Dass man ihn nicht begrüßte, das mochte der Flavier irgendwie gar nicht – aber er musste sich damit wohl abfinden. Er setzte seinen Frust also in die Bewegung um, die in von einer stehenden auf eine sitzende Position beförderte – vorteilhafterweise eine, wo er schließlich am Stuhl saß. “Ich habe auch gar nicht die Städte angeschrieben, sondern die Provinzen“, stellte er klar. “Nur die Städte in Italien habe ich angeschrieben.“ Nanana! Was wollte der Vescularier von ihm? Erst eine Volkszählung, dann doch wieder keine Volkszählung, was sollte das werden? Eine Bemerkung verkniff Piso sich.
Piso folgte mit seinen Augen dem erbosten Zeigefinger des Vesculariers nach oben, bevor er den Blick wieder auf ihn richtete. Vinicius würde was von ihm hören? Der Flavier hatte keine Ahnung, was Salinator damit meinte.
“Ähm“, machte er leicht eingeschüchtert. “Die Liste, besser gesagt, die Listen werde ich dir heute noch zustellen lassen. Mitnehmen konnte ich sie schlecht.“ Nach kurzem Zögern kam aber noch die Frage: “Was, hmm, hast du nun mit Vinicius vor?“ Schließlich war der Vinicier der Patron des miesen kleinen Subjektes, dessen Namen Piso sich nicht einmal durch den Kopf gehen lassen wollte... und den wollte er echt nicht in Rom haben.
Andererseits... ach ja. Wenn er schon an den Duccier dachte, konnte er das auch gleich noch anbringen. “Ich habe übrigens auch die andere Aufgabe, die du an mich herangetragen hast, erfüllt, und zwar die Supervision der Vigintiviri“, verkündete er selbstzufrieden.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Piso war schon hier. Er stand nicht so, dass man ihn direkt von der Türe aus sehen konnte, aber er war hier, hinter einem Regal. Man hatte ihn gewissermaßen dazu verdonnert, dem kleinen Manius die Juristerei näher zu bringen, und Piso hatte sich die Freiheit genommen, aus seiner Arbeit auszubrechen, noch bevor er in die Bibliothek erwartet wurde, und sich erst einmal einen Schuss Martial zu gönnen. Poesie und kunstvolle Wortschmiederei war doch immer etwas Feines, und nach dieser Maxime hatte auch Piso sich 5 Minuten Ruhe über einem guten Buch gegönnt. Denn alleine zu sein war manchmal sehr schön. Abgeschottet von der hässlichen Welt um ihn, die so widerwärtig... real war. Nein, eine Reise in die Phantasien eines Schreiberlings waren immer wieder schön.
Diese Reise wurde aber nun unterbrochen, denn die Türe ging auf. Lautlos legte Piso die Schriftrolle auf die Seite und machte einen Satz aus dem Bereich hinter dem Regal hervor, um sich grinsend dem jungen Flavier zu zeigen.
“Salve, Minimus!“, machte er so onkelhaft jovial wie möglich, als er auf ihn zuging. “Magst du einen Keks?“ Einen solchen hatte er nämlich noch übrig.
Um dann doch etwas ernster und ein bisschen respektabler zu erscheinen, räusperte er sich. “Nun denn, junger Mann. Ich habe gehört, du möchtest etwas über das Rechtswesen erfahren. Setzen wir uns doch.“ Er deutete zu einem der Tische hin, die in der Bibliothek standen. Es war ein runder Tisch, relativ niedrig, und natürlich frei von Krempel und Schmutz – schließlich sorgte Mago, der Bibliothekar der Flavier, für penibelste Sauberkeit in der Bücherei. Ja, ein Ästhet der alten Schule, auch wenn er ein bisschen zu ordnungsbewusst für Piso war, schließlich konnte Schönheit man auch im Chaos finden. Noch ein Vorteil hatte der Tisch, er war nicht weit weg von der juristischen Abteilung der Bibliothek, die Piso von dort aus, wo er stand, einsehen konnte. -
Piso nickte beeindruckt. “Haruspizin. Nicht schlecht.“ Er selber konnte der Gedärmewühlerei nicht viel abgewinnen. Es war unästhetisch. Natürlich gehörte es zum Beruf dazu, es gehörte auch zum täglichen Leben dazu, wenn man einmal ein blutiges Opfer brachte. Aber trotzdem, lieben musste man es ja nicht, oder? “Falls du einmal das römische Bürgerrecht bekommst, kannst du ja darüber nachdenken, ins Collegium Haruspicorum einzutreten“, murmelte Piso. Dort wollte ja auch sein geliebter Herr zukünftiger Schwager hin. Obwohl, ob man dem seinen schrecklichsten Feind an den Hals wünschen wollte? Naja. Aber eine Frage hatte er, die ihm durchaus wichtig erschien.
