Tschuldigung. In der Nacht wurde ich vollgespamt. Wieder viel Platz.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Hmm. Was für eine Reaktion hatte er sich nun von Furianus erwartet? Er würde nie herausfinden, was sie nun gewesen wäre, wäre nicht plötzlich Gracchus hereingetreten. Nicht unvermutet, war er doch erwartet worden, doch genau im richtigen Moment kam Gracchus, um höllische Strafen zu verhindern.
Piso betrachtete ausführlich die furianische Mimik. Lächeln, das war schon einmal gut. Obwohl, bei ihm hatte das wenig zu bedeuten. Gleichsam wie Gracchus begrüßte Piso den Pontifex. „Salve, Manius Gracchus.“, brachte er hervor gegenüber dem zweiten Senator, der nun vor ihm stand. Gleichzeitig fühlte er sich intimidiert. Zwei hohe Senatoren, vor ihm, einen kleinen Beamten. In der Gens Flavia lernt man schnell, politisch zu denken. Dies war auch der Fall bei Piso, der genau wusste, dass er, unter den drei Männern, die im Atrium standen, den 3. Platz in der Rangordnung bekleidete. Er war ein Nichts, der es gewagt hatte, Familienpolitik zu betreiben. Und so waren die Worte des Furianus schon im Vorhinein klar, bevor sie ausgesprochen waren.
Ironie troff von ihnen, und dem vorhin noch so hoffnungsfrohe junge Flavier begann es innerlich zu schütteln. Wenn auch noch Gracchus nein sagen würde, war er erledigt. Dann konnte er genausogut zu seinem Vetter Felix nach Sardinien gehen und ihm beim Rosen züchten unterstützen, unterdessen ihn mit Anekdoten aus der Geschichte seines Falles von nicht allzu weit oben erheitern.
Allerdings fühlte er sich auch ungerecht behandelt. Er spielte Furianus eine unheimliche Chance in die Hände – und jener zollte ihm nciht eine Unze Respekt. Langsam war es zum an den Plafond springen. Hätte das Atrium einen Plafond gehabt, heißt das.
Er blickte zu Gracchus hin. „Ich... wenn ihr dies nicht wollt... dann werde ich Aelius Quarto ein Entschuldigungsschreiben zukommen lassen. Mir würde schon etwas einfallen...“ Mehr als jene erhabene Großtat der Rhetorik brachte er nicht hervor. Ein direkter Blick traf den kürzlich aus Griechenland zurück Gekehrten. Bitte, bitte, Gracchus, sag nicht nein, schien der flackernde Blick in Pisos Augen zu sagen. Irgendjemand musste doch schätzen, was er für die Familie getan hatte! -
Ah, welch ästhetischer Anblick lief da vorbei. Piso konnte es sich nicht verkneifen, diesem Wunderwerk der Natur nachzusehen. Die hätte er auch gerne. Sie schien auf jeden Fall williger als seine durchwegs schräge Sklavenschaft.
Der weitere Anblick von diesem hübschen Mädchen blieb ihm jedoch verschlossen. Vielmehr offenbarte sich ihm, sobald er das Tablinium betreten hatte, Tiberius Durus. Sein Anblick war nicht ganz so äthetisch wie der des Mädchens, dafür aber ungleich nützlicher.
Die Begrüßung schien einmal nicht schlecht zu verlaufen. Ganz und gar nicht. Durus schien richtiggehend erfreut, ihn wieder zu sehen.
„Salve, Consul Electus.“, machte Piso anständig. „Es freut mich sehr, dich zu sehen. Ich gratuliere dir herzlich zu deinem Wahlerfolg!“ Endlich war wieder ein Patrizier Senator, und das war auch gut so. Wer, wenn nicht Durus, konnte den Plebejern Widerstand leisten?
