ZitatOriginal von Numerius Duccius Marsus
4:1
Ehrlicher- und fairerweise sollte das 4:2 sein.
Aber trotzdem, nicht schlecht, Herr Specht.
ZitatOriginal von Numerius Duccius Marsus
4:1
Ehrlicher- und fairerweise sollte das 4:2 sein.
Aber trotzdem, nicht schlecht, Herr Specht.
Eine einzige, salzige, sich etwas unangenehm anfühlende Schweißperle tröpfelte von Pisos Haaren, klatschte auf seinen Nacken und rann entlang der Haut hinunter. Der Flavier grunzte ganz unästhetisch und schlug mit seiner linken Hand nach seinem Nacken, um den Schweißtropfen zu vernichten wie eine Fliege. Gut, dass Schweißtropfen nicht die lästige Angewohnheit hatten, davonzufliegen, wenn man sie mit der Hand erreichen wollte. Klatsch. Zufrieden zog der Patrizier seine Hand zurück und begutachtete die etwas nass gewordene Innenfläche.
Heiß war es. Es gab keine Thermometer also musste man wohl die Metapher eines Backofens benutzen. Immerhin war es ein trockener, heißer Tag, kein schwüler. Als ob ein ferner Wind aus der Wüste des Orients gekommen wäre, und alles, was Feuchtheit war, überlagert hätte. Bis auf Pisos Schweiß, der immer ärger wurde.
Die Götter allein wussten, was ihn auf den Sklavenmarkt führten. Vermutlich jedoch könnte es sein, weil Piso einen Sklaven wollte. Er war mit Cassivellaunus hier, seinem alten Handlanger, der ihm immer mehr auf den Wecker ging. Er hätte vielleicht einen Sklaven damals aus Ravenna mitnehmen sollen. Vielleicht Sophonisba, die in ihren Jugendjahren sein Kindermädchen gewesen war – mittlerweile war sie Ende 40. Wie es ihr wohl ging? Es gelang Piso nicht, länger über die Sklavin, die er in Ravenna in der Retrospektive doch etwas ungerecht behandelt hatte, nachzudenken, denn in diesem Moment geschah vorne etwas beim Sklavenhändler.
Der Sklavenhändler freilich war nicht Tranquillus, der zwar der bedeutendste, aber bei weitem nicht einzige Menschenhändler in Rom war. Piso war zur Konkurrenz gegangen, vielleicht hatte er dort mehr Glück als bei Tranquillus.
Was also geschah, war, dass eine Tür sich öffnete. Ein Jüngling, zweifellos aus einem südlichen oder östlichen oder was auch immer Land stolperte heraus. Sicherlich kein hässlicher Bursche, dachte sich Piso, und fand seinen Gedanken bestätigt in dem mannigfaltigen leisen Seufzern, die das Weibsvolk um ihn herum ausstieß. Mei, ist der ein Schöner! Aus der Warte eines Mannes betrachtet war es halt, ja, ein Sklave. Irgendein Ostling.
Er blieb, weil ihm die Sache nun doch zum interessieren anfing. Erwartungsvoll blickte er hinauf zum Sklavenhändler, der sicherlich gleich anfangen würde zum Sprechen, der den Sklaven präsentieen würde. Woher der wohl kam? Piso tippte innerlich auf Parthien, bevor er die Nase rümpfte und strafend auf Cassivellaunus blickte.
“Verzeihung, Herr.“ “Nicht in meiner Gegenwart deine verdammten Gase ablassen! Ist ja widerlich!“ “Verzeihung...“ Vielleicht war dieser Südländer so beschaffen, dass er Cassivellaunus nach dessen Kauf getrost auf den Kompost werfen könnte. Oder in den Tiber werfen. Oder halt einfach freilassen, war ja auch schon egal.
Piso hörte mit halbem Ohr zu, als Flora versuchte, ihren Onkel oder was das auch immer für einer war zu verteidigen. Sie musste ihm da keine langen Reden vorschwafeln! Er hatte in das dunkle Herz des Aureliers gesehen, jawohl! Dieser Mann war ein unbelehrbarer, verstockter Gockel, der Prisca am Liebsten einsperren würde und niemanden an sie ranlassen wollte! Was, wenn er Nigrina so erwischen würde? Nicht sein Bier. Er würde... na ja, er würde schon irgendwie reagieren, wenn auch nur, um sein Ego zu befriedigen. Aber das war was komplett anderes! Hier schwebte echte Liebe im Raum! Da musste doch das härteste Herz Einsehen haben! Nein, bei diesem Corvinus war Hopfen und Malz verloren, das wusste er ganz genau.
