Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Der eques nickte.


    "Ich habe verstanden, decurio.
    Und, dein Einverständnis vorausgesetzt, werde ich die folgenden equites der turma I zur Patrouille mitnehmen:


    eques Publius Plaetorius Rupus
    eques Kaeso Precius Veratius
    eques Memmius Pontificius Ofella
    eques Nero Cartilius Aquilinus
    eques Nero Titius Capito
    eques Memmius Paccius Damasippus
    eques Quintus Atilius Caesulenus
    eques Servius Terrasidius Antipater


    Und wenn du es erlaubst, bitte ich für die Woche außerhalb der castra eine zusätzliche Ration an Verpflegung fasssen zu dürfen, decurio."


    Celsus war überzeugt, daß ausreichende Verpflegung auf jeden Fall die Motivation seiner Gruppe fördern könnte.

    Der eques hielt dem Blick seines decurio stand. Insgeheim hoffte er seit langem ebenfalls eine Gruppe anführen zu dürfen und auf diese Weise zu zeigen, daß er die Fähigkeit hierzu besitzt.


    Militärisch kurz antwortete er.


    "Ich weiß. Wie sind deine Befehle, decurio?"


    Sicher wollte sein Vorgesetzter präziser auf diese Patrouille eingehen.

    So leicht war Celsus nicht zu überzeugen.


    "Da hättest du das Gespräch mitanhören sollen, das ich letztens in den thermae nolens volens mitanhörte. Die zwei mir unbekannten milites debattierten so laut, daß sie nicht zu überhören waren. Thema waren die Prätorianer. Und an denen ließen die beiden kein gutes Haar:


    Jede Betrachtung zu Recht und Ordnung in Rom muß an erster Stelle die Prätorianergarde ins Visier nehmen, denn wie jeder Römer weiß, wäre die Hauptstadt wesentlich gesetzestreuer und ruhiger, wenn die gesamte verfluchte Truppe Aufstellung nehmen und sich, cohors für cohors, in den Tiber stürzen würde.


    Im Vergleich zu den normalen legiones handelt es sich bei der Garde um überprivilegierte Laffen, die ihre höhere Bezahlung und besonderen Privilegien überhaupt nicht verdienen. Das war im Wesentlichen dieses Gespräch."


    Der eques sah seinen Vorgesetzten an.


    "Und dann nennt dieser Iuvenalis die Prätorianer noch Werde-schnell-reich-Truppe! Ich weiß nicht so recht, was ich von der Garde halten soll. Aber, du hast recht, ich werde zu Antoninus Kontakt aufnehmen, schon wegen der alten Zeiten."


    Celsus wartete nicht auf etwaige Einwände des decurio und wechselte das Thema.


    "Daß du mich eine Gruppe anführen läßt, ehrt mich. Daß ich das hiermit in mich gesetzte Vertrauen rechtfertigen werde, ist für mich selbstverständlich. Als Gruppe bitte ich um dieselben equites, mit denen ich die letzte Patrouille nach Westen, jedoch dieses Mal nach Norden, ritt, decurio."

    "Um ehrlich zu sein,"


    antwortete Celsus zögern,


    "einen Abschied gab es nicht, dazu war die Zeit vielleicht zu kurz, und als Antoninus weg war, ergab sich keine Gelegenheit mehr. Und wäre ich nicht im Rahmen der Patrouille auf ihn zurückgekommen, ich glaube nicht, daß es dazu gekommen wäre. Außerdem, Antoninus scheint sich bis jetzt ebenfalls nicht mehr an unsere gemeinsame Zeit bei der TRAIANA zu erinnern. Wie dem auch sei, wie heißt es so schön, aus den Augen, aus dem Sinn, decurio."

    "Seitdem Antoninus bei den Prätorianern ist, ist unsere Verbindung abgebrochen. Ich habe seitdem nichts mehr von ihm gehört. Vielleicht ist ihm doch die Zugehörigkeit zu denen in den Kopf gestiegen und so ein kleiner eques bei einer legio nicht mehr gleichwertig."


    Celsus zuckte mit den Schultern.


    "Was soll`s! Aber diese maximal zehn Mann. Nur equites oder auch mit Kameraden zu Fuß, decurio?"