Aber der Tiberier konnte es sich sicherlich denken, dass Piso nicht wegen der Wahl hier war. „Senator, ich bin hier, um dir zu sagen, dass ich das getan habe, was ich versprochen habe. Ich habe mich gebildet, habe mein Wissen aufgefrischt, was Religion anbelangt. Auch habe ich Opfer dargebracht, keine unbedeutsame Menge von Opfern.“ Nicht auf dem Niveau von Pontifices, aber das musste ja nicht unbedingt sein. „Geopfert habe ich der göttlichen Trias, meinen verehrten Ahnen, und nicht zuletzt Dea Dia. Ein schöner Hain ist es, fürwahr.“ Wenn auch weit weg, dachte sich Piso, seiner schmerzenden Füße eingedenk. „Was ich fragen wollte, war, ob du vielleicht, seit ich hier gewesen war, etwas von den Arvalbrüdern bezüglich meiner Aufnahme gehört hast?“ -
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Original von Numerius Duccius Marsus
Hervorragend! Das Problem: Ich sehe kein Holz. Ist das etwa schon ausverkauft?Oder hast du einfach noch nicht produziert?
Wenn nicht, ist nicht schlimm, ich hab jetzt endlich wieder eine stehende Internetleitung, bin morgen also auch on.
Holz ist drinnen, bediene dich! Nicht unbedingt billig, aber billiger als bei meinem halsabschneiderischen Verwandten.
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Piso überlegte sich gerade, ob er ein drittes Mal klopfen sollte, da machte endlich der Sklave auf. Seine guten Erfahrungen mit ihm vom letzten Mal besänftigten des Flaviers Groll.
So blickte er ihn nur belustigt an. „Stassikoros, nicht wahr?“ Bei der Aussprache des Namens verwendete er den leichten dorischen Akzent, den er sich in Kreta angewöhnt hatte. „Kannst du dich nicht mehr an mich erinnern? Flavius Piso, der den Arvalbrüdern beitreten wollte.“, informierte Piso den Griechen. „Kannst du mich zu Tiberius Durus führen? Ich will mit ihm reden.“ -
Abermals klopfte der Möchtegern-Arvalbruder. Ach, du Türsklave der Tiberier, wie taub musst du sein, um das mit (eingebildeter) religiöser Inbrunst geklopfte Klopfen des Flaviers zu überhören?
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Wie bei meinem Namensvetter (was den Praenomen angeht) ist auch bei mir die Sache mit der Mutter eine dornige solche. Ich habe nämlich gar keine.
Kann man meinem Char also bitte noch den NPC Calpurnia Fausta als Mutter eintragen? Danke.
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Piso fühlte sich unsanft aufgeweckt, als die Tür aufgemacht wurde. Er stolperte nach hinten und erfing sich gerade noch.
„Ach, äh, salve. Ich bin Aulus Flavius Piso, und würde gerne Iunia Narcissa sprechen.“, teilte er dem Ianitor mit. -
Sehr gute Idee, Patron!
Vor Freude darob habe ich mein Holzwerk (das eigentlich simon noch gar nicht existiert, nur in der wisim) wieder angeworfen. Also Witjon, morgen kriegst du dein Holz. -
Kapitel IX – Im Atrium, auf der Flucht
Leise traten die Sohlen von Herrn und Sklaven auf dem Boden des Atrium auf. Piso blickte hinauf, durch die Dachlücke. Es war schon der spätere Morgen. Fast schon Vormittag. Hoffentlich war sein Vater noch nicht auf. Hoffentlich würde niemand bemerken, dass Piso und Cassivellaunus sich heimlich aus dem Haus schlichen.
Hastig bewegten sich Piso und der bepackte Cassivellaunus der Türe zu. Bald war es geschafft! Bald würden die beiden draußen sein. Dort müsste noch immer die Kutsche stehen. Der Kutscher würde bereit stehen. Piso konnte so schnell und ohne Aufsehen aus Ravenna verschwinden.
Gleich war es geschafft... gleich würde er bei der Türe ins Vestibulum sein. Seine Hand langte aus zur Türschnalle.
„Aulus.“
Ein einziges Wort ließ Piso zurückzucken. Krampfhaft drehte er sich um, gleichsam wie sein britannischer Sklave, der betreten zur Seite trat, um aus dem Bild zu verschwinden. So gab er den kompletten Blick auf Pisos Vater frei.
