Ganz und gar seiner Meinung war er...? Wirklich...? Warum sagte er dann nicht, was statt implizieren ein besseres Wort wäre? Aber natürlich, er fühlte sich da unterqualifiziert! Der Arme, man konnte es ihm nicht verübeln, es waren ja nicht schließlich alle so künsterlich begabt wie er!
Gerade wollte er wieder den Mund aufmachen, um eine weitere Tirade loszuschmettern, da fand der Quintilier doch gerade noch einen Strohhalm, an dem er sich festhalten konnte.
Ein Eimer woll mit vergammelter Brühe, geziert von deutlich sichtbarem Schimmel. Piso verzog den Mund, als dieser ihm unter die Nase gehalten wurde. “Urks! Das ist ja... direktgehend... entsetzlich... ungustiös!“ Er trat einen Schritt nach hinten, das fröhliche Dummschwatzen war ihm wirklich vergangen. “Aber... hat das Essen denn immer diese Qualität? Das ist ja fürchterlich! Du weißt, das dagegen etwas getan werden muss!“, behauptete er. “Pfui... ich meine, serviert ihr das Essen immer in diesem Zustand?“
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Nur was zur Komplexität: Wir sind uns der Tatsache bewusst, dass das letzte Mal ein Schlag ins Wasser war, weil man wirklich alles von Goslar bis nach Jerusalem bespielen wollte. Deshalb wird dieses Mal nur Prag bespielt (und nebenher ein Dorf in der Nähe). Eine einzige Stadt also. Weiträumig abgesteckt ist das nicht.
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Wir schreiben das Jahr 1355 nach Christus. Seit neun Jahren regiert Karl IV. das Heilige Römische Reich, seit diesem Jahre auch als Kaiser. Sein Aufstieg war mühsam, erfuhr mit der Wahl zum Gegenkönig einen ersten, wenn auch ungewissen Höhepunkt. Doch binnen eines Jahrzehnts hatte sich der weise Regent, der auch König von Böhmen ist, im ganzen Reich unumstritten durchgesetzt. Als "Kaufmann auf dem Kaiserthron" gelang es ihm, seine Residenzstadt Prag zur drittgrößten Stadt der Christenheit nach Konstantinopel und Rom auszubauen. In nah und fern erschallt der Ruf von der "Goldenen Stadt" an der Moldau. Karl IV. hat dem Reich damit einen Mittelpunkt gegeben, ein Desiderat im Heiligen Reiche. Prag überstrahlt in seiner Pracht sogar Paris und London. Händler und Kaufleute aus aller Welt säumen mit ihren Waren die breiten Straßen und gewaltigen Plätze. Vergessen scheint der Schwarze Tod, der vor einem halben Dutzend Jahren ganz Europa verdunkelte. Man ist bereit für einen glorreichen Neuanfang. Alle Wege führen nach Prag.
Freilich hat der Aufstieg des städtischen Bürgertums auch Schattenseiten. Der Ritterstand, der alte Landadel, hat unter seinem allmählichen Bedeutungsverlust schwer zu leiden. Natürlich ist er keineswegs schon gänzlich verzichtbar, doch bahnt sich eine explosive Entwicklung an, ein Konflikt zwischen alt und neu. Viele Ritter sehen sich enormem Druck ausgesetzt, auf den Handelswegen, in den Börsen der reichen Kaufleute nach neuen Einnahmequellen zu suchen, um ihre ökonomische Existenz zu sichern. Das Spätmittelalter verbindet unzertrennbar apokalyptische Endzeitstimmung mit Aufbruchstimmung. Eine Zeit der Widersprüche. Die Regierungszeit Kaiser Karls IV. ( 1346–1378 ) ist der letzte Höhepunkt des mittelalterlichen Reiches. Noch einmal ist der Hof des Römischen Kaisers das Zentrum des Abendlandes. Doch düstere Wolken am ziehen am Horizont auf und kündigen bereits die weitere Entwicklung an. Ist sie aufhaltbar? Oder gilt doch "Sic transit gloria mundi" ("So vergeht der Welten Ruhm")?
In dieser textbasierenden Simulation wird das Element des klassischen "Role Playing Game" verknüpft mit der Idee einer Staatensimulation. Durch interessante Ereignisse und Charaktergeschichten versuchen wir, das späte Mittelalter möglichst detailgenau wiederaufleben zu lassen. Wer nun Lust auf mehr bekommen hat und Interesse am Rollenspiel hat, ist herzlich eingeladen, sich im Forum zu registrieren und seinen Beitrag zur Welt des Jahres 1355 zu leisten.
