Beiträge von Petronia Crispina

    Ein Stück Fell für ihre Hände wäre jetzt das Ideale gewesen um diese zu wärmen, denn ihr Mantel spendete zwar ihrem Körper einigermaßen Wärme aber ihre Hände gleichen zwei Eisblöcken. Aber sie hatte sich ja keinen besseren Tag aussuchen können hinaus zu gehen, wobei sie nicht glaubte, dass es hier überhaupt einen besseren Tag war. So stieg der Frust in der jungen Frau mit jedem Schritt ein Stückchen weiter an.
    Gabriel fühlte sich nicht besser, aber er war ein Sklave und ihm stand es nicht zu etwas dagegen zu sagen oder seiner Herrin zu raten zu Hause zu bleiben vor allem weil er wusste, dass sie darüber wohl nur gelächelt hatte. So tat er lieber seine Arbeit und sah zu, dass ihr nichts passierte, allerdings heute wohl nicht gut genug, denn auch er war von der neuen Umgebung ein wenig abgelenkt und die Kälte setzte ihm nicht weniger zu als ihr.


    Crispina spürte langsam aber sicher wie die Kälte auch an ihren Füßen zu knabbern begann was nicht lustig war, vielleicht wäre etwas warmes zu trinken oder überhaupt ein warmer Platz das Beste gewesen, aber dazu hätte sie sich wohl auskennen müssen. Ihre Nase war rot und ihre Wangen sahen nicht besser aus und versuchten mit ihren Haaren mitzuhalten. Nein bester Dinge war sie nun nicht mehr und dann passte sie einen Augenblick auch noch nicht auf und kurz bevor sie ihren Kopf wieder nach vorne wenden wollte passierte es….


    „Uff,“ stieß sie hervor und fühlte wie Gabriel von hinten nach ihrem Arm griff und sie etwas stützte. Crispina blinzelte einen Moment lang und blickte dann den Mann an der sie eben versucht hatte über den Haufen zu rennen und zog ihren Arm wieder aus der Hand von Gabriel der nun hinter ihr zum Stehen gekommen war und den Mann musterte. Der Fremde hatte Glück, dass er sich entschuldigte ansonsten wäre Crispina wohl ein wenig unausstehlich geworden auch wenn man ihr nicht ansah, dass sie das auch sein konnte. Stattdessen brachte sie ein „Das macht nichts, es ist ja nichts passiert, glaube ich“ zustande und bemerkte erst jetzt, dass wenn sie sprach kleine Rauchwölkchen aufstiegen. Bei den Göttern was herrschte hier für ein unmenschliches Wetter? Als sie den Mann dann genauer anblickte kam er ihr doch sehr bekannt vor, konnte ihn aber nicht einordnen. Ihr kam nicht mehr in den Sinn, dass sie ihn auf dem Fest der Saturnalien schon einmal gesehen hatte. Namen und Gesichter merken war für sie schon immer schwer gewesen. "Kennen wir uns?" fragte sie ihn und zog ihre Stirn einen Augenblick kraus als überlegte sie woher sie ihn hätte kennen können, schließlich war sie noch nicht lange hier. Wahrscheinlich bildete sie sich das nur ein.

    Crispina konnte manches mal vielleicht etwas schwierig sein, was ihr Onkel aber noch nicht wusste, aber sie hatte ihr Herz am rechten Fleck und wusste wann sie jemanden danken musste, denn verpflichtet sie aufzunehmen war er ja nicht. Auch wenn sie die Gegend und das Land bis jetzt nicht wirklich prickelnd fand, war es eine sehr nette Geste, dass er sich um sie kümmern wollte und sie hier bleiben durfte. Vielleicht musste sie das ja nicht für immer……zumindest hatte sie es nicht vor….aber das lag nicht in ihrer Hand, leider.
    Als sie hörte wie er etwas auf ihr Danke erwiderte lächelte sie leicht in sich hinein. Vielleicht war ihr Onkel auch einfach nur zu grisgrämig weil ihm der Umgang mit einer Frau fehlte, denn scheinbar gab es die Mutter zu dem Jungen nicht mehr ansonsten hätte er sie doch spätestens jetzt erwähnt.


    Musternd blickte sie die beiden Kinder und die Frau an die nun hergekommen waren wie es der Hausherr ´befohlen´ hatte. Das Lächeln der Frau erwiderte sie natürlich ebenfalls freundlich und sie war froh drum, dass keiner ein böses Gesicht machte, das würde die ganze Sache doch um einiges erleichtern.
    Nach der Vorstellung schien es nun an ihr ein paar Worte an die Familie zu richten, zwar waren die Worte ihres Onkels ziemlich kühl und karg gewesen, aber sie war sich sicher, das er mit der Zeit noch auftauen würde, zumindest hoffte sie es sehr ansonsten gebe es sicher noch Probleme das war sicher.


    „Ich freue mich euch kennen zu lernen. Ich werde mich gerne ein wenig nützlich machen,“ wandte sie sich dann kurz an ihren Onkel, denn sie wollte keine Almosen von ihm haben und lieber ein wenig dafür machen anstatt die ganze Zeit nur gelangweilt in einer Ecke zu sitzen, denn sie glaubte kaum, dass man hier viele Möglichkeiten hatte etwas zu machen. „Ich habe noch einen Sklaven bei mir, Gabriel ist sein Name,“ meinte sie und wandte sich ein wenig um, und als hätte er es gewusst oder gehört trat er auch schon zu ihnen und nickte leicht in die Runde. „Es freut mich, dass ich hier bleiben kann und ich würde mich freuen dich, Lucius ein wenig näher kennen zu lernen,“ sagte sie sanft und lächelte den Jungen an. Er sah seinem und ihrem Vater ähnlich bemerkte sie, was ein leichtes Ziehen in ihrem Herzen auslöste.