Nicht schon früher darauf angesprochen? Hmm. Er hatte ihn doch darauf angesprochen, zumindest hatte er es angedeutet... aber das Problem war, vorher war da nur Sympathie. Jetzt war da Liebe. Erst nach seinem Opfer an Venus, aber das musste er niemandem sagen. “Corvinus wusste schon vorher, dass ich mich für sie interessiere. Die Liebe ist aber so eine Sache... sie entstand erst im Garten, weißt du?“ Das war eine grobe Übersimplifizierung, aber mochte den Kern der Geschichte erklären. “Könnte ich die Zukunft vorhersagen wie die Parzen, hätte ich es Corvinus sicher schon lange gesagt.“ Aber vermutlich hätte der uneinsichtige Schnösel ihn eh rausgeworfen dann. So ein Gockel aber auch! Also nein! Geh bitte!
Dass sie das für Prisca machte, wusste er schon, er war wohl nur der inzidentelle Benefizient, so würde es vielleicht Gracchus ausdrücken.
“Lysandra“, wiederholte er. “Gut.“ Ihre Frage überrumpelte ihn dann aber schon. Er wurde im Gesicht noch ein bisschen weißer. “Äh... äh... sag... ähm...“ Solchermaßen war also die Eloquenz der politischen Zukunft Roms, toll. “Sag ihr, die Ohrfeige war verdient gewesen, und nichts, was auch nur das Geringste an meinen Gefühlen ihr gegenüber ändert...äh, hmm. Klang das vielleicht ein bisschen zu schwülstig?“, sorgte er sich.
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Acanthus öffnete die Tür, leicht erbost über die plötzliche Störung. Dabei hatte er gerade 2 sehr brauchbare Axiome ausgearbeitet. Vermutlich würden sie noch am selben Tag von irgendeiner Wäschersklavin oder einem Dienstboten widerlegt werden, doch bisweilen galten sie in der Absenz eines besseren Argumentes. Doch er konnte diese Gedanken nicht weiter verfolgen, einmal nicht, bis der Besucher hier durchgeschleust oder abgewiesen war.
“Salve, was... oh, Domina Celerina! Herzlich willkommen!” Der Sklave verbeugte sich tief und trat zur Seite. “Dominus Piso erwartet dich schon im Atrium.“ Er schickte nicht einmal Phoebus mit ihr mit, wusste er doch, dass sie wusste, wo das Atrium der Flavier sich befand.
Nervös spielte Piso an seinen Fingern herum. Er wartete auf Celerina, sich von diesem Gespräch hier so ziemlich alles Mögliche erhoffend. Er saß auf einer Kline, statt auf ihr zu liegen, und starrte konzentriert auf einen Becher vor ihm. Er war nicht einmal auch nur halb voll, der Krug, der den für den Becher bestimmten Wein fasste, stand unberührt daneben und wurde von Piso mühevoll ignoriert. Die Versuchung, seinen Frust hinwegzutrinken, war irgendwie unwiderstehlich. Jedoch wollte er vor Celerina nicht wie ein Trunkenbold erscheinen. Nein, der Eindruck, den er machen musste, war der eines respektablen jungen Patriziers. Piso selber hatte keine Ahnung, was man darunter vorstellen sollte, aber auf jeden Fall war dies ein Konzept, welchem er heute und nun nacheiferte. Er hatte sogar schon überlegt, ob er eine Toga anziehen sollte, hatte sich dann aber doch dagegen entschieden.
Nun saß er hier. Celerina sollte wissen, dass er ein geeigneter Kandidat war für ihre Schwiegernichte. Das L-Wort war ja in diesem Kontext schon gefallen, doch nun wollte ein neues Wort mitmischen: das H-Wort. In dieser Sache also war der Brief, den er von Celerina bekommen hatte, wie ein Strohhalm, an welchem er sich festhalten konnte.
