Mit stolz gerecktem Kinn trat Piso vor, und musterte kurz die Senatoren, die sich in der heilgsten aller heiligen Gremien versammelt waren. Ja, und er war nun ein Teil davon. Er war nun Senator. Senator Flavius Piso. Wenn das nicht gut klang, dann wusste er auch nicht mehr. Manche Leute in seiner Situation würden sich wohl nun innerlich denken, was für eine Last und Bürde sie nun trugen, und daran verzweifeln. Piso war von solchen Bedenken unbeschwert. Wer es in den Senat schaffte, dachte er sich, schafft auch alles, was man dort drinnen auf ihn zuwirft! Egal, was das nun war. Der Flavier war sich darin ziemlich sicher. SeineGedanken volvierten also nun eher um die neue Macht als um die neu gewonnenen Pflichten. Dies ließ er sich natürlich nicht nach außen hin anmerken, als er nun so vorm Senat stand und sich auf seine erste Rede im Senat als Senator mental vorbereitete. Bloß nicht grinsen, befahl er sich innerlich, obwohl der Drang in ihm, das zu tun, unermesslich groß war. Doch es gelang ihm, seine Lachmuskeln zu besiegen und wieder wie ein perfektes Abbild des Römers an sich hier zu stehen, mit gerader Körperhaltung, fast so, als habe er ein Opfer auszuführen.
Tief holte er Atem und rezitierte dann die kleine Rede, die er sich bereitgelegt hatte.
“Patres Conscripti, es ist schwer möglich für mich, zu sagen, welch Ehre es für mich ist, mich als Angehörigen dieses Gremiums bezeichnen zu können. Einst, Patres Conscripti, einst stand ich hier, als Kandidat fürs Vigintivirat, und hernach für die Quästur. Damals schenktet ihr mir Euer Vertrauen. Nun stehe ich wieder vor euch, als Senator. Und bedanke mich. Bei allen, die mir ihre Stimme gegeben haben, ihre Stimmen, ohne die ich heute nicht hier wäre, bedanke ich mir.“ Er ließ seinen Blick kurz schweifen und schenkte den vertrauten gesichtern unterm Senat ein kurzes Lächeln.
“Patres Conscripti, sowie ihr mir die Chance gegeben habt, mich des Senates würdig zu erweisen, so versichere ich euch, dass ich diese Chance ergreifen und eure Erwartungen erfüllen werde. Ich werde euch nicht enttäuschen, Patres Conscripti, das verspreche ich. Danke für eure Aufmerksamkeit. Mögen die Götter das Volk und den Senat Roms behüten!“
Mit diesen Worten trat er weg und überließ seinen Platz dem, der nach ihm kam. In seinem Kopf war er ohnehin schon viel weiter als bei jenem Platz unter den Pedarii, den er nun ansteuerte. Jetzt, dachte er sich, jetzt bist du Senator, Aulus. Und jetzt, jetzt machen wir Nägel mit Köpfen hier im Senat!
Beiträge von Aulus Flavius Piso
-
-
Der Flavier lachte, als er das Zwinkern sah. “Das habe ich nicht vergessen, genauso wenig, wie ich vergessen habe, wem ich es zu verdenken habe, dass ich jetzt in dieser schicken Kleidung einhergehen darf.“ Man konnte fast das Gefühl bekommen, Piso würde sich viel eher über seinen noblen, urschnieken Aufzug freuen als über sein neues Amt. Doch der Gedanke hatte doch noch einen säuerlichen Nachgeschmack, dass seine Ernennung nicht eben gratis gewesen war. “Du willst aber gar nicht wissen, wieviel ich diesem Vescularius in den Rachen schieben musste, bis er sich dazu bequemte, mich zu ernennen.“ Er winkte mit der rechten Hand ab, bevor er seine Gedanken auf anderes, Zukunftsgerichteteres lenkte.
“Hmm, wirst du dann auch noch eine offizielle Willkommensheißung für mich im Senat machen? Es sei Tradition so, habe ich gehört“, fügte er hinzu. Hach, was würden sie staunen, die ganzen Senatoren, über die Pracht und den Prunk, jenem Auswuchs von Ästhetik, der nun im Senat Einzug halten würde. -
Freundlich nickte Piso Flaccus zu, als dessen Mitgliedschaft bei den Arvalbrüdern nun endlich offiziell wurde. Na also! Die Flavier schienen in der Arvalbruderschaft Fuß zu fassen – jedoch nicht allzu sehr, denn das wäre auch wieder schlecht. Piso hatte ja gehört, wie es bei den palatinischen Saliern aussah... alles voll mit Aureliern.
