Beiträge von Aulus Flavius Piso

    Presque tous les hommes meurent de leurs remèdes et non pas de leurs maladies.
    Fast alle Menschen sterben an ihren Heilmitteln und nicht an ihren Krankheiten.
    Aus „Der eingebildete Kranke“
    Von Moliere



    Im Bett war es heiß, dunkel, und still. Die Bettdecke schottete wundervoll von der Außenwelt ab, ließ die Realität draußen und den mehr oder weniger Kranken im Bett in seiner eigenen kleinen Welt, die er selber für sich zusammengebastelt hatte. Eine Welt der Viren, der Bakterien, sonstiger Krankheitserreger. Eine Welt, in der man für sich alleine war, in der man alleine bleiben konnte. In der einem nichts und niemanden störte. Man hörte nichts, sah nichts, sprach nichts, roch nichts, fühlte nichts, dachte nichts. Es war wunderbar. So einlullend, so gemütlich, wie ein Refugium aus der wahren, der bösen Welt da draussen.
    Am Gedanken daran kuschelte sich Piso noch ein kleines bisschen enger zusammen. Er hatte ienen langen weißen Schlafrock an, wovon man aber nichts erahnen konnte, da er doch die Decke komplett über sich gezogen hatte.
    Doch es half nichts, er wusste, dass dieser Zustand nicht mehr lange so bleiben würde. Vorsichtig, ganz vorsichtig, zog er die Decke einen Spalt von seinem Gesicht herunter, sodass er in das Gesicht des Kosmas von Milet sehen konnte, welcher sich über ihn beugte.
    „Herr Piso?“, schnarrte der Arzt. „Komm aus der Decke hervor.“ „Nnnngggg... nein...“, protestierte jener. „Dir fehlt nichts.“ Doch! Ich bin sterbenskrank! Was habe ich, Kosmas, sage es mir doch! Ich bitte dich.“ Kosmas seufzte entnervt. Er hatte mit jemanden zu tun, der sich krank stellte. Ein Hypochondriker klassischen Ausmaßes. Wozu der Patrizier das tat, wusste er nicht. Vielleicht ein unterdrücktes Trauma aus der Kindheit, sponn der zynische Arzt sich zusammen und konnte kaum ein heiseres, bellendes Lachen unterdrücken.
    „Sicher ist es das Doppeldackeldelirium.“, schnaubte er aus. Und im selben Moment riss Piso sich die Decke vom Kopf. „Ich befinde mich in einer ernsten Position! Bloss keine Witze machen!“, schimpfte er. „Raus hier, du Kurpfuscher! Ich habe besseres zu tun, als mich mit dir herumzuschlagen.“Mit Vergnügen.“, entgegnete Kosmas, packte seine wenigen Sachen zusammen und verließ rasend schnell, grußlos, das Cubiculum.
    Piso war nun wieder alleine. Er starrte kurz an die Decke. Nun denn, etwas anderes musste getan werden.
    Er holte tief Luft und brüllte dann: „Artomaglos!“ Das gebrüllte Wort echote durch den Raum, der Sklave hatte es sicher gehört. Nach ein paar Sekunden holte er wieder Luft und brüllte, noch gleichmal ein bisschen lauter: „Semiramis!“ Er erwartete sich, dass die beiden sofort eintrafen.
    Und tatsächlich betrat Artomaglos, kaum, dass man ihn gerufen hatte, den Raum. Mit einem knappen Nicken begrüßte er seinen Herrn und stellte sich vor ihn auf. Doch wo war Semiramis?

    Der Kaiser hatte, anders als es scheinen mag, keinen Brief bekommen vom Primicerius a libellis, sondern vom Proconsul von Asia. Der im Uebrigen, ueber die muetterliche Linie, ganz weit mit Pisos Mutter verwandt war. Ein Notarius legte gewissenhaft den Brief beim a libellis ab, nachdem er das OK des anderen Piso erhalten hatte.


    An den Imperator Caesar Augustus
    Lucius Ulpius Aelianus Valerianus Imperio Proconsulare
    Palatium Augusti, Roma


    Mein Kaiser!


    Ich trete diesmal erneut mit einer Bitte um Verstärkung an Dich heran. Die Zahl der Klagen innerhalb meiner Provinz wird nicht kleiner und obschon ich stetig von der Hauptstadt einer Regio in die andere reise, ist es mir nicht möglich, die Ersten Anhörungen für sämtliche Streitigkeiten zwischen den Einwohnern meiner Provinz durchzuführen. Wie Du weißt, bin ich aufgrund des ruhmreichen Krieges Deines göttlichen Vaters gezwungen, mit dem König von Armenia, aber auch den Reguli anderer benachbarter Stämme und Völker enge diplomatische Kontakte zu pflegen, die viel Zeit erfordern. Zwar habe ich bereits die Comites als Schiedsrichter in geringfügigen Prozessen zwischen Peregrini eingesetzt, doch verlangt die wachsende Zahl römischer Bürger in meiner Provinz einen senatorischen Richter.


