jedem Meter, den sie zurück legten, wurde Callista nervöser und alle gute Vorsätze waren vergessen - genauso wie die netten Worte, die ihr Vespa am Vorabend zur beruhigung mitgegeben hatte. Calllista konnte beinahe noch die Lippen von Witjon auf den ihren fühlen und fragte sich insgeheim, wie es sich anfühlen würde. Das, wovon sie immer nur Gerüchte gehört und Bildnisse gesehen hatte. Einmal hatte sie ein Sklavenpaar dabei zuhören können, als sie auf Reise war und die anderen dachten, sie wäre tief am schlafen. Es hatte nicht schmerzhaft geklungen, obwohl man sie gewarnt hatte, dass das erste Mal durchaus schmerzvoll sein konnte. Sie biss sich auf die Unterlippe und schaute zaghaft herum, sie war bisher erst einmal hier gewesen und das auch nur kurz, wobei sie Eburnus erkannte, der mit einigem Abstand hinter ihnen her lief. Sollte er sie etwa bewachen? Befürchteten die Duccier etwa, dass etwas geschehen konnte, weil die Prudentier durch Vespa mit dem Kaiser verwandt waren? Aber nein, da waren ja noch andere, die nachkamen. Verwirrt wollte Callista schon danach fragen, als sie aber just in diesem Augenblick am Zimmer ankamen.


    Witjon öffnete die Tür und Callista trat ein und war einen Moment sprachlos, wie schön dekoriert alles war. Ihre Augen hüpften von hier nach da und versuchten alle Details zu erkennen, während sie einen tiefen Atemzug von den verschiedenen und exotischen Gerüchen nahm. Vespa hatte sich wirklich Mühe gegeben und Callistas Herz schwellte an vor Dankbarkeit. Sogar Lavendel und frische Getränke hatte sie bereitgestellt und somit war an alles wichtige gedacht. Callista drehte sich um und wollte gerade Witjon ansprechen, als sie sah, dass neben Arbjon auch noch Lando eintraten und ihre Tante. Im Gang waren noch mehr Leute, doch sie traten nicht ein. Was sollte das? Eigentlich müssten sie sich doch jetzt zurückziehen um ... na ... ihre Ehe zu vollziehen. Stirnrunzelnd blickte sie sich um und schließlich sah sie Witjon an. Ihr ratloser Gesichtsausdruck sprach dabei sicherlich Bände.