Piso, nicht kleiner als Flaccus, aber dennoch nicht so gravitätsvoll – nein, innerlich verbiss er sich sogar ein Grinsen, als er das, wie das Bürschelchen gezwungen würdevoll tat – blinzelte, als Flaccus ihm unterstellte, er zöge die Mos Maiorum in den Dreck. Hmm. Tat er das? Gut möglich. Aber war Piso ein Mann, der sich sonderlich um die Mos Maiorum scherte? Nun, freilich, aber stets nur dann, wenn es zu seinem Vorteil gereichte. Wenn es mit Unannehmlichkeiten, gar Pflichten, verbunden war, ging es ihm am Hintern vorbei. Und momentan war es ihm lieber, dass seine Schwester einfach die Sklaven bekam und fertig, anstatt dass die Flavier ein unwürdiges Selbstzerfleischungsritual am Markt aufführen würden. Flaccus kam ihm noch mit seinem Status als Bruder und als Septemvir. Nun ja. Piso ersparte es sich, Flaccus anzufahren, dass er Recht habe – er war der Bruder und wüsste sehr gut, was für seine Schwester angemessen war; und ohnehin sollte Flaccus den Schnabel nicht zu weit aufreißen, bevor er nicht den gesellschaftlichen Rang erreicht hatte, den Flaccus bei Piso herausdeutete. Doch es hätte eh keinen Sinn. Flaccus indessen motzte noch ein wenig herum. Er wollte wohl andeuten, er konnte auf Pisos Unterstützung bei den Septemviri verzichten? Nun gut, das ließ sich auch noch glatt einrichten. Und, das fand der Flavier besonders lustig, er versuchte Piso wohl wegen der Sache bei der Sponsalia ein schlechtes Gewissen einzujagen. Aber nun ja. Seit Piso wusste, was für ein Miststück diese Axilla war, hielt sich sein schlechtes Gewissen, dass er sie davon abgehalten hatte, Flaccus mit ihrem Schmarren, den sie verzapfte, zu vergiften, in Grenzen.
Er tat also das, was ein Flavier am besten konnte – er zog seine linke Augenbraue, eher unbewusst als gewollt, hoch, und schob Stoizismus vor. Erst, als Flaccus zum Sklavenhändler rief, das alles in Ordnung war, bildeten seine linke und rechte Stirnhälfte wieder ein Äquilibrium.
Piso blickte Flaccus mit ein wenig gemischten Gefühlen hinterher, als jener abzockelte, und schnaufte leise aus. ”Mos Maiorum… pfff... bei meiner Ehr’…”, mauschelte er. “Bin ich total von Verrückten umgeben?“ Natürlich, antwortete eine Stimme in seinem Kopf, bist du das, schließlich bist du ein Flavier, der inmitten seiner Gens lebt.
Er wandte sich zu seiner Schwester, neben die er sich hingestellt hatte, hin und zwinkerte ihr zu. “So, das wäre geschafft. Bring du die Sklaven heim, ich kümmere mich um den Rest. Wir sehen uns!“ Und als Domitilla ihre neuen Spielzeuge heimtrotten ließ, eilte der Flavier ihr voraus in die Villa.
Kurze Zeit später erschien ein flavischer Laufbote bei Titus Tranquillus und überbrachte ihm einen Brief von Cnaeus Flavius Aetius, welcher dem Sklavenhändler mitteilte, der Handel ginge in Ordnung und es gäbe keine Einwände - eine eindeutige Ratifizierung. Die Sklaven gehörten nun endgültig ihrer Käuferin.