Methodius – Mitte 20, auch wenn er sich oft älter anfühlte – stand im Atrium, und blickte auf sich hinunter. Er erinnerte sich an den Moment zurück, an welchem Aelius Quarto ihn gekauft hatte. Es war ein jämmerlicher Preis gewesen; niemand wollte eine thrakischen Sklaven – zu stark war den Römern noch der Aufstand des Spartacus in Erinnerung. Dabei entsprach Methodius, ein dürrer Mann mit einem kümmerlichen lockigen Bart und Augen, die ihm alles, was in der Ferne lag, schwammig erschienen lassen, in keiner Weise einem barbarischen Unhold aus dem Balkan. Seine Eltern waren schon Sklaven gewesen, waren aber irgendwohin weiterverkauft worden, als Methodius ein Kind war – etwas, womit er sich hatte abfinden müssen, egal wie traumatisch.
Und jetzt war er wieder verkauft worden, dieses Mal von den Aeliern. Methodius erinnerte sich, wie die Aelier ihn vollgequatscht hatten. Kurzfristige Geldflussprobleme, Liegenschaftsveräußerung… Verkauf des Familiensilberbestecks. Viele Begriffe, um zu vertuschen, dass das Geld, das der Verkauf von Methodius den Aeliern einbrachte, ihnen lieber war als er selber.
So stand er da, im Atrium der Claudier, zu einem Vorstellungsgespräch, und fühlte sich wie ein Affe, den man im Kolosseum den Auftrag gegeben hatte, fürs Publikum zu tanzen. Eine junge Frau trat an ihn heran – scharfer Blick, eugenisch einwandfrei herbeigezüchtet. Die Frau seines neuen Herrn? Methodius schaute auf, ihren Blick vorsichtig entgegnend. Sie kam, ohne mit der Wimper zu zucken, auf seine Fähigkeiten zu sprechen.
Was konnte er? Ihre Stimme duldete keinen Widerspruch, keine Ausflüchte, Small-Talk würde hier fehl am Platz sein. Methodius schluckte und begann, mit zögerndem Tonfall, zu reden, ihr eine passende Anrede für eine Frau mit solch offensichtlich dominierender Ader gebend.
„Ähm, Domina…. das bin ich, ja.“
Während er seine Identität bestätigte, unterdrückte er nur mit großer Willenskraft den Instinkt, mit seinen Augen nach einem Fluchtweg zu suchen.
„Ich rede, schreibe und lese fließend Latein und griechisch. Und auch thrakisch. Ich beherrsche die Kurzschrift des Tiro, und beherrsche Arithmetik, Astronomie, Geometrie… ich kann auch ein wenig die Lyra spielen.“
Thrakisch war nicht wirklich eine literarische Sprache, wurde auch bloß mit griechischem Alphabet geschrieben, und war von geringem Nutzen außerhalb des Balkans. Und was die Lyra anging, ein Orpheus war er nicht, aber solange die Melodie einfach war…
„Ich habe auch viel Erfahrung darin, Korrespondenz zu verfassen und zu archivieren. Das habe ich für den ehrenwerten Dominus Aelius Quarto stets getan. Ich bin es auch gewohnt, diktierte gesprochene Rede in Reinschrift zu bringen, und… und…“
Unter dem unbarmherzigen Blick der Domina verhaspelte er sich kurz, bevor er seine Stimme wieder unter Kontrolle brachte.
„Termine und Erinnerungen. Dafür war ich bei meinem Herrn bei den Aeliern zuständig. Ich habe auch Einladungen organisiert, und Einkäufe getätigt, weniger für den Haushalt, viel mehr für die Schreibstube und für Opfergaben.“
So, das sollte wohl fürs erste reichen… wobei die Schreckschraube nicht so aussah als würde sie so schnell aufhören ihn zu löchern!