Durus begann nun darauf zu sprechen, dass Furianus weg war, und Piso nickte wieder dazu, dieses Mal grave und ernst. Schließlich war Furianus ihm ein Mentor und eine bedeutende Hilfe gewesen. Ohne Furianus stünde er vielleicht niht hier. Furianus war der gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass Piso sich aufrappelte und seine politische Karriere ins Laufen brachte.
Und nun... und nun stand er, Piso, im Rampenlicht. Sein ernster Gesichtsausdruck wich einem überraschten. Ja, Piso hatte nicht damit gerechnet. Natürlich hatte er gehofft, dass er vielleicht eine Stimme bekam oder zwei, aber in aller Ehrlichkeit hatte er sich erwartet, dass Durus sich selber vorschlagen würde – und Piso hätte das auch befürwortet.
Doch der Tiberier schien sich selber übergehen zu wollen, und suchte sich stattdessen von allen Personen ausgerechnet Piso heraus. Der Flavier machte große Augen, dann fing er sich ein und räusperte sich.
“Es... es wäre mir eine ganz besondere Ehre!“ Magister der Arvalbrüder. Das klang doch gut! Sehr gut sogar! Mit so einem Titel könnte er sich auf die Straße trauen. Er nickte. “Ich würde das sehr, sehr gerne machen!“ Aus seinen Augen strahlte die Begeisterung darüber, dass ihm solch ein Titel einfach zugeschanzt wurde, und er musste nicht einmal dafür blechen! -
Auch diese Wahlen liefen nicht ganz ohne Wahlwerbung ab. Zwei Wahlplakate wurden am Mercatus Urbi aufgehängt, gesponsert vom neuesten Senator, der es sich zum Auftrag gemacht hatte, seinen Vetter und auch seinen Mitklienten zu unterstützen.
Bürger Roms!
Wählt Manius Flavius Gracchus zum Praetor! Für Gerechtigkeit und Unbefangenheit in der Basilica Ulpia!
Bürger Roms, wenn ihr großartige Spiele wollt, so wählt Tiberius Aurelius Avianus zum Aedilis Curulis!
-
Sim-Off: Hmm, eigentlich hat Piso den Wein gar nicht eingefüllt. Die Situation ist aber viel zu witzig, um das nicht aufzugreifen.
Gerade in jenem Augenblick, als Piso schon die Hände vom Weinschlauch zurückziehen wollte, erinnerte er sich seiner Manieren. Einer Dame schenkte man das Getränk ein! Natürlich war sie keine Dame im eigentlichen Sinn, da sie eine freigelassene Sklavin war. Aber man war ja liberal, zumindest bildete sich Piso ein, dass er fortschrittlich zu sein hatte, zumindest bis zu einem gewissen Ausmaß. Und zudem kam ihm Bridhe in seinem Zustand eh schon vor wie ein ätherisches Wesen. Für den Betrunkenen war sogar das hässlichste Weibbild mit einem Buckel hübsch, und analog dazu musste eine schöne Frau wie Bridhe Piso vorkommen wie eine Göttin. Selbstverständlich schenkte man da den Wein ein.
Nun, Piso mochte mit seinen kavaliersmäßigen Gedanken durchaus nichts vordergründig Böses im Sinn haben, aber so manch betrunkene Idee hatte sich schon als ganz besonders dumm herausgestellt. “Neeee, neeeee, Süße, das paaaaaasst“, machte er mit jenem unbeschreiblichen dümmlichen besoffenen Gesichtsausdruck, während er sie anglotzte und dabei auf seinem Tisch eine Pfütze produzierte. Ah, sie hatte ihn Piso genannt, wie nett! Was war mit dem Wein? Erst, als er seine Ernennungsurkunde ihr gab, wurde das Problem evident. Piso hörte mit dem Weineinschenken auf, und ließ den bereits übervollen und überquellenden Becher der Hibernierin sein, bevor auf auf seine weingetränkte Urkunde starrte.