„Du willst uns schon verlassen?“ Aetius‘ Gesicht drückte Bedauern aus. Gespielt, dachte sich Piso. „Du willst schon gehen? Wieso?“ Piso kniff die Lippen zusammen. „Weil ich erfahren habe, was du bist.“ Aetius hob, flavisch, seine Augenbraue. „Was bin ich denn?“ Piso schnaubte. „Du bist...“ Er rang nach Atem. Piso war alles andere als ein Choleriker, aber jetzt brach ein Element, das jener Eigenschaft gar nicht unähnlich war, hervor. „...ein Mörder!“ Er ballte seine Hand zur Faust. „Leugne es nicht ab. Ich weiß, was du meiner Mutter angetan hast.“
Aetius blickte für einen ganz kleinen Augenblick so drein, als wollte er abstreiten, was Piso ihm zur Last legte. Dann lachte er jedoch auf. „Mein Sohn, mein lieber Sohn, du musst noch viel lernen.“ Aetius trat einen Schritt auf Piso zu, wollte seine Hand auf Pisos Schulter legen. Der Sohn trat vorm Vater einen Schritt zurück. „Fass mich nicht an.“, zischte Piso. Aetius schüttelte mitledig den Kopf. „Deine Mutter, mein Sohn, was ist das schon? Es ist der Vater, der zählt! Deine Mutter war so nichtsnützig, dass du dagegen noch richtig brauchbar erscheinst. Weißt du, mein Sohn. Sie hat mich betrogen. Sie hat herumgehurt. Mit Plebejern. Mit Sklaven sogar. Sie hatte eine Bestrafung verdient, das musst du zugeben.“ Piso knirschte mit den Zähnen und schüttelte nur mit dem Kopf. „Deine Mutter war ein Flittchen. Ich habe dich von ihr befreit. Du musst jetzt nicht mehr mit der Schande leben, ein solch unkeusches Weib als Mutter zu haben. Was meinst du, welche gesellschaftliche Skandale ich dir schon erspart habe! Fausta war nicht würdig, deine Mutter zu sein.“
Jetzt war es raus. Aetius hatte gestanden. In Piso hatte noch ein ganz winziger Schlummer geruht, ein Funken Hoffnung, dass all dies nur eine riesige Intrige von übersinnlich begabten Sklaven war.
Doch nun war es bewiesen, Aetius hatte seine Mutter umgebracht. Piso blickte seinen Vater an. Er sah ihm so ähnlich. So ähnlich. Wie aus dem Gesicht geschnitten. Auf einmal ekelte es ihn vor ihm selber.
„Ich gehe.“, meinte Piso trocken und wandte sich um. Auf einmal fühlte er sich von der Hand seines Vaters gepackt. „Nein! Du bleibst hier! Du wirst so lange bleiben, bis ich sage, du kannst wieder nach Rom!“ Piso versuchte verzweifelt, die Hand von seinem Arm zu lösen, doch sie hielt fest. „Mein Sohn! Mein Sohn! Du musst mich verstehen. Ich wurde gezwungen, so zu handeln. Fausta forderte ihr Geschick heraus! Ich konnte nichts dafür! Ich habe nur im Sinne der Familie gehandelt. Meinst du, sie wäre die Erste, oder die Letzte, die ich somit getötet habe, um die Familienehere zu retten?“ Piso drehte sich zu ihm hin. „Du hast Damasippa ermordet.“ „Ermorden lassen, von Kynos, aber ja. Die unmoralische Puppe. Sie wurde bestraft für ihre Sünden. Es war ja nur eine Plebejerin!“ Aetius lachte nervös auf. „Ich hätte dir das früher erzählen sollen, aber als Kind hättest du das nicht verstanden. Aber, wenn du ein Mann bist, erträgst du die Wahrheit. Leontia hat sie ertragen.“
Piso schauderte. „Leontia wusste von den Morden.“ Es machte Sinn. Deshalb hatte sie immer so... gegrinst. Aetius nickte. „Schon vom Mädchenalter an. Ich habe ihr vertrauen können! "Wieviele waren es? Ein Duzend? 20?" Eher 30. oder 40.", antwortete Aetius und seufzte. "Ich konnte es dir nicht sagen, nicht dir. Du hättest es deinen Freunden weiter erzählt! Aber jetzt bist du ein Mann. Du wirst es nicht weiter erzählen.“
Innerlich bebte Piso. Winzig kleine Tränen begannen sich wieder in seinen Augenwinkeln zu sammeln. Doch heute hatte er schon genug für einen Tag geweint. Er blinzelte und blickte Aetius kalt an. „Nein. Um meinetwillen.“ Aetius stockte, dann strahlte er, als ob er gar nicht mit dieser Antwort gerechnet hätte.
