Beiträge von Petronia Crispina

    "Ähm ja natürlich ist sie das," meinte sie ein wenig verlegen und hätte sich am liebsten selber auf den Kopf gehauen, schließlich standen sie ja unmittelbar bevor. Scheinbar bekam ihr diese Luftveränderung hier doch nicht so wirklich gut, aber was sollte es zu ändern war das ja im Moment nicht mehr.
    Bereitwillig und mit einem leichten Grinsen ließ sie sich dann von Lucius einfach mitziehen und versuchte die einzelnen Eindrücke auch gleich in sich aufzunehmen. Irgendwie fand sie, dass dieser römische Bau hier nicht hinpasste, warum das konnte sie selber nur sehr schwer sagen, aber irgendwie war es so.


    Dankend nahm sie die Wärme an als sie die Basilica betraten und vernahm natürlich auf der Stelle die ganzen Stimmen und Laute die man in solch einem Bau hören konnte, denn hier hallte natürlich alles wider und es war nicht vergleichbar mit einem Besuch auf dem Mercatus, aber bei diesem Wetter och bedeutend wärmer.
    Tausend Gerüche flogen einem hier drinnen um die Nase. Von Gewürzen über fertiges Essen war hier alles dabei und ein klein wenig Heimweh kam in ihr auf. Auch hier hätte sie das Warum nur schwer erklären können, aber es war so. Bei den ganzen Gerüchen merkte sie auch wie sie langsam aber sicher wirklich Hunger hatte vor allem wenn sie daran dachte, endlich etwas "anständiges" zu Essen zu bekommen.


    "Dann lass uns mal sehen was es dort zu essen gibt," sagte sie und zog den Jungen nun ebenfalls mit sich in die angedeutete Richtung. Schon wurden die Gerüche doller und mehr und die verschiedensten mischten sich zusammen. "Schau mal, was hälst du denn von dem gebratenen Fleisch mit dieser Soße hier?" fragte sie Lucius bei einem Händler. Das Essen sah herrlich aus und duftete verführerisch.

    Was tat sie hier eigentlich? Flirtete sie mit diesem Mann? Sie war sich nicht sicher, denn bewusst hatte sie so etwas noch nicht getan, bis jetzt zumindest. Zwar hatte sie sich immer mal wieder mit einem Mann unterhalten, aber irgendwie war meist ihr Vater mit anwesend gewesen, wobei sie den Gedanken an ihn jetzt gerade mal verdrängte, schließlich war er der Grund warum sie eigentlich hier in diesem Land war.


    Erst jetzt wo sie sich wieder bewegte spürte sie was die Kälte eigentlich schon mit ihr angerichtet hatte. Crispina hatte wirklich das Gefühl, dass ihre Fußzehen, die Füße und auch ihre Beine steifgefroren waren und, dass sie ganz sicher niemals wieder auftauten, zumindest spürte es sich im Moment genau so an. Jeder Schritt schmerzte ein wenig, doch davon wollte sie sich nichts anmerken lassen. Man sollte sie ja nicht für so eine verwöhnte Römerin aus Rom halten, auch wenn sie so etwas eigentlich fast war, aber eben nur fast, denn ganz römisch verhielt sie sich auch nicht immer, was man sehr gut an den Diskussionen zwischen ihr und ihrem Onkel sehen konnte.


    Zum Glück war der Weg wirklich nicht weit und sie freute sich vor allem darauf, dass sie es sicher gleich warm haben würde. Ohja wie man Wärme doch zu schätzen lernte wenn sie einem fehlte, wie andere alltägliche Dinge die einem fehlten wenn sie nicht mehr da waren. Schmunzelnd schaute sie Reatinus an als dieser ihr galant die Tür aufhielt und dabei sich leicht verneigte. „Ich danke dir,“ sagte sie und trat ein. Wie herrlich es doch war als ihr die Wärme entgegen stieß. Auch wenn es hier drinnen nicht wirklich berauschend war, so war es doch schon alleine wegen dieser Wärme ein wahres Paradies.


    „Oh ein warmer Wein, natürlich mit Wasser, würde nun sicher Wunder wirken,“ meinte sie und spielte damit natürlich auf ihre kalten Füße und Hände und auch den Rest ihres Körpers an. Auch sie schaute sich ein wenig suchend nach einem freien Platz um und deutete dann an einen Tisch der an der Wand stand. „Wie wäre es mit diesem dort?“ fragte sie ihn.


    Langsam versuchte die Wärme auch wieder Besitz von ihren Füßen zu ergreifen was auf der einen Seite schmerzhaft aber auf der anderen Seite auch sehr angenehm war.

