Beiträge von Methodius

    Methodius oeffnete die Tuer, als er ein deutliches "Ja" hoerte. Er lugte hiein. "Prudentius Balbus?", meinte er zum Mann, der am Arbeitstisch sass. "Entschuldige die Stoerung, bitte. Ich bin Methodius, ich komme im Auftrag meines Herrn Aelius Quarto. Er ladet am Dienstag, am ANTE DIEM XIII KAL FEB* zu einem Abendessen, welches noch vor der Daemmerung beginnen soll. Er wuerde sich sehr freuen, wuerdest du die Einladung annehmen, mein Herr.", meinte er mit bestimmten, aber dennoch respektvollen Ton.

    Methodius' Finger schmerzten. Er hatte sich tatsaechlich eingebildet, an eine Tuer geklopft zu haben, aber es war nur eine Saeule. ;)
    "Danke!", rief er zum Sklaven hin und machte sich auf den Weg zum Nebeneingang.

    Methodius bemerkte die Sorgfalt, mit der Chimerion den Schuh zu seinem restlichen Geruempel legte. Der war vermutlich nicht billig gewesen. Klar, dass dies die Einkaeufe einer Frau sein muessten. Wer wuerde diese erstaunlichen Geschoepfe je verstehen?
    Er grinste, als Chimerion, ihm sagte, weshalb er am Anfang so aggressiv gewirkt hatte. "Ach so! Das haette ich mir denken koennen, Mensch! In der Stadt sind ja die Diebe heftigst am Werke... pah... elendes Rom. Ich wuerde so gerne hier rauskommen. Bin gerade erst ein paar Tage hier und schon macht es mich fertig." Er seufzte, aber auch er konnte nicht wirklich melancholisch sein. Es war so gut, endlich wieder jemanden zu sehen, der aus seiner Heimat stammte.
    "Das stimmt, der Bruder des Kaisers. Den Kaiser habe ich aber noch nie gesehen. Es juckt mich aber auch nicht wirklich, den Gockel anzugaffen, der unser Land unterjocht hat.", grinste er.
    Er hoerte Chimerion andaechtig zu, als er von seiner Bekannten aus Deultum erzaehlte. Er nickte dazu. "Ja, Deultum ist eine sehr nette Stadt. Was fuer ein Zufall, dass du jemanden von dort kennst. Und ja, das Meer ist sehr schoen... vor allem die Sonnenaufgaenge." Ja, mit Deultum hatte er eine innige Verbindung. Aber es wuerde nie seine Heimat sein, so wie Byzantium seine Heimat war... eine Heimat, die mit einer Herkunft verbunden war, derer er sich schaemte, und deshalb zu verdraengen versuchte.


    Sim-Off:

    EDIT: Vermutlich weisst du's eh schon, aber nur mal so, weil ich es im ersten Post vergessen habe: Deultum = Burgas in Bulgarien. ;)

    Das Officium des Balbus zu finden war nicht schwer gewesen. Es war nicht sehr weit entfernt vom Quartier der Aelier.
    Er trat zum Buero hin und klopfte dreimal kraeftig an.

    Methodius hatte es eher dem Zufall zu verdanken, dass er diese Casa gefunden hatte. Er war durch die Gegend gegangen und hatte dann ploetzlich das Schild an der Tuer gesehen.
    Kurz entschlossen ging er hin und klopfte an.

    Methodius hatte, nach einigem an Durchfragen, die Casa germanica erriecht. Er blickte hoch. Um ein haar waere das sein neues Zuhause geworden.
    Er schaetzte ab, wieviel Kraft er brauchte, damit man sein Klopfen an der Tuer hoerte, und klopfte dann an.