“Du bist also... Etrusker. Warum bist du, wenn du ein Etrusker bist, kein römischer Bürger? Schließlich hatte man schon nach dem Bundesgenossenkrieg des Bürgerrecht auf alle Italiker ausgeweitet. Ach ja, und noch eine Frage. Welcher Gottheit willst du dich verpflichten?“
Er bemerkte, dass seine Frage wohl nicht richtig angekommen war. “Willst du einen bestimmten Lehrer?“, hakte er beamtisch nach. -
Kaum winkte der Sekretär ihn durch, folgte der Aufforderung er auch unverzüglich. Er trat durch die Türe ein und begrüßte den dicken Vescularius, den er auch schon bei der Prozession zum Geburtstag des Kaisers gesehen hatte. “Salve, Praefectus Urbi.“ Der Vescularier erinnerte sich hoffenlich noch an ihn! Er schritt nach vorne, zum Tisch hin.
“Darf ich mich setzen?“, fragte er anstandshalber, bevor er begann, in seiner Toga herumzukramen und zwei Schriftrollen herauszuholen.
Mit einer wckelte er kurz herum. “Praefectus Urbi, ich kann dir berichten, dass ich nun, am Ende meiner Amtszeit, es geschafft habe, den von dir eingeforderten Census zusammenzustellen. In dieser Schriftrolle stehen die Städte, von denen ich eine Liste bekommen oder selber zusammengestellt habe. Es sind alle im Reich. Mit einer Ausnahme.“ Er machte eine theatralische Pause. “Germanien. Ich bekam keine Antwort aus Germanien. Zwar hört man, dass die Volkslistung dort schon in Arbeit ist. Aber bisher hat es der Legatus Augusti pro Praetore verabsäumt, mir die Liste für Germanien zuzusenden.“ Er schauspielerte eine bedrückte Gesichtsmiene. -
[Blockierte Grafik: http://img232.imageshack.us/img232/9697/acanthusmj4.jpg] Acanthus
Acanthus wurde dieses Mal nicht in seinen Gedanken unterbrochen. Sondern in einem Nickerchen. Er schreckte auf und erhob sich schnell. Das Klopfen war von der Tür gekommen. Der Ianitor atmete tief durch, bevor er zur Porta schritt. Draußen, da stand ein Sklave. Mürrisch und noch ein wenig schlaftrunken blinzelte Acanthus ihn an.
“Was ist?“, fragte er den Sklaven, hinter der eine aufgemotzte Tussi stand, die Acanthus noch niemals gesehen hatte. Er addressierte ja nicht die Frau. Sondern ihren Sklaven. Und innerhalb der Hierarchie der Sklaven stand Acanthus ganz oben. Er konnte es sich leisten, die anderen anzubellen. Sofern sie Sklaven waren. -
Tja, das ist die göttergegebene Ordnung der Welt. Um Aristoteles zu zitieren, alle sind von Geburt an ungleich... Kulturbanause!
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Oh, hatte er das? Gracchus? Warum wusste Piso dann nichts davon? Vielleicht konnte Gracchus ja Gedanken lesen. Was Piso gar nicht einmal verwundern würde, traute er seinem feingeistigen Vetter viel Ästhetisches zu. Vielleicht hatte Gracchus auch nur von Familienpolitik geredet? Konnte auch gut sein. Auf jeden Fall, wie es auch war, Piso war nicht abgeneigt. Und so nickte er, statt zu antagonisieren, so gut er Letzteres auch konnte. “Schön!“, setzte er hinzu und grinste in sich hinein.
