Beiträge von Phraates

    Durch einen seltsamen Zufall, dessen Grund in der Dunkelheit der Geschichte verloren ist, entwickelten sich vor 400 Jahren 2 große Reiche fast zeitgleich. Im Westen, wie man politisch korrekt in Rom sagen würde, „verteidigten“ sich die Bewohner von 7 kleinen Hügeln am Tiber ein Weltreich zusammen. Im Osten jedoch, wo solche politische Korrektheit niemals gefragt war, war man ehrlich, was die Entstehung des parthischen Reiches anbelangte. Ein Überfall von Nomanden in die iranischen Besitzungen der Seleukiden war der Anfang des parthischen Reiches. Beide Reiche hatten so viel gemeinsam, zum Beispiel der große Einfluss der Hellenen, und trotzdem waren sie schon seit Jahrhunderten daran, sich zu bekriegen. Zahlreiche Kriege, die niemanden nutzten, und Menschen nur überrollten, ihr Leben zerstörten, ihre Lebensgeschichte grundsätzlich änderten.
    Einer der Leute, bei denen dies der Fall war, war Phraates, Sohn des Tiridates von Aspadana, aus der Sippe des Babak (jener mysteriöse Stammvater, auf den die Familie von Phraates ihre Wurzeln zurückführte). Ihm war ein spektakulärer, meteorenhafter Fall gelungen – zuerst noch ein Ritter, ein Savaran, des parthischen Reiches, hoch zu Rosse in seiner Kataphraktenrüstung, nun ein unglückseliger Sklave, ohne Rechte, ohne Befugnisse, in Rom. Wenn doch wenigstens seine ständige Unglückssträhne einmal abbrechen würde.
    Doch heute Abend schien alles ganz gut zu gehen. Seine Herrin hatte ihn angewiesen, die Kleidnung seiner Heimat zu tragen. Er wandelte also durch die Stadt in einem wallenden parthischen Gewand, wie es die Adeligen seiner Heimat trugen, mit einem Turban auf seinen Kopf, und er war bisher noch nicht gestolpert oder in ein Loch gefallen. Sein Gewand war so weit, dass man die Bulla nicht sehen konnte; und die Briefe, die er auszutragen hatte, konnte er bequem in eine Falte seines Gewandes unterbringen, er musste sie nicht in der Hand schleppen. Alles lief sehr gut, dachte er sich, als er übers Forum lief, um einen Brief zum Aventin zu bringen.
    Doch er lag darin falsch.
    Er war vor einer Minute an einem Sklaven vorbeigekommen, der für seinen erblindenden Herren eine Fackel hielt, damit jener auch etwas in der Dunkelheit sehen konnte. Was er nicht wusste, von der hoch erhobenen Fackel waren ein paar Funken auf seinen Turban heruntergefallen. Sie waren nicht verweht, sondern entzündeten sich auf Phraates‘ Turban, sodass kleine Flammen ebendort hinaufloderten und Rauch aufstieg.
    Doch bislang hatte er das noch nicht bemerkt, er schritt unbekümmert einher.


    Sim-Off:

    Reserviert :D

    „Und ein Tag ohne dich wie die Wüste, karg und elend.“, hängte er hintendran, ganz leise, sachte, mit warmer Stimme, beendete er das Gedicht, während er ihr mit der Hand auf dem Nacken ganz leicht auf und ab fuhr. Dass sie dort kitzelig war, kam ihm gar nicht, doch den Abend hätte er bis jetzt schon zu einem gröberen Ausmaß verhauen können als wie jetzt. Um ehrlich zu sein, alles lief perfekt. Phraates wunderte sich. Es musste doch irgendwo ein Hacken an der Sache sein. Sicher war jetzt gerade über ihnen ein Meteor im begriff, auf die beiden zu stürzen. Oder aber ein Flavier würde die beiden jetzt entdecken. Egal, dachte er sich. Er verbracht hier, mit Charis, so schöne Minuten, die er noch vor ein paar Tagen nie vorhersehen hätte können.
    Langsam, ganz langsam, beugte er sich zu ihr hinüber. Sie war nicht kleiner als er, sodass er sich nicht hinunterbeugen musste, wie es bei Ava der Fall gewesen war... hmmm, Ava, wer bei Ahriman war Ava?
    „Nicht so wunderschön wie du.“, sagte Phraates – unglaublicherweise fehlerfrei. Dann brachte er seine Lippen ganz nah an die ihre. Ganz nahe heran. Ganz langsam. Würde sie zurückweichen? Würde sie ihn doch noch abweisen? Es konnte doch nicht so enden. Er würde das jetzt durchziehen. Ein leichter Schauer der Erregung durchfuhr seine Wirbelsäule, als er mit den seinen ihre Lippen berührte. So, das war ja schon mal gut, und jetzt?, dachte er sich innerlich. Jetzt müsste sie nur noch ihren Mund aufmachen... oder würde sie ihn doch noch abweisen, kurz, bevor er am Ziel war?