Er schluckte, als er Schritte hörte, und stand auf. “Salve, Celerina“, spulte er herunter und schritt mit einem leicht verkrampften Lächeln auf sie zu, bevor er ihr links und rechts ein Küsschen gab (Bussel, Bussel). “Schön, dass du gekommen bist, ich habe mich so gefreut, als ich deinen Brief bekommen habe! Magst du Wein?“ Er deutete demonstrativ auf den jungfräulichen Krug, bevor er sich niederließ und seufzte. Er fuhr mit seiner Hand zu seinem Kopf hin und rieb sich damit hin und her. “Es drückt eine schwere Last auf meiner Seele dieser Tage, Celerina. Ich... ich brauche Hilfe.“ Er presste seine Lippen zusammen und schaute auf zu ihr, nachdem er seinen Blick schon zu Boden gesenkt hatte.
Es geht etwas zäh die Tage... das RL hat mich eingeholt.
Bei mir wird das einmal ganz und gar nichts, ich bin zu der Zeit in London...
Piso nickte, während er sich alle Mühe gab, nicht aus seinen Ohren es vor Zorn herausdampfen zu lassen. “Er hat etwas bei ihr zu sagen. Er ist... er ist ihr Tutor. Ihr Onkel. Ich komme an ihn nicht vorbei.“ Er war froh, dass sich seine Schwester zumindest bemühte, ihn nicht auszulachen ob seiner Geschichte. Wenn ihm ein anderer das erzählt hätte, er wusste, vielleicht hätte Piso selber die größte Gaudi damit gehabt, und gelacht wie noch nie. Sein Zorn verpuffte bei diesem Gedanken, und schiere Verzweiflung zog sich über sein Gesicht.
Er nahm ihre Bemühungen, ihn zu beruhigen, gar nicht mehr recht zur Kenntnis, sondern lag nur noch in ihren Armen – die, wie er feststellte, erst nach ein paar Sekunden es den seinen gleich taten und sie nun in friedlicher geschwisterlicher Umarmung sich befanden – zumindest würde es ein Außenstehender so empfinden. Piso selber hatte das „Wua“ als ein freudiges solches interpretiert, und aus diesem Grund umarmte er sie umso fester – wobei, er war kein besonders kräftiger Mann, der zum Beispiel im Armdrücken noch gegen jeden verloren hatte, sogar gegen Frauen, sodass Nigrina das wohl kaum merken würde. Piso brummelte leicht, als sie ihn über den Rücken streichelte. Die Berührung tat gut, sehr gut sogar. Ach, sein Schwesterherz war doch die Beste! Piso fühlte einen Schwall von unageahnter brüderlicher Liebe in ihm aufkommen.
“Naja, stimmt auch wieder, das hast du nicht gewusst... trotzdem bist du toll.“ Er gab ihr einen Kuss – jaja, seine Emotionen gingen mit ihm durch. Endlich ließ er sie wieder los. “Also. Wann habt ihr euch ausgemacht? Wann denn?“ In seinen Augen flackerte die Begierde, und ers stand wohl kurz davor, richtiggehend zu lechzen.
Sie fragte ihn nach wegen Corvinus, und bestätigte Piso, das er im Recht lag, und Corvinus lag falsch! Komplett daneben! Der Kerl war eine gesitige Nullrunde! Wie konnte man nur die einmalige Chance, einen Flavier zur Verwandtschaft zu bekommen, ablehnen? Dieser Tölpel, der spinnte doch. Piso räusperte sich.
“Ich muss mit Corvinus darüber reden. Wenn es so weiter geht, wird das nie mehr was.“ Er schluckte und blickte Nigrina an. “Du... du verstehst schon, dass... ich meine, was deine Hochzeit angeht... ich weigere mich, meine Schwester an so einen Aurelier abzugeben, ohne dass die Aurelier bereit wären, mir eine Aurelia zu überlassen. Ich meine... du weißt schon wie ich meine...“ Na toll, jetzt hatte er Nigrina hergestellt wie ein Handelsobjekt. “Ich meine das nicht so! Ich meine nur – das ist eine Sache der Ehre, der flavischen Familienehre! Wir dürfen denen gegenüber nicht beigeben!“
Jetzt geht es wieder. Tschuldigung vielmals.