Als Zusatz dazu möchte ich sagen: es ist um vieles, vieles besser entwickelt als das frühere HRR. Die Spielkonzepte sind viel ausgefeilter, und Prag ist ein enorm interessanter Schauplatz, vor allem an der Schwelle zur Renaissance. Ich hoffe, dass ihr vielleicht mal reinschaut, und dass es euch gefallen wird.
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Sehr langsam ging die Türe auf. So traten nur Sklaven ein, und es sprachen auch nur Sklaven so, wie Brigantica Piso ansprach. Unverkennbar war ihr Hintergrund als Sklavin.
Und doch war Piso angenehm überrascht. Schon, als sie mit ihrem Jungen vor ein paar Tagen in die Villa gekommen war, hatte sie ihm gefallen. Jetzt aber, mit ihrer neuen Tunika, sah sie wirklich hübsch aus. Kein Wunder, dass Aquilius sie sich damals geschnappt hatte.
“Willkommen in meinem Officium, Brigantica! Komm doch näher, nimm Platz!“ Er wollte nicht zu ihr hinbrüllen. “Setz dich doch. Und nenn mich doch nicht Herr, du bist jetzt eine freie Frau, und das schon seit langem. Piso reicht. Es bleibt ja... gewissermaßen in der Familie, oder? Ach, es macht dir doch nichts aus, wenn ich dich Brigantica nenne? Oder wäre dir Flaviana lieber? Oder doch Bridhe? Magst du Wein?“, überschüttete er sie mit Worten und Fragen und hatte schon seine Hand an einem Weinschlauch, der neben ihm stand, um ihn in zwei Becher zu füllen. Seinen Worte waren jovial, aber wohl auch ein wenig patronisierend.
“Meine Scriba willst du also werden? Du weißt sicher, was das bedeutet, oder? Vor allem bei einem Tresvir Capitalis und Septemvir.“ Sicher hatte sie sich schon erkundigt, was seine Berufe beinhalteten, und wie eine Scriba dabei von Hilfe sein konnte. Er würde sich selber sehr wohl dabei fühlen, eine flavische Freigelassene zu beschäftigen, nicht einen Sklaven oder einen Wildfremden, aber komplett herschenken wollte er die Arbeitsstelle nicht. Obwohl er sich sicher war, dass sie sich, wenn sie es nicht schon an ihrem ersten Tag getan hatte, auch jetzt nciht als dumm entpuppen würde. -
Es stupste ein flavischer Sklave einen Brief in den aurelischen Postkasten, der bewies, dass Piso sein Versprechen nicht vergessen hatte, und der da lautete:
An Aurelia Prisca
Villa Aurelia
Roma
ItaliaSo samtig wie ein Pfirsich hat zu sein,
so leicht wie Federn, aufgewühlt vom Wind.
So zart wie Feigen, die am Land gedeih’n,
ein Duft wie Flieder, den man selten find‘t.Dergleichen habe ich vernommen hier
dergleichen habe ich wohl jüngst verspürt,
ach, wie erweichte es das Herze mir,
ach, wie die Seele in mir war berührt!Denn Seide war es, von dem ich geglaubt,
in meinen Händen hätt‘ ich es gefühlt
Doch meines Atems war ich wohl beraubt,
wie innerlich war ich doch aufgewühlt.Ich dachte nie, dass es je möglich war,
dass hier ein Mensch so göttlich‘ Hände hat.
Oblag es mir, zu schätzen, ob fürwahr,
es wahr ist, dass es Hände gibt, so glatt?Doch griff ich sie, und Zweifel hier verschwand.
Es gibt auf Erden Frauen, die allhier
Besitzen einen solche schöne Hand.
Ich hielt so eine – sie gehörte dir.Bei dir, da hörte meine Suche auf,
nach Händen, die ein‘ Göttin haben kann.
Es war hier, dass ich, wohl in Schicksals Lauf,
auf einen Schlage ward ein sel’ger Mann.So fand ich sie, bei dir, was ich ersehnt,
der Gram hört auf, und meine Seele singt.
Ich fand dich, was ich nirgendwo gewähnt,
der‘n schöner Name blumengleich erklingt.So seidenhändig, hold und wundersam
Solch Edelmut – wer kann da widersteh’n?