    "Der, den ich im Sinn hatte, der mit mir zusammen die Ausbildung zum eques machte und der mir vertrauenswürdig erschien",


    antwortete Celsus,


    "meldete sich zu den cohortes praetoriae. Und der hatte Verbindungen zu jedem und überallhin. Aber der ist nicht mehr greifbar.


    Aber davon abgesehen, wenn du mir eine Frage gestattest: wieviele equites sollen an so einer Patrouille teilnehmen oder hast du an eine gemischte Patrouille gedacht, decurio?"

    "Ich dachte,"


    begann Celsus zögernd, da ihm bestens bekannt war, daß er nicht zu denken, sondern Befehle auszuführen hatte,


    "daß wir uns nicht Ortskundiger, von denen wir gewiß genügend in der legio haben, bedienen sollten, sondern auf jene zurückgreifen, die sich noch besser auskennen. Und ich bin überzeugt, daß wir die einen in der legio haben, die wiederum solche kennen, die wir benötigen, decurio."

    "Unwegsamere Gegenden"
    begann Celsus


    "bedürfen unserer besonderen Aufmerksamkeit. Nur haben diese Gegenden den Nachteil, daß sie auf der einen Seite unwegsam sind und auf der anderen Seite, außer von Gesindel jeder Art, gemieden werden.


    Eine Patrouille in diese Gegenden setzt meiner Meinung nach eine gute Ortskenntnis voraus. Ich will damit sagen, daß es von Vorteil wäre, sich Ortskundiger als Führer zu bedienen. Denn wenn wir schon erkunden, dann sollten wir auch eventuelle Schlupfwinkel von Dieben, Deserteuren oder was sich sonst noch hier aufhält, aufspüren und gegebenfalls ausräuchern. Somit könnte das Gegenteil vermieden werden.


    Hinzu kommt, daß wir unsere Pferde dabei haben. Und die könnten in so einem Gelände mitunter nicht ihren Zweck erfüllen, decurio."

    Celsus mußte nicht lange überlegen.


    "Ich war damals bei dem Trupp, der den Auftrag hatte, im Westen von Mantua Patrouille zu reiten. Außer einigen zu bemängelnden Abschnitten der via Postumia gab es keine Besonderheiten. Feindberührung hatten wir nicht und sonstige Personen trafen wir ebenfalls nicht."


    Er hielt kurz inne.


    "Zu den unwegsameren Gegenden bitte ich eine Bemerkung anbringen zu dürfen, decurio."


    Fragend sah er den decurio an.

    Der eques sah seinen decurio treuherzig an und antwortete sich seiner Überzeugung voll bewußt.


    "Das was ich über die Reiterei gesagt habe, vor allem das mit der Elite der legio, ist nicht nur meine eigene Meinung, sondern ich bin davon auch überzeugt. Das muß jedoch nicht heißen, daß ich diese Meinung gegenüber meinen Kameraden vertrete. Ein Kamerad ist ein Kamerad, egal ob zu Pferd oder zu Fuß. Aber von einem lasse ich mich nicht abbringen. Wir Reiter haben nicht nur eine Spezialausbildung und nicht nur das, wir haben dazu die vierbeinigen Kameraden, für die wir jeder persönlich die Verantwortung tragen und wenn wir uns mit denen nicht verstehen oder besser gesagt, wenn wir nicht gelernt haben sie zu verstehen, das habe auch ich schon am eigenen Leib erlebt."


    Celsus schnaufte durch. Er hatte sich derart für seine Reiterei engagiert, daß er total vergaß, daß sein Gegenüber ein paar Soldstufen höher angesiedelt war als er. Etwas kleinlauter fur er fort.


    "Mein Vorschlag für Patrouillen ist, eine noch genau entfernungsmäßig zu bestimmende Gegend um Mantua in Betracht zu ziehen. Hierzu wären sämtliche Hauptwege abzureiten und auf Schäden zu untersuchen. Des weiteren müßten wir unsere Augen offen halten um die allgemeine Situation einschätzen und um notfalls Unrecht verhindern zu können, decurio."

    Mit einem gewissen Stolz in der Stimme entgegnete Celsus.


    "Einen Appell, ob Pferd oder eques, brauchen wir nicht zu fürchten. Du kennst deine turma. Und es wäre fast eine Lästerung der ewigen Götter, wenn irgendwer das Gegenteil behaupten würde. Bei den letzten Appellen gab es keine Beanstandungen und das will schon etwas heißen bei den Appellen, wie wir sie bei der Reiterei durchführen."