    "Aaaaha.", quittierte Methodius die Information. Da war es ja gut, dass er noch nachgefragt hatte. "In Ordnung."
    Er versuchte sich alles zu merken. Das Datum wiederholte er dreimal selber zu sich, bevor er dann sagte. "Germanicus Sedulus und Avarus. Tiberius Durus. Prudentius Balbus. Ja, das sind fuenf Leute, zusammen mit dem Senator, zu dem Nakhti geht. Ich fliege.", meinte er dienstbereit. "Oder gibt es noch etwas, was ich hier in Rom als Neuling beachten muss, Herr?"

    Nakhti konnte man die Freude darueber ansehen, dass Methodius ihn als Genie tituliert hatte. Er laechelte zurueck und nahm noch einen Bissen vom Brot, der bedeutend groesser war wie der vorige.
    "Hm, na gut... offenbar kriegt man hier genug zu essen.", meinte Methodius zwischen zwei Bissen. "Sag, sind alle Aelier so freundlich zu uns wie Quarto? Oder gibt es da auch andere Typen?"

    "Puh.", machte Methodius leise, froh darueber, dass es nichts Schlimmes war. Ja, Quarto hatte wirklich laut gerufen, Methodius wuerde sich dran gewoehnen muessen.
    Er verneigte sich kurz und hastig. "Selbstverstaendlich tue ich das, gerne. Ich habe nur zwei Fragen, wenn ich sie stellen darf... erstens, welche Familien waeren das? Und zweitens, sollte ich es den Tuersklaven sagen, oder soll ich direkt zum Pater Familias gehen?" Er nahm zweites an, aber man konnte sich nie sicher sein.

    Methodius' Augen leuchteten auf, als er Nakhtis Worte hoerte. Endlich, die Aussicht auf ein gescheites Essen schien nahe.
    Sein Blick folgte dem Aegypter. Er merkte sich genau die Stelle, an der Nakhti herumwuehlte, um etwas Essbares aufzutreiben. Er wuerde die Tuer sicher nicht vergessen - seine eigenwillige Form und seine offensichtliche Position wuerden so etwas schwer machen.
    Mit freude registrierte er, dass Nakhti etwas aufgetrieben hatte. "Du bist ein Genie!", rief er aus und sprang auf. "Danke! Hmmm, dass riecht gut..."
    Er goss etwas von dem Oel auf das Brot, welches dadurch die Haerte, die es in den letzten 24 Stunden angenommen hatte, verlor. Herzhaft biss er hinein. "Das ist grossartig, dass muss ich mir merken.", meinte er, waehrend sein Mund noch immer voll mit Brot war. Anschliessend wuerfelte er die Wurst hinunter und probierte etwas vom Kaese. "Das is hervorragend... magst du den Apfel da noch? Und wir koennen den Kaese teilen.", schlug er vor.

    Methodius muesste taub sein, um das Rufen Quartos zu ueberhoeren. Das Haus wackelte ja fast schon, als er seinen namen durchs Haus bruellte.
    Eilig, in der Furcht, etwas Schreckliches sei geschehen, welches ein so ohrenbetaeubendes Gerufe rechtfertigen wuerde, hastete er in das Cubiculum seines Herrn. Er platzte hinein und blickte sich um, darauf gefasst, gleich einen Meuchelmoerder aus einer Ecke springen zu sehen. "Herr!", rief er aus. "Was ist geschehen? Was ist los?"

    Der Gute schien Gedanken lesen zu koennen. "Ja, wenn du so fragst... ich koennte einen Baeren verschlingen. Gibt es hier was? Selbst wenn die dicke Gallierin nicht hier ist?" Sein Blick schweifte ueber die Toepfe und Geraete, die in der Kueche aufgestellt waren. Was sie wohl enthielten?

