“Hmm...“, wandte Piso unsicher ein. “Bist du dir sicher? Denn, ich meine, es besteht ein Unterschied zwischen Politiker und Staatsmann. Vescularius ist ein Politiker. Aber kein Staatsmann. Weißt du, was ich meine?“ Sein Blick an Verus signalisierte wohl, dass er sich nicht recht sicher war, ob dieser ihm folgen könnte. Man konnte Piso wohl ansehen, dass er jemanden schätzte, wenn er sich Mühe gab, dass jener ihn verstand. Auch wenn dies dann und wann scheiterte, denn Piso setzte bei seinen Mitmenschen oft jenes ästhetische Empfinden voraus, welches einfach nicht da war. Weil die Welt voller Banausen war.
“So? Ein guter Freund? Wer ist denn das?“, fragte Piso nach. Es würde ihn durchaus interessieren. Wenn es ein Mann war, der Salinator Diverses abringen konnte, dann war er vielleicht nützlich. Vielleicht. Dann nickte er langsam.
“Wollte ich... naja. Ist jetzt hinfällig.“ Damit ließ er es auch bewenden. Viel mehr hatte er dazu nicht zu sagen. Es war mittlerweile doch schon ein altes Thema. Und wer wusste, ob er mit einem ritterlichen Posten so weit gekommen war wie jetzt. Er hatte die Kanzleiwachstafeln mit der Opferschale vertauscht, den Griffel mit dem Opfermesser, die Begrüßungsformeln auf Bekanntmachungen mit Betformeln bei Voropfern. Und das sollte auch gut so sein.
Er nickte traurig, als Verus ihm ebenfalls bestätigte, dass es Gewürm im Reich gab. Und dann hörte er etwas, was ihn von vorne bis hinten elektrisierte. Es machte, dass seine Zehen wackelten und sein lockiges Haar sich in die Höhe stellte. Er hob gleich beide Augenbrauen hoch und seine Augen weiteten sich.
“V... V... V...“ Tief Luft holen. ”Titus Duccius Vala?” Als er den Namen sprach, funkelte der Zorn in seinen Augen. Der ungefilterte Ärger. Ja, Hass. Ein Gefühl, dass auch Verus zu hegen schien. Hatte Vala auch einen guten Freund von Verus in den Tod getrieben? Auf jeden Fall sah er plötzlich Verus aus anderen Augen. Nicht mehr als einen ehemaligen fast-Schwiegervater. Nein, die Situation hatte sich geändert. Verus war nun ein potentieller Verbündeter. Gegen den niederträchtigsten Schuft, den das Imperium je gekannt hatte. “Du kennst ihn?”, brachte er hervor.
Nur mit Mühe und Not nickte er, seinen Zorn unterdrückend. “Ich kann mir gut vorstellen, dass Salinator mir die Anweisung geben wird, den Census zur Kanzlei zu übermitteln... weißt du was, ich schicke eine Version des Census zum Procurator a libellis und einen anderen zu dir. Annaeus Verus kann ihn dann durchgehen und du kannst ihn archivieren... das erscheint mir nicht einmal unintelligent. Machen wir es so? Weißt du, dabei könnte ich dir ja auch gleich einen Besuch in deinem Officium abstatten." Er zuckte die Schultern.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
-
-
“Gern, gern“, machte Piso indigniert, aber wieder ein wenig ruhiger, und betrachtete den Sklaven dabei, wie er abzischte. So ein komischer Sack. Immerhin hatte er sich zufrieden gegeben mit Pisos Auskünften. Den Kopf leicht schüttelnd, den Blick auf den Boden grübelnd geheftet, und mit der festen Absicht, nie die Leute zu vergraulen, indem er nervige Sklaven herumschickte, verließ er diesen Ort und begab sich zu einem anderen fort. Denn hier war nichts mehr zu holen.
-
Ursus begrüßte noch Gracchus, während Piso hinüberschielte zu Prisca. Ach, wie süß sie war. Wie sie ihn betrachtete, ihr Gesicht halb verborgen von der Rose... oh, und wie sie ihn anschaute. Dieser Blick war zum Dahinschmelzen. Es war ein Blick, in dem man sich verlieren könnte. Sie war toll. Sie war prima! Sie war die Eine! Das wusste Piso, und durch nichts in der Welt war er von dieser Überzeugung abzubringen. Prisca war die, die er wollte. Keine andere kam ihm in die Tüte. Prisca war ein Traum. Perfekt. Unerreichbar für alle anderen Frauen dieser Erde. Leider sah er ihr Lächeln nicht, da verdeckt von der Rose, aber Piso konnte es sich denken, dass sie es tun würde. Mit ihren vollen, schönen Lippen. Oh, wie wundervoll die Erinnerung war an jenen Kuss... vie verrucht! Wie verboten! Wie unmoralisch! Aber gerade deshalb umso genussvoller.
Der Schwur, den Piso geleistet hatte, klang in seinen Ohren nach. Er war sich ziemlich sicher, dass er Prisca gefallen hatte. Und er hätte ihn nicht leichtfertig geleistet, wäre er sich nicht sicher gewesen. Aber Venus, sie hatte ihre Finger ihm Spiel. Die Liebe zu Prisca hatte sie ihm auferlegt, und er würde sie sein Leben lang im Herzen behalten.
