Piso blickte Archias ein paar Sekunden lang kritisch an, als dieser noch mehr zusammenzuschrumpfen schien ob der Last der harschen Worte, die auf ihn aus patrizischem mund herabprasselten. Dann zuckte er einfach nur die Achseln, ein Ja unterdrückend. “Ist jetzt schon geschehen.“ Er hatte es jetzt satt, wollte es gut sein lassen für heute. Zumindets für die nächsten paar Minuten. Er wollte nicht mehr daran denken.
Viel lieber dachte er an die Zukunftsaussichten, die Archias ihm prophezeihte, und dieses Mal lächelte er sogar. “Vielleicht, vielleicht... aber für eine Frau ist das alles ganz anders, glaube ich mal. Die will keine Leibsklaven und Wächter und Calatores, sondern ihren Spaß haben. Was glaubst du, weshalb es keine Frauen im Senat gibt?“ Zugegeben, die Argumentation war schwach, aber zu Hochgeistigem war der Flavier heute nicht mehr fähig. “Drei? Ja, klingt besser...“ Er zuckte abermals die Schultern, und runzelte die Stirne, als Archias zugab, schon eine Ehekrise gehabt zu haben. Noch bevor er irgendjemanden überhaupt von der Ehe erzählt hatte! Das war ja was! Insgeheim nahm sich Piso vor, die Tage zu zählen, bis die Ehe wieder in der Regia ausgetragen werden würde. Aber so etwas musste er ja nicht laut sagen.
Er kniff die Augen zusammen, und hörte sich genau an, was Archias zu sagen hatte. Als der Aelier damit zu Ende war, ihm ins Ohr zu wispern, runzelte Piso seine Stirn. “Und das hilft? Na ja, vielleicht hilft es. Ein paar Tage lang. Und dann kommt er wieder damit! Ich meine... man muss ihn bestrafen dafür. Man muss ihn... erziehen. Wenn du ihm so kommst, denkt er, er kann sich alles erlauben!“ Piso hielt das nicht nur für eine schlechte Idee, sondern sogar für die ziemlich schlechteste, die Archias hätte erfinden können. Für ihn im Inneren war das Aushebeln des Ducciers noch immer die besten Lösung – solange man sich dabei nicht erwischen ließ. “Ich meine, er hat dein Kind getötet, oder halt töten lassen. Dein Kind! Denk mal!“ Er war besorgt um Axilla, ja. Und er war nicht fähig zu begreifen, warum sie zu doof war, um die Gefahr zu sehen.
Wie das Gesprächsthema auf Prisca kam, sah Piso eindeutig, wie wenig enthusiastisch Archias darauf reagierte. Ihm schien das gesamte Gesicht runterzuhängen. “Ich weiß ja! Ich weiß ja! Aber ich kann nichts dafür! Und... ich meine, du kennst sie ja gar nicht. Sie ist so etwas von genial, und süß, nicht zu glauben!“ Er schüttelte ganz ungläubig seinen Kopf. “Du musst sie mal kennen lernen... na ja, du müsstest sie kennen lernen! Du wirst kaum glauben, das es eine solche Art von Frau heutzutage noch gibt!“
Er nickte. “Ja, Seianas Patron, genau der. Also, was geschehen ist... nun ja... ich habe sie geküsst. Prisca. Und der Kerl hat uns in flagranti erwischt... so eifersüchtig war der, nicht zu glauben! Ich meine... das ist so eine Oberzicke! So eine blöde Kuh, dieser Aurelier!“ Dass er Schimfpwörter für das falsche Geschlecht anwendete, fiel ihm nicht weiter auf, gegenteilig kamen sie ihm am Angemessensten vor für diesen uneinsichtigen Stümper.
Und wieder nickte Piso, als Archias nachfragte. “Ja, Archi. Sie ist zu mir ins Officium und... naja, ausgeheult ist ein bisschen stark. Aber sie hat unglücklich gewirkt. Sie hat mir echt Leid getan. Angeblich hast du einen Brotanbieter vor ihrem Haus stationiert, der ihren Namen rumgebrüllt hat. Also, ich habe folgende Bitte. Lass sie sein, habe nie mehr Kontakt mit ihr, scher dich nicht mehr um sie. Bitte. Denn wenn du das nciht mehr tust, dann wird sie wohl auch zu ihrem Patron gehen können, müssen, wie auch immer, und ihm erzählen, was für ein guter und seiner Nichte würdiger Mensch ich bin! Ist doch ein Plan, oder?“ Er würde in der Angelegenheit, wenn er es müsste, sowieso noch alles in Rom ins Rennen schicken, was er kannte und was laufen konnte. Es war gut, wenn man auch ein paar nicht komplett einflusslose Vetter hatte.