Oh Blume, deren Hände ich einst nahm,
wann werd‘ ich Leidender dich wieder seh’n?Mit höchster Wertschätzung und in zutiefster Verehrung,
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“Jaja, beruhig dich doch!“ Piso ruckelte ein kleines bisschen von Archi weg, voller Furcht, dass ihm dieser an den Hals gehen könnte. “Ans Bein gepinkelt würde ich das jetzt nicht nennen. Er hat mit dem Tod deiner...“ Fast schon so sicher wie fixen Verlobten, wollte er sagen, doch er verbiss es sich. “...er hat mit ihrem Tod gedroht! Das ist das Letzte!“ Piso konnte nicht glauben, dass man so etwas tun könnte. Ja, Piso konnte auch recht gemein sein, wenn er wollte, doch so war er doch nicht. Nein, sicher nicht.
Er selber musste auch mit den Achseln zucken, als Archi ihn fragte, ob Vala damit rechnete. Nun, die Germanen waren ja so rauhe Gesellen... lagen ständig in irgendeiner Fehde oder so... er war doch kein Ethnologe, dass er da genaue Auskunft geben konnte!
“Abwarten...“, widerholte er. Ja, abwarten, bis es zu spät war. Das sah Archi ähnlich – aufschieben, und irgendwann dumm aus der Wäsche schauen. Nun ja, ihm selber doch auch.
Wie schon von Piso vorausgesehen, reagierte Archi, milde gesagt, ungehalten auf den Teufel, den er an die Wand malte. Er hatte ja seine Gedanken nicht ganz so ungeschliffen und ungefiltert hinüberbringen wollen. Aber es ging nicht anders, hie und da musste man ehrlich sein... obwohl die Ehrlichkeit zumeist ein Konzept war, welches Piso nicht ganz recht gefallen wollte, da sie die Welt viel zu... realistisch darstellte. Eine idolisierte Welt, das wäre was Feines.
Er seufzte nur und blickte Archias an. “Vielleicht versteh ich es wirklich nicht.“ Er zuckte die Achseln.
“Vale, Archi. Überarbeite dich nicht.“ Eigentlich gut, dass Archias jetzt wegging. Die Konversation war einen Zacken zu unkomfortabel geworden. Und Piso hatte schließlich auch noch zu tun. Arbeit, in die er sich vertiefen konnte, und dabei nicht nachdenken musste über die Sorgen seiner Mitmenschen und seiner selbst. -
Piso verzog ganz leicht die Lippen. Wie erhärtet musste ein mann sein, der Germanien nicht ganz und gar erschreckend fand? “Nie wieder Germanien für mich...“, hörte er sich grummeln, winkte dann aber leichtfertig ab. “Jeder nach seinem Geschmack!“ Wobei der seine natürlich der Ausschlaggebende war, befand der Flavier.
Der Selbstschutz des Quintiliers nutzte ihm jetzt auch ncihts mehr, denn Piso war in Fahrt gekommen – er hatte, so wie es schien, einen Gesprächspartner für seine abstrusen philosophischen Theorien gefunden!
“Essen, selbstredend wird es keines geben, doch man kann logisch von den Gefängniswänden auf das Essen deduzieren! Doch denkst du nicht auch, dass es nicht immer stimmen mag, so zu denken? Schließlich impliziert Korrelation nicht Kausation! Nun gut, magst du erwidern, sie ist nicht bedeutungsgleich, implizieren kann sie es jedoch schon. Andererseits jedoch muss argumentiert werden, dass Implikation ein starkes Wort ist, denkst du nicht? Schließlich führt ein implizites Wort zum selben Sachverhalt wie ein ausdrückliches! Ein weniger starkes Wort ist angebracht, denkst du nicht auch, Centurio?“
Der arme Piso merkte nicht mal, dass sich das wie gequirlter Bockmist anhören musste. -
Mein Väterchen umbringen? Warum denn dies?
Dass Aetius lebt, ist Teil der flavischen Familiengeschichte. Wie willst du uns daran hindern, ihn als lebend zu spielen?
Laut Tabularium hat es ihn zwar irgendwann 2003 oder 2004 aus den Sandalen geprackt.
Sim-off kannst du uns aber schwerlich sagen, was unsere Chars zu denken haben.
Letzten Endes könnte es ja auch noch sein, dass wir alles manische Delusionisten sind, die mit einem Skelett, das in Ravenna rumliegt, sprechen und sich einbilden, dass es atmet, antwortet und handelt. -
Piso rollte exzentrisch mit seinen Augen herum. “Wie die Absteige hieß? Ach, Centurio, frag mich nicht! Ich ahbe den Namen verdrängt!“ Er flatterte mit den Armen, als ob es ums Fliegen ginge. “Du warst schon in Mogontiacum? Stationiert? Bona Dea, sicher eine garstige Zeit!“ Ihm würde davor ordentlich grausen.