Als Ursus zu sprechen begann, wanderte sein Gesicht hin zu eben jenem. Ursus war kein schlecht aussehender Mensch, doch wie schnöde und langweilig kam ihm sein Gesicht vor, verglichen mit dem der holden, schönen Prisca! Und was er sagte, dass war doch ein wenig... wie sollte man es sagen? Ja, ernüchternd. Piso, der schon auf Wolke 7 herumgeschwebt war, konnte gar nicht einsehen, dass jemand noch immer Bedenken haben könnte. Diese Ehe war von den Göttern gesegnet, Piso wusste, wovon er redete, er war Priester! Aber er sammelte seine Konzentration und lächelte. Ja, genau. Das war das Beste, was man in der Situation machen konnte.
“Ursus, ich verstehe deine Bedenken gut. Wärst du an meiner Stelle und ich an deiner, so würde ich dich die selben Fragen stellen. Nun, was das Strohfeuer angeht, was kann ich dazu sagen..? Außer, dass ich mir sicher bin, dass es mehr ist als das. Liebe ist schon oft im Laufe der Zeit quasi aus dem Nichts erwachsen und hat sich entwickelt. Da stimme ich dir zu. Nur ist es so, dass oft sich auch keine Liebe entwickelt hat, wo ursprünglich keine da war. Und ich gebe dir auch recht, Strohfeuer von Lieben gibt und gab es. Aber es gibt auch Lieben, die halten länger als ein Strohfeuer. Es gibt Lieben, die dauern von der ersten bis zur letzten Sekunde an. Und ich weiß, dass dies der Fall hier ist.“ Piso atmete tief durch.
“Sicherheit und Geborgenheit werde ich Prisca auf jeden Fall bieten können, in jederlei Hinsicht. Natürlich kann ich dir keine handfesten Beweise für meine Absichten geben, so gerne ich das auch würde. Ich kann dir nur versichern, dass dies der Fall sein wird.“ Er suchte seine nächsten Worte sorgfältig aus. Vielleicht langweilten seine Beteuerungen Ursus. Vielleicht überzeugten kühlere Herangehensweisen ihn.
“Davon abgesehen, wie du schon beocbachtet hast, wäre eine Verbindung zwischen unseren Familien von höchstem Vorteil – nicht zuletzt von eurem, der Aurelier, Vorteil, da ihr als Gens euch der besonderen Verbundenheit eines hoffentlich baldigen Senators mit Einfluss im Cultus Deorum gewiss sein könnt. Und wie du schon gesagt hast, dies sind Zeiten, in welchen es Not tut, die Kräfte unter uns Patriziern zusammenzuschweißen.“ Er nickte mit seriösem, sachlichem Gesichtsausdruck. “Und es ist sicher besser, deine Cousine einen Patrizier anzuvertrauen, von dem du dir vergewissert sein kannst, dass er ihr stets die innigsten Gefühle entgegenbringen wird, anstelle eines Mannes von ebenso patrizischem Geschlecht, der nie imstande sein wird, dies zu tun“, rang er sich einen veritablen Monstersatz ab. Diese Mühe war Prisca wert! -
Jetzt nimmer.
-
Ich muss da mal kurz widersprechen. Es ist einer Frau möglich, Decurio und somit auch Pontifex einer Provinzstadt zu werden. War auch historisch der Fall, zumindest im Osten.
Ich habe sogar gehört, es wäre möglich als Frau, Ritter zu werden. Ich glaube, Durus hat davon mal was geredet...
Es ist Frauen auch möglich, in den Ordo Senatorius zu gelangen! Aber Senator dürfen sie halt nicht werden. -
“Hah“, machte Piso und winkte ab. “Hast wohl recht.“ Aber warum sollte man einen so lange verloren geglaubten Freund nicht überschütten mit diversen Geschichten und Ansichten, die ihm aus seinem Kopf schier herauszusprudeln schienen. Verus bezeichnete sich als trägen Geist? Nun gut, wenn Verus sich als solchen sah, konnte Piso das ja auch verstehen. Denn hie und da war ein wenig Trägheit schon gut. Ein winziges bisschen Faulheit. Ein kleines Stück Entspanntheit. Ja, das mochte Piso auch, auch wenn er gerne einen aufgeregt-energetischen Auftritt machte, der zuweilen quirlig schien, und überdreht wohl oft. Doch zuhause im Zimmer zu liegen und an der Lyra zu klimpern war auch unbeschreiblich schön... auch wenn dies die Töne nicht waren, wiewohl Piso sie wundersam ästhetisch fand.
Das Gespräch fand wieder in alte Bahnen zurück. “Herrscher, hmm...“ Er verzog sein Gesicht. “Als Nächstes bezeichnest du ihn wohl als Staatsmann.“ Er zuckte die Schultern. “Nun ja, wenn er mich zum Senator ernennt, so wie er dich, Titus, zum Procurator a memoria ernannt hat, dann will ich nichts über ihn gesagt hatten. Dann war er wenigstens ein für mich nützlicher Herrscher.“ Er blickte kurz nach oben, als ob dort was zu sehen wäre, bevor er Verus wieder anschaute. “Weißt du... er hat mich einmal abgelehnt für einen ritterlichen Posten. Um ehrlich zu sein, den, den du gerade bekleidest. Aber nun ja. Wenn ich ihn erhalten hätte, hätte Archias ihn vielleicht nicht erhalten... und du vielleicht auch nicht. Vielleicht war es gut so.“ Seinen eigenen Faden verloren habend, starrte er kurz ins Leere, bevor er sich fing.