„Komm mein Sohn, umarme mich.“ Piso schüttelte den Kopf. Seine Hände waren noch immer zu Fäusten geballt. Aetius breitete seine Arme aus.
„Umarme mich!“ Befehlsgewohnt klang die Stimme nun. Harsch.
Und Piso konnte nicht mehr. Er konnte sich nicht mehr beherrschen. Er zuckte aus, im gleichen Maße, wie seine rechte Faust nach vorne zuckte. In der Pankration nicht unerfahren, zielte Piso auf ein Ziel hinter Aetius. Und traf somit seinen Vater direkt ins Gesicht. Es knackte, als Aetius‘ Nase brach. Aetius stieß einen heiseren Schrei aus, krümmte sich und fasste sich ans Gesicht. Seine rechte Hand presste er an die Nase. Zwischen seinen Fingern rann das Blut heraus. Seine Augen waren in Agonie zugekniffen.
Piso drehte sich um und versuchte zum zweiten Mal aus dem Atrium zu entkommen. Doch wieder hielt ihn etwas. Es war die Stimme des Aetius.
„Geh nicht! Du bleibst hier! Ich befehle es dir, Sohn, als dein Vater!“ Die Stimme klang nasal und unangenehm schnarrend. Der junge Flavier blickte zu seinem Vater, diesem Monstrum, welches auf ihn zukam. „Ich befehle es dir!“ Piso drehte sich mit seinem ganzen Körper zu Aetius hin und ging zwei Schritte auf ihn zu. „Du hast mir nichts zu befehlen.“ Seine Stimme klang fest und bestimmt. „Und nenne mich nicht Sohn. Nicht mehr. Wie soll ich dich noch als Vater betrachten? Wie denn?“ Aetius blickte ihn hilflos an. „Ich bin es... dein Vater... wer sonst?“ Piso knirschte mit den Zähnen. „Lieber hätte ich einen Straßenköter als Vater als dich!“, brüllte er. „Scher dich! Ich will dich nie mehr sehen! Du hast meine Mutter geraubt, meine Kindheit, du Unhold! Mögen dich die Furien dafür büßen lassen. Mögen sie das tun, was ich dir antun möchte. Du bist nicht mehr mein Vater.“
Das saß. Aetius ließ die rechte Hand sinken und gab den Anblick auf eine blutige Nase preis. Er sah aus wie ein Vampir. Piso wandte sich angewidert ab. Er wusste, dieses Bild, dass sich von seinem Vater nun ihm bot, würde das Letzte sein.
Er trat ins Vestibulum, schlug die Tür hinter sich zu, trat nach draußen, wo Cassivellaunus und der Kutscher schon warteten.
Piso stieg in die Kutsche und zog die Vorhänge zu. Die Karosse setzte sich in Bewegung. Plötzlich hörte Piso Schritte, laufende Schritte neben der Kutsche. „Aulus! Geh nicht! Auuuuuuuuuuluuuuuuuuuus!“ Der Schrei, in dem sein Praenomen verwandelt wurde, verblasste wie die Schritte, als sein Vater nicht mehr mit der Kutsche mithalten konnte und zurückfiel, bis sie außer Hörreichweite waren.
Piso hatte geglaubt, er könnte nicht mehr Tränen vergießen heute. Doch sein neuerlicher Heulanfall in der Kutsche, als sie Ravenna verließen, strafte diesem Gedanken Lügen.
Dem Sklaven Cassivellaunus, gegenüber, tat sein Herr, zum ersten Mal in seinem Leben, Leid.Finis
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Original von Aulus Flavius Piso
Es erschallte ein Klopfen an der Türe der Casa Decima. Es war nicht allzu laut, aber dennoch hörbar. Sollte der Ianitor die Türe öffnen, würde er davor ohne Fehl einen ein wenig schlacksigen Mann erblicken, der verlegen mit seinen Füßen am Boden herumscharrte. Er würde vielleicht in ihm die Heulsuse von den vorigen Wochen erkennen.
