„Hm, darum geht es ja. Ich will keine Gesetze ändern, und, bei den Göttern, keine wegstreichen. Nein, ich will welche hinzufügen.“ Innerlich sah er schon die Plakette vor seinen Augen – Flavius Piso, der große Gesetzgeber seiner Zeit. Das wäre nicht schlecht. „Es gibt einige Gebite, wo neue Gesetze vonnöten sind. Bei der Verwaltung zum Beispiel, sage ich dir... so viel ist ungeregelt und dem Wohlwollen von Beamten überlassen...“ Er schüttelte leicht den Kopf. „Man muss verändern, um zu bewahren.“, kramte er eine alte Weisheit raus.
Bezüglich des Bartes hob Piso ganz leicht eine Augenbraue. „Ein ästhetisch nicht ansprechendes Erscheinungsbild schadet dem Betrachter! Es erzeugt Augenkrebs, ach Herrje!“ Er kniff seine Augen zusammen, nur um sie dann weit zu öffnen. „Ein grauenhafter Bart ist schreckenserregend zum anschauen!“ Er amtete aus und grinste leicht.
„Hoffen wir’s.“, wiederholte er einfach.
„Ah, schau da drüben!“, meinte er plötzlich. „Ich glaube unser Wein kommt.“ Die üppige Kelnnerin von vorhin kam mit zwei prachtvollen Krügen dahergewackelt. Der daarin plitschelnde Wein erzeugte einen gar köstlichen Klang.
Beiträge von Aulus Flavius Piso
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Ein Bote kam zur Villa Tiberia gelaufen und hinterlegte einen Brief dort.
An
M'. Tiberius Durus
Villa Tiberia
Roma
ItaliaA. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
PONTIFICI PRO MAGISTRO M'. TIBERIO DURO S. D.Im Namen des Procurator a libellis Tib. Prudentius Balbus habe ich den Auftrag, dir mitzuteilen, dass du zu einer gemeinsamen Unterredung mit dem Procurator a libellis in seinem Officium am Nachmittag des ANTE DIEM VII KAL IUL DCCCLIX A.U.C. (25.6.2009/106 n.Chr.) geladen bist.
Im Auftrag des Procurator a Libellis
Aulus Flavius Piso
Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris[Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]
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Ein Bote der kaiserlichen Kanzlei kam dahergerannt und warf in den Postkasten der Germanicer einen Brief ein.
An
Q. Germanicus Sedulus
Casa Germanica
Roma
ItaliaA. FLAVIUS PISO PRIMICERIUS A LIBELLIS
CURATORI OPERUM PUBLICORUM Q. GERMANICO SEDULO S. D.Im Namen des Procurator a libellis Tib. Prudentius Balbus habe ich den Auftrag, dir mitzuteilen, dass du zu einer gemeinsamen Unterredung mit dem Procurator a libellis in seinem Officium am Nachmittag des ANTE DIEM VII KAL IUL DCCCLIX A.U.C. (25.6.2009/106 n.Chr.) geladen bist.
Im Auftrag des Procurator a Libellis
Aulus Flavius Piso
Primicerius a Libellis der Admistratio Imperatoris[Blockierte Grafik: http://pages.imperiumromanum.net/wiki/images/5/5d/Siegel_Administratio_Impera.gif]
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Als sich die Türe öffnete, wusste der Primicerius, dass er sein selber erfundenes Spiel nun ebenfalls zu verlieren gezwungen war. Unruhe verbreitete der Eindringling, schier dadurch, dass er etwas tat. Piso legte seine Griffel, mit dem er unschlüssig herumgespielt hatte, nieder, und nuschelte ein „Salve.“ Enthusiastisch klang es nicht. Eigentlich eine Frechheit, dass man von Leuten verlangte, dass sie für ihr Geld arbeiten mussten. Innerlich murrend nahm Piso das Schriftstück zur Hand, meinte „Danke“ und hob es zu seinen Augen hin, womit er die Runde Beamtenmikado mit sich selber verloren hatte. Er überflog die Worte. Aha, hoher Besuch für den Procurator. Er hatte die zwei Herren noch nie gesehen, doch vage gehört hatte er schon von ihnen.
Langsam, ganz langsam senkte sich seine linke Hand gen Schreibtisch. Dort angekommen, tastete sie, ohne dass sich Pisos Blick auf den Tisch senkte, nach zwei passenden Pergamenten. Schwierig war das nicht, der Tisch war voll davon. Er zupfte sich zwei davon heraus, nahm sich eine Wachstafel, hob seinen Griffel wieder und begann deine Wachstafel zu beschriften. Komisch, dass Balbus nicht den Grund des Treffens genannt hatte. Und auch nicht den Ort. Es würde aber wohl im Officium sein....
Im Namen des Procurator a libellis Tib. Prudentius Balbus habe ich das Privileg, dir mitzuteilen, dass du zu einer gemeinsamen Unterredung mit dem Procurator a libellis in seinem Officium am Nachmittag des ANTE DIEM VII KAL IUL DCCCLIX A.U.C. (25.6.2009/106 n.Chr.) geladen bist.So, das sollte genügen. Er würde jetzt entsprechende Briefe schreiben und sie einwerfen lassen.
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Seine Frage umging sie geschickt. Unter anderen Umständen wäre dies Piso sofort aufgefallen. Doch nun war er so eingehend mit sich selber und seinen eigenen Problemen beschäftigt, dass er sogar seine eigene Frage, warum diese Frage aufgekommen war, vergaß, beziehungsweise in die Müllhalden seines Gedächtnisses schubste.
Vera erkannte sofort die Ernsthaftigkeit seiner Situation. Nun, um ehrlich zu sein, jeder hätte sie erkannt. Ja, sie brach sogar mitten in ihrem Satz ab und starrte ihn mit einem Gesichtsausdruck an, welcher ihn dazu veranlasste, zurückzurücken auf seinem Stuhl. Oftmals löste er solche Gefühle bei Mitmenschen aus, wenn er ihnen von jüngeren Ereignissen erzählte –Erstaunen, Entsetzen, Verwunderung. Doch es tat schon ein bisschen weh, das bei seiner Schwester zu sehen.
Und nun kam sie mit einem Schwall von Fragen und Mutmaßungen. Manche davon deuteten sogar in die richtige Richtung, und Piso wandte sich auf sienem Stuhl herum voller Unbehagen, als ob er von den Worten seiner Schwester überschwemmt werden würde. Es blieb ihm nicht viel mehr übrig, als in Halbsätzen zu antworten.