“Nun ja, sicherlich. Ein Staatsdiener muss Rom dienen. Ja. Klar. Und Salinator ist noch immer besser als manches Gewürm, welches in Rom umherkriecht... und sogar politische Karriere macht...“ Das Bild des Duccius Vala erschien in seinem Hirn, ein kurzer bitterer Glanz schlich sich in seine Augen. “Ja, dem Reich dienen. Habe ich ja auch gemacht. Stell dir vor, der Typ, Vescularius, hat mir aufgetragen, einen Census zu machen. Vom ganzen Reich. Unglaublich. Naja, ich bin fast damit fertig.“ Er zuckte die Achseln. Dass Verus die Sache mit der Liebe nicht mehr anschnitt, dafür war Piso dem Decimer eigentlich dankbar. -
Piso war gegen Pfusch und Murks. Es war so unästhetisch. Nein, was der Junge brauchte, das war, ins kalte Wasser der Juristerei geworfen zu werden. In 10 Jahren würde er seinem Onkel Piso dafür dankbar sein! Aber nun hieß es, knallhart dieses Wissen eintrichtern – denn nie früh genug konnte man damit anfangen. Und außerdem wollte Piso es Gracchus recht machen. Sein Vetter würde sich sicherlich nicht mit einer Larifari-Erklärung zufrieden geben.
Als er schließlich den Text ausgebreitet hatte von Minimus, und als dieser grübelnd darüber hockte, hoffte Piso zutiefst, dass er noch nicht den Faden verloren hatte. Wobei es Piso noch gar nicht momentan noch wichtig erschien, dass er begriff, worum es ging. Nein, aber er sollte am Ende der Stunde hoffentlich wissen, was hierbei gemeint war – denn im echten Leben bekam man Gesetzestexte nicht vorgekaut, man musste sie selber durchgehen. Und tatsächlich schien Klein-Manius zumindest das grobe Prinzip begriffen zu haben, auch wenn er nicht dort anfing, wo Piso gerne gehabt hätte, dass er anfing, nämlich beim senatorischen Rang – wobei diese Voraussetzung eh einfach zu definieren war – sondern bei einer härteren Nuss, nämlich der Integrität.
“Ah ja. Integrität, was bedeutet das.“ Er überlegte kurz. “Wenn ein Mann integer ist, dann ist er ein guter Mann. Er ist respektabel. Man denkt gut über ihn. Er ist angesehen. Man glaubt nicht, dass er Böses im Sinn hat.“ Er räusperte sich. “Das Problem ist natürlich – nicht jeder denkt von jedem das selbe. Vielleicht gibt es jemanden, der von einen Mann, den andere als integer ansehen, denkt, er wäre ein Schuft. Du siehst, diese Voraussetzung hier ist nicht so einfach wie die Voraussetzung des senatorischen Ranges. Dein Vater ist auf jeden Fall senatorischen Ranges. Aber ist er integer? Ich glaube schon. Aber das hatte wohl am Ende der Praetor zu bestimmen, nach eigenem Gutdünken, nach eigenem Wissen und Gewissen – man nennt das subjektiv. Und der Praetor dachte offenbar auch, dass dein Vater ein integrer Mann ist.“ Er nickte bedeutsam.
“Tja, was sehen wir aus dem ersten Paragraph? Ein Iudex muss Senator sein. Und er muss integer sein... was letzten Endes heißt, der Iudex Prior, in unserem Fall der Praetor, muss denken, dass er integer ist.“ Er beugte sich vor. “Was fällt dir sonst noch auf an diesem Text?“ -
Piso konnte sich lebhaft vorstellen, dass den Sklaven diese Informationen nicht interessierten. Schließlich waren sie unnütz (außer natürlich der Teil, dass Naso Geschenke mochte). Der Sklave versuchte krampfhaft, sich besser auszudrücken, aber Piso wurde noch immer nicht schlau.
Zuerst einmal fragte er sich, wen der Sklave mit ihr meinte. Das Collegium Septemvirorum? Musste wohl so sein. Er blinzelte mit den Augen. “Seitdem fehlt jede Spur von ihm? Wie?“ Erstaunt blickte Piso drein. Hatte der Sklave Bohnen in den Ohren. So: >< kurz war Piso davor, den Impertinenten vor die Türe zu setzen oder ihm die Ohren lang zu ziehen. “Wenn ich, Aulus von den Flaviern, genannt Piso, Septemvir und Quaestor Principis, dir, SKLAVE, sage, dass du Opimius Naso in seiner Domus finden wirst, DANN IST DAS VERDAMMT NOCH MAL SO! Verstanden?“ Er schüttelte den Kopf. Wollten die Claudier beginnen, Psychokrieg gegen die Flavier zu führen? Und dann noch dieser Blick, da wurde Piso ja richtig hypnotisch zumute! Tief durchatmen, Aulus.
“Ich habe dir gerade gesagt, Opimius Naso ist der Magister Septemvirorum. Also arbeitet er noch. Ja? Verstanden? Guuuut.“ Pisos Stimme bekam einen Tonfall wie einer, der mit einem kleinen Kind sprach. “Seit der letzten Contio – und ich weiß, worum es dabei ging, und nein, wir sind noch zu keinem Ergebnis gekommen – habe ich ihn nicht gesehen, weil er sein Haus nicht oft verlässt. Und hör auf, so deppert dreinzuschauen! Da wird man ja verrückt!“, herrschte Piso den Sklaven an.Sim-Off: Nur damit jetzt keine Verwirrung aufkommt: Opimius Naso ist ein NPC, der von der Gruppen-ID Aedituus (oder auch mal ausnahmsweise von der ID Piso) geführt wird.
Die Frage nach seiner Anwesenheit stellt sich nicht, denn er wird vom Cultus Deorum rausgeholt, wann auch immer man ihn braucht.