    Aus diesem Grund möchte ich Dich bitten, mir zwei weitere Iuridici zu entsenden, die mich in meinen juristischen Aufgaben entlasten können, sodass ich mich stärker auf die Leitung dieser großen und wichtigen Provinz konzentrieren kann. Ich kann Dir für einen der Posten Rutilius Rufus empfehlen. Er ist ein ehrenwerter Senator Roms aus nobler Familie, der bereits als Tribunus Plebis für die Belange des Volkes gekämpft hat. Darüber hinaus ist er mir persönlich bestens bekannt, sodass ich sicher bin, dass wir reibungslos zusammenarbeiten werden.


    Darüber hinaus bitte ich Dich, mir noch einen weiteren Procurator an die Seite zu geben, um die gewaltigen Steuereinnahmen aus den Regiones Asia und Bithynia et Pontus einzuziehen, sodass sich mein bisheriger Procurator Gavianus auf die übrigen Regiones konzentrieren kann. Obschon sich Gavianus große Mühe gibt und unermüdlich arbeitet, ist es ihm aufgrund der Größe der Provinz nicht möglich, die Abgaben sämtlicher Poleis zu überprüfen, sodass dem Fiscus vermutlich große Summen verloren gehen.


    Ich hoffe also, dass Du zum Wohle Roms Sorge trägst, dass Asia weiterhin über eine schlagkräftige Administration verfügt, um so weit vom Caput Mundi entfernt die Macht der Söhne des Romulus zu verkörpern.



    Mögen alle Götter mit Dir sein!


    Ich werde von jetzt an 7 Wochen abwesend sein. Tut mir Leid - ausserhalb der Familie insbesondere fuer Serrana (ich hoffe, wir koennen unsere Affaere dann weiterfuehren ;)) und Balbus (der nun keinen faulen Untergebenen zum Umherscheuchen mehr hat)...


    Aber keine Sorge, ich vergesse euch schon nicht. Bis dann! :)

    Piso trauerte innerlich dem Elefanten nach. Zu gerne wäre er auf dem Rücken gesessen, hätte den markt von oben gesehen, mit dem Palatin und dem Quirinal weiter hinten, mit Blick auf seine Arbeits- und Wohnstätte. Er würde dessen nun verlustigt gehen. Doch Serrana zuliebe wollte er nicht seinen Kopf durchsetzen, so schwer es ihm auch fiel.
    Sie überlegte lange und gut, wie er sehen konnte. Fast erweckte sie ihm den Einschein einer Maus, die in einer schmalen Ecke sich zusammenkauerte, von den tödlichen Pratzen einer fetten Katze bedroht, nach einem Ausweg Ausschau haltend, den es nicht gab. War er darin die Katze, dachte sich Piso sinnloserweise und unterdrückte den Drang, sich ratlos am Kopf zu kratzen wie ein Affe. Wer sollte denn noch aus Frauen schlau werden! Ich hätte sie wirklich für abenteuerlustiger gehalten, dachte er und ließ seine Schultern ein bisschen sacken... nur ein kleines bisschen...
    Doch sofort schossen sie wieder hinauf, als sie zu sprechen begann. Es wurde interessant! Zu dem gleichem Maße, in dem sie für ihn wieder interessant wurde. Er hatte es gewusst! Serrana war keine fade Nocken, die den ganzen Tag nur herumzickte, sie war eine Frau mit Substanz! Das war großartig! Piso hätte sich fast die Hände gerieben und dabei seine Unterlippe vollgeschlabbert, aber dies hätte wohl nur einen mäßig guten Eindruck erweckt. So ließ er es bleiben. Seine Augen begannen zu funkeln wie das Kind während der Saturnalien. Er schenkte ihr also nur ein dankbares Lächeln, bevor er sich umwandte. Er sah den Elefanten. Gerade stiegen zwei Personen vom Elefanten hinunter, Vater und Sohn, und der Parther blickte sich schon nach neuer Kundschaft um.
    Piso hob die Hand. „He! Hier!“, rief er mit grenzenloser Begeisterung in seiner Stimme. „Wir wollen aufsteigen!“ Er winkte Serrana mit einer freundlichen Geste zu sich, und ging dann auf den Parther zu, begab sich in den Schatten, den der Elefant warf. „Wieviel war das nochmal? Eine Runde über den Markt, für zwei Personen?“ „40 Sesterzen, Cherr.“, kam die rauhe Antwort. Piso fingerte die passenden Geldstücke aus seiner Börse und gab sie an den Parther weiter. „So!“, freute sich Piso. „Weißt du was? Ich gehe zuerst hinauf.“, schlug er in Richtung Serrana vor. „Dann helfe ich dir von oben!“ Er blickte hinauf, wollte schon an die Seilleiter, die seitlich beim Elefanten runterhing, fassen, doch im letzten Augenblick drehte er sich nochmal zur Decimerin hin. „Alles klar bei dir?“, fragte er, nun doch ein bisschen besorgt. Würde sie vielleicht doch noch ihre Meinung ändern, im letzten Augenblick?