Dann brach er in Gelächter aus. “Hahahaha! Hihihi! Wer me...eine Urkunde sieht, weißßßßß, dass ich zu fe... he...esten weiß. Muahaha.“ Er klopfte mit seiner rechten Hand ein paar Mal auf seinen Tisch und kicherte in sich rein.
Und noch viel amüsierter war er, als er ihren baffen Gesichtsausdruck nach seinem kleinen Liedchen sah. “Ja, ich bin doch ein grooooooßer Sänger, nischwa?“ Er meinte die Frage sogar ernst. Und rhetorisch. Dann lachte er noch einmal, und fuhr sich mit seiner vor Wein triefenden rechten Hand durch die Haare, sodass er eine richtig feine Frisur bekam.
“Ich... hmm... ich will dich zu was ernennnnnnen. Ich will dich... hicks... neben deiner Dings... Sache als Scriba... zu meiner... er... Calatrix machen. Klingt doch toll, nischwa? Du weißßßßt doch, was ein Calator so macht. Oda?“ Er grinste sie erwartungsvoll an. “Isss ganz einfach, was so n‘ Calator so macht. Sind halt n‘ paar kul...ultische.... Dings. Verwaltungsdings halt. Vielleicht... hie und da bei nem Opfer daneben... stehen... aber nix, was jetzt ne... ne große Dings isss. Wenn du verstehsssssst, was ich mein.“ Er lachte abermals, und klopfte wieder mit der flachen Hand auf den Tisch, als ob das eine besonders lustige Geste wäre. -
Gracchus kommentierte Pisos Sorgen gar nicht weiter, und das konnte Piso auch total egal sein. Denn schließlich hatte er die Gewissheit, dass Gracchus ihm zugehorcht hatte. Was Gracchus mit diesen nformationen anfangen würde, das blieb Piso, dem leider der Segen der Gedankenleserei nicht gegeben war – durchaus zu seinem Leidwesen, denn gerne hätte er manchmal die Nuancen der Gedanken seiner Mitmenschen erfahren, obwohl er sich als vernunftbegabter Mensch eigentlich denken konnte, dass das, was von ihm gedacht wurde, mitnichten immer nett war. Besonders, wenn er eines seiner berüchtigten Ständchen gerade abgelassen hatte. Doch Piso war seinem Vater ähnlicher, als er es sich dachte. Beide, Aetius und Piso, waren sehr gut darin, nur das zu sehen, was sie sehen wollten. Der heitere Eskapismus war keinem der beiden unbekannt, nein, im Gegenteil, beide hatten sich darauf ein gesundes Selbstbewusstsein aufgebaut. Wobei seine hohe Meinung von sich selber Piso nicht dazu verleitete, Frauen en masse umzubringen... nein, seine Ehrfurcht vor dem schönen Geschlecht war viel zu hoch davor. Meistens einmal. Wenn es ihm passte. Was er, wie gesagt, von seinem Vater hatte.
Seine Gedanken bezüglich Kaiser und Salinator wurden in eine andere Richtung gelenkt, als Gracchus genau das sagte, was sich Piso erträumt hatte. Gracchus kandidierte als Praetor! Piso riss seine Augen auf und fuhr aus seinem Sessel, auf welchem er es sich bequem zu machen trachtete, empor. “Mensch, Gracchus! Das ist ja... das ist ja super! Mensch, klasse! Ich finde es prima, dass du dich dazu durchgerungen hast! Mit dir als Richter wird Rom aufatmen können – endlich wird es wieder unbefangene Justiz geben!“, dröhnte er hervor, als gälte es, Werbung für seinen Vetter zu machen. Nun ja, wieso Werbung? Gracchus kannte eh jeder. Und Piso konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand die Untadeligkeit seines Vetters, den er insgeheim als großes Vorbild verehrte, in Frage stellen könnte. Wenn, dann müsste das schon ein Vescularius sein! Und wenn Vescularius auf jemanden deutete und ihn defamierte, konnte man sich fast komplett sicher sein, dass es sich um einen anständigen Menschen handelte.
Die nächste Botschaft ließ ihn wieder in seinen Sitz zurücksacken, sodass das Holz knartschte. Mit großen Augen blickte er Gracchus an. Dann begann er zu grinsen und erhob sich abermals. Dieses Mal ging er um seinen Tisch herum und erpackte Gracchus kameradschaftlich an den Schultern. “Du glücklicher Mensch! Gracchus, Gratulation! So viele gute Neuigkeiten auf einmal! Das muss einfach gefeiert werden!“ Onkelfreuden strahlten aus seinen Augen.
