Beiträge von Caius Decimus Celsus

    Celsus erwiderte fröhlich.


    "Nein, Geburtstag hatte ich schon. Nur stehe ich auf dem Standpunkt, daß es eigentlich immer etwas zum Feiern gibt. Du mußt dir nur einen Grund dafür suchen. Und so ein Grund zum Beispiel ist, daß ich mit dir hier zusammensitze."


    Dann aber war seine Fröhlichkeit verfolgen.


    "Das hier ist meine letzte amphora. Ich weiß nicht, wann ich wieder Nachschub aus der Hauptstadt bekomme, wenn überhaupt. Das mit dem Nachschub ist sowieso so ein Sache. Wir müssen den Tropfen also mit Bedacht genießen."


    Doch schon saß ihm wieder der Schalk im Nacken als er sich an Antoninus wandte und einschenkte.


    "Kennst du dich mit Weinen aus? Was meinst du? Ist das ein Falerner oder ein Caecuber?"

    Es dauerte nicht lange und Celsus kam wieder zurück. Im linken Arm hielt er seine lorica samt Putzzeug und in seiner rechten Hand hatte er eine amphora Wein. Er ging auf Antoninus zu, ließ die lorica von seinem Arm gleiten, griff unter seine tunica und holte zwei Becher hervor.


    "Und nun lade ich dich, sozusagen zur Feier des Tages, zu einem Becher Wein. ein. Das Putzen geht uns dann von alleine von der Hand."


    Er hielt dem Kameraden einen Becher hin und schickte sich an, ihm einzuschenken.

    Celsus sah Antoninus an. Irgendwie kam es ihm so vor, als wollte er ihn beruhigen. So ein verlorener Ausrüstungsgegenstand mußte schnellstmöglichst wiederbeschafft werden, egal wie und spätestens vor dem nächsten Appell.


    "Du hast recht,"
    meinte er,
    "dann gehe ich mal los und hole alles und bringe auch noch etwas Zusätzliches mit."


    Verschmitzt lächelnd verschwand Celsus in der Unterkunft.

    Celsus besah sich Antoninus` lorica. Ihr hatte der gestrige Regen genauso zugesetzt wie der seinen. Es war direkt zum Verzweifeln. Niedergeschlagen sah er seinen Kameraden an.


    "Meine lorica sieht auch so mitgenommen aus. Das ist wieder hinzukriegen. Ich werde sie holen und das Putzzeug dazu. Aber, was weit schlimmer ist, ich habe einen calcaris (*) verloren. Ich weiß nicht wann oder wo. Er war auf einmal weg. Und woher einen nehmen und nicht stehlen?"


    Ratsuchend sah Celsus auf den vor ihm sitzenden Antoninus.



    Sim-Off:

    (*) calcaris = Sporn

    Als sich Celsus der Unterkunft näherte sah er schon von weitem Antoninus, der eine Putzstunde eingelegt hatte. Er ging auf ihn zu und meinte.


    "Wie lange machst du noch? Wenn du noch eine Zeitlang weiterputzst geselle ich mich ein wenig zu dir. Gemeinsam putzen ist lustiger, vor allem deswegen, weil man sich dabei ein wenig unterhalten kann."

    Nachdem sich Celsus in dem kleinen Becken erfrischt hatte, legte er sich auf eine der Bänke, die an der Wand entlangstanden, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und versuchte ein wenig Ruhe zu finden.


    Aber so sehr er es versuchte, er konnte keine Ruhe finden. Ihm ging noch einmal die nicht gerade gelungene Begegnung mit den beiden Kameraden durch den Kopf. Mit Curio, der für Antoninus zu sprechen schien und der nicht begreifen wollte um was es ging und einen nicht anstehenden Streit ins Spiel brachte. Und Antoninus, um den es zwar ging, der sich aber gegenteilig verhielt.


    Celsus beschloß, noch ein wenig die Ruhe zu genießen und dann zu versuchen, noch einmal auf Antoninus zuzugehen.