    Die Frage war jetzt nur was er unter größeren Mengen an Geld verstand zudem hatte sie momentan ja nicht einmal wirklich welches. Es nagte etwas an ihr, sich in seine Hände zu geben, schließlich war er ein Fremder und hielt offensichtlich nichts von ihrem toten Vater. Wenn das nicht noch eine Menge an Streitereien geben würde dann wusste sie auch nicht, aber eines wusste sie, dass sie sich so gut sie konnte zügeln wollte was ihr Temperament anging, denn sie wusste von sich selber, dass dieses auch einmal mit ihr durchgehen konnte. Ihr Vater hatte das auch gewusst, denn es war etwas was sie eindeutig von ihm hatte.
    „Nicht wirklich viel. Ein paar Sesterzen waren es gewesen. Mein Vater hatte kein riesen Vermögen, es reichte aber aus um gut zu leben,“ meinte sie dann. Viel hatten sie nie gehabt, aber arm waren sie auch nicht gewesen und hatten in Rom in einer schönen Casa leben können und auch ihre Kleider waren keine gebrauchten gewesen oder die schlechtesten. „Danke, dass du das für mich machst,“ sagte sie und meinte es sogar ehrlich, nichts geheucheltes war in ihrer Stimme, aber es würde sie auch nicht wundern wenn er anders darüber dachte.


    Als sich Crispus von ihr entfernte folgte sie ihm einfach in Richtung des Gartens wo auf einmal mehrere Personen auftauchten, darunter auch zwei Jungs. Nun blieb die Frage welcher von ihnen der Sohn von Crsipus war, doch sie meinte es schon erraten zu können, denn der dunkelhaarige hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit ihrem Onkel und sie musste ein wenig schmunzeln, aber versuchte es so gut es ging zu verbergen. Außerdem fragte sie sich wie streng das Leben des Jungen eigentlich sein musste in Händen seines Vaters und ob dem Jungen nicht eine weibliche Hand fehlte.


    Sim-Off:

    Erledigt =)

    Zusammen mit Gabriel war sie auf der Strasse unterwegs. Da sie ihren Onkel zu Hause nicht gefunden hatte war sie einfach gegangen ohne bescheid zu sagen wohin. Sie war es nicht gewohnt, dass sie sich vielleicht abmelden musste oder so, aber vielleicht fiel es ihrem Onkel auch gar nicht auf oder aber er war froh wenn er merkte, dass sie nicht zu Hause war.
    Es war kalt heute, also hatte sie sich wieder in einen warmen Mantel gehüllt und lief nun durch die Strassen und Gassen der fremden Stadt.
    Gabriel lief wie immer still an ihrer Seite und beobachtete die Leute die an ihnen vorbei gingen. Für ihn war diese Stadt und auch das Wetter ebenso neu wie für Crispina.
    In der Nacht hatte es geschneit und das machte das Wetter nur noch kälter. Selbst an den Schnee hatte sie sich gewöhnen müssen und sie fragte sich immer noch wie sie das hier eigentlich aushalten sollte bei diesem Wetter.
    Doch es war der Wunsch ihres Vaters gewesen, auch wenn sie ihn nicht vollkommen nachvollziehen konnte. Es blieb nur zu hoffen, dass ihr Onkel nicht sein restliches Leben hier verbringen wollte.


    Auf dem Forum hatte sie vor wenigstens mal nachzusehen was es hier so an Waren und anderen Auslagen gab. Sie ging davon aus, dass es andere Dinge als in Rom sein würden, schließlich war sie hier in einem vollkommen anderen Land also musste es doch auch andere Sachen geben, oder etwa nicht?


    Immer wieder hörte sie auch diese fremde Sprache, auch wenn die meisten latein redeten so hörte sie auch immer wieder diese andere ihr sehr fremde Sprache raus. Ob sie diese auch lernen musste oder sollte? Wirkliche Lust hatte sie dazu nicht, denn sie klang in ihren Ohren doch sehr fremd und seltsam und vor allem sehr schwer.


    Die junge Frau lief, sich immer wieder umblickend, weiter und sah sich neugierig die Menschen an die ihr auch fremd erschienen, denn auch wenn sie römische Kleidung trugen erkannte man bei manchen die eigentliche Herkunft.


    Sim-Off:

    falls jemand mag darf er gerne ;)

    Das mit dem Zimmer hörte sich verlockend an und sie war gespannt wie hier die Zimmer aussahen und wie sie eingerichtet waren. Hoffentlich waren es keine kleinen Kammern in denen man sich nicht drehen und wenden konnte, zwar hatte sie nie wirklich großen Anspruch auf etwas, aber in einer Schachtel wollte sie dann natürlich auch nicht hausen.
    „Acht, dann ist er ja schon ein großer Junge,“ meinte sie freundlich was natürlich als Kompliment gedacht war. Wahrscheinlich würde er es aber sicher nicht so auffassen und denken, dass sie einfach nur etwas plapperte um überhaupt reden zu können. Innerlich seufzte sie wieder denn dieser Mann war ein alter, harter Knochen den man erst einmal erweichen musste, nur wie das musste sie noch herausfinden und das war sicher ein ganzes Stück Arbeit.


    „Ich freue mich dennoch ihn bald zu sehen. Wahrscheinlich kommt er nach dir,“ meinte sie und biss sich auf die Zunge. Warum hielt sie nicht einfach ihren Mund?


    Seine nun kommende Frage überraschte sie, denn darüber hatte sie sich noch keine Gedanken gemacht, aber eigentlich musste sie es auch nicht, denn es lag ja auf der Hand, dass es so sein würde, deswegen nickte sie. „Ich denke schon, du bist der einzige der da ist,“ sagte sie und versuchte dabei nicht vorlaut zu klingen. „Es wäre also gut wenn du mein Tutor sein würdest,“ meinte sie und wusste, dass sie sich damit noch mehr in seine Hände gab, in fremde Hände.