Piso sah seine Gens jetzt definitiv im Aufwind. Bald würden die Flavier sich dort einen Platz holen, wo sie hingehörten – auf den Palatin! Doch diese Gedanken behielt Piso mal für sich, auch wenn er vor Glück schier überschäumte. -
...unter den Klienten des Consuls Purgitius Macer.
Piso, jener war nämlich der Nämliche, kam sich gottgleich vor, als er das Atrium betrat. Das war wohl weniger wegen seiner Verwandtschaft mit Göttern – Vespasian und Titus, obwohl dieser Umstand auch dazu beitragen mochte – sondern viel eher war dies so aufgrund seiner Kleidung. Über seiner Tunika, die sich auszeichnete durch die dicken Streifen, die Piso schon absolut entzückend und reizend gefunden hatte, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, trug er eine Toga Praetexta, wie es ihm als Septemvir zustand – im Gegensatz zu den anderen Senatoren, welche weder Priester noch kurulische Beamten waren, und sich mit einer Toga Candida begnügen mussten. Auf so etwas ließ sich Piso aber gar nicht ein, er wollte, dass die Welt wusste, dass er etwas besonderes war.
Als ob sie das nicht schon längst gewusst hätte.
Als Senator wurde er zwangsläufig sehr weit vorne bei den Klienten des Purgitius Macer eingeordnet, was ein enormer Vorteil war. So konnte er gleich zu Macer vortreten und ihn breit angrinsen. “Salve, Senatskollege!“, begrüßte er ihn scherzend. “Denkst du nicht auch, dass Purpur mir hervorragend steht?“ -
Ein wahrlich erhebender Tag. Denn es war der Tag, da Piso seine größte Ambition in seinem Leben verwirklichen konnte. Ein glorreicher Tag. Ein stolzes Lächeln umspielte Pisos Lippen, als er den Eid, den er so lange vor sich selber hin aufgesagt hatte, bis er ihn auswendig konnte, aufsagte, mit solcher Würde und Inbrunst, dass es dem Zuhörer fast so erschien, als würde er in GROSSBUCHSTABEN reden.
„EGO, AULUS FLAVIUS PISO, HAC RE IPSA DECUS IMPERII ROMANI ME DEFENSURUM, ET SEMPER PRO POPULO SENATUQUE IMPERATOREQUE IMPERII ROMANI ACTURUM ESSE SOLLEMNITER IURO.
EGO, AULUS FLAVIUS PISO, OFFICIO SENATORIS IMPERII ROMANI ACCEPTO, DEOS DEASQUE IMPERATOREMQUE ROMAE IN OMNIBUS MEAE VITAE PUBLICAE TEMPORIBUS ME CULTURUM, ET VIRTUTES ROMANAS PUBLICA PRIVATAQUE VITA ME PERSECUTURUM ESSE IURO.
EGO, AULUS FLAVIUS PISO, RELIGIONI ROMANAE ME FAUTURUM ET EAM DEFENSURUM, ET NUMQUAM CONTRA EIUS STATUM PUBLICUM ME ACTURUM ESSE, NE QUID DETRIMENTI CAPIAT IURO.
EGO, AULUS FLAVIUS PISO, OFFICIIS MUNERIS SENATORIS ME QUAM OPTIME FUNCTURUM ESSE PRAETEREA IURO.
MEO CIVIS IMPERII ROMANI HONORE, CORAM DEIS DEABUSQUE POPULI ROMANI, ET VOLUNTATE FAVOREQUE EORUM, EGO MUNUS SENATORIS UNA CUM IURIBUS, PRIVILEGIIS, MUNERIBUS ET OFFICIIS COMITANTIBUS ACCIPIO."
-
Jiddische Volksmusik, Abba und Guillaume de Machaut machen sich ganz besonders gut. Am Besten durcheinandergewürfelt.
-
Forentechnik ist schon was Boshaftes...
Ach ja, wenn wir schon dabei sind, kann man Piso aus der PP nehmen? Wir haben es uns ausgemacht, dass er aus der PP kommt, wenn er Senator wird. Geht das auch unausgespielterweise?