„Natürlich kann ich woanders das Vergnügen suchen, aber... schau, es ist sehr kompliziert, das ganze, ich... ach, ja, natürlich, das mi dem Heu, ich meine, das waren doch nur... du weißt schon, und ich habe Schafsdarm zur Verhütung benutzt... und nein, das waren doch nur Plebejereinnen und Sklavinnen... ach, verliebt, das ist so ein großes Wort, weißt du, das... ich, ich, ich, überdenken, du verstehst nicht, ich... na ja... sie ist eine Decima, aber nicht aus dem Zweig, der besonders einflussreich ist... also... ich weiß ja, meine Zukunft...“
Er ließ seinen Kopf senken und blickte sich selber auf den Schoß. „Ach, Vera, Liebstes... es ist alles so schwer... schau... ich... habe wirklich...“ Er holte tief Atem und ließ dann die Katze aus dem Sack. „Ich habe mich in sie verknallt. Ja.“, meinte er knapp. „Sie ist Ritterstochter, also unter meinem Stand. Und keine zünftige Beziehung für mich.“ Er schluckte. „Aber... ich fühle mich zu ihr hingezogen. Verstehst du?“ Sein Kopf sackte noch ein bisschen nach unten. "Das Problem ist, ich habe mit ihrem Vater gesprochen, und ich habe ihm versprochen, mich mit ihr zu verloben." Jetzt musste ihr das Ausmass seiner Sorgen bekannt sein. „Ich liebe sie, aber unsere Familie wird mich deswegen umbringen. Ich bin in einer grauenhaften Position. Könnte ich dagegen nur was machen... Vera? Verstehst wenigstens du mich?“ Er blickte sie aus traurigen Augen an. „Was soll ich bloß machen?“ -
Gebannt blickten zwei pisonische Augen auf das Tier, jenen Klotz, jenes Trum, welches durch bisher ungeahnte Transportmöglichkeiten nach Rom verschleppt worden war. Nun trompetete es sogar. Es war einfach wundervoll. Mirza, wie der Elefant hie war fürwahr das schönste Tier seiner Art, welches Piso jemals zu Gesicht bekommen hatte. Wie verzaubert verharrte sein Blick auf dem Tier. So überhörte er sogar seinen Namen, welcher von Serrana nicht nur einmal, nur nur zweimal, sondern sogar dreimal gerufen wurde. Erst als er sich ihr zuwandte, und sie fragte, was sie vom Tier hielt, und daraufhin eine negative Antwort bekam, bemerkte er, was vor sich ging.
Er blcikte schnell auf das große graue Tier, bevor er wieder auf Serrana schaute. Kurz, für einen kaum merklichen Moment, zog er seine rechte Augenbraue hoch, bevor er seine Stirnmuskel mit voller Anstrengung dazu zwang, sich wieder einzurenken und normal dreinzuschauen.
„...“
Er hatte wirklich etwas sagen wollen, doch jener unerwartete Widerstand von einem Mädchen, dem er eigentlich nur eine Freude hatte berieten wollen, hatte ihn die Sprache verschlagen. Kurz flimmerte in seinen Augen etwas auf, was vielleicht von einigen als Enttäuschung interpretiert werden könnte, oder von anderen einfach nur als absolut neutrale Gefühlsregung.
Dann rang er sich zu einem verständnisvollen Lächeln durch. „Weißt du was? Das macht nichts. Ich bin ja schon einmal auf einem geritten. Ich muss das nicht mehr machen. Ich hätte es sowieso nur für dich gemacht. Wenn du nicht willst, das macht doch nichts!“, verkündete er und strahlte sie an. „Ich habe nicht gedacht, dass... na ja. Es ist ja komplett egal!“ Er mochte Serrana, er wollte niemals ihr etwas aufzwingen, was sie nicht wollte. Er hatte einfach nur gehofft, sie würde es schätzen, wenn er ihr etwas bot, was sie sonst nie erleben würde.
„Ohne dich hat es doch keinen Wert. Ich will nichts beweisen. Außer meine Bereitschaft, mit dir etwas zu unternehmen.“, meinte er einfach nur. „Dann gehen wir. Ganz einfach.“ Er drehte sich kurz zum Parther hin und warf ihm etwas zu, was man als bedauernden Blick bezeichnen konne. Dieser jedoch kümmerte sich nicht drum. Er war schon damit beschäftigt, einigen Leuten, welche Hannibal spielen wollten, beim Aufstieg zu helfen.
„Gehen wir woanders hin. Wohin würde es dich heute ziehen, Serrana?“, fragte er. Sie war durchaus ein bemerkenswertes Mädchen, dachte er. Sie hatte ihre eigene Meinung. Sie ließ sich nicht immer was sagen. Vielleicht brachte es mehr, wenn er auf sie einging, und er sie nicht dazu veranlasste, auf ihn einzugehen. -
“Nun ist es ja so, dass der Imperator in Reichtum lebt. Ist es vermessen, dafür zu verlangen, dass er dafür auch mehr arbeitet als der Rest von uns?“, fragte er, nicht ohne sich schnell zu korrigieren: „Aber vermutlich hast du recht, der Kaiser wird wissen, was er tut. Er ist von den Göttern bestallt, um uns zu regieren.“ Mühsam schluckte er seine Enttäuschung darob hinunter, dass der Kaiser nicht regierte, sondern sich an der Bucht von Neapolis die Sonne auf den Bauch strahlen ließ. „Nun, in Zukunft wirst du wohl häufiger im kaiserlichen Palast sein. Und ich arbeite dort drinnen. Ich bin noch nicht vergiftet. Hoffe ich mal.“, sagte Piso, ein bisschen verwirrt über Verus‘ Kommentar bezüglich des Kaiserpalastes.
Doch er wandte sich nun dem Bart zu. „Denkst du das? Na ja, Bärte sind ja jetzt in Mode gekommen, man sieht immer mehr Leute mit solchen herumrennen. Den Kaiser zum Beispiel. Aber ich halte es da eher mit den Traditionalisten, die sich rasieren. Na ja, jedem das seine.“, meinte Piso und zuckte die Achseln. „Solange man seinen Bart pflegt, kann man nichts dagegen sagen.“Er seufzte. „Ja, das Rechtssystem ist gut, aber auch etwas verwirrend. Ich werde, so hoffe ich, irgendwann Senator. Und dann werde ich einiges verändern wollen.“, meinte Piso. -
Der strenge Gesichtszug des älteren Flaviers zeigte drastisch auf, dass die dünne Aussage des Piso genau in der Sekunde aufgedeckt worden war, als sie seinen Mund verließ. Piso war zwar, rein körperlich, größer als Furianus, dennoch kam er sich im Vergleich zu ihm nun wie ein Zwerg vor. Furianus hatte ihn in seinem eigenen Zimmer zur Schnecke gemacht. Piso war solchen Widerstand nicht gewohnt, was auch der Grund war, wieso er sich jetzt den Worten des Älteren fügte. Doch der informierte Zuseher hätte sofort gewusst, dass der junge Flavier sich schon bald an die neuen Umstände anpassen würde und seine kindische Trotzigkeit wieder an den Tag kommen würde. War es denn bei einem 10-jährigen Knaben (der ja noch in Pisos Gehirn herumspukte) anders?
Doch das Thema bezüglich seines Lyraspiels sollte Furianus nicht mehr tangieren, und Piso war darüber sehr erleichtert. Solange er zurückdachte, noch nie war er froh gewesen, dass dieses Thema ausgelassen wurde. Er hütete sich davor, es in weiterer Folge zur Sprache zu bringen, würde es doch nur, um es salopp auszudrücken, weitere Deckel auf seinen Kopf deswegen setzen. Immerhin sah er eine ganz, ganz leichte Entkrampfung bei Furianus, als er ihm versicherte, er würde sich öffentlich zurückhalten, was seine Ehrerbietung für den unglückseligen letzten claudischen Kaiser anging.