    "Ah, Dakien! Genau, wir Thraker und Daker sprechen ja fast die selbe Sprache.", laechelte er. "Danke uebrigens.", meinte er, als er dank Chimerion wieder auf seinen Beinen stand, sowohl zur Tatsache, dass Chimerion ihm das nicht veruebelte, sowie dazu, dass Chimerion ihm aufhalf.
    "Chimerion. Nett, dich kennen zu lernen. Ich bin Methodius. Und ja, ich bin ebenfalls Sklave. Vom Consul Aelius Quarto.", seufzte er. "Sarmizegetusa, davon habe ich schon gehoert. Hast du schon von Deultum gehoert, am schwarzen Meer? Ich bin von dort."
    Waehrend er noch sprach, fuehlte er sich von hinten angesprochen. "Ja, Kruzitiarken, des hot tscheppert!", grinste ein Verkaeufer im Kleidungsstand hinter ihnen. "Des hot an Tuscher gmocht! Des ist deiner, glaub i." Er warf Methodius einen Schuh zu. Genau, das war das Objekt, welches Methodius mit seiner Hand abgeblockt hatte. "Aeh, danke.", rief Methodius auf latein in seine Richtung und wandte sich dann wieder an Chimerion. "Das muesste der Schuh deiner Herrin sein...", meinte er und gab den Schuh an ihn weiter.

    Bei Nakhtis Worten begann Methodius zuerst zu grinsen. Dann begann er herzhaft zu lachen. "Eine Wurst! Haha, das ist eine prima Sache! Danke sehr fuer die Warnung!", grinste er Nakhti an. "Ich habe schon gallische Wuerste gegessen. Sie waren einfach ausgezeichnet. Und je dicker die Frau, desto besser die Wuerste. Sag, geschieht es oft, dass man hier eine Wurst mitgehen lassen kann?", fragte er neugierig, von dem Hunger, den er jetzt immer staerker verspuerte, angestachelt.

    "Ah, Aegyptus!", meinte Methodius und laechelte. "Ich kannte mal jemanden von Aegyptus, aber der war aus Alexandria. Ich bin aus Thrakien. Aus By... ich meine, aus der Naehe von Deultum*." Er atmete tief aus, als Nakhti ihm von den Zustaenden hier erzaehlte. "Das ist gut. Weisst du, ich war bis jetzt nicht immer nur bei netten Herren... aber keine Schlaege klingt sehr gut." Ein Stein fiel ihm vom Herzen. "Sag, ich kenne mich hier ueberhaupt nicht aus... kannst du mir dsas Haus ein bisschen zeigen? Sonst verlaufe ich mich hier staendig."


    Sim-Off:

    *Burgas im heutigen Bulgarien

    Methodius' Herr und der Sklave tauschten ein paar Worte. Methodius horchte auf. Eine eigene Kammer? Das klang unglaublich. In einem Einzelzimmer hatte er schon lange nicht mehr geschlafen, er wuerde sich sicher dort gut fuehlen. Hoffte er einmal.
    Quarto und der Sklave verabschiedeten sich mit ein paar unbeholfenen Worten, und Methodius stand nun alleine mit dem Aegypter da. methodius hatte immer gedacht, er waere ein Paradebeispiel von Verklemmtheit, doch der Aegypter schien ihm in nichts nachzustehen.
    "Hm...", fing Methodius an. "Ich bin Methodius. Freut mich, Nakhti." Er versuchte, den Namen ordentlich auszusprechen, doch es fiel ihm dann auch nichts mehr ein. "Oeh... bist du schon lange hier bei den Aeliern? Und woher kommst du?", versetzte er dann nach einem kurzen, ein bisschen peinlichen Schweigen.