Durus schien das Thema der Arvalbrüder für wichtig genug halten, dass er sich offenbar auch darum zu sorgen schien. Oder kamen die Falten vom Alter?
“Eine Contio finde ich eine gute Idee. Wir könnten sie ja zusammen anberaumen, du als ranghöchster Arvalbruder, ich als nächster Verwandter des Magisters“, schlug Piso vor. “Und den Kaiser...? Ähmm...“ Piso blickte sich unauffällig in beide Seiten um. “Ich weiß ja nicht, wann du das letzte Mal den Kaiser gesehen hast. Aber als ich ihn vor Kurzem in Misenum sah, glaube mir – da wurde es mir klar, dass der Mann andere Sorgen hat, als den Arvalbrüdern beizutreten.“ Er blinzelte.
“Ich kann ja nur hoffen, dass die Opfer zu seinem Geburtstag ihm geholfen haben... wenn nicht, dann habe ich keine Ahnung, wie man den Kaiser dazu bewegen könnte, mehr zu werden als ein...“ Er rang kurz nach einem passenden Wort. “...als ein Mitglied bloß dem Namen nach. Ein Titularmitglied.“ -
Piso blickte ein wenig grantig auf den Sekretär (wie konnte man ihn, die Pracht der patrizischen Geschlechter Roms, ignorieren? Das musste ein rechter Ignorant sein!), murmelte dann etwas Unverständliches (es mochte „Danke, du netter Mensch“ sein, aber wie wahrscheinlich war dies?) und richtete sich dann wieder auf, nur um sich dann auf eine Bank zu setzen und an seinen Daumen rumzuspielen. Er mochte Warten nicht. Es war langweilig. Hoffentlich war der dicke Salinator bald fertig mit seiner Sache, was das auch immer war – Briefe diktieren? Pfff. Vermutlich war er wieder mal damit beschäftigt, sich mit Mostbrötchen vollzufressen.
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Piso trat in die Stube ein, räusperte sich, blickte sich präposterös um, ließ seinen Blick dann auf den Sekretär des Vesculariers fallen und ging dann beschwingt auf den Mann zu. Seine schmalen Hände stemmte er auf den Tisch auf und beugte sie, um seinen Kopf patronisierend fast, aber nur fast, auf die selbe Ebene wie die des natürlich sitzenden Sekretärs zu bringen.
“Salve. Ich bin Flavius Piso, der Quaestor Principis, und bin hier in wichtigen staatlichen Angelegenheiten. Es geht um die Aufgaben, die Vescularius Salinator mir zu Beginn dieser Amtszeit gegeben hat.“ -
Ganz im Gegensatz zum beinharten Soldaten machte der Wind dem empfindlichen Flavier schon etwas aus; er verzog leicht die Lippen, als er dräuendes Ohrenweh verspürte. Nichts wie rein in die warme Stube! Ungeduldig-zappelig wartete er darauf, dass die Untersuchung endete, und folgte dann dem Soldaten hinein in die Castra, die er ja schon, trotz mangelnder soldatischer Erfahrungen, recht gut kannte.
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Ebenso wie beim Brief vom Tiberier war auch bei der Botschaft vom Flavier der Text auf die Rückseite der Wachstafel geschrieben.
An
Iulia Corona
Casa Iulia
RomaQuaestor Principis Septemvirque A Flavius Piso Iuliae Coronae salutem dicit.
Deiner Anfrage entsprechend lade ich dich, Iulia Corona, zum ANTE DIEM IV ID NOV DCCCLX A.U.C.* zur Mittagszeit zu mir in die Villa Flavia ein, damit wir deine Zukunft im Cultus Deorum besprechen können.
In Erwartung auf dein Erscheinen,
Aulus Flavius Piso
Sim-Off: *Fantasiedatum. Komm, wann du willst
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Der Wind blies sachte um die Ohren der Beteiligten, als Piso auf eine Antwort wartete.