Vielmehr war das neue Thema nun die Ausbildung von Pisos. Jener hatte rein gar nichts gegen eine juristische Ausbildung, viel eher war dies schon immer ein geheimer Traum von ihm gewesen, und er war Furianus ganz und gar nicht böse deswegen, dass er dem jungen Patrizier eine solche Ausbildung ermöglichte. Nur fand er irgendwie, dass der Vinicier doch eine Stufe zu hoch war. Oder doch nicht? Konnte für einen Flavier irgendetwas zu gut sein? Er richtete sich unwillkürlich auf, als er daran dachte. Soviele Meriten Hungaricus hatte, so war er doch von weniger nobler Geburt als Piso. Daran konnte man sich halten, obwohl Piso in seinem Herzen alle römischen Bürger als gleichgestellt betrachten wollte.
Er wischte die Gedanken beiseite durch heftiges Nicken, welches wohl nach außen wie Enthusiasmus erschien. „Gut. Dann machen wir das. Aber nehmen wir einmal, in den nächsten Tagen wird der juristische Kurs wieder in Gang gesetzt. Dann wird es doch nicht nötig sein, den jetzigen Statthalter von Germanien von seinem Tagesgeschäft abzuhalten. Oder?“, fragte er. Denn innerlich hatte er trotz allem etwas Furcht davor, sich dem großen Juristen zu stellen.Doch eine gute Nachricht gab es, Furianus war bereit, sich für Piso für einen besseren Posten im Palast einzusetzen. Zwar wusste er, dass der im Grunde aelische Kaiser sich nicht allzu großer Beliebtheit im flavischen Hause erfreute, doch hatte Piso eine bei weitem engere Beziehung mit den Aeliern als jeder andere Flavier, und zwar durch seine Sandkastenfreundschaft mit Aelius Archias, mit der er aber hier, zu diesem Zeitpunkt, nicht unbedingt hausieren gehen wollte. Von daher aber war er der einzige Flavier, so dachte er, der bei den Aeliern vielleicht etwas erreichen konnte. Die Frage der eigenen Unzulänglichkeit stellte sich bei Piso, anders als bei vielen Familienmitgliedern, nicht. Er war von sich selber komplett überzeugt.
Er hielt in seinem Redeschwall inne. Zwar hatte er sich sofort korrigiert, als er statt Praefectus Procurator gesagt hatte, doch schien es Furianus ihm übel zu nehmen. Tja, sich versprechen durfte man beim Senator wohl nicht. Piso verzichtete auf eine Ansage a la „Hab ich doch gesagt“, denn sofort klang Furianus wieder weniger angefressen.
Bei ihm schien die Neigung zum verwaltungswesen wohl auch zu existieren. Nun war es so, dass sich Piso dort ebenfalls gänzlich daheim fühlte. Dem Druck eines Priesters jedoch wollte er sich nicht aussetzen, obwohl das mit der Arvalbruderschaft nicht schlecht klang. Wenn ihn jemand auf seine geistlichen Qualifikation hin befragen würde, könnte er ja auf seine baldige Mitgliedschaft bei jenen verweisen. Je mehr er darüber nachdachte, desto mehr gefiel ihm die Idee.
Eine Frage rüttelte ihn aus seinen Gedanken. „Hmm. Schon seit einiger Zeit. Seit Martis.“, überlegte er. Zwar mochte das für normale Personen nicht für eine Beförderung ausreichen, sicherlich aber für einen Patrizier. Besonders einen mit ein Mentor wie Furianus.
Doch nun wurde das leidige Thema des Tribunats wieder angesprochen. Piso ging kurz in sich. Vor seinem geistigen Auge tat sich ein Heer auf. Beziehungsweise zumindest einige Zenturien. Sie taten alles, was er sagte. Wenn er sagte, vorwärts, dann würden sie auch vorwärts gehen. Hmm... obwohl er der Soldateska wenig abgewinnen konnte, schien ihm der Gedanke, leute herumzubefehlen, doch nicht mehr zu entsetzlich. Deshalb antwortete er gar nicht, sondern nickte nur schwach, etwas verunsichert von sich selbst. Wie würde er als Soldat sein? Er war ein recht ordentlicher Fechter, inwieweit würde das helfen? Etwas merkwürdiges hatte der Gedanke des Tribunats in Piso ausgelöst. Sorge. Er war kein Mensch, der sich fragte, was passieren würde, wenn etwas käme. Doch nun überrollten sich gegenseitig die Gedanken in seinem Kopf. Zwar schien für patrizische Gesellschaft gesorgt zu sein. Aber was würden wohl die anderen tribune von einem Patrizierschösel wie ihm selber halten? Vermutlich waren viele selber kernige, gestandene Soldaten. Piso würde sich auf eine etwas unkomfortable Zeit einrichten müssen. „Müsste ich da nicht noch irgendeinen... militärischen Kurs ablegen?“, fragte er vorsichtshalber.Doch nun kam ein Thema, welches ihm eher lag. Furianus schien wirklich interessiert. „Also. Was ich mir überlegt habe, ist ein neues Verwaltungsgesetz. Und zwar würde es dadurch Richtern ermöglicht werden, Entscheidungen von öffentlichen Körpern für null und nichtig zu erklären. Und zwar nur, wenn eine Entscheidung von jemanden angefochten wird, der genuegend Interesse an der Entscheidung besitzt, und diese Anfechtung in einem gewissen Zeitraum gebracht hat.„ Er überlegte kurz. „Entscheidungen könnten, wenn diese Anforderungen erfüllt sind, aufgehoben werden, wenn bewiesen werden kann, dass sie illegal war, dass sie irrational war, das der Entscheidungsträger befangen war oder dass eine falsche Verfahrensweise angewendet worden war.“ Er räusperte sich. „Sollte das bewiesen werden können, wird der betreffende öffentliche Körper eine neue Entscheidung treffen müssen, und zwar in jenem prozeduralen Rahmen, den das Gericht vorgibt.“ Er räusperte sich abermals.
„Das klingt jetzt sehr kompliziert, denke ich. Lass mich dir ein Beispiel geben. Wenn wir schon beim Heer sind – nehmen wir einen Optio, der zum Centurio erhoben werden will. Ein anderer wird aber statt ihm erhoben. Diese Erhebung kann für nichtig erklärt werden, wenn zum Beispiel der für die Erhebung zuständige Offizier die Entscheidung, sagen wir, seiner Mätresse überlassen hat, oder sie gemacht hat, weil er bestochen worden ist – das wäre ganz klar illegal. Sie wäre auch ungültig, wenn der Offizier den einen Optio erhoben hätte, nur weil jener rote Haare hat – das ist ganz klar ein irrationales Motiv. Oder aber der erhobene Optio ist der Sohn des Offiziers – ganz klar wäre er befangen in jenem Fall. Oder, sagen wir, der Offizier hat eine unfaire Methode angewandt, um festzustellen, wer geeigneter war. In all diesen Fällen müsste der zuständige Offizier neu entscheiden. Und zwar nach jenen Richtlinien, welche das Gericht vorgibt.“ Er atmete tief aus, es verlangte ihm anch einem Schluck Wasser nach der langwierigen Erklärung. „Das ganze wäre dann natürlich viel komplexer. Ich könnte dir den detaillieren Gesetzesrahmen aufschreiben, wenn du willst." -
Träge wanderte der Blick des Primicerius über die Kanzlei an jenem drückend heißen Sommertag. Das Officium roch nach Schweiß. Irgendjemand hatte einen Furz lassen, und der Flatulenzgeruch wollte einfach nicht weichen. Mehrere Notarii waren im Sitzen eingenickt, sachte durch die Hitze in Morpheus‘ Arme hineingefallen. Ein regelmäßiges Rütteln der Kommitteeleiter an den Ärmeln der Notarii weckte den einen oder anderen unverhofft wieder auf. Doch viel konnte man nicht ausrichten.