    „Arrrrgl... nicht zurück nach Ravenna... uiuiuiui...“, jammerte Piso, sich vorbeugend zurücklehnend, um einen drohenden Hieb von Furianus entgehen zu können. Er lehnte sich um etwa 45 Grad in einer einzigen, ruckartigen Bewegung zurück, und nur langsam, sehr langsam, richtete er sich wieder auf, als er sah, dass Furianus ihn nicht schlagen würde, wohl auch nur deshalb, weil er schnaufte wie ein Weltmeister. Jetzt war Piso wieder eingeschüchtert. Er würde, die nächsten Minuten einmal, nicht mehr aufmucken, und nur noch vernünftige Fragen stellen. Die nächsten Minuten, wer wusste, was für Faxen ihm dann noch kommen würden. Sein Blick wanderte unbewusst in seine Hände. Sie zitterten leicht. Es war der Schrecken. Egal, was für gesundheitliche Probleme Furianus hatte, er hatte noch immer die Macht, dem jungen Flavier es angst und bang werden zu lassen.
    Ein kurzes „So“ erlöste Piso aus seiner Anspannung. In der Zeit, wo Furianus so schwer atmete, war er jede Sekunde bereit gewesen, aufzuspringen und sein heil in der Flucht zu suchen. Dies würde wohl nicht mehr nötig sein.
    Er war sehr freudig überrascht, als Furianus nicht weiter nachbohrte, zumindest was ihren namen anging. Er sah es, würde man einwerfen wollen, wohl als Axiom, dass Piso sich nur ein Mädchen aus patrizischem Hause suchen würde. Die Frage ließ Piso ein paar Sekunden nachdenken, bevor er vorsichtig antwortete: „Noch nicht... aber... es gab schon Andeutungen in Richtung Verlobung... na ja, wenn du es wissen willst – ich habe ihrem Vater versprochen, dass ich mich mit ihr verlobe.“ Er grinste leger. „Schau, sieh das doch nicht zu eng! Das war, als ich komplett betrunken war – ich meine, wie man es halt so ist – aber ich bin absolut verliebt in sie! Du wirst sie mögen! Ganz sicher!“, versprach er. Ein Versprechen, das er vielleicht nicht halten könnte.
    Er war froh, als das Gespräch nun auf etwas anderes gelenkt wurde. Diese Fragen behagten Furianus offensichtlich nun mehr, und Piso nahm sich vor, nun etwas mehr in diesem Fahrwasser zu bleiben. „Ah, ist die Flavia an keine Factio gebunden, hmmm.“, machte Piso. „Also, ich finde die Purpurea interessant, aber weißt du, wer mich sehr beeindruckt? Die Albata. Und auch die Aurata. Die Veneta, ich weiß nicht so recht. Schließlich sind auch deine beiden Germanicer Mitglied bei denen. Sie sind einfach so... populär, und man sollte sich schon von der Masse abheben. Aber dass sie nicht mehr solche politische Macht haben, ist auch gut. Vielleicht trete ich auch keiner Factio bei.“ Piso lächelte, so viele Möglichkeiten! Und in seiner Auswahl war er überhaupt nicht beschränkt. Das war ja schon was.
    Nach der obligatorischen Schimpftirade über die Germanicer (zu der Piso brav nickte und ihm mit einem „Mhm“ beipflichtete) kam der interessante Teil, die Beziehungen zu den Gentes. Man konnte zusammenfassen – Beziehung zur Claudia sehr gut, Beziehung zur Aurelia zufriedenstellend, Beziehung zur Tiberia mittelmäßig. Das waren ja die mächtigsten Patriziergentes, welche viele wichtige Politiker stellten. Piso wollte noch eine Frage stellen, was andere Patriziergentes, z.B. die Cornelier oder die Manlier [Sim-Off: Existieren ja, wenn auch unbespielt] anging, aber diese waren momentan so unbedeutend, dass man sich Erörterungen bezüglich ihnen sparen konnte. Also musste sich Piso wohl nicht dafür interessieren.
    Furianus ging sofoert zu den Plebejern über, und Piso hörte zu. Spezifisch konnte Furianus da nichts sagen, es gab da vermutlich nur ein Schwarz-Weiß-Prinzip: Germanicer oder für Germanicer: Schlecht, alles andere: Größtenteils uninteressant, Patrizier: Gut. Aber dies schien nicht immer so zu sein, beispielsweise war dies bei den Aeliern der Fall. Diese plebejische Nobilitas-Gens stellte Politiker, mit denen man auf gutem Fuße stehen sollte. Pisos Miene hellte sich auf. „Da trifft es sich gut, dass ich einen alten Freund aus Kindertagen, einen Aelier, habe. Wir haben regelmäßigen Briefkontakt.“, sagte er. Dies bewies ja, dass er sich um einen guten Draht zur Aelia bemühte. Aber bei den Decimern sagte er seine Meinung leider nicht, vermutlich war sie also nicht allzu gut. Schade, dachte sich Piso. Aber er wird sich sicher überreden lassen. Oder? Er blicke Furianus einige Zeit bedröppelt ins Gesicht. Hmmm. Ach was, nicht dran denken.
    Wieder ein Schimpfschwall über die Germanicer! Es mussten echte Schurken sein, wenn soviel Dampf über sie abgelassen wurde.
    Doch das nächte Thema schien Furianus zu erfreuen. Er horchte aufmerksam zu und zog nun seinerseits die rechte Augenbraue hoch. „Du meinst also, es sollte zu einem Putsch kommen? Hmm... also, ich habe keine hohe Meinung von diesem Vescularier. Ich habe ihn ein paar Male gesehen, wie er durch den Flur geeilt ist. Nie freundlich. Ein klassischer Grantler. Und angeblich verhält er sich Balbus gegenüber wie ein absolutes Monstrum. Aber sein Vaterland und den Kaiser verraten?“ Er blickte Furianus grüblerisch an. „Das wäre ein starkes Stück. Ich glaube nicht, dass er dies tun wird. Die Zukunft wird es uns zeigen, aber ich denke es nicht. Wieso sollte er für ein Amt, dessen Macht er jetzt eh schon inne hat, alles riskieren?“ Er zuckte die Schultern.
    „Aber was die Patrone angeht, ich habe schon nachgedacht über einen der Vinicier. Keine gute Wahl, sagst du? Ich habe mir auch Gedanken gemacht über einen patrizischen Patron. Aurelius Corvinus vielleicht. Oder doch eher jemanden, der viele Kontaktstellen in der Verwaltung hat? Purgitius Macer eventuell?“, zählte er ein paar Namen auf. „Aber gut, ich nehme deinen Ratschlag an, und lasse das Zukunftsmusik sein. Ich denke, mit deiner Hilfe, und der des Prudentius Balbus, werde ich mich schon noch errappeln, irgendwie.“, meinte er optimistisch.

