Beiträge von Methodius

    Zitat

    Original von Lucius Aelius Quarto
    Quarto bemerkte, dass sein neuer Sklave die Gardisten mit schon fast entwaffnender Fröhlichkeit begrüßte. Er schien recht furchtlos zu sein, dieser Thraker, ganz so, wie man es seinem Volk gemeinhin nachsagte.


    Ein leichter Wind blies Methodius ins Gesicht und wirbelte vorm Palast ein paar Blaetter auf.


    Sim-Off:

    @die Wache: Hoffentlich muessen wir nicht draussen uebernachten. ;)

    Eine Strecke lang, von den maerkten bis zum Palatin, gruebelte Methodius. Sein neuer Herr hatte das Wort "Freiheit" in den Mund genommen. Er wuerde ihn vielleicht irgendwann in die Freiheit entlassen. Konnte das sein? War das nicht nur ein schlechter Scherz? Er dachte kurz nach. Was wuerde er in Freiheit machen? Womoeglich wuerde er nicht einmal lebend aus Rom herauskommen. Oder vielleicht doch. Vielleicht wuerde er Thrakien wiedersehen. Ob seine Mutter noch lebte? Ob seine beiden Schwestern noch immer in Byzantium... aeh... lebten?
    Er wurde unvermittelt aus seinen Gedanken gerissen, als sich die Gasse autat und der Palatin vor ihnen erschien. Methodius hatte noch nie in seinem Leben ein so prachtvolles und riesiges Gebaeude gesehen. Dies war also seine neue Heimat. Er blickte unglaeublig auf den Palast. Seine Ausdehnung war so gewaltig, dass es wahrscheinlich niemand in seiner Heimat glauben wuerde, wenn er davon erzaehlte.
    Die Menschen, die sie bisher begleitet haben, verstreuten sich, und Quarto stellte Methodius der Wache vor. Methodius deutete mit dem Kopf eine Verneigung an. "Salve, die Herren.", meinte er und blickte die Wachen an. Entfernt erinnerten sie an Gockel mit ihren komischen Helmen. Methodius verbiss sich ein Laecheln.

    Nicht nur Consul war er, sondern auch Bruder des Kaisers. Methodius riss fuer einen kurzen Moment die Augen auf. So war das also. Er war mir nichts, dir nichts in die kaiserliche Familie hineingerutscht.
    Er beherrschte sich aber und hoerte weiter zu. Den Sekretaer sollte er geben. Hmm. Um ein Sekretaer des Consuls zu sein, wuerden manche Roemer eine Hand hergeben. Und er wurde in diese Position durch einen Sklavenhandel katapultiert. Das klang eigentlich ganz gut. Es war eine respektable Arbeit, nicht die Schindereien, die andere Sklaven stellenweise machen mussten.
    Er hoerte sich die Pflichten an, die er in Zukunft wuerde erledigen muessen. Es schien nicht allzu anstrengend zu sein, also nickte er.
    "Ich werde mein Bestes geben, Herr.", antwortete er also.

    Seine geste schien gut angekommen zu sein. Er atmete tief auf, waehrend er sich die Worte des Baertigen anhoerte. Er schien - auf den ersten Blick - ganz in Ordnung zu sein. Er sagte nichts, laechelte nur, nickte und schlug den Weg ein, den sein neuer Herr nahm. Etwas kam ihm bemerkenswert vor. Der Mann befahl ihm nicht, hinter ihm her zu gehen, wie es die meisten getan haetten, sondern erlaubte es ihn, an seiner Seite zu gehen. Und er benutzte das Wort "wir". Methodius entspannte sich wieder.
    "Ganz recht, mein Name ist Methodius. Es freut mich sehr, dich kennen zu lernen, Herr.", meinte er. Das war vielleicht nicht ein sehr gelaeufiger Satz, den man einen Sklaven zu seinem Herrn sagen hoerte, doch Methodius tat es so oder so. "Consul waerst du, sagte der Sklavenhaendler?", erkundigte er sich. Zwar war er kein Freund des roemischen Verwaltungssystems, aber vor einem Consul hatte er Respekt. Es musste ein kluger und faehiger Mann sein, der so weit nach oben kommt. "Das stimmt. Ich kann beides sprechen, lesen und schreiben. Und thrakisch obendrauf, falls du es einmal brauchst.", fuegte er hinzu, obwohl er nicht dachte, dass der Fall einmal eintreten wuerde. "Ausserdem kann ich das tironische System. Kurzschrift. Damit kann man ziemlich schnell schreiben."

    Der Helfer, den man sicher nicht in der Nacht auf der Strasse begegnen wollte, packte Methodius und zog ihn wie ein Packet von der Rampe herunter. Er stellte ihn direkt vor dem Liktoren auf, grunzte und nahm das Geld, bevor er sich wieder entfernte.
    Methodius hatte sich nicht zur Wehr gesetzt, weil ein Wort ihn erstarren hat lassen. Consul. Der ehrenwerte Consul. Das war... unheimlich. Er war jetzt einem der Consule verkauft worden, nach dem kaiser der maechtigste Mann im Reich. Er schluckte.
    Kurz rieb er sich die blauen Flecken, die er angesichts der groben Behandlung, die ihn der Sklavenhaendler angedeihen hat lassen, bekommen hatte, und entsann sich dann des Roemers, der vor ihm stand.
    Er machte eine formvollendete Verbeugung (er wollte es sich garantiert mit dem nicht verscherzen). "Salve, domine. Es schaut so aus, als ob meine Reise hier schon fast am Ende ist.", meinte er mit einem leichten Laecheln. Er war schon gespannt, wohin ihn der Mann bingen wuerde. Doch erschuettern konnte ihn kein Weg mehr - er hatte eine lange Reise aus Sizilien hinter sich.

