„Arrrrgl... nicht zurück nach Ravenna... uiuiuiui...“, jammerte Piso, sich vorbeugend zurücklehnend, um einen drohenden Hieb von Furianus entgehen zu können. Er lehnte sich um etwa 45 Grad in einer einzigen, ruckartigen Bewegung zurück, und nur langsam, sehr langsam, richtete er sich wieder auf, als er sah, dass Furianus ihn nicht schlagen würde, wohl auch nur deshalb, weil er schnaufte wie ein Weltmeister. Jetzt war Piso wieder eingeschüchtert. Er würde, die nächsten Minuten einmal, nicht mehr aufmucken, und nur noch vernünftige Fragen stellen. Die nächsten Minuten, wer wusste, was für Faxen ihm dann noch kommen würden. Sein Blick wanderte unbewusst in seine Hände. Sie zitterten leicht. Es war der Schrecken. Egal, was für gesundheitliche Probleme Furianus hatte, er hatte noch immer die Macht, dem jungen Flavier es angst und bang werden zu lassen.
Ein kurzes „So“ erlöste Piso aus seiner Anspannung. In der Zeit, wo Furianus so schwer atmete, war er jede Sekunde bereit gewesen, aufzuspringen und sein heil in der Flucht zu suchen. Dies würde wohl nicht mehr nötig sein.
Er war sehr freudig überrascht, als Furianus nicht weiter nachbohrte, zumindest was ihren namen anging. Er sah es, würde man einwerfen wollen, wohl als Axiom, dass Piso sich nur ein Mädchen aus patrizischem Hause suchen würde. Die Frage ließ Piso ein paar Sekunden nachdenken, bevor er vorsichtig antwortete: „Noch nicht... aber... es gab schon Andeutungen in Richtung Verlobung... na ja, wenn du es wissen willst – ich habe ihrem Vater versprochen, dass ich mich mit ihr verlobe.“ Er grinste leger. „Schau, sieh das doch nicht zu eng! Das war, als ich komplett betrunken war – ich meine, wie man es halt so ist – aber ich bin absolut verliebt in sie! Du wirst sie mögen! Ganz sicher!“, versprach er. Ein Versprechen, das er vielleicht nicht halten könnte.
Er war froh, als das Gespräch nun auf etwas anderes gelenkt wurde. Diese Fragen behagten Furianus offensichtlich nun mehr, und Piso nahm sich vor, nun etwas mehr in diesem Fahrwasser zu bleiben. „Ah, ist die Flavia an keine Factio gebunden, hmmm.“, machte Piso. „Also, ich finde die Purpurea interessant, aber weißt du, wer mich sehr beeindruckt? Die Albata. Und auch die Aurata. Die Veneta, ich weiß nicht so recht. Schließlich sind auch deine beiden Germanicer Mitglied bei denen. Sie sind einfach so... populär, und man sollte sich schon von der Masse abheben. Aber dass sie nicht mehr solche politische Macht haben, ist auch gut. Vielleicht trete ich auch keiner Factio bei.“ Piso lächelte, so viele Möglichkeiten! Und in seiner Auswahl war er überhaupt nicht beschränkt. Das war ja schon was.
Nach der obligatorischen Schimpftirade über die Germanicer (zu der Piso brav nickte und ihm mit einem „Mhm“ beipflichtete) kam der interessante Teil, die Beziehungen zu den Gentes. Man konnte zusammenfassen – Beziehung zur Claudia sehr gut, Beziehung zur Aurelia zufriedenstellend, Beziehung zur Tiberia mittelmäßig. Das waren ja die mächtigsten Patriziergentes, welche viele wichtige Politiker stellten. Piso wollte noch eine Frage stellen, was andere Patriziergentes, z.B. die Cornelier oder die Manlier [Sim-Off: Existieren ja, wenn auch unbespielt] anging, aber diese waren momentan so unbedeutend, dass man sich Erörterungen bezüglich ihnen sparen konnte. Also musste sich Piso wohl nicht dafür interessieren.
Furianus ging sofoert zu den Plebejern über, und Piso hörte zu. Spezifisch konnte Furianus da nichts sagen, es gab da vermutlich nur ein Schwarz-Weiß-Prinzip: Germanicer oder für Germanicer: Schlecht, alles andere: Größtenteils uninteressant, Patrizier: Gut. Aber dies schien nicht immer so zu sein, beispielsweise war dies bei den Aeliern der Fall. Diese plebejische Nobilitas-Gens stellte Politiker, mit denen man auf gutem Fuße stehen sollte. Pisos Miene hellte sich auf. „Da trifft es sich gut, dass ich einen alten Freund aus Kindertagen, einen Aelier, habe. Wir haben regelmäßigen Briefkontakt.“, sagte er. Dies bewies ja, dass er sich um einen guten Draht zur Aelia bemühte. Aber bei den Decimern sagte er seine Meinung leider nicht, vermutlich war sie also nicht allzu gut. Schade, dachte sich Piso. Aber er wird sich sicher überreden lassen. Oder? Er blicke Furianus einige Zeit bedröppelt ins Gesicht. Hmmm. Ach was, nicht dran denken.
Wieder ein Schimpfschwall über die Germanicer! Es mussten echte Schurken sein, wenn soviel Dampf über sie abgelassen wurde.
Doch das nächte Thema schien Furianus zu erfreuen. Er horchte aufmerksam zu und zog nun seinerseits die rechte Augenbraue hoch. „Du meinst also, es sollte zu einem Putsch kommen? Hmm... also, ich habe keine hohe Meinung von diesem Vescularier. Ich habe ihn ein paar Male gesehen, wie er durch den Flur geeilt ist. Nie freundlich. Ein klassischer Grantler. Und angeblich verhält er sich Balbus gegenüber wie ein absolutes Monstrum. Aber sein Vaterland und den Kaiser verraten?“ Er blickte Furianus grüblerisch an. „Das wäre ein starkes Stück. Ich glaube nicht, dass er dies tun wird. Die Zukunft wird es uns zeigen, aber ich denke es nicht. Wieso sollte er für ein Amt, dessen Macht er jetzt eh schon inne hat, alles riskieren?“ Er zuckte die Schultern.
„Aber was die Patrone angeht, ich habe schon nachgedacht über einen der Vinicier. Keine gute Wahl, sagst du? Ich habe mir auch Gedanken gemacht über einen patrizischen Patron. Aurelius Corvinus vielleicht. Oder doch eher jemanden, der viele Kontaktstellen in der Verwaltung hat? Purgitius Macer eventuell?“, zählte er ein paar Namen auf. „Aber gut, ich nehme deinen Ratschlag an, und lasse das Zukunftsmusik sein. Ich denke, mit deiner Hilfe, und der des Prudentius Balbus, werde ich mich schon noch errappeln, irgendwie.“, meinte er optimistisch.