Denn das Auge des Piso war das einzige, was heute groß in Bewegung war. Die meisten Notarii schauten sehr gleich aus, wenn sie an ihren Tischen saßen. Viele sahen so aus, als ob sie dösten, doch konzentrierten sich auf das vor ihnen liegende Formular. Bei vielen an deren täuschte der Eindruck aber nicht.
Gelegentlich kam ein Notarius ins offensichtliche Schlafen – der Kopf fiel zurück, und mit herausgestreckter Zunge wurde dann zum Schnarchen begonnen. Einer schickte sich sogar an, im Schlaf mit sich selbst zu reden, und wurde darob mit einem Schubser wieder aufgeweckt.
Eine löbliche Ausnahme zu diesem verdrießlichen Verein gab es – Glaucus von Byrsa, der Leiter des Kommittees für Anfragen aus dem Cultus Deorum. Er war ein alter Mann aus Mysien, der allerdings, was Götter anging, sehr versiert war. Deshalb pflegte er auch des öfteren innerlich diverse kappadokische, mykenische oder skythische Gottheiten auf Leute zu hetzen, die er nicht mochte. Er erhob sich und schlurfte müde zu Piso hin.
„Kannst du auch nicht schlafen, Boss?“, fragte er den jungen Patrizier ernst, fast besorgt, und keuchte, fast so, als ob er stundenlang gerannt wäre. Seine Gesundheit war nicht einwandfrei. Bald schon würde er in Ruhestand gehen.
Piso gab ihm nur einen müden Blick und lächelte. „Du hast verloren. Du warst der erste, der sich bewegt hat.“ „Wie bitte? Ich komme nicht mit.“ „Ist ja egal.“, machte Piso, der innerlich eine Art von Spiel erfunden hatte. Beamtenmikado. Wer sich zuerst bewegt, hat verloren.
So seltsam seine Erfindung auch war, selbst 2000 Jahre später würde sie sich noch ungebrochener Popularität in Amtsstuben, Offizien und Büros erfreuen. -
Piso war so zielstrebig auf den Elefanten konzentriert, dass ihm das Unbehagen, ja, man konnte sagen, die Angst seiner Begleiterin gar nicht wirklich auffiel. Sie suchte es ja gut zu verstecken, doch hätte sich der Flavier die Mühe gegeben, umzudrehen und einen Blick auf Serrana zu werfen, wäre ihm ohne Zweifel aufgefallen, dass Schweißperlen ihr Gesicht herunterannen. Seine eigene Unbekümmertheit, die sich im starken Kontrast zur Serranas Gemütszustand befand, überdeckte jedoch alle sonstige Bedenken in seinem Kopf, und führte dazu, dass er wirklich glaubte, er hätte die Decimerin von allen Sorgen befreit, was den Elefanten anging.
Mit dieser Überzeugung stand er also vorm Elefanten, voller Bewunderung auf das mächtige Tier schauend. Es war noch größer als das, welches er in Antiochia gesehen hatte.
Ihre Zustimmung drang an sein Ohr, die Halbherzigkeit darinnen entging Piso, der mit Gefühlszuständen nicht allzu vertraut war. Und weitere Überlegungen, was ihre Stimmlage zu bedeuten hatte, wurden zur Seite gewischt, als er den Parther hörte.
Dieser war nämlich ein paar Schritte nach vorne gegangen und fing laut zu verkünden an: „Meine Damen und Chherrren! Ichh chheiße Rustam, und dies ist der mächhtige Elefant Mirza! Ein Rritt auf ihm, Damen und Chherrren, rrrund um den Marrrkt, kostet nurr 20 Sesterrrzen prrro Perrson!“ Sein harter parthischer Akzent klang in jedem Wort durch, und stechend blickte er in die Menschenmenge.
Piso beugte sich zu Serrana hin. „Was denkst du?“, fragte er. Seine Augen funkelten vor Begeisterung. -
„Nein, nein, wirklich nicht!“, rief Piso ein bisschen sich schuldig fühlend aus, als Romana ihn so anfuhr. Womit hatte er das bloß verdient, war er denn nicht ein Mann, der immer wieder im Sturm die Herzen einnahm? Seltsam, die Claudierin schien nicht darauf anzusprechen. „Wie kommst du nur drauf?“, fügte er hinzu, mit zwei abwehrend erhobenen Händen und leicht konfusem Gesichtsausdruck. Obwohl er wusste, was sie meinte. Es musste für eine Frau schwierig sein, eine solch enorme Größe zu haben. Sicherlich gab es einige Aspekte daran, die nicht schön waren für die Claudierin.
Ihre nächsten Worte verwunderten ihn. „Du vertraust eher einem dumpfen, miesen Sklaven als mir?“, grinste er. „Du musst eines Wissen. Der Name Flavius Piso steht für einen Einblick in die Taxonomie der Ästhetik und der Schönheit, die nur wenigen Leuten je vorbehalten ist. Jenseits der ausgetretenen Pfade schweift mein Blick, uninteressiert bin ich an den Geschmäckern des Fußvolkes und des öden, wüsten Geistes der Normalität. Nein, ich bin es mir schuldig, dass ich mich gebührlich darüber hinwegsetze und mein Auge auf jenes richte, was sich dem ungeübten Auge verschließt!“, schwafelte er. „Die olfaktorischen Sinne sind bei mir überdurchschnittlich ausgeprägt, das sage ich dir, doch niemand übertrifft meinen Geschmack für... außergewöhnliche Musik.“ Er lächelte schwach. „Sicherlich kann dir das mein Sklave, auf dessen Urteil du so viel Wert legst...“, ein Schatten von Verwunderung huschte über sein Gesicht, gepaart mit einem gewissen Grad an Angefressenheit, „...dies bestätigen.“Er blickte streng zu seinem Britannier hin, der die Achseln zuckte und mit nasaler Stimme „Stimmt.“ Von sich gab. Stolz blickte Piso wieder auf die Patrizierin vor ihm. „Siehst du?“, veranlasste ihn sein überdehntes Ego zu sagen.
Was sie nun sagte, veranlasste ihn dazu, zu lachen. „Oje, da habe ich wohl einen Schmarren dahergeredet!“, grinste er kopfschüttelnd. „Meinen Lehrer will ich nicht beschuldigen, es muss doch eher an dem Vakuum in meinem Schädel liegen, hahaha!“, lachte er. An seiner Stimme konnte man erkennen, dass er dies ironisch gemeint hatte, er selber war – wie die meisten Menschen, um ehrlich zu sein - sicher, dass sein Gehirn absolut verblüffende Kapazitäten hatte, welche nur nicht ausgeschöpft werden.