    Das Zweite, was er heute lernen wollte, war nicht essentiell. Aber er wollte es tun. Für eine Person, die ihm sehr wichtig geworden war.
    „Eliniki.“, murmelte er, als er das Buch aufschlug. Die Buchstaben dort drinnen erkannte er sofor wieder. „Alpha, beta, gamma, delta, epsilon, zeta, eta theta, iota, kappa, lambda, my, ny xi, omikron, pi, rho, sigma, tau...“ Er überlegte kurz. „Ypsilon! Phi, chi, psi, omega.“ Ein sehr nützliches Alphabet, diese griechischen Buchstaben.
    Besonders, wenn er siene entsetzlichen Koine-Kenntnisse auffrischen wollte.
    Koine wurde auch in Makedonien gesprochen... es stammte von dort ab. Was sehr nützlich war. Und man verstand es in der ganzen östlichen Reichshälfte, die man unweigerlich passieren musste, wenn man von Rom nach Parthien wollte.
    Er las die erste Zeile. „Den milao elinika.“ Ich spreche kein griechisch. Wie wahr! Dies sollte sich bald ändern.
    „Äh... hmmm... deftera, triti, tetarti, pempti, paraskevi, savato, kyrikai.” Die Tage der Woche! Er erinnerte sich noch dran. Damit würde er Charis sicher überraschen können. „Ena, dio, tria, tessera... äh... pente, exi, epta, okto, enea, deka!“, rief er und strahlte glücklich.
    Er verbrachte den Rest des Tages mit dem Lernen von griechischen Phrasen. Mal schauen, ob es was bringen würde.


    Sim-Off:

    @ Neutestamentarier, klassische Historiker und sonstige Koine-Kenner: Verzeiht mein neugriechisch. Ich kann es nicht besser... :( wer mir mit Altgriechisch helfen will, waere meines Dankes gewiss. ;)

    Phraates saß wieder einmal in der Bibliothek. Heute hatte er Großes vor. Gleich zwei Sachen hatte er sich vorgenommen. Das erste machte er, weil er es brauchte, das zweite machte er, weil er es wollte.
    Das Erste, was er machte, das Notwendige, war das Latein lernen. Er beugte sich über eine Schriftrolle über die Syntax, die schon immer ein Problem gewesen war für ihn.
    „Aha...“, machte er und überflog die Beispielsätze. „Der Hund bellt.“ Gut soweit. Aber das Verb kommt immer nach dem Nominativ. Das musste er sich merken. „Ich gehe nach Rom.“, murmelte er vor sich hin. Das klang gut. Weiter ging es. „Ich muss gehen nach Rom.“ Gut, die Verben waren in der Mitte, alles passte, bis auf eines... Gehen musste nach hinten. „Ich muss nach Rom gehen?“, machte er erstaunt. Wieso kam Gehen hier nach hinten? Das war unlogisch! Entweder waren die verben in der Mitte oder am Ende, sie müssten sich dazu entschließen, was sie zu tun gedachten!
    Er grummelte. Indikativ im Nebensatz hinten, von ihm aus. „Ich muss nach Rom gehen.“ Na gut, dann war es halt so. „Ich muss nach Rom gehen, um zu Lebensmittel kaufen...“ Nein, um zu war getrennt! Er fluchte leise und wandte sich etwas anderem zu. „Ich muss nach Rom gehen, weil ich will Lebensmittel kaufen.“ Haha, so war das richtig, der zweite Satz nach dem weil war goldrichtig, er sah genau so uas wie der vorhergehende, er...
    WAS?
    „Ich muss nach Rom gehen, weil ich Lebensmittel kaufen WILL?“, stöhnte er. Warum bloß hinten? Warum war das Verb bloß hinten? Das machte keinen Sinn.
    Da entdeckte er ein schönes Wort: nämlich nämlich. „Ich muss nach Rom gehen; ich will dort namlich Lebensmittel kaufen!“, skandierte er stolz. So, das war geregelt.
    Er paukte noch sehr lange, bis in den Abend hinein, Syntaxformen, ließ die komplizierten aber weg.
    Schlussendlich ging er zu etwas komplett anderem über.