“Natürlich, natürlich.“ Er war ihm auf jeden Fall einen Gefallen schuldig. Die Opferung eines Lammes an Vesta mit einem Gebet für den Heimherd der Purgitier? Ja, vielleicht. Oder wäre das affig? Mal sehen.
“Sonst gibt es wirklich nichts mehr. Danke nochmal, dieses Mal für deine Zeit. Vale.“ Er schritt zur Seite, um Platz für den nächsten Klienten zu machen, der vor Ungeduld schon Daumen drehte und offenbar noch viel größere Sorgen als Piso selber am Hals zu haben schien. Piso interessierte sich nicht mehr für diesen Mann, sondern trottete hinfort. Hoffnung spürte er in seinem Herzen aufkeimen, vage, aber doch spürbar. Ach, Amor...
Klimbimbim.
Piso hatte sich die Lyra extra von Paris, dem Musikersklaven, stimmen lassen. Natürlich hatte er komplett andere Tonalitäten im Sinne gehabt, aber das war Piso nicht recht gewesen. Die rechten Tonlagen könnte nur ein Meister erkennen, nicht ein einfacher Sklave, niemand könnte mit reiner süßlicher Wohltemperiertheit einen Abend gestalten! Paris hatte, etwas eingeschüchtert, nur genickt und Piso dann machen lassen. Der Flavier zupfte an einer Saite rum.
Buänguängengengeng.
So hatte eine Lyra gestimmt zu sein, dachte sich Piso, und zupfte nochmals.
Blämbäm.
Hört nur, wie lieblich es schallt! Freuet euch, Gracchus kommt bald!
Denn er wartete im Triclinium auf Gracchus. Hier hatten sich die beiden verabredet, etwas nach dem Essen. Viel zu lange war es hinausgeschoben worden, doch nun war es soweit. Piso und Gracchus waren gegangen, um ihre jeweiligen Instrumente zu suchen, und Piso, dessen Zimmer nicht weit entfernt war von Triclinium, hatte sofort seine geliebte Lyra geholt. Wie gut, dass Furianus das nicht hören würde – so hoch Piso von jenem auch dachte, er war kein Kunstkenner. Gracchus aber, das war ein Schöngeist von Schrot und Korn. Sicherlich würde er erkennen, welch Genie in Piso am Schlummern war!
In freudiger Aussicht auf die kommende, unweigerliche Entdeckung begann Piso, schnurrend sein Instrument zu streicheln. Gracchus musste doch bald hier sein. Er strich noch einmal ganz sachte, zart über eine Saite.
Zing!
Genau so hatte es zu sein. Ästhetik pur!
Musik in ihrer göttlichsten Form, geradezu unmenschlich edel! Solchergestalt wie die Musik bei ihm mussten die süßen Harfen erklingen, die das Elysium durchdrangen. Ohne die geringsten Zweifel, jawohl!
Ha! Es wäre doch gelacht, wenn nun seine Kunst keinen Anklang finden würde. Er blickte von der Lyra auf und blickte zur Türe hin. Hatte er dort eben Schritte gehört?
Reserviert!
Piso horchte auf, als Flaccus von seiner religiösen Ausbildung sprach. “Die beste Fortbildungsmethode in Rom? Das ist ganz klar die Schola Atheniensis. Dort kannst du verschiedene Kurse ablegen – der Grundkurs ist der sogenannte Cursus Res Vulgaris, jenen empfehle ich dir so bald wie möglich abzulegen. Dann gibt es auch noch Cursi Continui, die müssen dich aber bisweilen nicht interessieren. Ein sehr sinnvoller Anschlusskurs ist aber der Cursus Iuris – in den Gesetzen sich auszukennen ist immer von Vorteil. Deine religiösen Fertigkeiten – und da sei unbesorgt, ich hatte wenig Ahnung davon, als ich nach Rom kam, und nun, sieh mich an.“ Er grinste. “Du kannst entweder, wenn du das Gefühl hast, du kennst dich zu wenig aus, als Discipulus einsteigen. In diesem Fall... musst du dich an besagten Aurelius Corvinus wenden.“ Schon wieder der – aber er war der Pontifex, der die Discipuli koordinierte. “Gracchus kann das sicher besser in die Wege leiten als ich.“ So, Problem abgeschoben.