    Schnell wurde ihr Blick ein wenig verblüfft als er sie so anfuhr, wieder einmal, denn normal konnten die beiden sich anscheinend gar nicht unterhalten. Allerdings hatte sie heute einen guten Grund, dass sie mürrisch drauf war, denn ihr Kopf drohte nun erst recht zu platzen, denn nach seinem netten Ton pochte es dort drinnen nur noch mehr.
    Als er sie junge Dame nannte, dazu noch sein Ton wurde das Runzeln auf ihrer Stirn nur noch tiefer und auch flackerte wieder dieses wilde Leuchten in ihren Augen auf.


    Crispina schaute ihn einfach an, wie er da stand mit seinen überkreuzten Armen und seinem Blick den so manch einen sicher gerne entkommen wäre. Doch sie hielt ihm einfach stand und presste ihre Lippen ein wenig aufeinander, dass sie etwas an Farbe verloren. Was nun kam fand sie nun wirklich nicht witzig. Was sollte dieses Vorführen? Warum tat er das? Gabriel war ein guter Sklave und ihr Onkel musste sich hier nun nicht so aufspielen nur um seine Macht zu beweisen, das mochte sie gar nicht.


    Doch das mit dem Steinbruch war dann doch zu viel des Guten. „Kannst du mir eigentlich sagen was das Vorgeführe hier soll? Willst du deine ach so große Macht beweisen vor deiner Neuerwerbung oder was? “ zischte sie ihn an und kniff dabei immer wieder wegen der aufkeimenden Schmerzen die Augen zusammen. Doch aufgeben wollte sie nicht und wenn ihr Kopf deswegen wirklich noch platzen würde. „Gabriel wird sicher niemals…..niiiieeeemals in deinem Steinbruch arbeiten, denn er ist MEIN Sklave und nicht deiner und darüber habe ich zu bestimmen,“ meinte sie und vergas, dass sie da so ziemlich im Unrecht war, aber das spilte im Moment keine Rolle, denn hier galt es einfach nur zu zeigen, dass er keine Macht über sie hatte, auch wenn sie sich da mehr als nur täuschte. „Er ist ein guter Sklave und mir stets zu diensten und da ich heute meine Ruhe haben wollte schickte ich ihn aus meinem Zimmer, denn er muss nicht den ganzen Tag an meinem Tunikazipfel hängen. Er wird sicher hier irgendwo sein, denn faul ist er sicher nicht, aber dafür rechtfertigen muss ich mich auch nicht,“ zischte und fauchte sie weiter und unterstrich das ein oder andere Wort hin und wieder mit einer flatterhaften Geste ihrer Hand. Rötliche Flecken zeigten sich nun auf ihren Wangen und sie musste ziemlich an sich halten um nicht wirklich laut zu werden, zu gut erinnerte sie sich an das letzte Mal. „Vielleicht solltest du deine Augen einfach auf machen, dann siehst du, dass auch andere hier etwas machen.“

    Crispina blickte zwischen den Anwesenden hin und her und schaute sich auch den neuen Sklaven an den ihr Onkel da neben sich stehen hatte. Nur deswegen hatte sie aufstehen sollen? Ihr Kopf pochte immer weiter und es schien nur noch schlimmer zu werden in der Gegenwart ihres Onkels, denn irgendwie wartete sie auf eine Schimpfsalve die doch sicher noch kommen würde.
    "Achso, ja willkommen," sagte sie etwas perplex ob der Vorstellung des Neuen und blickte ihren Onkel dann wieder unverständlich an. Was wollte er denn nun mit Gabriel? So ganz bekam sie das alles nicht auf die Reihe im Moment und runzelte ihre Stirn was aber mehr an den Kopfschmerzen als an etwas anderem lag, aber das konnte man ja nicht wissen.
    "Ich weiß nicht wo Gabriel ist, vielleicht irgendwo im Haus und hilft bei etwas," sagte sie wieder in diesem leicht harschen Tonfall, den sie selber nicht einmal bemerkte, aber sie wollte sich hinlegen, schlafen oder einfach nur versuchen diesem Pochen zu entkommen, denn davon konnte man ja förmlich wahnsinnig werden.


    Vor allem was sollte eigentlich die Anspielung mit "ihrem" Gabriel fragte sie sich einen Moment, doch wollte den Gedanken lieber nicht weiter ausführen oder etwas groß darauf erwidert, das würde nur wieder Ärger geben. "War das alles?" fragte sie dann und hoffte natürlich, dass er sie nun wieder einfach gehen ließ, vielleicht hatte er mit dem neuen Sekretär ja noch das ein oder andere zu bereden. Das er vielleicht nicht mit ihrem Ton konnte merkte sie nicht. Wenn man Kopfschmerzen hatte konnte man das ein oder andere schon einmal übersehen.