    Wie gut, dass sie bei so etwas nicht aus der Haut fuhr auch wenn sie es mehr als nur ärgerlich fand, dass die Sachen nun wohl ruiniert waren, außerdem war es ziemlich peinlich mit solch bekleckerten Sachen herumzulaufen, aber etwas anderes würde ihr nicht übrige bleiben, es sei denn sie hätte nun Lust sich vollkommen zu entkleiden und dann einfach ihren Mantel überzuwerfen, aber das tat sie natürlich nicht da lief sie doch lieber bekleckert durch die Gegend.
    Immer noch besah sie sich die Flecken und war sehr überrascht als plötzlich ein Mann vor ihr auftauchte. Sie selber merkte ebenfalls wie sie rot wurde und ihre Wangen zu glühen begannen. Eigentlich war sie ja nicht auf den Mund gefallen, doch weil es die Situation wohl so machte fühlte sie sich ein klein wenig ertappt, wobei auch immer, denn wer ließ sich schon gerne bei solch einem Missgeschick beobachten? Natürlich hatte sie nichts dazu gekonnt, aber dennoch…..


    „Danke, das ist sehr nett von dir,“ sagte sie und sah den Mann an, nahm dann das Tuch entgegen und blickte etwas verlegen zur Seite. Bei der Einladung von ihm blinzelte sie kurz auf und schaute in die Richtung aus der er gekommen war und wo noch andere Männer standen. Als er sich leicht vor ihr verneigte wollte sie schon protestieren, denn heute waren sie doch alle gleich, aber er tat es auf eine so galante Art und Weise, dass sie es doch zuließ. „Ich komme gerne mit,“ meinte sie dann, denn sie lernte gerne neue Leute kennen. Mit dem Tusch versuchte sie nebenher schon das Gröbste von dem Wein aus ihrer Kleidung zu saugen, aber den Fleck würde es nicht beseitigen, mit der anderen Hand hielt sie den Becher fest. „Ich heiße Crispina…..Petronia Crispina,“ fügte sie dann noch an und zögerte noch einen kleinen Moment, aber nachdem er noch einmal seine Einladung kund getan hatte kam sie dann doch mit ihm mit und gesellte sich in die Runde. Freundlich lächelte sie die Anwesenden einfach an.

    Er hatte also einen Sohn, somit war sie dann doch so etwas wie eine Großtante, überlegte sie kurz. Es war ein wenig überraschend, aber auch nicht wirklich verwunderlich. Dennoch fragte sie nicht wo die Mutter war, denn diese erwähnte er ja nicht was sie etwas seltsam fand. Vielleicht war sie tot und Crispina wollte ihm damit nicht auf die Füße treten falls dem so war.
    Es blieb zu hoffen, dass der Sohn von ihrem Onkel ein wenig aufgeschlossener war als sein Vater. Sie war gespannt darauf ihn kennen zulernen, denn sie wollte wissen wie er war. Die Aufregung schien sich bei ihr auch nicht gänzlich legen zu wollen.


    „Der Wagen ist geliehen und wird wieder von den Männern die ihn fuhren mitgenommen. Wie gesagt um die Bezahlung habe ich mich schon gekümmert und die Sklaven können die wenigen Sachen ja gleich abladen,“ meinte sie und blickte dann den gerufenen Sklaven an und nickte ihm leicht zu als ihr Onkel sie vorstellte. Bei seiner nächsten Frage musste sie erst einmal überlegen. Gabriel war zwar immer und überall eigentlich mit dabei, aber sie hatte auch ihre Ruhe vor ihm, aber hier war sie fremd. Hätte sie gewusst, dass ihr Onkel das nicht gut heißen würde hätte sie vielleicht anders entschieden. „Ich würde es willkommen heißen wenn er bei mir bleiben könnte,“ sagte sie und lächelte dabei leicht.


    "Ich freue mich schon darauf deinen Sohn kennen zu lernen. Wie alt ist er denn?" fragte sie ihn dann und war sehr gespannt. Wie er wohl aussehen mochte? Vielleicht hatte er ja auch Züge ihres eigenen Vaters, das war ja auch möglich.

    Sim-Off:

    Hi, kein Problem ;)



    Crispina sah ihren Onkel weiterhin an und sah ihm auch dabei zu wie er seinen Finger wieder sinken ließ. Ja das militärische war unverkennbar und sie wusste wirklich nicht ob das alles eine gute Idee gewesen war zuzustimmen oder nicht, aber wie sie schon vorher gedacht hatte, hatte sie keine wirklich andere Wahl gehabt. Es tat ihr etwas im Herzen weh als sie zusehen musste wie er den Ring ihres Vaters so achtlos zurück in die Schatulle fallen ließ. Hatte er nicht etwas besseres verdient? Ihrer Meinung ganz sicher, aber dieser Mann hier....nein er würde sicher niemals vergessen und sie es sicher mehr als noch einmal spüren lassen wer ihr Vater war.


    "Draußen steht noch ein Wagen und ich habe einen Sklaven bei mir. Gabriel heißt er und ich würde ihn auch gerne weiterhin behalten wenn du nichts dagegen hast. Ansonsten stehen keine Bezahlungen mehr aus, das hatte ich schon getan," sagte sie, denn sie hatte noch einiges an Ersparnissen mitgenommen bevor sie her gekommen war und sie hoffte, dass diese noch etwas hielten damit sie nicht zu ihrem Onkel musste um zu ´betteln´. Ja das alles hier würde sicher nicht leicht werden.