„Isch bing oos Ravänna unn isch grussä disch.“, wiederholte er stolz ihren Satz und hob leicht die rechte Augenbraue, als sie von ihrer Abstammung zu sprechen kam. „Interessante Familiengeschichte.“, meinte er. Die Claudier schienen eine Schwäche fürs Etruskische zu haben, war doch Kaiser Claudius fließend in jener Sprache, da seine Frau eine etruskische Muttersprachlerin war.
Er musste wiederum lachen, als er die pessimistische Ansage bezüglich der Stimme der Patrizierin hörte. „Realistisch gesehen, ist deine Stimme gut, da lässt sich drauf aufbauen. Sicherlich findet sie die Zustimmung des Pöb... äh, des normalen Menschen.“ Er war sich ziemlich sicher, dass dies stimmte. Sie hatte eine gute Stimme, vielleicht nicht so gut wie die der „Muse“ Aoide (welche traumhaft sang, wie er im Nachhinein zugeben musste), aber eine echte Alternative. Vielleicht, wenn er es geschickt anstellte, würde er die Frau vor ihm dazu bringen, Texte von ihm zu singen? Wer konnte das wissen?
„Genau, ich bin der Künstler!“, antwortete er pompös und wollte sich schon in Pose werfen, da fiel das Wort „Eier“. Die Pose misslang, Piso starrte sie an und verzog die Lippen. Na prima, das hatte die Acta natürlich hervorstreichen müssen. Hoffentlich hatten den Artikel nicht zuviele Leute gelesen, dachte er sich zum ersten Mal. Der Gedanke ließ sein Gesicht zusammensacken wie überhitzte Salzburger Nockerl. Dazu noch ihr Tonfall, nein, das wollte ihm nicht gefallen. Ob er jetzt wirklich noch mit ihr zusammenarbeiten wollte? Sie schien schon eine vorgefertigte Meinung zu haben. „Der bin ich.“, bestätigte er ihr also knapp.
„Mich freut es auch, Bekanntschaft zu machen mit einer ehrwürdigen Claudia wie dir.“, handelte er die Begrüßungsfloskel ab, bevor er aufs Geschäft zu sprechen kam. „Also, Claudia Romana, ich habe hier einen Zettel. Kannst du Noten lesen?“, fragte er, als er sein pergamentstück hervorholte und es ihr unter die Nase hielt. Auf dem Pergament war ein Text niedergeschrieben, gesäumt von einer Reihe von griechischen Buchstaben, welche die Notenfolge herausdeutete. „Habe ich selber geschrieben.“, meinte er stolz. Was er nicht wusste, er hatte mit seinem Text einen späteren Lied vorweggegriffen. Und zwar keinem geringerem Lied als „Ich steh im Regen“. -
[Blockierte Grafik: http://www.cavernbeatles.com/blog/images/baldrick.jpg] Cassivellaunus
Cassivellaunus hörte andachtsvoll zu, wie Fiona ihre Geschichte erzählte. Sie erzählte von der Keltin, die sie kennen gelernt hatte, und ihrem Plan. Dass sie der Keltin 20 Denare geben wolle und sich dann von ihr aus Rom herausschmuggeln lassen wolle.
Cassivellaunus schluckte mehrere Male, als er den doch sehr abenteuerlichen Plan hörte. Dem Sklaven des Flavius Piso wurde schwummrig, als er das Blitzen in ihren Augen sah, welches eindeutig verkündete, dass sie die Wahrheit sprach. Er blinzelte und nickte dann langsam. Doch er hatte seine Bedenken. Genauer gesagt, eine einzige.
„Sie werden dich erwischen! Und dann ans Kreuz schlagen!“, jammerte er und wachelte mit beiden Händen in der Luft herum. Dies Unterfangen war nutzlos, Fiona ließ sich nicht davon abbringen.
Nach einer sehr langen Debatte sah Cassivellaunus auch ein, dass er nichts ändern konnte. Er verabschiedete sich mit einem „Viel Glück!“, dem erhlichen Versprechen, davon nichts zu sagen, und dem Vorsatz, Fiona in seine Gebete an die Götter von Annwn einzuschließen, wenn er sich heute am Abend ins Bett begeben würde.Sim-Off: So, habe den Thread mal fertig gemacht.
finis
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Er war nun endgültig auf den Kiesweg abgedrängt worden, und die spitzen Steine schmerzten seiner zarten Haut an den Fußsohlen mehr, als es Worte auszudrücken vermochten. Er quakte regelrecht vor lauter Schmerzen, und die Wut stieg in ihm auf. Ein leises Knurren entfuhr seinem Mund. Sein Mund öffnete und schloss sich abechselnd. Er japste, vor Entsetzen, Erstaunen und Zorn. Niemand half ihn, und das damaszenische Luder war wieder aus ihrem Versteck hervorgetreten.
Der Zorn vernebelte seine Sinne. Der Zorn tötete sein Schmerzempfinden ab.
Ein Berserker verliert in Rage jegliches Schmerzgefühl und stößt jegliches moralische Gefühl, dass in ihm ist, komplett ab. So erging es Piso.
Er begann zu laufen. Zu rennen. Auf Semiramis hin, wutentbrannt, in seiner Ehre gekränkt, mit dem Ziel, ihr Gehorsam beizubringen. Und bist du nicht willig, so brauch ich Gewalt, dachte er, als er vor ihr zu stehen kam. Sie lachte noch immer, hatte wohl nich bemerkt, dass er nun vor ihr stand. „DU!“, herrschte er sie an. Seine Augen blinzelten, fast so, als ob er vor Rage betrunken wäre. „Dir werde ich es zeigen! Du nichtsnütziges Luder!“, fauchte er. Seine rechte Hand zitterte, er konnte sie nicht mehr unter Kontrolle halten. Sie fuhr nach oben und dann mit voller Wucht nach links. Ob er ihr die deftige Ohrfeige, die er ihr verpassen wollte, gegeben hatte oder ob er sie verfehlt hatte, wusste er gar nicht, das Gefühl an seiner Hand – die Adern waren selbst dort vor Zorn geschwollen – wäre das selbe gewesen. Er atmete tief ein und aus, dann zischte er: „Du willst wohl die Nacht im Loch verbringen, hmm? Willst du das? Von deinem Verhalten kann ich schließen, dass du dich regelrecht danach sehnst. Den Wunsch kann ich dir leicht gewähren.“ Er blickte sie zornentbrannt an. „Entschuldige dich. Sofort. Wenn so etwas nie wieder vorkommt, dann will ich darüber hinwegsehen. Und ich will dir noch sagen – ich bin dein Herr, selbst wenn dir das noch nicht in deinen Sturschädel vorgedrungen ist. Ich besitze dich. Ich kann tun und lassen mit dir, was ich will. Du kannst froh sein, dass du an mich gekommen bist. Was andere getan hätten mit dir, will ich gar nicht wissen.“ Er schnaubte scharf aus. „Schau mal, Mädchen. Ich will dich zur Besinnung bringen. Es ist nicht nötig, dass du dich so aufführst. Du schadest dir selber.“ Indigniert blickte er ihr in die Augen. „Also?“ -
Phoebus hielt sein Wort, er führte die Fremde zum Atrium, wo die Flavier immer ihre Gäste in Empfang nahmen. „Warte kurz hier, der Senator wird sicher gleich hier sein.“, quäkte der Kleine und ging hinfort. Sicher würde Flavius Furianus gleich hier sein, bis dann wollte Phoebus wieder an der Porta stehen und darauf warten, Besucher hinein- und herauszuführen.