Er nickte, als der Quintilier ihm davon erzählte, wie es bei den Insassen ausschaute. “Natürlich, das versteht sich doch von selber! Von ganz alleine!“, versicherte er dem Prätorianer. “Ah, CU. Bei den Cohortes Urbanae war ich noch gar nicht, sollte aber dann einmal. Wird wohl erst später in meiner Amtszeit kommen, in meinem letzten Drittel vielleicht.“
Von Valerians Drang, Piso einfach einzusperren, wusste der Patrizier natürlich nichts, wenn, hätte er sich wohl zuübelst echauffiert, und hätte ihn wohl bei Balbus denunziert. Dabei wusste Piso noch gar nicht, was noch auf ihn zukommen würde...
“Nun, Centurio, allem wohnt eine inhärente Ästhetik inne. Selbst die hässlichste Entität hat noch immer einen Funken Ästhetik, wobei ich natürlich Ästhetik als objektive und nicht als subjektive Größe messe, ausgehend von den Theorien des Pythagoras. Ästhetik ist immer existent... einmal fast immer. Hier ist sie absent.“ Er schüttelte seinen Kopf nach seiner Tirade. “Kundenfreundlichkeit ist das wenigste, was ich mir erwarte hier, Quintilius... Abschreckung muss sein. Und eben deshalb empfinde ich diese Zellen als so effizient in ihrer mangelnden Schönheit.“ Ein Dampfplauderer war er ja, zumindest beizeiten. -
Piso jonglierte, und mittlerweile konnte er das schon recht gut. Nein, nicht mit Bällen. Er verachtete Gaukler, was eigentlich, wenn man Pisos Marotte, vor deren Manifestation Bridhe sich schon fürchtete, anblickte, widersinnig erschien. Doch es war ein Hass, den er über Jahre gepflegt hatte, und der direkt mit diesem Erlebnis damals zusammenhing, bei der er sich nur noch an jene Stücke erinnerte, in denen er als moralische Triumphator hervorging (selbstreden hatte er dazu einiges noch herbeidichten müssen).
Er jonglierte mit seinen Amtspflichten. Vor ihm lagen Berichte über Feste, deren Lecisternia vorzubreiten waren, und links und rechts von ihm halb fertig geschriebene Kerkerreporte. Er hatte sie sein lassen, um über die Lecisternialiste zu gehen und mit einem Stift eine zu ummalen – die zur Megalesia. Dafür war er schon eingebunden. Tja, Arbeit konnte man nicht vermeiden, vor allem nicht bei Pisos Gehalt,w elches ihm erlaubte, eine Scriba sich zu leisten... wo blieb sie eigentlich?
Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende gebracht, klopfte es. Das musste sie sein, Piso war sich ziemlich sicher. Er strich sich fahrig mit der Hand noch einmal durch die Haare – er war auch nur ein Mann, der wusste, dass er gleich mit einer sehr hübsche Frau zusammentreffen würde – dann lehnte er sich zurück, verschränkte die Arme und rief mit betont lässiger Stimme: “Immer nur rein!“ -
Der normale Tagesablauf eines Ianitors. Zuerst einmal über die Welt nachgrübeln, dann aufstehen, weil es klopfte, und eine enorme mentale Jonglierarbeit absolvieren. Erstens, nett dreinschauen und grüßen. „Salvete. Ja, natürlich. Herr Piso erwartet euch im Atrium.“ Gleichzeitig aber krampfhaft versuchen, nicht das enorme Gedankenkonstrukt, welches man sich selber erarbeitet hatte, zu vergessen. Es gab einen konkreten Punkt, den er sich erarbeitet hatte, den er nicht fallen lassen wollte.
Er deutete deshalb auf den Knirps Phoebus, der sich so tief verbeugte, dass er mit seinen Haarfransen fast den Boden berührte, und sie dann ins Atrium führte. -
Im Atrium wartete schon Piso. Er saß auf einer Kline, genoss seine 5 Minuten Ruhe und blinzelte versonnen in den schönen Himmel, der sich über ihm offenbarte. Abrupt wanderte sein Blick nach unten, zur Tür zum Vestibulum hin, als diese sich öffnete und Phoebus hereintrat.