    "Ich hoffe es wird kein Problem mit einem Zimmer sein?" fragte sie dann nach und schaute ihren Onkel dabei leicht an. Wenn dieses Gefühl in ihrem Inneren nicht wäre, da herrschte eine seltsame Unruhe die sie sich nicht erklären konnte. "Lebst du eigentlich alleine hier?" Sie wusste ja nichts von ihm und wollte ihn trotz allem gerne etwas näher kennenlernen, schließlich würde sie ja nun hier bleiben, also wäre das sicher förderlich etwas über ihn zu wissen.

    Vielleicht hätte sie vorher doch mit ihrem Onkel zusammen her gehen sollen, doch sie hatte sich immer noch nicht an ihn gewöhnen können. So wirklich wusste sie nicht was sie von ihm halten sollte. Noch immer konnte sie die leichte Ablehnung spüren aber ob er wusste, dass sie das tat konnte sie nicht sagen. Vielleicht war es auch nicht seine Absicht, vielleicht war er einfach so. Und sie konnte immer noch nicht verstehen, dass ihr Vater wirklich wollte, dass sie hier lebte, an diesem Ort, an den sie sich nur schwer gewöhnen konnte.


    Doch im Moment wollte sie ihre Gedanken lieber ablenken anstatt sie weiter auf diese Sachen zu richten die nicht mehr zu ändern waren. Leicht nippte sie an ihrem warmen Wein der sie innerlich wärmte. Crispina kam sich ein wenig verloren vor versuchte es sich aber nicht anmerke zu lassen, denn wer konnte schon wissen was alles geschah wenn man merkte, dass sie irgendwie gar nicht hier her gehörte, dass sie neu in dieser Gegend war. Sicher früher oder später würde man es so oder so merken, aber das war egal, lieber später als früher.


    So viele fremde Gesichter feierten hier ausgelassen das Fest, alles war befremdlich und doch in gewisser Weise sehr aufregend. Aufmerksam beobachtete sie die Menschen ein wenig als sie sich an den Rand stellte und einfach nur zusah.


    Leider übersah sie dabei auch, dass sie sich geradewegs bei einem kleinen Durchgang in eine Gasse befand aus der einige, schon etwas angetrunkene Männer kamen und sie doch ziemlich anrempelten so, dass sie sich den warmen Wein, der dazu noch leider rot war, überkippte. Der Stoss hatte sie einen Schritt auf die Seite taumeln lassen, den Becher hielt sie noch in der Hand und der Inhalt eben jenen war über ihre Kleidung verteilt. Als sie sah was geschehen war, und die Übeltäter nichts bemerkt hatten sondern weiter lachend umherliegen und schon sehr bald in der Menge verschwunden waren, seufzte sie auf. Wäre sie wohl eine jener die so hochwohlerzogen waren hätte sie wohl nun gejammert, aber es war geschehen und machen konnte sie hier sowieso nichts, deswegen nahm sie sich ein kleines Tuch und versuchte die Feuchtigkeit wenigstens aus der Kleidung zu bekommen, denn die Flecken würden nie wieder raus gehen da war sie sich sicher.

    Lange hatte sie überlegt überhaupt auf dieses Fest zu gehen. Alles war noch so neu und mitgehen hatte sie mit den anderen nicht wollen. Doch irgendwann war die Langeweile und die Gedanken so groß geworden, dass sie sich doch entschlossen hatte aus dem Haus zu gehen in Richtung des Stadtfestes. Bis jetzt hatte Crispina noch keine wirkliche Gelegenheit gehabt sich die Stadt wirklich anzusehen, vielleicht lag es auch etwas daran, dass sie Angst vor dem Neuen hatte, auch wenn sie sonst recht aufgeschlossen und nicht auf den Mund gefallen war, war es doch etwas anderes in einem Land zu sein welches man so gar nicht kannte.
    Römische und auch germanische Kultur vermischte sich hier, das spürte sie und ihr wurde wieder einmal mehr bewusst, dass sie über diese andere Kultur rein gar nichts wusste.


    Die Saturnalien war etwas was sie immer spannend gefunden hatte, aber hier war es etwas seltsam. Wahrscheinlich bildete sie sich das meiste einfach nur ein und es war dieses Ungewohnte was diese Gedanken in ihr auslösten.
    Langsamen Schrittes schlängelte sie sich durch die Menschenmassen die sich auf dem Fest drängten, hörte immer wieder die Rufe Io Saturnalia und sah die Sklaven zusammen mit ihren eigentlichen Herren Wein trinken und essen, reden und lachen. Diese Zeit hatte sie immer gemocht.
    Crispina trug normale Kleidung, nichts besonders auffallendes oder schickes, sondern eher schlicht, aber nicht abgerissen und natürlich trug sie noch einen warmen Mantel damit sie nicht fror.


    Wenn dieses Fest einmal ein Ende fand würde sie sich diese Stadt etwas genauer ansehen, und auch die Leute…einfach alles. Immer wieder wurde sie von Menschen angerempelt, hörte hier und da mal ein Entschuldigung, ein Lachen und man drückte ihr sogar einen Becher mit warmen Wein in die Hand. Nun diesen nahm sie gerne an, denn es war kalt, viel zu kalt für ihren Geschmack, denn so kalte Gegenden kannte sie nur aus diesen ganzen Erzählungen.
    Leicht lächelnd lief sie weiter, ihre rötlichen Haare nur halbwegs zusammengebunden, und einige Strähnen im Gesicht, schlängelte sie sich Schritt für Schritt voran.