    Crispina lag in ihrem Zimmer unter einer kuscheligen Decke und versuchte ihre Kopfschmerzen unter Kontrolle zu bekommen. Sie war alleine und hatte die meiste Zeit heute geschlafen und die Ruhe genossen die offensichtlich durch die Abwesenheit ihres Onkels hier herrschte. Scheinbar hatte er heute viel zu tun, denn gesehen und gehört hatte sie ihn heute noch nicht und das genoss sie immer sehr.


    Warum sie heute solche Kopfschmerzen hatte wusste sie nicht, aber vielleicht lag es an diesem unbeständigen Wetter welches momentan hier herrschte. Sie konnte sich einfach nicht an dieses Klima in diesem Land gewöhnen auch wenn sie es musste, sie hatte schließlich keine andere Wahl. Doch es währe zu schön gewesen um wahr zu sein, denn irgendwann erschallte die Stimme ihres Onkels und vor allem ihr Name. Warum schrie er denn so und warum kam er nicht einfach her und wollte immer, dass sie kam?


    Mit beiden Händen fuhr sie sich seufzend über das Gesicht und presste die Hände auf ihre Augen. Nein sie hatte keine Lust aufzustehen und zu ihm zu gehen und sich wahrscheinlich auch noch wegen irgendeiner Nichtigkeit anmeckern zu lassen. Wer wusste schon welche Laus ihm heute wieder über die Leber gelaufen war. Nur sehr langsam setzte sie sich auf und spürte immer noch das Pochen in ihrem Kopf, aber was sollte es, es würde ihn so oder so nicht interessieren. Wieder seufzte sie als sie aufstand und langsam aus ihrem Zimmer ging. Ihr Gesicht war ein wenig blass und ihre Haare nicht wirklich akkurat aber das war ihr nun wirklich egal. Langsam ging sie zu ihrem Onkel und sah, dass er irgendjemanden bei sich hatte.


    „Warum schreist du so?“ fragte sie leicht mürrisch und schaute ihren Onkel fragend an.

    Crispina zögerte ein wenig als sie dem Sklaven die Handschuhe hinhielt und er sie nicht annehmen wollte. Wahrscheinlich tat er es einfach aus dem Grund weil er ein Sklave war und nicht wollte, dass sein Herr böse war wenn er sie wieder an nahm. Gerne hätte sie ihm die Handschuhe aber zurückgegeben, aber da er sie wirklich nicht haben wollte steckte sie ihre Hände wieder hinein und spürte sogleich die willkommene, wohlige Wärme. Kurz lächelte sie den Sklaven an und nickte zustimmend, denn nun spürte sie auch wie die Kälte wieder von ihr Besitz ergriff und auch ihre Füße waren schmerzhaft kalt. Die ganze Zeit bei dem Gespräch mit Reatinus war ihr das alles nicht wirklich aufgefallen.


    Als Reatinus sie dann auch noch zum Trinken einlud blickte sie ihn erfreut an, denn es freute sie, dass er sie anscheinend nicht so schnell los werden wollte und sie noch etwas miteinander reden konnte. Es gefiel ihr, denn es war eine sehr angenehme Abwechslung mit ihm zu sprechen und wenn sie den Abschied noch etwas hinauszögern konnte sollte ihr das nur Recht sein so musste sie wenigstens noch nicht zurück zu ihrem Onkel. Gabriel der sich die ganze Zeit hinter ihr befunden hatte und noch kein Wort gesprochen hatte musterte nun ein klein wenig den zitternden Sklaven genauer. Ihm selber ging es nicht wirklich besser, denn ihm war auch schweinekalt, aber er versuchte sich so wenig wie möglich anmerken zu lassen und schwieg auch weiterhin einfach.


    „Das ist sehr nett von dir und es freut mich noch etwas Zeit mit dir zu verbringen,“ sagte sie und bemerkte erst viel später was sie da eigentlich gesagt hatte. Kurz verlegend werdend lächelte sie und schaute kurz auf die Seite als würde sie sich nach der Taverne umsehen wo sie hingehen konnten. Und charmant? Ja das war dieser Mann ganz sicher.




    Und schon wieder kam sein Vater kurz zur Sprache, aber eben nur ganz kurz. Nickend lächelte sie Lucius an. „Dann gehen wir dort hin aber du musst mir dann schon den Weg zeigen, denn ich würde ihn wohl kaum finden. Und jetzt habe ich auch langsam aber sicher Hunger und auch ein wenig Durst. Also lassen wir es uns jetzt erst einmal gut gehen und dann sehen wir was wir noch machen können, kommt ja drauf an wie spät es ist wenn wir mit essen fertig sind,“ sagte sie. Über die Ängste des Jungen wusste sie natürlich nichts, denn die Fuhrknechte waren ihr natürlich noch nicht hier aufgefallen da sie heute das erste mal wirklich hier war mit Lucius.