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Er fühlte die Berührung ihrer Lippen an seiner Hand. Wohlig fühlte sie sich an, vertraut. Er blickte sie an, mit einem Blick voller Liebe und vollstem Vertrauen. Furianus war sicher kein so übler Kerl, obwohl er noch immer etwas darüber schmollte, wie herablassend er ihn anfänglich behandelt hatte. Und Vera war kein Kind mehr. Sie konnte sich durchsetzen, und, bei den Göttern, wie sehr sie das konnte! Er hatte es ja am Forum gesehen. Auf dieses Ereignis kam sie auch zu sprechen. Er runzelte kurz die Stirnbrauen.
„Ich meine nicht den Senator, aber sag mal... wieso erwähnst du ihn? Was ist mit ihm? Was hat dich dazu veranlasst, zu denken, dass ich ihn meine?“ Er lächelte leicht. Was immer es war, er wusste, dass es nichts war, worum er sich Sorgen machen musste. Er hatte durchaus gemerkt, dass Vera ihm einige Blicke zugeworfen hatte auf der Rostra. Blicke der Bewunderung.
„Ich wollte eigentlich über eine andere Person innerhalb der decimischen Familie sprechen. Es ist die Tochter des Ritters Decimus Verus, der Curator Calendariis. Vielleicht hast du ihn gesehen, der mit dem Bart. und seine Tochter... Serrana... ich... habe... wie soll ich nur sagen? Ich habe durchaus... äh... Geschmack an ihr gefunden, und, nun, die Komplikationen sind da sicher offensichtlich?“ Er hoffte, seine Schwester würde verstehen. Etwas bedröselt blickte er sie an und blickte sich schnell um – nein, kein Wirt in Sicht. -
[Blockierte Grafik: http://img249.imageshack.us/img249/7479/acanthusmj4et4.jpg]
Das wäre ich auch an seiner Stelle, bei Cupido, dachte sich Acanthus, als sie ihm forsch antwortete, und lächelte noch immer. Seine Augen fielen ihm fast haraus, als sie an ihm vorbeistolzierte. Was für eine Figur! Was für ein Hintern! Uff! Fast wäre er nach hinten gestolpert. Er grinste sie also nur dämlich an. „Jawohl, gnädigste Dame.“, machte er einsichtig und wandte sich wieder der Porta zu, nicht ohne ihr nochmals verstohlen hinterherzulinsen.
Dann winkte er den jungen Phoebus herbei. "Siehst du die Frau da? Sie will zu Furianus. Geleite sie zum Atrium." Phoebus, ein kleiner Knirps von vielleicht 12 Jahren, nickte und schritt auf die Fremde zu. "Salve. Ich fuehre dich zum Atrium.", piepste der Kleine und fuehrte sie ebendorthin. -
„Ja, ein Artikel...“, sagte Piso in einem Tonfall, dem man durchaus anmerkte, dass ihm das Herz in die Hose gerutscht war. Jetzt! Jetzt wäre der letzte Moment gewesen, um den Artikel zu verstecken. Der letzte Moment, um die Hand wegzuziehen und die Schriftrolle nach hinten zu werfen, um sie dem Griff des Senators vor ihm zu entziehen.
Vergebens jedoch war dieser Gedanke. Bevor er durch seine Nervenstränge seine Hände erreicht hatte, hatte Furianus schon den Zettel genommen, und fing an, ihn zu lesen. Der letzte Nachhall von Pisos ziemlich unangebrachten Gedanken manifestierte sich darin, dass seine Hand kurz hinaufzuckte, wie um das Pergament noch in letzter Sekunde zu erhaschen. Es war aber schon zu spät.
Es war interessant, Furianus‘ Gesichtsfarbe beim Lesen sich ändern zu sehen. Die durch die Sonne Ägyptens braun gebrannte Haut verfärbte sich in eine Farbe, die man unweigerlich mit Sonnenbränden verband. Oder reinster, unkontrollierter Wut.
Furianus‘ Stimme schwang sich zu einem Gebrüll auf. Die Schallwellen brachten Pisos Trommelfellle zum Beben. Auf den Regalen wackelten die Porzellanfigürchen, die Piso so leidenschaftlich sammelte, vor sich her. Was da an Flüchen aus dem Mund des Senators kam, ließ Piso, selbst kein sonderlich spiritueller Mensch, zusammenzucken. „Ich...“, begann er, ließ aber den Satz unausgesprochen. Seine eingeschüchterte, zittrige Stimme hätte gegen den Donnerklang des Senators null Chancen gehabt.
Nicht nur genug damit, dass der Ältere ihn ausschimpfte wie ein Kleinkind, dass ein Familienerbstück kaputt gemacht hatte, nein, er konnte nur mit Mühe seine Faust davon abhalten, ein Delikt von Körperverletzung an Piso zu verhindern. Die Faust, die auf ihn zuschnellte, war groß. Und haarig. Und knochig. Sicher würde sie weh tun.
Piso gurgelte vor Entsetzen und rutschte an seinem Bett zurück, was einen Faustschlag nicht verhindert hätte. Vor Schrecken war er zusammengefahren und beachtete die Schimpftirade des Furianus nur noch mehr am Rande, während er sich selbst zu beherrschen versuchte.
Nur kein Zittern. Und, vor allem, keine Tränen! Was für eine deplorable Situation! Sein Gesicht war fahl geworden. Sein Augenblick verharrte auf der vor ihm in der Luft schwebenden Faust. Er fragte sich innerlich, wie er einen Schreckensschrei nur bloß verhindern konnte, wie ihm das gelungen war. Er musste wohl zu entsetzt gewesen sein dafür.
Aus Furianus schienen die Worte des Wutes geradezu herauszuplatzen. Was er da hörte, ließ ihn zusammensacken, immer kleiner werden. Windelweich, Nichtsnutz, Misskredit, Einfältiger, Kindereien, Verrückter, und ähnliche Wörter umschwirrten seine Ohren. Er ächzte kurz unbewusst, wie ein Boxer, dem bei der Pankration ein sehr schwerer Schlag versetzt worden war. Und tatsächlich war es so, als ob Furianus mit gewaltigen Hieben auf seine (n.b. empfindliche) Psyche eindrosch.Dann war es vorbei. So unvermittelt, wie der Wutanfall gekommen war, entwich er. Schwer atmend ließ sich Furianus auf das Bett sinken. Der Besitzer der Bettes starrte noch immer an die Stelle, an der Furianus vorher gestanden war. Sein Starren war wie das einer Kuh, er starrte nicht, weil dort etwas war, sondern einzig und alleine, weil jener Platz zum Anstarren genauso gut geeignet war wie jeder andere auch.
Stille breitete sich kurz im unaufgeräumten Zimmer aus. Pisos biss sich auf die Unterlippe voller Scham. Furianus hatte ihn fertig gemacht, und er hatte es sich gefallen lassen – aus dem Grund, weil er tief drinnen wusste, dass der Senator recht hatte. Sich in der Öffentlichkeit von Eiern bewerfen lassen gab kein gutes Bild.