„Aedilis Curulis Aurelius Corvinus, sowie sein Scriba Personalis Aurelius Imbrex.“ Die schnarrende, quietschende Stimme des Kleinen musste extrem unangenehm sein, doch in Pisos Ohren klang sie wie Musik.
„Ah! Ah ja! Sehr gut!“ Er schwang seine Beine von der Kline herunter und schritt auf die beiden zu. “Salvete, Aurelius et Aurelius!“, grüßte er mit Überschwang und deutete auf die beiden anderen Klinen. “Setzt euch doch, setzt euch doch! Pontifex, wie gut, dich zu sehen! Und du, du musst Aurelius Imbrex sein, eine große Freude für mich! Ich bin Aulus Flavius Piso!“ Er setzte sich in einer irgendwie gezierten Art wieder auf die Kline und wandte sich den beiden zu. “Es geht also um die Megalesia?“ Er war ganz Ohr. -
Zitat
Original von Aulus Flavius Piso
Ich bin heute wieder da... allerdings bin ich von Montag bis Freitag nicht hier. RL ist momentan halt leider ein bisschen unguenstig, aber ich hoffe, heute kann ich ein paar bisher unerledigte Sachen noch zu Ende bringen.Storno! Ich bleibe!
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Ein Prozess näherte sich dem Templum Veneris Verticordiae. Es war ein Tross voll mit Sklaven, Peregrini, flavischen Klienten, und ein paar halbwegs religiöse Leute, die überredet worden sind, sich dem Zug anzuschließen.
Aus dem Zug heraus hörte man ein Muhen. Es war eine Kuh. Eine ausgewachsene weibliche Kuh, verstand sich. Blütenweiß war ihr Fell. Geschmückt war sie mit Wollbinden, scharlachrot und weiß. Eine Wolldecke war über den Rücken gelegt worden. Die Hörner der Kuh waren vergoldet. Es war ein prachtvolles Tier, aus den Appeninnen.
Dem Zug voraus ging Piso. Er hatte bleichweiße Gewänder an, wie es einem Opfernden gebührte. Sein Haupt war gesenkt. Die ganze Strecke hindurch. Er erhob es erst, als der Zug vor dem Tempel der Venus Verticordia angekommen war.
Er trat vor, grüßte die Tempeldiener knapp und sah dabei zu, wie ein paar untergeordnete Leute den Tempeldienern ein wenig Trinkgeld zusteckten, mit der Aufsicht auf mehr, so diese ihren Dienst ordentlich versahen.
Diese nickten nur folgsam. Wer in einem Tempel arbeitet, der der Venus Verticordia gewidmet ist, lernte schnell, diskret zu sein. Und während des Gebets wegzuhorchen.
Piso nickte ein paar seiner Helfer zu, die ein paar Behälter nahmen und hinter ihm hertrotteten. Piso begab sich zuerst an das Waschbecken, und vollzog die rituelle Reinigung.
“ Möge dieses Wasser alle Unreinheit von meinem Körper waschen wie das Verwandeln von Blei in Gold. Reinige den Verstand. Reinige das Fleisch. Reinige den Geist. So ist es.”
Die Begleiter des Patriziers machten das selbe. Es war zwar nicht notwendig, da diese nicht opferten, aber es schadete nicht.
Anschließend begab sich Piso zu der Statue der Venus, die im Tempel stand. Sie war fast nackt, wie Piso anerkennend einschätzte, doch er war nicht hier her gekommen, um sich zu ergeilen.
Er war gekommen, um zu opfern.
In die Opferpfanne neben sich legte er ein paar Brocken Weihrauch, wartete, bis es auch schön qualmte, und erhob dann die Hände. Aufrecht stehen, ermahnte er sich selber, und drückte den Rücken durch.
“Venus, nimm an die Gaben von deinem Diener, deinem Verehrer, deinem Bewunderer Aulus Flavius Piso! Nimm sie an, große Göttin, den guten Wein, die guten Münzen, das gute Gebäck, die Früchte der Erde, Verticordia, mögen sie dir gefällig sein!“
Das war das Zeichen für die Gehilfen neben Piso, die Gaben vor die Statue hinzulegen. Weinamphoren wurden Venus Verticordia offeriert. Münzen wurden hingelegt, ebenso wie Brot, mola salsa, Gemüse, Obst, Blumen.
Piso wartete, bis seine Gehilfen fertig damit waren, die Gaben vor Venus darzubieten, dann drehte er sich nach rechts. Das Voropfer zu seinem echten Opfer war abgeschlossen. Die Gaben würden verbrannt werden, oder vergraben, wie, spielte keine Rolle, sie waren schon der Göttin geweiht.