    Celsus zog die Augenbrauen zusammen. Ein sichtbares Zeichen dafür, daß ihm dieses Frage- und Antwortspiel sichtlich auf die Nerven zu gehen drohte. Er war mit der Absicht sich zu entspannen in die thermae gegangen und nicht, um Dispute über die Bärte der Kaiser zu führen oder um Haarspalterei zu betreiben.


    Kurz und gut. Seine Laune war ihm verdorben. Er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß ihn Curio nicht verstehen wollte. Unmutig aber dennoch höflich wandte er sich an ihn.


    "Wie kommst du darauf, daß ich streiten will? Es liegt mir fern, mich mit irgendjemanden zu streiten. Warum auch? Um was es hier geht betrifft Antoninus und mich. Woher weißt du, was jener fühlt oder tut? Braucht er dich etwa als Fürsprecher? Wenn er nicht antworten will, dann eben nicht. Für mich ist die Sache erledigt. Dann sei so gut und teile ihm mit, wenn er das Bedürfnis haben sollte doch mit mir zu reden, er weiß, wo ich zu finden bin."


    Damit zog Celsus die Beine aus dem Wasser und ging ins frigidarium. Vielleicht hatte er hier die Chance, sich endlich ausruhen und entspannen zu können.

    Inzwischen saß Celsus am Beckenrand und ließ die Beine im Wasser baumeln. Die Bemerkungen von Curio hatten ihm verdeutlicht, daß der überhaupt nicht begriffen hatte, um was es hier ging.


    "Es geht nicht darum, ob Antoninus in der taverna einen ausgibt oder nicht."


    Fragend wandte sich Celsus an Curio.


    "Oder welche Deutung mißt du der Tatsache bei, daß dir eine Hand zur Freundschaft angeboten wird und du lehnst diese Geste ab, weil du sie vielleicht nicht gesehen hast oder sehen wolltest, was wiederum der andere nolens volens zu deinen Ungunsten auslegen muß."

    Antoninus hatte Celsus` versöhnende Hand nicht ergrifffen. Im Gegenteil, er überging sie und ließ sich statt dessen ins Wasser fallen, nicht ohne vorher zu erklären, daß er lediglich nicht alleine in der taverna sitzen wolle.


    Celsus wußte nicht, was er davon halten sollte und von Antoninus zu halten hatte. Enttäuscht schwamm er einigen Runden und schickte sich an, das Becken zu verlassen.

    Celsus hatte keine Lust sich auf weitere Rangeleien einzulassen. Schließlich war man hier um sich zu erholen und nicht um sich mit Kraftakten jeglicher Art die Zeit zu vertreiben.


    Er streckte Antoninus die Hand hin.


    "Ein Vorschlag zur Güte. Wenn wir in die taverna gehen, gibst du einen aus, nicht, weil wir uns das nicht leisten können oder wollen, sondern ganz allein nur aus Freundschaft."


    Celsus war auf der Hut. Jetzt würde es sich entscheiden ob Antoninus für Revanche oder für Freundschaft plädierte.

    Celsus zwinkerte Curio mit dem rechten Auge zu. Der nickte und ehe sich der zufrieden im Wasser plätschernde Antoninus versah, hatten ihn die beiden wieder unter das Wasser gezogen.


    "Und jetzt wollen wir einmal sehen, wer wann von was Kopfweh bekommt,"


    frozzelte Celsus, und drückte Antoninus weiter unter das Wasser,


    "und dann lassen wir ihn erst raus, wenn er uns einlädt, dann braucht er uns nicht freihalten."

    Celsus war es ähnlich ergangen. Auch er wußte schon nicht mehr, wann er die castra das letzte Mal privatim verlassen hatte. Und so kam ihm die Idee von Antoninus gerade recht.


    "Das ist eine famose Idee. So einmal raus aus dem militärischen Alltag und hinein ins Zivile. Dann noch Ausgang bis zum Wecken und einen, der das Kommando führt",


    Celsus grinste Antoninus an,


    "... und der demzufolge Curio und mich freihält."

    Celsus hatte eigentlich vor, sich nach den Tagen, die er in den Stallungen verbacht hatte, in den thermae zu erholen. Er wollte zwangslos Gespräche führen, über Alles und Mögliches. Angelegenheiten, die den Dienst berührten, hatte er, zumindest geistesmäßig, vor Betreten der thermae abgelegt.


