Ganz offenbar hatte sie ihm die Sprache verschlagen. Der erste vernünftige Satz, den er herausbrachte, war ein Kompliment an sie, dass sie strahlen ließ. Nur schwer beherrschte Elfleda sich, nicht zu Oda rüberzugrinsen, die irgendwo ein wenig hinter ihr sein musste, sondern lächelte stattdessen Lando leicht errötend an. Vergessen waren die unsinnigen Gedanken, sie könnte neben all dem Prunk der Gäste völlig untergehen.
Als sich Lando nun wieder gefangen hatte, stellte er ihr auch gleich seine Verwandte vor. Die Frau war hübsch, wenn auch schon etwas älter. Wobei sie beileibe nicht alt war, und mit den beiden Kindern im Arm eine quirlige Lebendigkeit ausstrahlte. Allein bei dem Anblick der drei musste Elfleda lächeln. Bald würde sie auch Kinder haben, da war sie sich ganz sicher, und sie freute sich schon darauf. Vor allem, wenn man so süße Wonneproppen direkt vor der Nase hatte.
Dagmar begrüßte sie als erstes, und Elfleda erwiderte das Lächeln noch erfreuter.
“Mein Vater Sarwolf hat von den Verhandlungen erzählt, er und mein Onkel Rodewini waren damals dort. Du wirst sie nachher bestimmt noch treffen, und sie werden sich sicher freuen, dich unter glücklicheren Umständen wiederzutreffen.“
Über das Willkommen in der Familie freute sich Elfleda besonders und sah einmal kurz glücklich einatmend zu Lando hinüber, der noch immer ihre Hand in seiner hatte. Jetzt durften sie sich endlich berühren, ohne dass sie jemand deswegen tadeln würde. Elfleda wurde wieder etwas aufgeregter, als ihre Gedanken zu dem flogen, was später noch alles folgen würde. Ganz leicht drückte sie bei dieser Gelegenheit Landos Hand, ehe sie sich wieder an Dagmar wandte.
“Danke, das bedeutet mir viel. Ich bin froh, dass unsere beiden Sippen so mehr miteinander verbunden sind, und hoffe, dass sie es auf ewig bleiben werden.“
Zwar würden da eine Ehe und ein paar Kinder wohl nicht den Lauf der Welt verändern, aber es war eine gute Verbindung, auf der man aufbauen konnte. Blut war schließlich dicker als Wasser.
Bei dem Land, aus welchem sie angereist war, war Elfleda neugierig. So groß war die Weld jenseits des Limes, dass es solch einen Ort gab? Ihre eigene Welt kam ihr da irgendwie klein vor, sowas hatte sie sich nicht träumen lassen. Alles, was mehr als zwei Tagesreisen von ihrem Dorf entfernt war, war für Elfleda weit weg. Wenn die Reise länger als eine Woche dauerte, war es sehr weit weg. Und noch weiter war sie in ihrem Leben bislang nie gekommen. Und bei diesen Entfernungen war sie nie auch nur in die Nähe einer senkrecht stehenden Sonne gekommen.
“Dieses Land der Sonne, leben dort viele Menschen?“ fragte sie einfach neugierig. Wie sollte dort überhaupt etwas leben, wenn die Flüsse austrockneten?