Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Nachdem Celsus die Tür hinter sich geschlossen hatte, nahm er Grundstellung ein.


    "Eques Celsus. Mir ist bewußt, daß ich nicht befugt bin, deine Zeit in Anspruch nehmen zu wollen.


    Aber du bist mein direkter Vorgesetzter, an den ich mich zu wenden habe.


    Deshalb bitte ich um die Erlaubnis, an dich mit einer Bitte herantreten zu dürfen, centurio."

    Celsus hatte sich alles gut überlegt. Die Entscheidung war ihm nicht leicht, aber auch nicht schwer gefallen. Doch um sein Gesicht zu wahren konnte er nicht anders, er mußte so handeln und das nicht nur in seinem eigenen Interesse.


    Vorschriftmäßig adjustiert machte er sich auf den Weg zur habitatio centurionis.


    Und übrigens, nun fing er schon mit sich selbst zu reden an, warum hast du die Zeichen der Götter am Tor mißachtet?


    Kurze Zeit später erreichte er sein Ziel und wandte sich an den Wachposten:


    "Eques Caius Decimus Celsus. Ich bitte den centurio in einer wichtigen privaten Angelegenheit sprechen zu dürfen."

    Celsus hatte das Reinigen seiner Ausrüstungsgegenstände beendet. Die Sonne bereitete ihren Untergang vor, die heiße Luft des Tages wich der sich abkühlenden und und lud dazu ein, Pferd und Reiter eine Erholung zu können.


    Celsus eilte den Stallungen zu, sattelte Glaucus, der ihn wie immer mit einem lauten Wiehern begrüßte, und kurze Zeit später waren beide auf dem campus. Ein wenig die Gelenke bewegen, Schritt und schon trabten die beiden an.


    Er ließ seinem Pferd die Zügel und ohne Schwierigkeiten drehten sie ein Rädchen auf der rechten, dann auf der linken Hand. Dann nahm er die Zügel an und die Schenkel nach hinten zum Galopp. Wie sie es gelernt hatten, so bildeten Pferd und Reiter eine Einheit.


    Sie galoppierten bis an eine angenommene Ecke, dann aus dieser heraus und in der Gegenrichtung, in der sie dann den Galopp wechselten, wieder zurück.


    Celsus ließ seinem Pferd die Zügel langsam aus der Hand kauen. Anerkennend klopfte er ihm den Hals.

    Celsus besah noch einmal seine auf Hochglanz polierte lorica und befand sie appellbereit. Dann anwortete er.


    "Ich hab`s auch. Jetzt können wir etwas für uns tun."


    Er sah Antoninus, der auf ihn einen gedrückten Eindruck machte, an.


    "Sag`mal, was ist mit dir? Du siehst nicht gerade nach einer Feierabendstimmung aus? Kann ich dir vielleicht helfen? Oder willst du mit jemandem reden? Das erleichtert immer."


    Antoninus hatte sich spontan bereit erklärt, ihm zu helfen. Nun sah Celsus eine Möglichkeit sich zu revanchieren.

    Zitat

    Original von Lucius Iulius Antoninus
    „Als Eques müßen wir zusammen halten nicht war?“


    Celsus nickte.


    "Das stimmt. Und besonders als equites der turma I. Und das sollten wir besiegeln. So in aller Form. Am besten, wenn mir mal so richtig Zeit haben."


    Er hob seinen Becher und prostete Antoninus zu.


    "Auf dein Wohl, mein Freund!"

    Zitat

    Original von Lucius Iulius Antoninus
    „Ja ich denke das ich spätestens in 2-3 Tagen einen her besorgt haben werde.“


    Nun mußte auch Celsus grinsen.


    "Aber denke an eine eventuelle Gegenleistung. Ich bin weder allzu gut bei Kasse und einen neuen Wein habe ich auch noch nicht."

    Celsus dachte nach.


    "Einen calcaris von meinem Bruder zu leihen wäre schon eine Idee. Aber ich glaube nicht, daß der einen hergibt, wo er doch noch in der Ausbildung zum eques ist. Und das weißt du selber, da sind Appelle mehr an der Tagesordnung als bei uns."

    Celsus winkte ab.


    "Aber laß` gut sein. Irgendwie werde ich schon einen auftreiben. Und wenn ich einen kaufen muß. Das sollte doch möglich sein. Oder nicht?"

    Celsus meinte anerkennend.


    "An dir ist ja direkt ein Geheimdienstler verlorengegangen. Aber es ist doch so: Wenn ich ehrlich bin, kann ich nicht einmal sagen, wo dieser calcaris verblieben ist. Tatsache ist, daß er weg ist, Tatsache ist, daß ich einen neuen brauche und Tatsache ist, daß ich nichts zum Tauschen habe.
    Was die amphorae angeht, so bin ich deiner Meinung. Wir lassen einige Zeit vergehen und dann streuen wir ein paar Gerüchte."