-
Aulus? Was brüllte sie denn so rum? Wusste sie nicht, dass jedermann sie sehen konnte! Vorhin hatten sie doch noch so ein wonniges Bild einer Familie ergeben – doch nun wurde er angekeift? Er, der doch nur ein bisschen neckisch-liebevoll zu seiner Schwester sein wollte? Piso begriff das ganze irgendwie nicht. Er ließ seine Arme los von seiner Schwester und schaute sie verständnislos an. Natürlich war ihre Schminke wohl ein wenig durcheinander geraten... bei den Göttern! Die natürliche Schönheit war die Ästhetischste! Aber man konnte diese Schinke doch eh künstlerisch neu gestalten... ein bisschen wischen und gezielt verdrehen, sodass...
Piso konnte den Gedanken nicht fertig formulieren, denn in diesem Augenblick sprang Nigrina aus. Ach, wenn Blicke töten konnten, würde Piso nicht mehr unter den Lebenden weilen. Der Flavier selber beäugte seine Schwester noch immer mit dem selben verständnislosen Gesichtsausdruck. Warum regte sie sich um nichts und wieder nichts künstlich auf? Es war etwas, was außerhalb seiner Komprehension war. Büßen? Pisos Gesichtsausdruck änderte sich um keinen Deut, außer, dass er dem eines kleinen Hündchens ein bisschen ähnlicher wurde. Womit hatte er das verdient?
Und mitten in dieses verblüffte Gesicht hinein schmierte Nigrina eines seiner Honigbrote. Piso tat, entgegen aller Erwartungen, gar nichts. Er kniff die Augen zu und hörte sie hinwegstöckeln, bis ihre Fußschritte im Lärm verschwanden.
Noch immer total überwältigt im negativen Sinne streckte er seine Zunge heraus und leckte sich langsam die Oberlippe ab. Ein Sklave, derselbe wie vorhin, reichte ihm nochmals ein Tuch. Wieder ein trockenes.
Piso entgegnete das mit keinem Ton. Er sah nur getroffen da und spürte, wie ihm der Honig übers Gesicht lief, über seine Nase, wieder auf die Oberlippe, die er gerade unterbewusst abgeleckt hatte. Noch immer keine Spur von dem hohen Quietschen, welches man eigentlich von ihm gewohnt wäre, wenn so etwas passierte. Keine Tirade, in welcher Piso sich über das Antiästhetische in dieser Aktion beschwerte. Nur Stille.
Irgendwann fuhr Piso mit dem Tuch, welches er benutzt hatte, um Nigrinas Gesicht abzuwischen, hoch, und tupfte sich selber damit ab. Wortlos.
Irgendwann ließ er es wieder sinken und wandte seinen Kopf in die Richtung, wo Nigrina hingegangen war. Natürlich war sie nicht mehr dort. Er seufzte und machte endlich seinen Mund auf, mit niemanden als sich selber sprechend.
“Vera hätte das lustig gefunden.“ Leise klangen die Worte aus seinem Mund. “Gelacht hätte sie... ich kann es sehen... vor mir... ich kann es hören. Warum, Nigrina? Warum... warum lässt du dich nicht von mir lieben? Ich würde es so gerne tun... dich lieben...“
Lange betrachtete er seine Finger. “Warum, oh Götter, habt ihr mir Vera genommen und mir Nigrina gelassen? Andersrum wäre ich heute ein glücklicherer Mensch...“ Nochmals tupfte er sich mit dem Tuch ab, dann stand er auf und ging. Er hatte die Lust an diesem Spektakel verloren. Die Sklaven trotteten schweigsam hinter ihm her. -
Schön, weiter nichts? Nun gut, immerhin sagte Vescularius nicht schlecht oder hässlich. Das war ja schon was. Und er schien sich zufrieden zu geben mit Pisos Erläuterungen. Auch nicht schlecht. Somit gab es nicht mehr viel für ihn zu tun, außer sich in aller Form zu verabschieden.
“Nein, Praefectus Urbi, ich denke, das war alles. Ich werde dir den Census übermitteln und auch den von Germanien, sowie er eingetroffen ist.“ Natürlich würde er eine Abschrift aufbewahren, für sein persönliches Ego. Und vielleicht kam irgendwann mal jemand daher und wollte dieses Dokument von ihm – da könnte Piso dann auftrumpfen als wichtiger Anhaltspunkt.
“Ansonsten, nein. Da wohl nun alles geklärt ist... Ja, gut. Es war mir eine Freude, mit dir arbeiten zu können“, floskelte er brav. “Vale.“ Er nickte dem Glatzkopf freundlich zu, bevor er patrizisch-theatralisch die Fliege machte. -
Zitat
Original von Flavia Nigrina
Piso lachte kindisch, als er sah, dass Nigrina wohl keinesfalls begeistert schien. Darauf hatte er gepokert! Hach, es gab doch nichts Schöneres als leichtherzige Scherzchen unter Geschwister. Piso hatte die Sache mit der Toga Pulla eigentlich schon in fernere Gefilden seines Gedächtnisses verbannt. Denn er war überzeugt, dass das eigentlich eine ziemlich ästhetische Sache gewesen war, das Äquivalent zu einem ein wenig riskanteren Bonmot. Nein, er war nicht einverstanden mit der Heirat. Rein gar nicht. Für ihn war das eine Sauerei. Auf sein Wort gab niemand auch nur einen geringsten Deut!