Piso trat langsam, gemessenen Schrittes, nach draußen. Wieder war dies ein Signal, und zwar für die Tibicines, aufzuspielen. Die Musik fing an, laut zu spielen. Jemand brüllte: „Favete linguis!“, sinnlos, denn bei dem Krach konnte man sowieso nichts mehr verstehen.
In der Zwischenzeit, während Piso das Voropfer ausgeführt hatte, war das Opfertier schon an den Altar gebunden worden. Es blökte regelmäßig, schien aber sonst ruhig zu sein.
Piso atmete tief durch, bevor er hinschritt zum Schaf. Kaum war er dort angelangt, erhob seine Hände (aufrecht stehen, Aulus!) und sprach sein Gebet.
“Venus! Wandlerin der Herzen! Herrin von Eryx! Stammmutter Roms! Reinigerin! Glückliche! Oh Göttin mit dem schönen Hinterteil! Gnädige, Himmlische, Siegreiche, Wandlerin der Herzen! Ich, Aulus Flavius Piso, rufe dich an! Oft schon hast du die Herzen der Menschen gewandelt! Oft schon hast du deinen Gürtel, in dem du die Liebe der Welt verschlossen haltest, geöffnet, um den Menschen Liebe zu gewähren!
Ich, Aulus Flavius Piso, habe dir schon immer gehuldigt, so wie auch jetzt! Ich opfere dir dieses Schaf, weiß und weiblich, wie es dir gefällt! Im Austausch gewähre mir eine Bitte. Wandle mein Herz!
Venus, ich bin unfähig zu lieben. Eine unglückliche Liebe von mir, schon lange her, hat mein Herz versteinern lassen. Weiche es auf. Lasse die Liebe in mein Herz zurück kommen. Lass mich nicht nur noch begehren oder bewundern, nein, lass mich wieder lieben. Gewähre mir diese eine Gunst.
Wenn du dies tust, werde ich dir weiterhin Opfer bringen. Eine Statuette von dir werde ich erstehen zu deinen Ehren, sodass ich jener allmorgentlich opfern kann. Ich werde geben, so du gibst.“
Das war das Ende des Gebetes. Er drehte sich nach rechts, wo ihm ein popa das mallium latum gereicht wurde. Er wischte sich damit die Hände ab, eine symbolische Geste. Auf ein Nicken hinüber schüttete ein Opferdiener das Tier mit mola salsa und Wein. Der Victimarius überreichte Piso das Opfermesser. Der Flavier ließ sich neben dem Tier hin.
“Dir, Venus Verticordia, große Göttin der Liebe, weihe ich dieses Tier! Zu deinen Ehren werde ich es dir opfern!“, kündigte er an, und strich mit dem Messer mit großer Sorgfalt dem Tier übers Rückgrat, vom Schwanz zum Kopf hin.
Das ein wenig verkleckerte Opferutensil händigte er dann an den Victimarius zurück, und trat dann einige Schritte nach hinten. Er blickte ein wenig nach oben, als ob er aus den Formationen der Wolken ein gutes oder ein schlechtes Omen erkennen konnte. Nichts, gar nichts. Nur das Pfeifen der Pfeifer gellte in seinen Ohren.
Er blickte wieder zum Victimarius hin. Dieser verstand.
“Agone?“
Piso atmete durch, und antwortete dann mit fester Stimme. “Age!“
Das Rind öffnete den Mund, wie zu einem letzten Muhen, das aber niemals erklang. Die Kehle war durchgeschnitten worden. Ein popa eilte herbei, um das Blut aufzufangen, welches aus der Kehle ronn. Der victimarius öffnete den Bauch des Tieres, als das Blut endlich aufgehört hatte zu rinnen, und winkte Pico zu. Er sollte hineinschauen. Leicht ekelte sich der Flavier vor diesen unästhetischen Innereien, aber da musste er durch. Als der victimarius den Bauch auhielt, lugte Piso hinein. Was würde er erkennen? Hatte die Göttin das Opfer angenommen? -
TEMPEL DER
VENUS VERTICORDIA
Der Tempel der Venus Verticordia steht unweit des Circus Maximus. Ein beliebter Platz ist dies für verliebte junge Leute aller Gesellschaftsschichten, die darum beten, dass Venus das Herz eines oder einer Geliebten einem höchst selbst zuwendet. Selten geschieht es, dass hier Gebete um das eigene Herz vorgebracht werden.639 Jahre nach der Gründung der Stadt Rom, oder 114 vor Christi Geburt, wie es eine kleine, obskure und mit überraschender Regelmäßigkeit verfolgte Sektengruppe es nennen mochte, wurde der Venus Verticordia dieser Tempel errichtet. Dies geschah, nachdem die Quindecemviri die sybillinischen Bücher konsultiert hatten, als beratschlagt wurde, wie die zuvor statt gefundene schamlose Unzüchtigkeit dreier Vestalinnen zu sühnen sei. Die Antwort war eindeutig – widmet, rieten die Bücher dem römischen Volke, der Venus, die die Herzen wandelt, einen Tempel. Widmet ihr einen Tempel am Aventin ihren Tempel. Und die Römer taten dies, um die Sünden der Vestalinnen zu sühnen. Seither steht hier der Tempel der Venus Verticordia.