    Endlich, nach vielen Formalitaeten, waren Methodius und sein neuer herr an den Praetorianern vorbeigelassen worden. Quarto fuehrte ihn durch die Gaenge des Palastes, und Methodius starrte. Er hatte eine solche Pracht noch nie gesehen. Fuerwahr, dies musste der Palast des maechtigsten Mannes der Welt sein.
    Bald erreichten sie das Quartier der Aelier. Methodius blickte sich um. Es war sehr, sehr schoen hier. Ein so harmonisch eingerichtetes Heim hatte er noch selten gesehen. Doch sein neuer Herr gab Methodius nicht viel Zeit, um zu starren. Er wies ihn zu einer Tuer hin, wohinter sich die Kueche befand.
    Als sie dort angekommen waren, begann Quarto etwas merkwuerdiges zu tun. Er rief ganz laut etwas, was wie "Nackti" klang.
    Methodius starrte seinen herrn an, der noch ein zweites Mal "Nackti" bruellte. Was war los mit ihm? Entgeistert blickte er zu seinem herren, der ihn wohl auf die Schippe nehmen wollte, da oeffnete sich die Tuere.
    In den Raum trat ein muede aussehender Orientaler, der wohl so hiess. Beim grossen Sabazius, wer gab seinem Kind so einen Namen?
    Er blickte vom Orientalen wieder zu Quarto hin. Er hoffte, das Klarheit in die Sache gebracht werden wuerde.

    Methodius konnte es dem mann nicht veruebeln, dass er ernsthaft sauer dreinblickte. Es war immerhin seine Schuld gewesen, er hatte nicht geschaut. Immerhin hatte er den anderen nicht umgeworfen.
    Doch im selben Moment, als Methodius das Schicksal beschimpfte, schien der Unmut aus dem Gesicht seines Gegenuebers zu fliegen. Seine Zuege glaetteten sich, und er legte den Kram, den er auf seinen Armen herumbalanzierte, ab und sprach Methodius an.
    Eine Sekunde lang bemerkte es Methodius nicht einmal, doch dann wurde ihm klar - das war kein latein. Die Sprache, die der Mann sprach, war seine Muttersprache.
    Kurze Erinnerungsbruchstuecke blitzten vor ihm auf, wie kleine Funken. Der Geruch von Ziegenkaese. Der Gestank der Strassen von Byzantium, und die Salzluft des schwarzen Meers. Die Aegaeis. Das Gesicht seiner Mutter.
    Er schluckte. "Du bist Thraker?", fragte Methodius dem Mann erstaunt, ja, erfreut in seiner Muttersprache. Er liess sich von dem Mann aufhelfen. "Ich bin Methodius. Wie heisst du? Es tut mir wirklich Leid, dass ich in dich hineingerannt bin."

    Methodius wurde schon langsam sauer.
    In Thrakien konnte man gruene Tinte in jedem Bauerndorf kaufen. Ja, man konnte sich sogar aussuchen, ob man hell- oder dunkelgruene Tinte wollte.
    In Rom schien aber noch nie jemand davon etwas davon gehoert zu haben. Nun, zugegebenermassen, dass konnte damit zusammenhaengen, dass er auf dem Kleiderbasar war. Eine Wahl hatte er aber kaum. Rom war so riesig und unuebersichtlich, aber die Maerkte waren noch viel groesser und noch viel verworrener. Kein Neuankoemmling konnte da noch durchfinden.
    Sich durch die Staende durchdraengelnd, gelangte er irgendwann zum Ende von diesem Kleidungsmarkt, wo vor allem billige, schaebige Kleidung, aber auch teure Kleidung, die trotzdem schaebig aussah, verkauft wurde. Er stand jetzt vor einem gewaltigen Sortiment von Lebensmittelstaenden. Er wandte sich an einen Haendler. "Entschuldigung. ich suche Schreibutensilien." "Ahhhh! Du wolle Banane! Habe fein Banane! Du wolle probieren?" "Aeh, nein, danke...", meinte Methodius. Er geriet langsam in Panik, drehte sich um, wollte weghasten...
    ....da machte er einem Rumser. Methodius flog nach hinten und kam hart am Boden auf. Er war mit einem Mann zusammengestossen, der eine riesige Ladung von Paketen mit sich trug. Eines davon flog auf Methodius, und der Inhalt des Paketes erleerte sich ueber ihn. Etwas flog auf seinen Kopf zu, er konnte es gerade noch mit seinen Haenden abwehren, und er stiess einen schauderhaften thrakischen Fluch aus.


    Sim-Off:

    Reserviert...