    Ein leichtes Grinsen ging über das Gesicht des eques.


    "Auf der anderen Seite ist so eine Appell ein netter Zeitvertreib, der schon manchem miles das Leben versüßte."


    Und dann kam das, was andere vielleicht als eine gewisse Überheblichkeit der Reiterei ansahen.


    "Aber Unzulänglichkeiten, wie du sie nennst, gibt es bei uns nicht und zwar deshalb, weil wir sie uns schon wegen dieser Stoppelhopser nicht leisten können, denn wir sind die equites, die Elite der legio, decurio."

    Celsus wurde etwas mulmig zumute. Die Frage des decurio irritierte ihn. Und vielleicht Namen nennen, die er nicht kannte?


    "Zu Befehl. Das Gerücht schnappte ich in den thermae auf. Im tepidarium waren bereits einige milites, die ich nicht kannte. Sie sahen mich und im Blickwinkel bemerkte ich, wie sie sich vielsagend ansahen. Aber ich maß dem nichts bei. Ich ging ins Wasser, blieb aber im Abstand zu ihnen, um vielleicht von dem, was sie redeten, mithören zu können.


    Irgendwann hörte ich deutlich, wie sie sich über die equites unterhielten und daß es denen ganz schön an den Kragen gehen werden, wenn dieser große Appell käme. Und das machte mich stutzig.


    Da an Gerüchten meistens etwas Wahres dran ist habe ich versucht, Näheres über diesen Appell zu erfahren. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich hielt es jedoch für meine Pflicht, dich hierüber zu informieren, decurio."


    Erwartungsvoll sah Celsus den Vorgesetzten an. Wenn der nichts von einem bevorstehenden Appell zumindest wußte, dann brauchte er sic h deswegen keine weiteren Gedanken machen.

    Celsus trat ein und grüßte.


    "Eques Celsus. Im Lager reden alle von einem in Kürze zu erwartenden Appell der Pferde. Unsere Pferde wurden vor nicht allzu langer Zeit durch den veterinarius untersucht und für volltauglich befunden.


    Hast du für diesen Appell hinsichtlich der Ausrüstung besondere Anweisungen, decurio?"

    Celsus hatte den Weg zu seiner Unterkunft genommen. Er gedachte auf keinen Fall aufzugeben. Irgendwo und irgendwann mußte doch dieser decurio zu finden sein!


    Wenn schon irgendetwas wie so ein Appell als Gerücht die Runde machte, so mußte auf alle Fälle etaws Wahres daran sein.


    Vor der Tür des decurio blieb Celsus kurz stehen, dann klopfte er an.


    *** Poch *** Poch *** Poch ***

    Viel hatte der eques mit seiner Fragerei nicht erreicht.


    So blieb ihm nolens volens nichts anderes übrig, als sich weiter auf die Suche nach einem der decuriones zu machen. Wenn schon irgendwann ein Appell stattfinden sollte, so wären hierzu mancherlei Vorbereitungen zu treffen.


    Celsus wandte sich an den centurio.


    "Danke für die Auskunft. Eques Decimus bittet wegtreten zu dürfen, centurio."

    Celsus blieb in Grundstellung stehen.


    "Von mehreren Seiten habe ich gehört, daß demnächst ein Pferdeappell stattfinden soll.


    Ich konnte keinen der decuriones finden, der mir hierüber nähere Auskünfte geben könnte. Deshalb bitte ich dich mir zu sagen, ob dir derartiges bekannt ist.


    Da mir die Pferde der turma I bestens vertraut sind und ich zwischenzeitlich alle geritten habe, traue ich mir zu, bei einem Appell dienlich sein zu können, centurio."

    Celsus hatte in den thermae etwas von einem Pferdeappell, der in nächster Zeit angesetzt werden sollte, aufgeschnappt. Er hielt es für richtig, sich an den centurio, den er von seiner Ausbildung her kannte, zu wenden.


    Ohne lange und viel zu überlegen zog er seine Rüstung an und machte sich auf den Weg.


    Vor der habitatio centurionis hielt er kurz inne. Dann klopfte er.