    Celsus hatte schnell begriffen, daß es sich bei so einer sogenannten Wiederbeschaffung um einen regelrechten Kreislauf handelte. Er wunderte sich lediglich darüber, daß sich Antoninus so freimütig darüber äußerte. Sollte das, daß er ihn ins Vertrauen zog, bedeuten, daß sich hier eine Freundschaft anbahnte? Vor allem, wenn er in betracht zog, wie sich Antoninus für ihn engagierte.


    Nach einigen Augenblicken des Nachdenkens meinte Celsus.


    "Und was hältst du von der Idee, falls wir einen calcaris bekommen könnten, daß wir nachverfolgen, woher er kommt, vorausgesetzt, ich finde meine Markierung darauf?"

    Celsus erläuterte weiter.


    "Mit nicht nur einem calcaris meinte ich, daß man bestimmt mehrere angeboten bekommt."


    und fuhr fort.


    "Ich habe so darüber nachgedacht. Ich habe, und das hast du wahrscheinlich auch, sämtliche Ausrüstungsgegenstände gekennzeichnet. Daß einer unserer Kameraden den calcaris entwendet hat, schließe ich aus. Aber ich bin mir sicher, daß es ein Außenstehender neben dem Wein den calcaris abgesehen hat, denn so einer ist schwieriger wiederzubeschaffen, schon deswegen, weil es weniger equites als legionarii gibt. Vielleicht ist das sogar eine Möglichkeit, meinen calcaris wiederzufinden."

    "Na ja,"


    Celsus grinste ein wenig verschlagen,


    "man könnte sich da, so ganz nebenbei und vor allem ohne sich auf irgendetwas einzulassen, für einen calcaris interessieren. Ich habe es so im Gefühl, daß man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit fündig werden könnte. Und wenn es die ewigen Götter wollen und dieses Mal wohlgesonnen sind, kommt man da nicht nur an einen calcaris."

    "Es sei denn ... "


    vollendete Celsus


    "... wir erwischen den Dieb auf frischer Tat. Das ist zwar leichter gesagt als getan, aber vielleicht hilft uns Fortuna. Man könnte mit einem kleinen Opfer nachhelfen. Was hältst du davon?"


    Celsus dachte nach. Schließlich fragte er Antoninus.


    "Jetzt mal was anderes. Weißt du zufällig, ob es hier im castra so etwas wie einen Umschlagplatz für alles Mögliche gibt? Mir kommt da so eine Idee."

    "Nein",


    entgegnete Celsus,


    "ich habe niemanden im Auge und ich werde mich auch hüten, dies zu tun. Ich verdächtige auch niemanden, denn dann müßte ich den Beweis antreten und demjenigen dann die Tat nachweisen. So wie es aussieht, bleibt derjenige im Verborgenen, es sei denn..."


    Celsus sah Antoninus vielsagend an.

    Zornig erwiderte Celsus.


    "Dieser blöde calcaris kann mir gestohlen bleiben. Dann falle ich eben auf. Was soll`s? Dann gibt`s eben eine Wache außer der Reihe oder einen Sonderurlaub in den Latrinen.
    Wenn ich nur wüßte, wer meinen Wein getrunken hat. So senil bin ich noch nicht, daß ich nicht genau weiß, wo ich die beiden amphorae versteckt hatte. Und was das Merkwürdige an der Sache ist, ich habe die beiden amphorae an verschiedenen Orten versteckt. Der das getan hat, mußte sich genau auskennen. Was sagst du jetzt?"


    Wie ein Häufchen Elend saß Celsus vor Antoninus, dessen ehrliche Anteilnahme beruhigend wirkte.

    Celsus sah Antoninus an. Der hatte ihn, wie schon in den thermae, wieder miß- oder überhaupt nicht verstanden.
    Nachdem er sich einigermaßen beruhigt hatte, berichtete er mit leiser Stimme.


    "Ich hatte noch zwei amphorae in der stillen Reserve, wohl versiegelt, versteht sich und daß es ein guter Tropfen war brauche ich nicht besonders zu erwähnen. Nun sehe ich nach meinen Schätzen und was finde ich? Nichts wie Scherben. Und dann noch der verschwundene calcaris. Das geht nicht mit normalen Dingen zu. Entweder hat irgendjemand etwas gegen mich und will mir eins auswischen oder aber mich hat der Zorn der Götter getroffen, das braucht man nicht zu galuben, das liegt auf der Hand."


    Celsus hielt inne und dachte nach.