Piso hatte keine gute Zeit gehabt. Er hatte viel über Serrana nachgedacht. Zwar hatte er sich vorgenommen, dies nicht zu tun – doch er wusste sich nicht zu helfen. Er musste es einfach tun, da half nichts. Sein Seufzen verwehte im Wind, als er jenes von sich gab.
Das Schlimmste war, er wusste nciht, über wen er damit reden sollte. Wenn er zu Vera wollte, war sie nie da. Aristides lebte jetzt in Baiae. Gracchus? Unmöglich. Celerina? Noch viel unmöglicher. Furianus? Am Unmöglichsten. Seine Sklaven? Was scherten die sich um seine Probleme? Verus? Er würde ihn wieder in Verzweiflung stürzen. Und so war in seiner inneren Liste nur noch ein Name übrig geblieben. Iunia Narcissa. Sie hatte ihm seine Hilfe angeboten... und die brauchte dieses menschliche Wrack namens Piso jetzt.Vor der Porta der Casa Decima war ein Schnarchen zu hören. Piso war stehenden Fußes eingeschlafen. Er lag mit seinem Gesicht und der Brust auf der Türe auf, den linken Arm seitlich herunter baumeln lassend, rechts seitlich an der Kante anlehnend. Es würde ihm heute wahrscheinlich eh niemand mehr aufmachen und aus seinem Schlaf stören. Oder?
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Wie es typisch für Piso war, war jener ins Windeseile von zu Tode betrübt auf himmelhoch jauchzend umgeschwenkt. Er fühlte sich wieder wohl. Er fühlte sich wieder in seinem Element. Dass dies einen sehr komischen Eindruck machen musste, kam ihm nicht in den Sinn.
„Ich danke dir noch einmal für die Inspiration. Es war viel wert, weißt du, werte Germanica. Jetzt habe ich wieder etwas, auf das ich mich konzentrieren kann.“ Seine Stirn verknitterte ein wenig, wie die eines Mopses, als er an Serrana dachte. „Ich denke so oft an meine Liebe... aber...“ Sein Gesicht erhellte sich wieder. „Wenn ich an unser Projekt denke, ist sie aus meinem Gedächtnis wie verschwunden! Dein Vorschlag hat verdrängenden Charakter.“ Er lachte heiter. „Ich werde ein Gedicht schreiben, ein langes Gedicht. Genau! Das wird mich beschäftigen!“ Piso wäre am Liebsten aufgestanden und herumgehopst wie ein Kind vorm Kasperltheater, wenn ein besonders spannender Augenblick in den Puppengeschichten vorkommt. Mühselig widerstand er dem Drang.
Mit Politik hatten Laevina und Piso aber nun dennoch einen ehrlichen gemeinsamen Nenner gefunden. Nun bekam Laevina einen Piso zu sehen, den sie wohl noch gar nicht kannte – einen seriösen Patrizier mit einer etwas beamtenhaften Art. „Du hast richtig gehört, es zieht mich in die Politik. Gerne bin ich bereit, dir etwas darüber zu erzählen.“, meinte er, mit einem obligatorischen Räuspern hintennach. „Politik im eigentlichen Sinne ist den Senatoren vorenthalten. Dennoch muss die Karriere in der Politik mit der untersten Stufe des cursus honorum beginnen. Das ist das Vigintivirat. Ich strebe es bei den nächsten Wahlen an, sofern die Parzen es nicht anders wollen.“ Er blickte sie ernsthaft und in einer irgendwie in schwer zu Worte fassende Weise professionell an. „Das Vigintivirat ist dazu da, sich die ersten Sporen zu verdienen. Doch schon vorher sollte man sich einen Namen machen, so denke ich. Mein Familienname hilft vielleicht, doch er bereitet mir kein gemachtes Nest. Ich bin Kanzleibeamter, also habe ich schon zum Staat Nützliches beigetragen, und strebe zur Zeit ein höheres Amt an, sodass ich zumindest einigen Senatoren ein Begriff sein werde. Vielleicht verlasse ich die Kanzlei. Mein Patron hat mir versichert, er wird sich um einen präferablen Posten für mich kümmern. Ich hoffe auch, bald in den ordo senatorius einzutreten.“ Er lehnte sich leicht zurück und blickte die Germanicerin fragend an. Ob es Fragen gab? -
Piso war zufrieden mit sich. Er hatte Dea Dia geopfert.