Er lachte nochmals auf, als sie ihn ermahnte, er sei keine 10 mehr. “Ich bin so alt, wie ich mich fühle!“, widersprach er trotzig, aber grinsend. Ja. Genau eine Sekunde, bevor ersehentlich tatsächlich das Honigbrot mit ihrem Gesicht in Berührung kam und ihr Stubsnäschen verklebte. Der Flavier konnte sich nur schwerlich ein Kichern unterdrücken, als Nigrina begann, hysterisch herumzukeifen.
“Absicht, nein! Aber es hätte Absicht sein können!“, prustete Piso los und amüsierte sich absolut königlich, als er den tumben Sklaven dabei zusah, wie er ihr ein staubtrockenes Tuch reichte. Der letzte Damm war gebrochen, Piso lachte schallend los, lehnte sich an seine Schwester ran und umarmte um ihren Oberkörper und ihre Oberarme (das war wohl auch ein Schutzmechanismus – denn so war er davor geschützt, dass er eine Ohrfeige einkassierte, soweit sie sich nicht aus seinen Armen befreite). Das Tablett mit den Honigbrötchen wäre ihm vom Schoß gefallen, hätte ein geistesgegenwärtiger Sklave es nicht aufgehalten und würde es nun selber für Piso in den Händen haben. Der Flavier, dem die Angelegenheit fürchterlich komisch vorkam, verstärkte seinen Druck in den Armen kurz und gab Nigrina dann einen herzhaften, leicht schlabbrigen Schmatzer auf die Seite ihres Gesichtes. “Ach, Schwesterchen“, kicherte er. “Du bist du spaßig.“ In der Zwischenzeit hatte der Sklave, zu dem die Hand gehörte, welche Nigrina das trockene Tuch gereicht hatte, irgendeine Quelle gefunden, anhand der er das Tuch einfeuchten konnte. “Ach, gib her!“, machte Piso fröhlich, ergriff das Tuch, wedelte es vor Nigrina kurz herum, sodass sie leicht angespritzt wurde, und begann ihr dann mit dem Tuch im Gesicht herumzuwischen. “So gut, Nigrinchen?“, grinste er, noch immer sein weiteres Lachen mühseligst unterdrückend.
Der Kampf derweil war für ihn komplett zur Nebensache geworden. Er hatte weder mitbekommen, wie gut Codrus sich geschlagen hatte, noch, dass am Ende doch Meletes den Kampf gewonnen hatte – wobei sich ihm nicht einmal die Namen der Sklaven eingeprägt hatten. -
Ihr? Piso blickte sich um, um zu sehen, ob noch jemand neben ihm saß. Nein, da waren nur Sklaven, die Dontas keinen Deut weitergeholfen hatten. Aber da ein guter Patrizier sich seine Ratlosigkeit nicht anmerken lässt, grinste Piso nur, das Strahlen des Pereginen, der glücklich aussah wie ein Honigkuchenpferd, erwidernd. “Sicher, sicher. Gerne, gerne. Vale.“ Der Etrusker ging, und Piso wandte sich wieder seiner Arbeit zu. Nicht, dass er sie vermisst hatte.
-
Piso rümpfte die Nase.
“Wie? Wen hast du denn da gefragt?“ Er seufzte tief aus. “Sklaaaaave“, begann er im öligen Tonfall. “Schon daran gedacht, dass ein Mann namens Opimius Naso vielleicht in der Domus Opimia zu finden wäre?“ Dieser Sklave schien es darauf abgesehen haben, ihn zu verwirren, aber nicht mit Piso! Nein! Ihm missfiel die Art, in welcher der Sklave den Namen seines Collegiums überbetonte, fast, als ob er sich lustig machen würde.
Dann kam der HAMMER! Der Sklave wollte mehr Informationen! Piso konnte nicht mehr an sich halten und kicherte weibisch, mit dem rechten Fuß am Boden aufstampfend. “Mehr Informationen? Oh ihr Götter. Du hast seinen Namen, du hast seine Adresse. Was willst du denn sonst noch wissen? Was er gerne isst? Was er gerne trinkt? Wie lange er gerne schläft?“ Er schüttelte den Kopf belustigt. “Von mir aus. Opimius Naso, der meistens in seiner Domus anzutreffen ist, ist um die 60, hat einen buschigen weißen Bart und noch buschigere Augenbrauen, mag Vögel, schätzt gutes Essen, ist Senator, hat durchaus poltischen Einfluss als Magister Septemvirorum und, nun ja, weiß gute Gesellschaft zu schätzen. Und auch Geschenke“, ließ er beiläufig fallen. “Bist du JETZT zufrieden? Hmm?“ -
Piso war erleichtert, als der Typ endlich zu ihm hinsah. Innerlich hatte er schon damit gerechnet, dass er Mann sich die Wirbelsäule ausgekegelt hatte. Das war wohl wahre Devotion! Mit der Piso wenig anfangen konnte, für ihn waren die Götter Geschäftspartner und nicht Wesen, die man auf Knien betend anflehte. Sie gingen ihm eigentlich nicht sonderlich nahe. Ja, religiöse Ergriffenheit war dem Septemvir fremd.
“Wunderbar... wundervoll... nun gut. Nun ja. Also dann. Dann... werde ich veranlassen, dass du ernannt wirst. Gibt es sonst noch was? Ansonsten, nun ja...“ Er deutete auf seinen Arbeitstisch, wo es wussten die Götter genug Arbeit für ihn gab – hoffentlich verstand der Peregrine den Wink mit dem Scheunentor.Sim-Off: Ne, nicht nur für die auserwählte Elite
sondern für jeden CD-Menschen. Ich schicke dir mal eine PN.