    Crispina wusste nicht so recht ob sie nun anfangen sollte zu lachen oder zu weinen. Ihr Vater hatte seinen Bruder gebeten sie bei sich aufzunehmen? Hier? In diesem fremden Land wo sie niemanden kannte und eine Fremde war und dazu noch die Sprache nicht konnte? Das war auf der einen Seite sehr hart, zumal ihr Vater nie mit ihr über diesen Wunsch gesprochen hatte. Innerlich fühlte sie sich nun zerrissen und senkte ihren Blick auf den Boden.
    Er war ihr Onkel und nahm sie auf, zumindest sagte er es aber ob er es aus seinem Herzen heraus auch so meinte das konnte sie nicht wissen. Ihre Gefühle waren durcheinander und sie wusste selber nicht was sie machen sollte. Crispina war schon immer auf der einen Seite ein klein wenig rebellisch gewesen und auf der anderen Seite dann doch wieder gehorsam. Es war der Wunsch ihres Vaters der sie hier her geführt hatte und sie konnte doch nicht den letzten Willen, sie nahm einfach mal an, dass dieser das war, so einfach ablehnen. Nein das würde sie nicht einmal machen wenn sie es wollte.


    Kaum hörbar seufzte sie auf und hob ihren Blick gerade noch rechtzeitig an um den Blick ihres Onkels zu sehen und seinen erhobenen Zeigefinger. Seinen Anweisungen folgen…….eine Gänsehaut breitete sich in ihrem Nacken aus und eine schnippische Antwort lag ihr auf der Zunge, doch sie riss sich zusammen und sprach diese nicht aus. Nein stattdessen sagte sie etwas ganz anderes:


    „Ich wusste nichts von seinem Wunsch, aber es ehrt dich, dass du ihm nachkommen willst. Ich danke dir und werde gerne hier bleiben. Ich…..,“ begann sie und blickte ihren Onkel an. Etwas Trotz stieg in ihr auf, denn sie meinte eine gewisse Strenge in seinem Blick sehen zu können und sie wusste nicht wie das Zusammenleben mit ihrem Onkel, der auf der einen Seite ja immer noch ein Fremder für sie war, werden würde. Streit war doch schon vorprogrammiert oder irrte sie sich da. „Ich werde deinen Anweisungen folgen,“ meinte sie leise und ihrem Kopf da arbeitete es auf Hochtouren, denn sie hatte so ihre kleinen Problemchen wenn man ihr Befehle gab, und inwieweit er das meinte, dass sie seinen Anweisungen folgen musste, wusste sie ja nicht.


    Crispina hoffte sehr, dass sie das alles nicht bereute, aber was für eine Wahl hatte sie denn schon? Keine!

    Mit klopfendem Herzen sah sie zu wie er die Schatulle nahm und diese öffnete. Ihr Herz schien immer schneller zu schlagen, denn sie hatte keine Ahnung was drinnen war, oder drinnen sein könnte, denn sie hatte es respektiert, dass sie diese nicht öffnen durfte. Und ihrem Vater hatte sie in solchen wichtigen Dingen noch nie widersprochen, wenn es auch andere gab bei denen sie es sicherlich das ein oder andere Mal getan hatte.
    Sie konnte spüren wie ihr Mund immer trockener wurde und die Aufregung stieg als er einen Brief zu Tage beförderte. Nein, sie konnte sich wirklich nicht vorstellen was ihr Vater geschrieben haben könnte, aber vielleicht war es ja eine Art Testament? Sie wusste es einfach nicht und so blieb ihr nichts anderes über als ihren Onkel die ganze Zeit während er las einfach nur abwartend anzusehen.


    Ihre Hände waren mittlerweile mit einem leichten, feuchten Film überzogen, denn die Aufregung hatte nun ihren ganzen Körper ergriffen und wollte sie einfach nicht los lassen. Es schien ihr eine Ewigkeit zu dauern bis er den Brief fertig gelesen hatte und umso größer war ihre Enttäuschung als er nichts weiter sagte außer, dass sie bleiben konnte? Bei ihm?


    Crispina blinzelte und spürte wie sich etwas um ihr Herz legte. Das war alles was er zu sagen hatte? Wollte sie denn bei ihm bleiben? Sie war doch nur her gekommen um diese Schatulle zu überbringen. Ihr Vater hatte doch nicht…..nein, das konnte sie sich nicht vorstellen, oder doch?
    „Ich kann bleiben?“ fragte sie deswegen auf einmal ziemlich überrascht und überlegte was er damit nun konkret meinen könnte. Bleiben zu Besuch, bleiben für immer…….sie wollte irgendwie gar nicht nachfragen. „Was stand in dem Brief drinnen? Was schrieb mein Vater?“ wollte sie dann wissen, denn im Moment fehlten ihr irgendwie die Worte um mehr zu sagen. Sie sah den Ring zwischen den Fingern von ihrem Onkel und wusste was das war, denn sie hatte diesen Ring immer an der Hand ihres Vaters gesehen.

    Crispina war froh, dass er nichts auf ihre Worte erwiderte. Wahrscheinlich war es auch besser so, denn noch mehr wollte sie nicht aus sich rausgehen. Wahrscheinlich hatte sie sich schon genug erlaubt. Manchmal neigte sie dazu ein wenig zu übertreiben auch wenn sie glaubte einfach im Recht zu sein, so auch hier. Sie fand es nicht gerecht wie man sie zuerst begrüßt hatte und das hatte sie ihrem Onkel nun auch gesagt.
    Wieder blickte sie ihm in die Augen als er die Hände nach der kleinen Schatulle ausstreckte.


    Etwas zögerlich nahm sie beide Hände und umschloss die Schatulle, blickte auf diese und hielt sie ihm entgegen damit er sie ergreifen konnte. Irgendwie fiel es ihr schwer, war es doch das letzte was ihr Vater anscheinend in Händen gehalten hatte als er es ihr gegeben hatte. Im Moment schien es als würde ihr geradewegs bewusst, dass ihr Vater nicht mehr am leben war. Vorsichtig überreichte sie Crispus die Schatulle, berührte dabei leicht mit ihren Fingern seine Hände und zog die ihren dann wieder zurück.
    Nie hatte sie hineingesehen was in der Schatulle war und nie wäre sie auf die Idee gekommen es einfach zu tun auch wenn sie gerne wissen wollte was dort drinnen war.