    Es dauerte eine Zeit lang, bis Celsus wieder aus der Unterkunft zurückkam. Niedergeschlagen und ohne ein Wort zu sagen setzte er sich neben Antoninus. Dann begann er wie wild an seiner lorica herumzuputzen. Mitunter unterbrach er seine Tätigkeit und murmelte Unverständliches vor sich hin. Dessen nicht genug warf er seine lorica beiseite, zog die Knie an und stützte seinen Kopf in die Hände. Dann stand er wieder auf und sah Antoninus an, aber nicht wirklich, er sah durch ihn hindurch.


    Wie einer, dem Schreckliches widerfahren war, sah er den Kameraden an und dann schrie er sich seine Enttäuschung aus dem Leib.


    "Ich verstehe das nicht! Was habe ich bloß den ewigen Göttern getan?"

    Celsus hatte Antoninus interessiert zugehört. Dann aber schüttelte er den Kopf.


    "Nein, das will ich nicht, und das kommt überhaupt nicht infrage. Stell` dir einmal vor, wie erscheinen ohne calcares vor dem decurio. Der läßt uns doch sofort wegen eigenmächtiges Handelns auflaufen, egal, mit was für einer Ausrede oder Erklärung wir aufwarten. Es ist eine Eigenart der Vorgesetzten, sich mit Fehlverhalten jeglicher Art abzugeben. Und das mit dem besseren Gefühl für das Pferd, noch dazu, wo wir doch unsere Ausbildungspferde behalten durften, das nimmt der uns nie ab.


    Und zudem, wenn ich schon keine calcares angelegt haben und dafür bestraft werden würde, dann mußt du nicht das gleiche tun. Und für einen mir abhanden gekommen calcaris lohnt sich dieser Aufwand keinesfalls. Aber für dein selbstloses Angebot danke ich dir und ich werde mich daür revanchieren.


    Was den calcaris betrifft, so werde ich mich, ich weiß zwar noch nicht wie, selbst darum kümmern, anstatt einen Kameraden in mein Mißgeschick hineinzuziehen.


    Jedenfalls sehe ich erstmal nach meiner amphora. Kommt Zeit, kommt Rat."


    Damit verschwand Celsus in der Unterkunft.

    Celsus hielt mit dem Putzen inne und überlegte. Nicht nur daß er seinen calcaris verloren hatte, nun benötigte er auch noch etwas zum Tauschen. Beim besten Willen fiel ihm nichts ein.


    "Zum Tauschen? Ich muß direkt mal im Abstellraum nachsehen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann müßte ich da noch eine amphora Wein haben. Hoffentlich ist die mir nicht abhanden gekommen. Was meinst du? Wäre das ein Objekt zum Tauschen? Und, vor allem, habe ich dann die Chance, einen calcaris zu bekommen?"

    Celsus grinste in sich hinein. Im Grunde genommen hatte er genau genommen genau so wenig Ahnung von Weinen wie sein Kamerad. Nur wollte er sich sich nicht diese Blöße anmerken lassen und es auch noch zugeben. Und das, was er von Weinen wußte, gab er gleich weiter.


    "Weißt du, dies ist keinesfalls ein Caecuber. Diesen schweren Wein aus der Nähe von Terracina gibt es schon lange nicht mehr. Er verschwand teils aus Unachtsamkeit der Bauern, teils wegen eines vom porrophagus (*) durchgeführten Kanalbaus. An seine Stelle trat als Spitzenwein der Setiner aus Setia in Latium, den bereits Augustus bevorzugte. Und dieser hier soll so ein Setiner sein, wenn ich dem Glauben schenken kann, von dem ich ihn habe. Aber, was die Kenntnis von Weinen betrifft, so groß ist die bei mir auch nicht. Die Hauptsache ist, es gibt einen Wein und der muß süffig sein. Aber, wie dem auch sei, reden wir nicht lange, trinken wir lieber. Auf dein Wohl!"


    Gut gelaunt prostete Celsus Antoninus zu.



    Sim-Off:

    (*) Lauchfresser, Spitzname für Kaiser Nero

    Celsus hatte den Becher, den ihm Antoninus hinhielt, gefüllt. Dann schenkte er sich selbst ein und stellte die amphora zu Boden.


    Genüßlich roch er an dem edlen Getränke, dann setzte er den Becher an seine Lippen und nippte bedächtig.


    "Mhm, das ist ein Tropfen. Das ist eine Offenbarung. Ich habe bestimmt nicht zuviel versprochen."


    Dann sah er zu seinem Kameraden.


    "Was ist? Warum trinkst du nicht? Wer weiß, was morgen ist. Laß` dir den Wein schmecken und dann sag` mir, was du trinkst."