    Methodius verkrampfte sich wieder. Was war der denn? Ein erneuerter Bieter? Womoeglich, er stellte eine Frage ueber seine Gesundheit, auf die Titus natuerlich positiv beantwortete. Dankbarerweise. Haut und Knochen, und Parasiten noch obendrein? Nein, das war wieder ein Schlag auf Methodius' Selbstbewusstsein. Sah er wirklich so elend aus? dazu kam noch ein Bursche mit einer Sklavin, die sich tuschelnd unterhielten. Der Wind trug einige Woerter zu ihm her. Thraker... schlecht... undankbar... das war zuviel des Guten. Am liebsten haette sich Methodius irgendwohin verkrochen, in ein Versteck, wo es keine Roemer und keine Sklavenhaendler hatte. Er hasste dieses Gefuehl... das Gefuehl, in seinem eigenen Koerper eingesperrt zu sein.
    Er beaeugte den Platz unter ihm. Es war schon eine Weile her, seit das letzte Gebot gefallen war... es war der Baertige, der sich nicht von den Worten, die gegen sein Volk gesprochen worden waren, beeindrucken lassen hatte. Und dann war da noch der andere (der Sklavenhaendler schien ihn nicht zu moegen, und das machte den Fremden in den Augen von Methodius sympathisch). Wem wuerde er bald gehoeren? Unmoeglich, das zu sagen, doch bald wuerde er es wissen.

    Methodius musterte die Bieter. Langsam, ganz langsam entspannte er sich. Keiner der Menschen, die fuer ihn geboten hatten, schienen grausam zu sein. Die nackte Sucht zu quaelen, die er schon in den Augen einiger Roemer gesehen hatte, konnte er nicht bei ihnen erkennen.
    Seine verkrampfte Haltung wich, behutsam, von seinem Koerper. Er drueckte die Schultern nach hinten und betrachtete mit Argwohn, wie der eine Roemer ging, nicht ohne einige Worte zu sagen, die Methodius nicht gefielen. Nien, ganz und gar nicht. Da konnte er ja froh sein, dass er nicht unter die Riege dieses Ehrabschneiders gekommen war.
    Er blickte auf den Baertigen. Ja, er wuerde seine Frage beantworten. Hier ging es um die Ehre.
    "Mein edler Herr.", begann er, huestelte kurz und fuhr dann fort. "Der Mann, der sich gerade eben dafuer entschied, nicht mehr fuer mich zu bieten, erwaehnte die Eigenheiten der Thraker. Ich hoffe, ich muss die Vorurteile, die manche ueber uns Thraker haben, an dieser Stelle nicht wiederholen, sie sollten bekannt sein. Allerdings ist es so, dass man nicht ein ganzes Volk in eine Schublade stecken kann. Es gibt solche und solche, mein Herr, wie du sicher weisst, in jedem Volk. Nicht jeder Thraker ist ein ungehobelter, aufsaessiger Barbar aus den Bergen. Um genau zu sein, die wenigsten aus meinem Volk sind das. Ich bin mir sicher, die meisten Leute aus der Provinz Thrakien sind ebenso grosse Freunde von Ruhe und Frieden im Haus wie der Herr von gerade eben.", schloss er. Er wuerde sicher nicht erlauben, dass man eine Gemeinheit, die man ueber sein Volk auesserte, so im Raum stehen laesst.

    Methodius wurde ein gewaltiger Schlag, den einer der Grobiane austeilte, in den Ruecken versetzt, und er taumelte ungeschickt nach vorne, wo er dann zu stehen kam. Mitten auf dem Podest. Vor hunderten von Zuschauern.
    Das konnte nicht wahr sein. Nein. Das war ein Traum. Ein Alptraum.
    Kurz schloss Methodius die Augen und oeffnete sie wieder. Es war alles wieder da. Die selben Menschen. Die selbe Menge von Menschen. Das war nicht gut. Das war ueberhaupt nicht gut. Nein, er wollte sie nicht.
    Aber was fuer eine Wahl hatte er denn? Ungluecklich blickte er zum Sklavenhaendler, und dann schaute er wieder auf die Menschenmenge.
    In eine saubere Situation hast du dich da gebracht. Prima. Erste Klasse. Dies schoss ihm durch den Kopf, obwohl er wusste, dass er fuer seine Sklavenschaft nichts konnte.
    Er blickte die zwei Leute an, die schon Interesse bekundet hatten. Ein baertiger, leicht dicker Mann, der eine Frage stellte. Und ein anderer Mann, von aristokratischem Gehabe, dem das Geld aus den Ohren herauszuquillen schien. 2000 Sesterzen? Unglaublich, wieviel er offenbar wert war. Diese Roemer schienen sehr reich zu sein.
    Er blickte den Baertigen an. Musste er die Fragen beantworten? Oder war es der Sklavenhaendler, der das musste? Offenbar sah man Methodius nicht an, dass er Thraker war. Die Goetter geben, dass ihn niemand fuer einen Griechen haelt. Nein, das waere ein Frevel.
    Er atmete tief ein. Und dann atmete er tief aus. War er denn ein Wunderknabe? So, wie sich die Beschreibung des Titus Tranquillus, der offensichtlich Methodius fuer so viel Geld wie moeglich verscherbeln wollte, anhoerte, konnte man das fast glauben. Er beschloss zu warten und erstmals den Mund zu halten.