    Phraates war heute schon sehr fleißig gewesen. Er saß auf einem Fauteuil, vor einem Tisch in der Bücherei, auf welchem sich zahllose Zettel und grammatische Bücher stapelten. Eines davon hielt Phraates in der Hand. Er hielt die Augen geschlossen und leierte Fälle herunter.
    „Equus, Equi, Equo, Equum, Eque, Equo. Equi, Equorum, Equis, Equos, Equi, Equis.”, murmelte er zu sich selbst. Ja, das war so richtig. „Rosa, Rosae, Rosae, Rosam, Rosa, Rosaaaaaaaaaaaa!“, machte er nach einer kurzen Denkpause. „Rosae, Rosarum, Rosis, Rosas, Rosae, Rosis.“ Ja, das klang so richtig.
    Er war auf einem guten Weg, er spürte es. Nie wieder Fälle vergessen, das wäre gut. Er machte weiter. „Templum, Templi, Templo, Templum, Templum, Templo. Templa, Templorum, Templis, Templa, Templa, Templis.“, rasselte er herunter und sperrte die Augen auf. Seine Blicke glitten über die Texstellen seiner Grammtaik. Ja. Es war richtig. Er kannte jetzt die Fälle. Einmal die regelmäßigen Fälle. Das war nicht schlecht. Ein gutes Werk war heute getan worden.
    Er legte die Schriftrolle beiseite und atmete tief durch.


    Sim-Off:

    Der Thread gehört mir. ;) Er dokumentiert die Lernfortschritte von Phraates. Mit jedem Beitrag hier wird sein Latein etwas besser.
    Edit: Aaaargh, der Vokativ! :( Korrigiert.

    Sim-Off:

    Danke für den Spruch, den habe ich noch nicht gekannt. Der hat mir den Tag gerettet. :D


    Vor seinem inneren Augen zogen Szenen vorbei. Szenen des Scheiterns. Eine wegrennende Charis, die niemals mehr wieder etwas mit ihm zu tun haben wollte. Er selber, am Boden sitzend, alleine unterm Sternendach, komplett zerschlagen und sich fragend, ob das Leben denn noch einen Sinn hatte. Als Pechvogel gewöhnte man sich mit der Zeit immer ein bisschen Pessimismus an. Damit fuhr man niemals schlecht.
    Doch dieses Szenario trat nicht ein. Zu seinem Erstaunen, musste man sagen, denn innerlich war er schon komplett auf das Scheitern seines Vorhabens eingestellt. Doch dies trat nicht ein. Er schnitt besser ab, wie er es sich gedacht hatte. Um ehrlich zu sein, es war... perfekt, alles miteinander. Sie näherte sich ihm gleichsam... sie wies seine Hände nicht ab... sie berührte seine Brust mit ihren Kopf... sie machte einen armen Burschen, der so unendlich weit von seiner Heimat entfernt war, wie er es niemals für möglich gehalten hatte, eine unendliche Freude. Seine Hände wanderten an ihren Armen hinaus, schlussendlich umschlang er Charis komplett. Ganz, ganz leicht, sachte, drückte er ihren Körper an den seinigen. Er platzierte seinen Kopf auf ihrer linken Schulter. Und so konnte es niemand sehen, nur die Mauer vor ihm: das Lächeln eines Mannes, welcher alles bekommen hat, was er je begehrt hatte, und nichts braucht. Kurz dachte er an Ava. Er stellte fest – ganz objektiv und neutral, ohne eine Spur des Entsetzens – er hatte ihr Gesicht vergessen. Was brauchte er sie. In der Gegenwart von Charis, da fühlte er sich wie ein freier Mann, endlich wieder.
    Seine linke Hand fuhr ganz langsam auf ihren Rücken hianuf und berührte ihren Nacken, welcher sich genau so wohlig und wundervoll anfühlte, wie er es sich schon immer gedacht hatte. „Ich kann nicht ohne dich leben. Ein Leben ohne dich wäre wie ein weißer Elefant: unmöglich.“, flüsterte Phraates ganz leise in seiner Muttersprache. Ein Bestandteil eines uralten Gedichtes seiner Heimat. Er vergaß komplett, dass Charis kein Parthisch konnte. Doch die zeitlose Schönheit des Gedichtes konnte nur auf parthisch zur vollen Blüte kommen.

    Sim-Off:

    Ich habe jetzt einmal einen Post geschrieben. Tut mir Leid fuer die miese Anwesenheit zur Zeit!