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Brav horchte Piso zu, als Durus die Schwierigkeiten der Ermittlungen im Falle von Nemi erwähnte. Ah, der eine Fall. Kurz musste Piso an Celerina denken. Eine traurige Geschichte! Von der man eigentlich angenommen hätte, dass der Ruf der Flavier darunter zu leiden hatte. Doch dem schien nicht so sein, denn nach kurzem Überlegen schob der Tiberier nach, dass man sich bereits Gedanken machte. Wollte er sich um den Platz bewerben? Und ob er das wollte!
Er nickte daher. “Ja, das möchte ich durchaus.“ Er räusperte sich. “Ich denke, ein Platz, der von einem Patrizier im Collegium Pontificium besetzt wurde, sollte auch weiterhin von einem Patrizier besetzt werden. Denn immerhin hängt davon die Machtbalance zwischen Plebs und Patriziat ab.“
Er machte eine kurze Pause. “Eine weitere Sache, die mir viel Sorge bereitet, ist der Umstand, dass mein Vetter Furianus Rom verlassen hat, und somit das Amt des Magister der Arvalbrüder vakant gelassen hat. Ich denke, es sollte so schnell wie möglich eine weitere Sitzung einberufen werden. Denn immerhin geht es nicht nur um den Posten des Magisters, sondern auch um die Aufnahme von weiteren Mitgliedern – mein Neffe Flaccus zum Beispiel möchte der Bruderschaft beitreten, hat aber niemanden, an den er sich dazu wenden kann.“ -
Mächtig, fast drohend in ihrer glanzvollen Schönheit, herniederdrückend, depressivmachend ästhetisch, und einsam trotz der Menge, die sie umgab, standen die Statuen der alten Kaiser auf ihren Sockeln und schauten heroisch in die Ferne. Piso hatte sich aus den Reihen der Septemviri gelöst und sich bei den Arvalbrüdern eingereiht. In Vertretung von Furianus würde wohl Durus das Opfer starten, und tatsächlich hatte jener sich als erster eingereiht. Piso stellte sich schweigend also zu anderen Arvalbrüdern hin. Ein paar kannte er, zumindest flüchtig.
Sein Blick wanderte nach vorne und glitt über eine Statue. Heee! Den kannte er ja! Das war... das war... der Kaiser. Bronzen schaute er besser aus als in echt, musste man hierzu sagen. Piso runzelte die Augenbrauen und schritt weiter, voran. Die Rinder rund um die Arvalbrüder bemerkte er am Rande. Sie waren für die göttlichen Kaiser und Kaiserinnen. Der Flavier blickte sich kurz sorgfältig um, bevor er sein Augenmerk auf Durus richtete.
Ihm wurden zuerst die Hände vollgesprenkelt. Auch Piso hielt seine Hände pflichtschuldigst aus und ließ sie ein wenig ernässen. Ja, so war es gut, er war nun rituell gereinigt.
Piso hatte sich Vespasianus gesichtert, der Mann, der die Flavier an die Spitze der Macht katapultiert hatte. Zur soldatisch-klotzigen Repräsentenz des Flaviers ging der Flavier mit einem Sklaven, der das Rind führte, und schielte kurz auf Durus, bevor er das tat, womit er begann.
Die Decke, die das Tier vor ihm bedeckte, lupfte er hinunter, ohne es anzufassen, dann ließ er Mola Salsa drüber fallen und strich von Kopf bis Schwanz mit seinem Koltermesser. Und nun die Arme in die Höh! “Divus Vespasianus, nimm dieses Opfer an zu deiner Ehre“, machte er nicht allzu laut, bevor er sich nach rechts wandte, dort von einem Opferhelfer einen Weinbecher gereicht bekam, und den Wein sorgsam über den Kopf des Tieres ausschüttete.
Dann trat er zurück. Er würde erst mit seinem Gebet anfangen, wenn Durus das auch tat! -
Es ging schon gegen Ende der Salutatio zu. Fast schon war sie abgeschlossen. Doch hatte einer genau diesen Augenblick abgepasst. Jemand, der es mochte, sich von der Masse abzuheben, die gerade vor Durus gebuckelt hatte.