-
Piso hatte sich verspätet, kein Wunder, wenn man sich besah, dass er den Tag damit verbracht hatte, den Rausch, den er sich gestern bei den Tiberiern angesoffen hatte, auszuschlafen. Tatsächlich hatte er sich überlegt, ob nicht er, der erst um 2 Uhr aus den federn gekommen war, den Tag noch mit etwas Nützlichem verbringen konnte. Er machte sich daran, einen Brief zu schreiben nach Oberitalien, um sich nach seinen Grundstücken zu erkundigen, doch er gab es schließlich auf. Er war noch immer viel zu müde und unkonzentriert, um etwas Hochgeistiges in dieser Art vollbringen zu können. Er sollte sich einfach, dachte er, wieder hinlegen. Und so tat er dies.
Und er verschlief ein wenig. Den Umstand, dass er jetzt wohl 15 Stunden verschlafen hatte, verfluchend, zog er eilig seine Synthetis an, bevor er nach unten rauschte. Den Göttern sei Dank sah man ihm den Rausch nicht mehr so an, und sein Haar sah eh immer gleich lockig aus, egal, ob es frisiert war oder nicht – ja, die Vorteile einer kurzen Frisur!
Er schlich sich ins Triclinium und stellte sich dann breitbeinig vor den schon sich versammelt habenden Flaviern hin. “Bona Saturnalia!“, dröhnte er mit ein wenig blechernen Stimme, ein ferner Nachhall seines Gesangsstimme, in den Raum und grinste seine Verwandten an. “Tut mir Leid, dass ich ein bisschen zu spät bin. Aber ihr wisst ja...“ Die Umstände seines Zuspätkommens unerklärt lassend, langte er zu einem Keks, der unerklärlicherweise in der Luft herumhing, hin und schoppte sich einen in den Mund. Dann ergriff er einen Becher voll mit Wasser – ah, jenes kühle Nass, welches nach einer durchzechten Nacht einem armen Verkaterten deuchte wie flüssiges Gold – und gurgelte ihn mit einem Schluck hinunter. “Ahhhh“, entfuhr es ihm, bevor er seinen Mund abwischte.
Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr sich das Triclinium verändert hatte. Allen möglichen Kram hatte man hineingestellt, um das Zimmer festlich erscheinen zu lassen. Anerkennend wanderten seine Blicke über die Zieraden, über die Zweige und die Kekse. Ah, daher war sein Keks also gekommen. Er nickte voller Respekt. Das war einmal nett!
Er strubbelte einmal Minimus etwas gedankenabwesend über den Kopf, bevor er einen zweiten Keks von einem zweig herunterpflückte. Er steckte ihn sich in den Mund und ließ sich einen zweiten Becher reichen. Er verzog kurz den Mund, als er merkte, dass es Wein war. Nicht schon wieder Wein! Aber ach was. Es waren Saturnalien. Wann konnte man sich ansaufen, wenn nicht zu dieser Zeit des Jahres? -
Piso grinste von einem Ohr zum anderen, als er sah, wie Bridhe eintrat. Das war doch einmal ein um vieles vergnüglicherer Anblick als der altersschwache Grieche! Piso hob seine Hand, ließ sie herumschwanken, als wäre sie von einem Windstoß getroffen, und winkte sie her. “Salve, Kleines, komma her, nech?“ Er lachte, und sogar sein Lachen klang lallend. “Nenn mich doch Piso! Bissja... bist ja nich mehr unsere Sklavin. Bissja... bissja die Mudda von meinem Neffchen! Haha! Setz disch dosch! Wein, meine Liebe?“ Ohne, dass sie seine Frage beantworten konnte, schob Piso ihr grinsend einen Becher, den er von unterhalb seines Tisches hervorgezaubert hatte, zu, schreckte aber davor zurück, selber einzuschenken, denn in seinem Zustand würde sicher einiges daneben gehen.
“Nu! Nu, hassdu schon gehört, warum’s Grund zum Feinern gibt? Isch bin Senator. Gerade geworden. Sieh mal!“ Er schob der Hibernierin die Ernennungsurkunde hin, dessen rechten oberen Rand schon ein Rotweinfleck zierte. “Bin Senator, Senator von Rom! Unnn du... du bisss die Scriba von nem Senator! Überall, wo du hingessss, sachste, isch bin die Scriba des Senator Aulus Flavius Piso! Und alle werden vor dir buckeln. Hehe!“ Er zerrte das Schriftstück wieder in einer fahrigen Bewegung weg.