    Sie war gespannt wie das Essen dort schmeckte und ob es besser als zu Hause war, denn sie vermisste das Essen aus Rom. Bei ihrem Onkel im Haus war das Essen irgendwie anders, vielleicht lag das daran, dass eben Gunda kochte und keine wirkliche Römerin oder so. Crispina wusste es nicht, aber es machte das Heimweh nicht wirklich besser wenn man nicht einmal zu Hause etwas hatte was in ihren Augen römisch war. Nun deutete sie Luius an los zu gehen.

    Sie merkte, dass es auf jeden Fall bald besser wäre das Thema Petronius Crispus bald fallen zu lassen zudem war diese Person nicht wirklich so interessant, dass man einen Tag lang über ihn sprechen konnte, zumindest fand sie das so. Wahrscheinlich gab sich Crispus in der Familie sowieso ganz anders als wenn er unter anderen Menschen war. Anders konnte sie es sich nicht vorstellen, dass man so viel auf ihn gab. Das mochte hart klingen, aber sie hatte ihren Onkel auf nicht wirklich gute Weise kennen gelernt und es würde, wenn überhaupt, noch sehr lange dauern bis sich das alles ändern würde.


    Es freute sie irgendwie, dass er sich darüber freuen würde wenn sie sich bei ihm meldete und sie nahm sich auch vor genau dies dann auch zu tun und es nicht nur zu sagen. Er schien sehr nett zu sein und was konnte es schon schaden wenn man nette Menschen etwas näher kennenlernte? Sicher nichts. Das man sie so schnell verlegen machen konnte hätte sie selber auch nicht für möglich gehalten, denn ansonsten war sie doch immer wieder der rebellische Part gewesen, aber es schien auch Situationen zu geben in denen sie es eben nicht war.


    Sie war froh als das eine Thema nun beendet zu sein schien und blickte dann ebenfalls den frierenden Sklaven an dessen Handschuhe sie noch immer trug. Ein leichtes schlechtes Gewissen machte sich in ihr breit, denn auch wenn er ein Sklave war musste er bei dem Wetter doch nicht frieren. Ihre Hände waren mittlerweile warm aber seine sicher nicht, deswegen zog sie kurzerhand die Handschuhe aus und hielt sie dem Sklaven wieder hin. „Ich denke die kannst du im Moment wieder besser gebrauchen als ich.“


    „Vielleicht,“ begann sie und wandte sich wieder an Reatinus „Sollten wir irgendwohin gehen wo es warm ist oder das Gespräch auf einer andermal verschieben?“ fragte sie ihn und überlegte sich im gleichen Moment ob ihr Onkel etwas dagegen hätte wenn sie ihn einfach mal zum Essen einlud. Wobei dann ihr Onkel sicher auch zugegen wäre und ob das eine gute Mischung war wusste sie nicht. Innerlich seufzte sie oder aber sie würde ihrem Onkel nichts sagen und einen Tag aussuchen an dem er beschäftigt war.

    Crispina musste blinzeln bei seinen Fragen und Vorschlägen denn damit hatte sie ganz sicher nicht gerechnet. „Reiten? Ähm, nein das kann ich nicht,“ gestand sie ihm noch schnell. Ihr Vater hätte ihr sicher einen nicht netten Vortrag gehalten wenn sie gefragt hätte ob sie reiten lernen durfte. Er hätte das damals niemals zugelassen und ihren Onkel den wollte sie erst gar nicht danach fragen ob sie reiten durfte. Sie sollte etwas daran ändern und das Land kennen lernen? Ob sie das wollte wusste sie nicht, aber müssen, das würde sie, schließlich blieb sie hier noch eine sehr lange Weile das war sicher.
    „Naja ein wenig durch die Stadt bin ich schon gelaufen, aber mehr noch nicht, ich würde es aber sehr gerne,“ sagte sie ihm dann und erinnerte sich an die kleine Führung von Lucius die noch gar nicht so lange her gewesen war. Natürlich hatte er ihr nicht alles zeigen oder erklären können, schließlich war er noch ein Kind, aber sie hatte diesen einen Tag doch sehr genossen.


    So wirklich glauben wollte sie es aber nicht, dass man sie zu einem Rundritt mitnehmen wollte und bevor sie dem Duumvir antworten konnte bekamen sie beide auch schon Besuch von einer Frau und einem weiteren Mann. Zumindest schien die Frau gleich sehr offen zu sein und Crispina lächelte sie freundlich an als sie sich vorstellte und der Duumvir Crsipina dann vorstellte. „Salve freut mich euch kennen zu lernen,“ grüßte sie dann ebenfalls. Der Mann der als Rodrik vorgestellt worden war, ein seltsamer Name wie Crispina fand, wirkte ein wenig eingeschüchtert auf sie was sie nicht verstehen konnte. Etwas verdutzt schaute sie schon als er sie mit Heilsa begrüßte überspielte es dann aber schnell mit einem Schmunzeln als er sich verbesserte. Zwar hatte sie die beiden eben schon begrüßt tat es aber nun bei ihm noch einmal. „Salve….Rodrik?“ fragte sie fast da sie nicht sicher war, dass sie es auch richtig ausgesprochen hatte.