-
Zitat
Original von Potitus Vescularius Salinator
Piso nickte grave, als der Vescularier den Namen Duccius Vala wiederholte, und er setzte einen bedauernden Gesichtsausdruck auf – bedauernd, dass es solche Magistrate gab in Rom!
Denn ja, dass es solche Magistrate gab, das war eine Schweinerei. Wer vom Senat das Schwein auch immer gewählt haben mochte – welch Illusionen waren sie aufgesessen! Duccius Vala war ein verdammter Mistkerl, und wenn Piso ihn hier, jetzt, vor Salinator stoppte, dann war es zum besten von Rom. Natürlich hatte Vala als Vigintivir gute Arbeit geleistet. Ausgezeichnete sogar. Aber das würde Piso sicher nicht sagen. Nein, er würde dafür sorgen, dass dieser Sauduccier dem Vescularius nicht gut im Gedächtnis blieb.
Der Praefectus Urbi, der Piso mittlerweile schon durchaus nützlicher vorkam, stellte eine Frage nach den anderen Magistraten. Aja, das war gut. Es lenkte Piso ab, denn sonst könnte es noch glatt sein, dass etwas von dem Hass, den Piso auf Vala hatte, bei ihm durchschimmerte. “Nun gut. Die Quaestoren, nun ja, ich kann nicht sagen, dass mir sonderlich Schlimmes aufgefallen ist. Der Quaestor Urbanus hat sein bestes versucht, der Verkehrslage in Rom Herr zu werden... nun ja, es ist ihm weder besser noch schlechter gelungen als seinen Vorgängern, wie du am Verkehr sehen kannst. Ich selber bin – in ein paar Tagen heißt es, war – der Quaestor Principis, und von der Qualität meiner Arbeit kannst du dich nun selber überzeugen. Der Quaestor Consulum scheint ein wenig faul gewesen zu sein, ich habe gehört, er war kaum je bei den Consuln. Was den Quaestor Classis angeht, Iulius Centho, er war fort aus Rom, und da du, nehme ich an, im ständigen Kontakt mit ihm stehst, erschien es mir nicht von Urgenz, ihm nachzugehen. Dann gab es noch zwei Quaestoren... einen in Hispania, einen in Asia. Sie scheinen recht gute Arbeit zu machen – von diesen Provinzen habe ich ziemlich schnell den geforderten Census erhalten. Der Volkstribun schien mir ein wenig sehr dem Senat gefügig. Die Aediles hielten, wie von ihnen gefordert, Spiele ab, nichts Spektakuläres. Rennen aber wurden kaum welche abgehalten, eigentlich nur am Anfang der Amtszeit – es scheint wieder etwas still um die Factiones geraten zu sein. Die Praetores – nun ja, was gibt es hier viel zu berichten? Ihre verwalterischen Aufgaben haben sie ordentlich erledigt,s cheint es mir. Großartige Fälle gab es aber nicht. Die Litigation in Rom hat eine Flaute...“ Er hüstelte kurz. “Die Consules, nun du wirst dies genau so gut wissen wie ich, verbrachten ihr Consulat geruhsam und friedlich. Weder gab es große Konflikte noch konstitutionelle Krisen.“ Und Salinator hatte ihnen eh viel Arbeit bzw. Macht abgenommen. -
Piso nickte langsam. Ja, Iuppiter. Durchaus nicht zu verachten. Mit ihm es sich zu verscherzen, indem man einen anderen Gott wählte, war wohl ein wenig doof. Insofern war dies eine gute Wahl – vor allem, da das Amt eines Iuppiter-Priesters durchaus prestigeträchtig war. Ja, Piso dachte sich, er würde ziemlich sicher die selbe Wahl treffen, wäre er an Dontas‘ Stelle.
“Also gut. Nun. Nun gut." Hierher blicken, dachte sch Piso. Hier spielt die Musik, nicht an der Decke, Dontas! "Fassen wir zusammen. Der Name ist Dontas, der Stand ist Peregrrrrrrinus.“ Er kratzte was in die Wachstafel, die er aus dem Gewühl auf seinem Tisch hervorgekramt hatte, hinauf. “Discipulus willst du werden... Gott: Iuppiter. Lehrer: noch zu eruieren. Joa. Stimmen diese Angaben alle?“, machte er fragend zu Dontas hin, die Wachstafel so hindrehend, dass der Etrusker sehen könnte, was Piso hinaufgeritzt hatte. “Wenn alles so passt, steht deiner Ernennung nichts mehr im Wege!“ -
Der Keks war auch schnell hervorgezogen und dem Knaben gegeben. Piso hoffte, er würde schmecken – immerhin war er noch ganz frisch und knusprig! Mit solchen kleinen süßen Sachen konnte man Kinder gut bestechen, dachte sich Piso und sah sich darin bestätigt, als vom Kleinen ein winziges Stückchen Unsicherheit abzubröckeln schien wie alter Zement von einer Mauer. Unsicherheit, die Piso wohl durch sein plötzliches Erscheinen angezettelt haben mochte. Nun ja. Wozu waren denn Onkel da, wenn nicht, um ihre Neffen vollzukaspern? Nun ja... hmm... war wohl nicht so gut gelungen. Wie gut, dass es Kekse gab.