    Würde Crispus die Schatulle öffnen würde er als erstes ein gefaltetes Pergament sehen welches mit der huddeligen Handschrift seines Bruders beschrieben wurde. Die Zeilen waren noch schlechter als sonst zu lesen und man würde den Brief sicher einige Male lesen müssen um auch das letzte Wort verstanden zu haben, aber wahrscheinlich würde man dann auch bemerken, dass er es geschrieben hatte als es ihm schon längst nicht mehr so gut ging. Außerdem befand sich auch noch der Siegelring des Sequester in der kleinen Schatulle.



    Mein Bruder,


    lange, viel zu lange haben wir nichts voneinander gehört und es hat in den ganzen Jahren zu viel Streit gegeben. Wenn du diese Zeilen hier lesen wirst verweile ich nicht mehr unter euch sondern habe den Styx überquert. Ob es dich freuen wird oder nicht, das möchte ich hier nicht zur Debatte stellen und mache mir darüber im Moment auch keine Gedanken.
    Die Frau die dir diese Schatulle überbringt ist deine Nichte Crispina, meine Tochter. Ja du hast richtig gelesen und wahrscheinlich auch gehört, denn ich habe ihr deinen Namen gegeben.


    Bevor ich diese Welt hier verlasse wollte ich noch einige Dinge klären für die ich leider nicht mehr persönlich vorbeikommen kann. Zu gerne hätte ich unsere Streitereien persönlich beiseite geschoben und dir die Hand gegeben. Man hat viel Zeit zum Nachdenken wenn man krank im Bett liegt und eigentlich waren unsere Streitereien die wir immer hatten nichts weiter als Eifersüchteleien auf den anderen. Der Kampf zwischen kleinen und großen Bruder.
    Im Nachhinein doch recht lachhaft, doch nicht mehr zu ändern.


    Ich möchte dich auch um einen Gefallen bitten. Crispina hat mit der ganzen Sache nichts zu tun. Schick sie nicht einfach weg. Sie hat unser Blut in ihren Adern und keine direkte Familie mehr außer dich. Sie ist mein Ein und Alles und ich brauche jemanden der ein Auge auf sie wirft, der für sie da ist und sich um sie kümmern kann und wen gibt es da anderes als meinen Bruder? Ich weiß, die Bitte wird dich überrumpeln, aber ich hoffe du wirst darüber nachdenken.


    Und noch etwas, das schreibe ich mit einem Schmunzeln. Lege dich nicht zu oft mir ihr an. Sie hat den Dickkopf von dir und mir, das kann nicht gut gehen.


    Mach es gut mein Bruder, wir werden uns wiedersehen.


    Tiberius Sequester


    Gerne hätte sie gewusst was im Moment in dem Kopf dieses Mannes los war und was er dachte, vor allem was er über sie dachte. Crispina war sich sicher, dass er in ihr einfach nur ihren Vater sah, aber nicht sie als Person. Für ihn schien es einfach nur zu zählen, dass sie die Tochter seines Bruders war und dessen Blut durch ihren Körper floss. Und sie fragte sich ob es das ganze überhaupt wert war hier her gekommen zu sein um ihm unter die Augen zu treten.


    Vielleicht wäre es auch einfach besser gewesen wenn ihr Vater ihr schon sehr viel früher mehr über ihren Onkel erzählt hätte und warum sie sich nicht verstanden. Crispina war jemand die Streit nicht wirklich mochte und gerne schlichtete, sich aber auch oft genug nichts sagen ließ und damit einen Streit vom Zaun brach. Es waren ziemliche Widersprüche und wer es mit ihr aufnahm hatte es sicher nicht immer einfach und auch ihrem Vater hatte sie bestimmt das ein oder andere graue Haar gekostet.


    „Es war sein letzter Wunsch gewesen,“ meinte sie und blickte ihm direkt in die Augen. Sanft strich ihre Hand die außerhalb des Umhanges war über ihren Arm als würde sie frieren, aber es war eigentlich das Gegenteil der Fall, denn ihr war schrecklich warm. Einen Augenblick schaute sie auf den Boden bevor sie ihn wieder anblickte und dann wieder den direkten Blickkontakt suchte. „Er lebt nicht mehr. Eine Krankheit hat ihn langsam dahingerafft und ich denke er hatte sehr viel Zeit zum nachdenken,“ sagte sie. „Mein Vater bat mich dir etwas zu bringen und ich musste ihm versprechen, dass ich es dir persönlich gebe und das habe ich getan und nun bin ich hier.“ Langsam zog sie die kleine Schatulle unter ihrem Umhang hervor und hielt sie an sich gedrückt fest.


    „Es tut mir leid wenn ich dir vielleicht Umstände bereite mit meinem Auftauchen. Und es tut mir auch leid, dass du dich vielleicht unwohl fühlst weil du nun der Tochter deines verhassten Bruders gegenüber stehst, deiner Nichte,“ sagte sie wobei sich ihr Ton auf seltsame Weise verändert hatte und ihr Blick schien bohrend zu werden. „Doch ich bin hier weil ich ein Versprechen gegeben habe und ich halte sie wenn ich eines gebe. Und ich kann mich nur wiederholen, dass ich nicht mein Vater bin. Ich bin ich, das solltest du bedenken bevor du zu schnell über mich urteilst,“ meinte sie und im Grunde war es ihr im Moment egal ob sie zu weit ging oder nicht, aber sie wollte diese Dinge hier klar stellen und das tat sie.