    Er sah Curio verständnislos an und entgegnete.


    "Ich verstehe nicht, wo da das oder irgendein Problem liegt. Antoninus hat ein Kommando bekommen, na und? Und das mit 17. Na und? In irgendeinem Alter kriegt ein jeder irgendwann ein Kommando. Und das ist gut so. Und wenn nicht, dann ist es vielleicht sogar besser. Soll er doch froh sein, daß es bei ihm mit 17 war. Und aufheitern? Das ist doch ganz einfach. Soll er sich um ein weiteres Kommando bemühen. Soweit zur Theorie und jetzt zur Praxis."


    Celsus flüsterte Curio etwas zu und ehe Antoninus begriff, was vor sich ging, hatten ihn die beiden unter das Wasser gezogen.

    Celsus hatte ein paar Tage reinen Stalldienst hinter sich. Glaucus lahmte auf der linken Hinterhand und der veterinarius hatte Umschläge und Einreibungen angeordnet, die gemäß seiner Anweisung vom eques persönlich durchzuführen waren.


    Antoninus` Aufforderung war eine willkommene Abwechslung und so erwiderte er ohne lange zu zögern.


    "Wer oder was hintert uns? Ich hole nur meine Utensilien."


    Und schon kam er mit Olivenöl, Schwamm und strigilis zurück.


    "Und dann wollen wir mal!"

    Celsus hatte seine Ausrüstung in der Unterkunft der Cen IIII Coh IX geholt, schleppte sie zur Rüstkammer und vervollständigte sie zur Ausrüstung eines eques. Er lief zweimal, um alles in die Unterkunft der turma I zu transportieren.


    Nun war er angelangt und stieß vollbepackt die Tür zu seiner neuen Unterkunft auf. Er fand niemanden vor, suchte sich eine Schlafstatt aus und überprüfte sicherheitshalber noch einmal anhand der tabula seine Ausrüstung.


    Hiermit bestätige ich, folgende Ausrüstung für eques erhalten zu haben:



    I ampulla (Feldflasche)
    II antilena (Brustriemen mit Riemenverteilern)
    I P calcaria (Stachelsporen)
    II Pcaligae (Stiefel)
    I cassis (Helm)
    I cingulum (Bauchgurt)
    II cingulum militaris (Gürtel)
    I cultellus (Messerchen)
    I culter tonsorius (Rasiermesser)
    I feminalia (Kniehosen aus Leder)
    I focale (Halstuch)
    I forfex (Schere)
    I frenum (Hebelstangentrense aus Eisen)
    I hasta cum cuspide (Stoßlanze mit eiserner Blattspitze u. Lanzenschuh)
    III iaculum (leichter Wurfspeer in einem Köcher)
    I ligula (Löffel)
    I loramentum (Lederriemen)
    I lorica hamata (Panzerhemd mit verstärkter Schulterpartie)
    I lorum (Lederriemen)
    I lucerna (Öllampe)
    I paenula (Mantel)
    I panarium (Brotbeutel)
    I parma (flacher ovaler Reiterschild)
    I patera (Kasserolle)
    I pecten (Kamm)
    I pera (Ledertasche)
    I pharetra (Köcher für iacula)
    II postilena (Schweifriemen)
    I pilum (schwerer Wurfspeer)
    I pugio (Dolch)
    I reticulum (Leinenbeutel zur Aufnahme v. Verpflegung)
    I situla (Topf)
    I spatha cum vagina et balteo (Langschwert mit Scheide und Gehänge)
    I stratum (Kissensattel mit metallversteiften Hörnchen)
    I tapetum (Satteldecke aus Filz mit Wollfranzen verziert)
    I tegimentum (lederne Schutzhülle für das Schild)
    II tunica (kürzärmeliger Kittel aus Wolltuch)


    Unterschrift des Soldaten: Caius Decimus Celsus, eques



    Zum Schluß verbrachte er seine Ausrüstung in den Abstellraum.

    Endlich war es soweit! Celsus hielt seine Ernennung zum eques in den Händen. Er versprach dem decurio, daß er künftig nur Gutes von ihm hören werde und meldete sich korrekt ab.