Jetzt war festzustellen, ob sie sein Gebet erhört hatte. Piso schritt hinauf zur Villa Tiberia, nachdem er die Via Campana wieder hinein nach Rom gefolgt war, sich in der Villa Flavia ein Bad gegönnt hatte und nun mit seiner besten Toga vorm Anwesen der Patrizierfamilie stand.
Er blickte noch einmal an sich herunter – alles an seiner blütenweißen Toga saß makellos – bevor er anklopfte, selber, denn er war alleine, ohne Sklaven gekommen. Ob ihm wieder der seltsame und doch irgendwie sympathische Türsklave vom letzten Mal aufmachte? -
Opfermarathon, anders konnte man das nicht bezeichnen, was der junge Patrizier da in den Tempeln der ewigen Stadt abzog. Jawohl, Flavius Piso hatte sich mit den Göttern gut zu stellen. Da konnte er es sich nicht leisten, Bitten an jene zu richten, höchstens die Bitte, ihm zu verzeihen, dass er seine Opfer so lange hatte schleifen lassen. Aber bei Dea Dia hatte er wohl eine Spezialbitte, die sie ihm nciht verwehren konnte.
Dieses mal war es wieder Cassivellaunus alleine, der die Opfergaben schleppte. Dieses mal waren es weniger als vor ein paar Tagen der Iuno, der Minerva und dem Iuppiter, aber dafür waren es wertvolle Kleinode. Piso hatte nicht gespart. Trotz seiner latenten Armut, mit der er gerne mal prahlte.
Weiß war er gekleidet, als er den heiligen Hain der Dea Dia betrat. Bis zum 5. Meilenstein der Via Campana hatte er gehen müssen, aber gut, das war es ihm wert.
Cassivellaunus wurde irgendwo stehen gelassen, dort konnte der Lümmel einmal die Natur im Hain betrachten und seine Vorstellung der Ästhetik festigen. Piso nahm seine Opferkiste, die er schon beim Opfer an seinen Ahnen benutzt hatte, in die Hand, und schleppte sie zum Tempel hin.
Einen Aedituus hatte er sich geschnappt, der würde ihm die Opfergaben auf das Altar legen. Derenthalben würde Piso sein Gebet sprechen.
Piso stellte sich vorm Altar im Tempel in Gebetsposition auf. Hände ausgestreckt, Handflächen nach oben. So war es recht. Der Aedituus legte den Weihrauch auf und zündete ihn an. Der vertraute Gestank von verbranntem Weihrauch drang ihm in die Nase.
„Dea Dia, große Göttin!
Dea Dia, Göttin des Wachstums!
Dea Dia, hohe Göttin!
Dea Dia, die uns Kreszenz verschafft!
Ich rufe dich an!“
Laut rief er seine Bitte, Dea Dia sollte ihn schließlich hören. Auf dem Altar landeten Dinkelkekse.
„Ich bin ein guter Mann, Dea Dia, ein frommer Mann, der dir Opfer schon gebracht hat.“ Vor 8 Jahren einmal, spaßeshalber. „Und der dir dieses Opfer bringt! Nimm dieses Opfer an, große Göttin! Nimm dieses Opfer an und höre mich!“
Er wollte sich räuspern, wagte es jedoch nicht. Er röhrte sein Gebet weiter hinaus, als eine Varietät von Rosen, roten Rosen, weißen, schwarzen, gelben, pinken, braunen, auf dem Altar landete.
„Dea Dia, dein Diener will ich werden! Arvalbruder zu werden ist mein Wunsch! Gewähre mir die Bitte, Dea Dia. Lass es zu, dass mich die Arvalbrüder unter den Ihren aufnehmen! Das ist mein Wunsch, meine Bitte, dir zu dienen, Dea Dia! Mehr verlange ich nicht, oh Göttin des Wachstums!“
Verschiedene Früchte landeten auf dem Altar. Äpfel, Birnen, Zwetschgen, Marillen, Pfirsiche.
