Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Der Wachposten ließ Celsus unbeanstandet passieren. Der verbrachte seinen Glaucus in die Stallungen und kümmerte sich um seine Versorgung.


    Augenblicklich machte er sich dann auf den Weg zur habitatio des centurio um diesem Meldung zu machen.


    Vor der Tür atmete er noch ein paarmal tief durch. Dann klopfte er.


    *** Klopf *** Klopf *** Klopf

    Auf eine derartig frostige Verabschiedung war Celsus nicht gefaßt. Er war mehr oder weniger hinauskomplementiert worden ohne daß ihm sein Cousin die Gelegenheit zu weiteren Erklärungen gegeben hätte! Er nahm`s gelassen; was blieb ihm auch anderes übrig.


    Und die Zeit um in der Casa Decima vorbeizuschauen hätte er vielleicht gehabt, aber in Roma wollte er nicht länger bleiben, jetzt nicht mehr. Wie hatte Appius damals so treffend gesagt?
    Hier ist die Hauptstadt, eine Stadt zwischen Traum und Albtraum, voller Gestank, Lärm und brütender Hitze, voller infernalischer und köstlicher Düfte in den engen Gassen zwischen Mietskasernen und riesigen Plätzen mit Marmortempeln.
    Was ihn verstört, ist der überbordende Prunk, das Zurschaustellen gelangweilten Nichtstuns und exorbitanten Reichtums – immer teurere, bizarrere und ausgefallenere Orgien, immer blutigere Zirkusspiele und obszönere Theater. An allen Ecken preisen Priester obskure Götter mit seltsamen Riten an und werben für Sekten, die auf den nahe Weltuntergang warten.
    (*)


    Celsus hatte nur noch ein Ziel: seine Einheit in Mantua.



    Sim-Off:

    ... und Serapio stimmte diesem in einer PN zu!

    Celsus starrte düster vor sich. Seine Augen wurden zu Schlitzen.


    Da gab es einiges zu verdauen. Was hatte Serapio da gesagt? Appius soll ohne es zu wissen krank gewesen sein? Celsus grinste böse. Ausgerechnet Appius! So wie es aussah wußte er mehr über seinen Freund als dessen eigener Bruder. Leise, kaum vernehmbar, begann er.


    "Verzeih`, wenn ich dir widerspreche. Appius war nicht krank. Er war als ich ihn das letzte Mal sah in bester Gesundheit und das nicht nur körperlich. Er war verzweifelt und den Tod der Frau, die er zu der seinen machen wollte, konnte er nicht verwinden. Er fühlte sich schuldig, obwohl ihm das einjeder auszureden versuchte. Auch ich hatte keinen Erfolg damit. Seine Einschreibung bei der II GERM war nicht mehr als ein Vorwand wieder in die Germania zurückzukehren. Und sein, wie du sagst, unerwarteter und, wie ich es jetzt sehe, vielleicht doch zu erwartender Tod war nichts anderes als die Vollendung seines Wahlspruchs."


    Celsus hielt für einen Augenblick inne.


    "... et respice finem!"


    Dann wandte er sich erneut an seinen Cousin.


    "Aber wir wollen nicht weiter trauern. Das Leben geht weiter und ich will dich nicht weiter mit bedrückenden Gedanken belästigen.
    Ich muß wieder zurück nach Mantua. Hast du für mich eine Antwort für den centurio? Als kleinem eques steht es mir nicht zu, dessen Ungeduld durch eine zu lange Ausbleibezeit zu strapazieren?"

    Beide Decimer saßen sich wortlos gegenüber. Ihr gespenstig anmutendes Schweigen wurde durch nichts unterbrochen. Wäre ein Nadel zu Boden gefallen, sie wäre nicht zu überhören gewesen.


    Celsus bemerkte die Erregung, die sein Cousin kaum zu verbergen vermochte. Leise entgegnete er.


    "Appius war zwar nicht mein leiblicher Bruder, aber er war für mich wie ein Bruder, er war mein bester Freund, der mir näher stand als mein eigener Bruder und wenn er von dir sprach, dann nur von seinem Faustillus."


    Er hielt kurz inne bevor er er weiterfuhr.


    "Du siehst ihm sehr ähnlich. Ich sah ihn zuletzt als er in der CDM war und sich dann bei der LEG II GERM einschreiben wollte. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört. Weißt du, wie es ihm geht?"


    Hoffnungsvoll sah Celsus seinen Cousin an.

    Celsus sah seinen Cousin unverwandt an. Er beobachtete jede seiner Bewegungen und versuchte in dessen Gesicht zu lesen. Er ließ ihn förmlich nicht aus den Augen. Irgendwie hatte er das Gefühl, daß er seinem "neuen" Cousin vertrauen konnte, daß er endlich wieder jemanden hatte, mit dem er einfach reden konnte.


    Urplötzlich kam dann seine Frage, deren Antwort nur die eine sein konnte.


    "Du bist also Faustillus?!"