[SIZE=6]von Aulus Flavius Piso[/SIZE] -
Ein Brief. Ein Brief aus Ravenna. Ein Brief aus Ravenna von Flavius Aetius. Ein brief aus Ravenna von Flavius Aetius, gehalten in der Hand von dessen Sohn Flavius Piso, der auf seinem Bett saß und in den Brief starrte.
Ein Sklave hatte ihm den Brief gebracht. Heute am Morgen war dies gewesen. Er hatte es nicht gewagt, ihn anzurühren, zu öffnen. Er hatte das Geschehene verdrängt. Erflogreich verdrängt. Nun es wieder aufreißen? Er fürchtete sich ein klein wenig davor.
Doch irgendwann, es musste Vormittag sein, hatte er den Brief wieder aus der Schublade, in der er ihn gründlich, mit Sorgfalt, verstaut hatte, herausgeholt, mit elicht zitternden Händen. Dann war er einfach nur da gesessen, einige Minuten lang, mit den Brief in seinen Händen, ins Leere starrend. Dann, endlich, konnte er seine Hände dazu zwingen, den Brief zu entrollen.
Aulus!
Wie ein Donnerschlag traf es Piso, alleine dieses Wort lesen zu müssen. Fast hätte er den Brief weit von sich weg geworfen, wie ein brennendes Stück Holz, in Teer getaucht, und wäre schreiend herumgerannt. Doch er konnte sich beherrschen. Er musste weiter lesen. Es half nichts.
Die erste Zeile las er... und schüttelte den Kopf. “Dieser... Delusionist.“ Das sagte der Richtige, könnte ein objektiver, unvoreingenommener Beobachter sagen, doch Piso kümmerte sich nicht groß um solche Konzepte. “Mumm. Meine Art. Verdauen. Schrecken.“ Er schüttelte seinen Kopf abermals. Nur die Neugierde veranlasste ihn, weiter zu lesen.
Folgende Wortfetzen murmelte er bei der Lektüre dieses Briefes, deutlich hörbar für den im Zimmer herumstehenden Cassivellaunus, der sich sicher später noch einen Ast darob lachen würde.
“Meinen Mann zu stehen... ach, auf einmal. Familienpflichten, was zum Henk... oh lieber gute Iuppiter, Nigrina, Bona Dea... Vera kränklich, pah, Ignorant, ich... Aurelier? Verdamm mich, wie Pilze aus dem Boden, wie Pilze aus dem Boden schießen die... Eltern... hier komme ich ins Spiel? Ich... was? Corvinus? Ausgespäht? So ein Sch... bald auf die Reise machen? Zufriedenheit? Auftritt... ich werd nicht mehr... ich werd nicht mehr... ich glaub, ich spinne... ich bin im falschen Film...“
Er stockte und las einen Teil vom Brief immer wieder... “Beste Grüße... beste... beste... von deinem Vater...“
Er wusste nicht, wie ihm geschah, aber irgendwie fiel ihm ein Stein vom Herzen. Aetius betrachtete sich noch immer sein Vater. Es war unverzeihlich, was Aetius ihm angetan hatte. Aber... es war sein Vater, trotz allem.
Mit einem Gefühl, als ob er in ein großes Loch gefallen wäre, ein endloses Loch, mit zunehmendem Interesse den über ihn immer kleiner werdenden Eingang betrachtend, stand er auf. Seine Beine wackelten.