    Zwischendrinnen wurde dann auch noch zur Ansprache des Magistraten gerufen auf die sie gut und gerne hätte verzichten können und im Moment auch nicht daran dachte das Gespräch deswegen zu beenden. Schließlich ging es ja nur um ihren Onkel.


    „Ähm ja gern,“ meinte sie auf den Vorschlag von Marsus wegen der Stadterkundung die Sontje eben aufgeschnappt hatte. Diese Namen machten sie noch ganz wirr im Kopf aber sie versuchte sich nichts anmerken zu lassen, war aber immer noch ziemlich überrascht darüber wie offen diese Leute hier zu sein schienen. Wenn sie jetzt nicht ja gesagt hätte wäre es doch etwas unhöflich rüber gekommen, dachte sie sich.

    “Rom,“ sagte sie rasch „Ich bin aus Rom hierher gekommen deswegen finde ich mich nicht wirklich hier zurecht, aber ich werde mein Bestes geben damit es sich ändert,“ meinte sie dann und hoffte, dass sie das überhaupt einhalten konnte. Sie war ja nur noch hier weil sie an Lucius erinnert worden war, denn normalerweise wäre sie jetzt irgendwo, vielleicht schon auf dem Weg nach Rom gewesen…wäre sie abgehauen. „Ja nur für jemanden der diese Gegend einfach nicht gewohnt ist, ist es schwer sich nach so kurzer Zeit wirklich wohl zu fühlen, aber ich werde es irgendwie hinbekommen.“ Wieder lächelte die Petronierin den Duccier an und lauschte dann seinen nachfolgenden Worten. Mit allen Worten und Beschreibungen die er nannte konnte sie natürlich nichts anfangen, denn sie kannte weder das Leben der Germanen noch deren Behausungen oder überhaupt etwas über diese Menschen. Trotz alles klang diese Beschreibung für sie nicht wirklich verlockend, vielleicht weil sie sich das alles einfach nicht so vorstellen konnte, etwas anderes wäre es wenn sie es mit eigenen Augen sehen könnte.


    „Ich,…“ begann sie und lächelte verlegen, da hatte er sie doch voll erwischt, da sie sich ja gar nicht auskannte mit den Germanen. Verlegen wurde sie nur selten, aber sie wollte dem Mann ja auch nicht einfach auf die Füße treten. „Wenn ich ehrlich bin weiß ich absolut gar nichts über das Leben hier. Weder über das Leben hier in dieser Stadt, noch über das Leben dort draußen. Ich kann mir nicht einmal den Ort vorstellen den du mir eben beschrieben hast,“ gestand sie ihm. Sicher würde er sie für eine verwöhnte Pute aus Rom halten. Jemand der hier her in sein Land kam und voreingenommen war von den Menschen und deren Kultur. Vielleicht war sie das sogar ein wenig, vielleicht aber auch nicht.

    Crispina war froh, dass sie nicht weiter auf das Thema eingehen musste, weder auf ihren Vater noch auf ihren Onkel, denn dazu hätte sie jetzt wohl keine Lust gehabt. Nein dazu war sie ja nicht hier her gekommen. Zwar war die Lust dieses Fest zu besuchen auch nicht wirklich groß aber immer noch besser als in ihrem kühlen Zimmer zu sitzen und den nächsten Tag abzuwarten.
    Mit großen Augen schaute sie Marsus an, denn mit den Namen der Orte die er nun nannte konnte sie gar nichts anfangen. Sie war ja froh, dass sie nun wusste wie diese Stadt hier hieß…in der sie leben musste. „Aus Oppidum Brogilus?“ fragte sie nach „Bonna? Ich kenne nichts von beidem, verzeih mir, aber das Land ist für mich mehr als nur fremd und somit auch jegliche Städte und Orte die es hier gibt.“ Entschuldigend sah sie ihn an, er konnte ja schließlich nichts dazu, dass sie hier war und bleiben musste. „Schön?“ kam wieder gequält und leise die Frage und ihr Blick wirkte auch etwas gequälter als eben. „Gewöhnungsbedürftig. Ich muss mich hier erst zurechtfinden und mich an das Leben hier gewöhnen, es ist so fremd und hat etwas eigenartiges an sich,“ meinte sie leise.