Als Piso die Hand lockerte, damit Minimus seinen noch nicht gänzlich wohlverdienten Keks abstauben konnte, dachte sich der Flavier, dass es wohl gut gewesen wäre, hätte man ihn auch schon von so zartem Alter auf in die Kunst der Juristerei eingewiesen. Und auch der der Huldigung an den Göttern. Denn Piso hatte sich das alles selber erarbeiten müssen. Er fühlte sich trotz seines patrizischen Standes durchaus als selbst gemachter Mann. Wobei er aber alle Vermutungen, er könnte ein Homo Novus sein, mit einem knappen Verweis auf seine Verwandtschaft abblocken konnte. Herrje, die Flavier waren Nobilitas! Sie stammten von den Kaisern ab (oder so wollten die Flavier es den anderen zumindest glauben machen)! Und kein anderes Geschlecht brachte so wundervolle Ästheten und Schöngeister hervor – man musste dazu nur auf Piso schauen. Und vielleicht, mit der selben Lenkung und dem einen oder anderen Hinweis, könnte man auch Minimus auf eine solche Bahn bringen...
Doch zunächst galt es sich hinzusetzen. Der junge Flavier hielt schon eine Frage bereit, und Piso musste erst einmal nachdenken. Die Diffizilität war nicht die Antwort auf diese Frage, nein, sie war, wie er sie verpacken konnte gegenüber einem Kind, welches noch nicht einmal 10 war. Ein Minimus würde sicher nicht über denselben ausgeprägten Wortschatz verfügen wie, sagen wir, ein Piso, der schon über mehr als genug fachspezifische Worte in seinen Studien gestolpert war.
Piso holte tief Atem und begann dann, während Minimus schon fast wie auf Nadeln auf eine Antwort wartete. “Nun, weil das Gesetz sagt, dass er es darf“, begann er langsam. “Vielleicht weißt du, dass die wichtigsten Gesetze in zwei Codices niedergeschrieben sind, und zwar dem Codex Universalis und dem Codex Iuridicalis. Der Codex Iuridicalis dreht sich vor allem um das Verfassungs- und Handelsrecht. Aber wenn wir uns den Codex Iuridicalis anschauen... warte...“ Er kippelte mit dem Stuhl nach hinten und holte mit einer nonchalanten Bewegung eine Ausgabe des Codex zielrichtig aus dem Regal – hahaha, es war schön, nicht zu verfehlen! – und ließ dann seinen Stuhl wieder am Boden aufkommen, den Schwung nach vorne nützend, um sich zu Minimus zu beugen und mit einer theatralischen Bewegung die Schriftrolle aufzumachen. “Sooo... hier. Codex Universalis. Pars Prima, Strafprozessordnung, Subpars Tertia, Iuuuuuuudeeeeex.“, machte er, das Wort besonders betonend. Er schob die Schriftrolle noch etwas näher an Minimus ran, sodass dieser sie sehen konnte. “Paragraph 9, Formalien zum Iudex. Lesen wir das mal durch.
(1) Ein Iudex muss den senatorischen Rang bekleiden und von hoher Integrität sein.
(2) Das Amt basiert auf Freiwilligkeit, kann vom Imperator Caesar Augustus aber auch angeordnet werden.
(3) Ein Iudex wird für jedes Verfahren neu vom Iudex Prior – bei uns, Minimus, war dies der der Praetor Urbanus Annaeus Modestus – nominiert.
(4) Zum Iudex nominiert werden dürfen nur Bürger, die den Cursus Iuris an der Schola Atheniensis Phoebi Apollonis Divinis bestanden haben.
(5) Der Grundsatz des Senatorenstandes und dieser des zu bestehenden Cursus ist nur zu brechen wenn unter diesen Voraussetzungen kein Iudex benennbar ist.“
Weise, ein wenig altklug vielleicht, blickte er seinen Neffen onkelhaft an. “Als Jurist ist es enorm wichtig, Gesetzestexte Stück für Stück durchzugehen. Was ist das allererste Stück vom Text, der dir hier auffällt?“ -
Au weia. Piso war sich ziemlich sicher, das war Zorn. Oder auch nicht? Es war zu flüchtig gewesen, jener Gesichtsausdruck, zu schnell. Vielleicht hatte Piso sich geirrt. Vielleicht war da wirklich nichts gewesen außer dem Lächeln seines jungen Verwandten. Vielleicht war es nichts gewesen. Ja, das konnte sein, redete er sich ein. Es war nichts gewesen, und Piso hatte was Falsches gesehen. So war es, musste es gewesen sein. Und somit tat er etwas, worin er gut war, worin auch sein Vater gut war, was darauf hindeutete, dass diese Fähigkeit vererbt war – er verdrängte. Schob die Gedanken an den Rand seines Hirnes, verbannte sie in den Müllhaufen des Gedächtnisses, und schüttete sie dort mit anderen Gedanken zu – denn Gedanken schwirrten genug im Künstlerkopf des Flavius Piso umher.
Was führte ihn zu Flaccus? Tja, eine schwere Frage war das nicht, aber herauszubringen war schon schwieriger. Er blickte zu Boden, verschränkte seine Arme hinter seinem Rücken, kratzte konfus und verlegen mit seinem rechten Fuß hinter seinem linken am Boden herum, und blickte kleinlaut auf. “Es... hmm...“ Er stockte, verkrampfte seine Hände, entspannte sie wieder. “Es tut mir Leid. Dafür, wie ich mich aufgeführt habe bei der Sponsalia von Nigrina. Ich... ich habe echt zu viel getrunken...“ Mit dem echten Gefühl des schlechten gewissens blickte er Flaccus an. Piso, nicht wissend, dass Flaccus Axilla eh eingeladen hatte, dachte sich, dass er sie nun für ihn auf ewig abgeblockt hatte. Dabei hätte er gar nichts dagegen, wenn Flaccus auch das erfahren würde, was er erlebt hatte damals bei den Faunalien (hmm, es war deliziös gewesen!). Im Gegenteil, sollte er ruhig! Solange er Axilla danach sein ließ. Wie Piso es auch getan hatte. Doch das waren nun, so dachte Piso, reine Hypothesen, da er Flaccus jene Frau verbaselt hatte – und unter Männern war dies wirklich sehr schlechter Ton!