Sein Blick richtete sich an Cassivellaunus. “Meine Schwester kommt.“ “Aber sie ist doch schon daaaaa!“ Piso Blick verdusterte sich. “Nigrina.“ “Oh.“ “Oh, sehr wohl. Scher dich jetzt, ich will alleine sein.“
Nachdem der Britannier ihm gehorcht hatte, setzte sich Piso wieder nieder, mit gewisser Verdrießlichkeit auf den Brief starrend.
“Aulus Flavius Piso. Patrizier, Septemvir, Vigintivir, Arvalbruder, Künstler, Heiratsvermittler.“ Er seufzte und stand wiederum auf. “Dann soll es so sein. Dann komme, Schicksal, über mich. Komme in der Form von Nigrina.“ Mit Entschlossenheit starrte er an die Wand, und die Wand starrte zurück. Naja, metaphorisch. -
Ich bin heute wieder da... allerdings bin ich von Montag bis Freitag nicht hier. RL ist momentan halt leider ein bisschen unguenstig, aber ich hoffe, heute kann ich ein paar bisher unerledigte Sachen noch zu Ende bringen.
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Heute wird sich das mit dem Schreiben wohl nicht mehr ausgehen, tut mir Leid...
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“Mein Name?“, wiederholte Piso. Man konnte jetzt sicher fragen, ob das jetzt ein seltsamer Tick oder so war, aber Piso war heute einfach nur ein wenig schräg drauf. Er schien kurz nachzudenken, fast als ob ihm sein Name entfallen wäre, als er seinen Zeigefinger dann doch noch hinaufschnellen ließ, als ob er eine brilliante Idee gehabt hätte nun.
“Mein Name ist Vigintivir et Septemvir Aulus Flavius Piso. Und deiner?“, fragte er. Er war jetzt nicht so enorm interessiert an dem Namen der Sklavin, aber es war nützlich, ihn zu kennen, zumal er dann wusste, dass er nicht von einer verfolgt wurde, deren Namen er nicht kannte.
Als er sich vorgestellt hatte, deutete die Sklavin in die Richtung der beiden jungen Damen, die Piso schon vorher gesehen (und in Gedanken ausgezogen) hatte. Unglaublich! Die beiden Aureliae, von denen Corvinus geredet hatte! Die Blümchen! Na so was. Dann waren das tatsächlich Zwillinge. Was es nicht gab.
Piso war jetzt, ob dieser Kuriosität, die sich vor ihm bot, tatsächlich neugierig geworden. Eineiige Zwillinge, so etwas sah man nicht alle Tage. Das musste näher untersucht werden, das schrie direktgehend nach einer gründlichen Inspektion. Auch, weil die Familie befreundet war, schließlich waren ja schon familiäre Bande geschlossen worden. Und vielleicht würden in der Zukunft noch mehrere geknüpft werden.
„Es würde dir doch nichts ausmachen...“, fragte er, sich langsam wieder zu Lysandra hindrehend, “...mich diesen beiden Damen vorzustellen?“ Die Frage war zwar freundlich formuliert, aber implizierte doch, dass er es nicht schätzen würde, wenn die Sklavin dieser Aufforderung nicht nachkam. -
“Ah ja. Das klingt ja schon gut. Und ich pflichte dir bei... manche von den Gasthäusern, die man heutzutage anfindet, sind ganz üble Schabracken. Ich sage dir, Mogontiacum ist da besonders schlimm... dagegen ist ja Argentorate eine unglaublich noble Stadt.“ Er war nicht lange in Mogontiacum geblieben damals, hatte es ihn doch so hässlich gedeucht. “Wie lange dauert es bei euch normalerweise, bis den Gefangenen der Prozess gemacht wird?“ Seit Consul Tiberius war ja die Gefängnisstrafe keine Strafe per se mehr, sondern viel mehr nur ein Durchgangslager.
Und ja, die Zelle machte ziemlichen Eindruck auf ihn. Von einer Warte der Ästhetik aus gesehen war dies definitives Wüstland. Anstelle dessen, wo Zeit und Raum sein sollten, eine große Null (na ja, Piso kannte die Null ja nicht, aber trotzdem). “Also eine Vorstufe zu Folter. Kann ich mir vorstellen. Verstehe.“ Er traute es den Prätorianern auch zu, dass sie diese Stufe überschritten und hin zur echten Folter auch strebten.
“Nein, etwas anderes habe ich mir nicht erwartet, auch nicht erwarten können. Aber so wenig ästhetisch... unglaublich...“ Er trat endlich aus der Zelle hervor. “Alleine schon dieser Zellen wegen ist es wert, gesetzestreu zu leben.“