Als die Rede aufs Tirocinium Fori kam, nickte Piso. “Dieser käme sicher in Frage. Oder aber eben auch andere, die ich erwähnt habe – zum Beispiel Tiberius Durus. Er ist Consular und obendrein Pontifex pro magistro, er hält die Fäden des Cultus Deorum praktisch in seinen Händen.“ Er wollte jetzt nicht, dass seine Ratschläge subjektiv herüberkamen.
Er lehnte sich etwas zur Seite, als Flaccus sich gegenüber Furianus vorstellte, und grinste mit einiger Begeisterung, als Flaccus sich entschloss, sich den Arvalbrüdern anzuschließen. Gracchus bekam ein kumpelhaftes Augenzwinkern. Tja, nichts geworden aus den Saliern! Sicherlich bekommt ihr irgendwann einmal wieder jemanden aus der Gens Aurelia, welche die Salierschaft in letzter Zeit wohl immer mehr als Machtbasis ausbaute. Die Arvalbruderschaft war dankenswerterweise aber diverser. Sein Blick wanderte zu Furianus, dem Magister, er würde es sein, der dafür eine neue Contio einberufen musste.
Piso blickte Flora an. Er merkte, dass er hochrot im Gesicht geworden war. Es war nicht wegen Flora (wiewohl diese auch eine bemerkenswerte Schönheit war), sondern der reine Gedanke an Prisca. Deren Base sprach wieder auf ihn ein. Es waren keine salbungsvollen, säuselnden Worte des Trostes, die Mitleid und Weichherzigkeit ausdrückten, sondern Worte, die ihm schonungslos die harte Realität vermittelten, ihn abrupt aus der Traumwelt, in der Piso meist herumtänzelte, herausstieß. Sie hat recht, Aulus, flüsterte eine Stimme aus seinem gemarterten Hirn in seinem Kopf. Wenn du nur herumhockst und jammerst, dann wird das nie was. Krieg deinen Arsch hoch und tu was. Wer nichts tut, der nicht... oder nein, das ging anders rum.
Er blickte sie an, und dann nickte er. “Gut. Gut. Ich... ich... glaube, ich mache Folgendes: Ich werde mit Celerina reden. Sie ist die Frau von Corvinus. Und meine Nichte. Sicherlich kann sie mir in der Sache weiterhelfen. Wenigstens erreichen, dass Corvinus mich zwei Wörter reden lässt, ohne dass er mich niederbrüllt.“ Er presste seine Lippen zusammen und ließ den Kopf hängen. “Ich meine... er selber hat eine flavische Frau... und mir als Flavier verwehrt er, sich seiner Nichte auch nur zu nähern. Was ist das bloß für eine Familienpolitik... sinnlos ist das... das muss er doch erkennen.“ Er schüttelte seinen Kopf und atmete tief aus.
Schlussendlich hörte er sich ihre Worte an. Was sie sagte, klang alles so grundvernünftig und einfach... es war zu gut und bei weitem zu schön, um wahr zu sein. Aber welchen Grund sollte sie haben, ihn anzulügen? Vielleicht war das Ganze wirklich weniger kompliziert, als er es sich vorgestellt hatte? Ein Lächeln schlich sich wieder auf sein Gedicht hinauf.
“Ich... ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, wie ich dazu komme, dass du mir hilfst. Aber danke. Unendliche Male danke.“ Mit einem immer größer werdenden Strahlen im Gesicht blickte er sie an. In seinen Augen begann ein Hoffnungsschimmer zu flackern. “Ich meine, wir kennen uns kaum, und schon erweist du mir einen der größten Dienste jemals überhaupt. Schon alleine durch deine Worte. Du hast recht, ich muss mir so was nicht bieten lassen. Ich werde etwas unternehmen. Und zwar so schnell wie möglich. Sag mir, wie ist denn der Name deiner Sklavin?“
Ad
Flavia Celerina
Villa Aurelia
Liebe Celerina!
Ich habe leider letztens nur wenig von dir gesehen, und so wird dieser Brief vielleicht etwas unerwartet kommen. Es ist aber so, dass ich etwas dringend mit dir besprechen möchte. Es geht um den Fortbestand der Beziehungen zwischen der Gens Flavia und den Aureliern. Aus diesem Grund wäre ich dir unbeschreiblich dankbar, wenn du kommen würdest. Vielleicht ginge es sich bei dir morgen am Nachmittag aus?