    Celsus sah versonnen vor sich hin. Vor seinem geistigen Auge stand ein anderer Cousin, der für ihn wie ein Bruder war, mit dem er sich verstand, mit dem er über alles reden konnte, von dem er seit dessen Eintritt in die II GERMANICA nichts mehr gehört hatte und ... der dem centurio nicht nur sehr ähnlich sah sondern auch war.


    Er sann kurz darüber nach, ob er an seinen Gegenüber die Frage, die ihn seit langem bedrückte, stellen sollte, hielt es aber für angebrachter zu schweigen. Statt dessen ging er zurückhaltend auf die ihm gestellten Fragen ein.


    "Man Plan ist noch nicht ganz ausgereift. Und was Mantua angeht, warst du nicht selbst lange dort stationiert?"

    Als erstes hatte Celsus beim Militär gelernt vorsichtig zu sein. Und so verhielt er sich auch jetzt. Sein neuer Verwandter gab sich ihm gegenüber zwar sehr freundlich, aber vor ihm stand nun mal ein Offizier.


    Celsus zog das versiegelte Schreiben aus der kleinen Ledertasche und überreichte es seinem Gegenüber.


    "Das Schreiben des centurio Iulius Licinus, centurio."


    An
    Centurio Faustus Decimus Serapio
    Centuria I Cohors IV
    Cohortes Urbanae
    Roma


    Salve Kamerad,


    Was bei allen Göttern der Unterwelt hast du dir eigentlich dabei gedacht mir ein Landgut zu schenken?!
    So oder so ähnlich könnte man wohl meine erste Reaktion auf deinen Brief zusammenfassen. Das kam nun wirklich überraschend und zum anderen ist es ja nicht gerade ein kleines Geschenk.
    Nüchtern betrachtet (naja, ehrlich gesagt habe ich auf den Schreck erstmal einen guten Schluck Wein trinken müssen) gefällt mir die Idee jedoch ganz gut, für die Zeit nach meinem Dienst unter den Adlern einen kleinen Ruhesitz zu haben.
    Ich danke dir und lade dich jetzt schon mal auf einen Becher Wein ein, wenn ich meinen ersten selbstgekelterten besitze. Aber deinem Brief zufolge werde ich wohl in einigen Tagen erstmal Urlaub erbitten müssen um mir das Gelände anzusehen.
    Nochmals herzlichen Dank.


    Ja, wir haben eifrig Straßen gebaut. Zumindest welche repariert. Aber glaub ja nicht, dass wir hier sonst nichts tun. Vor einiger Zeit hatten wir einen kleinen Übungsmarsch. Lager bauen, Lager bei Nacht verteidigen, Lager erobern und Lager mit Artillerie zu Kleinholz verarbeiten.
    Die Verteidigung war eine interessante Sache, als Angreifer haben wir eine Rinderherde eingesetzt und den Tieren wäre es fast gelungen unsere Palisade zu zerdrücken. Zugegeben, wir hatten Aussschuss verwendet, da uns der praefectus wohl niemals erlaubt hätte, dass wir neues Material mit der Artillerie in Kontakt bringen.
    Anschließend haben einige Reiter einen Scheinangriff gestartet, indem sie einige gepolsterte Speere auf unsere Männer geschmissen haben. Leider war die Salve relativ effektiv. Es hat fast ein ganzes contubernium von den Mauern gehauen, allein in meiner centuria. Und nur, weil sie ihre Schilde nicht rechtzeitig hochnehmen konnten. Kannst du dir das vorstellen?! Sehr ärgerlich, sowas, es wird aber kaum wieder vorkommen.
    [Hier steht eine Erzählung über die Abschnitte "Eroberung" und "Artillerieübung"]


    Eine weitere Geschichte hat sich erst vor wenigen Tagen zugetragen. Vielleicht habt ihr ja auch etwas von dem Unwetter gehört oder gar mitbekommen, dass über Mantua gewühtet hat.
    Wir wurden von den duumviri zu Hilfe gerufen und haben uns Mühe gegeben den Schaden zu minimieren.
    Dabei kamen wir zu einem Haus, das halb eingestürzt war und zu unserer Bestürzung mussten wir feststellen, dass im Keller des Hauses ein kleines Mädchen und seine Mutter unter Trümmern eingeschlossen waren.
    Die Mutter konnten wir relativ schnell aus den Trümmern befreien, jedoch nur schwer verletzt, die medici bezweifeln, dass sie es überleben wird, sie liegt noch immer in unserem valetudinarium.
    Das Mädchen zu befreien gestaltete sich schwieriger. Ehrlich gesagt ist es uns nur gelungen, weil einer der Soldaten, Iulius Antoninus, wirklich hervorragendes geleistet hat. Mal abgesehen davon, dass er in einem Gewaltakt einen Zugang zu dem jungen Mädchen (Esqulina heißt sie übrigens) freilegte verhinderte er unter Gefahr seines eigenen Lebens, dass die Decke, die herunterstürzte mich und die Kleine unter sich begraben hat.
    Ich werde ihn bei der nächsten Besprechung auf jeden Fall für einen Orden vorschlagen.
    Um die Kleine jedoch mache ich mir große Sorgen. Zwar hat sie selbst nur kleine Schürfwunden und eine Unterkühlung abbekommen, aber bis jetzt konnten wir noch keine Verwandten auftreiben. Ich mache mir Gedanken, was aus ihr wird, sollten wir keine finden und ihre Mutter stirbt.