Piso erschien, in einer seiner nagelneuen Togen, die er sich besorgt hatte. Die Aussicht auf eine Heiart mit der schönsten Frau aller Zeiten hatte ihn wieder froher gestimmt, sodass er keine Hemmungen wieder hatte, seine Extravagenz raushängen zu lassen. Er hatte sich nur mit Müh und Not davon abgehalten, sich einzuparfümieren.
Durch das schon fast entleerte Atrium eilte Piso auf Durus zu. “Tiberius Durus, salve“, grüßte er freundlich. “Gut, dass ich dich noch erwische.“ Er räusperte sich.
“Ich möchte gar nicht um den heißen Brei reden. Ich möchte mit dir über den Cultus Deorum reden“, begann er mit fester und selbstbewusster Stimme. “Es gibt einige Sachen, die mir Sorgen machen, und jene möchte ich an dich herantragen. Zuerst das Collegium Pontificium...“ Er legte seinen Kopf leicht schief. “Wie ich gehört habe, ist noch immer kein Nachfolger für Aurelius Corvinus ausfindig gemacht worden...“, begann er. -
Piso entglitten die Gesichtszüge. “Salutatio!“, schmetterte er hervor. “Salutatio wie ein Bittsteller.“ Nein, Piso war etwas Besseres! Er war sich da ganz sicher. Ein künstlerisches Genie wie ihn verdonnerte nur einer zur Salutatio! Und zwar sein eigener Patron. Er holte tief Atem. Beruhigen, Aulus, dachte er sich. Beruhigen, Aulus.
“Salutatio.“ Sollte er um einen Termin bitten? Ach was. Er würde einfach ganz am Ende der Salutatio auftauchen, halt nach der Salutatio bei Purgitius Macer. Dann würde man sich sicher eher in Ruhe unterhalten können. Er schnaubte kurz aus, als ob er etwas wirklich SEHR Scharfes gegessen hätte, dann nickte er. “Gut. Gut. Gut. Und Gesundheit.“
Er wandte sich abrupt ab und ging ohne Abschied. Er hatte Besseres zu tun, als sich mit komischen Ianitores rumzuschlagen. Das war doch unter seinem Niveau! Salutatio wie ein Klient... pff... also nein... also wirklich... unglaublich... -
In der Toga gewandet, wie in diesen Tagen immer häufiger – man spürte die gesteigerte Bedeutung einfach, es war nunmal so – bewegte Piso sich näher an die Torwachen heran, rückte sich noch einmal sorgsam die Kleidung zurecht, schaute sich um zu den treuen flavischen Sklaven, die ihm folgten, blickte wieder nach vorne und sprach eine der Wachen an.
“Mein Name ist Flavius Piso, Quaestor Principis. Ich bin hier, um den Praefctus Urbi in bedeutenden staatlichen Angelegenheiten zu sprechen. Die Sache duldet keinen Aufschub. Es geht um die Amtspflichten, die er mir auftrug. Ich bin fertig... nun ja, fast fertig, aber das soll nicht deine Sorge sein. Aber auf jeden Fall, es ist nötig, dass du mich durchlässt.“ Er hob seine Arme, die Untersuchung bereits schon erwartend. -
“Ostia, wunderbar. Guter alter Quintilius Sermo.“ Piso nickte begeistert. Super! Jetzt war alles beinander. Außer Germanien. Wann Germanien kommen würde, wussten die Götter. Die mussten sich wohl enorm viel Zeit lassen. War halt groß, die Provinz. Nun ja, nicht so groß wie Rom, und das hatte Piso bereits abgeklappert. Noch einmal schaute er auf die vervollständigte Liste.
Italia:
Roma:
Imperator
GAIUS ULPIUS AELIANUS VALERIANUSSenatores
...
Medicus Germanicus Avarus
Potitus Vescularius Salinator
Manius Tiberius Durus
Manius Flavius Gracchus
Marcus Vinicius Lucianus
Quintus Germanicus Sedulus
Lucius Annaeus Florus
Kaeso Annaeus Modestus
Faustus Octavius Macer
Tiberius Aurelius Avianus
Gaius Octavius Victor
Spurius Purgitius Macer
Lucius Aelius Quarto
Herius Claudius Menecrates
Titus Helvetius Geminus
...Equites
...