    Nehmen wir einmal die einsichtige, besonnene Person, die im edlen Handwerk der Juristerei so viel Beachtung auf sich lenkt, und ihren Standpunkt. Solch ein objektiver Beobachter hätte Piso sicherlich gewarnt, nichts mehr daraufzusetzen, es sein zu lassen, klein beizugeben.
    Doch Piso war weder einsichtig noch besonnen. Nein, in diesem Moment ließ er ohne Hemmungen den Besserwisser raushängen, und setzte dem leidigen Thema noch eines auf. „Der Teufel, soso! Ist das nicht der Dämon der Juden und der Christen? Ich hoffe doch nicht, dass du Sympathien in diese Richtung hegst.“ Wäre ja wieder mal typisch für diese Hispanier, den ganzen Tag nichts im Kopf als Kaiser zu ermorden, Sklaven aus Fahrlässigkeit laufen zu lassen, christlichen Sekten sich anzuschließen, blablabla (wobei er komplett aus seinen gedanken ausschloss, dass Animus, der Italiener, und Bruder des gracchus, sogar römsicher Bischof gewesen war). Piso wusste schon, wieso er stolz darauf war, Italiener zu sein. Wenn auch Norditaliener. Aber das war ja nichts Verwerfliches. Dachte er.
    Und somit ließ er den Gedanken leichtfertig fallen, er wollte ja nicht annehmen, dass seine Verwandte Christen oder sonstiges Gesocks waren. Vielmehr interessierte ihn nun die Frage, wie er eine ästhetisch anspruchsvolle Bestrafung an Sklaven vollziehen sollte. Doch die Hinweise, die sie ihm gab, waren nicht hilfreich. Piso aber lächelte höflich. „Bei meiner Ehre, du bist eine resolute Frau, Celerina. Das meine ich in der bestmöglichen Art und Weise. Mit Gracchus‘ Vilicus rede ich gern, doch er ist leider in Griechenland. Da hilft er mir wenig. Vielleicht sollte ich einfach einmal seinen Ersatzmann kontaktieren? Der spukt doch irgendwo rum. Aber Stockhiebe? Diese sind barbarisch!“ Er verdrehte seine Augen metrosexuell. „Ich denke, ich muss sie ins Loch sperren, wenn sie mir nicht entgegen kommt, das scheint das Einzige zu sein, was hilft.“ Er seufzte.
    Und seufzte gleich abermals, als eine ungläubige Frage an ihn gerichtet wurde. Die Gute wurde ja kalkweiß! Man sollte schon eine bessere Verfassung annehmen von einer Frau, welche von Piraten schon brutalisiert worden war, und die Sklaven ohne mit der Wimper zu zucken eins mit der Peitsche überbraten würde.
    „Neinneinnein!“, lachte er heiter. „Oder aber doch, sagen wir... sie sorgen für die nötige Auflockerung, die dieses Haus braucht. Sie verbreiten einen ganz eigentümlichen Charme, der jeden ein Lächeln aufs Gesicht zaubert!“ Er breitete seine Hände in einer dramatischen Geste aus und grinste sie an. Sein Grinsen musste von seinem einem zum anderen Ohr reichen. „Du weißt eh, was ich meine, nicht wahr?“