Er begann zu reden. Sein Redefluss war stockend, wurde nur langsam flüssiger. „Die Zuseher waren... Peregrini... und ein paar Seesoldaten. Die sind jetzt allerdings alle in Britannien, habe ich gehört. Bis auf einen. Der ist jetzt Curator Calendariis. Decimus Verus.“, gab er zu. „Aber ich habe Freundschaft mit ihm geschlossen. Ich war es, der ihn für den Posten bei Prudentius Balbus vorgeschlagen habe, und er hat die Angelegenheit nie erwähnt. Ich denke, er hat es vergessen. Ich denke übrigens, auch auf seine Unterstützung kann ich zählen. Er ist verwandt mit dem gewählten Prätor, Decimus Livianus.“ Und, was er verschwieg, er hatte einen Senator gesehen. Hätte er seinen Namen – Germanicus Sedulus – gewusst, hätte er sich mit dieser Tatsache noch mehr hinterm Busch gehalten. Dass die freundschaft mit Decimus mit etwas bestimmten verbunden war, erzählte er nicht. Furianus hätte einen Kreislaufkollaps gekriegt, hätte er nun davon gehört.
Doch klang nun die Stimme des vorher so entsetzten Senators viel ruhiger. „Es ist sicher schon Gras drüber gewachsen.“ Öffentlich war er nachher nie mehr aufgetreten. Vorher schon, doch dies war in Ravenna, dort hatten die Leute höflich applaudiert, wollte man es doch nicht mit Flavius Aetius, einer bekannten Persönlichkeit dort, zu tun kriegen.
Nachdem dieses Thema abgehackt war, so hoffte er einmal, kam Furianus auf die Lyra zu sprechen. Nie mehr sollte sie die Haus verlassen. Nie mehr würde er öffentlich spielen dürfen, wenn es nach Furianus ging – außer, er wollte wieder zurück nach Ravenna. „Niemals!“, entrüstete er sich, asl Furianus sagte, er hätte keine Probleme damit, den jungen Flavier zu seinem Vater zurückzusenden.
Dann stohl sich ein vages, kaum wahrnehmbares Gri nsen in sein Gesicht. „Ich kann ja den Sklaven was vorspielen... wenn sie was falsch gemacht haben... als... Strafe.“ Selbstironie! Wer hätte gedacht, dass Aulus Flavius Piso dazu noch imstande wäre. Er ließ den Kopf sinken, sein kurzes Lächeln verlor sich. „Meine Musik spricht halt nicht die Massen an. Ich glaube, du hast recht. Die Leute auf der Straße sind es nicht würdig, dass ich ihnen meine Stimme und mein Lyraspiel angedeihen lasse. Pöbel.“ Er schüttelte den Kopf. War dies abermals Selbstironie oder aber bitterer Ernst? Wer sollte es wissen? Er zuckte die Achseln, damit war das Thema auch für ihn beendet. Den Göttern sei Dank.
Was Kaiser Nero anbelangte, schien Furianus nichts gegen seine Ansicht zu haben, nur dagegen, dass er seine Meinung vor dem Senat äußerte. „Das werde ich nicht tun. Ich weiß, was die Rolle des Senates im Untergang der julisch-claudischen Dynastie gewesen war.“ Damit war dieses Thema hoffentlich auch gegessen.
Dass der junge Flavier Freunde in der Beamtenschaft hatte, schien viel eher als alles zuvor Genannte dem Furianus zu gefallen. „Das werde ich auf jedem Fall tun.“, meinte Piso. Vor allem die Umtrünke wollte er nicht missen.Wie er es schon gedacht hatte, beeindruckte dem älteren Flavier die Tatsache, dass es keine Cursi Iuris mehr gab. Und zwar negativ. Endlich eine negative Überraxhung, deren Ursache nicht Piso war, dachte sich jener aufatmend. Doch Furianus‘ Satz überrumpelte ihn. „Wie? Vinicius Hungaricus, mich prüfen? Der überragende Jurist unserer Zeit?“, stammelte er und musste sich zusammenreißen, um nicht daherzugaffen wie ein verblüfftes Kleinkind, obwohl er das am Liebsten getan hätte. Doch genau so indirekt, wie seine Frage gewesen war, so war Furianus‘ Antwort. Niemand traute sich, eine Summe zu nennen. Piso entschied sich fürs Ausweichen. „Das wird später geklärt.“, meinte er, innerlich die Geldfrage von sich schiebend.
„Und, gut, dann... wa, wa, warte.“, stotterte er. „Nicht mehr im Palast? Aber... ich mag die Arbeit dort! Sie ist gut, und ansprechend. Wieso sollte ich nicht noch etwas länger in der Kanzlei arbeiten? Ich bin sicher, dass ich durch einen Posten bei den Procuratoren Unterstützung unter den Beamten in meiner politischen Karriere erhalten würde.“ Wie man wusste, war die Beamtenschaft eine sehr einflussreiche Schicht, und Piso selber stellte sich vor, dass er wohl in großen Teilen an sie appellieren könnte durch eine vorherige Laufbahn in der Kanzlei, wenn er selber einmal auf der Rostra stand. „Wer sagt, dass ich nicht vor meiner senatorischen Laufbahn noch etwas machen könnte; dass ich nicht Erfahrungen in der echten Welt sammeln könnte?“ Fast hätte Piso noch ein „Nicht wahr, Herr Vigil?“ an seine kleine Rede angehängt, doch hätte das den Bogen etwas überspannt. Den Punkt hätte es aber getroffen. Furianus hatte auch eine Gesichte vor seinem Senatorenrang. „Dies würde mich nicht vorm Ordo Senatorius und von den Arvalbrüdern ausschließen.“, fügte er stattdessen erklärend hinzu. „Schau dir die wichtigen Senatoren an. Frühere Soldaten. Frühere Priester. Ich bin nicht aus diesem Holz geschnitzt, ich bin aber ein guter Beamter, und den Arbeitsethos dieser Schicht würde ich auch als Vigintivir, oder Consul, oder wer auch immer, beibehalten!“ Dieser Punkt war ihm wichtig. „Sollte man mich später fragen, welche Erfahrungen ich in der echten Welt hatte, bevor ich mich der Politik widmete, würde es düster ausschauen, wenn ich mit meinem Posten als kleiner Primicerius daherkäme. Und, warst du nicht selber auch Beamter?“ Er dachte kurz nach. „Procurator Annonae? Nein, Praefectus Annonae. Zumindest habe ich es gehört.“ Fragend schaute er ihn an.
„Tribun, wenn ich das wäre, ich weiß nicht...“ Er blickte unglücklich daher. „Das wäre so weit von Rom weg... Mantua wäre schon eine Strecke. Und was, wenn man mich nach Dakien, oder nach Kappadokien schickt? Oder nach Britannien, oder Germanien?“ Er war verzweifelt. Ein Tribunat, daran würde er ersticken!
„Oh.“, meinte er nur, als Furianus ihn korrigierte, wie schon gehabt. Dann nickte er. „Gut.“, sagte er kleinlaut.