Tiberius Prudentius Balbus
Decimus Annaeus Varus
Marcus Decimus Mattiacus
Lucius Hadrianus Iustus
Titus Decimus Verus
Decius Germanicus Corvus
Marcus Aelius Callidus
Decima Lucilla
...Cives
...
Lucius Iulius Centho
Aulus Flavius Piso
IULIA ULPIA DRUSILLA
Decima Seiana
Iunia Axilla
Titus Duccius Vala
Decimus Atius Romanus
Claudia Romana
Cnaeus Prudentius Spurinna
Furia Calliphana
Titus Sergius Lupus
Sextus Aurelius Lupus
Quartus Flavius Lucullus
Spurius Tiberius Dolabella
Quintus Claudius Lepidus
Manius Peltrasius Bibulus
Publius Aurelius Imbrex
Iunia Serrana
Lucius Claudius Brutus
Quintus Flavius Flaccus
Appius Aurelius Cotta
Flavia Epicharis
Lucius Iulius Antoninus
Aulus Tiberius Ahala Tiberianus
Tiberia Albina
Aurelia Flora
Publius Pompeius Pius
Tiberia Arvinia
Sergia Drusilla
Aurelia Prisca
Octavia Varena
Gaius Iulius Lucanus
Tiberia Septima
Appius Matinius Augurinus
Aulus Iunius Seneca
Decima Amaesia
Iulia Corona
Marcus Claudius Flavus
Titus Iulius Flavus
Caius Silurius Rufinus
Gnaeus Postumius Rufus
Marcus Valerius Mercurinus
Publius Matinius Avianus
Aelia Paulina
Aelia Vespa
Annaea Iuliana
Aulus Decimus Paulus
Aulus Germanicus Umbricius
Aurelia Narcissa
Claudia Antonia
Claudia Catilina
Flavia Nigrina
Gaius Decimus Matho
Gaius Iulius Curio
Gaius Pompeius Pinus
Germanica Laevina
Iulia Cara
Iulia Livilla
Iulia Vera
Octavia Catiena
Publius Ulpius Maioranus
Quintus Claudius Iavolenus
Quintus Germanicus Stilo
Sergia Chaerea
Terentia Gemina
Tiberia Faustina
Tiberius Pompeius Civilis
Vinicia Petronilla
Volusus Sergius Imperiosus
Caius Flavianus Aquilius
Germanica Sabina
Manius Flavius Gracchus Minor
...Misenum:
Senatores
...Equites
...
Primus Decimus Magnus
Herius Hadrianus Subdolus
...Cives
...
Publius Iulius Saturninus
Marcus Iulius Proximus
Publius Annaeus Domitianus
Kaeso Iulius Iuvenalis
...Mantua:
Senatores
...
Titus Aurelius Ursus
...Equites
...
Servius Artorius Reatinus
...Cives
...
Marcus Iulius Licinus
Gaius Tallius Priscus
Caius Decimus Celsus
Lucius Pompeius Cavarinus
Manius Quintilius Cavarinus
Tiberius Germanicus Messalla
...Ostia:
Senatores
...Equites
...Cives
Iullus Quintilius Sermo
Paullus Germanicus Aculeo
...Aegyptus:
Alexandria:
Equites
...
Appius Terentius Cyprianus
Tiberius Octavius Dragonum
Faustus Decimus Serapio
Germanica Aelia
...Cives
...
Lucius Iunius Merula
Titus Decimus Cursor
Lucius Septimius Palaemon
Marcus Iulius Sparsus
Aulus Trebellius Posca
Lucius Annaeus Gratus
Lucius Artorius Graeceius
Appius Decimus Massa
Lucius Claudius Cethegus
...
...Soooo. Passt. Damit würde er zum Praefectus Urbi gehen.
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Der Curatier geiferte wie ein Hund. Pulcher wedelte mit seinen Händen vor Semiramis hin und her, mit der eindeutigen Intention, sie zu begrabschen. Dass Semiramis nach hinten gerutscht war, voller Ekel, bemerkte er gar nicht. Denn wie sollte eine Sklavin sich widersetzen? Pulcher hatte noch nie von so etwas gehört. Sklaven gehorchten. Einmal in der Villa Curatia, wo er sie dann und wann für diverse ästhetische Experimente einsetzte, die aber um einiges kerniger waren als die zimperlichen Vorstöße des Piso (was damit gemeint ist, wird an dieser Stelle nicht weiter beschrieben, aber der Schreiber appelliert an die Fantasie der Leser und -rinnen).