„Ich werde dir, oh Göttin, weiterhin ein guter Diener sein! Wenn ich Arvalbruder werden sollte, wirst du in mir einen treuen Diener haben, der niemals in seinen Bemühungen, für dich da zu sein, nachlassen wird. Dea Dia, ich werde dir weiter opfern! Wie ich es jetzt tue, werde ich es weiterhin tun!“
Nun wurde eine Amphore Falerner auf den Altar gestellt. Dies war sein Spezialgeschenk.
„Ehre sei dir, große Göttin!“, improvisierte er einen Abschlusssatz und beendete das Gebet, indem er sich nach rechts drehte.
Er war fertig. Was nun mit seinen Opfergütern passierte, verriet ihm der Aedituus. Sie würden verbrannt werden. Piso nickte nur kurz, bevor er hinwegschritt. -
Was für eine erbärmliche Gestalt war Hypsaeus doch in seinem lächerlichen Kostüm. Als er dastand, die verachtenden bis belustigten Blicke der Leute auf sich ziehend. Das war ein neues Tief. Und Tiefs hatte er schon viele gehabt.
Einer schien sich besonders gut zu mockieren. Hm, vielleicht konnte Hypsaeus dem Humor des Herren etwas abgewinnen? Der Sarde wandte sich ihm zu, ging auf ihn zu. „Jawohl, Herr! Gebraten schmecke ich besonders gut, aber auch gedünstet kann ich mich empfehlen! Selbst wenn man mich andersiwe zubereitet, bin ich für den Gaumen noch immer eine Sensation! Denn ich bin Hupsi, der lustige Fisch! Und ich komm‘ heut auf den Tisch!“ Seine Lebensgeister erwachten. Vielleicht würde der Mann – ein Patrizier schien er zu sein – tatsächlich ihm etwas abkaufen können.
„Wieviele von meinen Artgenossen willst du haben?“ Er deutete auf den Fischstand. „Nirgendswo wirst du eine solche Ansammlung von schmackhaften Kollegen erleben.“ Piso hatte ihm befohlen, die Wörter schmackhaft und bekömmlich so oft wie möglich zu benützen. Vielleicht könnte er sie vielleicht einmal patentieren.
Die Birne des Claudiers bemerkte Hypsaeus indes nicht. -
Ach, Furianus. Piso wusste immer noch nicht, wie er zu ihm stehen sollte. Auf der einen Seite hatte er, wohl noch von der cena und von der Episode in seinem Zimmer, wo ihm Furianus die Leviten gelesen hatte, ordentlichen Respekt, ja, fast ein wenig Furcht vor ihm. Furianus machte seinem furienhaften Namen manchmal durchaus Ehre. Auf der anderen Seite bewunderte er den erfolgreichen Politiker, und hoffte, er könnte ihm so gut wie möglich nacheifern. Piso wollte seinem heimlichen Vorbild gefallen. Vielleicht würde der Jungflavier ihn dieses Mal positiv überraschen.
„Salve, Lucius Furianus.“, machte Piso. Wenn doch nur die joviale Gestalt des Gracchus vorher hier gewesen wäre! Aber jetzt musste er sich mit dem Ex-Praetor beschäftigen. „Ich wollte dir etwas sagen, was dich vielleicht interessieren wird. Heute habe ich im Officium Aelius Quarto kennen gelernt. Jener hat mir in meiner Funktion als Kanzleibeamter einen Auftrag gegeben, doch hernach sind wir ins Gespräch gekommen. Und... ich erzähle dir, was dabei herausgekommen ist.“ Jetzt kam es, jetzt kam es ganz dick.