    "Eques Decimus meldet sich ab."


    Dann nahm er Glaucus am langen Zügel und einträchtig strebten die beiden den Stallungen zu. Ausgiebig putzte er seinen Glaucus, dem er einiges zu verdanken hatte.


    Als erste Handlung als eques wollte er dann in der Rüstkammer seine Ausrüstungsgegenstände, die er als probatus gefaßt hatte sowie die zusätzlichen für die Reitausbildung in die Ausrüstungsgegenstände für einen eques tauschen.

    Celsus hatte genau hingehört.


    Von bestanden sprach der decurio und von der Ernennung zum eques. Und dann kam das, was ihn am meisten freute und weswegen er sich bisher seine Gedanken und Hoffnungen gemacht hatte. Er durfte Glaucus weiter reiten. Er wollte es fast nicht glauben. Aber wenn es der decurio sagte!


    Am nächsten Morgen trat er dann mit den anderen Aspiranten in Paradeuniform an. Noch am Abend zuvor hatte er sie, obwohl sie in Ordnung war, nochmals auf Hochglanz gebracht.

    Celsus ging in Gedanken noch einmal den Parcour durch. Dann beugte er sich nach vorne, knickte Glaucus` Ohr leicht um und flüsterte ihm etwas zu. Die Wurfspeere hatte er, wie gewohnt, in der linken Hand hinter der parma. Dann startete er.


    Er ritt auf das rote Sprunghindernis zu, galoppierte kurz vorher an und nahm das Hindernis. Dann parierte er zum Schritt durch, ging im Trab durch die Pfütze und warf den Speer fast in die Mitte des Ziels. Anschließend ritt er im Schritt auf die Wippe und warf, genau den Mittelpunkt abwartend, den nächsten Speer, der mitten ins Ziel ging. Dann zog er seine spatha und ritt, linker Schenkel nach hinten, im Galopp auf den Pfahl zu und traf den Strohsack in der oberen Hälfte. Und wieder ging es zurück in den Schritt, um mit neuem Galopp das blaue Hindernis zu überspringen und hernach einen weiteren Strohsack zielsicher zu bekämpfen. Er blieb im Galopp, drehte ein Rädchen und nahm dabei die ihm gereichte hasta, und weiter im Galopp hing ohne Schwierigkeit der Ring an seiner hasta. Er parierte wieder zum Schritt durch, ein kurzer Trab und schließlich im Galopp über das grüne Hindernis. Dann Parade zum Trab und zum Schritt. Die zweite Wippe wurde anstandslos bewältigt.


    Und dann kam das Feuer. Celsus wußte nicht, wie Glaucus reagieren würde. Aber er vertraute ihm. Und er dachte an das, was ihm einst sein Reitlehrer eingetrichtert hatte: Wenn ein Hindernis im Wege ist, egal um was es sich handelt, werfe erst dein Herz hinüber, dein Pferd folgt ihm.


    Celsus trabte an, drehte zur Ablenkung noch ein Rädchen und galoppierte noch vor dessen Beendigung an. In vollem Galopp setzte er über das Feuer. Glaucus verhielt sich mustergültig.


    Ein paar Streicheleinheiten und dann die Meldung.


    "Parcour absolviert, decurio."

    Celsus war der veränderte Parcour nicht entgangen. Nun kam wirklich Spannung auf. Er fühlte, daß es heute etwas Besonderes werden würde.


    Aber zuerst kam die tägliche Übung zum Aufwärmen von Pferd und Reiter: Zehn-mal-rauf-und-zehn-mal-runter, aufsitzen, Zügel lang, Schritt, Trab, Schritt, Galopp. Ein paar Volten in jeder Gangart, ein paarmal Rückwärtsrichten und einem Losgehen stand nichts mehr im Wege.

    Und wieder setzte Celsus die thermae hinten an. Statt dessen stieg er wieder auf Glaucus auf, ließ ihm Zügel und ritt ihn auf seine Weise ab.


    Anschließend er sein Pferd in die Stallungen und putzte es bedächtig.
    Er fütterte ihn, ein paar Krabbeleinheiten, dann ging er zu seiner Unterkunft und erst dann zu den thermae.