“Ich, hmm... nun ja. Entschuldigung deswegen. Nun ja. Folgendes. Du wolltest doch“, wechselte er rapide das Thema, “Arvalbruder werden, oder? Nun gut, morgen ist eine Contio der Arvalbrüder in der Villa Tiberia! Ich würde dich dort gerne mitnehmen, damit du auch zum Mitglied ernannt werden kannst – denn ehrlich, ich habe keinerlei Bedenken, dass man dich ablehnt. Spannend wird es auch insofern, als dass der neue Magister Arvalium Fratrum gewählt wirst, und wenn du auf die Contio mitkommst, kannst du mitstimmen!“, machte Piso (der sich selber durchaus Chancen ausmalte, der neue Magister der Arvalbrüder zu werden, aber nur, wenn Durus nicht kandidierte – in diesem Fall würde er es sein lassen).
“Und... nun ja, einen Vorschlag wollte ich dir machen. Du willst ja in die Politik einsteigen. Oder? Dazu wäre ein Tirocinium Fori nicht schlecht. Du hast so eines noch nicht gemacht. Oder?“ Er blickte Flaccus fragend an. Ähm, ja. Nun ja. Ich könnte dir anbieten, dass ich dir Purgitius Macer vorstelle. Du musst wissen. Purgitius Macer ist gerade zum Consul gewählt worden. Und er ist mein Patron. Was würdest du davon halten, wenn wir bei ihm anfragen würden, ob er dir nicht ein Tirocinium Fori verschaffen kann? Bei ihm selber, meine ich? Hmm?“ Seine Sätze klangen leicht fragmentiert, fiel ihm auf – aber nicht an jedem Tag und zu jedem Anlass konnte man tadellos spruchreife Ansagen von sich geben! Und Flaccus würde da sicher wenig zu kritisieren haben, schließlich hatte Piso ihm gerade 2, wie der Flavier fand, ziemlich gute Angebote unterbreitet. -
Die Villa Tiberia war Piso mittlerweile schon vertraut, er war ja schon ein paar Male hier gewesen, nämlich zu allen Anlässen, wo er von Durus etwas gewollt hatte. Nun war es wieder so weit. Dieses Mal war er nicht alleine, nein, er hatte Flaccus mitgeschleppt, mitgezerrt, mitgeleitet, egal, wie man es formulieren wollte. Denn der Junge musste sich in eine Sodalitas einbringen – etwas anderes war einem Flavier nicht angemessen!
Als er das Triclinium betrat, sah er sofort Durus und einen anderen Mann... Glatzkopf... hmm... das war doch... genau. Claudius Lepidus hieß der Kerl. Hatte ein Vigintivirat gemacht. Wäre nicht spektakulät abgelaufen, sagte man sich. Und tatsächlich wusste Piso davon nur, dass man munkelte, der Claudier wäre nie auch nur ein einziges Mal überhaupt in der Amtstube des Tresviri Capitales aufgetaucht. Nun ja.
Mit einnehmenden Lächeln schritt er auf Durus und Lepidus zu. “Salvete, Tiberius Durus und Claudius Lepidus!“, begrüßte er die beiden Arvalbrüder. “Nochmals meinen Dank für die Einladung. Darf ich vorstellen? Mein Neffe Quintus Flavius Flaccus. Flaccus, das sind Manius Tiberius Durus, Consular und Pontifex pro Magistro, und Quintus Claudius Lepidus, sein Klient und gewesener Vigintivir.“ Er deutete nacheinander, als er die Namen fallen ließ, auf den Ergrauten und den Glatzkopf. -
Piso nickte übertrieben. “Ah so ist das also.“ Er nickte abermals, wie um seinen Worten Bedeutung zu verleihen. Etrusker gab es ja auch auf Korsika... oder hatte es gegeben... oder so... Piso hatte sich nie sonderlich dafür interessiert. “Vielleicht willst du ja nun nachholen, was dein Wohnsitz dir verwehrt hatte. Also das Bürgerrecht erlangen. Es wäre nicht ungewöhnlich, dass ein Aedituus das Bürgerrecht erlangt. Aber nun ja, zerlegen wir nicht das Fell, bevor der Bär nicht geschossen ist."
Piso räusperte sich. “Nun ja. Das klingt ja nett und gut, was du sagst. Aber Folgendes. Es ist so, dass es keinen Tempel gibt, der allen Gottheiten gewidmet ist. Da du Aedituus, also Tempelverwalter, werden willst, und somit im Tempel eines spezifischen Gottes dienen wirst, musst du notwendigerweise dich für eine Gottheit entscheiden. Iuppiter vielleicht? Oder Mars? Oder was Weibliches, Iuno zum Beispiel?“, begann Piso Dontas mit Vorschlägen einzudecken.
“Einen Lehrmeister werden wir schon auftreiben, werden wir schon finden... ja, das werden wir. Wie gesagt, ich brauche noch den Namen eines Gottes, und dann kann es schon losgehen für dich.“ Ungeduldig blickte der Patrizier den Peregrinus Dontas an.