    Und genau jene Augen die einen Petronier ausmachten musterten nun Crispus. Crispina war jung und in vielen Dingen sicher noch vollkommen unerfahren aber wenn sie eines an Menschen sah dann doch wohl, dass mit dieser Haltung die ihr Onkel an den Tag legte etwas nicht stimmte. Alles an ihm strahlte etwas Ablehnendes aus und Crispina schluckte die Enttäuschung die sie innerlich spürte hinunter. Natürlich hatte sie gewusst, dass es Spannungen zwischen ihm und ihrem Vater gegeben hatte, aber was bitte konnte sie denn für diese ganzen Sachen? Sie war doch gar nicht dabei gewesen wenn die beiden sich in den Haaren hatten oder was auch immer zwischen ihnen gestanden hatte, denn das wusste die junge Frau bis heute nicht.


    Ohne Worte oder Regungen hatte sie die Musterung über sich ergehen lassen. Seine Blicke waren genau, irgendwie die Blicke eines Soldaten, denn soviel hatte sie über ihn erfahren, dass er Soldat war oder gewesen war, sie wusste es nicht genau, denn im Moment sah er nicht mehr soldatenhaft aus.
    Die kleine Schatulle hielt sie auch weiterhin unter ihrem Umhang verborgen, auch wenn es ihr langsam etwas wärmer wurde als eben noch draußen und es vielleicht besser gewesen wäre den Pelz abzulegen. Eine Hand jedoch zog sie nun unter dem Umhang hervor und legte ihn von oben auf ihren Anderen Arm der unter dem Umhang verborgen war. Schmale Finger zierten eine zierliche Hand.


    Für einen Moment verschlug es ihr einfach nur die Sprache, denn von so viel Unfreundlichkeit und Kälte war sie noch nie empfangen worden. Etwas betreten darüber, da die Stimmung alles andere als herzlich war, senkte sie etwas ihren Blick. Er wusste es also noch nicht, sonst hätte er anders reagiert, dachte sie sich. Aber woher hätte er es auch wissen sollen? Sie hatte ihm keinen Brief zukommen lassen und war schon bald nach dem Tod ihres Vaters aufgebrochen um vor dem schlimmsten Winter hier anzukommen.


    Die Stille die einen Moment hier herrschte war im anderen Moment dröhnend laut in ihren Ohren. Natürlich war es nur Einbildung, aber es kam ihr unerträglich laut vor. „Ich weiß nicht was zwischen dir und meinem Vater war, aber ich bin nicht mein Vater,“ war das erste was sie sagte und was ihr in den Sinn kam, denn sie mochte es einfach nicht wenn man ihr so kalt begegnete. „Ich bin hier, weil es der Wunsch meines Vaters war,“ warf sie ihm einen Krümel hin, denn sie hatte sicher nicht vor gleich alle Karten auf den Tisch zu legen. Sollte der Mann dort ruhig ein wenig zappeln. Es wäre nur gerecht für diese Begrüßung. Ihre mandelförmigen, grünlichen Augen musterten ihn und sie dachte nicht daran ihren Blick abzuwenden und sah ihm direkt in die Augen.


    Er war ein seltsamer Mann und doch gehörte er zu ihrer Familie und sie spürte eine gewisse Verbundenheit zu ihm. Er war der Bruder ihres Vaters und daran würde sich auch mit dem größten Zorn niemals etwas ändern.

    Pure Erleichterung machte sich in ihr breit. Es war doch immer von Vorteil wenn man zu einer Familie gehörte wenn man vor einer fremden Tür stand. Dennoch die Nervosität blieb als sie dem Sklaven langsam und mit einem kurzen Zögern folgte. Was würde ihr Onkel wohl sagen? Sie hatte ihm keinen Brief geschrieben und dies hatte alleine den einen Grund, dass sie hatte vermeiden wollen, dass er es nicht zuließ, dass sie kam. Deswegen hatte sie einfach so beschlossen hier her zu reisen um dem letzten Wunsch ihres Vaters auch gerecht zu werden.


    Mit einigen neugierigen Blicken folgte sie dem Sklaven. Crispina wollte natürlich schon wissen wie ihr Onkel hier so lebte, so weit weg von Rom in diesem seltsamen Land. Es war ihre erste Reise die sie gemacht hatte an die sie sich erinnern konnte und dann auch noch so weit und in einen Welt die ihr so unendlich fremd erschien.
    Den Pelz zog sie wieder etwas fester um ihre Schultern und sie nickte dem Sklaven zu, dass sie warten würde. Warum sollte sie auch weglaufen? Dafür war ihr der Weg dann doch zu weit gewesen, auch wenn sie nicht wusste was sie hier wirklich erwartete.


    Die Sekunden verstrichen und auch wenn es nicht lange dauerte, war das Gefühl doch trügerisch und es kam ihr ewig lange vor. Doch der Sklave wandte sich wieder zu ihr und sie durfte eintreten. Auch wenn sie sonst nicht auf den Mund gefallen war, hatte sie nun doch wirklich Herzklopfen und zögerte wieder eine Sekunde ehe sie durch die Tür ging und den dahinter liegenden Raum betrat.
    Dann blieb sie stehen und schaute den Mann an der ihr Onkel sein sollte. „Salve,“ sagte sie, was irgendwie viel zu förmlich klang „Ich bin Crispina, deine Nichte,“ meinte sie dann noch, was nicht wirklich besser klang als das förmliche Salve in ihren Ohren. Innerlich seufzte sie auf.

    Crispina widerstand dem Gefühl auf ihren Füßen hin und her zu wippen, das tat sie gerne wenn sie nervös oder aufgeregt war und auf etwas warten musste, aber es hätte sicher kein gutes Bild von ihr abgegeben wenn man sie hier rumwippen gesehen hätte. Nein sie stand still da und starrte schon fast gebannt auf diese Tür und hoffte, dass sie sich nun öffnen würde.
    Mit jeden weiteren Herzschlag wurde sie aufgeregter und dann hörte sie endlich das typische Knacken für eine Türe die man aufschloss und dann das Geräusch wenn sie sich öffnete. Erleichtert sah sie in das Gesicht eines älteren Mannes. Anhand seiner Kleidung ganz sicher nicht der Hausherr.


