Die Zeremonie war zu Ende und bald waren sei von allerlei duccischen Leuten umzingelt, die ihnen ihre Glückwünsche übermittelten. Jedenfalls schloß Callista das aus den freundlichen, teilweise auch sehr herzlichen Mienen, die allesamt fröhlich aussahen und Marsus auch die Hand schüttelten. Elfleda schenkte ihr ein liebes Lächeln und Callista erwiderte es glücklich, stellte es doch einen willkommenen Kontrast zu Marsus ernster Miene dar. Erst jetzt, wo es vorbei war, lockerten sich seine Gesichtszüge wieder. Doch während der zeremonie war er so konzentriert gewesen, wie ihn Callista noch nie erlebt hatte, ihr wurde schlagartig bewußt wieviel ihm daran gelegen hatte. Sie hatte zwar den Sinn einer germanischen Verlobung nicht verstanden, aber allein die Tatsache, dass sein Herz daran hing machte sie unvermeidlich. Dadurch, dass er ihre Hand hielt, spürte sie genau wann er sich verkrampfte und wann diese Verkrampfung abebbte. Wie gerne hätte sie mehr verstanden, von dem was hier wirklich vor ging, denn dann hätte sie auch Marsus besser einschätzen können. Ob sie Elfleda mal danach fragen konnte? Vielleicht würde Ragin übersetzen? Vor Marsus war ihr das irgendwie zu peinlich. Doch sie kam nicht dazu ihren Wunsch zu äußern, denn erstens war es hier ein zu dichtes Gedränge und zweitens stand Lando plötzlich vor ihr. Der große Germane vor ihr, mit seinem rotbraunen Haar und den grünen Augen war allemal eine Erscheinung und schüchterte sie immer noch etwas ein, obwohl sie ihn bereits auf seiner Hochzeit kennengelernt hatte. Er nickte ihr zu und klopfte Marsus auf die Schulter, gönnerhaft, und sagte dabei etwas, dass sie nicht verstand. Allerdings mochte sie am Klang erkennen, dass es ein Lob war, Marsus Reaktion auf das Gesagte bestätigte ihren Verdacht. Als er sie dann auf germanisch ansprach, runzelte sie die Stirn und blickte fragend zu Marsus. Sie hatte das dringende Gefühl, dass es etwas wichtiges war und wunderte sich, dass er nicht Latein verwendete. Es versetzte ihr einen Stich, dass er es ihr so schwer machte und sie lächelte tapfer um sich nichts anmerken zu lassen. Sie musste ganz schnell Germanisch lernen!
Doch noch war da ihr Verlobter der freimütig übersetzte und das Gesagte sogar noch erklärte. Er konnte ja nicht wissen, dass sein Bruder Eburnus ihr bereits etwas über die Sippen der Germanen erklärt hatte. Wenn sie damals auch nicht alles verstanden hatte, das Wort an und für sich kannte sie schon. Dann legte Marsus plötzlich seine Hand um sie, seinen Arm um ihre Hüfte und zog sie näher. Im ersten Moment glaubte Callista tatsächlich ihr Herz hätte für einen kurzen Augenblick aufgehört zu schlagen nur um dann in doppeltem Tempo wieder aufzuholen, sie glaubte fast, dass die Umstehenden es hören konnten. Sie konnte nicht anders, als sie zu versteifen und hoffte, ihr Lächeln würde nicht aufhören, denn sie musste ihre Angst schließlich überspielen. Da Marsus sich mit Lando unterhielt, hoffte sie, er würde es nicht bemerken und versuchte durch Willenskraft ihren Herzschlag zu normalisieren. Er hatte sie vorhin schon so verliebt angeblickt, doch da war es ihr noch möglich gewesen so zu tun, als hätte sie es nicht bemerkt. Sie wußte nämlich nicht im geringsten wie sie damit umgehen sollte. Und sie hatte auch keine Ahnung wieso er so war, so ... so ... liebevoll. Ständig fasste er sie an, strich ihr über die Wange oder drückte sie an sich. Natürlich war ihr aufgefallen, dass die Germanen im Allgemeinen mehr Körperkontakt pflegten, aber das machte es nicht einfacher für sie.
Bald machten sich alle wieder auf den Weg nach Mogontiacum und während sie und Marsus darüber redeten, wie man beide Kulturen in die Zeremonie einband, nahm sie vorsichtig von sich aus seine Hand und lächelte ihn an. Das war nun das erste Mal, abgesehen von dem einen Mal in der Curia wo sie ihn hatte trösten wollen, dass sie von sich aus den Kontakt suchte und sie hoffte, er würde das bemerken und auch erkennen, was es implizierte.