“Nu, jetzzzz isses nu so, dass du n’bisschen mehr Arbeit haben wirst. Aber ich habe mir da was ausgedacht, wie du für deine Arbeit mehr Geld kriegen kannst.“ Er nickte bedutungsschwanger. “Ma muss nur... nur’n Staat anzapfen! Ma muss nur wissen, wo!“ Er lachte wieder und führte sich selber einen Becher Wein zu. “Auf... auf den Senat!“, gröhlte er in einer kurzen Pause zwischen seinem Zug und gurgelte dann den Rest herunter. “Leben is schön... Leben is lustich... juhu... hähä... trallala.“
Dann blickte er sie wieder an. “Na, was sachste? Da staunste wohl.” Er lachte wiederum, sogar noch keckernder als vorhin, bevor er mit schiefer und winselnder Stimm ein Liedchen anstimmte, dass Bridhe wohl alles vergehen musste. “Wir sind die Größten, meine Freunde, und wir werden kämpfen bis zum Ende! Wir sind die Größten, wir sind die Größten, keine Zeit für Verlierer, denn wir sind die Größten... der ganzen Welt! Hahaha!“ Er hatte eindeutig ein bisschen zu viel erwischt. Doch das störte den ansonsten so auf Ästhetik und Harmonie bedachten Flavier überhaupt nicht. -
Glückwunsch!
-
Wie lange hatte er sich schon diesen Titel ausgemalt. Wie lange schon hatte er sich danach gesehnt. Nun war es so weit. Piso hielt das Dokument, welches er von der kaiserlichen Kanzlei erhalten hatte, in seinen Händen, und sah fast so aus, als würde er heulen. Nun ja, er war ein wenig angeduselt. Natürlich hatte er die Ernennung schon erwartet, er hatte sie schon vorausgesehen. Und trotzdem, sie war schön.
Senator. Endlich.
Piso hatte schon seinen obligaten Tanz im Atrium aufgeführt, komplett ungeachtet der Tatsache, dass ungläubige Sklavenaugen ihn beobachtet haben könnten. Er scherte sich nicht sonderlich darum, was die Sklaven von ihm hielten – egal, ob sie dachten, er sei ein Spinner oder ein Genie, sie hatten vor ihm zu katzbuckeln.
Er war, wie schon erwähnt, angeduselt. Angeheitert. Sein Rausch stammte vom dicken, prallen Weinschlauch neben ihm, voll mit unverdünntem Wein – Götter, wie der reinhaute, es war wundervoll! Mit einem leicht dämlichen Grinsen saß er auf seinem etwas ziemlich weibisch wirkenden Korbstuhl vor seinem Arbeitstisch und lachte hie und da unkontrollierte Salven in die Luft, bevor er sich wieder einkriegte.
Und da kam ihm eine Idee. Eine besoffene Idee, aber sie erschien ihm sehr gut. Äußerst gut sogar. Er rieb sich die Hände und grinste breit. Eine solche Idee hatte es gebraucht!
Er brachte sich mit der Hilfe seiner Hände, welche er am Tisch aufstützte und benutzte, um sich aus seiner lümmeligen Lage aufzurichten, in eine gerade Sitzposition und blickte zu Antiochos, jenem Schreibersklaven, der tunlichst versuchte, das sonderbare Verhalten seines Herrn zu ignorieren. “An... Antiochhhhosch? Bring maaaa maaaaa... mir mal Bridhe. Ich habbb da sssso ne Idee. Hihihi. Hicks.“ Ein sehr breites Grinsen kam noch hinten drein. Antiochos seufzte, stand auf und verneigte sich leicht. “Zu Diensten, Dominus. Äh, ich meine, Senator.“ Piso lachte auf, deutete mit seinem Zeigefinger auf Antiochos und nickte bedeutungsvoll. Antiochos rang sich zu einem schmalspurigen Lächeln durch und verschwand dann durch die Türe, um die Hibernierin zu holen, während der Flavier im Stuhl sich zurücklehnte und vor Glückseligkeit gluckste. Ein guter Tag war heute. Jawohl! -
Mist. Habe die Fanpost entrümpelt.