    Sippe, das Wort hatte sie auch schon gehört und meinte zu wissen, dass diese Germanen ihre Familien so nannten. Es war schon irgendwie komisch das alles. Fremd, nicht fremd und beides zusammen vermischt. „Da wo du her kommst wie ist es da?“ fragte sie dann etwas neugieriger nach, immerhin lag es außerhalb dieser Stadtmauern und was würde sie nicht dafür geben endlich mal hier raus zu kommen?

    Wohl eher zum verstecken als zum beobachten, dachte sie sich und sagte diese Worte natürlich nicht laut sondern dachte sie nur. Ihr Lächeln war ehrlich und es tat gut jemanden nun hier zu haben, auch wenn sie nicht vor gehabt hatte sich hier groß mit Leuten abzugeben, doch manchmal wollte es der Zufall eben anders und sie nahm ihn wie er kam.
    Ganz leise lachte sie kurz auf und strich sich mit den Fingern etwas an der Wange entlang wurde dann aber schon im nächsten Moment etwas ernster was man nur an ihren Augen erkennen konnte wenn man in diese schaute.


    „Nein das stimmt, ich bin erst wenige Wochen hier, habe sie aber seit meiner Ankunft nicht gezählt. Ich habe mich bis jetzt auch noch nicht eingelebt weswegen ich wohl lieber ein wenig Abseits des Ganzen hier stehe,“ meinte sie und blickte den Duccier an. „Ich bin hier weil es der letzte Wunsch meines Vaters war bevor er gestorben ist. Er wollte, dass ich meinem Onkel etwas bringe und naja,“ begann sie und lächelte auf, jedoch lag ein Schatten über ihren Augen „Das was ich bringen sollte war mich, deswegen bin ich hier, denn mein Onkel „passt“ nun auf mich auf,“ erklärte sie ihm. Unter aufpassen konnte man natürlich nun viel verstehen, aber all zu sehr drauf eingehen wollte sie nicht. "Lebst du schon immer in dieser Stadt?" fragte sie ihn dann. Sie kannte die Familie und ihren geschichtlichen Hintergrund nicht.

    Hart drückte die Porta in ihren Rücken aber sie bewegte sich nicht von der Stelle sondern blieb an diese gelehnt stehen. Warm liefen die Tränen an ihren Wangen hinunter und sie hasste dieses hilflose Gefühl welches sie nun innerlich spürte. Schon fast ein wenig trotzig wischte sie sich mit beiden Händen und einer festen Bewegung die Tränen von den Wangen und rieb sich über die Augen. Im Moment schien sie den Mann wirklich einfach nur zu hassen und nicht zu verstehen warum er so reagiert hatte, warum er sie geschlagen hatte und warum es überhaupt zu dem Streit gekommen war. Sie konnte einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ihr Vater hatte sie auch hin und wieder geschlagen aber je älter sie geworden war desto weniger war es vorgekommen auch wenn sie oft genug Meinungsverschiedenheiten gehabt hatten wegen ihrer Art die sie auf Lager hatte, dich Crispina fand es war etwas anderes wenn ihr Vater sie schlug, als wenn es ihr Onkel war den sie kaum kannte. Und der Gedanke an den Schlag drehte ihr ein wenig den Magen herum. Wie oft er den Jungen wohl……..


    Gundas Stimme riss sie aus diesen Gedanken und durch einen Tränenschleier blickte sie die Sklavin an welche nun eine auf Crispinas Arm legte und diesen umfasste. „Vielleicht hast du Recht,“ flüsterte sie fast und tat einen Schritt nach vorne von der Tür weg. Nun wirkte sie gar nicht mehr entschlossen sondern viel mehr wie ein Kind was sie schon lange nicht mehr war. „Ich werde mich hinlegen und ich hoffe, dass es so sein wird,“ meinte sie und tat einen weiteren Schritt. „Danke Gunda,“ sagte sie dann auf einmal zu der Sklavin, streifte dann aber deren Hand ab und ging dann einfach mit gesenktem Kopf in die Richtung wo ihr Zimmer lag

    Lucius war bis jetzt nicht aufgetaucht und den einzigen den sie immer wieder erblickte war ihr Onkel. Oft bekam sie einfach bei seinem Anblick eine Gänsehaut und ein leichtes Bizzeln im Nacken und sie hatte sich auch oft in den letzten Tagen die Worte von Gunda durch den Kopf gehen lassen, aber heute wollte sie sich keine weiteren Gedanken dazu machen und blickte weiter einfach durch die Gegend. Dieses Fremde der Stadt bekam sie einfach nicht los. Unzählige male war sie durch Mogontiacum nun gelaufen und doch kam es ihr fremd vor. Sie gehörte hier einfach nicht her, glaubte sie oder es war wirklich so, dass man sich mit dem ganzen erst ganz langsam anfreunden musste.