„Quarto ist, so scheint es, tatsächlich daran interessiert, den Konflikt – den ein solcher ist es, machen wir keinen Hehl daraus - zwischen den Aeliern und den Flaviern zu bereinigen. Inklusive Aufhebung der damnatio memoriae unseres verehrten Kaiser Domitianus. Er ist bereit, ein politisches Bündnis mit uns einzugehen. Gegen wen, muss ich dir hoffentlich nicht sagen.“ Er räusperte sich. „Und nun habe ich Folgendes getan. Ich habe den Senator zu einer cena bei uns in der Villa eingeladen, sodass wir, ich, du, und Gracchus, mit ihm vielleicht eine Einigung erreichen können. Alleine in der Kanzlei wollte ich nicht für die Gens Flavia sprechen.“
Er atmete aus. „Entschuldigung, dass dies so überraschend kommt, aber ich habe eine einzigartige Möglichkeit gesehen, und sie gepackt. Wenn es dir, oder Manius Gracchus, nicht gefällt, dass Aelius Quarto komme, dann werde ich ihm einen Brief schreiben, der eine Entschuldigung vorschiebt.“ Er wartete nun gespannt auf eine Antwort. Wahrscheinlich käme jetzt wohl wieder eine Auswahl von Tätlichkeiten, zusammen mit Gebrülle und Gekeife... oder vielleicht doch nicht? -
Von der Kanzlei gekommen, als er seine Arbeit fertig gestellt hatte, war der junge Flavius durch Rom gegangen, eilends, es nicht erwarten könnend, seiner Familie seine neueste Errungenschaft vorzuführen. Er hatte Quarto davon überzeugen können, zur Villa Flavia zu kommen, um dereinst mit ihnen zu speisen.
Ebendorthin ging Piso. Die Türe öffnete ihm Acanthus, wie üblich. Sowie ihm der Einlass gewährt wurde, schritt der Patrizier in das wohl vertraute Atrium, wo er einen vorbeilaufenden Sklaven am Schlawittchen packte. Der Sklave, sich in seiner Bewegungsfreiheit beschränkt fühlend, blickte Piso mit großen Augen an.
„So, Sklave, ich habe da eine pikobello-tipp-topp-feines Jöbchen für dich. Du holst mir bitte Furianus und Gracchus. Ich habe mit den beiden etwas zu unterreden. Es geht um Politik.“ Pisos Anweisungen waren mit barscher Stimme vorgetragen. Unwohl in seiner Haut musste sich der arme Teufel fühlen. Was Piso nicht bekümmerte. Es ging um ein Anliegen, da mussten Sklaven kuschen.
Der Sklave stammelte und nickte, brav, wie intendiert. Piso blickte ihm nach. Was das wohl werden würde. Vielleicht hatte er sich jetzt in Teufels Küche gebracht. Gut, dass er den Ahnen kürzlich geopfert hatte. Ahnen, beschützt mich, dachte er und bemühte sich um eine feste, aufrechte Haltung.Sim-Off: Furianus, Gracchus, darf ich euch herbitten?
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„Gut, in diesem Fall werde ich alles in die Wege leiten!“ Mögen mich die Götter unterstützen, dachte sie der Flavier und nickte, als der Senator seine Intention verlautbarte, zu gehen.
„Schön. Dann... wir sehen uns, so hoffe ich, eh bald wieder.“, meinte Piso. „Und ich denke nicht, dass dir der Procurator zürnen würde. Er ist ein sehr umgänglicher Mensch.“ Er lächelte ein wenig, bevor er „Vale“ sagte, seinen Kopf senkte und sich wieder an seine Arbeit machte. -
Quarto schien einen Moment mit sich selbst zu ringen, bevor er etwas herausbrachte. Piso lächelte. Es war vollbracht. Nun müsste er nur noch die männlichen flavischen Familienmitglieder überzeugen. Er würde sofort zu ihnen gehen, wenn er mit seiner Arbeit fertig war.
„Ich danke dir, Senator. Bald, so denke ich, wirst auch du dich der Kochkünste unseres Attalus versichern können.“ Er war zufrieden mit sich selber – ob die anderen Flavier das auch sein würden? -
Für mich ja? Welch Exklusivität. Ich fühle mich geehrt.
In mir, muss ich sagen, straeubt sich alles gegen diese Sache. Vor allem, weil ich der Allererste bin, dem Salinator eine Amtserhebung ausschlägt. Ehrlich gesagt, jawohl, ich fuehle mich tatsaechlich ein wenig an die Wand gefahren.
Aber:
Ich werde aber wohl nichts dran ändern können. *resignier* Also sehe ich keinen anderen Ausweg, als es locker und sim-on zu sehen. Es ist ja nur ein Spiel.
Macer und ich haben jetzt eh etwas anderes geplant, was wohl weniger lukrativ ist, aber hoffentlich ebenfalls für Spielspaß sorgt (denn ich war lange genug Primicerius).Ach ja: Salinator hat jetzt wohl einen Mann mehr, der bereit wäre, Geld zu zahlen, um das Schwein ohne Kopf zu sehen.