-
“Ei freilich.“ Um ehrlich zu sein, glaubte er auch nicht, dass man einem Purgitius Macer einen Platz bei den Pontifices abschlagen würde. Wiewohl jene nur die würdigsten und verdientesten Mitglieder der römischen Gesellschaft aufnahmen, so gehörte sein Consular-Patron gewiss dazu.
Piso verstand den Wink mit dem Zaunpfahl, den seinem Patron ihn signalisierte, sehr wohl. “Gut. Ich werde mich sofort aufmachen und beim Praefectus Urbi um einen Termin ansuchen. Vale, Patron, und danke nochmals für alles. Die Götter mögen dich segnen und behüten“, fügte er, ergriffen von einem gefühl der Pietas, noch hinzu, bevor er aus der Reihe der Klienten heraustrat und Platz machte für einen weitaus unbedeutenderen Menschen als Piso, der sich zukünftig wohl besonders weit vorne bei den Klienten des Purgitius Macer einreihen könnte. -
Bedeutungsschwanger nickte Piso, schließlich hatte er ja die Mitgliedschaft des Flaccus initiert. Gut, dass es jetzt offiziell war! Er stimmte also ab. Natürlich war er dafür, und um dies zu untermalen, musste er auch keine großen Worte verschwenden.
Dass man Flaccus nicht hinausschickte, fiel Piso durchaus auf, aber es störte ihn nicht im Geringsten. Wenn Flaccus was dagegen hätte, hätte er sich eh schon lange geäußert, einmal, wie Piso seinen Neffen einschätzte.
-
Ah, ok.
Aber was ist mit meinem Acanthus passiert? Kann das jemand richten?
-
“Schaut den Senator, schaut den Senator, schaut euch einmal den Senator an! Schaut wie der Senator, schaut wie der Senator, schaut wie der Senator tanzen kann! Senator Flavius Piso, ole, ole, ole! Senator Flavius Piso, juheirassa, ole!“ Die kunstvollen Tanzschritte, die Piso im flavischen Atrium aufführte, während er seine Beine schwang wie ein großer Tanzbär, hatten etwas gnadenlos ästhetisch an sich. Sie waren die Tanzschritte eines Senators. Eines Senators von Rom. Die Stimme hingegen war des Teufels.
In seinen Händen schwang er wie eine Tanzpartnerin seine Ernennungsurkunde herum. Piso hatte sie heute erhalten. An Senator Aulus Flavius Piso gerichtet. Er konnte es kaum fassen, obwohl er es natürlich schon gewusst hatte, dass dies kommen würde – genug hatte er dafür gezahlt!
Der Gedanke an das ausgegebene Geld erlöschte die Freude am Tanzen in ihm. Er ließ sich, schwer atmend, auf eine Kline hinab. Dort verharrte er in einer sitzenden Stellung, mit einem Grinsen, welches sich breit über sein Gesicht zog. Ich bin Senator. Senator. Und bald, ihr werdet es sehen, bald wird alles mir gehören. Vom Aventin bis zum Vatikan. Blödsinn, von der libyschen Wüste bis nach Britannien! Alles wird mir gehören! Ich werde der Größte sein! Jahuhuhuhu!“ Er stand auf, drehte sich einmal im Kreis und blickte unbeschreiblich selbstzufrieden drein. “Sklaven! Wein!“ Er gluckste vor Seligkeit, lehnte sich zurück und genoss die Sonne, die ihm ins Gesicht schien. Oh ja, die Sonne, die schien ihm jetzt nicht nur ins Gesicht, sondern auch aus dem Hinterteil. Alles war wundervoll. Sogar jene Missgeburt von Sklave, der ihm unverdünnten Wein einschenkte. Piso griff danach und gluckerte es hinunter. “So ein Tag, so wunderschön wie heute...“, stimmte er mit krächzender, unangenehmer, schräger Singstimme an. Es fiel ihm auf, dass er schon einige Zeit nicht mehr der musikalischen Muse gefröhnt hatte, er hatte einfach nicht die Muße gehabt. Aber ein Lied war seine Ernennung wert, auch wenn den Sklaven erschauderte. -
Bitte Aoife und Aidan als Sklaven von Flavia Domitilla eintragen, die Ratifizierung ihres Kaufes liegt vor.