An dieser Stelle wurde der Gedankenfluss des besoffenen Curatiers aber unterbrochen. Denn ein “HE!“ schallte durch den Raum. Piso hatte sich ein wenig aufgestemmt. Ein sonderlicher Kraftlackel war er ja nicht, aber es reichte aus für Frauen und, um sich selber in eine andere Lage zu bringen. “Das, Pulcher, ist sowas von...“ Hätte es dieses Wort bereits gegeben, hätte er „nicht cool“ gesagt. Allerdings stand die Sprache des William Shakespeare und der Margaret Thatcher damals noch nicht zur Verfügung, um sich an ihrem Vokabularium zu vergreifen. Aber wozu in die Ferne schweifen, wenn das Glück liegt so nahe? “Sowas von nicht ästhetisch!“ Pulcher hielt mit seinen wirbelnden Armbewegungen inne. “Watt?“, brachte er hervor mit lallender Stimme – hier wurde es wohl klar, dass Curatius Pulcher betrunkener war als Piso, welch Wunder, schließlich hatte Pulcher schon deftig vorgeglüht. “Aber... so schöne Ti...“, begann er, als ihm das Wort abgeschnitten wurde. “Die nicht dir gehören.“ “Äh, ja. Äh. Aber ich habe mir gedacht...“ “Du hast keine Vorstellungen von der Ästhetik! Schau dir Pythagoras an, er etablierte das ästhetische Ideal. Weißt du, wie weit du davon entfernt bist?“ “Du bist doch ein Mathematiker, bist du doch. Ästhetik liegt im Auge des Betrachters.“ “Du verwechselst Schönheit und Ästhetik.“ “Ah, und ein Jurist isser auch noch. Jetz aber...“ “Tatsächlich sind die Gesetzmäßigkeiten... hiergeblieben!“
Ob Pisos Gedanke, dass Semiramis gedachte, sich vom Acker zu machen, richtig war oder nicht? Auf jeden Fall bedeutete er ihr, sich zu ihm zu begeben. “Weißt du was? Wir fragen die Betreffendene. Semiramis, du gibst mir sicher Recht!“ Er nickte suggestiv zu der hübschen Syrerin hin. “Ästhetik ist es nicht, wenn man sich am Eigentum eines anderen vergreift, ohne dass man die Erlaubnis des anderen hat. Oder?“ Fast schon funkelte Eifersucht aus den Augen des Flaviers. Nun, nicht immer bekam man am Markt eine so Hübsche wie Semiramis. Denn auch wenn Piso sein Herz schon längst an eine komplett andere Frau verschenkt hatte, und er genug hatte, was er gegen Semiramis halten konnte, so wusste er das klassisch schöne Aussehen der Syrerin durchaus zu schätzen. Anschauen ja, gerne. Aber Angreifen war eine ganz andere Sache! -
Piso nickte freizügig. Sicher würde er sich bereit halten für seinen Patron, egal, welche Pläne er noch hatte. Vielleicht würde er mit ihm einmal einen Gesetzesvorschlag durchgehen, und das würde Piso mal wirklich ganz spannend finden! Er entgegnete auf jeden Fall das Gesicht, dass der Purgitier zog, mit einem Grinsen.
Er wiegte seinen Kopf hin und her. “Nicht unbedingt. Aber schau dir mal Tiberius Durus an. Sein Konsulat verbrachte er mehr oder minder damit, hektisch Reformen durchzupeitschen. Er hinterließ einen komplett veränderten Codex Iuridicalis. An so etwas erinnert man sich, so etwas prägt sich einem ein.“ Er nickte suggestiv. “Wenn dir nichts einfällt, könnte ich mir ja mal was überlegen. Außer, du hast überhaupt keine Lust auf einen Gesetzesvorschlag von deiner Seite, solange du Konsul bist“, schlug er vor.