    Phraates atmete innerlich auf. Sie hatte seine Spuren am Boden nicht gesehen. Vielleicht hätte sie ihn als schwachen, ungeduldigen Mann gesehen, als eine Art von Mann, welcher ein azadan nicht sein sollte, nicht um alles in der Welt. Zudem beglückwünschte er sich stumm zu seiner Wahl, dass mit Knoblauch großzügig gewürzte Abendessen (vulgo Pampe) auszulassen. Zwar wurde sein Hunger dadurch nicht gerade gestillt, doch der daraus entstehen würdende Mundgeruch hätte jene zarte Funken, welche im Begriff waren, zwischen dem Parther und der Makedonierin zu entstehen, im Handumdrehen abgetötet.
    Er ging kurz in sich, als Charis sich langsam zu ihm hinwandte. Er hatte sich noch nie so wohl gefühlt, seit er vom Anwesen seiner Familie losgeritten war. Die Sklavenschaft war graunenhaft und ungerecht... doch dies war die große Chance. Die Chance, die ganze Sache erträglich zu machen. Es wurde ihm klar, dass er immer weiter machen würde wie bisher, bis schließlich der letzte Funken von Lebenswillen in ihm erlosch, wenn er sich jetzt nicht versinken ließ, in die Wunder einer sternenklaren römischen Nacht, welche sein Leben wieder lebenswert machen könnte.
    Mit der Hilfe jener Frau, die ihm nun in die Augen blickte. Der Ausdruck in ihren Augen, wie sollte man es beschreiben? Phraates vermeinte darin einen leichten Schimmer von etwas zu vernehmen, was man als die Verheißung der Freiheit kannte. Wenn es sich auch nicht um die physische Freiheit handelte, bestand die Aussicht auf eine Art der geistigen Freiheit, welche genau so aufregend war wie diese Nacht, wie dieses Mädchen.
    Er beschloss, dass etwas getan werden musste, selbst wenn die Chance bestand, dass Charis finden würde, es wäre nicht angemessen. Vielleicht verstrich dieser Augenblick genau so schnell, wie er gekommen war, und dann würde er sich sein Leben lang dafür verdammen, nichts getan zu haben. Er machte einen kleinen, langsamen Schritt auf sie zu und blickte sie mit einem Ausdruck an, in welchem sich Wärme und Frieden widerspiegelten, und das Gefühl der Geborgenheit. „Nicht man nach Sternen mit Händen greifen kann...“, meinte er ebenso leise wie vorhin. „Doch man versuchen kann, dies mit die... der Seele zu tun.“ Seine Hände bewegten sich langsam nach vorne, mit der Absicht, ihre Handriste zu berühren. Er war aufgeregt, doch es war ein gutes Gefühl. Wenn das bloß gut gehen würde!

    Sie entgegnete ihr Lächeln, und zwar so, dass Phraates glaubte, er sei jetzt im Paradies gelandet. Sie leistete keinen Widerstand, als er ihre Hand ergriff – beinahe hatte er dies schon befürchtet – und sie gingen gemeinsam jene paar Schritte zu jener Stelle, nicht weit entfernt vom Tor zum Innenhof, wo man sehr gut an zahlreichen Fußspuren am Grund sehen konnte, dass hier noch vor kurzem jemand ungeduldig in einem sehr kleinen Kries herumgetrottet war. Phraates wusste natürlich, dass dies seine Spuren waren, und jetzt war er schon fast ein bisschen peinlich berührt, zeigten jene Abdrücke doch seine Ungeduld.
    Doch Charis schien sich nicht allzu lange damit aufzuhalten, sondern blickte sogleich in die Sterne. Es war eine sternenklare Nacht. Zwar hätte man die Sterne viel besser sehen können, wären die beiden auf einem verlassenen Hügel gewesen, ohne Lichter rund um sie. Doch auch von jenem Innenhof ind er größten Stadt der bekannten Welt konnte man sie alle sehen, und man konnte auch die Sternzeichen ausmachen.
    Er machte einen kleinen Seitschritt, sodass er nun hinter Charis stand. „Ja.“, sagte er zu ihr, ganz leise, als sie den Namen der Sterngruppe erwähnte. „Wir sie Zatalkasi nennen. Der Stern hier Schedar heißt...“ Er beugte sich zu Charis hin und deutete über ihre Schulter zu einem sehr hellen Stern, „das hier ist Ruchbah... und das ist Segin. So wir nennen sie.“, sagte er, stolz auf das astronomische Kulturerbe seines Volkes.
    Für eine kurze Weile stand er da, den Zeigefinger noch immer ausgestreckt, mit einem unbestimmten Lächeln auf seinen Lippen. „Ich die Sterne liebe...“, flüsterte er ihr zu. „Sie so weit weg, und trotzdem, man glaubt manchmal, man kann Arm ausfahren und sie berühren.“ Ihn hatten die Sterne schon immer sehr berührt, und er hoffte, Charis würde ihn deswegen nicht als Schwächling und Träumer ansehen.