    Eine weitere schlechte Nachricht habe ich noch:
    Wie ich hörte ist unserer ehemaliger legatus Tiberius in das Reich Plutos eingegangen. Es war wohl doch seine Gesundheit, weswegen er die legio verlassen hat und nicht, wie die acta einmal schrieb, ein Geheimauftrag.


    Nun du siehst, wir tun hier viel anderes, als einzig Straßen zu bauen, nur zu einem komme ich leider nicht: Die papyrusberge auf meinem Schreitisch werden immer größer.
    Daher werde ich mich wohl mal wieder an die Arbeit machen.


    Vale bene und auf ein baldiges Wiedersehen


    Marcus Iulius Licinus


    PS: Ich werde dich natürlich über dein altes Gut auf dem Laufenden halten.


    Celsus blieb bei seiner Anrede bewußt beim Dienstgrad seines Verwandten. Dieser redete ihn mit Vetter an, sollte auch er es nur beim Vetter belassen? Er wußte nicht recht. Dann beantwortete er, nachdem er sich gesetzt hatte, die ihm gestellten Fragen.


    "Um ehrlich zu sein, ich wußte, daß es dich gibt. Beschreibungen nach, die ich von dir hatte, und vor allem, weil ich mit dir reden wollte, versuchte ich, dich zu finden. Jedoch waren auf dem Fest so viele Leute, daß es mir unmöglich war, dich aussfindig zu machen.


    Was Vestinuns angeht, nun, wir sehen uns selten, oder besser gesagt, fast gar nicht. Ich bin bei der Reiterei, er ist noch in der Ausbildung zum eques und beides ist, das weißt du selbst, einerseits schon wegen der räumlichen Unterbingung und andererseits bedingt durch unsere verschiedenen Dienste schwer zusammenzubringen. Im übrigen wird sich, was meine weiteren Pläne angeht, einiges ändern, wenn ich nach Mantua zurückgekehrt bin, centurio."


    Celsus nahm seinen Becher, füllte ihn mit Wasser (noch wollte er auf Nummer Sicher gehen) und nahm einen Schluck.

    Celsus mußte ein Lachen unterdrücken. Auch das aufkommende Grinsen drückte er tapfer beiseite. Er zwang sich regelrecht, die prikäre Situation zu übergehen.


    Statt dessen sah er seinen ein wenig mitgenommenen Gegenüber mit verfassungsbejahendem Blick an.


    Ohne sich jedwede weitere Regung anmerken zu lassen nahm er Haltung an, grüßte und beantwortete die ihm gestellten Fragen in der Reihenfolge ihrer Stellung.


    "Eques Decimus Celsus, LEG I TRAIANA, turma I, bittet um die Erlaubnis ein Schreiben des centurio Iulius Licinus übergeben zu dürfen, centurio."

    ... und dann stand Celsus vor der habitatio centurionis.


    Ein seltsames Gefühl überfiel ihn. War der Empfänger des Schreibens zwar auch ein Decimer, also ein Verwandter. Aber er kannte ihn lediglich dem Namen nach. Wie sah er aus? Wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten?


    Dies und noch mehr ging ihm durch den Kopf.


    Bevor jedoch dieses seltsame Gefühl immer mehr Macht von ihm ergriff gab er sich innerlich einen Stoß, atmete ein paarmal tief durch und klopfte an die Tür.


    *** Klopf *** Klopf *** Klopf.

    Ohne lange zu überlegen antwortete Celsus.


    "Ich bin in die LEG I TRAIANA eingetreten, zum einen, weil auch mein Bruder hier dient und zum anderen, weil ich zur Reiterei wollte. Ich bin zwar eques geworden, kann es aber hier, die Gründe liegen auf der Hand, nicht sein.


    Ich habe lange hin und her überlegt, ob ich mich zu einer Einheit, in der die Reiterei präsent ist, versetzen lassen soll. Da dies wohlüberlegt sein will, halte ich es für besser, erst einmal in die CDM zurückzukehren."


    Der eques sah den centurio erwartungsvoll an. Vielleicht hatte der einen Ratschlag, der ihm unter Umgehung der Entlassung weiterhelfen konnte.

    Celsus begann ohne Umschweife.


    "Ich war während meiner Ausbildung in deiner centuria. Deshalb wende ich mich an dich und bitte dich um deinen Rat, centurio."


    Der eques zögerte ein wenig. Er überlegte noch einmal für einen Augenblick. Dann sah er den Vorgesetzten entschlossen an.


    "Eques Caius Decimus Celsus bittet um seine Entlassung, centurio."


    Nun war es heraus, es gab kein Zurück!