Etwas ist noch ganz wichtig – ich bitte dich darum, dass du deinem Ehemann nicht sagst, dass ich dir geschrieben habe, und dass du ihm, wenn du mich besuchen kommst, auch nichts davon sagst. Es geht nämlich um ihn, unter anderem.
Danke im Voraus.
ZitatOriginal von Tiberia Septima
Also bei den Engländern würd ich die Hoffnung auch noch nicht ganz aufgeben. Ich drück denen auf alle Fälle auch die Daumen.
@Piso: Wie so bist du denn so für die Engländer?
Hat was mit meinem Wohnsitz zu tun. Obwohl, für Slowenien bin ich auch irgendwie, denn ich bin nicht weit entfernt von Slowenien geboren worden, und ich mag das Land sehr... Dilemma.
ZitatOriginal von Spurius Purgitius Macer
"Ich werde schauen, was ich erreichen kann", versprach Macer, ohne zu viel versprechen zu wollen. Immerhin wollte er sich als Patron auch nicht zu sehr in familiäre Angelegenheiten einmischen. "Normalerweise halte ich mich aus solchen Dingen ja auch eher heraus", gab er dann zu, um keine falschen Hoffnungen zu wecken. "Aber wenn ich schon einen aurelischen Senator als Klienten habe, soll das ja auch zu irgendwas gut sein", meinte er augenzwinkernd. "Ich sage ihm dann, dass er sich direkt mit dir in Verbindung setzen soll, wenn er etwas zu berichten hat."
Piso lächelte. “Ja, ich weiß ja, dass du es nicht tun müsstest.“ Liebeshändel auseinanderpflücken war nun wahrlich nicht das, was in der Beschreibung vom Berufsbild Paron stand. Eben deshalb war Piso Macer besonders dankbar, was sich darin zeigte, wie er ihn, voller neuer Hoffnung, anstrahlte. “Ich weiß gar nicht, wie ich dir jetzt danken soll...“, stellte Piso, etwas ernüchternd für ihn, fest. Bedankt in Worten hatte er sich ja schon. Nur, dieser Gefallen hatte eine gänzlich andere Dimension als die Zusage zur Wahlunterstützung. Sicher würde Piso das einmal wieder gut machen können, wenn er im Senat war. Doch jetzt momentan war er Septemvir, was zwar an sich nicht schlecht war, im großen Gefüge dann aber doch ein wenig... nun, popelig. Immerhin besser als Obersekretär in der Kanzlei.
“Auf jeden Fall, ich bedanke mich jetzt noch einmal. Und hoffe, dass es irgendetwas bringt“, machte er ein wenig bang. Er kannte ja diesen Avianus nicht einmal persönlich, hatte immer nur von ihm gehört. Aber er war ein Aurelius, und zwar einer, der Macer durch das Patronat einen Gefallen schuldete – doch der Gefallen, der war nun auf Piso umgewälzt, das wusste er.
Piso grinste weiter, bis ihm Nigrina sagte, dass er grinste. Piso zwängte seinen Mund in eine neutrale Form. “Oh, wirklich? Äh.“ Wieder grinste er, dieses Mal verlegen auf eine ziemlich effeminierte Art und Weise. “Aufgeregt, stimmt das? Komme ich dir so vor? Äh...“ Er kratzte sich am Nacken und blickte Nigrina weiterhin verzagt an. Diese vertraute ihm daraufhin an, sie wüsste schon über Pisos und Priscas vorheriges Treffen. Und dann geschah es: Piso knickte ein.