    Sim-Off:

    Tatsächlich, habe mich verschrieben. :D Naja, wurscht.



    „Genau, genau. Jetzt erinnere ich mich. Etwas mit Sklaven auf jeden Fall.“ Das er kein Sklavenhändler, sondern ein Sklavenjäger war, machte ihn nicht sympathischer.
    „Dann komm rein.“ Einen vertrauenslosen Blick warf er zuerst auf Catubodus, dann auf den Rest der Sklaven hinter ihm, bevor er zurücktrat und die Tür vollends aufmachte. „Tretet ein. Phoebus! Führe die Herrschaften ins Atrium.“, wies er den Knirps an, der im Flur herumstand. Jener nickte, begrüßte wortlos Catubodus mit einem Nicken, und wies ihm den Weg ins Atrium.

    Phoebus, der Knirps, führte den Sklavenjäger mit seinem ganzen Tross ins Atrium. Wohl war ihm dabei nicht. Die ganzen Sklaven hinter ihm machten einen sehr, sehr gefährlichen Eindruck. Auf jeden Fall war Catubodus so einer, mit dem er es sich nicht verscherzen wollte.
    Er blieb im Atrium stehen, verneigte sich tiefer als notwendig vorm Sklavenjäger und verschwand rapide, um die Herren zu holen. Das sollten sie sich mal ansehen.

    Ah, da hatte er ja ein tolles Thema angerissen. Man musste echt taub sein, oder die letzten paar Wochen in seiner Kammer gesessen sein, die Ohren sich zugehalten haben und dabei laut am Summen gewesen sein, um nicht die Sache mit dem thrakischen Sklaven mitgekommen zu haben. Nun, Piso war ein Mann, der schon viel früher einen Rat hätte geben können. Spartacus war ein Thraker gewesen, um nur ein Beispiel zu nehmen. Es handelte sich hierbei um ein sehr gefährliches Volk. Ihm war unklar, wieso man sich so einen thrakischen Sklaven freiwillig antat.
    Er nickte also nur beipflichtend. Doch, kein Fettnäpfchen auslassend, musste er unbedingt noch hinzufügen: „Nun, aber Thrakisch als Sprache soll sehr poetisch sein. Im Exil verfasste Ovid mehrere Gedicht auf Thrakisch.“, belehrte er Celerina. Ob dies eine gute Idee war? Piso war sich dessen sicher.
    Sie erwähnte nun ihren Vater, den Piso nicht kannte, aber zumindest wusste er nun, wo er sie einordenen konnte. „So, du bist also aus Hispania!“, machte er, die Augenbrauen beide hinaufziehend. Hispania, hmmm. Vielleicht waren die hispanischen Flavier nicht so weit unten wie der plebejische Zweig der Familie... aber, tja... wie dem auch sei, Piso quetschte ein freundliches Lächeln aus seinen Gesichtszügen hervor. „Oh, ich respektiere die hispanischen Flavier voll und ganz! Voll und ganz, sie sind doch schließlich auch patrizische Flavier, wie wir alle!“, beteuerte er. Schon die Tatsache, dass er dies tat, musste leises Misstrauen erwecken.
    Sie kamen nun auf die Sklavenhaltung zu sprechen. Celerina missfiel es offenbar, dass Piso kein gewalttätiger Mensch war. „Ja, die Peitsche, ich meine... so eine Peitsche schwingen, dann... dann fließt Blut und... Die Haut wird zerfetzt und... pfui, wie unästhetisch!“, rief er aus. „Nein, da muss es doch andere Wege geben!“ Er war jetzt nicht der Gewalt per se abgeneigt, nur den unästhetischen Nebenwirkungen, die sie mit sich brachte. „Wenn schon Strafe, dann sollte sie ästhetischen Ansprüchen genügen!“, demandierte er, während er darüber grübelte, warum sie ihn „mein lieber Junge“ nannte. Er musste einfach jünger ausschauen, als er es wirklich war. Genau, das war es. Nicht etwa, weil er so ein Kindskopf war.
    Dass sie ihn nun fragte, ob die Robe des Parthers unästhetisch sei, entlockte Piso ein Lächeln. Er befand sich nun in seinem Metier. „Ästhetik! Welch ein Begriff! Wie weit und eng doch zugleich! Mein Lieblingswort, musst du wissen. Wie oft schon, ach, haben Philosophen und Künstler versucht, den Urpsrung jenes Wortes, eine Definition davon, zu ergründen. Was ist ästhetisch und was nicht? Eine uralte Frage, Celerina, uralt! Sie zu beantworten obliegt uns nicht an dieser Stelle, doch soll ich dir eine Antwort geben? Die Gewänder des Parthers sind, obwohl schon arg an der Grenze, nicht gar so lächerlich und unästhetisch wie die deines seltsamen Negersklaven. Immerhin ist er immer eine Quelle der Heiterkeit, wenn er an mir vorbeistolziert mit seinen bunten Fetzen.“ Er grinste breit. „Ich würde vorschlagen, du lässt die beiden so, so ist für Humor gesorgt.“