    Kurz erwischte sie ein erneuter Schauer und dann schob sie endgültig diese Gedanken auf die Seite und sah sich, immer noch hier in dieser Ecke stehend, weiter um. Leute gingen an ihr vorbei doch einer von ihnen blieb bei ihr stehen, nein er war direkt auf die zugekommen und sprach sie nun auch an. Eben noch hatte sie den Mann bei ihrem Onkel gesehen und als er sprach erinnerte sie sich auch wieder, dass sie ihn kurz gesehen hatte auf den Saturnalien, aber es war nur so kurz gewesen, dass sie es schon fast wieder vergessen hatte.
    Langsam hob sie ihren Kopf ein kleines Stückchen weit an und schaute dem Mann in die Augen und verkniff sich ein Seufzen als man sie als Petronierin wiedererkannte.


    „Ich erinnere mich, “ sagte sie leise und lächelte leicht „Salve Duccius! Ja richtig. Crispina, ich bin,……..die Nichte von Petronius Crispus, “ sagte sie ihm wobei ihre Stimme einen kleinen Aussetzer hatte als sie ihm von der Nichte erzählte. „Es freut mich auch sehr hier zu sein…..auf dem Fest,… heute, “ meinte sie etwas abgehakt und räusperte sich leise.
    Kurz keimte in ihr die Frage auf wer alles wusste, dass sie mit Petronius Crispus verwandt war, irgendwie wollte sie nicht, dass es viele wussten, aber es war sicher unvermeidbar, dass man es erfuhr. Ihre Gedankengänge waren einfach zu wirr im Moment, deswegen wollte sie es lieber lassen, besser war es sonst machte sie sich hier noch zum Deppen und das wollte sie erstens nicht und zweitens war das ja nicht ihre Art. „Ich hoffe dir ist es bis jetzt gut ergangen? Du bist……Duumvir hier? Richtig?“ Hoffentlich hatte sie das richtig im Kopf, denn sie meinte da mal etwas mitbekommen zu haben…..da sie ja nicht immer wirklich zuhörte……


    Crispina fühlte sich noch etwas unsicher, da sie eben noch versucht hatte hier einfach nur unauffällig zu stehen war sie immer noch etwas überrascht, dass man sie erkannt und angesprochen hatte, aber auf der anderen Seite war so etwas auch erfreulich. Hoffentlich hatte ihr Onkel nicht auch noch dabei etwas einzuwenden weil sie nun mit einem Mann sprach, zuzutrauen war es ihm ja. Gut ihre Gedanken bezüglich ihres Onkels waren ab und an ein wenig gehässig aber wer den Hintergrund kannte würde das sicher verstehen und wenn sie die Gedanken von Marus über ihren Onkel gewusst hätte, hätte sie nur den Kopf geschüttelt, denn was war bitte sympathisch an diesem Mann?

    Crispina war auch unter den Menschen die sich hier eingefunden hatten um das Einweihungsfest zu begehen. Ob sie wirkliche Lust hierzu hatte blieb mal dahingestellt wenn tat sie es mal wieder nur wegen Lucius und sicher nicht wegen ihrem Onkel. Wenigstens musste sie nicht neben ihm stehen sondern hatte sich etwas abseits ein angenehmes Plätzchen gesucht von dem sie alles beobachten konnte ohne aber zu nahe an ihren Onkel zu geraten. Dem momentanen, anscheinend herrschenden Frieden traute sie nämlich nicht. Für sie war es die Ruhe vor dem Sturm und wer wusste schon wann der nächste Orkan aufziehen würde? Sie jedenfalls nicht.
    Wo Lucius gerade war wusste sie nicht, aber sie hoffte, dass er sich noch zu ihr gesellen würde, dann konnte der Junge wenigstens auch alles gut sehen, wobei sie auch daran dachte, dass sein Vater ihn sicher in seiner Nähe haben wollte.


    Die meisten Gesichter die sie hier sah waren ihr immer noch unbekannt und vielleicht hatte sie das ein oder andere mal auf ihren Streifzügen durch die Stadt flüchtig gesehen, aber unterhalten hatte sie sich von denen mit noch niemanden. Außerdem fragte sie sich jetzt schon zum hunderten Mal ob es hier auch irgendwann einmal so etwas wie einen Frühling gab oder ob es ewig so kühl und frisch sein würde wie es das im Moment war. Zwar schien die Sonne und sie wärmte auch angenehm aber hielt man sich im Schatten auf bekam man eine Gänsehaut, zumindest ging es der jungen Petronierin so.