    Doch mit einer solch herzlichen Begrüßung hatte sie sicher nicht gerechnet. Crispina war es einfach gewohnt, dass man sie ziemlich freundlich begrüßte denn sie machte eigentlich nie den Eindruck als sei sie eine Bettlerin oder Hausiererin, doch dieser Mann schien recht wirsch und das brachte sie einen Augenblick etwas durcheinander.
    Nach einem tieferen Atemzug dann hatte sie sich wieder im Griff und blickte dem Mann in die Augen.


    Wahrscheinlich der Charme dieses Landes, huschte es durch ihre Gedanken.


    „Mein Name ist Petronia Crispina und ich bin auf der Suche nach Marcus Petronius Crispus, er ist mein Onkel….und wohnt doch hier…nicht?“ fragte sie.

    Endlich, endlich, endlich, sie war so froh, als der Wagen endlich in die richtige Strasse einbog und vor einem Haus hielt welches wohl das Richtige sein sollte. Nun würde sie hoffentlich bald vor einem Mann stehen, an den sie sich eigentlich gar nicht erinnern konnte. Wahrscheinlich hatte sie ihn das letzte Mal gesehen als sie noch ein kleines Kind gewesen war, und das war ja nun doch schon eine ganze Weile her.
    Ihr Onkel und ihr Vater hatten scheinbar ein nicht wirklich gutes Verhältnis gehabt aber wie es wirklich um die beiden gestanden hatte wusste sie nicht.
    Crispina war aufgeregt und hatte auch ein wenig Angst vor dieser Begegnung da sie nicht wusste was sie wirklich erwartete. Sie kannte ihren Onkel ja eigentlich gar nicht und sollte ihm nun gegenüber treten ohne zu wissen wie er eigentlich war.


    Vorsichtig entstieg sie dem Wagen und wurde gleich von dem kalten Hauch des Winters erfasst. Ja hier draußen war es eindeutig kälter als im Inneren des Wagens und sie zog den Pelz noch enger um sich. Ihr Atem stieg in kleinen Rauchwölkchen nach oben und sie seufzte leise auf, denn sie vermisste die angenehmen Winter in Rom, waren sie doch wesentlich angenehmer als hier. Einem Sklaven trug sie auf schon einmal an die Türe zu klopfen und einem anderen trug sie auf ihr die kleine Schatulle zu bringen, denn diese würde sie noch brauchen, wenn man sie einließ. Den Tod ihres Vaters hatte sie langsam verkraftet, aber er fehlte ihr noch immer sehr.


    Langsam ging sie zu der Türe an der der Sklave schon geklopft hatte und wartete dann. Der andere kam und reichte ihr die kleine Schatulle und sie spürte langsam wie schnell doch ihr Herz am schlagen war. Aufgeregt schaute sie die Türe an.

    Vielleicht wäre die Fahrt mit einem Schiff angenehmer gewesen, aber vor Schiffen hatte Crispina schreckliche Angst und man hätte sie niemals auf ein Schiff bekommen, zumindest nicht im wachen Zustand. Mit Händen und Füßen hätte sie sich wohl gewehrt, aber wie gut, dass sie alleine entscheiden konnte. Der Weg mit dem Wagen war lang und mühsam und die Pausen vielen manchmal länger aus als sie sie eigentlich haben wollte.
    Wie lange sie nun wirklich unterwegs gewesen war wusste sie nicht, denn nach wenigen Tagen war sie das Zählen leid gewesen, deswegen hatte sie es gelassen um nicht frustriert zu sein da der Weg vor ihr immer noch unendlich lang erschien.
    Viele Sklaven hatte sie mitgenommen, auch welche die sie beschützen würden, denn ob die Wege alle so sicher waren wie man es sich dachte das stand in den Sternen.


    Doch es geschah nichts.


    Manchmal hatte sich die junge Frau schon gefragt warum sie das alles auf sich nahm, aber dann nach kurzen Nachdenken wusste sie es. Wie konnte man einem sterbenden Mann einen Wunsch abschlagen? Gar nicht und kurz bevor ihr Vater gestorben war hatte sie ihm ihr Wort gegeben, dass sie die kleine Schatulle zu ihrem Onkel bringen würde und zwar persönlich. Was drinnen war wusste sie nicht, denn sie hatte ihrem Vater auch ihr Wort gegeben nicht hineinzusehen und sie hielt sich immer an ihr Wort. Natürlich war sie neugierig, aber sie würde es ja irgendwann erfahren, hoffte sie.


    Es war ziemlich kalt und sie war froh auf den Rat eines ihrer Begleiter gehört zu haben und Felle einzupacken, Pelze mit denen sie sich wärmen konnte. Kälte, ebenfalls etwas was sie nicht mochte, aber sie konnte sich damit abfinden. Dennoch, je näher sie ihrem Ziel kamen desto unschöner empfand sie die Gegend. Hier war alles voller Wälder und es wirkte so dunkel und trist. Natürlich lag es an der Jahreszeit, aber dennoch das passte zu den Geschichten die man immer wieder über dieses Land hörte.


    Der Wagen rumpelte die Strasse entlang und sie näherten sich dem Stadttor von Mogontiacum, ihrem Ziel.
    Endlich!
    Man redete mit den Wachen am Tor und schon kurze Zeit später konnten sie passieren, geradewegs in das Wohngebiet, denn sie hatte ja ein Ziel und wusste wohin sie wollte….