    Die Welt ist doch wunderlich, dachte sich Acanthus, hinter der Porta in Kreisen herumgehend, herumgrübelnd. Oh, diese Ordnung, diese Ordnung, die ständig dem Chaos zustrebt. Es musste doch einen Weg geben, dies zu reversieren...
    Abrupt wurde er in seinen Gedanken unterbrochen. Es klopfte nämlich. Acanthus eilte grummelnd zur Türe hin und machte sie auf. Draußen stand nicht nur einer, wie er gedacht hatte – nein, eine ganze Karawane! Acanthus gingen fast die Augen über. Doch sah er sofort den Anführer der Truppe. Den kannte er doch. „Salve.“, machte er und blickte den Kelten scheel an. „Du bist doch Catubodus. Der Sklavenhändler. Du warst erfolgreich?“, fragte er, zu den Gestalten hinter ihm hinnickend. „Und du willst zu den Herren geführt werden?“

    „Sag mal. Cassivellaunus. Was denkst du von der Sklavin? Hmm?“ Der Britannier, welcher gerade daran gewesen war, sich den Rotz aus seiner Nase zu fischen, schreckte auf und wischte sich das körperliche Produkt an seiner Tunika ab. Er hatte nicht aufgepasst. „Äh, Herr. Nun. Das ist eine Frageeeee, die kann ich nicht beantworten.“, näselte der Sklave, Ausflüchte suchend, und knubbelte an seiner Nase herum, wodurch er das Wachsstück, welches er hinaufgetan hatte, einem Aberglauben aus seiner Heimat folgend, über seine gesamte Nase verwischte. „Einmal nicht so, jetzt und gleich...“ „Du bist so unnütz, dass es schon eine Freude ist.“, lächelte Piso milde, bevor sich sein Gesicht schlagartig verzog. „Schau einmal. Hier sind wir, auf dem Marktplatz. Was denkst du von der Ware, die Titus Tranquillus anbietet?“ Er zeigte dorthin. Ein Mädchen wurde angeboten. „Äh... nicht schlecht, Heeeeerr.“ Findest du? Ist sie nicht ein bisschen magersüchtig?“ „Nein, nicht unbedingt, ich denke...“
    Ihm räusperte der norditalienische junge Patrizier ins Ohr hinein. „Hör mal zu! Preisfrage: Wer ist der größte Ästhet unserer Zeit?“ Äh, das war doch dieser Grieche, wie hieß er, ich...“ „Aulus...“, machte Piso in einem bedrohlichen Ton.
    „Aulus Flavius Piso! Natürlich! Hurra auf ihn!“ Scheel blickte Piso den Britannier an. „Genau. Und was sagt uns das?“ „Dass... hmmm...“ Piso seufzte. „Ich bin der, der es am Besten beurteilen kann.“ Wieso fragst du mich dann nach meiner Meinung, Herr?“ „Weil, weil... ich dich erziehen will! Zu einem halbwegs brauchbaren Sklaven!“ Er seufzte. „Wieso haben mich die Götter nur bestraft, solch einen blöden Diener zu haben. Komm, gehen wir.“ „Und die Sklavin willst du nicht kaufen?“ Ach ja, genau! Was ist das Budget?“ Der Britannier beugte sich zu Piso her. „Aber du bist pleite.“, füsterte er ihm zu. „Du hast alles für Antiochos ausgegeben.“
    Piso blickte Cassivellaunus baff an. Dann verzog sich sein Gesicht. "Wie bitte?", fragte er grollend. Cassivellaunus erkannte sofort die Zeichen. Das narzistische Ego des Piso musste besänftigt werden. „Gehen wir, Herr! Sie kann niemals deine ästhetischen Ansprüche erfüllen!“ Piso nickte. „Guter Sklave. Komm, gehen wir.“Ach Herrje! Singen hätte sie können, hat Tranquillus gesagt...“Als ob ich nicht singen kann! Ich bin der beste Sänger von Rom! Du hast mich doch schon singen gehört!“ Deplorablerweise ja, dachte sich Cassivellaunus und lächelte säuerlich. „Soll ich es hier tun? Hä?“ „Nein. Bitte, Herr. Die Eier.“ „Ach ja!“, meinte Piso, der faulen Eier, damals bei seinem großen Auftritt am Marktplatz auf ihn zufliegend, eingedenk.
    Die beiden, Herr und Sklave, verließen diesen Ort, und begaben sich woanders fort. Ja, der Reim ist blöd, aber Piso hätte er sicherlich gefallen.