    Zitat

    Original von Siv


    Sim-Off:

    Tschuldigung, uebersehen.


    Phraates schwankte zwischen zwei Extremen – jener übermäßigen und komplett überzeichneten Heldenhaftigkeit und Ehrenmut, welchem einem jungen parthischen Adeligen schon von Kindesbeinen an eingetrichtert wurde; und jenem Trieb, vor lauter Wut und Verzweiflung einfach durchzudrehen und ALLES zu vernichten. Wenn er schon unabsichtlich so viel zerstören konnte, war es unabsehbar, welchen Schaden er anrichten konnte, wenn erst einmal der unbezähmbare Krieger, welchen die Römer an ihren parthischen Widersachern so fürchteten, mit ihm durchging. Doch die Zerstörungswut, aus seiner Frustration geboren, unterlag im inneren Ringen einer merkwürdigen, nicht sehr oft gesehenen Allianz seiner Vernunft und seiner Ritterlichkeit. Zwar war die Sklaverei eine ganz, wie seine Herren sagen würden, deplorable Angelegenheit, doch war sie keine Ausrede dafür, jenen Rest and Würde zu verlieren, welche ihm noch geblieben war.
    Der Kampf zwischen seinen inneren Überlegungen war ausgefochten. Er war wieder hier. Gleich neben der Rampe, welche zu diesem wohl von Ahriman verdammten Schiff gehörte. „Ich...“ begann er nicht sehr überzeugt. „Du also nicht kannst... du kannst! Du kannst nicht. Nicht... enthind... zerhind... verhindern, dass ich in Loch gehe.“ Merkwürdigerweise sackten seine Schultern nicht noch weiter herunter – es wäre sowieso ein Ding der anatomischen Unmöglichkeit gewesen – sondern er drückte seinen Rücken wieder durch und seine Schultern waren wieder da, wo sie bei einem selbstbewussten Mann hingehörten.
    „Wenn du nicht verhindern kannst... es... dann, gut.“ Er seufzte. Er kam sich vor wie dieser seltsame Christengott, den eine kleine Gruppe von Menschen angeblich in Ktesiphon und Dura verehrte, welcher sich für seine Mitmenschen geopfert hatte. „Aber rede mit Corvinus. Bitte.“, meinte er noch und machte dann eine lahme, halbseidene Handbewegung, als wolle er dadurch das Thema verscheuchen wie eine lästige Fliege.
    Sein Interesse richtete sich also uneingeschränkt auf die aurelische Villa. „Gut, sagst du? Also, gibt dort ein Loch es? Wie ist... ESSEN?“ Das letzte Wort betonte er mehr als notwendig. Damit brachte er das zu Ausdruck, nach was er sich verzehrte – gutes, annehmbares Essen. Keine Pampe. Als er sich an den Frass erinnerte, schüttelte es ihn. Aber auf jeden Fall schienen die Aurelier nicht so unmöglich mit ihren Sklaven zu sein wie die Flavier. Siv benutzte sogar das Wort „freundlich“. Hmm. Die Stimmung bei den aurelischen Sklaven schien gut zu sein, und dies war sicher nicht ohne Grund so. Er atmete ganz leicht auf. „Wie ist Corvinus?“, fragte er. Es war wichtig, dies zu wissen. Es war nunmehr der Mann seiner Herrin. Wenn er ein netter Kerl war, war er mit einer solchen Bissgurn als Gattin zwar zu bemitleiden, doch er konnte durchaus eine mäßigende Einwirkung auf seine Frau haben.

    Sim-Off:

    Tschuldigung, dass ich hier so abrupt abbreche. Aber ich versuche gerade, Threads abzustossen. Tut mir Leid. Wir rennen uns sicher wieder ueber den Weg. ;)


    Die Frau hielt sich sehr verschlossen, und Phraates fuehlte das Beduerfnis in sich selber, ihr zu helfen, deutlich absacken. Nach ihrer dritten Beteuerung oder so fing Phraates an, es ihr zu glauben, und nahm die Worte der Aegypterin fuer bare Muenze.
    Er bemerkte auch, dass sie von seinen Titeln unbeeindruckt war. Er konnte dies durchaus verstehen. Ein Ritter sollte kein Unfreier sein.
    Er schuettelte den Gedanken ab und blickte die junge Frau an.
    "Mich auch es freut!", meinte er freimuetig. "Und froh ich bin, dass nicht sauer du bist.", fuegte er hinzu und laechelte.
    "Nun, Kiya... los ich muss. Ich dich wieder sehe, hoffe ich.", meinte er, verbeugte sich und sagte zum Abschied "Vale". Dann drehte er sich um und ging ab, hatte er doch noch viel zu tun. Er wollte seiner Verpflichtungen nicht saeumig sein. Auch wenn es ihm im Herz wehtat, dass er so gemeine Aufgaben verrichten musste. Er musste damit leben.