“Nun gut. Du bist meine Schwester, wem könnte ich das anvertrauen außer dir?“ Er machte eine bombastische, aber komplett sinnlose und überflüssige Geste im Raum. “Ja – ich habe Prisca am Markt getroffen. Wir haben uns schon vorher mal flüchtig kennen gelernt, aber auf dem Markt sind wir wirklich gut ausgekommen... und irgendwie hat es gefunkt...“ Von seinem Opfer am Venustempel, und dass er als verdammter Septemvir das erste Opfer komplett versaut hatte, davon sagte er nichts. “Auf jeden Fall, später in meinem Vigintivirat bin ich zu den Aureliern – schließlich war Aurelius Corvinus Ädil – und dort habe ich wieder Prisca getroffen, im Garten... eines führte zum anderen und... öhm, ja... wir haben uns geküsst.“ Piso strahlte vor lauter Verknalltheit, es wäre kein Wunder gewesen, wenn es nun aus seinen Ohren gequalmt hätte. Doch dann, unvermittelt, verpuffte der ganze Elan und Piso hatte einen traurigen Blick drauf, den man bei ihm nur selten sah. “Doch dann hat uns Aurelius Corvinus erwischt. Beim Küssen. Er hat uns getrennt und...“ Nicht die Ohrfeige erwähnen, Archias hat eh gesagt, die wäre nicht wichtig! “...und er hat mir gesagt, ich soll Prisca nie wieder sehen.“ Traurigkeit war nun Zorn gewichen, es musste faszinierend sein, Piso dabei zuzuschauen, wie er zwischen Emotionen hin- und herwechselte. “Einen feuchten Kehrricht werde ich tun, sie nicht wieder zu sehen! Das kann der doch nicht machen, dieser, dieser, dieser eifersüchtige Ungustl!“ Theatralisch schoss Pisos rechter Zeigefinger in die Höhe und wirbelte dort herum. “Und genau deshalb will ich sie wieder sehen! Weil...“ Er senkte seine Stimme. “Weil ich sie liebe.“
Es zeigte sich wieder ein verzagtes Lächeln, wie vorhin. “Und deshalb habe ich auch so begeistert auf deinen Vorschlag reagiert... hach. Ach Götter.“ Der Überschwang der Emotionen kehrte wieder in seine Augen zurück. “Liebe Nigrina, wenn ich es dir nicht schon irgendwann einmal gesagt habe: du bist spitze. Du bist toll, du bist einfach genial.“ Mit diesen Worten breitete er seine Arme aus und umarmte sie fest.
Seid froh, ihr habt noch Hoffnung, aufzusteigen. England wird vermutlich nach der grauenvollen Vorstellung gegen Algerien schon nach der Vorrunde heim fahren (es sei denn, sie gewinnen gegen Slowenien, aber die sind eine nochmal härtere Nuss als die Algerier - aber wer weiss? Die Engländer waren schon immer dann gut, wenn der Arsch auf Grundeis ging).
”Nicht?”, fragte er konfus und sah Flora einen Augenblick lang merkwürdig an. Dann zuckte er die Schultern. “Naja. Vermutlich nicht. War ja auch eher nur eine Metapher... also eine Redewendung. Du verstehst schon. Aber er wird mich aus dem Haus werfen, ohne dass ich dazu komme, auch nur ein Wort zu sagen.“ Flora hatte ja keine Ahnung, wie stinkwütend Corvinus gewesen war, als er Piso und Prisca zusammen entdeckt hatte. Nun gut, wenn er ihn damals nicht umgebracht hatte, würde er es jetzt auch nicht tun. Also, wenn er zu ihm hinging und dann, ja... Götter, war er zu keinem zusammenhängenden Gedanken mehr fähig? Der Flavier widerstand dem Drang, sich auf den Schädel zu pochen in der vagen Hoffnung, dadurch würden seine Gedankengänge gerichtet werden.
Nachdem ihm die Aurelia ihren Vorschlag gemacht hatte, wich der traurige Blick aus seinen Augen einem fiebrigen Glanz. “Aber, aber, wie hast du dir das vorgestellt? Wann soll das geschehen? Wie...?“ Er ließ seine Schultern sacken. “Was, wenn er dahinter kommt?“ Die Art und Weise, wie er das Wort er aussprach, deutete zweifelsohne darauf hin, dass Corvinus gemeint war. In seinem Hirn schwirrten schon ganz abstruse Vorstellungen herum, wie Corvinus ob dessen Flora an die Kandare nehmen könnte. Wie ungut! Wenn er das ganze mit Avianus, einem Mitklienten von Macer, oder dem gutherzigen Ursus aushandeln könnte, hätte er seine Schäfchen schon im Trockenen! Aber gegen diesen sturen Eifersüchtler käme er nicht einmal an, wenn er ein Supermann, ein Halbgott wie Hercules in Reinstform wäre – was er ja leider nicht war.