    Mit gemischten Gefühlen lief sie hinter ihrem Onkel her. Sie hatte sich dick angezogen, denn das Wetter war für ihren Geschmack noch immer viel zu kalt. Verziehen hatte sie ihrem Onkel immer noch nicht und bis jetzt so wenig wie möglich mit ihm geredet. Auf der einen Seite bereute sie, dass sie nicht abgehauen war und auf der anderen Seite war sie froh wegen Lucius, dass sie noch da war, denn sie musste nur in dessen Gesicht heute schauen um zu wissen, dass ihm eine Frau beziehungsweise eine Mutter fehlte.
    Crispinas Herz war selber schwer, doch sie wollte es nicht zu sehr zeigen, doch sie trauerte um ihren Vater. Es war das erste mal, dass sie auf diesem Wege an ihn dachte, so lange war er ja noch nicht tot. Es schmerzte immer noch und heute wurde sie erst recht daran erinnert, dass er nicht mehr am Leben war und, dass sie ihm zu verdanken hatte wo sie nun warm nämlich hier bei ihrem Onkel der nun das Sagen über sie hatte.


    Langsam waren ihre Schritte und sie hielt auch weiterhin den Kopf leicht gesenkt und blickte nur Lucius immer wieder an. Sie fühlte sich irgendwie für ihn verantwortlich, wollte an seiner Seite sein, als wäre er ihr kleiner Bruder.

    Sie hatte befürchtet, dass Gunda genau das alles sagen würde und es passte ihr nicht so wirklich. Im Grunde verstand sie es so, dass sie immer klein bei geben sollte vor seinen Augen aber das würde sie doch schwach aussehen lassen und das wollte sie nicht. Sie war nicht schwach, das war sie auf keinen Fall und sie wollte sich nicht von ihrem Onkel so unterbuttern lassen auch wenn er das Recht dazu hatte, das wusste sie ja. Wieder seufzte sie und hob ihren Kopf an, weg von der Tür und blickte hinaus. Wie gerne wäre sie nun einfach gegangen aber es war zu spät sie konnte es nicht mehr. Deswegen schloss sie die Tür langsam wieder und lehnte sich dann mit dem Rücken dagegen.


    „Was hat denn das mit dem Alter zu tun? Er war sicher schon immer so wie heute ansonsten hätte er sich mit meinem Vater verstanden und so langsam kann ich verstehen, dass sie beide keinen Kontakt hatten haben wollen. Ich will mich nicht von ihm so behandeln lassen und schon gar nicht schlagen. Warum tut er das? Genau das ist ein Zeichen von Schwäche,“ sagte sie. In ihren Augen war schlagen ein Zeichen von Schwäche denn der andere wusste sich nicht mehr anders zu helfen und schlug.


    „Ich hasse ihn,“ flüsterte sie leise und spürte langsam die Tränen in ihren Augen, gleichzeitig hasste sie sich für diese Worte, denn auch wenn sie rebellisch sein konnte, hatte sie einen weichen Kern und dieser redete nicht einfach so über Hass und dem ganzen.

    Irgendwie tat es ihr nicht leid, dass jemand anderes den Auftrag ihres Onkels bekommen hatte. Vielleicht hatte er ja sogar selber dran Schuld gehabt und sich daneben benommen und wenn er mit anderen auch so umsprang wie mit seinem Sohn oder mit ihr dann konnte sie sich sehr gut vorstellen, dass andere ihn ebenso wenig mochten wie sie es tat. Wobei sie war sich nicht einmal wirklich sicher was sie für ihren Onkel empfand, denn sie hätte lügen müssen um zu sagen, dass sie keine Angst vor ihm hatte, denn diese hatte sie, aber die restlichen Gefühle waren verschwommen und verworren und würden sich bestimmt mir der Zeit klarer sehen lassen.
    „Na dann hatte er sich sicher darüber sehr aufgeregt, aber es ist auch nicht schön wenn jemand anderen den Auftrag wegschnappt das glaube ich gerne,“ sagte sie und versuchte dabei etwas ernster zu klingen nicht, dass der Junge noch dachte sie freute sich darüber, dass sein Vater den Auftrag verpatzt hatte.


    Das Essen war eine gute Ablenkung und sie hatte mittlerweile selber etwas Hunger und hoffte auf etwas was schmecken würde und nicht zu fremd war, aber da vertraute sie Lucius, dass er etwas gutes finden würde.
    Oh als sie Eintopf hörte hielt sie inne schmunzelte aber ein wenig. „Hmm auf was ich Lust habe? Gibt es hier auch etwas wie einfach nur gebratenes Fleisch oder frisches Brot und Oliven mit Käse? Ich weiß ja nicht wie viel Hunger du hast? Wir können gern in eine Taberna gehen was immer du willst, du darfst aussuchen,“ meinte sie und lächelte Lucius abwartend an.