Als sein letzter Satz kam, legte er seinen Kopf leicht schief. „Ich weiss schon, tja... aber willst du, dass ich dir von meiner Idee erzähle?“, fragte er, sehr langsam sprach er dabei. Vielleicht würde sich Furianus wirklich dafür interessieren. -
Die Fremde war offenbar von ihm überrascht worden. Schnell musterte er sie. Sie war nicht nur schier unglaublich groß, sondern auch durchaus schön. Wie die überdimensionale Statue einer Göttin, dachte er kurz bewundernd.Schön war sie nicht auf eine Weise, in der irgendwelche Sklavinnen oder Freudenmädchen hübsch waren, sondern dergestalt, dass man sofort die adelige Abstammung der jungen Frau... oder besser gesagt, Mädchens, erahnen konnte. Ihre majestätische Erscheinung manifestierte sich nicht nur in ihrer gewaltigen Größe – ja, sie überragte sogar den hoch gewachsenen Piso – aber in ihrem Gesicht konnte man, so meinte er, eindeutig eine uralte, edle Abstammung ablesen... und eine skurrille Abart der Durchgeistigtkeit im fortgeschrittenem Stadium. Hmm, kurios. Ihr Haar war ein bisschen verworren, sie war offenbar eine der Personen, die am Morgen ihr Haar kämmten, wobei dieses Vorhaben schon am Vormittag wieder von der Natur vereitelt werden würde. Insgesamt machte sie einen ehrlichen Eindruck. Vielleicht ein bisschen zu anständige-Tochter-mäßig für Piso, aber wer wusste, ob diese Frau nicht auch was drauf hatte?
Auf jeden Fall, der Geruch war umhauend. Ob im negativen oder im positiven Sinn, wusste Piso selber nicht. Es war klar, dass die Extraportion draufgehaut worden war, weil Rom zur Sommerzeit nicht allzu berauschend roch. Hier im Park jedoch spürte man kaum etwas von den Gerüchen der Außenwelt, die Bäume destillierten alles.
„Ich meine, dein Parfüm ist wirklich... extraordinär.“, bemühte sich Piso, etwas Nettes zu sagen. „Die Meinungen darüber, ob diese Extravaganz gut ist, ist ja gespalten. Sieh meinen unglückseligen Sklaven da drüben.“ Er deutete mit der Hand zu Cassivellaunus, der tapfer ausharrend vor sich hin schniefte. „Doch er ist ein Kulturbanause. Ich sage dir, ich finde, es passt ganz ausgezeichnet!“ Vater Iupiter, danke, dass du mich nicht mit Allergien ausgestattet hast, sonst hätte ich mich hier lächerlich gemacht, dachte sich Piso und grinste in sich hinein. Doch ehrlich gesagt, so etwas wäre nicht außergewöhnlich für den jungen Flavier. Darin, sich der Lächerlichkeit preis zu geben, war er sehr gut und erfahren.
Er behielt sein Grinsen bei, als die junge Patrizierin vor ihm weiter sprach. „Habe ich es doch gewusst!“, jubilierte er und bastelte schnell einen Satz zusammen. „Ich bin eine Frau und ich glaube an Geschirr.“, gab er in der uralten Sprache von sich und grinste stolz. „Das heißt ja: Ich bin aus Ravenna und ich grüße dich. Oder?“, fragte er und blickte sie dabei neugierig an. Er war ziemlich sicher, dass er das richtig gemacht hatte.
Was sie nun sagte, veranlasste ihn, die Stirn zu runzeln. Die Patrizierin zog sich vor ihm herunter, wie es ihrem Stande überhaupt nicht angemessen war. „Woher das niedrige Selbstbewusstsein?“, fragte er und lächelte. „Ich finde, jeder Stimme in diesem Universum gebührt ein Platz. Ich meine, es war ganz in Ordnung. Es war schon recht.“ Den großen Massen der Menschen würde diese Stimme vielleicht gefallen, dachte er und verzog kurz die Lippen. Damals, am Mercatus Urbis... lange schien es her zu sein, doch in sein Gedächtnis war es eigeprägt. Vielleicht sollte er tatsächlich nicht selber singen, wie es ihm Decimus Verus ans Herz gelegt hatte. Vielleicht sollte er sich daruaf verlegen, nur Lieder zu schreiben und sich Sänger dafür zu suchen, und Sängerinnen.
Er blickte kurz auf die Frau vor ihm und runzelte erneuerterweise die Stirn.
Dann grinste er sie breit an. „Vielleicht kannst du mir ja einen Gefallen tun?“, fragte er und blickte die Fremde forschend an. „Ach ja, mein Name ist übrigens Piso. Aulus Flavius Piso. Mit wem habe ich die Ehre, Holdeste?“, hörte er sich selber sagen, während er sich lässig am Baum neben ihm aufstützte. „Du musst es nicht tun, wenn du nicht willst, aber fragen kostet nichts, sagt mein Vater immer.“ Der alte Geizkragen, der das Geld nur für sich selber und seine vielen Liebhaberinnen aufwendete. -
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Acanthus musste nicht lange auf die Antwort der Frau warten, prompt kam sie ihr aus dem Mund geschossen.
„Die Scriba des Flavius Furianus?“, fragte er etwas ungläublig, fast hätte er sich die Augen gerieben, weil er es nicht glauben konnte. Eine Frau als Schreiber? Nun, nichts gegen das weibliche Geschlecht, sie konnten gut bügeln, putzen, kochen, und so weiter, dachte sich Acanthus, aber zum Schreiben? Das kam ihm doch schon etwas hanebüchen vor. „Wie heißt du? Alleine-a?“, sprach er ihren Namen sehr falsch aus. „Und der Senator erwartet dich?“ Der Griesgram hatte doch sicher besseres zu tun, als... halt. „Du bist also seine Scriba.“ Noch immer war er ungläubig, doch der Zweifel wich langsam einem anzüglichen Grinsen. „Darauf kann ja wohl nur einer kommen in der ganzen Casa... komm rein Mädchen, aber wehe, der Senator erwartet dich nicht.“, gab er von sich und trat zur Seite, während er sie ins Haus hineinwinkte. Er war sich sicher, wenn die Frau unerwünscht war, würde sie schneller vor der Türe sitzen, als sie ihren merkwürdigen Namen sagen konnte. -
Sim-Off: Huhu!
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Acanthus war ein Philosoph, das war landein, landauf bekannt. Eine perfekte Ausrede, um einfach nur dazusitzen und über ferne Gefilde nachzudenken. Länder, in denen Sklaverei unbekannt war, in denen alle Leute frei waren und alle gleich waren vorm Gesetz... zu schön, um wahr zu sein. Eine solche Zeit würde wohl nie kommen.
Ein Klopfen holte ihn in die bittere Realität zurück. Vielleicht stand da draußen ja jemand, der interessant war. Oder es war wieder der selbe alte Käse, der hier immer wieder auftauchte. Mal sehen.
Die Tür öffnete sich mit Quietschen, und Acanthus blinzelte ins warme Sonnenlicht hinaus. Dies hier war jemand, den er nicht kannte. Eine junge Frau, sehr hübsch auf ihre eigene Art und Weise.
So ließ Acanthus natürlich den Charmeur heraushängen. „Salve, schöne Frau. Willkommen in der Villa Flavia. Wie kann ich helfen?“, sagte er, relativ nett, aber trotzdem fest und entschlossen, sie nicht hineinzulassen, wenn kein guter Grund vorlag.