    Wer kann einem solch liebevollen Blick wiederstehen? :D


    Also, ich benutze immer den Microsoft Office Picture Manager. Der sollte eigentlich auf deinem Rechner schon oben sein, falls es ein Windows ist. Wenn du den nicht hast, musst du wohl oder übel Paint nehmen. Vielleicht schaust du dich einmal hier: http://imperiumromanum.net/images/misc/ava_galerie/ um? Ja, den Link gibt es noch immer... Da sind einige gute Avatars.


    Und, ach ja, warte besser auf Titus Tranquillus. Ich weiß, besonders als Neuling ist das Warten schwer – aber es lohnt sich. ;)


    EDIT: PN fuer dich. ;)

    Er schreckte zurück, als sein Gegenüber dazu überging, den Tisch scheinends in zwei Teile sprengen zu wollen. Mit ambiguösem Gesichtsausdruck hörte er dabei zu, was ihm der frisch gebackene Curator riet. „Ich werde es tun... niemand soll mich einen Feigling nennen... ich werde es tun...“, meinte er und lächelte schwach zum stolzen Bartträger hin, welcher nun seinen Wein austrank, schneller, als es der Jüngere tun konnte, dessen letzter Becher noch immer voll war. Lange Jahre voller Besäufnisse bei der Marine stählten wohl.
    Er nickte nur, als ihm sein gegenüber eröffnete, er wolle nun gehen. „Ich will dich nicht von deiner Arbeit abhalten. Vale... und danke. Danke vielmals, Titus, du bist ein guter Mensch.“Er sah den ehemaligen Soldaten davongehen. Die Tür schloss sich hinter ihm, und Piso leerte seinen eigenen Becher.
    Als er geendet hatte, zahlte er, sprang, beseelt vom vielen Wein, tollkühn auf, stellte wie durch ein Wunder kein komplettes Chaos in der Kneipe an und ging ab.