    Ich habe mich, inspiriert von einem PN-Wechsel, einmal darangesetzt, alle moeglichen Infos ueber Parthien im Internet zusammenzukratzen. Vielleicht hilft das ja den einen oder anderen.
    Alle meine Quellen sind auf Englisch (auf deutsch gibt es nichts gescheites :( ).


    Gute Ausgangspunkte sind die Wikipedia: http://en.wikipedia.org/wiki/Parthia und eine Seite namens http://www.parthia.com
    Hier steht eines interessantes ueber das parthische Heer: http://books.google.co.uk/book…t=result&resnum=4#PPP1,M1
    Diese Seite: http://en.wikipedia.org/wiki/Sassanid_army behandelt zwar die sassanidische Armee, aber macht Vergleiche mit der parthischen Armee.
    Hier: http://en.wikipedia.org/wiki/Persian_culture steht einiges ueber die persische Kultur - inwieweit Analogien zum Partherreich gezogen werden koennen, weiss ich nicht.
    Die Encyclopedica Iranica: http://www.iranica.com/newsite/ scheint auch viel Infos zu haben.
    Scheinbar unabdingbar: Der massive Waelzer von Rawlinson: http://books.google.co.uk/book…t=result&resnum=9#PPP1,M1 Wer auf altmodisches Englisch steht... -.^
    Diese Seite hier: http://www.livius.org/pan-paz/parthia/parthia02.html ist auch recht nett, denke ich. Sie beinhaltet einiges ueber die Verwaltung, das Kriegswesen und noch ein paar weitere Links.
    Ein Film vom History Channel! http://www.youtube.com/watch?v=DeplY1pkjzg&feature=related und http://www.youtube.com/watch?v=U2zKNNCIfJE&feature=related und http://www.youtube.com/watch?v=IJ_1bshHnD8&feature=related


    Ich wuerde gerne alle, die noch relevante Informationen ueber die Parther haben, bitten, sie hier hineinzustellen.
    Danke! :)

    "Ahasver, so hiess mein Vetter dritten Grades, bis er aus himmlischen Rat an der Cholera hinfortgerafft wurde!", rief Phraates aus. Endlcih wieder mit einem Mann reden, der aus Parthien war. Der einen vertrauten Namen trug. Endlich wieder seine geliebte, melodioese Sprache sprechen. Ein paar Worte auf Parthisch zu wechseln veranlasste Phraates dazu, komplett aufzubluehen. "In Medien war ich schon einmal, in Ecbatana! Ein wundervolles Land mit wunderbaren Menschen!" Und mit jener erfrischenden Absenz von Zahnpflege, die zum Beispiel in Ktesiphon gang und gaebe war. Doch Phraates wuerde nie einen Menschen nach seinen Zaehnen beurteilen, sondern eher an der Nationalitaet. "Fuerwahr, lieber waere ich in der Situation eines freien Mannes, oh Landsmann. Kannst du mir etwas verraten? Wann gehst du wieder nach Parthien? Und wenn... haettest du vielleicht in deinem Stauraum Platz fuer eine Kiste? Gerade gross genug, dass ein Mensch von meiner Groesse hineinpasst?", fragte er listig, grinste und zeigte somit Ahasver nun seine Zaehne, die relativ gut gepflegt waren, worin sich der Stand seiner Familie manifestierte.
    "Danke fuer deinen Wunsch... doch wie Zarathustra sagte, jeder ist seines eigenen Glueckes Schmied."
    In jenem Moment deutete Ahasver seine Mitsklaven heraus. "Ja, die gehoeren zu mir.", meinte Phraates. Widerwillig wechselte er wieder ins Lateinische. "Diomedes, Charis, das Ahasver von Medien ist. Ahasver, das Diomedes und Charis sind. Sklaven von Flavier.", sagte er. Dann redete er wieder auf Parthisch los. "Ich brauche Zimt, Anis, Koriander, Kuemmel, Ingwer, Muskatnuss, Kardamom. Und natuerlich Gewuerznelke, und Vanille! Viel Vanille! Und Dill. Und Paprikapulver, falls du so etwas hast.", zaehlte er auf, auf lateinisch haette er nie diese Namen gewusst.