    „G... gut.“ Piso bemühte sich um eine feste Stimme. Inwieweit sie ihm gelang, war noch etwas unsicher, aber er versuchte, jenes grenzenlose Selbstvertrauen, welches Furianus ihm gerade vor einigen Minuten geraubt hatte, wieder wenigstens partiell wiederherzustellen. „Ich mache das! Ich wollte es eh immer schon machen! Da sind wir uns ja einig!“, rief er erfreut aus. „Und nachher, wenn ich alles offiziell hab, dann... sehen wir weiter. Wird schon irgendwie kommen, so oder so. Doch die Muße soll dabei nicht vergessen werden.“, philosophierte er altklug.
    Bei der nächsten Frage des Furianus aber hätte er beinahe den Inhalt des Bechers, aus dem er zu trinken beachsichtigte, verschüttet. Er kam auf ein leidiges Thema zu sprechen. „Es gibt da... ich wollte es eigentlich als Überraschung planen und sie euch, als Familie, gemeinsam vorstellen. Aber es gibt da tatsächlich ein Mädchen. Sie ist aus bestem Hause.“ Wenn auch nur plebejisch, aber wer wollte das den so eng sehen? „Ich bin sicher, sie wird dir gefallen.“, meinte er. „Aber wie gesagt, ich will sie euch demnächst vorstellen.“
    Zu seinen juristischen Schwadonierungen hatte Piso eigentlich auf eine Antwort gehofft, eine Antwort, die nicht kam. So ließ er seine Schultern zurücksacken und bereitete sich, als Furianus wieder aus seinem Becher trank, auf eine weitere Rede vor. Dieses mal ging es um die Regeln Roms. Hier erkannte selbst Piso, dass ihm ein erfahrener Politiker weiterhelfen könnte. Als Familie auftreten, hmm, das implizierte einiges. Er lauschte andächtig und trank nun seinerseits einen Schluck Wein. Er lächelte, vom Wein ein wenig beeinflusst, Furianus breit an. „Hmm, verstanden? Neeee.“
    Dies sagte er allerdings, bevor er sich die Gebeine der Sklaven im Kolosseum ins Gedächtnis rief. Es war vernünftig vorhersehbar, dass Furianus ob solch einer Ansage beweisen wollen würde, dass er ganz und gar keinen Spaß verstand. „Nein, nein, nur ein kleiner Scherz! Alles verstanden! Alles klar! Und ich habe da auch gleich ein paar Fragen!“, ratterte er los, um von seiner vorigen Fettnäpfchenaktion abzulenken. „Also, das heißt wohl auch, dass ich die Factio Purpurea unterstützen soll, wo immer es ein Wagenrennen gibt. Die Gens Germanica also. Ja... mir selber ist sie nicht sehr gut im Gedächtnis. Kenne ein paar... sehr unangenehme Zeitgenossen“, Zeitgenossinnen, um genau zu sein, „aus dieser Gens. Ich werde mich selber wohl nicht mehr für sie erwärmen können. Dann gibt es ja die Patriziergentes. Mit welcher haben wir momentan den besten Draht? Mit welcher wäre unsere Beziehung ausbaubar? Und welche sind die uns am meisten gewogenen Plebejergentes? Sicherlich die, welche der Purpurea nahe stehen. Die Matinier, die Artorier, die Caecilier, die Pompeier, da habe ich sicher einige vergessen? Wie sind unsere Beziehungen mit der Aelia... und der Decima, die ja in den letzten Tagen in aller Munde waren durch den neuen Praetor?“, fragte er ganz beiläufig. „Sind diese Germanicer eigentlich Germanen? Der Name klingt ziemlich komisch. Ein ziemlich neues Geschlecht, nicht wahr? Voll von Homines Novi.“, mutmaßte er.
    [SIZE=7]Kleiner Edit[/SIZE]
    "Und, Lucius Furianus? Ich habe mir gedacht... ich sollte mir vielleicht einen Patron suchen. Hast du da vielleicht einen Vorschlag?" Er wollte zuerst die Meinung von Furianus wissen, bevor er ihm seine eigene Meinung unterbreitete.

    Der Laufbursche des Primicerius a libellis gab im Officium einen Brief aus Misenum ab. Von niemand Geringerem als den Kaiser.


    Imperator Caesar Augustus Procuratori a libellis s.p.d.


    Für deine umfassenden Informationen aus Rom danke ich dir. Ich habe keine Sorge, dass das Volk in meiner Abwesenheit in bösartigen Taumel verfallen könnte. Der Praefectus Urbi wird mich sicher würdig vertreten.


    Die Angelegenheit des verschwundenen Praefectus Praetorio ist tragisch und bedarf einer raschen Lösung. Erarbeite eine Liste möglicher Nachfolger und lasse sie gleich durch den Praefectus Urbi prüfen.


    Ebenso soll er den Ratschlag des Purgitius sorgfältig prüfen. Es ist gut, dass du einen Beobachter nach Aegyptus gesandt hast. Eine Entscheidung soll nicht vor seiner Rückkehr fallen.


    „Ach, nun ja, das lässt sich ja verbinden!“, meinte Piso. „Ich meine, ich arbeite in der Kanzlei. Ist auch recht arbeitsintensiv. Aber trotzdem betreibe ich noch die Fischerei. Sie wirft gute Einkünfte ab, solange man mir nun die Fische kauft.“ Eigentlich sollte das Geschäft ja noch besser gehen, denn Fisch war ja gut. Aber offenbar genossen es die Leute nicht mehr so wie in den guten alten Zeiten, denen man als guter Patrizier immer zwangläufig hinterhertrauerte. „Du solltest vielleicht eine Pferdezucht aufmachen, oder einen Buchladen. Sicherlich würde dies sehr gute Gewinne abgeben.“, meinte Piso, der seine Weisheiten an den Mann bringen wollte.
    Er hörte sich an, was der Iunier über seine Familie zu sagen hatte. Durchaus ein Mann von guter Abstammung, fürwahr. Doch ebendiesen Mann sah er nun mit den Fäusten schütteln und zetern. Tolimedes war zurückgefallen, und Piso fluchte auch. „Verdammt! Hätte ich doch nur gewettet! Verflucht nochmal!“ Ihm waren jetzt eben 100 Sesterzen durch die Lappen gegangen, und das fuchste ihn wahnsinnig. Er hätte jetzt mit einem restituierten Geldbeutel nach Hause gehen können. Aber nein, er musste feige sein! „Me Hercle!“, rief er erbost aus. „Was für eine Schande.“ Die Veneta-Anhänger um ihn nickten ihm verständnisvoll zu, wussten sie doch nicht, dass die Ursache seiner Wut nicht daher rührte, dass er etwa Veneta-Anhänger wäre.