    Fruehling war es, und doch so kalt. Er zog sein Gewand etwas enger zusammen, um keine Gaensehaut zu kriegen. Doch waere die Gaensehaut Ausdruck eher von der Kaelte, die ihn umgab, oder der Aufregung? Wie lange hatte er schon mit keiner Frau mehr etwas zu tun gehabt... ewig schien es her.
    Das Rascheln wurde lauter, es zog ihn an. Er drehte sich zu jener Stelle hin, aus der es kam, und ging langsam darauf zu. Nur keine Hast. Nur keine Hast. Es wuerde alles gut werden. Oder halt... hatte er nicht immer dieses Unglueck? Oder war es einfach nur Einbildung? Er muesste sich ueberwinden. Seine rechte Hand zitterte leicht. Er packte sie und liess sie nicht los, bevor sie zu zittern aufgehoert hatte.
    Anders als Charis, die komplett ueberrumpelt war von jenem Gefuehl, einen eigenen Willen zu haben, fuehlte sich Phraates wieder, nach so langer Zeit, in seinem Element. Keiner, der in Freiheit geboren worden war, wuerde sie je abschuetteln koennen. Sie koennen dich aus der Freiheit herausreissen... aber sie koennen nicht die Freiheit aus dir herausreissen. Schon gar nicht aus einem Mann wie Phraates.
    Er blieb stehen, streckte die Hand aus und zog den Ast eines Gebuesches beiseite.
    Dahinter stand sie. Er hatte es gar nicht mehr fuer moeglich befunden. "Charis...", meinte er nur noch mehr, atemlos. Das Herz schlug ihm bis hinauf in den Hals. Selbst wenn sein Latein besser gewesen waere - was haette er sagen koennen. "Du da bist." Ein feines Laecheln zierte sein Gesicht. "Du bist da.", sagte er, dieses Mal richtig.
    Dann erfasste er ihre rechte Hand und gab ihr einen Handkuss, wie es Sitte war in seiner Heimat, wenn ein Mann eine Frau minnte. Er liess die Hand jedoch nicht los, sondern zog ganz leicht und vorsichtig dran. "Komm!", fluesterte er ihr zu. "Hier drueben ein Platz ist, wo man Sterne gut sehen kann!" Er deutete mit seiner freien hand auf die Stelle, wo er gerade gestanden war.

    Man musste ja Ahura Mazda auf den Knien danken, dass nichts schlimmeres passiert war. Phraates haette nach vorne fliegen koennen, die Stufen hinunter. Er haette sich absolut grauenhaft weh tun koennen. Doch der Busch hatte seinen Sturz irgendwie noch gefedert. Jene Reflektionen ueber hypotetische Moeglichkeiten und Risiken taten aber nicht das mindeste, um den gewaltigen Schmerz in Pharaates' Hinterteil - beim Barte des Zarathustra, wieso immer nur das Hinterteil? - abzumindern. Im Gegenteil, der Gedanke an noch mehr Schmerz liess die Pein anschwellen. Phraates' Versuch, sich aufzurichten, scheiterte erbaermlich. Allerdings wurde ihm eine Hand hingehalten. Es war die Hand des Sklavenjungen, vor welchem er hingefallen war. Dankbar ergriff er sie und liess sich hochziehen. "Danke.", meinte er und klopfte sich den Staub abermals vom Gewand.
    Der Bursche schien verwundert zu sein ueber die frage des Parthers, doch sie kam ihm legitim vor, da er sich nicht sicher gewesen war, ob er ihn nicht getroffen hatte mit irgendeiner Extremitaet, als er so unkontrolliert heruntergefallen war.
    Haette Phraates gewusst, was Mica dachte, so haette er ihm sicher wuetend widersprochen. Er war doch nicht wuest. Vielleicht war er kein Adonis, aber so haesslich, dass er als wuest bezeichnet werden konnte, war er nicht.
    "Danke.", wiederholte er abermals. "Ich bin Phraates... Herrin!", rief er, warf dem Jungen einen entschuldigenden Blick zu und eilte zu Celerina. "Rufen du lassen hast.", meinte er zu ihr und schaute sie treuherzig an.

    Stille und Eintracht herrschten. Friede und Ruhe. Die Voeglein zwitscherten, die Bienen summten, die Baeume wogen sich im Wind. Die Blaetter rauschten friedlich vor sich hin. Der Duft von Marillenblueten beherrschte die Luft. Im Gras bluehten die Narzissen, die Krokusse, die Veilchen. Ruhe und Frieden. Niemand haette sich wirklich gedacht, dass dieser Zustand unterbrochen werden koennte.
    Doch es war moeglich. Natuerlich nicht von jedem, sondern nur von speziellen Personen. Personen wie Phraates.
    Vom Tor, welches zum Atrium fuehrte, her, erklang ein Schrei. Am besten wird er reproduziert durch "HUAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!", obwohl dies die Dramatik des Augenblickes nur unzulaenglich einfaengt. Wer war dies? Ein einfallendes Heer?
    Nein, nur ein Parther, der eine Stufe zu viel genommen hatte.
    Phraates wurde mitgeteilt, dass die Herrin ihn brauchte, und so war er losgetrabt, schneller als gewoehnlich, da er sich denken konnte, dass Charis dabei war. Und so war er durchs Atrium gestuermt, gewandet in einem besonders guten seiner parthischen Gewaender - das Tuerkise hier in der Mitte, aber statt der Kopfgugel ein einfaches Kopftuch.
    Doch vor lauter Geschaeftigkeit hatte er nun eine Stufe genommen. Er verlor sein Gleichgewicht und unter obig aufgefuehrtem Schrei fiel er seitlich in einen Busch.
    Er war der Busch, welcher der sehr junge Sklave, den Phraates nicht kannte, untersuchte. Keine Frage, dass die Katze sofort hinwegsprang, andernfalls waere sie vom Parther plattgewalzt worden. Phraates fiel mitten in den Busch hinein und kam sehr hart mit dem Hintern am Boden auf, direkt vorm Blickfeld des Sklaven.
    Er sass also vorm Burschen und sah sehr belaemmert aus der Waesche. Nach ein paar Sekunden brachte er wieder etwas heraus. "Nae... an, an, an...", fluchte er in seiner Muttersprache, bevor er sich aufrappelte und sein Gewand abklopfte.
    Dann blickte er nach unten. Unglaubilich eigentlich, dass sein gewand noch intakt und nicht in viele kleine Fetzen zerstueckelt war, und unglaublich, dass er sich nicht viel mehr weh getan hatte. Dann blickte er auf den Jungen, der vor ihm stand. "Alles in Ordnung ist?", fragte er, wieder auf latein und blickte dabei saeuerlicher drein, als er es eigentlich beabsichtigt hatte.

    Ich bin auch dafuer, es waere durchaus motivierend, aber in einem frueheren Thread hat Flavius Secundus den Vorschlag niedergeschmettert. Angeblich, weil die Wi-Sim so viele Personen gar nicht unterstuetzen kann. Es ist nur mit einer neuen Wisim, einer Wisim II moeglich.
    Das wirft eine alte und leidige Frage auf: Wann kommt sie?

    Er war vor einer halben Stunde aus dem Cubiculum von Celerina gekommen. Er wartete. Die Nacht war warm, und trotzdem zitterte er ein bisschen. Er musste sich nicht einmal selber fragen, was das war.
    Es war die Aufregung.
    Die ersten Minuten hatte er damit verbracht, es Acanthus gleichzutun und ueber die Implikationen des Daseins nachzudenken. Doch nach 15 Minuten war er viel zu aufgeruettelt, um dies zu machen. Somit verbrachte er die naechsten 10 Minuten damit, Daeumchen zu drehen. Doch auch dies brach er ab, da seine Haende zu sehr zitterten. Wuerde sie kommen? Hoffen und bangen. Und warten, immer nur warten.
    Er haette sich hingesetzt, doch der Boden war zu kalt und zu dreckig. So blieb ihm nur das Stehen. Das Warten, und das Hoffen.
    Es waren nochmals 5 Minuten vergangen, jetzt muesste es doch soweit sein! Was war das, das Rascheln da drueben? War sie es, oder doch nur eine Halluzination? Hatte er sich alles nur eingebildet? Oder... kam sie?

    "Danke.", meinte er nur und ging.
    Doch seine Schritte lenkten ihn nicht zum serviticiuum der Maenner, wo er normalerweise hingehen sollte.
    Vielmehr bog er, nachdem er das Cubiculum mit einer nochmaligen Verbeugung verlassen hatte, in den falschen Flur ein. Ein Flur, der zum Innenhof fuehrte, wo er jetzt noch eine halbe Stunde Zeit hatte bis Mitternacht... einem Zeitpunkt, von dem er sich sehr, sehr viel versprach. Er fuhr sich nervoes durch seine Haare. Gut, dass sie frisch gewaschen waren - fuer die Hochzeit morgen.
    Er trat auf den Innenhof hinaus...